| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Autor: | Morgen | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 463 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Patentklasse 6. Schluſs des Berichtes S. 368. d.
                           								Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           Ueber die in den Samen als Reservestoff abgelagerte Cellulose
                                 										und eine daraus erhaltene neue Zuckerart, die Seminose, berichtet K. Reis in den Berichten der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1889 S. 609.
                           Ueber polaristrobometrisch-chemische Analyse hat A. Landolt im Vereine mit F.
                                 										Rathgen und F. Schütt eine groſse Arbeit über
                              									die Zahlen, welche man bei Rechnungen und Beobachtungen auf dem Gebiete der
                              									Polarisation zu Grunde legen soll, in den Sitzungsberichten
                                 										der königl. preuſsischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1887 Bd.
                              									48, veröffentlicht, auf welche wir hier nur aufmerksam machen können.
                           Ueber Zuckerbildung und andere Fermentationen der Hefe
                              									hat E. Salkowski Untersuchungen angestellt (Wochenschrift für Brauerei, Bd. 6 S. 462). Bewahrt man
                              									Hefe in Chloroformwasser auf, so findet keine Selbstgährung statt, dagegen eine
                              									Reihe anderer Vorgänge, nämlich die Bildung von Zucker, Leucin und Tyrosin und die
                              									Spaltung von Nucleïn. Diese Prozesse sind fermentativ, denn bei Anwendung
                              									sterilisirter Hefe findet die Zersetzung des Nucleïns nur in beschränktem Umfange,
                              									die anderen Vorgänge gar nicht statt. Da die Lebensäuſserungen der Hefe beim
                              									Aufbewahren in Chloroformwasser erlöschen, so müssen die Prozesse durch lösliche
                              									Fermente, Enzyme, bedingt sein, welche unabhängig von dem Leben des Protoplasmas
                              									auch nach dem Tode desselben fortwirken. Die Menge des gebildeten Zuckers betrug
                              									zwischen 4,24 und 8,47 Proc. des Trockengewichtes der Hefe. Derselbe stammte
                              									jedenfalls aus einem Kohlehydrat der Hefe, wahrscheinlich aus dem Hefegummi.
                           Ueber einen reducirenden Bestandtheil der Hefe berichtet
                              										Griesmayer in der Allgemeinen Brauer- und Hopfen-Zeitung, Bd. 29 S. 476. J. de Bey Peilhade hatte in der Hefe und später auch in
                              									verschiedenen Thier- und Pflanzentheilen durch Extraction mit Methylalkohol eine
                              									Substanz erhalten, welche ein so starkes Reductionsvermögen besaſs, daſs sie
                              									Schwefel in Schwefelwasserstoff umzuwandeln vermochte, und welchen er
                              										„Philothion“ nannte. Griesmayer hält diesen
                              									Stoff für Diamid oder Hydracin bezieh. für ein Salz desselben. Denn nach Curtius soll das Hydracin das stärkste Reductionsmittel sein, welches beim
                              									Erhitzen seines Sulfates zum Schmelzen die Schwefelsäure nicht nur zu Schwefel,
                              									sondern zu Schwefelwasserstoff reduciren soll.
                           Ueber künstliche Diastase berichtet A. Reychler in den Berichten
                                 										der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 22 S. 414 (auch Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 109).
                              									Durch Digeriren von frisch bereitetem Weizenkleber mit sehr verdünnten Säuren oder
                              									sauren Salzen – Salzsäure, Kaliumbisulfit, Phosphorsäure, Alkalimonophosphat,
                              									Essigsäure, Weinsäure und Milchsäure – bei 30 bis 40° erhält man eine opalisirende
                              									Flüssigkeit, welche folgende Reactionen zeigt:
                           
