| Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photo-mechanischen Druckverfahren; von Prof. Dr. J. M. Eder in Wien. | 
| Autor: | J. M. Eder | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 413 | 
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                        Ueber die Fortschritte der Photographie und der
                           								photo-mechanischen Druckverfahren; von Prof. Dr. J. M. Eder in Wien.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 91 d.
                           								Bd.)
                        Eder, über Fortschritte der Photographie.
                        
                     
                        
                           
                              Photographie bei künstlichem Lichte.
                              
                           Bereits in unserem Berichte (D. p. J., 1888 267 174 ff.) haben wir auf die durch Gädike und Miethe
                              									eingeführte Photographie mit Magnesiumblitzlicht
                              									hingewiesen, welche aus einer blitzartig abbrennenden Mischung von Magnesiumpulver,
                              									Kaliumchlorat und Schwefelantimon bestand. Diese Mischung gab wegen ihrer
                              									Explodirbarkeit hier und da zu Unfällen Veranlassung und wurde durch das reine Magnesiumpulver ersetzt. Bringt man
                              									Magnesiumpulver (½ bis 1g) in eine Glasröhre und
                              									bläst dasselbe durch eine Kerzen- oder Weingeistflamme, so verbrennt es momentan mit so bedeutender
                              									Lichtentwickelung, daſs man Photographien von Porträts, Gruppen, Interieurs u.s.w.
                              									herstellen kann. Diese Vorrichtungen wurden besonders durch Prof. Schirm (Breslau) verbessert, welcher das
                              									Magnesiumpulver nicht quer, sondern in der
                                 										Längsrichtung der Flamme durch eine ringförmige Weingeistflamme mit Hilfe
                              									eines Kautschukballons bläst. Man kann mit kleinen Verbindungsröhren und
                              									Kautschukschläuchen auch zwei oder mehrere Lampen verbinden und mit einem Drucke des Ballons mehrere Magnesiumblitzlampen
                              									zugleich zur Wirkung bringen. Diese von Meyer in
                              									Breslau (Paulstraſse 20) in den Handel gesetzten Lampen bewährten sich gut.
                              									Auſserdem wurden später verschiedene Anordnungen auf ähnlicher Grundlage getroffen
                              										(Eder's Jahrbuch für
                                 										Photographie für 1889, S. 373. Mit Figuren).
                           Die Photographie bei Magnesiumblitzlicht fand bereits zahlreiche Anwendung nicht nur
                              									von Photographen, welche Interieurs oder Gruppen bei Nacht oder Porträts bei Bällen
                              									aufnahmen, sondern auch von Aerzten zur Aufnahme von anatomischen Präparaten, von
                              									Vorgängen in Krankenhäusern u.s.w., wie solche z.B. in der Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie ausgestellt waren. Es ist
                              									bemerkenswerth, daſs die Photographien bei geschickter Anbringung von weiſsen
                              									Reflectoren sowie Scheiben von transparentem Papier (um die Grellheit des direkt
                              									auffallenden Lichtes zu mildern) an künstlerischem Werthe den Tagesaufnahmen
                              									vollkommen ebenbürtig sind.
                           Eine eigenthümliche Form von orthochromatischem
                              									Blitzlichte empfiehlt Newcomb (Phot. Times, Bd. 19 S.
                              									247. Phot. Archiv, 1889 S. 212), welcher auf 1 Th.
                              									Magnesiumpulver 5 bis 7 Th. reines trockenes Natriumnitrat mit Hilfe eines
                              									Hornspatels mischt und anzündet (mittels eines langen Zünders), um ein gelb brennendes Blitzlicht zu erhalten. Gegen dieses
                              									sind orthochromatische Platten sehr empfindlich und es hat denselben Effect wie eine
                              									Gelbscheibe bei der Aufnahme. Es soll hierbei ein reiches Detail in den dunklen
                              									Tönen des Bildes, sowie eine sehr gute Farbenwirkung auf orthochromatischen Platten
                              									erhalten werden. Newcomb hat auf diese Weise in einem
                              									groſsen Theater in New York den Zuschauerraum photographirt und ein gut
                              									durchgearbeitetes Negativ erhalten.
                           Auch gewöhnliche bengalische Feuer liefern so viel aclinisches Licht, daſs man
                              									Photographien herstellen kann. Boissonas in Genf stellt
                              									photographische Aufnahmen des Genfer Sees bei bengalischer Beleuchtung her und zwar
                              									bei rothem, als grünem Lichte. Die auffallende Erscheinung, daſs bei rothem
                              									bengalischen Lichte gute Photographien erhalten wurden, erklärt sich jedenfalls
                              									daraus, daſs Strontiumsalze benutzt wurden, in deren Licht viel Blau enthalten
                              									ist.
                           
