| Titel: | Neuerungen an Oefen für verschiedene gewerbliche Zwecke. | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 337 | 
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                        Neuerungen an Oefen für verschiedene gewerbliche
                           								Zwecke.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									16 und 17.
                        Neuerungen an Oefen für verschiedene gewerbliche
                           								Zwecke.
                        
                     
                        
                           Emaillirofen von Friedrich Siemens. Derselbe ist mit
                              									zwei oder mehr Ofenkammern OO1 ausgestattet, welche die Muffel vertreten. Ein stetiges Emailliren wird
                              									dadurch ermöglicht, daſs mittels einer Regenerativgasfeuerung immer mindestens eine
                              									Ofenkammer von innen (nicht von auſsen) erhitzt und mindestens eine andere zum
                              									Emailliren benutzt wird und die beiden so bezeichneten Vorgänge in regelmäſsiger
                              									Weise zwischen den zwei paarweise zusammengehörigen Ofenkammern abwechseln.
                           In den Fig. 1
                              									bis 8 sind
                              									zwei verschiedene Ausführungsformen von Emailliröfen mit Regenerativgasfeuerung
                              									dargestellt, welche gestatten, daſs ohne Unterbrechung emaillirt wird. Es wird dies
                              									nach Fig. 1
                              									bis 4 durch
                              									zwei derart vereinigte selbständige Oefen mit Regeneratoren ohne Zugumkehr erreicht.
                              									Hierbei gestattet nur eine Gaswechselklappe und eine Luftwechselvorrichtung den Ofenbetrieb so
                              									einzurichten, daſs in der Kammer O des einen Ofens ohne
                              									Flamme emaillirt, während die Kammer des zweiten Ofens O1 zu gleichem Zwecke vorgewärmt wird. Der
                              									Betrieb der beiden Oefen wird demnach wie derjenige eines einzigen Ofens mit zwei
                              									getrennten Kammern geführt. Wird z.B. in der Ofenkammer O1 emaillirt, so wird die Ofenkammer O gleichzeitig vorgewärmt. Die Stellung der Regelungs-
                              									bezieh. Wechselklappen ist dann derart, daſs Luft- und Gaszutritt zu Ofenkammer O1, sowie ihr
                              									Schornsteinzug offen, die entsprechenden Regelungsmittel der Ofenkammer O aber geschlossen sind. In letzterer herrscht also
                              									vollkommene Ruhe. Durch entsprechende Umstellung der Wechselklappen und des
                              									Schornsteins wechseln die Ofenkammern und unter übrigens gleichen Umständen ihre
                              									Thätigkeit.
                           In der dieser Construction entsprechenden Zeichnung ist das Gasregulirungsventil mit
                              										R bezeichnet, Gaswechselklappe mit K, die Zuführungskanäle mit g bezieh. g1
                              									, die Luftzuführungskanäle mit l bezieh. l1,
                              									der Gasfuchs mit G bezieh. G1
                              									, der Luftfuchs mit L
                              									bezieh. L1 der
                              									Abgangsfuchs der Verbrennungsproducte mit V bezieh. V1. Die
                              									Luftzuführungskanäle l bezieh. l1
                              									, sowie die Abzugskanäle v
                              									bezieh. v1 nach dem
                              									Essenkanal S sind behufs Regulirbarkeit mit Schiebern
                              										s1
                              									s2 bezieh. s3
                              									s4 versehen.
                           Fig. 5 bis
                              										8 stellen
                              									die zweite Ausführungsform von Emailliröfen mit Regenerativgasfeuerung dar, welche
                              									ebenfalls gestattet, daſs ohne Unterbrechung emaillirt wird.
                           Der wesentliche Unterschied zwischen beiden Ausführungsformen liegt darin, daſs,
                              									während der in Fig.
