| Titel: | Neue künstliche Medicamente: Cocaïn, Cocaïnderivate, Narceïn, Hydrazin, Moschusersatz. | 
| Autor: | Ulrich Sachse | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 522 | 
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                        Neue künstliche Medicamente: Cocaïn,
                           								Cocaïnderivate, Narceïn, Hydrazin, Moschusersatz.
                        (Nach den einschlägigen
                           								Patentschriften.)
                        Neue künstliche Medicamente.
                        
                     
                        
                           In den Cocablättern kommen bekanntlich neben dem Cocaïn nicht unbeträchtliche Mengen
                              									amorpher Nebenalkaloide vor, welche die physiologische Wirkung des Cocaïns stark
                              									beeinträchtigen und daher vom Cocaïn getrennt bezieh. aus dem Rohcocaïn entfernt
                              									werden müssen, bevor das Cocaïn zur therapeutischen Benutzung gelangt. Löst man
                              									dieses Rohcocaïn in der Wärme in wenig Alkohol, so krystallisirt nach dem Erkalten
                              									und längerem Stehen das Cocaïn gröſstentheils heraus, während die amorphen Basen in
                              									Lösung bleiben und durch Abdampfen des Alkohols gewonnen werden.
                           Diese amorphen Nebenbasen, welche bisher als recht
                              									unliebsame Nebenproducte der Cocaïngewinnung angesehen wurden, lassen sich nach
                              									einem von Dr. Carl Liebermann in Berlin und Dr. Fritz Giesel in Braunschweig (D. R. P. Nr. 47602 vom
                                 									14. August 1888) angegebenen Verfahren auf Cocaïn
                              									verarbeiten, indem durch Spaltung derselben leicht und in reichlicher Menge Ecgonin
                              									gewonnen wird, welches benzoylirt, sich nach bekannten Methoden leicht in Cocaïn
                              									überführen läſst. Die
                              									Spaltung der Nebenbasen kann sowohl durch Säuren als durch Alkalien und alkalische
                              									Erden – theilweise und unvollkommen sogar durch überhitzten Wasserdampf – bewirkt
                              									werden. Die Spaltungsproducte sind Ecgonin, organische Säuren und meist
                              									Methylalkohol. Am vortheilhaftesten ist es, die Spaltung durch Kochen mit Salzsäure
                              									zu bewerkstelligen. Die Concentration und die Mengen der überschüssigen Salzsäure
                              									sind dabei von nur geringer Bedeutung, doch ist der Salzsäure von 1,1 bis 1,2 spec.
                              									Gew., die in beträchtlichem Ueberschusse anzuwenden ist, der Vorzug zu geben. Je
                              									nach der Concentration der Säure und den angewendeten Mengenverhältnissen vollendet
                              									sich die Reaction in kürzerer Zeit oder in 1 bis 2 Stunden. Die bei der Spaltung
                              									ausgeschiedenen organischen Säuren werden nach dem Erkalten abfiltrirt und das
                              									salzsaure Ecgonin enthaltende Filtrat zur Trockne verdampft. Der Salzrückstand, mit
                              									etwas warmem Alkohol gewaschen, ist fast reines salzsaures Ecgonin, aus dem durch
                              									die äquivalente Menge Alkali oder Alkalicarbonat die Base freigemacht wird. Die
                              									letztere wird, wenn nöthig, durch Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt.
                           Das auf vorbeschriebene Weise hergestellte Ecgonin läſst sich leicht in
                              									Benzoylecgonin verwandeln. Die Benzoylirung kann sowohl durch Benzoylchlorid wie
                              									durch Benzoësäureanhydrid, und sowohl mit Ecgonin in trockenem Zustande als auch bei
                              									Gegenwart von etwas Wasser bewerkstelligt werden. Am zweckmäſsigsten verfährt man in
                              									folgender Weise:
                           Eine bei Siedetemperatur gesättigte wässerige Lösung von Ecgonin (etwa 2 Th. Ecgonin
                              									auf 1 Th. Wasser) – 1 Molekül – wird mit etwas mehr als der äquivalenten Menge
                              									Benzoësäureanhydrid (1 Molekül) versetzt und zur Vollendung der Reaction kurze Zeit,
                              									etwa ½ bis 1 Stunde, auf der Siedetemperatur der Mischung erhalten. Zur Entfernung
                              									der gebildeten Benzoesäure aus der Reactionsmasse wird diese nach dem Erkalten
                              									einige Male mit Aether ausgeschüttelt. Die rückständige wässerige Lösung erstarrt
                              									schon beim Schütteln oder nach kurzem Stehen zu einem Krystallblei von
                              									Benzoylecgonin. Die Krystalle werden von der Mutterlauge durch Absaugen getrennt und