                        
                           
                              Photographie leuchtender Käfer und Bakterien.
                              
                           Mit Hilfe empfindlicher Trockenplatten gelang es, die leuchtenden Bakterien zu
                              									photographiren, welche das Leuchten der Seefische bewirken (Photographisches Wochenblatt, 1888 S. 493. Eder's Jahrbuch für Photographie für 1889 S.
                              									379). E. v. Gothard beobachtete, daſs nicht nur die
                              									Johanniskäfer, sondern auch die schwächer leuchtenden Larven derselben binnen 10
                              									Secunden ein deutliches photographisches Bild auf Bromsilbertrockenplatten geben.
                              									Viel heller ist das Licht tropischer Leuchtkäfer (Lampyris noctiluca), bei welchem
                              										Vanrout in St. Louis, sowie Farini sogar photographische Diapositive herstellten, welche Photographie
                              									in Fachjournalen abgebildet wurde (Eder's Jahrbuch, S. 379).
                           
                        
                           
                              Herstellung von Bromsilbergelatine.
                              
                           Die Erzeugung der Bromsilbergelatine geht immer mehr in die Hände der groſsen
                              									Fabriken über. Publikationen neuerer Darstellungsmethoden werden wenige
                              									veröffentlicht.
                           Als wichtige Beobachtung theilte L. Belitski in
                              									Nordhausen mit, daſs der Uebelstand des unsicheren „Reifens“ der
                              									Bromsilbergelatineemulsion beim ammoniakalischen Prozesse hauptsächlich darauf
                              									zurückzuführen sei, daſs die in der Wärme digerirten Gemische von ammoniakalischer
                              									Silbernitratlösung, Bromkalium und Gelatine nach Unterbrechung der Digestion
                              									ungleichmäſsig abkühlen und das Ammoniak während des mehrstündigen Erstarrens einen
                              									nicht genau controlirbaren Einfluſs auf die Empfindlichkeit des Bromsilbers und die
                              									Widerstandskraft der Gelatine ausüben. Belitski stellt
                              									deshalb Emulsion mittels Silberoxydammoniak (nach Eder's Methode) her und fügt nach beendigter Digestion in der Wärme eine genau
                              									gemessene Menge verdünnter Schwefelsäure hinzu. Da man die Grenze der Neutralisirung
                              									im Dunklen bei rothem Lichte nicht beobachten kann, so wird die Menge des Ammoniaks
                              									und zur Neutralisation dienenden Schwefelsäure zuvor genau festgestellt, jedoch um 5
                              									Proc. weniger Säure zugesetzt, als zur völligen Neutralisation des Ammoniaks
                              									erforderlich ist (Eder's Jahrbuch für 1889, S. 107).
                           Der Referent beschreibt (Photographische Correspondenz,
                              									1880) eine Methode zur Herstellung von Emulsion mit citronensaurer
                              									Silberoxydammoniaklösung, welche für Platten mittlerer Empfindlichkeit
                              									empfehlenswerth ist.
                           Es werden gelöst:
                           
                              
                                 A)
                                  24g
                                 Bromkalium,
                                 
                              
                                 
                                     6cc
                                 Jodkaliumlösung (1 : 10),
                                 
                              
                                 
                                  20g
                                 Winterthur-Gelatine,
                                 
                              
                                 
                                 250cc
                                 Wasser.
                                 
                              
                                 B)
                                  30g
                                 Silbernitrat,
                                 
                              
                                 
                                   3g
                                 Citronensäure,
                                 
                              
                                 
