| Titel: | Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 471 | 
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                        Ueber die Untersuchung und das Verhalten von
                           								Cement.
                        Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
                        
                     
                        
                           1) Prüfung von Cement.
                              								
                           Ein neues Werk über Portland-Cement „Étude pratique sur le
                                    											ciment de Portland“ von M. Candlot
                              									bespricht H. le Chatelier (Bulletin de la société
                                 										d'encouragement, 1889 S. 212 bis 229). Dieses Werk befaſst sich mit dem
                              									eingehenden Studium der Methoden, die zur Prüfung der Cemente Anwendung finden. Der
                              									eigentliche Werth des Buches besteht darin, durch Ziffern, die aus einer groſsen
                              									Anzahl von Versuchen sich ergeben haben, die unbestimmten und häufig sich
                              									widersprechenden Angaben der Fachleute in Frankreich richtiggestellt und in
                              									wissenschaftlicher Weise zum Ausdruck gebracht zu haben. Der Reihe nach werden
                              									folgende Prüfungsmethoden der Cemente besprochen:
                           
                              Die chemische Analyse.
                              
                           
                              Probe auf Feinheit der Mahlung.
                              
                           
                              Dichtebestimmung.
                              
                           
                              Ermittelung der Bindezeit.
                              
                           
                              Prüfung der Zug- und Druckfestigkeit.
                              
                           Einige Beispiele, in welcher Weise Candlot den Stoff
                              									behandelt, mögen hier gegeben werden:
                           1) Die chemische Analyse. Durch eine Zusammenstellung
                              									von mehr als 30 Analysen von Portland-Cementen verschiedener Länder findet der
                              									Verfasser, daſs die Zusammensetzung derselben nur zwischen engen Grenzen schwankt.
                              									Berechnet man aus diesen Analysen die Zusammensetzung der Cemente in Aequivalenten,
                              									so erhält man auf 1 Mol. SiO2 : Al2O3 0,14 bis 0,27,
                              										Fe2O3 0,03 bis
                              									0,07, CaO 2,77 bis 3,26 und MgO 0,07 bis 0,10 Mol. – Die Analysen beziehen sich auf
                              									möglichst aschenfreie Cemente. Die chemische Analyse allein erlaubt aber nur einige
                              									Cemente von besonders schlechter Qualität auszuscheiden, sie gestattet keinen
                              									Einblick in die physikalischen Eigenschaften der besseren Cemente.
                           2) Feinheit der Mahlung. Körner, die durch ein Sieb von
                              									900 Maschen auf das Quadratcentimeter nicht hindurchgehen, betrachtet Candlot als indifferent und dem Sande gleichwerthig;
                              									die feinsten Cementtheilchen, welche durch das Seidensieb hindurchgehen, haben
                              									allein Einfluſs auf die Erhärtung der Mörtel während der ersten Periode des
                              									Erhärtens. Jene Theilchen, die durch ein Sieb von 5000 Maschen auf lqcm hindurchgehen, erhärten sämmtlich früher oder
                              									später und tragen zur endgiltigen Festigkeit der Mörtel bei, ebenso sehr wie die
                              									feineren Theilchen. Die Bestimmung der Feinheit der Mahlung ist schon deshalb nothwendig, weil groſse
                              									Körner als Cement bezahlt werden und wie Sand wirken, noch wichtiger erscheint diese
                              									Probe aber unter einem anderen Gesichtspunkte: Die Feinheit der Cemente hat einen
                              									wesentlichen Einfluſs auf gewisse Eigenschaften derselben, die gewöhnlich auch
                              									Gegenstand der Untersuchung bilden, nämlich die Dichtigkeit und die Bindezeit. Der
                              									Bestimmung der letzteren ohne Bezug auf die Feinheit der Mahlung kann nicht viel
                              									Werth beigelegt werden.
                           3) Dichtigkeit. Die Bestimmung der Dichte wird deshalb
                              									ausgeführt, weil man eine bestimmte Relation annimmt zwischen der Dichte und dem
                              									Grade des Brandes. Nach Versuchen von Candlot schwankt
                              									der Werth für die „absolute“ Dichte zwischen 3,154 und 3,108; erstere Zahl
                              									bezieht sich auf normal gebrannten Portland-Cement, letztere auf schlecht gebrannten
                              									Cement; man könnte bei diesen geringen Schwankungen die Bestimmung der absoluten
                              									Dichte weglassen (vgl. 1885 256 551 und 552). Die
                              									Bestimmung der scheinbaren Dichte wird allein heute noch ausgeführt; aber diese
                              									hängt nicht vom Grade des Brennens, sondern von einer Reihe von anderen Umständen
                              									ab. In erster Linie von der Art des Aufschichtens; ein und derselbe Cement kann auf
                              									verschiedene Weise aufgeschichtet, die Dichten 1,2 bis 2,3 ergeben. Einen
                              									wesentlichen Einfluſs auf die Dichte hat auch die Gröſse der Gefäſse; so erhielt Candlot folgende Werthe:
                           
