| Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 330 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Bierbrauerei.
                        Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           Ueber die Reinigung der Abgangswässer aus der Brauerei
                              									von Franz Schwackhöfer (Mittheilungen der österreichischen
                                 										Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei in Wien, II. Heft, Wien 1889. Wochenschrift für Brauerei, 1889 Bd. 6 S. 313).
                           Im Laufe des vorigen Jahres wurden in Niederösterreich eine ganze Reihe von Fabriken
                              									wegen ungenügender bezieh. ganz unterlassener Reinigung ihrer Abgangswässer und
                              									Auslaufenlassen in ein öffentliches Gerinne von Seite der Behörde beanstandet.
                              									Darunter befinden sich auch zwei gröſsere Brauereien. Die chemische und
                              									bakteriologische Untersuchung der Abwässer derselben fiel dem Laboratorium der
                              									Versuchsstation an der k. k. Hochschule für Bodenkultur zu.
                           Beide Brauereien besitzen Reinigungsanlagen, in welchen Kalkmilch als
                              									Desinfectionsmittel in Anwendung kommt. Die eine Brauerei hat hierfür eine eigene
                              									maschinelle Einrichtung mit Rührbottichen und geschlossenen Filtern, die andere
                              									hingegen nur eine Sedimentäranlage, bestehend aus langen, mehrfach gewundenen
                              									gemauerten Kanälen von geringem Gefälle, in welchem der durch die Kalkfällung
                              									erzeugte Niederschlag zum Absitzen gebracht wird.
                           Der Verfasser theilt in dem Originalaufsatze nur die Resultate mit, welche er bei
                              									Untersuchung des Abwassers aus der Brauerei mit maschineller Einrichtung erhielt.
                              									Die bei dem Abwasser der anderen Brauerei erzielten hält Verfasser nicht für
                              									maſsgebend, da die kommissionelle Erhebung und Probenahme in der Brauerei nach
                              									dreitägigem Regenwetter stattfand, wodurch das in der offenen Reinigungsanlage sich
                              									befindende Abwasser stark verdünnt wurde und somit reiner erschien, als es in
                              									Wirklichkeit sein konnte.
                           Bezüglich der erhaltenen Zahlen auf das Original verweisend begnügen wir uns hier
                              									damit, das Gesammtergebniſs der Untersuchung mitzutheilen wie folgt:
                           