                                 250cc
                                 Wasser,
                                 
                              
                           wozu man nach erfolgter Lösung so viel Ammoniak hinzufügt, bis
                              									sich die anfangs stark milchig trübe Flüssigkeit vollkommen geklärt hat.
                           Man bringt sowohl A als B auf die Temperatur von 40 bis 50° C., mischt beide in der
                              									Dunkelkammer bei rothem Lichte, läſst in einem Wasserbade bei ungefähr 40° C. durch
                              									½ bis ¾ Stunden stehen, fügt dann noch 15 bis 20g im
                              									Wasser gequollene und geschmolzene Gelatine hinzu und gieſst zum Erstarren in flache
                              									Schalen aus, worauf die Emulsion gewaschen wird.
                           Die einzelnen Details über Herstellung empfindlicher Emulsionen, sowie von Maschinen
                              									zum Begieſsen von Emulsionsplatten siehe Eder's Photographie mit Bromsilbergelatine, 4. Auflage (Halle
                              									a. S.).
                           Ueber orthochromatische Gelatineemulsion ist zu
                              									bemerken, daſs gegenwärtig fast alle in den Handel kommenden derartigen
                              									Emulsionsplatten mittels des vom Berichterstatter zuerst in die Photographie
                              									eingeführten Erythrosins gefärbt sind.
                           Perutz in München bringt Obernetter und Vogel's Eosinsilberplatten in den Handel, bei welchen die
                              									Emulsion in geeigneter Weise mit Eosinsilberlösung (oder Erythrosinsilber) versetzt
                              									ist. Sie sind ohne Gelbscheibe verwendbar (besonders zu Landschaftsaufnahmen),
                              									sobald nicht viel Blau oder Violett in dem zu reproducirenden Objecte vorhanden
                              									ist.
                           Die Anwendung der orthochromatischen Platten zu Gemäldereproductionen u.s.w. ist
                              									bekannt.
                           Gegenwärtig benutzt man nach Dr. Zettnow
                              									grünempfindliche Erythrosinplatten zur Mikrophotographie, indem man zwischen Lichtquelle und Mikroskop ein grünes
                              									Lichtfilter einschaltet. Dr. Zettnow verwendet
                              									Erythrosinplatten und eine Lösung von
                           
                              
                                 160g Kupfernitrat,
                                 
                              
                                   14g Chromsäure,
                                 
                              
                           welche mit Wasser zu 250cc
                              									aufgelöst sind. Damit wird eine planparallele Glaswanne von ungefähr 1cm Abstand der Gläser gefüllt. Der Referent
                              									benutzt Eosinsilberplatten, welche durch Baden von
                              									Bromsilbergelatinetrockenplatten in folgender Lösung durch 2 Minuten und Trocknen
                              									hergestellt sind:
                           
                              
                                 
                                 25cc einer Lösung von krystallisirtem
                                    											Eosin (1 : 1000),
                                 
                              
                                 
                                   1cc Silbernitratlösung (1 :
                                    											80),
                                 
                              
                                 1 bis
                                   2cc Ammoniak,
                                 
                              
                                 
                                 75cc Wasser.
                                 
                              
                           Als grünes Lichtfilter dient eine Mischung von Indigoschwefelsäure und Pikrinsäure,
                              									als Entwickler die bekannte Mischung von Pyrogallol und Soda (Eder).
                           Zur Erledigung der Frage: Welchen Einfluſs übt eine sich steigernde Menge von
                              									Erythrosin auf die Gelbempfindlichkeit aus? badete V.
                                 										Schumann Bromsilberplatten in ammoniakalischen Erythrosinlösungen von
                              									folgender Concentration: a) 1 : 170000, b) 1 : 85000, c) 1 : 28000, d) 1 : 14000, e)
                              									1 : 7000, f) 1 : 3500; es erschien:
                           
                              
                                 
                                 
                                 das Blau
                                 das Gelb
                                 also Blau
                                 Gelb
                                 
                              
                                 bei
                                 a
                                 mit
                                 13
                                 bis
                                 14
                                 Secunden,
                                 mit
                                 5 bis 6
                                 Secunden
                                 wie
                                 1 : 2
                                 bis 2½
                                 
                              
                                 „
                                 b
                                 „
                                 14
                                 
                                 
                                 „
                                 „
                                 4 bis 5
                                 „
                                 „
                                 1 : 3
                                 bis 3½
                                 
                              
                                 „
                                 c
                                 „
                                 12
                                 bis
                                 13
                                 „
                                 „
                                 2
                                 „
                                 „
                                 1 : 6½
                                 
                              
                                 „
                                 d und e
                                 „
                                   6
                                 bis
                                   8
                                 „
                                 „
                                 1
                                 „
                                 „
                                 1 : 6
                                  bis 8
                                 
                              
                                 „
                                 f
                                 „
                                   5
                                 bis
                                   6
                                 „
                                 „
                                 1
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 schon stark 
                                 wie
                                 1 : 5
                                 bis 6.
                                 
