| Titel: | Ertrag der Berg- und Hüttenwerke Russlands im J. 1886. | 
| Autor: | D. | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 315 | 
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                        Ertrag der Berg- und Hüttenwerke Ruſslands im J.
                           								1886.
                        Ertrag der Berg- und Hüttenwerke Ruſslands.
                        
                     
                        
                           Dem kürzlich erschienenen statistischen Tabellenwerke über den Stand der
                              									Montanindustrie in Ruſsland im J. 1886, welches Bergingenieur S. Kulibin nach officiellen Quellen zusammengestellt
                              									hat, entnehmen wir die nachstehenden Daten.
                           Gold. Verwaschen wurden im J. 1886 rund 20¼ Millionen
                              									Tonnen goldhaltigen Sandes und Quarze. Dabei wurden 31246k,874 Gold aus dem Sande und 2205k,299 aus dem Gesteine gewonnen, somit im Ganzen
                              									um rund 434k mehr als im J. 1885. Die gröſste
                              									Ausbeute an Waschgold ergab sich in Sibirien im Olekminsker Bergbezirk (7646k,763), am Amur (5657k,670) und im Perm'schen Gouvernement (5008k,253). In der Production von Berggold stehen dagegen die Gouvernements
                              									Orenburg mit 1120k,067 und Perm mit 524k,2 obenan. Der Goldgehalt des verarbeiteten
                              									Sandes betrug im Mittel 1g,67 Gold für 1000k Sand und erreichte 8mmg,22. Betrieben wurden 1446 Goldwäschen und Bergwerke, mit 73612
                              									Arbeitern. Die Laboratorien in Irkutsk, Barnaul und Jekaterinburg gewannen aus dem
                              									ihnen zum Einschmelzen eingeschickten Gold und Silber 28174k,583 chemisch reines Gold. – Bemerkenswerth ist,
                              									daſs im J. 1886 der Anfang einer Gewinnung des Goldes auf chemischem Wege gemacht
                              									wurde durch eine specielle Anlage in Uspensk im Lande der Orenburger Kosaken.
                           Platin. Die Ausbeute an Platin beschränkt sich
                              									bekanntlich auf das Gouvernement Perm. Daselbst wurden an 83 Fundorten 4317k,148 gewonnen, um 1732k mehr als im Vorjahre; überhaupt die bedeutendste
                              									Production des letzten Jahrzehnts.
                           Silber. Auf 11 Hüttenwerken wurden rund 27700t Silbererze verschmolzen und 13272k,989 Silber erzeugt, um 2012k mehr als im Vorjahre. Der Löwenantheil fällt auf
                              									den Bergbezirk des Altai (10044k,5). Nach der
                              									angestellten Probe enthielt das erzeugte Silber 12492k,434 chemisch reines Metall; fügen wir die dem Rohgolde entzogenen
                              										2476k,634 Silber hinzu, so erhalten wir eine
                              									Gesammtausbeute von 14969k,068 chemisch reinem
                              									Silber.
                           Blei wurde als Nebenproduct der Silberschmelze auf 11
                              									Hüttenwerken gewonnen, und zwar 777t,470, um 6¼t mehr als im Vorjahre, aber weniger als in den
                              									70er Jahren.
                           Kupfer. An der Kupferproduction betheiligten sich 20
                              									Hütten (davon je 8 im Ural und im Kaukasus), welche aus rund 100400t Erz 4571t,283
                              									Kupfer erzeugten, um 150t weniger als im J. 1885.
                              									Davon kamen auf den Ural 2452t,960 und auf den
                              									Kaukasus 1545t,832. Die bedeutendsten Kupferhütten
                              									sind die von Bogoslowsk und Wyja im Ural (1176 und 829t) und Kedabek im Kaukasus (852t). Der
                              									groſsartige Aufschwung der Kupfergewinnung in der ganzen Welt (von 152000t im J. 1883 auf 262000t im J. 1886) hatte ein Sinken des Kupferpreises
                              									auf dem Weltmarkte zur Folge und dadurch eine Verstärkung der Con-currenz des
                              									ausländischen Kupfers mit dem russischen im Lande selbst. Dies veranlaſste die
                              									Regierung, den Zoll auf importirtes Kupfer auf 2,5 Rubel Metall für das Pud (192,60
                              									Rubel Metall für die Tonne) zu erhöhen.