                           Durch Kochen wird die Lösung nicht coagulirt. Durch äuſserst verdünnte Kalilauge
                              									entsteht ein Niederschlag, welcher sich in geringem Ueberschusse an Kali wieder
                              									löst. Durch wenig Alkohol wird die Flüssigkeit geklärt, durch mehr Alkohol getrübt.
                              									Kaliumferrocyanid bewirkt einen in viel Essigsäure löslichen Niederschlag.
                              									Quecksilberchlorid scheint ohne Wirkung zu sein. Mit Guajaktinktur und
                              									Wasserstoffsuperoxyd entsteht eine intensive blaue Färbung, diese Reaction bleibt
                              									jedoch aus, wenn die Lösung vorher gekocht oder mit viel Säure versetzt wurde. Die
                              									Lösung zeigt diastatische Wirkung, denn ein Kleister aus 2g Stärke mit 250cc Wasser, welcher mit 2cc einer
                              									Fermentlösung, die durch Digeriren des aus 20g
                              									Weizenmehl gewonnenen Klebers mit 100cc einer 0,2
                              									procentigen Kaliumphosphatlösung erhalten war, versetzt und 5 Stunden auf 50 bis 60°
                              									erwärmt wurde, war im Stande, 135cc alkalischer
                              									Kupferlösung zu reduciren. Diese fermentative Wirkung, sowie das Verhalten gegen
                              									Guajaktinctur, welches nach Lintner für Diastase
                              									charakteristisch ist, lassen auf die Anwesenheit eines mit der Diastase identischen
                              									oder ihr doch sehr ähnlichen Fermentes schlieſsen. Aus anderen Eiweiſskörpern, wie
                              									Albumin und Gelatin, gelang es Reychler nicht, ein
                              									gleich wirksames Ferment zu bereiten. Dagegen läſst sich, wie schon Lintner beobachtet hat, mit den löslichen
                              									Eiweiſsstoffen des Weizenmehles ebenfalls Diastasereaction hervorrufen und auch eine
                              									gewisse Zuckerbildung bewirken, welche durch wenig Säure noch erhöht wird. Auch in
                              									ungekeimter Gerste konnte die diastatische Wirkung nachgewiesen werden. Auch hier
                              									erhöhte ein Zusatz einer äuſserst geringen Säuremenge die Umsetzung der Stärke um
                              									einige Procente, während eine gröſsere Menge Säure hemmend wirkt. Der Verfasser hält
                              									es nach seinen Untersuchungen für nicht unwahrscheinlich, daſs beim Keimungsprozesse
                              									der Gerste und anderer Samen die Löslichkeit und Fermentkraft eines Theiles der
                              									Eiweiſskörper durch eine ähnliche Reaction bewirkt werde, wie beim Auflösen des
                              									Klebers in sehr verdünnter Säure (vgl. auch die Untersuchungen Bernheim's welcher die Bildung von Diastase aus Kleber
                              									durch Bakterien beobachtete, 1889 272 89).
                           Die Frage, ob Malz ein oder zwei Fermente enthält sucht
                              										O. E. Nykander in der Deutschen Brauindustrie, Nr. 13 S. 48, zu beantworten. Entgegen den
                              									Beobachtungen Lintner's und Anderer (vgl. 1889 272 90) soll nach dem Verfasser sowohl das Malz aus
                              									verschiedenen Getreidearten, wie auch der Speichel zwei Fermente enthalten.
                           Ueber die Ausführung der Jodprobe schreibt K. Kruis in der Oesterreichisch-Ungarischen Brennereizeitung, Bd. 12 S. 65. Die richtige
                              									Art der Ausführung der Prüfung als bekannt voraussetzend, heben wir hier nur hervor,
                              									daſs der Verfasser die Prüfung der Maische unmittelbar nach dem Ausblasen empfiehlt.
                              									Er hat die Beobachtung gemacht, daſs bei guter Beschaffenheit des Malzes dann
                              									niemals eine Rothfärbung eintritt, während bei schlechtem Malze die Rothfärbung vorhanden ist
                              									und erst nach 20 bis 25 Minuten die farblose Reaction eintritt. In der unmittelbar nach beendigtem Ausblasen vorgenommenen Jod
                              									probe hat man daher, nach Ansicht des Verfassers, ein verläſsliches und sehr
                              									werthvolles Mittel zur Beurtheilung eines der wichtigsten Prozesse der
                              									Spirituserzeugung, sowie namentlich ein untrügliches Mittel zur Bestimmung der
                              									Wirksamkeit des verwendeten Grünmalzes. Dieser Ansicht tritt, besonders in Bezug auf
                              									die Dickmaischen, Heinzelmann in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 99,
                              									entgegen. Er läſst gelten, daſs man bei Dünnmaischen einen Anhalt für die Qualität
                              									des Zuckerbildungsvorganges an der kürzeren oder längeren Zeit des Verschwindens der
