| Titel: | Gegenstromcondensation für Dampfmaschinenanlagen nach F. J. Weiss. | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 497 | 
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                        Gegenstromcondensation für Dampfmaschinenanlagen
                           								nach F. J. Weiss.
                        Mit Abbildungen.
                        Gegenstromcondensation für Dampfmaschinenanlagen.
                        
                     
                        
                           In einer Versammlung des Eisenhüttenvereins hielt Herr
                              									Civilingenieur F. J. Weiss-Basel nach Stahl und Eisen, 1889 Nr. 8, einen Vortrag über eine
                              									neuere Art von Mischcondensation, nämlich über Gegenstromcondensation (im Gegensatze
                              									zur gewöhnlichen, der Parallelstromcondensation), welch erstere sich besonders zum
                              									Condensiren groſser Dampfmassen eignet, also für groſse Dampfmaschinen und für
                              									Centralcondensation für mehrere Dampfmaschinen.
                           Eine jede Condensation besteht aus zwei zusammenarbeitenden Theilen:
                           
                              a) dem eigentlichen Condensator, welcher durch eingeführtes
                                 										Kühlwasser die Dämpfe möglichst vollständig zu tropfbarer Flüssigkeit verdichten
                                 										soll;
                              b) einer Luftpumpe, welche die Luftverdünnung im Condensator
                                 										herstellt und unterhält, indem sie die dort verhandene, im Kühlwasser absorbirt
                                 										gewesene oder durch undichte Stellen eingeführte Luft absaugt.
                              
                           Wenn die Luftpumpe zugleich mit der Luft auch das warme Wasser aus dem Condensator zu
                              									schaffen hat, so nennt man sie eine „nasse Luftpumpe“. Findet aber die
                              									Warmwasserabfuhr aus dem Condensator getrennt von der Luftausfuhr statt (entweder
                              									durch eine Warmwasserpumpe, oder durch ein mindestens 10m hohes Wasserbarometerrohr oder „Abfallrohr“), hat also die
                              									Luftpumpe nur die Luft aus dem Condensator zu schaffen, so nennt man sie eine
                              										„trockene Luftpumpe“.
                           Der in einem jeden Condensator herrschende Gesammtdruck p0 setzt sich zusammen aus zwei
                              									Theilen:
                           1) dem Druck d des im Condensator anwesenden
                              									Dampfes,
                           2) dem Druck l der im Condensator anwesenden Luft, und
                              									zwar so, daſs
                           p0 =
                              										d + l . . . . . . (1).
                           Diesen Gesammtdruck p0
                              									mit möglichst kleinen Mitteln (kleiner Kühlwassermenge, kleiner Luftpumpe, geringer
                              									Betriebskraft) möglichst niedrig zu halten, ist die Aufgabe der
                              									Condensationsanlage.
                           Der eine Theil dieses Gesammtdruckes p0, nämlich der Dampfdruck d, hängt – zweckentsprechend gute Vertheilung des Kühlwassers
                              									vorausgesetzt – nur von der Temperatur t' des
                              									ablaufenden Warmwassers ab, und diese wiederum nur von der Menge (und Temperatur)
                              									des zur Verfügung stehenden oder in Verwendung genommenen Kühlwassers. Dieser Theil
                              									des Gesammtdruckes hat also unter gegebenen Verhältnissen ein für allemal eine
                              									bestimmte Gröſse, von der nichts abzumarkten ist.
                           