                           Zink. Im Gouvernement Petrikau (Polen) arbeiteten vier
                              									Hüttenwerke, welche aus 38181t,5 Erz 4195t,776 Zink erzeugten, um 390t weniger als im Vorjahre. Aus dem gewonnenen
                              									Metalle wurden 3213t,067 Zinkbleche ausgewalzt und 738t Zinkweiſs dargestellt. Die bedeutendste Hütte
                              									ist Paulina mit einer Production von fast 2900t
                              									Zink.
                           Zinn. Das einzige Hüttenwerk, welches Zinn producirt,
                              									ist Pitkaranta, Gouvernement Wyborg, und selbst da ist die Gewinnung eine
                              									unbedeutende, nämlich 17t.
                           Kobalt. Im Daschkessan-Bergwerke, Gouvernement
                              									Jelisawetpol (Kaukasus), sank im J. 1886 die Förderung der Erze auf 1t,9. Das Bergwerk gehört den Gebr. Siemens.
                           Quecksilber. Bei Nikitoffka, Station der
                              									Kursk-Asoff-Bahn, wurden 2818t,097 Zinnober
                              									gebrochen, aber nicht weiter verarbeitet, da die hierzu erforderlichen Oefen noch im
                              									Bau begriffen waren. Das Werk gehört der Firma Auerbach und
                                 										Comp.
                           Mangan. Im Gouvernement Kutaïs wurden 69377,5, in den
                              									Gouvernements Tiflis, Jekaterinoslaw und Perm 5022, insgesammt 74399t Manganerz gewonnen, um 13867t mehr als im Vorjahre. Der gröſsere Theil
                              										(54440t,6) wurde über Batum oder Poti fast
                              									ausschlieſslich ins Ausland versandt.
                           Kohle. An Steinkohlen
                              									wurden 3971651t,654 gefördert; hiervon kommen
                              										1942000t auf das Königreich Polen, 1571000t auf das Becken des Donetz, 233000t auf das Moskauer Bassin, 198000t auf den Ural. Den gröſsten Ertrag weisen die
                              									Gruben Georg und Ignaz im Gouvernement Petrikau, Eigenthum der Bergwerksgesellschaft
                              									von Kramsta, mit 426000 und 250000t, auf.
                           Anthracit wurde ausschlieſslich im Donetz-Becken
                              									gefördert, und zwar 536904t,079.
                           An Braunkohle wurden nur 67909t,580 gewonnen, hauptsächlich in Polen und im
                              									Moskauer Bassin (je 23590t).
                           Die Zunahme der Gesammtgewinnung fossilen Brennmaterials betrug 308000t oder 7¼ Proc., eine Folge des Bestrebens, die
                              									Zollgebühren auf ausländische Kohlen zu erhöhen. Dieselben waren im J. 1884 schon
                              									auf 2 Kopeken Gold für das Pud oder 122 Kopeken für die Tonne für die Zufuhr über
                              									die Schwarzmeerhäfen gestiegen und wurden 1886 auf 3 Kopeken Gold für das Pud oder
                              									183 Kopeken für die Tonne erhöht. Seitdem (1887) ist auch die Einfuhr ausländischer
                              									Kohlen über die preuſsisch-russische Grenze und über die Baltischen Häfen mit 2
                              									bezieh. 1 Kopeken oder 122 bezieh. 61 Kopeken für die Tonne besteuert worden.
                           Unsere Quelle fügt im Speciellen über den Brennmaterialverbrauch der russischen
                              									Eisenbahnen einige Notizen bei: Die Länge der Bahnen betrug 26150km, ausschlieſslich Finnland und Transkaspien.
                              									Verbraucht Wurden 8010t Holzkohle, 5514222cbm Holz, 112277t,136 Anthracit, 1035364t,616
                              									Steinkohle, 17163t,292 Steinkohlenbriquetts,
                              										3665t,090 Koks, 33048t,845 Torf und 94815t,712 Naphta. Denkt man sich die einzelnen Posten durch Cubikmeter Holz
                              									nach Maſsgabe des Heizwerthes ersetzt, so erhält man als Resultat, daſs dem
                              									mineralischen Brennmateriale 7018862cbm Holz bei
                              									gleichem Heizeffecte entsprechen, gegenüber 5500168cbm vegetabilischen Brennmateriales, d.h. 56 Proc. bezieh. 44 Proc.