                              									Rothfärbung besitzen kann, bemerkt aber andererseits, daſs es ihm in einer ganzen
                              									Reihe von Brennereien, mit Vormaischbottichen verschiedener Systeme, selbst bei
                              									Steigerung des Malzes bis zu 5 Proc. des Kartoffelgewichtes, nicht geglückt ist,
                              									Maischen zu erhalten, welche mit Jod keine Rothfärbung mehr zeigten. Es trat stets
                              									eine intensive Rothfärbung ein, welche erst nach 10 bis 35 Minuten verschwand.
                              									Trotzdem lieſs die Vergährung nichts zu wünschen übrig. In den Dickmaischen steht
                              									die Menge des Achroodextrins zu derjenigen der Maltose in einem Verhältnisse von 1 :
                              									5 oder gar 1 : 4; es sind daher hier groſse Mengen von Dextrin durch die Nachwirkung
                              									der Diastase zu verarbeiten und man hat sehr oft die Beobachtung gemacht, daſs die
                              									Vergährung mangelhaft war, auch dann, wenn das Malz durchaus normal, d.h. für die
                              									Zuckerbildung ausreichend gewesen war; es reichte dann die Diastasemenge doch nicht
                              									mehr für die Nachwirkung aus, besonders auch, weil die bei Dickmaischen während der
                              									Nachgährung einzuhaltende niedrigere Temperatur von etwa 29° für die Diastasewirkung
                              									weniger günstig ist als die höhere Temperatur von etwa 33°, welche man bei
                              									Dünnmaischen einhalten kann. Heinzelmann ist daher der
                              									Ansicht, daſs bei Dickmaischen die Jodreaction für die Beurtheilung des weiteren
                              									Verlaufes der Gährung von gar keinem Nutzen ist, und daſs man nur durch eine
                              									Mehrgabe von Malz dem Uebelstande der schlechten Vergährung abhelfen kann.
                           Gährversuche mit Galactose, Arabinose, Sorbose und anderen
                                 										Zuckerarten haben Stone und Tollens ausgeführt (Zeitschrift
                                 										für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 109, daselbst nach Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie, 1889 Nr. 4). Aus diesen Versuchen
                              									werden folgende Schluſsfolgerungen geigen: Die Galactose gährt mit Bierhefe und
                              									Nährlösung annähernd ebenso vollständig wie Dextrose, wenn auch langsamer. Auch
                              									Sorbose gährt (nach einem Versuche zu urtheilen) mit gewöhnlicher Bierhefe und
                              									Nährlösung, wenn auch langsam und unvollständig. Arabinose gährt mit Bierhefe und
                              									Nährlösung sehr langsam und unvollständig, mit rein gezüchteter Hefe gar nicht.
                              									Milchzucker hat noch schwächere Währung als Arabinose gezeigt. Nach den
                              									beschriebenen Versuchen kann man die betrachteten Zuckerarten nach ihrer gröſseren oder geringeren
                              									Gährungsfähigkeit in folgende Reihe bringen: Dextrose, Lävulose, Galactose, Sorbose
                              									(Arabinose, Milchzucker). Ueber Galactose vgl. auch 1889 271 418.
                           Zur Beseitigung des üblen Geruches von Spiritus aus
                                 										angefaulten Kartoffeln wird in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie Filtration durch Kiesfilter empfohlen, oder, falls der
                              									Spiritus noch einmal destillirt werden kann, ein Zusatz von Kaliumpermanganat,
                              									wodurch bei Trennung des Vorlaufes und Nachlaufes ein ziemlich reines Hauptproduct
                              									zu erzielen sein dürfte. An derselben Stelle wird ein in einem Falle beobachteter
                              										Fettgeruch eines sonst guten Spiritus auf den durch
                              									die Schmiermittel veranlaſsten Fettgehalt des Retourdampfes zurückgeführt und zur
                              									Beseitigung des Uebelstandes die Anwendung indirekten Dampfes angerathen. Für
                              									denselben Zweck wird S. 20 die Verwendung eines sehr reinen Talges statt des
                              									Mineralöles zum Schmieren empfohlen.
                           Eine Zusammenstellung über den Fuselölgehalt der
                                 										Branntweine auf Grund der im Reichsgesundheitsamte ausgeführten
                              									Untersuchungen (vgl. 1889 272 87) bringt die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 19. Eine
                              									Gegenüberstellung der wesentlich Kornbranntwein herstellenden Gegenden zu den
                              									hauptsächlich Kartoffeln verarbeitenden Gebieten ergibt folgende Zahlen:
                           a) Gebiet des Kornbranntweins.
                           
