| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 229 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes Bd. 272
                           								S. 29.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           I. Rohmaterialien und Malz.
                              								
                           Ueber die Resultate der Anbauversuche der deutschen
                                 										Kartoffelkulturstation im J. 1888 erstattete der Vorsteher dieser Station,
                              									Dr. v. Eckenbrecher, in der Generalversammlung des Vereins der Spiritusfabrikanten in Deutschland Bericht
                              										(Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 9
                              									Ergänzungsheft S. 36 und 68). Wir können auf die sehr umfangreiche, mit
                              									Sachkenntniſs und groſsem Fleiſse ausgeführte Zusammenstellung hier nicht näher
                              									eingehen, um so mehr, als von den Versuchen eines Jahres und noch dazu des ersten
                              									Versuchsjahres, bei der groſsen Schwierigkeit, welche eine derartige, umfangreiche
                              									Versuchsanstellung in der Organisation und Ausführung bereitet, definitive Resultate
                              									unmöglich erwartet werden können. Ebenso können wir auf den Bericht über vergleichende
                              									Anbauversuche mit verschiedenen Kartoffelspielarten, ausgeführt im J. 1888
                              									in Emersleben, mitgetheilt von F. Heine in der
                              									angeführten Zeitschrift S. 97, sowie ferner auf die Mittheilung von W. Paulsen (S. 107) über Paulsen's Pflanzmethode der Kartoffeln,
                              									ähnlich der von Gülich, hier nur aufmerksam machen.
                           Das Thermometer zur Mietencontrole empfiehlt W. Martin in der Zeitschrift
                                 										für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 14. Derselbe hat bei Messungen in der
                              									Temperatur der Kartoffelmieten groſse Schwankungen von 6 bis 25° gefunden. In den
                              									Mieten mit etwa 6° waren die Kartoffeln gesund, in denjenigen mit hoher Temperatur
                              									dagegen stark gekeimt und im Beginne zu faulen, so daſs eine schnelle Verarbeitung
                              									dieser Kartoffeln geboten war. Eine Temperatur von etwa 6° hält der Verfasser für
                              									die geeignetste. Er empfiehlt dringend, die Temperatur in den Mieten öfter zu
                              									ermitteln, um, wo die Temperatur zu hoch ist, durch geeignete Maſsregeln dem
                              									Verderben der Kartoffeln rechtzeitig vorbeugen zu können.
                           Heber das Verarbeiten von im Herbst eingefrorenen Kartoffeln
                                 										im Frühjahre macht G. Heinzelmann in der Zeitschrift für Spiritus Industrie, Bd. 12 S. 137,
                              									Mittheilung. Danach lieſsen sich Kartoffeln, welche im Herbst eingefroren und im
                              									April wieder ausgegraben wurden, noch ohne groſse Schwierigkeiten und mit gutem
                              									Erfolge verarbeiten. Die eingefrorenen Kartoffeln stellten Stärkeklumpen von mehr
                              									oder weniger trockener Beschaffenheit dar, welche noch lose von der eingeschrumpften
                              									Kartoffelschale umhüllt wurden. Die Stärke war theilweise noch weiſs, theilweise
                              									grau bis braun gefärbt und zeigte unter dem Mikroskop gesunde und durch Pilze
                              									verletzte Körner; das Zellgewebe schien zum Theil zersetzt zu sein. Die Kartoffeln
                              									wurden durch Sieben von Erde befreit, da beim Waschen ein groſser Theil der Stärke
                              									verloren gegangen wäre. Es erwies sich als zweckmäſsig, das Dämpfen genau in
                              									derselben Weise wie beim Mais oder Getreide vorzunehmen, d.h. den Dampf von Anfang
                              									an nur von unten in den Henze'schen Apparat
                              									einzuführen, während man oben etwas Dampf abblasen lieſs. Dämpfzeit etwa 2 Stunden
                              									bei 4 bis 4at,5. Ferner war eine Entschalung der
                              									Maische nothwendig, wobei sich der Müller'sche Apparat
                              									sehr bewährte. Die enttreberte Maische war sehr dünnflüssig und gebrauchte deshalb
                              									nur sehr geringen Steigraum, da ein Steigen und Fallen der Maische während der