                           Die Reinigung der Brauereiabwässer mit Aetzkalk erfüllt ihren Zweck nur
                              									unvollständig. Eine ausgiebige Wirkung ist nur bezüglich der suspendirten Stoffe und
                              									des Bakteriengehaltes zu verzeichnen. Auf die gelösten Stoffe (mit Ausnahme der
                              									Phosphorsäure) wirkt die Kalkfällung so gut wie gar nicht und ist summarisch sogar
                              									eine Zunahme dieser Substanzen wahrzunehmen. Der organische Antheil dieser letzteren
                              									gibt einen guten Nährboden für die Mikroorganismen ab und wenn neuerdings eine
                              									Infection durch Luft, Staub und Boden stattfindet, wie das in einem offenen Gerinne
                              									der Fall ist, so gehen diese Wässer (bei geringem Kalküberschusse. D. Ref. Vgl. König, Die Verunreinigung der Gewässer u.s.w. S. 237.
                              									Berlin J. Springer 1887) in der wärmeren Jahreszeit
                              									alsbald wieder in Zersetzung über. Die dadurch entstandene Kalamität wird um so
                              									gröſser, je weniger Wasser das offene Gerinne führt.
                           Nach Schwackhöfer ist die Kalkfällung und nachfolgende
                              									Filtration leider das einzige zweckmäſsige Verfahren der Abwasserreinigung, welches
                              									man bis heute kennt. Zusätze von Eisenchlorid, Manganchlorür, Alaun u.s.w.
                              									vertheuern die Verfahren und bleiben ohne erheblichen Erfolg.
                           Die Beseitigung der Abwässer aus der Brauerei bespricht
                              									Prof. Friedrich Zajicek (Allgemeine Brauer- und
                                 										Hopfenzeitung, 1889 Bd. 29 S. 605, aus dem 18. Jahresberichte der I.
                              									österreichischen Brauerschule an der landwirthschaftlichen Lehranstalt
                              									Francisco-Josephinum in Mödling 1887/88). In einem längeren Aufsatze verbreitet sich
                              									Verfasser über die zu dem Zwecke der Ableitung der Abwässer dienenden Einrichtungen
                              									in den einzelnen Brauereigebäuden, so in der Malztenne, dem Sudhause, dem Gähr- und
                              									dem Lagerkeller, dann über die Ableitung der Abwässer durch entsprechend angelegte
                              									Kanäle, endlich über Beseitigung der schädlichen Sinkstoffe des Kanalwassers.
                           Die zweite mährische Braugerste-Ausstellung in Brunn. Bericht
                                 										erstattet an den Centralausschuſs der k. k. mährisch-schlesischen
                                 										Ackerbaugesellschaft von Prof. Dr. A. Zoebl
                              									(im Auszuge: Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung, 1889
                              									Bd. 29 S. 853).
                           Die mährisch-schlesische Ackerbaugesellschaft hat in der richtigen Erwägung der
                              									groſsen Bedeutung der Braugersteproduction für Mähren und in der Absicht, die
                              									Gerstenkultur zu heben, die Veranstaltung von Gerstenausstellungen beschlossen,
                              									deren erste im August des Jahres 1886, die zweite 1887 in Brunn stattfand.
                           An der zweiten Ausstellung betheiligten sich 808 Aussteller mit 975
                              									Gerstenproben.
                           Wir entnehmen der umfangreichen mit zahlreichen Tabellen ausgestatteten Abhandlung
                              									lediglich die folgende Uebersicht, welche die von Prof. F.
                                 										Schindler, Prof. S. Adametz und Prof. H. Fischer ermittelten Grenzwerthe und
                              									Durchschnittsergebnisse der Qualitätszahlen für 20 mit den ersten Preisen
                              									ausgezeichnete Gerstenproben enthält.
                           
                        
                           
                           Grenzwerthe und Durchschnittsresultate der untersuchten
                              									Gerstensorten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 273, S. 332
                              Gersten-Sorte; Hektolitergewicht
                                 										in; Gewicht von 100 Körnern; Spelzen-Antheil; Verhältniſs der Länge zur Breite
                                 										der Körner; Keimdauer bei 14° in Tagen; Beschaffenheit des Endosperms, glasige
                                 										Körner; Proteïngehalt Procent der Trockensubstanz; Extractgehalt Procent der
                                 										Trockensubstanz; k; g; Proc.; Breite; Zahl der untersuchen Proben; Max.; Min.;
                                 										Mittel; Hanna; Oregon; Goldmelone; Pfauen; Chevalier; Einheimische; Schottische;
                                 										Grenzwerthe und Durchschnittsresultate der „hochfeinen“ und der
                                 										nächstbesten „feinen“ Gersten; Hochfeine Gerste; Feine Gerste; * a
                                 										Analysen der Neutitschiner, b der Prerauer Samencontrolstation.
                              