                              
                                 Westfalen
                                 0,397
                                 Proc.
                                 Fuselöl
                                 in
                                 100
                                 Proc.
                                 Alkohol
                                 
                              
                                 Rheinprovinz
                                 0,332
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Schleswig-Holstein.
                                 0,321
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Bremen
                                 0,291
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Hannover
                                 0,201
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Mittel
                                   0,3025
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 
                                 
                              
                           b) Gebiet des
                                 									Kartoffelbranntweins.
                           
                              
                                 Ostpreuſsen
                                 0,381
                                 Proc.
                                 Fuselöl
                                 in
                                 100
                                 Proc.
                                 Alkohol
                                 
                              
                                 Posen
                                 0,365
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Westpreuſsen
                                 0,326
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Pommern
                                 0,264
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Schlesien
                                 0,263
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Brandenburg
                                 0,162
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Mittel
                                   0,3215
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Zu diesen Zahlen ist jedoch zu bemerken, daſs der annähernd gleiche Fuselgehalt
                              									beider Kategorien keine Schlusse auf den Stand der Brennerei und auf die
                              									Beschaffenheit des Rohspiritus zu ziehen gestattet, denn es ist zu berücksichtigen,
                              									daſs in den östlichen Gebietstheilen in groſsem Umfange Rohspiritus zur Fabrikation
                              									von Trinkbranntwein verwendet wird, während in den westlichen Gebietstheilen zum
                              									Theil eine mehrmalige Rectification des Rohspiritus stattfindet, zum Theil ein
                              									Verschneiden mit Sprit üblich ist, also Maſsnahmen, durch welche der Gehalt an
                              									Fuselöl vermindert wird. Berücksichtigt man dieses, so kommt man zu dem Schlusse,
                              									daſs der Kornrohspiritus dem Kartoffelrohspiritus gegenüber der fuselreichere
                              									ist.
                           