                           Den anderen Theil jenes Gesammtdruckes p0, den Druck l der
                              									anwesenden Luft, können wir aber beliebig weit herabmindern; er hängt wesentlich ab
                              									von der Art und Weise, wie diese Luft aus dem Condensator geschafft wird, d.h. wie
                              									und wo die Luftpumpe am Condensator angreift, und hier kommen wir auf den Kernpunkt
                              									der Sache. Während bei richtiger Anlage die Luftpumpe ein Gasgemenge aus dem
                              									Condensator saugt, das nur aus Luft bestehen soll, ist sie bei der gewöhnlichen
                              									Condensation so angelegt, daſs jenes Gasgemenge zum weitaus gröſsten Theile aus
                              									Dampf und nur zum geringsten Theile aus Luft besteht. Dampfabsaugen aus dem
                              									Condensator hat aber durchaus keinen Zweck; das Vacuum wird dadurch nicht erhöht,
                              									weil Dampf im Condensator in einer für die Luftpumpe unerschöpflichen Menge
                              									vorhanden ist bezieh. aus dem vorhandenen Wasser sich sofort wieder erzeugt. Der
                              									Dampf soll eben im Condensator möglichst vollkommen condensirt werden, und zwar vor Eintritt in
                              									die Luftpumpe.
                           Dies kann nun dadurch bewirkt werden, daſs man den Dampf unten, das kalte Wasser aber
                              									oben in den Condensator treten läſst, und daſs man die Luftpumpe ebenfalls oben am
                              									Condensator die Luft absaugen läſst. Der zu condensirende Dampf strömt somit dem
                              									niedergehenden Kühlwasser entgegen und die Luftpumpe saugt ihre Luft an der Stelle
                              									aus dem Condensator, wo er am kältesten ist, weil eben dort auch das frische
                              									Kühlwasser eintritt, und wo in Folge der Kälte kein bezieh. nur wenig condensirter
                              									Dampf vorhanden ist.
                           Im Gegensatze zu dieser Gegenstromcondensation darf man die gewöhnliche Condensation
                              									mit nasser Luft- bezieh. Warmwasserpumpe, wo Wasser und Luft zusammen abgeführt
                              									werden, als Parallelstromcondensation bezeichnen.
                           Ein Beispiel mag nun die grundverschiedene Wirkungsweise der beiden
                              									Condensationsarten darthun:
                           Man habe Kühlwasser von t0 = 15° und gebe so viel davon bei, daſs die Temperatur des ablaufenden
                              									warmen Wassers t' = 40° werde; dabei zeige das
                              									Vacuummeter einen Gesammtdruck von p0 = 0at,10
                              									abs.
                           Hat man es nun mit gewöhnlicher Condensation zu thun, so herrscht hinter dem Kolben
                              									der Luftpumpe während ihres Saugens natürlich auch der Condensatordruck p0 = 0at,10 abs. (abgesehen von kleinen Differenzen,
                              									herrührend von Widerständen der Ventile u.s.w.). Da aber auſser der Luft auch noch
                              									Wasser in der Luftpumpe ist, und zwar warmes Wasser von t' = 40°, so beträgt der Druck des Dampfes aus diesem warmen Wasser nach
                              										Regnault's Dampftabellen allein schon d40 = 0at,072 abs.
                           Für den Luftdruck in der Pumpe bleibt sonach nur ein Druck übrig von
                           lpar. = p0
                              									– dt
                              									' = 0,100 – 0,072 = 0at,028.
                           Wir saugen also die Luft in sehr verdünntem Zustande ab; damit wir also genügend Luft absaugen,
                              									nämlich in der Zeiteinheit gerade so viel, als in den Condensator eintritt, muſs die
                              									Luftpumpe sehr groſs sein, oder mit anderen Worten: Weil an dem Orte, wo die nasse
                              									Luftpumpe die Luft aus dem Condensator absaugen muſs, warmes Wasser vorhanden ist,
                              									so muſs dort nutzlos eine Masse Dampf abgesaugt werden, mit welchem die zu
                              									entfernende Luft, auf welche es einzig und allein abgesehen sein sollte, vermischt
                              									ist.
                           Haben wir nun aber einen Gegenstromcondensator mit trockener Luftpumpe (siehe Fig. 1), so wird oben, wo das Kühlwasser eintritt und
                              									wo die Luftpumpe ihr Gasgemenge absaugt, der kühlste Ort im Condensator sein; es
                              									wird sich also dort oben der Dampf – bis auf einen ganz geringen Rest – kräftig
                              									niederschlagen; dadurch will aber dort der Druck abnehmen; es entsteht daher, um
                              									diesen Druck wieder herzustellen, eine lebhafte Strömung des unteren Gasgemenges
                              									dorthin, aus dem sich immer wieder der Dampf condensirt, so daſs schlieſslich die
                              									Luft dort oben so dicht ist, daſs sie nahezu allein schon den Gesammtdruck p0 ausübt.
                           Fig. 1., Bd. 273, S. 499 In einem Gegenstromcondensator concentrirt sich also die schädliche Luft
                              									nach oben, wo sie in concentrirtem Zustande von der (trockenen) Luftpumpe weggeholt
                              									wird, während der Dampf nach unten gedrängt wird; wir haben unten in dem
                              									Gegenstromcondensator, beim Dampfeintritt, wo es heiſs ist, dichten Dampf und dünne
                              									Luft = Gesammtdruck p0;
                              									und oben, beim Eintritt des Kühlwassers, wo es kalt ist, und von wo die Luftpumpe
                              									die schädliche Luft absaugt, dünnen Dampf und dichte Luft = demselben Gesammtdruck
                              										p0, wie das in dem
                              									Diagramm neben Fig. 1 versinnbildlicht ist.
                           Es kann nun der oben abzusaugenden Luft genügend Oberfläche zur Abkühlung am kalt
                              									eintretenden Kühlwasser gegeben werden, daſs die Temperatur t'' oben im Condensator gleich oder nur wenige Grade höher ist als die
                              									Temperatur t0 des
                              									eintretenden Kühlwassers. Angekommen, diese Temperatur t'' sei in unserem Fall t'' = 20°; dem
                              									entspricht ein Dampfdruck dt'' = 0at,023 absolut. Da wir sonst
                              									nichts geändert haben, so wird der Gesammtdruck p0 im Condensator derselbe geblieben sein wie vorhin, d.h.
                              									wieder p0 = 0at,10. Also bleibt jetzt für die Luft im oberen
                              									Theile des Condensators, von wo aus die Luftpumpe ihr Gasgemisch absaugt, ein Druck
                              										l übrig, der sich wieder aus Gl. (1) ergibt:
                           l = p0
                              									– dt'' = 0,10 – 0,023 =
                              										0at,077
                           Die Luft ist also im oberen kühleren Theile des Gegenstromcondensators in einem
                              										\frac{0,077}{0,028}=2,75 mal dichteren Zustande vorhanden als
                              									bei Parallelstrom; die trockene Luftpumpe bei Gegenstrom saugt also ihre Luft in
                              									diesem 2,75mal dichteren Zustande ab; ihr Hubvolumen kann also 2,75 mal kleiner sein
                              									als derjenige Theil des Hubvolumens der „nassen“ Luftpumpe, der auf Förderung
                              									der Luft verwendet wird; dadurch wird aber bei der trockenen Luftpumpe und bei
                              									Gegenstrom auch die Arbeit 2¾mal kleiner.
                           Das ist der eine Vortheil von Gegenstromcondensation gegenüber
                              									Parallelstromcondensation: bedeutend kleinere Luftpumpe, und dementsprechend
                              									bedeutend verminderte Betriebsarbeit für dieselbe.
                           Der andere Vortheil des Gegenstroms über Parallelstrom betrifft die
                              									Kühlwasserersparniſs.
                           Im Fall einer nassen Luftpumpe saugt die Pumpe die Luft und das warme Wasser am
                              									selben Orte ab. Die Luft bezieh. das Gasgemenge, bestehend aus Luft + Wasserdampf,
                              									hat natürlich den Gesammtdruck p0 der im Condensator herrscht. Dieser Gesammtdruck
                              										p0 besteht aus der
                              									Summe: Luftdruck l + Dampfdruck d. Der Luftdruck l ist dabei immer vorhanden,
                              									weil eben dort die Luftpumpe die Luft absaugt. Also muſs der Druck d des Dampfes des warmen Wassers nothwendigerweise um
                              									eben diesen Luftdruck l kleiner sein als der
                              									Gesammtdruck p0 (oder
                              									das „Vacuum“) im Condensator. Von diesem Dampfdruck d hängt aber unmittelbar die Temperatur t'
                              									ab, auf welche sich das ablaufende Wasser erwärmen kann; und da dieser Dampfdruck
                              										d kleiner ist als der Gesammtdruck p0, so folgt
                              									nothwendig, daſs auch die Temperatur des ablaufenden Wassers kleiner ist, als dem
                              									Vacuum im Condensator entsprechen würde.
                           Nehmen wir beispielsweise an, wir hätten im Condensator einen Gesammtdruck (oder ein
                              									Vacuum) von p0 = 0at,10 absolut, so würde diesem Druck eine
                              									Dampftemperatur, also auch eine Temperatur des ablaufenden warmen Wassers von 46° C.
                              									entsprechen. So warm kann aber hierbei das ablaufende Wasser nicht werden; denn
                              									seine Dämpfe würden allein schon den Gesammtdruck p0 = 0at,10
                              									ausüben, für die Luft bliebe nichts mehr übrig. Es darf und kann sich nicht bis auf
                              									jene Temperatur erwärmen, damit der Druck seiner Dämpfe kleiner bleibe, also nur
                              									einen Theil des Gesammtdruckes ausmache, dem Druck der Luft den anderen Theil
                              									überlassend.
                           Ganz anders bei Gegenstrom: Hier wird aus dem unteren Theile des Condensators die Luft nach
                              									oben verdrängt. Und wenn die Luftpumpe eine bestimmte zu berechnende Gröſse hat, so
                              									wird die Luft vollständig aus dem unteren Theile des Condensators nach oben
                              									verdrängt. Es ist also l = O geworden, und der Gesammtdruck p0 besteht lediglich nur aus Dampfdruck. Alsdann aber
                              									kann sich das ablaufende warme Wasser bis vollständig auf die dem Vacuum
                              									entsprechende Temperatur erwärmen (was bei Parallelstrom eben nicht möglich ist),
                              									und es erwärmt sich dann auch vollständig bis zu jener höchstmöglichen Temperatur,
                              									wenn nur für eine gute Kühlwasserzertheilung gesorgt ist; denn jedes Wassertheilchen
                              									kommt am Ende seines Weges im Condensator, bevor es denselben verläſst, noch mit den
                              									eben anlangenden heiſsesten Dämpfen in innige Berührung, und der Wärmeaustausch von
                              									Wasserdampf und Wasser, wenn sich beide unmittelbar berühren, ist ungemein
                              									energisch.
                           Wenn sich aber das Kühlwasser bis völlig auf die dem Vacuum im Condensator
                              									entsprechende Temperatur erwärmt, so ist klar, daſs dann die Kälte des Kühlwassers
                              									vollständig ausgenützt wird, und daſs man also unter diesen Umständen die
                              									geringstmögliche Menge davon braucht. Die Arbeit, die zur Förderung dieses Wassers
                              									gebraucht wird, und zwar sowohl in den Condensator hinein, als aus demselben hinaus,
                              									wird dann dabei ebenfalls die kleinstmögliche.
                           Ein richtig angelegter Gegenstromcondensator erfüllt folgende zwei Bedingungen:
                           1) Sein oberer Theil, und insbesondere das Verbindungsrohr zur Luftpumpe hin, soll
                              									sich kalt anfühlen; alsdann ist man sicher, daſs die Luftpumpe nur Luft absaugt,
                              									weil eben in einem kalten Gemenge von Luft und Wasserdampf letzterer nur in sehr
                              									verdünntem Maſse enthalten sein kann. Die Luftpumpe – und damit auch deren Arbeit –
                              									wird also möglichst klein.
                           2) Das ablaufende Warmwasser erwärmt sich vollständig bis auf die dem Vacuum
                              									entsprechende Temperatur, d.h. man braucht nur so viel Wasser zu geben, daſs es sich
                              									wirklich bis auf diese Temperatur erwärmt, womit auch der Kühlwasserverbrauch sein
                              									Minimum, und der Kraft verbrauch für Förderung des Wassers ebenfalls sein Minimum
                              									erreicht.
                           Miſst man z.B. an einem gewöhnlichen Dampfmaschinencondensator (also mit
                              									Parallelstrom und nasser Luftpumpe) nur die Temperatur des Kühlwassers (t0
                              									) und die des ablaufenden warmen Wassers (t'), so erhält man durch Einsetzen dieser beiden Werthe
                              									in die bekannte Formel
                           