                              
                           
                           Die Emulsion gewann also mit Vermehrung des Farbstoffes an Gesammt- und
                              									Gelbempfindlichkeit; auch gewann der Beleg im Gelb an Intensität und konnte die
                              									Zunahme der Kraft noch bei den beiden stärksten Lösungen bemerkt werden (Photographische Correspondenz, 1889).
                           Eosinsilber ist ein rother Niederschlag, welcher sich beim Mischen von Eosin mit
                              									Silbernitrat bildet und ist ein sehr guter
                              									Sensibilisator. Die Farbe ist mehr bläulichroth als jene des Eosins; im Ammoniak
                              									löst sich der Niederschlag unter Zersetzung, indem sich Eosin und Silberoxydammoniak
                              									bildet; beim Verdunsten bildet sich wieder Eosinsilber und bleibt zurück. Der
                              									Absorptionsstreifen liegt weiter gegen Orange als jener von Eosin.
                           Dr. E. Zettnow fand (Photographische Correspondenz, 1889), daſs Erythrosinsilber bei Gegenwart
                              									von Bromkalium zersetzt wird (in Bromsilber und Erythrosin), daſs jedoch der
                              									Farbstoff das Bromsilber in Lösung hält und zwar ungefähr das 2½ bis 7fache seines
                              									Gewichtes. Aehnlich verhält sich Chlor- und Jodsalz.
                           In reinem Wasser löst sich Erythrosinsilber im Verhältnisse von 1 : 60000 bis 1 :
                              									80000, je nach der Sorte des Erythrosins.
                           Methyleosinsilber löst sich in 1125 Th. Wasser; Rose bengalsilber dagegen erst in
                              									100000 Th. Wasser.
                           Dr. Zettnow stellt Eosinsilber oder Erythrosinsilber
                              									dar, indem er 1g Farbstoff in 200cc Wasser löst, auf 60 bis 80° C. erhitzt und
                              									hierauf 1g Silbernitrat gelöst in 10cc Wasser zusetzt; man läſst den Niederschlag
                              									absetzen und filtrirt nach dem Abkühlen; das Auswaschen des Niederschlages am Filter
                              									geschieht so lange, bis die durchlaufende Flüssigkeit gefärbt erscheint. Alsdann
                              									wird das Filter durchstoſsen, der Niederschlag abgespritzt und mit Wasser so weit
                              									verdünnt, daſs sein Volumen 250cc beträgt, 1cc der gut umgeschüttelten Flüssigkeit, in welcher
                              									die fein vertheilte Silberverbindung gleichmäſsig aufgeschwemmt ist, entspricht also
                              										4mg des ursprünglich genommenen Farbstoffes.
                              									Bei Eosinsilber und Methyleosinsilber ballt sich nach 6 bis 8 Tagen der Niederschlag
                              									zusammen und setzt sich am Boden fest, bei Rose bengalsilber und Erythrosinsilber
                              									läſst sich der Niederschlag tadellos noch nach Monaten aufschütteln.
                           Dr. Zettnow untersuchte Eosin, Erythrosin, Methyleosin
                              									und Rose bengal, sowie deren Silberverbindungen im Spectrum und fand:
                           1) Daſs Erythrosin und Erythrosinsilber den anderen Eosinen so auſserordentlich
                              									überlegen ist, daſs nur dieser Farbstoff in Betracht kommen kann, wenn es sich darum
                              									handelt, eine Platte von starker Gelb- und hoher Gesammtempfindlichkeit
                              									herzustellen.
                           2) Es zeigte sich, daſs der Unterschied zwischen der mit dem reinen Farbstoffe und
                              									seiner Silberverbindung gefärbten Emulsion sehr gering ist; durchschnittlich
                              									zeichnet die Silberverbindung eine Wenigkeit brillanter und klarer. Die Ursache
                              									findet er in der bereits oben abgegebenen Erklärung in folgender Betrachtung: Von Brom-
                              									bezieh. Chlorverbindungen ist keine Emulsion völlig zu befreien, vielleicht auch
                              									dann nicht, wenn man zuletzt anhaltend mit destillirtem Wasser wäscht. Unter
