| Titel: | Strohhut-Nähmaschine von Ernst Köckritz, Clemens Köckritz und Franz Schüller in Radeberg bei Dresden. | 
| Autor: | H. G. | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 244 | 
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                        Strohhut-Nähmaschine von Ernst Köckritz, Clemens
                              								Köckritz und Franz Schüller in Radeberg bei Dresden.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									13.
                        Strohhut-Nähmaschine.
                        
                     
                        
                           Die Bildung des Hutdeckels erfolgt bei dieser durch D. R. P. Kl. 52 Nr. 43456 vom 26.
                              									April 1887 geschützten Nähmaschine selbsthätig unter Benutzung eines mit dem
                              									Werkstücke in lösbare Verbindung gebrachten Formkörpers n, welcher in einem nach allen Seiten freischwingenden Rahmen abx aufgehängt ist, dadurch, daſs dieser Formkörper vom
                              									Stoffschieber der Nähmaschine aus unter Vermittelung des Werkstücks in Umdrehung
                              									versetzt wird und hierbei gleichzeitig an einer Schiene o gleitet (Fig. 1 Taf. 13).
                           Die Bildung des Seitenstücks des Hutes geschieht selbsthätig dadurch, daſs, sobald
                              									der Hutdeckel den gewünschten Durchmesser erreicht hat, das Werkstück durch
                              									Anstoſsen einer am schwingenden Rahmen abx sitzenden
                              									Nase v2 gegen einen an
                              									der Gleitschiene o befindlichen Anschlag w (Fig. 2 Taf. 13) um einen
                              									einstellbaren Winkel geneigt und in die für das Nähen des Seitenstücks erforderliche
                              									Lage gebracht wird, während gleichzeitig der Formkörper n auſser Berührung mit der Gleitschiene o
                              									kommt und der an der letzteren sitzende Anschlag w aus
                              									der Bewegungsrichtung des das Werkstück tragenden Rahmens entfernt wird (Fig. 3 Taf.
                              									13).
                           Die selbsthätige Bildung der Hutkrempe wird dadurch ermöglicht, daſs der den
                              									Formkörper n tragende Rahmen abx in einer solchen Lage aufgehängt werden kann, daſs der Formkörper,
                              									nachdem das Werkstück um den für die Bildung des Seitentheils erforderlich gewesenen
                              									Winkel zurückgedreht worden ist, wieder mit der Schiene o in Berührung kommt.
                           An dem Winkeleisenkörper a sitzt verschiebbar eine
                              									Flacheisenschiene b, mit welcher durch ein Querstück
                              										c das Rohr d verbunden
                              									ist. Am unteren Ende ist dieses Rohr zu einem Gelenk e
                              									ausgebildet (Fig.
                                 										5 Taf. 13), an welchem bei f eine Platte g befestigt ist, die dem Hutkörper als Stützpunkt dient
                              									und durch den federnden Haken h, der sich auf einem mit
                              									der Platte g verbundenen Stabe i verschiebt und die Schiene b umfaſst, in
                              									jede beliebige Schrägstellung gebracht werden kann. An einer über e
                              									geschobenen drehbaren kleinen Muffe k wird der
                              									Hutanfang befestigt. Das Rohr d wird von einem Rohre
                              										l umgeben, welches sich um d drehen kann, sobald ein Ansatz m der Muffe
                              										k, wie in Stellung Fig. 2, in einen
                              									entsprechenden Ausschnitt des Rohres eingreift. Auf dem Rohre l sitzt der elliptische Formkegel n, welcher an der Stange o
                              									gleitet. In dem inneren Rohre d befindet sich eine
                              									Stange p, in deren Kopf p1 das Ende eines kleinen, auf c drehbaren Hebels q
                              									eingreift, der mit seinem anderen Ende an das Hauptgestell a sich anlegt. Das untere Ende p2 der Stange p wirkt
                              									durch die Feder r (Fig. 4 und 5 Taf. 13) auf das Gelenk
                              										e des Rohres d.
                              									Befindet sich der Apparat in einer Stellung, wie Fig. 1 zeigt, so ist diese
                              									Wirkung aufgehoben, da dann der Hebel q die Stange p nach oben zieht, wobei die Nase s1 eines Hebels unter
                              									den Kopf p1 greift und
                              									die Stange stützt. Mit c ist ein Ansatz t verbunden, der sich auf die Käse eines auf dem
                              									Hauptkörper o gelagerten Hebels u legt, welche durch den in ihn eingreifenden Arm v1 des Hebels v bewegt wird, sobald an den Arm v2 des Hebels v
                              									angestoſsen wird. Wird die Nase von u unter t weggezogen, so können die Schiene b und die mit ihr verbundenen Rohre in den Schlitzen
                              									des Hauptkörpers a nach abwärts gleiten. Hebelarm v2 stöſst, wenn der
                              									Apparat aus der Stellung in Fig. 1 in die in Fig. 2 gelangt,
                              									an die Platte w einer auf Schiene w befindlichen Anstoſsvorrichtung. Nach oben endigt der
                              									Hauptkörper a in eine Flachschiene x, auf der sich eine Aufhängevorrichtung J befindet, mittels welcher der ganze Apparat auf die
                              									Schiene z bezieh. z1 so gehängt wird, daſs er nach allen Seiten frei
                              									schwingen kann. z3 ist
                              									ein Gewicht zum Ausgleichen der Massen. Die Schienen z
                              									und z1 werden von den
                              									beiden Ständern A und A1 gehalten, die auf den Tisch B einer Nähmaschine aufgeschraubt werden. z1 ist durch ein
                              									Zwischenstück z2 so
                              									angeordnet, daſs es höher oder tiefer gestellt werden kann.
                           Die Wirkungsweise der ganzen Vorrichtung ist nun folgende: In der ersten Stellung
                              										Fig. 1
                              									wird der Hutboden fertig genäht. Zu diesem Zwecke wird ein kleiner Strohhutanfang
                              									bei k eingeklemmt und die Nähmaschine C in Thätigkeit gesetzt. Der Stoffschieber F derselben wirkt nach jedem Stich an der Peripherie
                              									des Strohhutanfanges fortschiebend. Hierdurch wird derselbe und mit ihm das äuſsere
                              									Rohr, welchem durch den Knaggen m die Bewegung
                              									mitgetheilt wird, in Umdrehung versetzt. Durch den Formkörper n, welcher sich mit dreht und hierbei an der Schiene
                              										o gleitet, wird diese Bewegung in eine
                              									entsprechende elliptische verwandelt, so daſs der Hutboden eine elliptische Form
                              									erhält. Die Gröſse des Hutbodens hängt von der Einstellung der Anstoſsvorrichtung
                              										w ab. Hat derselbe die gewünschte Gröſse erhalten,
                              									so hat sich die ganze Vorrichtung, wie in Fig. 2 gezeigt,
                              									eingestellt, wo eine Umlegung der die Hutplatte tragenden Theile um 90°
                              									bevorsteht.
                           
