| Titel: | A. Bernstein's Glühlampenanordnung. | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 361 | 
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                        A. Bernstein's Glühlampenanordnung.
                        Mit Abbildungen.
                        Bernstein's Glühlampenanordnung.
                        
                     
                        
                           Die Hintereinanderschaltung oder Reihenschaltung der elektrischen Glühlampen ist
                              									zuerst von Alexander Bernstein in London zur
                              									Durchführung gebracht worden; bei ihr arbeitet die Anlage mit constantem Strom, bei
                              									der Nebeneinanderschaltung oder Parallelschaltung der Lampen dagegen mit constanter
                              									Spannung. Bei der Reihenschaltung sind die Kraftverluste geringer, die Leitungen in
                              									den Häusern billiger und die Anwendung dickerer Kohlenstäbe wirkt auf das Auge
                              									angenehmer, als die bei der Parallelschaltung benutzten dünnen Fäden (vgl. 1888 269 167). Bei der Reihenschaltung sind keine
                              									Schmelzdrähte nöthig, aber die vorhandene höhere Spannung macht eine bessere
                              									Isolation erforderlich.
                           Zur Erzeugung eines constanten Stromes (von 10 Ampère) bedient man sich am besten
                              									einer gut construirten Dynamo mit Gramme'schem
                              									Commutator, welche unmittelbar von einer Dampfmaschine getrieben wird. Beseitigt man
                              									an dieser Dampfmaschine den Centrifugalregulator, so regulirt sich die
                              									Geschwindigkeit der Maschine von selbst, je nach der Anzahl der Lampen im
                              									Stromkreis, d.h. wenn diese Anzahl groſs ist, dann läuft die Dampfmaschine rasch,
                              									wird die Anzahl der Lampen verringert, so verringert sich auch von selbst die
                              									Umdrehungszahl der Dampfmaschine. In vielen Fällen ist diese Regulirung genügend,
                              									wenn jedoch die Anzahl der auszuschaltenden Lampen sehr groſs ist, so muſs die
                              									Dampfmaschine mit einem elektrischen Regulator versehen sein; alsdann ist die
                              									Regulirung vollkommen.
                           Diese Einrichtung bietet folgende Vortheile: 1) die Dampfmaschine arbeitet bei
                              									groſser Belastung ebenso wie bei kleiner mit dem höchsten unveränderlichen Grade der
                              									Expansion, daher mit der gröſsten erreichbaren Oekonomie; 2) die Abnutzung der Maschine ist wesentlich
                              									verringert, indem die Maschine bei geringer Last eine verhältniſsmäſsig geringe
                              									Tourenzahl macht; 3) die Bürsten am Commutator der Dynamomaschine können immer in
                              									der normalen funkenlosen Lage verbleiben, da sowohl der Strom in den Feldmagneten
                              									wie im Anker constant bleibt.
                           In der neuesten Form seiner Glühlampe (vgl. 1886 261 * 24.
                              									1888 269 * 168) hat Bernstein in wesentlich einfacherer Weise als früher (vgl. 1887 264 190 und 1888 269 * 167.
                              									1887 264 * 609) die Unterbrechung der Leitung innerhalb
                              									der Lampe beim Brechen des Kohlenstabes und beim Herausheben der Lampe aus ihrem
                              									Halter verhütet.
                           Der leuchtende Körper hat (vgl. Zeitschrift für
                                 										Elektrotechnik, 1889 * S. 233) jetzt die Form eines geraden Kohlenstabes
                              										a, welcher an den Enden der Zuleitungsdrähte b und b1 befestigt ist. Diese Drähte sind so gebogen, daſs
                              									sie sich an der etwas verstärkten Stelle c fast
                              									berühren, d und d1 sind zwei Hülsen aus isolirendem Material, welche
                              									die Zuleitungsdrähte umgeben; diese Hülsen werden durch eine Spiralfeder e aneinander gedrückt, doch kann diese Spiralfeder auch
                              									wegbleiben, wenn man einen der Drähte b und b1 federnd macht.
                           Fig. 1., Bd. 273, S. 361Fig. 2., Bd. 273, S. 361 So lange nun die Kohle a unverletzt ist,
                              									verhindert diese selbst ein Berühren der Drähte bei c;
                              									entsteht jedoch ein Fehler in der Kohle, so daſs der Strom an dieser Stelle eine
                              									Verzehrung der Kohle bewirkt, so drückt die Feder e die
                              									Zuleitungsdrähte langsam zusammen, bis an der Stelle c
                              									der Kurzschluſs in der Lampe hergestellt wird. Dabei ist auſserdem die Bildung eines
                              									Lichtbogens in der Lampe, mit den dadurch entstehenden Nachtheilen, vollständig
                              									vermieden.
                           