                                 										1 bis 4 dargestellte Ofen Regeneratoren ohne Zugumkehr, sogen. Gegenstrom- oder
                              									Leitungsregeneratoren besitzt, der in den Fig. 5 bis 8 dargestellte Ofen mit
                              									Regeneratoren mit
                              									Zugumkehr, sogen. Oberflächenregeneratoren, versehen ist. Der letztgenannte Ofen
                              									besitzt zwei Ofenkammern OO1 und unter diesen angeordnet zwei Oberflächenregeneratoren RR1 zum Vorwärmen der
                              									Verbrennungsluft, während das Gas unvorgewärmt durch das Regulirungsventil V und den in der Trennwand beider Ofenkammern gelegenen
                              									Gaskanal g zu- und aus dem Gasfuchs G ausströmt. Die Brennluft tritt durch die
                              									Luftwechselklappe K ein, durchströmt den einen
                              									Regenerator R, wird dort vorgewärmt und gelangt heiſs
                              									durch die Füchse L in die Ofenkammer O, wo sie im Flammenfuchs F mit dem Gas zusammentrifft und mit diesem als Heizflamme nach der
                              									Ofenkammer O1 abzieht;
                              									in dieser hat die Heizflamme freien Raum zu ungehinderter Entwicklung, beschreibt
                              									ein doppeltes, nahezu in einer Wagerechtebene gelegenes Hufeisen, vollendet dort das
                              									active Stadium ihrer Verbrennung und gibt strahlende Wärme an die
                              									Ofenkammerwandungen ab; die Verbrennungsproducte entweichen durch die Füchse L1 nach dem Regenerator
                              										R1
                              									, geben dort ihre Wärme durch Berührung ab für spätere
                              									Vorwärmung der Brennluft und gelangen dann, die Klappe K passirend, nach dem Essenkanal S, dessen
                              									Zugwirkung durch den Schieber s geregelt wird. Während
                              									also die Ofenkammer O1
                              									erhitzt wird, wird in der Ofenkammer O ohne Flamme
                              									unter ausschlieſslicher Benutzung der von den Kammerwandungen ausgestrahlten Wärme
                              									emaillirt.
                           Ist die Beschickung gar gebrannt, entfernt man sie aus dem Ofen O und legt die Luftklappe K auf die andere Seite, dann kehren sich die Verbrennungsvorgänge im Ofen
                              									in bekannter Weise um. Die Heizflamme wird durch den Essenzug nach Ofenkammer O gebracht und Ofenkammer O1 ist zum Einbringen einer neuen
                              									Beschickung bereit. Ein solcher Ofen mit Oberflächenregeneratoren ist sehr
                              									leistungsfähig, weil man die Temperatur der Heizflamme durch die
                              									Oberflächenregeneratoren erheblich steigern kann. Er ist deshalb für gröſsere
                              									bezieh. dickere zu emaillirende Stücke, wie Gährbottiche, Badewannen, Waschkessel
                              									bestimmt. Ein Uebelstand, welcher für feinere Waare in Betracht kommen könnte, ist
                              									der, daſs in dem beschriebenen Ofen die zur Verbrennung strömende heiſse Brennluft
                              									die mit der Beschickung besetzte Ofenkammer passirt. Obgleich diese Luft fast ebenso
                              									heiſs wie die Ofenwandungen und staubfrei ist, auch der Wirkung der strahlenden
                              									Wärme auf die Beschickung kein Hinderniſs bietet, so könnte doch für kleinere Waaren
                              									erster Güte vollkommene Ruhe in der Ofenkammer erwünscht sein, derart, daſs das
                              									Arbeiten in derselben demjenigen in einer von auſsen beheizten Muffel genau
                              									entspricht. Diesen Bedingungen wird durch die in den Fig. 1 bis 4 dargestellte
                              									Ausführungsform eines Emaillirofens genügt. (D. R. P. Nr. 45838 vom 15. Juli
                              									1888.)