                           Ueber den Einfluſs des Aethylalkohols auf den Stoffwechsel
                                 										des Menschen hat H. Keller Untersuchungen
                              									ausgeführt (Zeitschrift für physiologische Chemie, 1889
                              									S. 128), welche zu folgenden Resultaten führten:
                           1) Eine erhebliche diuretische Wirkung am Alkoholtage, übereinstimmend mit allen
                              									Autoren. 2) Eine geringe Verminderung der Stickstoffausscheidung am Alkoholtage, was
                              									vielleicht aus einer durch den Alkohol bewirkten Störung der Verdauung und
                              									Resorption zu erklären wäre. An dem dem Alkoholtage folgenden Tage zeigte sich eine
                              									leichte Vermehrung der Stickstoffausscheidung, was aus einer nachträglichen
                              									Resorption erklärt werden könnte. 3) Die Angabe über vermehrte
                              									Phosphorsäureausscheidung kann Verfasser nicht mit Sicherheit besthätigen. 4) Die
                              									Chlorausscheidung ist nicht unbedeutend vermehrt (vgl. auch 1887 265 366).
                           Statistische Erhebungen über die durchschnittliche
                                 										Lebensdauer der Trinker und Nichitrinker hat die British medical society veranlaſst (Oesterreichisch-Ungarische Brennereizeitung, Bd. 13 S. 61, daselbst nach
                              										Amer. Bierbrauer). Dieselben ergaben, daſs den
                              									mäſsigen Gewohnheitstrinkern im Durchschnitte eine beträchtlich längere Lebensdauer
                              									(etwas über 9 Jahre) beschieden ist als den Total-Abstinenzlern.
                           Denaturirter Spiritus. Reinhardt erhebt in der Zeitschrift für angewandte Chemie, 1888 S. 634, Klagen
                              									über den denaturirten Spiritus, weil derselbe Metalle, besonders Messing, stark
                              									angreifen soll. Schenkel macht in derselben
                              									Zeitschrift, 1889 S. 66, darauf aufmerksam, daſs nicht das Denaturirungsmittel diese
                              									Eigenschaft besitzt, sondern daſs dieselbe durch einen Zusatz von Säure im
                              									Ueberschusse, welcher vielfach zur Neutralisirung der Pyridinbasen ausgeübt wurde,
                              									veranlaſst ist. Jetzt ist dieser Uebelstand beseitigt, nachdem durch den Beschluſs
                              									des Bundesrathes vom 21. Juni 1888 jeder Zusatz zu dem denaturirten Spiritus, durch
                              									welchen das Denaturirungsmittel ganz oder theilweise aus dem Spiritus ausgeschieden
                              									oder durch welchen die Wirkung des Denaturirungsmittels in Bezug auf Geschmack oder
                              									Geruch verändert wird, verboten ist.
                           Einen Spiritusprobenehmer beschreibt Vinc. Th. Magerstein in Troppau in der Oesterreichisch-Ungarischen Brennereizeitung, Bd. 13 S.
                              									101. Derselbe besteht im Wesentlichen aus einem Blechrohre, dessen untere Oeffnung
                              									durch eine besondere Vorrichtung mittels eines Pfropfes verschlossen werden kann,
                              									nachdem das offene Blechrohr in das Faſs eingesenkt worden ist. Es wird also
                              									hierdurch eine ganze Spiritussäule durch die ganze Tiefe des Fasses herausgestochen
                              									und dadurch, wenn der Spiritus nicht gut gemischt war, eine bessere
                              									Durchschnittsprobehalten, als sie durch den Stechheber gewonnen werden kann.
                           Ueber Beziehungen zwischen den Angaben eines Volumen und
                                 										eines Gewichts-Alkoholometers bringt die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 1,  nach den Mittheilungen der kaiserlichen Normalaichungscommission
                              									folgende Tabelle zur Umwandlung der Volumprocente in
                                 										Gewichtsprocente.
                           
                           
                              
                                 Volum-procente
                                 Gewichtsprocente
                                 Volum-procente
                                 Gewichtsprocente
                                 Volum-procente
                                 Gewichtsprocente
                                 
                              
                                   0
                                   0,04
                                 0,81
                                 34
                                 28,29
                                 0,87
                                   68
                                   60,48
                                 1,05
                                 
                              
                                   1
                                   0,85
                                 0,81
                                 35
                                 29,16
                                 0,87
                                   69
                                   61,53
                                 1,06
                                 
                              
                                   2
                                   1,66
                                 0,81
                                 36
                                 30,03
                                 0,87
                                   70
                                   62,59
                                 1,07
                                 
                              
                                   3
                                   2,47
                                 0,80
                                 37
                                 30,90
                                 0,87
                                   71
                                   63,66
                                 1,08
                                 
                              
                                   4
                                   3,27
                                 0,81
                                 38
                                 31,78
                                 0,88
                                   72
                                   64,74
                                 1,09
                                 
                              
                                   5
                                   4,08
                                 0,80
                                 39
                                 32,66
                                 0,88
                                   73
                                   65,83
                                 1,09
                                 
                              
                                   6
                                   4,88
                                 0,81
                                 40
                                 3,54
                                 0,89
                                   74
                                   66,92
                                 1,10
                                 
                              
                                   7
                                   5,69
                                 0,81
                                 41
                                 34,43
                                 0,90
                                   75
                                   68,02
                                 1,11
                                 
                              
                                   8
                                   6,50
                                 0,81
                                 42
                                 35,33
                                 0,90
                                   76
                                   69,13
                                 1,13
                                 
                              
                                   9
                                   7,31
                                 0,81
                                 43
                                 36,23
                                 0,90
                                   77
                                   70,26
                                 1,13
                                 
                              
                                 10
                                   8,12
                                 0,82
                                 44
                                 37,13
                                 0,91
                                   78
                                   71,39
                                 1,14
                                 
                              
                                 11
                                   8,94
                                 0,81
                                 45
                                 38,04
                                 0,90
                                   79
                                   72,53
                                 1,15
                                 
                              
                                 12
                                   9,75
                                 0,82
                                 46
                                 38,94
                                 0,92
                                   80
                                   73,68
                                 1,16
                                 