                              									mit sehr wenig Wasser ausgewaschen. Die zurückbleibenden Krystalle sind
                              									Benzoylecgonin mit allen Eigenschaften des bisher bekannten. Die Mutterlauge enthält
                              									das der Benzoylirung entgangene Ecgonin. Sie kann entweder direkt zu neuen
                              									Benzoylirungen benutzt oder aus ihr das Ecgonin wiedergewonnen werden.
                           Merck (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                              									Bd. 18 S. 29 und 53) hat vergeblich versucht, die vorstehend beschriebene, leicht
                              									und glatt verlaufende Benzoylirung des Ecgonins auszuführen.
                           Zum Theil lag dies nach Ansicht Liebermanns in der
                              									Anwendung solcher Methoden seitens Merck's, z.B. Behandlung von Ecgonin mit Benzoesäure, Wasser und etwas
                              									Salzsäure, welche überhaupt nicht zum Ziele führen, zum Theil aber auch wie bei dem
                              									Versuch mit trockenem Ecgonin und Benzoesäureanhydrid, der ja nach Obigem
                              									Benzoylecgonin, wenn auch in ungemein viel schlechterer Ausbeute als bei gleicher
                              									Anwesenheit von Wasser liefert, wohl darin, daſs die Zeitdauer der Reaction zu kurz
                              									gewählt wurde.
                           C. F. Böhringer und Söhne in Waldhof bei Mannheim (D. R.
                                 									P. Nr. 47713 vom 3. November 1888) stellen Cocaïn und
                              									homologe Alkaloide aus den Estern des Ecgonins durch Einführung von Säureradicalen
                              									in die letzteren dar. Als solche finden namentlich der salzsaure Ecgoninmethyl- und
                              									-äthylester, als Säureradicale Benzoesäure, Phtalsäure, Phenylessigsäure und
                              									Isovaleriansäure Anwendung. Zur Darstellung des Ecgoninmethylesters wird 1k salzsaures Ecgonin mit 10k absolutem Methylalkohol auf 60° erhitzt und
                              									trockenes Salzsäuregas bis zur Sättigung während 2 bis 3 Stunden eingeleitet. Die
                              									Flüssigkeit wird abkühlen gelassen, mit 10k Aether
                              									versetzt, wobei der salzsaure Ecgoninmethylester auskrystallisirt, während
                              									unangegriffenes Ecgonin in der Lösung verbleibt. Die Krystalle des salzsauren Esters
                              									werden filtrirt, mit etwas Aether gewaschen und getrocknet. Der salzsaure
                              									Ecgoninmethylester ist in absolutem Alkohol, Aether, Benzol und Benzin schwer
                              									löslich, in Wasser sehr leicht löslich, mit Alkalien nicht fällbar und durch solche
                              									leicht zersetzlich in Ecgonin und Methylalkohol. Starke Mineralsäuren führen in der
                              									Wärme ebenfalls diese Zersetzung herbei. Zur Darstellung des Cocaïns aus salzsaurem Ecgoninmethylester und Benzoylchlorid wird 1k salzsaurer Ecgoninmethylester fein gepulvert,
                              									mit 1k Benzoylchlorid einige Stunden in einem
                              									Glaskolben im kochenden Wasserbade erhitzt, bis die Salzsäuregasentwickelung
                              									nachgelassen hat und die Mischung zusammengeschmolzen ist. Die Schmelze wird in
                              										10l kaltes Wasser vertheilt, wobei sich
                              									Benzoesäure abscheidet. Diese wird abfiltrirt und mit Wasser gewaschen. Das Filtrat
                              									wird mit Sodalösung niedergeschlagen, das ausfallende Cocaïn mit Wasser gewaschen,
                              									getrocknet und in bekannter Weise gereinigt. Es besitzt alle Eigenschaften des
                              									natürlichen Cocaïns. Aus der alkalischen Lauge kann durch Eindampfen derselben und
                              									Extraction des Verdampfungsrückstandes mit Alkohol Ecgonin wiedergewonnen
                              									werden.
                           In gleicher Weise wird unter Anwendung von Aethylalkohol (statt Methylalkohol) aus
                              									salzsaurem Ecgonin der salzsaure Ecgoninäthylester dargestellt und unter den
                              									gleichen Bedingungen in Benzoylecgoninäthylester verwandelt, welcher Cocäthylin oder Homcocaïn
                              									genannt wird.
                           Aus gleichen Gewichtstheilen salzsaurem Ecgoninmethylester und Orthophtalykhlorid erhält man unter Entwickelung von
                              									Salzsäuregas bei 5 stündigem Erwärmen im kochenden Wasserbade eine halbfeste
                              									Schmelze, welche, in Sodalösung vertheilt, den freien Phtalyldiecgoninmethylester:
                           