                              									Umständen genügt schon der Chlorgehalt des in der gewaschenen Emulsion
                              									zurückgehaltenen Wassers, um die Silberverbindungen umzuwandeln. Nach Zettnow hat man in allen Fällen bei Gelatineemulsionen
                              									die schlieſsliche Wirkung nicht der Silberverbindung zu verdanken, sondern dem
                              									freien Erythrosin; versetzt man absichtlich Erythrosinemulsion mit so viel einer
                              									löslichen Silberverbindung, daſs dieselbe vorherrscht, oder badet man eine Platte in
                              									einem Gemische von Erythrosin und mehr Silbersalz, als zur Zersetzung des
                              									Bromkaliums in der Platte noch nothwendig ist, so erhält man je nach der Menge des
                              									leicht reducirbaren Silbersalzes schwachen oder starken dichroitischen
                              									Rothschleier.
                           3) Die Eosine und die wässerigen Lösungen ihrer reinen Silberverbindungen zeigen
                              									dasselbe Spectrum, dagegen die festen Silberverbindungen ein anderes; besonders
                              									auffallend ist der Unterschied bei Rose bengalsilber.
                           4) Die neuen „Eosinsilberplatten“ des Handels verhalten sich genau so, wie mit
                              									Erythrosin gefärbte Emulsion, und dieselben verdanken in Wirklichkeit diesem
                              									Farbstoffe bezieh. seiner Silberverbindung ihre orthochromatische Wirksamkeit.
                           Wie zuerst V. Schumann mittheilte, ist eine mit Cyanin
                              									gefärbte Emulsion besonders gut empfindlich für Gelb und Orange, wenn sie auf die
                              									Platten gegossen, getrocknet und dann mit Ammoniak gebadet wird. Die Emulsion darf
                              									kein Jod enthalten; gut wirkt Eder's
                              									Silberammoniakemulsion, welche bei 40 bis 44° C. gemischt und dann auf je 100cc Emulsion mit 50 Tropfen alkoholischer
                              									Cyaninlösung 1 : 500 versetzt wird. Man digerirt 1 Stunde bei 40 bis 37° C., gieſst
                              									in eine Schale, läſst mehrere Stunden erstarren und wäscht im flieſsenden Wasser.
                              									Kurz vor dem Begieſsen der Platten wird der Emulsion 5 Proc. Alkohol zugesetzt.
                              									Diese Emulsion ist wenig empfindlich; die Platte hat eine relativ bessere
                              									Rothempfindlichkeit, aber wenig Gelbempfindlichkeit, und die Negative sind dünn. Das
                              									Verhalten ändert sich vollständig, wenn man die Platten mit Ammoniak badet, z.B. in
                              										100cc destillirtem Wasser und ½ bis 6cc Ammoniak und dann nochmals trocknet. Die
                              									Empfindlichkeit steigt dadurch bedeutend (Photographische
                                 										Rundschau, 1889 S. 143).
                           Burback photographirte den infrarothen Theil des
                              									Sonnenspectrums mittels des Rowland-Gitters und
                              									Cyaninplatten von der Fraunhofer'schen Linie A bis
                              									Wellenlänge 9900. Er erhielt 52 Linien mit 7100 bis 8000, während Abney nur 24 Linien erhalten hatte. Die Färbung der
                              									Platten wurde folgendermaſsen hergestellt: 15g
                              									Cyanin, 480g Chloralhydrat, 2l Wasser wurden ¾ Stunden erwärmt, 480cc Ammoniak zugesetzt, worauf unter Aufschäumen
                              									(Entweichen von Chloroform) sich Cyanin niederschlägt, welches man sammelt, in 1500cc Alkohol löst und 12g Chininsulfat in 100cc Alkohol zusetzt;
                              									die ganze Flüssigkeit wird mit Alkohol auf 4l
                              									gebracht. Zum Gebrauche verdünnt man stark mit Wasser, fügt Ammoniak zu und badet
                              									die Platten durch 4 Minuten (Photographisches Archiv,
                              									1889 S. 61; aus Philos. Magaz., 1888 Ser. 5 Vol. 26 S.
                              									391).
                           