                              n=\frac{625-t'}{t'-t_0}
                              
                           das vorliegende Kühlwasserverhältniſs n (d.h. das Verhältniſs des in den Condensator eingeführten Kühlwassers zu
                              									dem gleichzeitig eingetretenen Dampfe), ohne daſs man nöthig hätte, Dampfmenge und
                              									Kühlwassermenge jede für sich zu messen.
                           
                           Liest man dann auch noch den Vacuummeterstand ab, so hat man den Druck p0, der zur Zeit der
                              									Beobachtung im Condensator herrscht. Mit diesem Druck findet man nach den Regnault'schen Dampftabellen die diesem Drucke
                              									entsprechende Temperatur gesättigten Wasserdampfes; und diese Temperatur (t') ist nach den vorhergehenden Entwickelungen
                              									diejenige, auf die sich das Wasser im Condensator erwärmen könnte und würde, wenn
                              									man Gegenstromcondensation verwendet hätte. Setzt man dann auch diese Temperatur in
                              									die Formel für das Kühlwasserverhältniſs n ein, so
                              									findet man nun, wie viel oder vielmehr wie wenig Kühlwasser bei Gegenstrom gebraucht
                              									worden wäre anstatt bei Parallelstrom, und zwar unter sonst gleichen Umständen, d.h.
                              									bei gleicher Temperatur des Kühlwassers und bei gleicher Höhe des Vacuums.
                           Bei einem Versuche an einem gewöhnlichen Condensator wurde gefunden:
                              									Kühlwassertemperatur t0
                              									= 18° constant und die Temperatur des ablaufenden Warmwassers t' = 29°, 36° und 57°.
                           Die erste Temperatur von t' = 29° war vorhanden bei der
                              									Stellung des Einspritzhahnes (also derjenigen Zugabe von Kühlwassermenge), die der
                              									Wärter der betreffenden Maschine als die nach seiner Meinung vortheilhafteste von
                              									sich aus ausgewählt hatte, die er immer einhielt und wobei er ein Vacuum von 64cm erhielt. Bei Zufuhr von mehr und von weniger
                              									Wasser wurde das Vacuum geringer. Die zweite Temperatur t' = 36° ergab sich, als der Einspritzhahn etwas mehr zugedreht und
                              									gewartet wurde, bis wieder Beharrungszustand eingetreten war; die dritte Temperatur
                              										t' = 57° wurde erhalten durch Nochmehrzudrehen des
                              									Kaltwasserhahnes.
                           Setzen wir nun diese Werthe der Temperaturen t0 und t' in die Formel
                              									für n ein, so erhalten wir:
                           n = 66     33     14,5.
                           Im ersten Fall, den der Maschinist für den günstigsten hielt und wo mit „höchstem
                                 										Vacuum“ gearbeitet wurde, gebrauchte also der Condensator eine enorme
                              									Kühlwassermenge, nämlich das 66fache Gewicht von dem in derselben Zeit condensirten
                              									Dampf.
                           Es waren dann auch gleichzeitig die Vacuummeterstände abgelesen worden, und ergaben
                              									diese für die 3 Fälle:
                           