                           
                              \left\mbox{C}_6\mbox{H}_4{{.\mbox{CO}.\mbox{C}_{10}\mbox{H}_{16}\mbox{NO}_3}\atop{.\mbox{CO}.\mbox{C}_{10}\mbox{H}_{16}\mbox{NO}_3}}\right
                              
                           in Form eines Harzkuchens ergibt. Die freie Base mit
                              									Bromwasserstoffsäure in alkoholischer Lösung neutralisirt, ergibt ein
                              									bromwasser-stoffsaures Salz in kleinen körnigen Krystallen. Die freie Base ist in
                              									Wasser unlöslich, in Sprit leicht löslich. Die Salze mit Mineralsäuren sind leicht
                              									löslich in Wasser.
                           Gleiche Gewichtstheile salzsaurer Ecgoninmethylester und Isovalerylchlorid werden am Rückfluſskühler im kochenden Wasserbade
                              									erhitzt. Die Reaction geht unter lebhafter Entwickelung von Salzsäuregas vor sich
                              									und ist in ½ Stunde beendigt. Die geschmolzene Masse wird in Wasser gegossen und mit
                              									Soda der freie Isovalerylecgoninmethylester: C5H9O . C10H16NO3 in Form eines Oeles ausgefällt. Dieses wird, von
                              									der alkalischen Flüssigkeit getrennt, in absoluter alkoholischer Lösung mit Jod-
                              									oder Bromwasserstoffsäure neutralisirt. Es krystallisiren beide Salze in schönen
                              									Krystallblättern. Die Salze dieser Verbindung mit Mineralsäuren sind in Wasser
                              									löslich. Schwer löslich ist das Ferrocyanat. Das freie Alkaloid ist in Wasser schwer
                              									löslich.
                           Phenylacetylchlorid und salzsaurer Ecgoninmethylester
                              									werden zu gleichen Theilen in einem Glaskolben im kochenden Wasserbade während 4
                              									Stunden erhitzt. Die geschmolzene Masse wird in Wasser gegossen, der gebildete Phenylacetylecgoninmethylester:
                           C6H3CH2CO . C10H16NO3
                           mit Soda gefällt. Die freie Base fällt ölig aus und wird in
                              									absoluter alkoholischer Lösung mit Jodwasserstoffsäure neutralisirt. Auf Zusatz von
                              									etwas Aether fällt das jodwasserstoffsaure Salz in kleinen Blättchen aus. Das jod-
                              									und bromwasserstoffsaure Salz, sowie das schwefelsaure Salz des
                              									Phenylacetylecgoninmethylesters sind in Wasser leicht löslich. Die freie Base ist
                              									ölig, in Wasser unlöslich und in Sprit leicht löslich. Die genannten neuen Alkaloide
                              									sollen in gleicher Weise wie Cocaïn zu medicinischen Zwecken Anwendung finden.
                           Weitere physiologisch wirksame Cocaïnderivate stellen
                              										C. F. Böhringer und Söhne in Waldhof bei Mannheim
                                 									(D. R. P. Nr. 48274 vom 9. Oktober 1888) dar.
                           Die Spaltungsproducte des Cocaïns: Benzoylecgonin und Ecgonin gehen bei der Oxydation
                              									mit übermangansaurem Kali in verdünnter wässeriger Lösung in um 1 Kohlenstoffatom
                              									und 2 Wasserstoffatome ärmere stickstoffhaltige Säuren über. Die Säure aus
                              									Benzoylecgonin, von den Erfindern Cocaylbenzoyloxyessigsäure genannt, und nach der
                              									Formel C15H17NO4 zusammengesetzt, krystallisirt aus Alkohol oder
                              									Wasser in Prismen vom Schmelzpunkte etwa 230°.
                           Die Säure aus Ecgonin wird Cocayloxyessigsäure genannt; sie ist nach der Formel C8H13NO3 zusammengesetzt und bildet weiſse Krystalle, die
                              									bei etwa 233° schmelzen. Diese Verbindungen, welche zugleich saure und basische Eigenschaften
                              									besitzen, bilden Salze und Ester, die zum Theil eigenthümliche physiologische
                              									Wirkungen zeigen und zu medicinischen Zwecken verwendet werden sollen.
                           Andere physiologisch wirksame Cocaïnderivate stellen C. F. Bohringer und Söhne in Waldhof bei Mannheim (D.
                                 									R. P. Nr. 48273 vom 9. Oktober 1888) durch Halogenalkylirung des Cocaïns dar. Cocaïn