                           
                           Es übertraf also unter den mit ersten Preisen ausgezeichneten Gersten die Hannagerste
                              									alle übrigen im Hektolitergewichte und in der Vollkörnigkeit auch bezüglich des
                              									Proteïngehaltes verhielt sie sich am günstigsten. Im Extractgehalte war die
                              									Goldmelonengerste die beste; am dünnspelzigsten war die Pfauengerste, welche auch zu
                              									den groſskörnigsten zählte. Durch Groſskörnigkeit zeichneten sich auch einzelne
                              									Nummern der Goldmelonen-, Oregon- und Chevaliergerste aus.
                           Ein Vergleich der für die „hochfeinen“ Gersten erhaltenen Durchschnittswerthe
                              									mit jenen der nächst besten „feinen“ zeigt die ersteren überlegen in
                              									Korngröſse und auch im Hektolitergewichte; um ein Geringes ist bei den
                              										„hochfeinen“ Gersten auch das Verhältniſs der Länge und Breite der Körner
                              									günstiger. Dagegen ergeben sich bezüglich der übrigen Eigenschaften keine
                              									nennenswerthen Unterschiede. Immerhin zeigt der bedeutende Unterschied in der
                              									Korngröſse, daſs die Preisrichter auf diese Eigenschaft ein groſses Gewicht legen.
                              									Ein anderes schwer in die Wagschale fallendes Beurtheilungsmoment war die Farbe der
                              									Körner, welche allerdings in den vorliegenden Untersuchungsresultaten nicht zum
                              									Ausdrucke gelangt.
                           Ein Rückblick auf die bei beiden Ausstellungen erzielten Resultate zeigt, daſs unter
                              									den Eigenschaften der Gerste – ausreichende Wachsthumsbedingungen vorausgesetzt –
                              									die Gröſse und Gestalt des Kornes noch die gröſste Constanz in der Vererbung zeigen,
                              									während die übrigen Eigenschaften von den äuſseren Vegetationsverhältnissen (Klima,
                              									Boden) beeinfluſst werden. In dem günstigen Zusammenwirken dieser Factoren liegt
                              									ohne Zweifel das Schwergewicht für die Production vorzüglicher Braugerste.
                           Ueber die Resultate der im J. 1888 in Schleswig-Holstein
                                 										ausgeführten Anbauversuche mit Braugerste macht Dr. A. Emmerling (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1889 Bd. 12 S. 135)
                              									Mittheilung. Da über die Beziehungen der Qualität zu den inneren Eigenschaften der
                              									Gerstenkörner mit Rücksicht auf den landwirthschaftlichen praktischen Zweck dieser
                              									Versuche eingehendere Untersuchungen nicht unternommen wurden, so begnügen wir uns
                              									hier mit dem Hinweise auf den Bericht. Nur das eine lieſs sich in Uebereinstimmung
                              									mit dem vorjährigen Ergebnisse (vgl. 1888 270 279)
                              									feststellen, daſs die geringeren Qualitäten im Durchschnitte die gröſste Zahl der
                              									glasigen und die geringste Zahl der mehligen (inclusive halbmehligen Körner)
                              									enthalten, wie folgende Zusammenstellung lehrt:
                           
                              
                                 Durchschnittliche Procentzahlen der mehligen
                                    											und glasigen
                                 
                              
                                 Qualität:
                                 glasig
                                 Körner:
                                 mehlig
                                 halbmehlig
                                 
                              
                                 über mittel
                                 25,3
                                 
                                 6,4
                                 68,2
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 74,6
                                 
                              
                                 mittel
                                 26,4
                                 
                                 4,7
                                 69,0
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 73,7
                                 
                              
                                 unter mittel
                                 29,0
                                 
                                 3,5
                                 67,5
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 71,0
                                 
                              
                           