                              
                                 
                                 64
                                 62,5
                                 51cm,5
                                 
                              
                                 also p0
                                 = 0,15
                                   0,18
                                   0at,32 absolut.
                                 
                              
                           Diesen Drucken entsprechen aber nach Regnault's
                              									Dampftabellen Temperaturen von
                           t'gegenstr. = 55°     58°     71°,
                           auf welche das Kühlwasser bei Gegenstrom sich hätte erwärmen
                              									können und sollen.
                           Setzen wir diese Werthe von t' (und den gleichbleibenden
                              									Werth von t0 = 18°) in
                              									die Formel für n ein, so ergibt sich:
                           ngeg. = 15      14      10,5.
                           
                           Anstatt, daſs man also bei Parallelstrom das 66-, 33- und 14½ fache vom Dampfgewichte
                              									thatsächlich gebraucht hat, hätte man bei Gegenstrom nur das 15-, 14- und 10½ fache
                              									gebraucht, man hätte also entsprechend ¼, ½ und etwa ⅔ so viel Wasser in Verwendung
                              									nehmen müssen, als wie bei Parallelstrom.
                           Man könnte nun sagen, daſs dort, wo Wasser in reichlicher Menge vorhanden ist, es
                              									auch nichts mache, wenn man mehr davon brauche, da es ja nichts koste! Diese Meinung
                              									ist aber nicht richtig. Der Nutzen der Condensation für die Dampfmaschine, an der
                              									sie wirkt, besteht in der Arbeitssteigerung der letzteren durch vermehrte
                              									Druckdifferenz auf Vorder- und Hinterseite der Dampfkolben, jedoch abzüglich der
                              									Arbeit, die der Betrieb der Condensation selber wieder erfordert; oder in der durch
                              									die Anbringung der Condensation erzielten Dampf- also Kohlenersparniſs abzüglich der
                              									Kosten, die man für den Betrieb der Condensation selber wieder ausgeben muſs, bei
                              									welcher der Kraftverbrauch proportional dem Kühlwasserverbrauch ist.
                           Aber die Arbeit zur Förderung der Luft – nämlich die Compressionsarbeit, um die Luft
                              									vom niedrigen Condensatordruck auf den Druck der vollen Atmosphäre zu bringen und
                              									selbe in diese hinauszuschieben – ist der absorbirten Luft wegen auch proportional
                              									der verwendeten Kühlwassermenge. Da aber Gegenstromcondensation mit der jeweiligen
                              									kleinstmöglichen Kühlwassermenge auskommt, so ist schon aus diesem Grunde ihr
                              									Kraftbedarf zum eigenen Betriebe der kleinstmögliche.
                           Zu dieser Verminderung des Kraftverbrauches, welche von vermindertem
                              									Kühlwasserverbrauche herrührt, kommt noch deren weitere Verminderung, welche davon
                              									herrührt, daſs das Hubvolumen der Luftpumpe kleiner sein kann, weil sie die Luft in
                              									concentrirtem Zustande absaugt. Die Arbeit der Luftpumpe ist ihrem Hubvolumen auch
                              									immer proportional, gleichgültig, ob das letztere nützlicherweise nur mit Luft, oder
                              									unnützerweise auch mit Dampf erfüllt sei.
                           Der Gesammtaufwand an Arbeit zum Betriebe der Condensation ist bei Gegenstrom der
                              									kleinstmögliche; also ist auch der Nutzen dieser Art Condensation für die
                              									Dampfmaschine der überhaupt höchsterreichbare.
                           Nachdem im Vorstehenden die grundsätzlichen Unterschiede zwischen gewöhnlicher
                              									Parallelstrom- und Gegenstromcondensation gewonnen, führte der Vortragende eine
                              									bestimmte Ausführungsform solcher Gegenstromcondensation vor, wie sie ihm und der
                              										Sangerhauser Actienmaschinenfabrik patentirt ist,
                              									und welche eine Reihe Eigenthümlichkeiten enthält.
                           Eine solche Anlage wird zur Zeit für die Condensation des Abdampfes einer 1200
                              									pferdigen Gebläsemaschine der Bochumer Gesellschaft für
                                 										Stahlindustrie ausgeführt; eine andere als Centralcondensation für den
                              									Abdampf von 7 Dampfmaschinen mit zusammen etwa 750  der Zellstofffabrik Waldhof bei Mannheim.
                           