                              									addirt schon in der Kälte, aber leichter bei mehrstündigem Erhitzen unter Druck
                              									molekulare Mengen Halogenalkyle. Diese neuen Verbindungen sind meistens schön
                              									krystallisirt und physiologisch wirksam.
                           Erwärmt man z.B. 30 Gew.-Th. Cocaïn mit 14 bis 15 Gew.-Th. Methyljodid im Autoclaven
                              									2 Stunden auf 100°, so entsteht das Cocaïnjodmethylat C17H21NO4CH3J, welches aus absolutem Alkohol in
                              									Blättchen vom Schmelzpunkte 164° krystallisirt. In Wasser suspendirt, geht es durch
                              									Schütteln mit Chlorsilber in Cocaïnchlormethylat über,
                           C17H21NO4CH3Cl,
                           welches sich aus absolutem Alkohol bei Zusatz von Aether in
                              									weiſsen Krystallen vom Schmelzpunkte 152,5° abscheidet.
                           Erwärmt man äquivalente Mengen Cocaïn und Brommethyl im Autoclaven 2 Stunden auf
                              									100°, so entsteht das Cocaïnbrommethylat, welches z.B. aus Alkohol in weiſsen
                              									Krystallen erhalten werden kann.
                           Dr. W. Roser in Marburg (D. R. P. Nr. 44890 vom 1.
                                 									November 1887) stellt Narceïn und dessen Homologe durch
                              									Behandlung der Alkylhalogen-Additionsproducte des Narcotins mit verdünnten Alkalien
                              									dar. Zur Darstellung von Narceïn versetzt man hiernach Narcotinmethylchlorid in wässeriger Lösung
                              									mit Natronlauge, wodurch eine bei gewöhnlicher Temperatur halbfeste Verbindung,
                              									wahrscheinlich Narcotinmethylhydroxyd, gefällt wird. Diese Verbindung geht beim
                              									Stehen von selbst in Narceïn über, entsprechend der Gleichung:
                           C22H23NO7 – CH3(OH) + 3H2O = C23H29NO9 +
                              										2H2O.
                           Schneller findet diese Umwandlung beim Erwärmen mit Wasser statt. Das gebildete
                              									Narceïn wird durch Krystallisation aus Wasser leicht in reinem Zustande
                              									erhalten.
                           Homonarceïn wird aus Narcotinäthylchlorid in ganz
                              									derselben Weise erhalten wie das Narceïn aus Narcotinmethylchlorid. Das Homonarceïn
                              									gleicht in seinen Eigenschaften dem Narceïn und krystallisirt aus Wasser, in dem es
                              									ziemlich schwer löslich ist, in farblosen kleinen, concentrisch gruppirten
                              									Nädelchen.
                           Die anderen Homologen werden in ganz analoger Weise dargestellt. Es ist
                              									selbstverständlich, daſs an Stelle der Alkylchlorid-Additionsproducte des Narcotins
                              									auch die entsprechenden Bromide und Jodide verwendet werden können.
                           Zur Darstellung von als Medicamente und in der Photographie verwendbaren Hydrazinverbindungen benutzt Dr. Ph. Curtius in Erlangen (D. R. P. Nr. 47600 vom 7.
                                 									August 1888) die Triazoessigsäure, welche aus Diazoessigestern mittels
                              									Aetzalkalien gewonnen wird. Die Triazoessigsäure liefert beim Kochen mit einer
                              									concentrirten Säure Hydrazinsalz. Hiernach gestaltet sich die Ausführung des
                              									Verfahrens wie folgt:
                           Zu 4k auf 100° erhitzter concentrirter Natronlauge
                              									(2 Th. Aetznatron und 3 Th. Wasser) läſst man 1k
                              									Diazoessigäther CHN2CO2C2H5
                              									unter beständigem Umrühren allmählich zuflieſsen und digerirt die gelbe, breiige
                              									Masse so lange, bis der Geruch nach Diazoessigäther verschwunden ist.
                           Nach der Gleichung:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 273, S. 527
                              Diazoessigäther; triazoessigsaures
                                 										Natron
                              