                              									Gährung nicht stattfand. Der Inhalt der Gährbottiche betrug im Durchschnitt 3333l und zu diesen wurden verarbeitet etwa 3hl gesunde, 25hl
                              									erfrorene Kartoffeln und 200k Grünmalz,
                              									einschlieſslich Hefe. Die Maische zeigte nach dem Abstellen im Gährbottich 25 bis
                              									26° B. und enthielt noch unaufgeschlossene Stärkekörner. Die Vergährung dieser
                              									Maische war nicht gut, was Verfasser darauf schiebt, daſs es der Hefe an
                              									stickstoffhaltigen Nährstoffen mangelte. Die Ausbeute war jedoch besser, als man
                              									erwarten konnte, denn es wurden im Durchschnitt von einer bis zur anderen amtlichen Abnahme,
                              									wobei stets ⅔ des Maischmaterials an gefrorenen Kartoffeln verarbeitet wurde, 9,7
                              									Proc. vom Maischraum erzielt. Von einer Maische, deren Alkoholgehalt nach Analyse
                              									10,2 bis 11,7 Proc. betrug, wurde eine Probe, nachdem der Alkohol verdunstet war,
                              									zunächst mit etwas Diastase, dann von Neuem mit Hefe in Gährung versetzt; es wurden
                              									noch 3 Vol.-Proc. Alkohol gebildet. Die chemische Untersuchung dieser Maische hatte
                              									noch 5,1 Proc. Maltose und 2,67 Proc. Dextrin ergeben. Die Qualität des Alkohols war
                              									dieselbe wie die des gewöhnlichen Rohspiritus. Die Abfälle und Treber wurden vom
                              									Vieh gern und mit Vortheil aufgenommen. Ob sich in allen Fällen eingefrorene
                              									Kartoffeln so gut halten werden, muſs dahingestellt bleiben; Boden- und
                              									Witterungsverhältnisse spielen dabei gewiſs eine groſse Rolle.
                           Ueber das Mälzen von Mais und Gerste auf pneumatischem Wege
                                 										nach Galland theilt Schrohe in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 45, die
                              									Erfahrungen mit, welche man mit der pneumatischen Mälzerei nach Patent Galland in der Brennerei der Distillerie Franco Argentine in Conchitas bei Buenos-Ayres (vgl. 1889 271 281) gemacht hat. Danach functionirt die Anlage in
                              									jeder Weise vorzüglich und zur gröſsten Zufriedenheit. Ueber denselben Gegenstand
                              									mit besonderer Berücksichtigung der verschiedenen Systeme der pneumatischen Mälzerei
                              									(vgl. 1888 269 275) berichtete Verfasser auch in der
                              									Generalversammlung des Vereins der Spiritusfabrikanten
                              									(Ergänzungsheft S. 51).
                           Hiernach kann es keinem Zweifel unterliegen, daſs die pneumatische Mälzerei für die
                              									gröſseren Preſshefefabriken, welche Tag und Nacht arbeiten, mit Vortheil Verwendung
                              									findet; ob dieselbe auch für die Spiritusfabrikation sich brauchbar erweisen wird,
                              									wird davon abhängen, ob es möglich sein wird, die Bewegung des Apparates während der
                              									Nacht oder wenigstens für einen Theil der Zeit zu umgehen; Erfahrungen darüber
                              									liegen noch nicht vor.
                           Ueber das Verhältniſs zwischen Proteinkörpern und Amiden in
                                 										einigen aus böhmischen Gerstenmalzen bereiteten Auszügen veröffentlicht J. Hanamann in der Allgemeinen
                                 										Brauer- und Hopfenzeitung, 1889 Nr. 1 (auch Wochenschrift für Brauerei, Bd. 6 S. 5) Untersuchungen, aus denen wir hier
                              									nur das auch für die Spiritusfabrikation Wichtige mittheilen. Danach entsprach die
                              									Menge des löslichen Stickstoffs in den verschiedenen Malzsorten nicht dem
                              									Gesammtstickstoffe des Malzes. Das Verhältniſs des Proteïn- und Pepton-Stickstoffs
                              									einerseits zum Amidstickstoff andererseits im löslichen Stickstoff war ein sehr
                              									verschiedenes, indem bei den verschiedenen Malzsorten von 100 Th. löslichen
                              									Stickstoffs in minimo 37,261, in maximo 52,941 Th. in Form von Protein und Peptonen
                              									gefunden wurden. Die schon bekannte Beobachtung, daſs durch längeres Wachsen des
                              									Malzes der Amidstickstoff eine Zunahme erfährt, fand auch bei diesen Versuchen eine
                              									Bestätigung.
                           