                        
                           
                              Orthochromatische Collodionemulsion.
                              
                           Die orthochromatische Collodionemulsion hat vor der analogen Gelatineemulsion den
                              									Vorzug, daſs sie eine relativ viel gröſsere Empfindlichkeit für Gelb und Grün
                              									besitzt und Gemäldereproductionen mittels der ersteren ohne Gelbscheibe gemacht
                              									werden können. Seit 1888 bringt Dr. E. Albert in
                              									München solche Emulsion in den Handel. Sie besteht aus gewaschener
                              									Bromsilber-Collodionemulsion von geringer Empfindlichkeit. Erst durch Zusatz einer
                              									Lösung von Eosinsilber in alkoholischem Ammoniak, bei welcher das überschüssige
                              									Ammoniak und Pikrinsäure neutralisirt ist, wird die Emulsion sehr farbenempfindlich.
                              									Man übergieſst damit Glasplatten, exponirt sie im feuchten Zustande, wäscht nachher
                              									mit Wasser gut ab und ruft mit Hydrochinon hervor.
                           Die Emulsion ist unter Umständen so empfindlich wie Gelatineemulsion und können damit
                              									Porträts in einigen Secunden angefertigt werden. Jedoch scheint die Darstellung
                              									unsicher, da die Emulsionen selten diese hohe Empfindlichkeit besitzen; ferner
                              									scheint die Emulsion während des Aufbewahrens an Empfindlichkeit einzubüſsen.
                           Auch andere in dieser Richtung angestellte Untersuchungen führten zu keiner
                              									definitiven Lösung dieser Aufgabe (siehe Eder's Jahrbuch für Photographie für 1889 S. 402).
                           
                        
                           
                              Entwickelung von Trockenplatten.
                              
                           Die neueren Untersuchungen über die Verwendbarkeit verschiedener stark reducirender
                              									organischer Substanzen ergaben, daſs die Eigenschaft, das latente Lichtbild auf
                              									Bromsilbergelatine hervorzurufen, vielen Substanzen zukommt. Das Pyrogallol wurde
                              									(neben Eisenoxalat) bis vor Kurzem fast ausschlieſslich verwendet. Dann wurde
                              									Hydrochinon, dessen Eigenschaften als Entwickler schon vor längerer Zeit von Abney (für Bromsilberplatten), sowie von Eder und Pizzighelli (für Chlorsilbergelatine) entdeckt
                              									wurden, allgemeiner als Entwickler verwendet, da es im Preise wesentlich gesunken
                              									ist und durch von Balagny in Paris (1889)
                              									veröffentlichte Vorschriften das Arbeiten mit dem Hydrochinonentwickler vereinfacht
                              									wurde. Balagny zeigte, daſs man Hydrochinon, Soda und
                              									Natriumsulfit im Vorrathe mischen und als Entwickler sofort oder nach längerem
                              									Aufbewahren verwenden kann, daſs die Mischung sich lange Zeit farblos erhält und
                              									nicht wie Pyrogallol die Platten und die Hände braun färbt. Balagny löst 1 Th. Natriumsulfit in 4 Th. Wasser, andererseits 1 Th. Natriumcarbonat in 4 Th.
                              									Wasser; zur Herstellung des Entwicklers mischt er 75cc der Sulfitlösung mit 150cc der
                              									Natriumcarbonatlösung und löst darin 5g
                              									Hydrochinon auf. Als Verzögerer (und um etwaige Verschleimung der Platten zu
                              									vermeiden) kann man auf 100 Th. des Entwicklers 10 Tropfen Eisessig zusetzen. –
                              									Verwendet man an Stelle des Natriumcarbonats das kräftiger wirkende Kaliumcarbonat,
                              									so wirkt der Entwickler rascher, worauf Baltin u.a.
                              									aufmerksam machten. Folgende von Eder und Lenhard
                                 										(Photographische Correspondenz, 1889) angegebene Vorschrift wirkt sehr
                              									günstig:
                           
                              
                                 Hydrochinonlösung:
                                 
                              
                                 Hydrochinon
                                  10g
                                 
                              
                                 Natriumsulfit
                                  40g
                                 
                              
                                 Wasser
                                 400cc
                                 
                              
                                 Potaschenlösung:
                                 