                           Diese Lampen werden meist von 16 bis 50 Kerzen hergestellt. Eine gröſsere
                              									Kerzenstärke, z.B. zur Beleuchtung von Plätzen, beschafft man durch Gruppirung
                              									mehrerer solcher Lampen in einer Laterne. Es ist dies besser als die Anwendung
                              									einzelner Lampen von sehr hoher Kerzenstärke, da letztere Lampen meist keine sehr
                              									lange Lebensdauer haben und auſserdem das Versagen einer Lampe das Erlöschen der
                              									Laterne zur Folge hat. Der Ersatz von kleinen Bogenlampen durch derartige Glühlampen
                              									ist von groſsem Vortheil; die jetzt in Deutschland beliebte parallele Anordnung
                              									kleiner Bogenlampen ist ganz unvortheilhaft, weil ein sehr groſser Betrag der
                              									Leistung der Dynamomaschine in den Ausgleichungs-Widerständen nutzlos verschwindet
                              									und überdies die Beleuchtungswirkung dieser kleinen Bogenlampen nur ein sehr
                              									geringer ist.
                           Bei diesen Lampen für Reihenschaltung wird eine Unterbrechung des Stromes beim
                              									Herausnehmen einer Lampe aus dem Halter dadurch verhindert, daſs eine Entfernung der
                              									Lampe nur dann möglich ist, wenn vorher ein Kurzschluſs im Halter selbst hergestellt
                              									ist; ferner kann dieser Kurzschluſs auch nur dann aufgehoben werden, wenn sich eine
                              									Lampe in dem Halter befindet.
                           Der Halter ist in Fig. 2 dargestellt. Eine Platte aus
                              									isolirendem Material h trägt zwei Metallhülsen i und i1, in welche die quadratischen Stifte g und g1 (Fig. 1) der
                              									Lampenkappe n hineinpassen. Um einen guten Contact
                              									zwischen den Stiften und den Metallhülsen zu erzielen, sind die vordern Wände der
                              									letzteren durch zwei Blattfedern k und k1 ersetzt. Die
                              									Zuleitungsdrähte werden durch Schrauben an den Metallhülsen befestigt. Das S-förmige
                              									Stück m, welches von auſsen durch einen Griff gedreht
                              									werden kann, hat im Halter einen Kurzschluſs herzustellen, indem es sich in
                              									wagerechter Lage an die beiden auf den Innenseiten der Metallhülsen i und i1 angebrachten Blattfedern anlegt; die an i befindliche ist unten etwas umgebogen, an der
                              									Blattfeder k1 aber ist
                              									unten ein Stift angebracht, welcher nach der Herstellung des Kurzschlusses und dem
                              									Herausziehen der Stifte g und g1 aus i und
                              										i1 eine Drehung des
                              									Stückes m verhindert; es kann daher dann ein Oeffnen
                              									des Stromkreises nicht stattfinden.
                           Wird jedoch die Lampe in den Halter eingesetzt, so heben g und g1 die
                              									Blattfedern k und k1
                              									, der an letzterer befindliche Stift kommt jetzt
                              									auſserhalb des Bereiches von m, und m kann in die Stellung Fig.
                                 										2 gedreht werden. Während dieser Stellung geht der Strom durch die Lampe.
                              									Jetzt aber kann die Lampe aus dem Halter nicht entfernt werden, weil das S-förmige
                              									Stück m über den Kopf des Stiftes f (Fig. 1) an der
                              									Lampenkappe n hinüber greift. Dagegen kann nach
                              									Belieben der Strom an- und abgedreht werden. Will man die Lampe entfernen, so muſs
                              									zuerst das Stück m wieder in die wagerechte Lage
                              									gedreht werden, d.h. Kurzschluſs im Halter hergestellt sein.
                           
                           Sollen ganze Gruppen von Lampen zugleich ausgeschaltet werden, so verwendet man einen
                              									gewöhnlichen Umschalter zur Herstellung des Kurzschlusses in der Leitung.
                           Es empfiehlt sich, an der Dynamomaschine ein Ampèremeter einzuschalten.
                           Für die Straſsenbeleuchtung bietet diese Einrichtung gegenüber der Anwendung von
                              									Bogenlampen noch den groſsen Vortheil, daſs man von der Centralstelle aus nach
                              									Belieben die gesammte Beleuchtung zu solchen Zeiten verringern kann, in denen eine
                              									helle Beleuchtung der Straſsen nicht erforderlich ist, was bei Anwendung von
                              									Bogenlampen nicht möglich ist. Hierdurch wird erheblich an Kosten erspart.