                           Im Anschlusse hieran wollen wir kurz über die sehr interessanten älteren
                              									Untersuchungen Lintner's (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 6 S. 979) berichten. Lintner untersuchte 15 Malzproben und erhielt dabei
                              									folgende Zahlen:
                           
                              
                                 Nummer
                                 Gerste(Stickstoffprocenteder
                                    											Trocken-substanz)
                                 Malz(Stickstoffprocenteder
                                    											Trocken-substanz)
                                 Lösliches Eiweiſs(Stickstoffprocenteder
                                    											Trockensubstanzdes Malzes)
                                 Maltosezuwachsin 100cc
                                    											Versuchs-flüssigkeit
                                 
                              
                                   1
                                 1,926
                                 1,756
                                 0,203
                                 0,609
                                 
                              
                                   2
                                 1,438
                                 1,516
                                 0,224
                                 0,665
                                 
                              
                                   3
                                 1,977
                                 1,880
                                 0,245
                                 0,758
                                 
                              
                                   4
                                 1,432
                                 1,718
                                 0,258
                                 0,802
                                 
                              
                                   5
                                 1,168
                                 1,381
                                 0,258
                                 0,810
                                 
                              
                                   6
                                 1,760
                                 1,754
                                 0,254
                                 0,819
                                 
                              
                                   7
                                 1,591
                                 1,414
                                 0,282
                                 0,906
                                 
                              
                                   8
                                 1,459
                                 1,785
                                 0,271
                                 0,910
                                 
                              
                                   9
                                 1,696
                                 1,598
                                 0,290
                                 0,977
                                 
                              
                                 10
                                 1,537
                                 1,477
                                 0,349
                                 1,088
                                 
                              
                                 11
                                 1,424
                                 1,646
                                 0,314
                                 1,106
                                 
                              
                                 12
                                 2,150
                                 2,170
                                 0,312
                                 1,203
                                 
                              
                                 13
                                 1,357
                                 1,394
                                 0,367
                                 1,318
                                 
                              
                                 14
                                 1,424
                                 1,800
                                 0,381
                                 1,420
                                 
                              
                                 15
                                 1,795
                                 1,760
                                 0,428
                                 1,616
                                 
                              
                           Aus diesen Zahlen ergibt sich folgendes: 1) Die diastatische Wirkung des Malzes steht
                              									nicht, wie man bisher vielfach glaubte, im Zusammenhange mit dem Stickstoffgehalte
                              									der Gerste, aus welcher das Malz hergestellt wurde; dagegen bilden 2) die löslichen
                              									Eiweiſsstoffe des Malzes ein Maſs für die diastatische Wirkung desselben. Daſs unter
                              									Umständen eine stickstoffreiche Gerste ein sehr wirksames Malz geben kann, ist aus
                              									obiger Zusammenstellung zu ersehen; es spricht daher nichts gegen die Anwendung
                              									stickstoffreicher Gerste für Brennereizwecke, nur darf man nach Lintner's Untersuchungen nicht glauben, daſs eine
                              									stickstoffreiche Gerste auch stets ein gutes Malz geben muſs.
                           Eine einfache Vorrichtung zum Waschen des Malzes
                              									beschreibt H. Bahr-Bomsdorf in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 8.
                              									Dieselbe wurde hergestellt aus einem kupfernen Hefenfaſseinsatz, in welchen ein
                              									herauszunehmender, durchlöcherter Boden, 3cm von
                              									dem unteren entfernt, eingesetzt wurde; an dem unteren Boden wurde ein
                              									Wasserabfluſs- und Zufluſsrohr angebracht. Das Malz wird hineingeschüttet, Wasser
                              									hinzugefügt und kräftig durchgerührt. Dann läſst man von unten Wasser eintreten und
                              									das mit dem Schmutze beladene Wasser durch ein im oberen Theil angebrachtes
                              									Abfluſsrohr abflieſsen und setzt dies so lange fort, bis das Wasser nicht mehr
                              									schmutzig erscheint. Das Prinzip dieses Apparates ist jedenfalls ein richtiges, wie
                              									es auch bei den Quellstöcken zur Anwendung kommen sollte. Der Zutritt des Wassers
                              									von oben und der Abfluſs von unten ist entschieden zu verwerfen, denn bei dieser
                              									Einrichtung filtrirt das mit Schmutz beladene Wasser wieder durch die Gerste bezieh. durch das Malz
                              									hindurch und verunreinigt dieses von Neuem. Daſs das Waschen des Malzes
                              									empfehlenswerth, bei mangelhaftem, mit Pilzen behaftetem Malz, besonders für die
                              									Malzmenge, welche zur Hefebereitung verwendet wird, sogar sehr erwünscht ist, ist
                              									bekannt.
                           