                           Bei der schematischen Darstellung (Fig. 2) saugt eine
                              									Kaltwasserpumpe M das Kühlwasser an und fördert es in
                              									ein Gefäſs F, von welchem aus es vom Condensator C angesogen wird. In diesem fällt es über eine
                              									Stufenfolge von Tellern herab, dem durch das Rohr B
                              									einströmenden zu condensirenden Dampfe entgegen. Durch das 10m hohe Fallrohr A,
                              									welches unter Wasser ausmündet, wird das warme Wasser selbsthätig aus dem
                              									Condensator entfernt, indem eine Wassersäule von der Höhe h, welche der jeweilig herrschenden Saugkraft im Condensator entspricht,
                              									in diesem Abfallrohre hängen bleibt, und unten an diesem Rohre gerade so viel Wasser
                              									ausläuft, als oben zuflieſst.
                           Fig. 2., Bd. 273, S. 504 Oben im Condensator saugt durch das Rohr E
                              									die trockene Luftpumpe L die Luft ab, und zwar, wie
                              									vorhin gezeigt, möglichst nur Luft und nicht auch Dampf, weil sie die kühlsten Orte
                              									des Condensators angreift, wo das frische Kühlwasser eintritt.
                           Als besondere Einrichtungen bei dieser Condensationsanlage bespricht der Vortragende
                              									folgende:
                           