                              
                                 Gröſse des Gefäſses
                                 Dichte
                                 
                              
                                            0,010l
                                 1,150
                                 
                              
                                     1
                                 1,250
                                 
                              
                                 100
                                 1,450
                                 
                              
                           Ferner ist sie abhängig von der Feinheit der Mahlung. Die Dichte jener
                              									Portland-Cemente, die vollständig durch ein Sieb von 5000 Maschen hindurchgingen,
                              									war sehr nahe an 1,000. Da aber auch hier die Unterschiede zwischen den Dichten gut
                              									und schlecht gebrannter Cemente innerhalb der Grenzen unvermeidlicher Versuchsfehler
                              									liegen, ist der Werth dieser Bestimmung vollkommen illusorisch. Man schrieb früher
                              									dem Brande einen bedeutenden Einfluſs auf die scheinbare Dichte zu; dies geschah
                              									aber nur, weil man ungleich feine Cemente mit einander verglich. Schlecht gebrannte
                              									Cemente geben bei gleicher Mahlung ein viel feineres Pulver als gargebrannte.
                           4) Bindezeit. Da die Anwendung verschiedener Nadeln zur
                              									Bestimmung der Bindezeit sehr abweichende Resultate gibt, so wird der Gebrauch der
                              									Nadel von 300g Gewicht und 1mm Querschnitt empfohlen, die von VicatVient vorgeschlagen wurde, und auch in Deutschland in Anwendung kommt (vgl. 1886
                              										261 345). Die Dauer der Bindezeit verändert sich
                              									auffallend mit der Temperatur, wie folgende von Candlot
                              									ausgeführte Versuche ergeben:
                           
                              
                                 Temperatur der Masse
                                 7°
                                 15°
                                 20°
                                 25°
                                 30°
                                 35° C.
                                 
                              
                                 1. Cement
                                 4h
                                 3h
                                 2h18'
                                 25'
                                 10'
                                 augenblicklich
                                 
                              
                                 2.    „
                                 28'
                                 14'
                                 10'
                                 9'
                                 8'
                                 „
                                 
                              
                           
                           Eine Veränderung der Temperatur um 23° C. genügt, um die Bindezeit von 4 Stunden auf
                              									10 Minuten herabzusetzen. Die Schnelligkeit des Abbindens hängt auch ab von der
                              									Menge des zugesetzten Wassers. Aus der Tabelle von Candlot ist folgendes Beispiel entnommen:
                           
                              
                                 Wasser auf 100 Th. Cement
                                 24 Th.
                                 28 Th.
                                 32 Th.
                                 34 Th.
                                 
                              
                                 1. Cement
                                 5'
                                 20'
                                 42'
                                 45'
                                 
                              
                                 2.    „
                                 1h
                                 1h37'
                                 3h37'
                                 4h
                                 
                              
                           Mörtel, die aus Cement und Sand bestehen, binden immer langsamer ab als reine
                              									Cemente, da die nöthige Menge Wasser bei ersteren gröſser ist. – Candlot fand, daſs alle Kalksalze – das Sulfat,
                              									Chlorid, Nitrat u.s.w. – das Abbinden der Cemente verzögern, während Kochsalz auf
                              									die Bindezeit keinen Einfluſs ausübt. Versuche mit Chlorcalciumlösungen ergaben z.B.
                              									folgende Werthe:
                           
                              
                                 Gramme Chlorcalcium in 1l
                                 0
                                 2
                                 5
                                 10
                                 20
                                 40
                                 60
                                 