                              
                                 Potasche
                                  20g
                                 
                              
                                 Wasser
                                 200cc
                                 
                              
                           Man mischt 40cc Hydrochinonlösung mit 20cc Potaschenlösung; die Entwickelung dauert länger
                              									als Pyrosoda, ungefähr 4 bis 8 Minuten. Man kann auch 40cc Potaschenlösung mit 20cc
                              									Hydrochinonlösung nehmen und bekommt dadurch mehr Kraft und kürzere
                              									Entwickelungsdauer; auch gleiche Theile Hydrochinon und Potasche geben groſse Kraft.
                              									Durch Verdünnen des Entwicklers mit Wasser, sowie Zusatz von etwas Essigsäure kann
                              									man zu lang belichtete Platten gut entwickeln. Manche Plattensorten zeigen während
                              									der Entwickelung einen grauen Schleier, welcher beim Fixiren groſsentheils
                              									verschwindet und der Copirfähigkeit nicht schadet. Dieselbe Hydrochinonlösung kann
                              									auch zum Sodaentwickler benützt werden.Z.B. gleiche Theile obiger Hydrochinonlösung und Sodalösung (1 Th.
                                    											krystallisirte Soda gelöst in 8 Th. Wasser), oder 2 Th. Hydrochinonlösung
                                    											und 1 Th. Sodalösung.
                           Derartige fertig gemischte Hydrochinonentwickler kommen in verschlossenen Flaschen in
                              									den Handel und werden unter verschiedenen Namen, z.B. Universalentwickler u.s.w.,
                              									verkauft.
                           Pyrocatechin (C6H4(OH)2) wurde von
                              										Eder und Tóth im J.
                              									1880 zuerst in der Photographie verwendet und dessen Eigenschaften als Entwickler
                              									für Bromsilberplatten (nach Zusatz von Ammoniak) entdeckt. Damals wurde gezeigt,
                              									daſs das Resorcin, welches dem Pyrocatechin isomer ein
                              									sehr geringes Entwickelungsvermögen besitzt, während das gleichfalls isomere
                              									Hydrochinon kräftig wirkt. Neun Jahre später machte Dr. Arnold neuerdings Versuche mit Pyrocatechin, welches er mit Kaliumcarbonat
                              									alkalisch machte und gute Erfolge erzielte. Die daran von Dr. Bannow, E. Vogel, C. Srna angeschlossenen Versuche
                              									ergaben widersprechende Resultate.
                           In Anbetracht dieser verschiedenen Angaben untersuchte der Referent neuerdings das
                              									Brenzcatechin als Entwickler. Das reine Brenzcatechin stammte aus der chemischen
                              									Fabrik von Dr. Schuchard in Görlitz und entwickelte mit
                              									Potasche das latente Bild auf Bromsilbergelatine rasch und kräftig. Das Silber wurde
                              									mit kaffeebrauner Farbe reducirt; die Flüssigkeit färbte sich bald braun. Gut wirkte
                              									folgende Vorschrift: A) 1 Th. Brenzcatechin, 4 Th. Natriumsulfit, 40 Th. Wasser. B)
                              									4 Th. Potasche in 40 Th. Wasser. Man mischt 1 Vol. von A mit 2 Vol. von B. Dieser
                              									Entwickler hält sich viel besser klar, als bei Abwesenheit von Natriumsulfit; die
                              									Entwickelung erfolgt weniger rasch, aber immer noch viel rascher als bei Verwendung
                              									eines analog zusammengesetzten Hydrochinonentwicklers. Der Brenzcatechinentwickler
                              									gibt die gleiche oder eine etwas höhere Empfindlichkeit als der
                              									Hydrochinonentwickler, und die Platten nehmen schneller die nöthige Kraft an. Selbst
                              									wenn man die Menge des Brenzcatechins auf ein Drittel herabsetzt, ist die
                              									entwickelnde Kraft noch eine groſse.
                           Daraus geht hervor, daſs das Brenzcatechin eine vortreffliche Entwickelungssubstanz
                              									ist, welche neben den gegenwärtig gebräuchlichen Entwicklern (Pyrogallol,
                              									Hydrochinon und Eisenoxalat) vollste Beachtung verdient und deren vielseitiger
                              									Anwendung nur der hohe Preis im Wege steht.
                           Von neuen Entwicklersubstanzen entdeckte M. Andresen in
                              									Berlin (D. R. P. Nr. 46915 vom 1. August 1888. Photographische Mittheilungen, 1889 Bd. 26 S. 28), daſs
                              									Paraphenylendiamin, Paratoluydendiamin und Xylidendiamin Entwickler für Brom-,
                              									Chlor- und Jodsilber enthaltende Schichten sind, sobald man sie in schwach
                              									alkalischer wässeriger Lösung anwendet. In der Patentbeschreibung wird die Klarheit
                              									der Matrizen und Durcharbeitung in allen Tonabstufungen hervorgehoben.
                           Nach einigen vorläufigen Versuchen, welche ich unter Mitwirkung von Herrn Ritter v. Reisinger anstellte, wirkt das Paraphenylendiamin
                              										(C6H4(HN)2), welches aus der chemischen Fabrik von Dr. Schuchard in Görlitz stammte, gut als Entwickler für
                              									Bromsilber-Gelatineplatten. Es gibt ungefähr dieselbe Empfindlichkeit (bei
                              									Belichtungsproben am Warnerke-Sensitometer) wie Pyro-
                              									oder Hydrochinonentwickler. Es wurde 1 Th. Paraphenylendiamin hydrochloric. in 50
                              									Th. Wasser gelöst und 1 Vol. dieser Lösung mit 1 bis 2 Vol. einer Potaschelösung (1
                              									: 10) vermischt. Die Entwickelung erfolgte regelmäſsig, die Farbe des
                              									Silberniederschlages ist grau und das Bild zart. Schwefligsaures Natron hält die
                              									Lösung länger farblos, verzögert aber die Hervorrufung in sehr hohem Grade.
                           Von allen diesen neu in die Photographie eingeführten Entwicklersubstanzen verdient
                              									das von den Anilinfarbenfabriken (Actiengesellschaft) in Berlin erzeugte, von Dr.
                              										M. Andresen als Entwickler zum Patente angemeldete
                              											„Eikonogen“ besondere Beachtung. Unter
                              									dem Namen „Eikonogen“ kommt das Natriumsalz der Amido-β-Naphtol-β-Monosulfosäure
                           