                           Naphta. Gewonnen wurden 1972330t,984 Naphta (Zunahme gegen das Vorjahr 69915t) und 134316t
                              									Erdwachs, hiervon rund 1950000t im Gouvernement
                              									Baku und 17500t im Kuban-Gebiete. Die weitere
                              									Verarbeitung ergab 1003t,766 Benzin, 619775t,072 Leuchtöle (Zunahme 60600t) und 41378t,911 Schmieröle.
                           Roheisen. In 128 Hüttenwerken wurden rund 1041800t Erze und 43808t Schlacken und Abfälle verschmolzen und 532094t,750 Roheisen (Zunahme gegen 1885: 4570t) gewonnen. Davon wurden 442260t oder 83,5 Proc. mit Holzkohle, 12,8 Proc. mit
                              									mineralischem und 3,7 Proc. mit gemischtem Brennmaterial erblasen. Von den 192
                              									Hochöfen arbeiten 107 mit Winderhitzung. Die gröſste Production weist das Uralgebiet
                              									auf, 344000t Roheisen, geliefert von 61 Hütten mit
                              									106 Hochöfen. Nach Gouvernements geordnet folgen sich: Perm mit 240114t, Ufa mit 55102t und Jekaterinoslaw mit 46994t
                              									Roheisenproduction. – Die Einfuhr ausländischen Roheisens (260000t) hat im J. 1886 um 65500t gegenüber 1885 zugenommen; vermuthlich hat
                              									darauf die für das Jahr 1887 in Aussicht genommene Erhöhung des Zolles auf Roheisen
                              									von 15 Kopeken auf 25 Kopeken Gold beim Seetransport und 30 Kopeken Gold für das Pud
                              									(9,16 bezieh. 15,25 bezieh. 18,32 Rubel für die Tonne) Einfluſs gehabt.
                           Schweiſseisen. In 190 Hütten mit 497 Frischherden, 622
                              									Puddelöfen, 473 Schweifsöfen und 450 Glühöfen wurden gewonnen 78007t,129 gefrischtes und 373419t,709 gepuddeltes Eisen. Auſserdem ergaben sechs
                              									Schachtöfen in Finnland durch die Rennarbeit (direkt aus den Erzen) 668t,484 Eisen. Das gesammte Rohmaterial ergab bei
                              									weiterer Bearbeitung 363002t,716 fertiger
                              									Handelswaare, worunter 248000t Flach- und
                              									Façoneisen, 91800t Bleche, 19600t Kessel-, Schiffs- und Panzerbleche, im Ganzen um
                              										720t mehr als im Vorjahre. Auch hierin hat das
                              									Uralgebiet die gröſste Production, rund 200000t.
                              									Unter den Gouvernements steht das Gouvernement Perm mit 155000t den anderen weit voran. Es folgen die
                              									Gouvernements Petrikau mit 41000t und St.
                              									Petersburg mit 28500t.
                           Stahl. Mit der Stahlbereitung beschäftigten sich 34
                              									Hütten mit 17 Convertern, 67 Martinöfen, 31 Cementiröfen und 282 Tiegelöfen.
                              									Hergestellt wurden 241790t,569 Stahl, und zwar
                              										1620t,132 Cementstahl, 5775t,980 Puddelstahl, 67831t,955 Bessemerstahl, 116615t,592 Martinstahl und 4476t,490 Tiegelstahl; bei rund 48000t fehlt die Angabe der Art der Gewinnung. Aus
                              									diesem Material wurden u.a. 114000t Schienen und
                              										9219t Bleche ausgewalzt. Die Zunahme gegen
                              									1885 betrug 49000t. Am meisten Stahl produciren
                              									die Gouvernements St. Petersburg (74059t),
                              									Jekaterinoslaw (46118t) und Warschau (25956t).
                           
                           Guſs- und Schweiſseisenwaaren, Maschinentheile u.s.w.