                              
                                 Bindezeit
                                 52'
                                 lh
                                 10h
                                 10h
                                 12h
                                 8h
                                 6h
                                 
                              
                           Meerwasser verzögert sehr das Abbinden. Candlot hat
                              									gezeigt, daſs diese Verzögerung ausschlieſslich dem Sulfat und Chlorid des Calciums
                              									zuzuschreiben ist, die durch Umsetzung zwischen den Magnesiumsalzen des Meerwassers
                              									und dem Kalke der Cemente entstanden sind. Welchen Einfluſs die atmosphärische Luft
                              									auf die Bindezeit der Cemente ausübt, geht aus der folgenden Versuchsreihe hervor.
                              									Der Cement wurde in Säcken an einem trockenen Orte aufbewahrt, und vor jedem Versuch
                              									der Inhalt derselben tüchtig durchgeschüttelt.
                           
                              
                                 Zeit der Lufteinwirkung in Monaten
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 
                              
                                 Bindezeit auf Süſswasser bezogen
                                 40'
                                 1h
                                 4h25'
                                 11h50'
                                 
                              
                                       „         „   Meerwasser    „
                                 3h
                                 6h40'
                                 10h25'
                                 14h20'
                                 
                              
                           Der Gehalt an Kohlensäure und Wasser war nach 4 Monaten 2,45
                              									Proc.
                           Candlot befaſst sich eingehend mit der Bestimmung der
                              									Zugfestigkeit und bespricht nicht die Druckfestigkeit, da letztere, obgleich weitaus
                              									zuverlässiger, weniger gebräuchlich ist (vgl. die deutschen Normen). An ersterer hat
                              									er allerlei auszusetzen; so stimmen die Angaben der Probekörperchen untereinander
                              									nicht überein, wenn sie auch aus demselben Materiale und auf die gleiche Art
                              									hergestellt wurden. Ein anderer, sehr bedeutender Fehler besteht darin, daſs die
                              									Zugfestigkeit nicht dem Querschnitt der Probekörper proportional ist. Candlot erhielt folgende Resultate mit Probekörperchen
                              									von 16qcm und 5qcm Querschnitt:
                           Zugfestigkeit in Kilogrammen für 1qc.
                           
                              
                                 
                                 Quer-schnitt
                                 7 Tage
                                 28 Tage
                                 3 Mon.
                                 6 Mon.
                                 9 Mon.
                                 
                              
                                 1 Cement
                                   5qc16qc
                                    34,614
                                    53,5   37,9
                                 68,947,2
                                 58   40,0
                                    56,641
                                 
                              
                                     Mörtel 1 : 3
                                   5qc16qc
                                 13     8,1
                                 16     9,7
                                 16,510,5
                                    16,2   10,6
                                 18   10,5
                                 
                              
                                 2. Cement
                                   5qc16qc
                                    32,2   14,8
                                    58,4   28,7
                                 64,929,7
                                    68,432
                                    72,6   28,1
                                 
                              
                                     Mörtel 1 : 2
                                   5qc16qc
                                    15,9     8,4
                                    18,6   11,8
                                 21,812,2
                                    24,4   14,7
                                    25,4   16,3
                                 
                              
                           