                              
                                 13
                                 10,57
                                 0,82
                                 47
                                 39,86
                                 0,92
                                   81
                                   74,84
                                 1,16
                                 
                              
                                 14
                                 11,39
                                 0,83
                                 48
                                 40,78
                                 0,93
                                   82
                                   76,00
                                 1,18
                                 
                              
                                 15
                                 12,22
                                 0,83
                                 49
                                 41,71
                                 0,93
                                   83
                                   77,18
                                 1,19
                                 
                              
                                 16
                                 13,05
                                 0,83
                                 50
                                 42,64
                                 0,94
                                   84
                                   78,37
                                 1,21
                                 
                              
                                 17
                                 13,88
                                 0,84
                                 51
                                 43,58
                                 0,95
                                   85
                                   79,58
                                 1,22
                                 
                              
                                 18
                                 14,72
                                 0,83
                                 52
                                 44,53
                                 0,95
                                   86
                                   80,80
                                 1,23
                                 
                              
                                 19
                                 15,55
                                 0,84
                                 53
                                 45,48
                                 0,96
                                   87
                                   82,03
                                 1,25
                                 
                              
                                 20
                                 16,39
                                 0,84
                                 54
                                 46,44
                                 0,96
                                   88
                                   83,28
                                 1,26
                                 
                              
                                 21
                                 17,23
                                 0,85
                                 55
                                 47,40
                                 0,97
                                   89
                                   84,54
                                 1,28
                                 
                              
                                 22
                                 18,08
                                 0,84
                                 56
                                 48,37
                                 0,98
                                   90
                                   85,82
                                 1,30
                                 
                              
                                 23
                                 18,92
                                 0,84
                                 57
                                 49,35
                                 0,98
                                   91
                                   87,12
                                 1,32
                                 
                              
                                 24
                                 19,76
                                 0,84
                                 58
                                 50,33
                                 0,99
                                   92
                                   88,44
                                 1,35
                                 
                              
                                 25
                                 20,60
                                 0,84
                                 59
                                 51,32
                                 0,99
                                   93
                                   89,79
                                 1,37
                                 
                              
                                 26
                                 21,44
                                 0,84
                                 60
                                 52,31
                                 1,00
                                   94
                                   91,16
                                 1,40
                                 
                              
                                 27
                                 22,28
                                 0,85
                                 61
                                 53,31
                                 1,01
                                   95
                                   92,56
                                 1,43
                                 
                              
                                 28
                                 23,13
                                 0,86
                                 62
                                 54,32
                                 1,01
                                   96
                                   93,99
                                 1,46
                                 
                              
                                 29
                                 23,99
                                 0,86
                                 63
                                 55,33
                                 1,02
                                   97
                                   95,45
                                 1,50
                                 
                              
                                 30
                                 24,85
                                 0,86
                                 64
                                 56,35
                                 1,02
                                   98
                                   96,95
                                 1,56
                                 
                              
                                 31
                                 25,71
                                 0,86
                                 65
                                 57,37
                                 1,03
                                   99
                                   98,51
                                 1,62
                                 
                              
                                 32
                                 26,57
                                 0,86
                                 66
                                 58,40
                                 1,04
                                 100
                                 100,13
                                 
                                 
                              