                        
                           II. Dämpfen und Maischen.
                              								
                           Ueber das Dämpfen mit dem Henze'schen Apparate macht K. Kruis in
                              									der Oesterreichisch-Ungarischen Brennereizeitung, Bd.
                              									13 S. 2, sehr beachtenswerthe Mittheilungen. Der Verfasser bespricht die
                              									verschiedenen Constructionen, welche der Henze'sche
                              									Apparat in den 16 Jahren seit seiner Erfindung erhalten hat, von denen die rein
                              									conische Form, wie sie H. Pauchsch in Landsberg baut,
                              									oder diejenige, welche aus einem langgedehnten Conus mit einer nur kurzen
                              									cylindrischen Zarge besteht, entschieden den Vorzug vor der cylindrischen Form
                              									verdient, da bei den conischen Formen in allen Fällen zwei Dampfeinströmungen
                              									genügen, um eine gleichmäſsig fortschreitende Durchkochung und gute Aufschlieſsung
                              									zu erreichen. Bei den Dämpfern mit conischer Form ist eine geringere Dauer des
                              									Dämpfens ausreichend, und dieselben liefern daher durchweg eine lichtere Maische,
                              									woraus auf eine geringere Zersetzung des gährungsfähigen Materials während der
                              									Dämpfzeit geschlossen werden kann. Der Verfasser bespricht eingehend die
                              									verschiedene Arbeitsweise mit den Apparaten verschiedener Construction, sowie die
                              									verschiedenen Zerkleinerungsvorrichtungen und macht noch besonders in Bezug auf die
                              									Armatur darauf aufmerksam, daſs es sehr wünschenswerth ist, alle Ventile von einer
                              									Stelle aus erreichen und von derselben Stelle aus auch die Ablesungen am Manometer
                              									vornehmen zu können.
                           Ein einfaches Dampfmaischholz, welches als Vorzüge
                              									Billigkeit (Preis 6,50 M.), gute Haltbarkeit und bequeme Handhabung besitzen soll,
                              									beschreibt Heinrich Konkart in Rondsen bei Graudenz in
                              									der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 92.
                              									Die Verwendung eines Dampfmaischholzes zum Anwärmen des Hefegutes empfiehlt C. Hesse in Czerbienschin in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 52.
                           Ueber die Nachtheile des Kühlschiffes berichtet A. Schneider-Nedlitz in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 107. Es ist dem Verfasser
                              									nicht gelungen, bei Verwendung des Kühlschiffes bakterienfreie Maischen zu erzielen.
                              									Nachdem das Kühlschiff durch einen Gährbottichkühler einfachster Art ersetzt war,
                              									wurde eine um 2° Sacch. bessere Vergährung erreicht. Entgegen dieser Ansicht hält
                              										Schultz in Bärfelde (Zeitschrift für Spiritusinduslrie, Bd. 12 S. 124) das Kühlschiff sehr
                              									wohl für brauchbar, da es ihm gelungen ist, damit eine Vergährung bis auf 0,5°
                              									Sacch. zu erreichen. Bei Ersatz des Kühlschiffes durch Kühlbottiche kommt, wie
                              									Verfasser bemerkt, auch der Wasserverbrauch in Frage. Die Redaction der genannten Zeitschrift bemerkt
                              									dazu, daſs die Uebelstände des Kühlschiffs sich besonders in der heiſsen Jahreszeit
                              									geltend machen, während im Winter und Frühjahr das Kühlschiff dem Kühlbottich als
                              									gleichwertig zu erachten ist. Ferner bietet die Gährbottichkühlung, deren geringer
                              									Wasserbedarf wohl stets zu decken sein wird, ein vorzügliches Mittel, um die