                           Da bei dem vorstehend gekennzeichneten Emaillirofen die Zeit zur Aufspeicherung der
                              									Wärme während des Anheizens der Arbeitskammer, sowie die aufgenommene Wärmemenge die für die Leistung des
                              									Ofens bestimmenden Factoren sind, so muſs eine erhebliche Steigerung der
                              									Ofenleistung eintreten, wenn die Aufnahme- bezieh. Abgabezeit vermindert und die
                              									ausgetauschte Wärmemenge gleichzeitig vermehrt werden kann. Da nun Aufnahme- und
                              									Abgabezeit, sowie die dabei in Frage kommende Menge von Wärme in bedeutendem Maſse
                              									von den Abmessungen der den Wärmeaustausch vermittelnden Oberfläche abhängen, so
                              									wird durch Vergröſserung der Innenfläche der Arbeitskammer eine Steigerung der
                              									Ofenleistung unmittelbar herbeigeführt werden. Diese Oberflächenvergröſserung
                              									bewirkt Siemens nach dem Zusatzpatente Nr. 46742 vom
                              									25. September 1888 dadurch, daſs er die Innenflächen gewellt herstellt oder
                              									Längsrippen, Querrippen, Buckel oder sonstige Vorsprünge in den Innenflächen der
                              									Arbeitskammern anbringt.
                           Riva's Schachtofen zum Brennen
                                 										von Gyps. Der obere Theil des dem Alberto Riva
                              									in Mailand patentirten Schachtofens zum Brennen von Gyps (D. R. P. Nr. 45969 vom 30.
                                 									Mai 1888) unterscheidet sich nur wenig oder gar nicht von bekannten Kalköfen, der
                              									untere Theil besteht aus einem Lufterhitzungsapparat, welcher eine genügende Menge
                              									Luft auf 300° C. erhitzt. Dieser Temperaturgrad ist erforderlich, um Gyps zu
                              									brennen, denn, obwohl der letztere schon bei viel niederer Temperatur sein Wasser
                              									verliert, so muſs doch die Luft, welche in die Gypsmasse einströmt, eine höhere
                              									Temperatur haben, um die verschiedenen Wärmeverluste, welche beim Brennen vorkommen,
                              									zu ersetzen.
                           Der Lufterhitzungsapparat (Fig. 9 und 10) besteht aus einer
                              									Feuerung a und einem System von Heizröhren, durch
                              									welche die Verbrennungsgase hindurchziehen. Diese Heizröhren sind vorn und hinten in
                              									Wänden hh1 gelagert und
                              									in Abtheilungen angeordnet, welche durch senkrechte Scheidewände b (Fig. 10) und wagerechte
                              									Platten b1 gebildet
                              									werden. Solcher Abtheilungen sind im Ganzen 12 vorhanden. Die rechts und links
                              									gelegenen Abtheilungen sind von unten nach oben mit I, II, III, IV und die mittleren
                              									vier Abtheilungen von oben nach unten mit V, VI, VII, VIII bezeichnet.
                           Die Verbrennungsgase strömen nun aus dem Feuerraum zunächst durch die Röhren in den
                              									Abtheilungen VII und VIII von vorn nach hinten, dann durch die Röhren der Kammern IV
                              									und V von hinten Dach vorn, dann links und rechts durch die Röhren der Kammern IV
                              									und III von vorn nach hinten und schlieſslich durch die Röhren der Kammern II und I
                              									von hinten nach vorn und durch Kanäle d zum
                              									Schornstein. Unter den Feuerungsrost wird durch seitliche Kanäle c Luft eingeblasen. Die Kanäle c sind zu beiden Seiten der Feuerung von Kanälen e abgezweigt, durch welche Luft mit Hilfe eines Ventilators eingeblasen
                              									wird. Die Kanäle e münden in die Abtheilungen I. vie durch e eintretende
                              									Luft strömt durch die Abtheilungen I von vorn nach hinten, tritt in die Abtheilungen II, durchströmt
                              									diese von hinten nach vorn, durchströmt dann die Abtheilungen III von vorn nach
                              									hinten, dann die Abtheilungen IV von hinten nach vorn, tritt dann vorn in die
                              									Abtheilung V ein und hinten aus derselben aus, um die Abtheilung VI von hinten nach
                              									vorn, dann die Abtheilung VII von vorn nach hinten und schlieſslich die Abtheilung
                              									VIII von hinten nach vorn zu durchströmen. Auf diesem Wege hat sich die Luft bis auf
                              									300° C. erhitzt. Sie strömt nunmehr senkrecht nach oben und tritt durch Kanäle f und Schlitze g zu den im
                              									Ofenschacht befindlichen Gypsstücken.
                           In die Kanäle c sind Schieber c1 (Fig. 10) eingeschaltet,
                              									durch welche die Menge der unter dem Rost einströmenden Luft regulirt wird.