                              									Die Hüttenwerke Ruſslands lieferten 1886: 63485t,477 Guſseisenwaaren, 1444t,454 emaillirtes Geschirr, 51774t,706 sonstige schweifseiserne und stählerne
                              									Waaren, darunter 14087t Draht und Drahtnägel;
                              									endlich 1004t,143 Kupfer- und Bronzewaaren,
                              									Maschinentheile u. dgl. Nicht eingerechnet sind 432 Waggons, die zum Theil neu
                              									hergestellt, zum Theil reparirt wurden, drei Dampfschiffe, ferner Gewehrläufe,
                              									Stahlgeschosse, Sicheln u. dgl. Im gleichen Zeitraume stellten die 1075 der
                              									Metallindustrie dienenden Fabriken Ruſslands, welche sich nicht zugleich mit
                              									metallurgischen Prozessen beschäftigten, Eisen- und Metallwaaren im Werthe von 86,5
                              									Millionen Rubeln her, darunter die Maschinenfabriken Waaren im Werthe von 41¼
                              									Millionen Rubeln. – Auf diesen Fabriken finden 85446 Arbeiter Beschäftigung.
                           Kochsalz. Steinsalzlager wurden hauptsächlich im
                              									Gouvernement Jekaterinoslaw ausgebeutet, sie ergeben von Jahr zu Jahr immer gröſsere
                              									Mengen Steinsalz, 1886: 230071t,321. Noch mehr
                              									Salz (rund 629000t) producirten die Salzgärten in
                              									den Gouvernements Taurien, Astrachan u.a., welche zur Abscheidung von Salz aus dem
                              									Meer- und Seewasser dienen. Dagegen geht die Gewinnung von Salz aus den Soolen,
                              									speciell im Gouvernement Perm, zurück (1886: 339569t,505, in Perm davon 217000t) in Folge
                              									der groſsen Entfernung der Quellen von den Verkehrscentren und des dadurch bedingten
                              									theuren Transports. – Zunahme der Production gegen 1885: 63650t.
                           Glaubersalz. Gewonnen wurden 4466t,220 in den Gouvernements Tiflis, Wologda, Tomsk
                              									(hier die Seen von Mormyschansk, welche allein 2685t,714 lieferten) und dem Kubangebiete.
                           Schwefel. In Kchint (Daghestan) wurde aus 9828t Schwefelerz 1180t Schwefel erschmolzen.
                           Porzellanerde. Hauptsächlich im Gouvernement
                              									Tschernigoff wurden 5589t Kaolin gefördert.
                           Phosphorite kommen vor im Fluſsgebiete des Dnjestr
                              									(Gouvernements Podolien und Bessarabien) und in den Gouvernements Kostroma und
                              									Kursk. Die Gröſse der Production läſst sich nicht genau angeben, doch kann man
                              									annehmen, daſs im Dnjestrthale 18000t gewonnen
                              									wurden, wovon der gröſste Theil zur Ausfuhr gelangte. Der Gehalt an Phosphorsäure
                              									beträgt 23 bis 38 Proc. Die Ausbeute in Kostroma und Kursk ist geringer.
                           Die Zahl der Arbeiter an den Hüttenwerken betrug 356283
                              									(6964 mehr als im Vorjahre); davon waren 197488 in den Eisenhütten und zugehörigen
                              									Bergwerken, 74950 auf den Gold- und Platin waschen, 33158 in den Kohlengruben
                              									angestellt. Auf den Ural kommen 196573 Arbeiter, auf Süd- und Südwestruſsland 46681,
                              									auf Ostsibirien 28391, Mittelruſsland 24484, Polen 20999 Mann.
                           Verletzungen erhielten 721 Arbeiter, und zwar 181 mit tödtlichem Ausgange. Ungünstig stellt sich
                              									der nördliche Bezirk durch die groſse Zahl allerdings sehr leichter Verletzungen
                              									(von 10130 Mann wurden 185 verletzt, 6 starben) und der südliche durch die groſse
                              									Zahl der schwer Verletzten (86 Verletzungen, wovon 62 mit tödtlichem Ausgange).
                           Zahl der Motoren. Die Hüttenwerke Ruſslands verfügen
                              									über 1196 Wasserräder mit 26902 , 55 Räder ohne Angabe der Leistung, 200
                              									Turbinen mit 11471 , 1690 Dampfmaschinen und Locomobilen mit 61935 
                              									und 22 Dampfmaschinen ohne Angabe der Arbeitskraft.
                           
                              
                                 D.