                              									Kühldauer abzukürzen und dadurch die Gefahren des Kühlschiffs zu vermeiden. In einer
                              									weiteren Abhandlung S. 144 gibt Schneider zu, daſs sein
                              									Kühlschiff sehr ungünstig, nämlich in der Nähe von Stallungen gelegen war, so daſs
                              									es unmöglich war, damit bakterienfreie Maische zu erzielen. Er berechnet sich zu
                              									Gunsten der Wasserkühlung, nach Abzug der Kosten für Einrichtung, einen Gewinn von
                              									2872,3 M. für die Campagne.
                           Im Anschlusse hieran weist Heinzelmann noch darauf hin,
                              									daſs die Gährbottichkühlung es ermöglicht, die Maische bedeutend wärmer abzustellen,
                              									so daſs dieselbe nur verhältniſsmäſsig kurze Zeit auf dem Kühlschiffe zu verweilen
                              									haben wird. Endlich bemerkt Schrohe S. 123, daſs für
                              									die Preſshefefabrikation das Kühlschiff schwer zu ersetzen sein dürfte, da hier die
                              									Lüftung der Maische, welche auf dem Kühlschiffe stattfindet, unentbehrlich ist.
                           Welche Y ortheile bietet das Hesse'sche Verfahren, die
                                 										Maische am zweiten Tage zu erwärmen und mittels der Kühl- bezieh. Wärmschlangen
                                 										zu bewegen?
                           Bekanntlich bezweckt das Verfahren von Hesse (vgl. 1889
                              										271 284) in erster Linie eine möglichste Beschränkung
                              									des Steigraumes, indem über 50 Proc. des sonst gebrauchten Steigraumes mit Maische
                              									befüllt werden. Die Hauptpunkte des Verfahrens sind kurz folgende:
                           1) Die Vergährung darf bis zum zweiten Tage nicht zu stürmisch sein.
                           2) Die Hauptgährung wird durch Erwärmen der Maische am zweiten Tage mittels heiſsen
                              									Wassers, welches durch die beweglichen Gährbottichkühlschlangen geleitet wird,
                              									schnell hervorgerufen.
                           3) Die Maische muſs während der Gährung auf einer Temperatur von 29 bis 30° durch
                              									Abkühlung mittels kalten Wassers erhalten werden.
                           4) Die Maische wird mit lauem Wasser bei fallender Gährung so weit verdünnt, daſs die
                              									Bottiche während der Nachgährung bis zum Rande gefüllt sind.
                           Dem Verfahren liegt der Gedanke zu Grunde, die Hauptgährung zu einer Zeit schnell
                              									eintreten zu lassen, in welcher sie fortwährend beobachtet werden kann, also bei
                              									Tage, ferner die während der Zuckerbildung entstandene Maltose schnell durch Gährung
                              									aus der Maische zu entfernen, um dann möglichst viel Zeit für die Nachgährung, also
                              									für die Dextringährung zu gewinnen. Vergleichende Versuche, welche Heinzelmann nach dem Hesse'schen Verfahren mit und ohne Bewegung des Kühlers ausführte und
                              									worüber er in der Zeitschrift für Spiritusindustrie,
                              									Bd. 12 S. 123, berichtet, ergaben für die mit der Bewegung des Kühlers verarbeitete Maische
                              									eine Mehrausbeute von 0,64 Proc. Alkohol vom Maischraume; im Allgemeinen
                              									veranschlagt der Verfasser die Mehrausbeute an Alkohol auf 0,50 bis 0,75 Proc. Als
                              									ein Mangel des Verfahrens wird hervorgehoben, daſs die Maschine zur Bewegung des
                              									Kühlers 12 Stunden in Betrieb bleiben muſs. Nach neueren Erfahrungen soll es jedoch
                              									gelungen sein, die Zeit, in welcher die Kühlschlange bewegt werden muſs, auf 6
                              									Stunden zu beschränken. Ferner ist man bestrebt, die Bewegung des Kühlers durch das