                           An das untere Ende des Ofenschachtes schlieſst sich ein Trichter k an, welcher in ein schräg liegendes Ablaufrohr k1 ausmündet, das am
                              									Ende mit einer Thür k2
                              									verschlossen ist. Der im Ofenschacht in faustgroſsen Stücken liegende Gyps wird
                              									durch das Rohr k1
                              									, das aus Guſseisen besteht, von Zeit zu Zeit
                              									ausgesogen und oben wird in den Ofen eine gleich groſse Menge rohen Gypses
                              									aufgegeben. Um ein etwaiges Versacken des Ofens durch Aufblähen der Gypsstücke
                              									leicht beseitigen zu können, sind zwei einander gegenüberliegende Oeffnungen ii vorgesehen, durch welche man mit einer eisernen
                              									Stange den Gyps aufstoſsen kann.
                           Glühofen der Well's Rustless
                                 										Iron Co. (New York). Die genannte Gesellschaft bringt (vgl. Uhland, Prakt. Maschinenconstructeur, Nr. 35 S. 238)
                              									Stahl- und Eisenerzeugnisse auf den Markt, welche durch eine schwarze Oxydschicht
                              									vor dem Rosten geschützt sind. Zur Herstellung dieser Oxydschicht müssen die
                              									betreffenden Gegenstände einem besonderen Glühprozesse ausgesetzt werden, bei
                              									welchem von Well construirte Oefen benutzt werden (Fig. 11 bis
                              										16). Die
                              									betreffenden Gegenstände von Eisen und Stahl finden in einer Menge von etwa 12000
                              									engl. Pfd. in der Heizkammer desselben Platz und werden im Laufe von 12 Stunden
                              									allmählich auf starke Rothglut erhitzt. Nach dem Eintritt der Rothglut wird bei
                              									geschlossenem Essenschieber ein Gemisch von Dampf und Kohlensäuregas in die Kammer
                              									gebracht, welchem Gasgemenge die Gegenstände noch etwa 5 Stunden ausgesetzt werden,
                              									worauf sich die gewünschte Oxydschicht bilden soll. Der Ofen wird durch Gase, welche
                              									mit einem Siemens-Generator erzeugt sind, geheizt. Dieselben treten durch eine
                              									unterhalb der geschlossenen Dampfdüse H (Fig. 12)
                              									gelegene Klappe ein und entnehmen die geringe Menge der zur Verbrennung
                              									erforderlichen Luft aus einem Ventil über H. Die innige
                              									Mischung von Luft und Gas geschieht beim Durchgang durch die durchlöcherte Wand P (Fig. 12, 14 und 15). Alsdann gelangen die
                              									Gase in die Verbrennungskammer hinter P und nehmen
                              									ihren Weg durch den Kanal O (Fig. 14), um durch die in
                              									der Decke des letzteren befindlichen Oeffnungen h in
                              									die darüber liegende Heizkammer zu gelangen.
                           
                           Auf der entgegengesetzten Seite der letzteren gehen die Gase durch eine zweite Serie
                              									Oeffnungen h, nachdem sie die zu erhitzenden
                              									Gegenstände gleichmäſsig umspült haben, in den Kanal E
                              									und entweichen endlich in den Kamin F (Fig. 13). Nachdem
                              									Rothglut erreicht ist, werden die Einlaſsschieber für Gase und Luft geschlossen, und
                              									während man den Essenschieber D geschlossen hält, wird
                              									durch die Düse H Dampf eingelassen, welcher sich mit
                              									der vorhandenen Kohlensäure mischt.
                           Stroehmer's Koksofen,
                              									welcher in Fig.
                                 										17 bis 19 dargestellt ist, besitzt die eigenthümliche Einrichtung, daſs die vom
                              									Theer und Ammoniak befreiten Gase theils in Hohlräume der Ofenwände treten behufs
                              									Verbrennung mit zugeführter Luft, theils in die Oefen selbst, wo sie Kohlenstoff
                              									absetzen und Ammoniak entführen. (D. R. P. Nr. 46595 vom 17. Juli 1888.)
                           
                              (Fortsetzung folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               