                           Die Zugfestigkeit scheint eher dem Umfange als der Fläche proportional zu
                              									wachsen.
                           Aenderung der Festigkeit mit der Zeit. Guter Cement
                              									nimmt an Festigkeit zu, bis er nach einer bestimmten Zeit ein Maximum derselben
                              									erreicht hat, auf welchem sich die Festigkeit ohne merkbare Abnahme erhält. Andere
                              									Cemente nehmen nach einiger Zeit an Festigkeit bedeutend ab, so z.B. Bindemittel,
                              									die zu viel Kalk enthalten oder unvollständig gebrannt sind; nachdem sie die
                              									Festigkeit der besten Cemente erreicht haben, bekommen sie Risse und zerfallen nach
                              									einem oder mehreren Jahren. Eine ähnliche Erscheinung zeigen auch zuweilen gute
                              									Cemente unter gewissen Umständen. Reiner Cement, genügend fein gemahlen und mit
                              									Meerwasser befeuchtet, zeigt ein Maximum der Festigkeit zwischen dem 3. und 6. Monat
                              									der Erhärtung. Die schlieſsliche Festigkeit ist etwas geringer. Aber in diesem Falle
                              									ist die scheinbare Anomalie die Folge der Vorgänge bei den Versuchen; sie bezeichnet
                              									keine Verminderung des wahren Zusammenhalts des Cementes, denn man findet sie nicht
                              									wieder in den daraus hergestellten Mörteln. Diese scheinbare Verminderung der
                              									Festigkeit ist nur bei Probekörpern zu beobachten, die im Bruche sich dem Glase
                              									ähnlich verhalten, die nicht am kleinsten Querschnitt, sondern an verschiedenen
                              									anderen Stellen brechen, bei denen der Bruch häufig von der Angriffsstelle der
                              									Eisenzangen seinen Ausgang nimmt (vgl. W. Michaëlis „Zur
                                    											Beurtheilung des Cementes“ Berlin 1876). Die Zahlen für die
                              									Zugfestigkeit schwanken in solchen Fällen sehr bedeutend, eine Probe ergibt oft den
                              									doppelten Werth der anderen. – Aus den Tabellen des Herrn Candlot ist auch zu ersehen, daſs die Erhärtung der Cemente nach 8 bis 50
                              									Tagen ein nur sehr unvollständiges Bild gibt von der Festigkeit der Cemente nach 1
                              									bis 2 Jahren.
                           Die Menge Anmachwasser wird besprochen, ebenso die Beschaffenheit des letzteren. Das Meerwasser gibt
                              									andere Festigkeiten als Süſswasser; aus seinen Tabellen konnte der Verfasser aber
                              									keine bestimmte Regel ableiten. Die Unterschiede schwanken mit der Natur der
                              									Cemente, der Menge des Anmachwassers, des zugesetzten Sandes u.s.w. Die Abweichungen
                              									sind aber nie sehr bedeutend.
                           Die Temperatur hat nicht nur Einfluſs auf die Bindezeit,
                              									sondern auch auf die Widerstandsfähigkeit der Cemente, die mit zunehmender
                              									Temperatur etwas abzunehmen scheint. Aber die Versuche sind hier nicht sehr
                              									beweiskräftig; Candlot scheint nur sehr kalkreiche
                              									Cemente untersucht zu haben, auf die allerdings der Einfluſs der Temperatur
                              									unbestreitbar ist; ihre Zugfestigkeit nimmt in hohem Maſse ab mit der Steigerung der
                              									Temperatur. Hier wären noch weitere Versuche wünschenswerth.
                           Candlot fand, daſs Mörtel, die mit Meerwasser angemacht
                              									und dann der Luft ausgesetzt wurden, fester wurden, als wenn sie im Wasser
                              									verblieben:
                           
                           
                              
                                 
                                 3 Monate
                                 6 Monate
                                 9 Monate
                                 
                              
                                 Wasser
                                 15,6
                                    20,7
                                    19,5
                                 
                              
                                 Luft
                                 29,5
                                 36
                                 42
                                 
                              
                           Bei Süſswasser waren die Resultate zweifelhaft. Man hat hier den Feuchtigkeitsgehalt
                              									der Luft zu berücksichtigen (vgl. die Versuche von Dyckerhoff weiter unten). Bei Meerwasser scheint der Gehalt an
                              									hygroskopischen Salzen die Erhärtung zu begünstigen.
                           Poröse Oberflächen verursachen eine schnellere Erhärtung als solche, die kein Wasser
                              									aufzunehmen vermögen. Daſs die Natur des Sandes, die Quantität desselben, die Menge
                              									des Anmachwassers die Festigkeit beeinflussen, ist bekannt. Alle bisher besprochenen
                              									Umstände von Einfluſs auf die Festigkeit sind von der Natur der Cemente unabhängig;
                              									sie verändern die Resultate der Festigkeitsprüfung und würden Fehler hervorrufen,
                              									wenn man sie nicht berücksichtigen würde. Die wichtigsten Eigenschaften der Cemente
                              									selbst, welche die Art ihrer Erhärtung bedingen, sind die Zusammensetzung, der Grad
                              									des Brandes, des Alters und die Feinheit der Mahlung.
                           Abweichungen in der Zusammensetzung haben zwei ganz entgegengesetzte Wirkungen, je
                              									nachdem der Kalk- oder der Thongehalt vorherrscht. Ein Ueberschuſs an Kalk gibt
                              									Cemente, die schnell erhärten, aber bald rissig werden und zerfallen; ein
                              									Ueberschuſs an Thon bewirkt, daſs der Cement während des Erkaltens zu Staub
                              									zerfällt, langsam bindet, aber seine Festigkeit beibehält.
                           