                              									Kühlwasser selbst zu bewirken. Derartige Constructionen sind schon mehrfach, so auch
                              									von Gontard-Mockau. angegeben (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 Ergänzungsheft S. 149., wo auch
                              										Delbrück Mittheilungen darüber macht). Wenn es auch
                              									dahingestellt sein muſs, ob diese Frage durch die bisher angegebenen Constructionen
                              									schon vollständig für die Praxis gelöst ist – denn Gontard erreicht mit seinem Apparate nur eine Hubhöhe von 12 bis 15cm, während nach Hesse die Hubhöhe fast 0m,5 betragen
                              									soll, in welchem Falle der Wasserverbrauch wohl ein zu groſser sein würde – so ist
                              									doch anzunehmen, daſs es der Technik gelingen wird, diese Schwierigkeiten bald zu
                              									beseitigen.
                           Wie viel Grünmalz ist zur Umwandelung eines Kilogramms Stärke
                                 										in Maltose und Dextrin erforderlich? Zur Entscheidung dieser Frage hat J. E. Brauer Versuche ausgeführt (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 131),
                              									indem er 500g Primastärke verkleisterte und mit
                              									verschiedenen Malzmengen (Gemisch aus ½ Roggen-, ¼ Gerste- und ¼ Hafermalz)
                              									versetzte und nach Beendigung der Reaction mit Jod prüfte. Aus den Resultaten dieser
                              									Versuche berechnet er die für 50k Kartoffeln,
                              									entsprechend 10k Stärkemehl, erforderliche Menge
                              									Malzgetreide und kommt zu dem Schlusse, daſs mindestens 1k,5 Malzkorn, entsprechend 2k,25 Malz, auf 50k Kartoffeln verwendet werden müssen. Die Redaction der
                              									Spirituszeitschrift macht darauf aufmerksam, daſs bei dieser Umrechnung ein Fehler
                              									stattgefunden hat, indem der Verfasser den Wassergehalt der verwendeten Stärke,
                              									welcher ungefähr 20 Proc. beträgt, unberücksichtigt gelassen hat, so daſs er in
                              									Wirklichkeit nicht 500g, sondern 400g Stärke zu seinen Versuchen verwendet hat. Daſs
                              									man aber die trockene Stärke für die Umrechnung zu Grunde legen muſs, ist
                              									selbstverständlich, da der procentische Stärkegehalt der Kartoffeln sich natürlich
                              									auf wasserfreie Stärke bezieht. Die Zahlen des Verfassers sind daher durchweg zu
                              									niedrig und nach der entsprechenden Umrechnung ergibt sich als Minimalgabe 1k,88 Malzgetreide, entsprechend 2k,8 Grünmalz, für 50k Kartoffeln.
                           Ueber das Entschalen der Maische und die dazu construirten
                                 										Apparate berichtet Prof. Delbrück in der
                              									Generalversammlung des Vereins der Spiritusfabrikanten in
                                 										Deutschland (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 Ergänzungsheft S.
                              									148). Eine gewisse Menge von Trebern ist in der Maische nothwendig, denn die Hefe
                              									bedarf eines Stoffes, welcher sich zwischen sie lagert, woran sie sich reibt oder stöſst, und
                              									hierzu sind die Treber sehr geeignet. Ein Uebermaſs von Trebern ist andererseits
                              									aber von Nachtheil, weil dadurch die durch die Versuche von Delbrück und Foth (vgl. 1887 263 530) als nothwendig erwiesene Bewegung der Maische
                              									leidet. Von diesen Gesichtspunkten aus sind die Erfolge der Maischeentschalung zu
                              									beurtheilen. Die Entschalung wird nur da am Platze sein und befriedigende Resultate
                              									liefern, wo ein Uebermaſs von Trebern vorhanden, also die Entfernung eines Theiles
                              									der Treber erwünscht ist. Dieser Fall liegt vor einmal bei sehr dicken Maischen,