                                 33
                                 27,43
                                 0,86
                                 67
                                 59,44
                                 1,04
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die Tabelle gibt für die bei verschiedenen Temperaturen abgelesenen scheinbaren Volumprocente die scheinbaren Gewichtsprocente an. Letztere müssen alsdann mit Hilfe der
                              									Tabellen für die Gewichtsalkolometer in die wahren
                              									Gewichtsprocente bei Normaltemperatur umgewandelt werden, wobei jedoch zu beachten
                              									ist, daſs die Volumenalkoholometer Thermometer nach Réaumur haben, während die
                              									Tafeln für die Gewichtsalkoholometer nach dem hunderttheiligen Thermometer
                              									angeordnet worden sind. Hat man also die Temperatur beim Volumenalkoholometer nach
                              									Réaumur abgelesen, so muſs dieselbe erst in Grade Celsius umgerechnet werden, bevor
                              									man die Reduction der scheinbaren Stärke auf die wahre Stärke mit Hilfe der Tabellen
                              									für das Gewichtsalkoholometer vornimmt. Zu der hier mitgetheilten Tabelle ist noch
                              									zu bemerken, daſs die rechts von den Gewichtsprocenten stehenden Zahlen die 1
                              									Volumprocent entsprechende Differenz in Gewichtsprocenten angeben und dazu dienen, um
                              									Bruchtheile der Volumprocente in Gewichtsprocente umzurechnen.
                           In der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 115,
                              									wird darauf aufmerksam gemacht, daſs neuerdings Gewichtsalkoholometer zu sehr billigen Preisen angeboten werden, deren
                              									Zuverlässigkeit aber vielfach keine absolute ist, trotzdem sie den Aichungsstempel
                              									tragen, denn da in dem aichamtlichen Prüfungsverfahren die Richtigkeit der
                              									Instrumente, namentlich für die Alkoholometerscala, immer nur an einzelnen wenigen
                              									Stellen untersucht wird, so bleibt in einem gewissen Umfang die Zuverlässigkeit der
                              									Instrumente trotz der Aichung ausschlieſslich von der Sorgfalt der auf die
                              									Herstellung verwendeten Arbeit abhängig.
                           Ueber die Producte der alkoholischen Gährung, mit specieller
                                 										Berücksichtigung der Glycerinbildung haben V.
                                 										Thylmann und A. Hilger (Archiv für Hygiene,
                              									Bd. 8 S. 451) eine groſse Reihe von Gährversuchen ausgeführt mit Lösungen von
                              									verschiedenen Zuckerarten, bei verschiedenen Temperaturen, bei Luftzutritt und
                              									Luftabschluſs, mit und ohne Nährlösung, bei verschiedener Gährdauer, ferner theils
                              									mit reiner, normaler Bierhefe, theils mit Reinculturen. Die Resultate dieser
                              									Versuche waren folgende: 1) bei langsamer Gährung und niederer Temperatur ist die
                              									Glycerinbildung vermindert; 2) bei Zuckerlösungen, welche einen Zusatz von
                              									Nährlösungen erhalten haben, ist die Glycerinbildung meistens in erhöhtem Maſse zu
                              									beobachten; 3) ob die Gährung bei Zutritt oder Abschluſs von Luft stattfindet, ist
                              									von keinem merklichen Einfluſs auf die Glycerinbildung; 4) die Temperatur von 34°
                              									verlangsamt die Gährung, zugleich aber auch die Glycerinbildung. Das Optimum liegt
                              									zwischen 25 und 30°. Bei 15° geht die Gährung langsam, aber sehr regelmäſsig vor
                              									sich; 5) eine starke Concentration der Zuckerlösungen verlangsamt die Gährung, aber
                              									nicht die Glycerinbildung. Es ist daher das Verhältniſs von Glycerin zu Alkohol in
                              									vermehrtem Maſse zu beobachten und zwar am erheblichsten bei Luftzutritt.
                           Ueber das Vorkommen von Bakterien im normalen
                                 										Pflanzengewebe, welches Bernheim beobachtete
                              									(vgl. 1889 272 89), hat Buchner Versuche angestellt (Münchener
                                 										medicinische Wochenschrift, 1888 Nr. 52 S. 906), welche die Beobachtungen
                              										Bernheim's nicht besthätigen. Der Verfasser konnte
                              									niemals Bakterien auffinden und hält, wenn solche im Inneren von vegetabilischen
                              									Geweben vorkommen, dieses Auftreten für eine Pathologische Erscheinung. Der von Bernheim beobachtete Hof in den Kulturen besteht nach
                              									den Untersuchungen des Verfassers nicht aus Bakterien, sondern aus fein vertheiltem