                           Gleichfalls mehr landwirthschaftliches Interesse beanspruchen
                                 										die unter der Leitung des Prof. Märcker in der Provinz Sachsen ausgeführten
                                 										Gerstenculturversuche (Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung, 1889 Bd. 29 S.
                              									1164).
                           Ueber das Wasserbinden der Malztrockensubstanz beim Lagern,
                                 										beim Einteigen und beim Maischen, und im Zusammenhange damit über die indirekten
                                 										Extractbestimmungsmethoden von Dr. W. Schnitze
                                 										(Mittheilungen der österreichischen Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei in
                                 										Wien, II. Heft. – Zeitschrift für das gesammte
                                 										Brauwesen, 1889 Bd. 12 S. 126). Die Resultate seiner umfangreichen Arbeit,
                              									welche in innigem Zusammenhange mit einer 1884 Bd. 7 S. 53 letztgenannter
                              									Zeitschrift erschienenen Untersuchung von Franz Reim
                              									steht (vgl. auch Zeitschrift für das gesammte
                                 										Brauwesen, 1889 Bd. 12 S. 85, 164, 179), faſst Dr. Schultze in folgenden Sätzen zusammen:
                           I. Wenn trockenes Malzschrot mit Wasser eingeteigt wird, so bindet das Malzschrot
                              									einen Theil des Wassers.
                           II. Die Wasserbindung durch trockenes Malzschrot ist die Ursache der beim Einteigen
                              									frei werdenden Wärme.
                           Aus I und II folgt:
                           1) Da 100 Gew.-Th. Versuchsmalz, bestehend aus 98,2 Trockensubstanz und 1,8 sogen.
                              									Feuchtigkeit, 4,21 Th. Wasser binden, so dürfen 1,8 Th. sogen. Feuchtigkeit, welche
                              									bereits vor dem Einteigen vorhanden waren, nicht als bloſs adhärirendes, sondern
                              									diese müssen als gebundenes Wasser angesehen werden. Jede Malztrockensubstanz hat
                              									ein gewisses wasserbindendes Vermögen. Bei Malzsorten mit Wassergehalten, die über
                              									das wasserbindende Vermögen derselben hinausgehen, ist zwischen dem gebundenen und
                              									dem freien Wasser zu unterscheiden.
                           2) Es erklärt sich jetzt, warum bei Trockengehaltsbestimmungen das Wasser aus dem
                              									Malze so schwer völlig zu entfernen ist.
                           3) Wenn gut ausgedarrtes Malz an der atmosphärischen Luft lagert, so absorbirt und
                              									bindet es Feuchtigkeit; hierbei wird Wärme im lagernden Haufen frei.
                           4) Kommt Malzschrot zur Einmaischung, dessen wasserbindendes Vermögen bereits während
                              									der Lagerung durch atmosphärisches Wasser gesättigt worden ist, so kann beim
                              									Einteigen keine Wärme mehr frei werden.
                           5) Bei dem in früheren Zeiten üblichen Einsprengen des Malzes mit 5 bis 10 Proc.
                              									Wasser unmittelbar vor dem Zermahlen auf gewöhnlichen Malzmühlen hat jedenfalls dann
                              									eine Wasserbindung stattgefunden, wenn das Wasserbindungsvermögen des betreffenden
                              									Malzes nicht bereits während der Lagerzeit gesättigt worden war. Die alten Brauer
                              									haben dann thatsächlich, wenn auch nicht absichtlich die Wasserbindung im
                              									Maischbottiche schon auf der „Einsprenge“ vorweg genommen. Unter diesem
                              									Gesichtspunkte verliert die Methode des Einsprengens für den heutigen Brauer, der
                              									dieselbe in Folge Einführung der Quetschmühlen nicht mehr anwendet, das Befremdende.
                              									(Das „Einsprengen“ wird auch heutzutage zuweilen noch angewendet, wenn es
                              									sich darum handelt, die Hülsen des Malzes durch Befeuchten geschmeidiger zu machen,
                              									so daſs sie auf der Schrotmühle weniger stark zerkleinert werden und nachher beim
                              									Abläutern eine bessere Filtrirschicht abgeben können. D. Ref.)
                           III. Wird eingeteigtes Malzschrot gemaischt, so findet während des Maischens eine
                              									abermalige Wasserbindung statt.
                           100 Gew.-Th. des Versuchsmalzes = 98,2 Gew.-Th. Trockensubstanz banden
                           
                              
                                 a) als sogen. Feuchtigkeit
                                 1,80
                                 Th.
                                 Wasser
                                 = 1,83
                                 Proc.
                                 der
                                 Malztrockensubst.
                                 
                              
                                 b) beim Einteigen
                                 4,21
                                 „
                                 „
                                 = 4,28
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 c) beim Maischen
                                 1,11
                                 „
                                 „
                                 = 1,13
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 insgesammt
                                 7,12
                                 Th.
                                 Wasser
                                 = 7,24
                                 Proc.
                                 der
                                 Malztrockensubst.
                                 
                              
                           IV. Das gesammt gebundene Wasser geht theils in die Substanz des Würzeextractes,
                              									theils in die Substanz der Trebern ein.
                           V. Die allgemein gebräuchliche Annahme, daſs 100k
                              									Malzschrot den Raum von 75L einnehmen, oder mit
                              									anderen Worten, daſs das specifische Gewicht des Malzschrotes = 1,3333 und sein
                              									specifisches Volumen = 0,75 sei, ist falsch.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)