                           
                              
                                 C10H15
                                 SO3NaOHNH2
                                 
                              
                           seit Juni 1889 in den Handel. Es ist im Preise nicht höher als
                              									Pyrogallol oder Hydrochinon; der Entwickler bräunt sich nicht an der Luft, ruft
                              									Bromsilberplatten rasch hervor, ist nicht giftig und besitzt gröſsere Haltbarkeit
                              									als Pyrogallol.
                           
                        
                           
                              Vorschriften zum Entwickeln.
                              
                           
                              I. Für getrennte Lösungen:
                                 									
                              A. 200g schwefligsaures Natron werden in 3l destillirtem Wasser gelöst. Zu dieser Lösung
                                 										fügt man 50g Eikonogen, welches sich bald
                                 										auflöst.
                              B. 150g krystallisirte Soda werden in 1l destillirtem Wasser gelöst.
                              
                                 
                                    Zum Gebrauche mischt man:
                                    3
                                    Th.
                                    Lösung
                                    A
                                    
                                 
                                    
                                    1
                                    „
                                    „
                                    B.
                                    
                                 
                              Lösung A wird nicht angesäuert.
                              
                           
                              II. Für gemischte Lösungen:
                                 									
                              200g schwefligsaures Natron und 150g krystallisirte Soda werden in 4l destillirtem Wasser kalt gelöst, und zuletzt
                                 											50g Eikonogen als trockenes Pulver in die
                                 										Flasche gegeben. Diese Lösung verwendet man direkt zum Entwickeln, ohne
                                 										Wasserzusatz.
                              Für diese in A und B angegebenen Vorschriften genügt die halbe Expositionszeit,
                                 										bezogen auf das Eisenoxalat. Für noch kürzere Exposition wendet man das Vorbad
                                 										an.
                              Für längere Expositionen muſs mit etwa der Hälfte Wasser verdünnt, oder Bromkali
                                 										zugesetzt werden.
                              Die krystallisirte Soda braucht durchaus nicht chemisch reine, sondern kann
                                 										solche sein, wie sie in jedem Haushalte benutzt wird.
                              
                           
                              III. Für sehr kurze
                                    											Momentaufnahmen:
                                 									
                              Man löst 10g schwefligsaures Natron und 5g Potasche in 150cc destillirtem Wasser und fügt alsdann 5g Eikonogen hinzu.
                              Nach E. Vogel (Photographische Mittheilungen, Bd. 26
                                 										S. 95) kann man die Menge des Eikonogen im Entwickler herabsetzen: Es werden
                                 										gelöst: A) 45g Natriumsulfit, 5g Eikonogen, 500cc Wasser. B) 60 bis 75g Kalium-
                                 										oder Natriumcarbonat (calcinirt). Man mischt vor dem Gebrauche gleiche Volumen
                                 										von A und B.
                              Vor dem Fixiren legt man in ein Alaunbad, dann wird gewaschen und mit Fixirnatron
                                 										fixirt. Die Farbe des Silberniederschlages ist grauschwarz.
                              
                           
                              (Fortsetzung folgt.)