                           Eine Untugend an den erstgebauten Gegenstromcondensatoren war, daſs, obschon die
                              									Condensationskörper C weit mehr als die
                              									Wasserbarometerhöhe – 10m,3 – über dem
                              									Unterwasserspiegel Z – Z lagen, trotzdem die Luftpumpe
                              									stromweise Wasser zog. Das darf natürlich die als trockene Luftpumpe eingerichtete
                              									Pumpe nicht. Man wollte dies Vorkommniſs damit erklären, daſs im Condensator starke
                              									Dampf- und Luftströmungen herrschen, welche das Wasser bis in die Höhe zum Luftrohre
                              									reiſsen können. Es ist das eine völlig unrichtige Anschauung. Oben im Condensator
                              									über dem Kühlwasser und wo keine Condensation mehr stattfindet, herrscht keine
                              									stärkere Strömung und kann keine stärkere Strömung herrschen, als wie sie durch die
                              									Luftpumpe erzeugt wird, und diese Geschwindigkeit der Dämpfe oder Luft ist
                              										=\frac{\mbox{Volumen des durch die Luftpumpe angesogenen
                                 										Gasmenges}}{\mbox{Querschnitt}}. Sie ist in dem weiten Condensator so
                              									gering, daſs durch sie sicherlich kein Wasser in die Höhe gehoben wird. Mag der
                              									Dampf unten in den Condensator mit 100 und 200m
                              									Geschwindigkeit in der Secunde einströmen, oben findet nur die geringe Strömung
                              									statt, welche von der Luftpumpe herrührt, und deren Hubvolumen entspricht.
                           Die Gründe für die erwähnte Erscheinung sind folgende:
                           a) Die freihängende Wassersäule im Fallrohre A kann
                              									durch irgend welche Einflüsse in senkrechte Schwingungen gerathen, welche in der
                              									That so groſs sein können, daſs das Wasser zu oberst in den Condensator
                              									hinaufschlägt. Es ist ja auch bekannt, wie die Quecksilbersäule eines gewöhnlichen
                              									Quecksilberbarometers in starke Schwankungen geräth, wenn man das Instrument nur
                              									wenig bewegt. Dergleichen Einflüsse sind aber vorhanden: so entnimmt die Luftpumpe
                              									ihre Luft dem Condensator stoſsweise, und stoſsweise kommt auch der Dampf in den
                              									Condensator. Stehen zufälliger Weise die Intervalle zwischen diesen kleinen Dampf-
                              									und Luftstöſsen in einem einfachen Zahlenverhältnisse zur Schwingungsdauer der
                              									Fallwassersäule, so addiren sich ihre Wirkungen und bringen so die gröſsten
                              									Schwankungen hervor.
                           Die Schwankungen der Fallwassersäule kann man in einfacher und sicherer Weise durch
                              									Anbringung einer Klappe K am unteren Ende des
                              									Fallrohres verhindern. Bei Schwankungen nach abwärts läſst die Klappe das Wasser
                              									wohl austreten; bei der nun beginnenwollenden Schwankung nach aufwärts schlieſst
                              									aber die Klappe und verhindert so diese Schwankung und damit auch die naturgemäſs
                              									folgende nach abwärts, so daſs der Wasserspiegel x – y
                              									ruhig bleibt. Dabei wird dann auch das zu fürchtende Rücklaufen von Fallwasser in
                              									das Abdampfrohr B vermieden, und zwar ohne daſs man
                              									nöthig hätte, den Condensator mehr als die Wasserbarometerhöhe (10m,3) über den Unterwasserspiegel Z, Z zu legen.
                           Wir haben aber noch eine freischwebende Wassersäule, die Saugwassersäule im Zulaufrohre D; auch hier könnten wir nicht gewollte Schwankungen
                              									durch das gleiche Mittel wie vorhin verhindern, nämlich durch Anbringen eines
                              									Rückschlagventiles K1.
                              									Diese Klappen und Ventile brauchen nicht dicht zu sein; ihre Wirkung, Schwankungen
                              									zu verhindern, äuſsern sie doch.
                           Wenn hiernach Schwankungen des Wassers im Condensator unmöglich gemacht sind, so gibt
                              									es doch noch einen zweiten Grund zum Wasserüberreiſsen in der Luftpumpe.Ein weiterer Grund kann allerdings bei unzweckmäſsiger Anlage noch existiren:
                                    											wenn der Condensator sein Wasser aus einem hochgelegenen Behälter ansaugt –
                                    											was, wie wir weiter unten sehen werden, immer unzweckmäſsig ist – und wenn
                                    											das Saugrohr eng ist oder ein Regulirhahn – der bei unserer Anordnung gar
                                    											nicht vorhanden sein darf – nur wenig geöffnet ist, so stürzt sich ein
                                    											Wasserstrahl mit gröſster Heftigkeit in den luftverdünnten Raum im
                                    											Condensator, und es können dann die Flächen (Nietköpfe u.s.w.), auf die der
                                    											Strahl auftrifft, zufällig derart liegen, daſs der ganze Strahl oder ein
                                    											Theil desselben gegen die Luftabsaugeöffnung hinaufspritzt und dort von der
                                    											Luftpumpe angesogen wird. Dem wird abgeholfen, indem man, wie in Fig. 2 angedeutet, das Wasser mittels eines
                                    											weiten Rohres in den Condensator führt, wodurch es ruhig einläuft, ohne zu
                                    											spritzen. Man hat bei Gegenstromcondensation sich überhaupt von dem Begriff
                                    												„Einspritzung“ vollständig frei zu machen: das Wasser soll ruhig
                                    											einlaufen, auf daſs man sicher sei, daſs es thatsächlich auch den ihm
                                    											vorgeschriebenen Weg einschlägt. Grundsätzlich soll das Saugrohr D (Fig. 2) genau
                                    											so weit sein, wie das Abfallrohr A, weil beide
                                    											dieselbe Wassermenge, abgesehen von dem Condenswasser, zu fördern haben, und
                                    											beide dies mit einer mäſsigen Geschwindigkeit (0,5 bis 1m,5, wachsend mit der Rohrweite) thun
                                    											sollen. Wenn man dann in der Praxis das Abfallrohr A noch weiter macht, so hat das seinen berechtigten Grund darin,
                                    											daſs dieses Rohr in gröſserem Maſse der Bildung von Ansätzen, Kesselstein
                                    											u.s.w., ausgesetzt ist, als das Saugrohr des Kaltwassers. Lieſse
                              									man nämlich das Kühlwasser direkt in den Condensator treten, so würde es dort heftig
                              									aufschäumen, da sich die im Wasser absorbirt gewesene Luft unter dem verminderten
                              									Drucke frei macht. Dieses Aufschäumen kann leicht so stark werden, daſs, wenn der
                              									Condensatorhut nicht übermäſsig hoch und weit ist, die Luftpumpe schaumiges Wasser
                              									ansaugt. Deswegen bringen wir ein Entluftungsgefäſs G
                              									an und lassen das Wasser zuerst in dieses eintreten, in welchem es anstandslos
                              									aufschäumen und seine Luft abgeben kann, wonach es durch das Verbindungsrohr Q entlüftet und ruhig in den Condensator tritt. Die
                              									Luft, die sich im Entlufter G frei macht, tritt durch
                              									Rohr P in den Condensator, und weil es nach abwärts
                              									gerichtet ist, wird auch etwa mitgerissenes Wasser nach abwärts in das übrige Wasser
                              									laufen und von der Luft abgeschieden.
                           Indem wir so die Entlüftung des Kühlwassers in einem besonderen Gefäſse, dem
                              									Entlufter G vornehmen, liegt nun der weitere Gedanke
                              									nahe, diese Luft gar nicht in den eigentlichen Condensationsraum eintreten zu
                              									lassen, wo sie nur schaden kann, indem sie die am Wasser sich condensirensollenden
                              									Dampftheilchen mit einer isolirenden Luftschicht umgibt, sondern sie unmittelbar der
                              									Luftpumpe zuzuführen. Das erreichen wir durch einfaches Ueberstülpen einer Glocke
                              										J über den obersten Teller, welche dem Wasser wohl den Eintritt in
                              									den Condensationsraum gestattet, die Luft aber von diesem abhält.
                           Die geringen Luftmengen, welche durch Undichtheiten an Stopfbüchsen der
                              									Dampfcylinder, Ventilen, Rohrleitungen u.s.w. eingedrungen sein können und welche
                              									vermöge des Gegenstromprinzipes im Condensator nach oben gedrängt werden, treten
                              									durch das Röhrchen R ebenfalls in den Raum über der
                              									Glocke und werden von dort auch von der Luftpumpe fortgeholt. Die Abhaltung der Luft
                              									von dem eigentlichen Condensationsraume bewirkt eine kräftigere Condensation.
                           Der Vortragende erwähnt zum Schlusse die eigenartige Kühlwasserzuführung zum
                              									Condensator. Die Kaltwasserpumpe M pumpt ihr Wasser in
                              									ein rohrförmiges Zwischengefäſs F, aus welchem der
                              									Condensator sein Wasser durch das Rohr D selbsthätig
                              									ansaugt. Es ist klar, daſs bei dieser Anordnung die ganze Saugkraft des Condensators
                              									voll ausgenützt wird, daſs sich der Wasserspiegel m – n
                              									jeweilen von selbst so tief einstellt, als es der jeweiligen Saugkraft des
                              									Condensators entspricht. Die Kaltwasserpumpe hat also ihr Wasser nicht auf die volle
                              									Höhe bis zum Condensator hinauf zu heben, sondern nur auf die kleinstmögliche Höhe
                              										h0. Dabei wird auch