                              									Fette.
                           Untersuchungen über die Zuckerstoffe einiger Pilzarten
                              									veröffentlicht E. M. Bourquelot im Comptes rendus, 1889 Bd. 108 S. 568.
                           Ueber den Einfluſs des Saccharins auf verschiedene
                                 										Fermente hat A. Stift Versuche ausgeführt (Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie der
                                 										österreichisch-ungarischen Monarchie, 1889), welche zum Theil in
                              									Widerspruch mit denen
                              									von Bruylants (1889 272 91)
                              									zu dem Resultate führten, daſs durch Saccharin sowohl die Pepsin- wie die
                              									Pankreas-Verdauung und ebenso auch die diastatische Wirkung nicht unerheblich
                              									gehindert wird, demnach das Saccharin nach Ansicht des Verfassers als ein
                              									verdauungsstörender und daher gesundheitsschädlicher Stoff anzusehen ist.
                           Entfärbungspulver für dunkelgefärbte, insbesondere für
                              									invertirte Melasse- und Zuckerlösungen, ferner für Fuselöl, Holzgeist, Spiritus,
                              									Essigsäure u.s.w. von A. Gawalowsky. Dasselbe wird nach
                              									der Allgemeinen Zeitschrift für Spiritus- und
                                 										Preſshefeindustrie, Bd. 9 S. 453, gewonnen durch auf einander folgende
                              									Behandlung des sogen. Salzpulvers der Blutlaugensalzfabriken mit Salzsäure und
                              									Sodalösung; es soll selbst die dunkelst gefärbten Melasse- und Zuckerlösungen, wie
                              									solche insbesondere bei der Raffinosebestimmung nach der Invertmethode resultiren,
                              									fast wasserhell entfärben, ohne daſs hierdurch die Drehung alterirt wird. Preis für
                              										1k 18 bis 20 Kreuzer österr. W.
                           Eine Uebersicht über die Thätigkeit des kaiserl. Patentamtes
                                 										mit besonderer Berücksichtigung der Patentklasse VI bringt die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12
                              									Ergänzungsheft S. 108.
                           Iris-Reagenspapier, bereitet durch Tränken von
                              									Filtrirpapier mit einem heiſs bereiteten, wässerigen Auszuge von frischer Iris
                              									versicolor, welches durch Säuren magentaroth, durch Alkalien grün gefärbt wird, wird
                              									in der Zeitschrift für Spiritus- und
                                 										Preſshefeindustrie, Bd. 9 S. 483, daselbst nach Am.
                                 										Journ. pharm., zum Nachweise von Säuren und Alkalien empfohlen.
                           Oxalsäuregährung an Stelle von Alkoholgährung bei einem
                                 										typischen, endosporen Saccharomyceten (Sacch. Hansenii n. sp.) beobachtete
                              										W. Zopf (Wochenschrift für Brauerei, Bd. 6 S. 457,
                              									daselbst nach Berichten der deutschen botanischen
                                 										Gesellschaft). Der Pilz war aus dem Substrat von Baumwollsaatmehl isolirt.
                              									Er vermag sowohl Zuckerlösungen der Traubenzuckerreihe (Galactose, Traubenzucker)
                              									als auch der Rohrzuckerreihe (Rohrzucker, Milchzucker, Maltose) als auch
                              									mehrwerthige Alkohole (Dulcit, Glycerin, Mannit) zu Oxalsäure zu oxydiren.
                           Die antiseptischen Eigenschaften des Hydroxylamins
                              									prüfte G. Marpmann (Wochenschrift für Brauerei, Bd. 6
                              									S. 482, daselbst nach Pharmaceutische Centralhalle,
                              									neue Folge, 1889 Bd. 10 S. 145). Die Untersuchungen des Verfassers ergeben, daſs
                              									Hydroxylamin eines der stärksten Pilzgifte ist, die bis jetzt bekannt geworden sind.
                              									In einer Verdünnung von 1 : 5000 werden beispielsweise Gährungen verhindert, auch
                              									dann, wenn die Flüssigkeiten sowohl reich an organischer Substanz überhaupt als auch
                              									an entwickelungsfähigen Keimen sind. Keimfreie Substanzen werden schon durch
                              									bedeutend gröſsere Verdünnung geschützt. Nährgelatine mit 1 : 30000 Hydroxylamin
                              									wurde in Glasschälchen 4 Stunden offen im Arbeitszimmer stehen gelassen, dann mit
                              									einer Glasplatte bedeckt und nach 24 Stunden untersucht. Während drei Schälchen ohne
                              									Zusatz von Hydroxylamin
                              									je 8 bis 20 Colonien entwickelt hatten, fanden sich auf sechs Hydroxylaminschälchen
                              									keine Entwickelungen.
                           Morgen.