                              
                                 
                                 7 Tage
                                 28 Tage
                                 3 Mon.
                                 6 Mon.
                                 9 Mon.
                                 
                              
                                 Normaler Cement
                                 21
                                 38
                                 49
                                 56
                                 58
                                 
                              
                                 Cement mit viel Kalk
                                 37
                                 49
                                 41
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Schwerer kieselreicher Staub
                                 18
                                 25
                                 35
                                 35
                                 38
                                 
                              
                           Cemente, die nicht genügend gebrannt sind, verhalten sich wie solche mit einem
                              									Ueberschuſs an Kalk.
                           Die sicherste Schluſsfolgerung, die man aus den Experimenten Candlot's ziehen kann, ist die, daſs die Proben auf Zugfestigkeit kein
                              									Bild von der wahren Widerstandsfähigkeit der Cemente geben. Die Zugfestigkeit hängt
                              									in der That auſser von der Qualität der Cemente auch noch von einer groſsen Anzahl
                              									äuſserer Umstände ab. So ändert sich der Widerstand auf 1qcm mit dem Querschnitte; er ist von der
                              									Temperatur, der Menge und Beschaffenheit des Anmachwassers abhängig; endlich wird
                              									der Cement meist nicht auf Zug-, sondern gewöhnlich auf Druckfestigkeit
                              									beansprucht.
                           Die Proben mit heiſsem Wasser verwirft Candlot vollständig, ohne für seine Anschauung die
                              									genügende Anzahl von Beweisen zu bringen. Le Chatelier
                              									rügt diesen Mangel, indem Versuche mit heiſsem Wasser doch gewisse Vortheile bieten:
                              									heiſses Wasser beschleunigt die Hydratisation der Cemente und läſst einen
                              									Ueberschuſs an Kalk und andere Mängel eher erkennen, als die Versuche mit kaltem
                              									Wasser.
                           
                           Nachdem Candlot in höchst genauer Weise alle Umstände
                              									studirt hat, die auf die Untersuchung der Cemente von Einfluſs sein können, trachtet
                              									er eine Methode anzugeben, diese Proben möglichst fehlerfrei auszuführen. In der
                              									That, eine Schluſsfolgerung, die man aus der Arbeit des Verfassers ziehen kann, ist
                              									die, daſs die Proben, man möge sie mit der peinlichsten Genauigkeit ausführen, nur
                              									sehr wenig von den wahren Eigenschaften der Cemente erkennen lassen. Man wird mit
                              									ihrer Hilfe in bestimmten Fällen mit Sicherheit sagen können, daſs ein Cement
                              									schlecht, aber niemals, daſs er wirklich gut ist, was zu wissen viel interessanter
                              									wäre. Zum Schlusse des Referates wird hervorgehoben, welche Eigenschaften der
                              									Cemente für die Praxis zu bestimmen wünschenswerth wäre.
                           Die Arbeit von Candlot ist jedenfalls als recht
                              									werthvoll der Aufmerksamkeit der Fachmänner zu empfehlen. Die wenigen hier
                              									wiedergegebenen Zahlenangaben sind aus Tabellen des Werkes entnommen, das viele
                              									Hunderte derselben enthält, und diese selbst wieder sind aus Verzeichnissen von
                              									Versuchen ausgezogen, die Tausende derselben enthalten. Die so bestimmten Zahlen
                              									verdienen ein ganz besonderes Vertrauen. – Auſserdem enthält das Werk Candlot's noch sehr nützliche Anweisungen über den
                              									Gebrauch der Portland-Cemente im Allgemeinen, über den rasch bindenden
                              									Portland-Cement und über die Anwendung von Chlorcalcium, um die Eigenschaften
                              									desselben zu verändern.
                           Die Normen für die einheitliche Lieferung und Prüfung von
                                 										Portland-Cement (vgl. 1886 261 344) sind nach
                              									Erlaſs vom 28. Juli 1887 des Ministers für öffentliche Arbeiten von den ihm
                              									unterstehenden Behörden in Zukunft den Lieferungen von Cement zu Grunde zu legen. An
                              									dem Entwürfe wurden vorher wenige kleine Abänderungen vorgenommen. Statt
                              										„Definition“ ist „Begriffserklärung“ gewählt. Die Begründung zu I
                              									ist geändert worden; sie heiſst jetzt:
                           