                              									andererseits bei Verarbeitung sehr dickschaliger Kartoffeln. In diesen Fällen werden
                              									die Entschalungsapparate stets gute Dienste thun. Es kann hiernach aber nicht Wunder
                              									nehmen, daſs die Antwort auf die Frage, wie sich die Entschalungsapparate bewährt
                              									haben, im Allgemeinen sehr verschieden ausfallen muſs; denn es ist sehr
                              									wahrscheinlich, daſs die Enttreberungsapparate vielfach angewendet werden, wo sie
                              									gar nicht hingehören. Der Enttreberungsapparat hat nur dort einen Sinn, wo so viele
                              									Treber in der Maische sind, daſs durch sie ein unverhältniſsmäſsiger Raum in
                              									Anspruch genommen oder die Gährung gehemmt wird. In dünner Maische verwendet,
                              									gewähren die Enttreberungsapparate sicherlich keinen Nutzen. Auch bei höheren
                              									Concentrationen der Maische können die Apparate zuweilen überflüssig sein, so
                              									besonders bei der Verarbeitung sehr dünnschaliger Kartoffeln. Nach den dem Verein
                              									zugegangenen Mittheilungen sind bis jetzt im Ganzen über 300 Entschalungsapparate im
                              									Gebrauche und zwar 297 Apparate von Eberhard-Müller in
                              									Bromberg, 5 Apparate von C. G. Böhm in Fredersdorf und
                              									3 Apparate von Voſs in Neuenburg in Westpreuſsen. Ueber
                              									die Frage, wie sich die einzelnen Constructionen in der Praxis bewährt haben,
                              									äuſsert sich Delbrück in folgender Weise. An der Spitze
                              									steht der Müller'sche Apparat. Im Groſsen und Ganzen
                              									sollen die Resultate günstig gewesen sein, nur soll der Apparat leicht
                              									reparaturbedürftig sein; doch wird vom Fabrikanten mitgetheilt, daſs er, um diesem
                              									Fehler zu begegnen, jetzt Guſsstahl im Inneren zur Verwendung bringt. Als ein
                              									weiterer Uebelstand werden die groſsen Dimensionen des Apparates und die dadurch
                              									hervorgerufene Schwierigkeit des Aufstellens in der Brennerei bezeichnet (vgl. 1889
                              										272 36); doch sollen auch in dieser Beziehung
                              									Verbesserungen angebracht sein und jetzt Apparate in kürzerer Form geliefert werden.
                              									Ueber den Apparat von Böhm lautet das Urtheil nach den
                              									Beobachtungen der Vereinstechniker Heinzelmann und Stenglein günstig. Der Apparat ist kleiner als der Müller'sche, so daſs er
                              									über dem Vormaischbottich angebracht werden kann, und also die herausgedrückten,
                              									flüssigen Theile direkt bei der Entschalung in den Maischbottich zurückflieſsen.
                              									Nach Delbrück's Ansicht würde es günstig sein, die
                              									Apparate so zu liefern, daſs man die Maische durch den Apparat hindurchpumpen kann,
                              									so lange dieselbe noch warm ist; denn nach erfolgter Abkühlung ist jede Verzögerung
                              									der Gährthätigkeit, jedes Durchpumpen durch Apparattheile, die nicht unbedingt
                              									reinigungsfähig sind, sehr bedenklich. Es würde sich empfehlen, die Construction so
                              									zu machen, daſs die süſse Maische enttrebert wird, so lange sie noch im
                              									Maischbottich bei 62,5° steht. Der Apparat von Voſs,
                              									dessen nähere Beschreibung nicht vorliegt, ist in drei Brennereien eingeführt und
                              									soll nach Mittheilungen von Dams gut functioniren.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)