                              									die Arbeit der Kaltwasserpumpe ein Minimum und wird bei dieser Anordnung die Arbeit
                              									zur Wasserförderung (die letztere, im allgemeinsten Sinne genommen als Summe von
                              									Arbeit zur Förderung des kalten und des warmen Wassers) überhaupt die
                              									kleinstmögliche und ist insbesondere kleiner als bei gewöhnlicher Condensation mit
                              									Parallelstrom.
                           Bei Condensatoren, die ihr Wasser selber ansaugen sollen, und zwar auf die
                              									gröſstmögliche Höhe, treten oft Betriebsstörungen durch Fallenlassen des Wassers
                              									ein, wenn durch irgend einen Zufall einmal die Kühlwasserzufuhr unterbrochen wird.
                              									Man kann einen gewöhnlichen Condensator alsdann nur wieder in Gang bringen, wenn man
                              									ihn auf umständliche Weise wieder abkühlt. Dieser Uebelstand ist bei unserer
                              									Einrichtung folgendermaſsen vermieden: Wäre hier einmal der Condensator heiſs
                              									geworden und in Folge dessen der Luftdruck in ihm so weit gestiegen, daſs er sein
                              									Wasser hätte fallen lassen, so wird, wenn sowohl Luftpumpe L als auch Kaltwasserpumpe M ruhig
                              									weiterarbeiten, der Wasserspiegel m – n sowohl in Rohr
                              										F, und nachher in Röhrchen F1, als auch in Rohr D steigen, und zwar bis zum Condensator hinauf
                              									(deswegen muſs das Röhrchen F1 bis über ihn hinaus geführt werden), worauf von selber sich das
                              									Kühlwasser in den Condensator ergieſst; dadurch kühlt er sich sofort von selber
                              									wieder ab, die Dämpfe werden wieder condensirt, das Vacuum steigt, der Wasserspiegel
                              										m – n senkt sich wieder, und die Kaltwasserpumpe
                              									hat ihr Wasser nur wieder auf ihre normale Höhe h0 zu heben, während sie es vorher – vorübergehend –
                              									auf eine gröſsere Höhe, selbst bis h0 + h1, zu heben hatte. Betriebsstörungen durch
                              									Fallenlassen des Wassers sind also bei unserem Condensator von vornherein ausgeschlossen, und zwar
                              									trotzdem die volle Saugkraft desselben ausgenutzt wird.
                           Aber ebenso wenig darf ein Leersaugen des Behälters, aus dem der Condensator ansaugt,
                              									vorkommen, indem solches Leersaugen die gleichen Folgen bewirken würde, wie das
                              									Fallenlassen des Wassers. Solches Leersaugen des Kühlwasserbehälters kommt dann
                              									leicht vor, wenn man nicht viel Kühlwasser zur Verfügung hat bezieh. in Verwendung
                              									nimmt. Es wird bei unserer Einrichtung von vornherein dadurch ausgeschlossen, daſs
                              									wir die untere Mündung des Saugrohres D mindestens um
                              									die Wasserbarometerhöhe, d.h. mindestens um 10m,3
                              									unterhalb des Oberwasserspiegels verlegen. Alsdann nimmt der Condensator gerade so
                              									viel oder so wenig Wasser aus dem Zwischengefäſse F
                              									weg, als die Kaltwasserpumpe diesem Gefäſse zubringt.Eine Regelungsvorrichtung (Ventil, Hahn, Drosselklappe u.s.w.) darf in der
                                    											Kaltwasserzuleitung nicht angebracht werden; es würde dadurch der eine Zweck
                                    											unserer Anordnung, die Verminderung der Arbeit der Wasserpumpe auf ein
                                    											möglichst geringes Maſs, geradezu vereitelt. Eine Drosselung im Rohre D hätte sofort eine Hebung des Wasserspiegels
                                    												m – n, damit eine Vermehrung der Hubhöhe
                                    												h0 und
                                    											damit eine nutzlose Vermehrung der Arbeit der Kaltwasserpumpe zur Folge.Die Regelung der Kühlwassermenge soll durch die Kaltwasserpumpe M selber bewirkt werden, und zwar, indem man
                                    											deren Umdrehungszahl veränderlich macht. Selbst wenn die
                              									Kaltwasserpumpe einmal gar kein Wasser mehr zubringen würde, so würde das Gefäſs F doch nicht leergesogen, sondern es würde im
                              									Steigrohre D einfach eine Wassersäule bewegungslos
                              									hängen bleiben, und zwar vom Zwischengefäſse F aus so
                              									hoch, daſs die Höhe dieser hängenden Wassersäule gerade der zur Zeit im Condensator
                              									herrschenden Saugkraft entspräche, gerade wie auch im Fallrohre A immer eine solche Wassersäule hängt. Die
                              									geschilderten Zwecke unserer besonderen Art der Kaltwasserzufuhr: geringste
                              									Betriebsarbeit in Folge Ausnutzung der vollen Saugkraft des Condensators, unter
                              									gleichzeitiger Verhinderung von Betriebsstörungen einerseits durch Fallenlassen des
                              									Wassers, andererseits durch Leersaugen des Kaltwasserbehälters hätte man auch
                              									erreichen können, wenn man das Zwischenrohr F ganz
                              									weggelassen, und das Druckrohr N der Kaltwasserpumpe
                              									direkt an das Saugrohr D angeschlossen hätte. Alsdann
                              									würde aber auch solche Luft, die etwa durch undichte Stellen in der Saugleitung der
                              									Kaltwasserpumpe oder durch deren Stopfbüchse eingedrungen wäre, oder welche man
                              									vielleicht absichtlich zur Verhinderung von Ventilschlägen – im Falle einer
                              									Kolbenpumpe – beigegeben hätte, solche Luft würde dann mit in den Condensator
                              									gelangen, was natürlich vom Uebel wäre, indem dadurch das Vacuum vermindert würde
                              									und die Luftpumpe nutzlos mehr Arbeit bekäme. Diesen Uebelstand verhindern wir nun
                              									mit unserem „Zwischenrohre“
                              									F, indem wir das Druckrohr N etwas über der Mündung des Saugrohres D in
                              									dieses Zwischenrohr führen. Dadurch macht sich solche eingedrungene oder absichtlich beigegebene Luft in
                              									diesem Zwischengefäſse in aufsteigenden Blasen frei und entweicht durch das Röhrchen
                              										F1 ins Freie,
                              									gelangt also nicht in den Condensator.
                           Als Kaltwasserpumpe kann jede Pumpe dienen, nur nicht eine Centrifugalpumpe. Denn
                              									wenn sie auch ihr Wasser während des regelmäſsigen Betriebes nur auf die geringe und
                              									wenig veränderliche Minimalhöhe h0 zu heben hat, so muſs sie es doch ausnahmsweise
                              									auch höher heben können, unter Umständen sogar bis zum Condensator hinauf. Das
                              									könnte eine Centrifugalpumpe ohne Aenderung ihrer Umdrehungszahl nicht. Als
                              									Kaltwasserpumpe genügt hier eine billige Kapselpumpe, welche auf beliebige Höhe
                              									hebt.
                           Fassen wir die Eigenschaften dieser Condensation zusammen:
                           Vermöge des Gegenstromprinzipes erhalten wir kleinstmögliche Kühlwassermenge,
                              									kleinstmögliche Luft- und Wasserpumpe, und dann auch kleinstmögliche Betriebsarbeit
                              									zum Betriebe der Condensation. Diese Betriebsarbeit wird vermöge der eigenartigen
                              									Art der Wasserführung bei unserem Condensator nochmals vermindert, weil die schon in
                              									Folge des Gegenstromes verminderte Wassermenge auch noch weniger hoch gehoben werden
                              									muſs. Die Gesammtarbeit zum Betriebe solcher Patentcondensationen beträgt unter
                              									gewöhnlichen Umständen nur 1 bis 1,5 Proc. der gesammten Maschinenleistung.
                           Vermöge der besonderen Anordnungen sind sämmtliche Betriebsstörungen, die sonst bei
                              									solchen Condensatoren vorkommen, unmöglich, als: Falsches Wasserüberreiſsen, sowohl
                              									nach dem Luftabsaugerohr als nach dem Abdampfrohre hin, Fallenlassen des Wassers und
                              									Leersaugen des Kaltwasserbehälters. Durch Abhaltung des Hauptquantums der Luft vom
                              									eigentlichen Condensationsraume wird der Vorgang der Condensation erleichtert und
                              									wirksamer.
                           Das verwendete Kühlwasser endlich braucht nicht rein zu sein, weil es nur eine
                              									Kaltwasserpumpe, nicht aber eine empfindliche nasse Luft-Pumpe zu durchstreichen
                              									hat. Daher können auch Betriebswässer, die schon anderen Zwecken gedient haben,
                              									verwendet werden, und welche durch Verstopfungen und Verlegen von Ventilen die nasse
                              									Luftpumpe einer gewöhnlichen Condensation bald auſser Betrieb bringen würden. Unter
                              									solchen Umständen wird auch die vorhin erwähnte Centralcondensation der Zellstoffabrik Waldhoff arbeiten, wo schleimige und
                              									faserhaltige Betriebswässer für unsere Condensation verwendet werden, welche für
                              									gewöhnliche Condensation nicht gebraucht werden könnten. Wenn wir früher dargethan
                              									haben, daſs die Gegenstromcondensation weniger Wasser von derselben Temperatur
                              									gebraucht, als die Condensation mit nasser Luftpumpe, so können wir natürlich auch
                              									sagen, daſs wir mit Gegenstrom auch bei wärmerem Kühlwasser, aber in gleicher Menge,
                              									ein ebenso hohes Vacuum erzielen können als mit Parallelstrom, d.h. daſs sich
                              									Gegenstrom auch mit wärmerem Kühlwasser begnügt.
                           