                              „Im Interesse der Verkäufer und des sicheren Geschäftes ist die Durchführung
                                 										eines einheitlichen Gewichtes dringend geboten. Hierzu ist das weitaus
                                 										gebräuchlichste und im Weltverkehr fast ausschlieſslich geltende Gewicht von
                                 											180k Brutto = etwa 400 Pfd. englisch
                                 										gewählt worden.“
                              
                           Der zweite Absatz fällt weg. In den Erläuterungen zu II ist das Wort
                              										„Consistenz“ durch „Dickflüssigkeit“ ersetzt worden. Im 2. Absatz
                              									heiſst es:
                           
                              „Für genaue Ermittelung der Bindezeit und zur Feststellung des Beginnes des
                                 										Abbindens, welche (da der Cement vor dem Beginne des Abbindens verarbeitet
                                 										werden muſs) bei rasch bindenden Cementen von Wichtigkeit ist, bedient man sich
                                 										einer Normalnadel von 300g Gewicht, welche
                                 										einen cylindrischen (? D. Ref.) Querschnitt von 1qmm Fläche hat und senkrecht zur Achse abgeschnitten ist.“
                              
                           Eine der wichtigsten Aenderungen betrifft den Absatz über die Volumenbeständigkeit.
                              									Derselbe lautet jetzt:
                           
                              „Portland-Cement soll volumenbeständig sein.“
                              
                           Die Worte: „Als vorläufige, eine rasche Beurtheilung gestattende Probe wird die Darrprobe
                                 										empfohlen“ sind gestrichen worden, ebenso die Erläuterungen zu III, worin
                              									die Durchführung der Darrprobe auseinandergesetzt ist, und desgleichen ist im ersten
                              									Absatz der Erläuterungen hinter den Eingangsworten „Zur Ausführung der“ das
                              									Wort „entscheidenden“ gestrichen worden. Der Antrag auf Fortfall der
                              									Darrprobe wurde vom Vorstande des Vereins deutscher Cementfabrikanten selbst
                              									beantragt, und zwar weil sie in zwei Richtungen zu schweren Irrthümern Veranlassung
                              									geben kann. Sie kann einen Cement als nicht volumenbeständig darstellen, der in der
                              									That volumenbeständig ist, und kann einen Cement als volumenbeständig darstellen,
                              									der es nicht ist.
                           In der Begründung zu Nr. V: „Festigkeitsproben“ sind die Worte am Schlusse des
                              									3. Satzes: „Die Zugsprobe soll nur als Controlprobe für die Gleichmäſsigkeit der
                                 										gelieferten Waare gelten“ gestrichen worden.
                           Der Vorstand des Vereins deutscher Cementfabrikanten macht in einem Rundschreiben
                              									noch besonders darauf aufmerksam, daſs die Normen, wie schon ihre Ueberschrift
                              									ergibt, nur zum Vergleiche verschiedener Portland-Cemente unter einander, nicht aber zur
                                 										Werthvergleichung mit anderen hydraulischen Bindemitteln benutzt werden
                              									können. Durch alleinige Prüfung auf Bindekraft zu Sand, wie sie die Normen zur
                              									Prüfung von Portland-Cement vorschreiben, kommen nicht alle Eigenschaften eines
                              									hydraulischen Bindemittels zum Ausdrucke. Dieselben zeigen in Bezug auf
                              									Volumenbeständigkeit, Festigkeit mit anderen Sandzusätzen und bei anderen
                              									Erhärtungsweisen, wie die in den Normen vorgeschriebenen, ferner in Bezug auf
                              									Wasserundurchlässigkeit, ihre Widerstandskraft gegen Witterungseinflüsse u.s.w. ein
                              									sehr verschiedenes Verhalten. Sie müssen daher auch in dieser Richtung geprüft
                              									werden.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)