                           Stöſst jetzt Arm v2 des
                              									Hebels v (Fig. 2) an die Platte w der Anstoſsvorrichtung, so geschieht folgendes: Die
                              									Nase des Hebels u wird unter t weggezogen und die mit der Schiene b
                              									verbundenen Rohre machen eine Bewegung nach abwärts. Das äuſsere Rohr l wird hierbei durch den Haken G1 (Fig. 4), der sich in das
                              									Halslager einlegt, zunächst so lange zurückgehalten, bis das Gelenk e des inneren Rohres d aus
                              									dem Rohre l herausgetreten ist. Ist dieses geschehen,
                              									so drückt die Feder r auf die Stange p, so daſs deren unteres Ende p2 auf e
                              									drückt und das Gelenk nebst dem unter der Platte g
                              									befestigten Hutboden G um 90° umgeklappt wird, womit
                              									die dritte Stellung (Fig. 3) eingenommen wird.
                           Bei der Anstoſsvorrichtung geschieht hierbei gleichzeitig folgendes: Die senkrecht
                              									zur Bildebene stehende Platte w (Fig. 1 und 2) muſs, damit die
                              									Vorrichtung noch weiter nach links ausschwingen kann, in die Ebene zurückklappen.
                              									Dies geschieht dadurch, daſs beim Sinken der Rohre ein Arm J (Fig.
                                 										4) auf den Arm K der Anstoſsvorrichtung
                              									drückt. Dadurch wird eine an der Platte w sitzende Nase
                              									aus einem im Arme K vorgesehenen Ausschnitte gelöst, so
                              									daſs die Spiralfeder N die Platte w in die Ebene zurücklegen kann.
                           Hierauf wird in der dritten Stellung (Fig. 3) die Seitenwand des
                              									Hutes fertig genäht. Ist dieses geschehen, so ist noch die Krempe zu nähen.
                           Zu diesem Zwecke wird die Vorrichtung wieder zusammengeschoben, wie in Stellung Fig. 1, und
                              									mittels der Vorrichtung J auf die um die gewünschte
                              									Kopfhöhe höher eingestellte Schiene z1 gehängt. Es wird nunmehr die Krempe in ganz
                              									derselben Weise wie der Hutboden fertiggestellt. Ist derselbe vollendet, so wird der
                              									Hut herausgenommen, ein neuer Anfang eingesetzt und der Nähprozeſs beginnt von
                              									Neuem.
                           
                              
                                 H. G.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