                           Das ist an solcher Stelle von Bedeutung, wo wegen Wassermangel immer ein und dasselbe
                              									Wasser zur Kühlung verwendet wird, indem man es in seinem Kreislaufe auf irgend eine
                              									Weise wieder abkühlt.1888 267 * 586 Theisen's Oberflächen-Condensator. Es ist da natürlich
                              									sehr angenehm, wenn man es nicht sehr tief abzukühlen braucht, weil dann die
                              									Kühlungsanlage viel kleiner, einfacher und sicherer wirkend wird, besonders auch im
                              									heiſsen Sommer. Heiſses Wasser auf z.B. + 40° abzukühlen, ist unvergleichlich viel
                              									leichter, als wenn es auf 30° oder auf 25° abgekühlt werden müſste. Und wenn man das
                              									Wasser nur bis auf + 40° kühlt, so erreicht man bei Gegenstrom, wo eben das
                              									Kühlwasser vollständig ausgenützt wird, doch noch schöne Ergebnisse, wie das
                              									Beispiel zeigt, das ich Ihnen zum Schlusse noch geben möchte:
                           Ein Walzwerk, das bis jetzt wegen Wassermangels nicht condensirt hat, möchte für
                              									seine verschiedenen Walzenzugdampfmaschinen Centralcondensation nach unserem Systeme
                              									einführen und stellte, um sich zu orientiren, die Frage, wenn beispielsweise eine
                              									Walzenzugmaschine von 1000mm Cylinderdurchmesser,
                              										1250mm Hub und 100 Umdrehungen in der Minute
                              									machend, bei 6at absoluter Spannung, und ohne
                              									Condensation mit ⅕ Füllung arbeitend, nun mit Condensation versehen würde, wie es
                              									mit der erreichten Dampfersparniſs, dem Wasserverbrauche u.s.w. stände, und zwar
                              									unter der Voraussetzung, daſs die Maschine die gleiche Arbeit leiste als wie vorhin
                              									ohne Condensation.
                           Der Vortragende führte die Untersuchung durch unter der Annahme, daſs man gar kein
                              									Wasser zuzugeben habe, sondern stets dasselbe Wasserquantum, das man sich ein für
                              									allemal verschafft habe, benütze, und kühle es nach Verlassen des Condensators immer
                              									wieder ab, und zwar nur bis auf + 40°, was leicht auch im Sommer zu erreichen sein
                              									sollte, welche Abkühlung aber bei Parallelstrom nicht genügen würde.
                           Alsdann ergibt sich folgendes: Wird das 15fache Gewicht Kühlwasser von 40° von dem
                              									gleichzeitig zu condensirenden Dampfgewichte verwendet (also n = 15), so gibt sich ein Vacuum von p0 = 0at,41
                              									absolut, und in Folge dessen sich der nöthige Füllungsgrad des Dampfcylinders von ⅕
                              									auf 1/7
                              									erniedrigt, damit die Maschine die gleiche Arbeit leiste, wie vorhin ohne
                              									Condensation; diese Reduction des Füllungsgrades von ⅕ auf 1/7 entspricht
                              									einer Dampfersparniſs von 28 Proc. Läſst man das 28 fache Gewicht Kühlwasser (also
                              										n = 28) vom Dampfgewichte circuliren, so erhält man
                              									ein Vacuum von p0 =
                              										0at,19 absolut, wobei sich der Füllungsgrad
                              									von ⅕ auf ⅛ verringert und eine Dampfersparniſs von 37 Proc. erzielt wird.
                           Also selbst von so warmem Kühlwasser (40°) braucht man mit Gegenstrom nur so wenig,
                              									nämlich nur das 15- bezieh. 28fache vom Dampfgewichte, und erhält dabei doch schon
                              									Dampfersparnisse von 28 bezieh. 37 Proc.
                           Wenn man aber nur wenig Kühlwasser braucht, so werden auch die Anlagekosten der
                              									Condensation geringer, weil diese hauptsächlich von der Kühlwassermenge abhängen,
                              									indem alle Querschnitte von Condensator, Rohrleitungen und Pumpen dieser
                              									Kühlwassermenge entsprechen müssen.