                           entsteht triazoessigsaures Natron.
                           Man versetzt mit 15k 90 procentigen Alkohol, rührt
                              									das abgesaugte und mit Alkohol ausgewaschene, lufttrockene Salz (Ausbeute etwa 1¼k) mit 4k,5
                              									verdünnter Schwefelsäure (2 Th. Wasser und 1 Th. Schwefelsäure) an und filtrirt nach
                              									zwölfstündigem Stehen die ausgeschiedene Triazoessigsäure
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 273, S. 527
                              
                           (Schmelzpunkt 151°) ab. 1k
                              									Triazoessigsäure wird mit 8l Wasser und 1k concentrirter Schwefelsäure zum Kochen erhitzt,
                              									bis unter Entfärbung der Lösung die Gasentwickelung beendet ist. Nach dem Erkalten
                              									scheidet sich das nach der Gleichung:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 273, S. 527
                              Triazoessigsäure;
                                 										Hydrazinsulfat
                              
                           in berechneter Menge gebildete schwer lösliche Hydrazinsulfat
                              									in reinem Zustande aus.
                           Um aus den sauren, beliebig verdünnten und selbst stark verunreinigten Mutterlaugen
                              									alles Hydrazin zu gewinnen, werden dieselben so lange mit Bittermandelöl
                              									geschüttelt, als noch nach der Gleichung:
                           
                              
                                 N2H4SO4H2 + 2C6H5CHO
                                 = N2(CHC6H5)2 + 2H2O +
                                    												SO4H2
                                 
                              
                                 Hydrazinsulfat
                                 Benzalazin(Benzylidenhydrazin)
                                 
                              
                           eine Ausscheidung von in Wasser und Säuren ganz unlöslichem
                              									Benzalazin (Benzylidenhydrazin N2(CHC6H5)2 – Schmelzpunkt 93° – entsteht. Letzteres wird
                              									abfiltrirt und durch Kochen mit verdünnter Schwefelsäure (bezieh. Salzsäure u.s.w.)
                              									in Hydrazinsulfat (bezieh. Hydrazinchlorid u.s.w.) und Bittermandelöl
                              									zurückverwandelt:
                           N2(CHC6H5)2 +
                              										2H2O + SO4H2 = N2H4SO4H2 + 2C6H5CHO.
                           Einen billigen Moschusersatz stellt Dr. Albert Baur in Gispersleben (D. R. P. Kl. 12 Nr. 47599
                                 									vom 3. Juli 1888) in folgender Weise dar.
                           
                           Toluol wird mit den Halogenverbindungen des Butans gemischt und am Rückfluſskühler
                              									unter Zusatz von Aluminiumchlorid oder Aluminiumbromid gekocht. Das Reactionsproduct
                              									wird mit Wasser versetzt und mit Wasserdampf destillirt, die zwischen 170 bis 200°
                              									C. übergehende Fraction aufgefangen und mit rauchender Salpetersäure und rauchender
                              									Schwefelsäure behandelt. Das erhaltene Product wird nach dem Waschen mit Wasser aus
                              									Alkohol umkrystallisirt. Die gelblich weiſsen, stark nach Moschus riechenden
                              									Krystalle werden in Alkohol gelöst und mit einer Spur Ammoniak oder kohlensaurem
                              									Ammonium versetzt, wodurch eine der Moschustinctur höchst ähnliche Flüssigkeit
                              									erhalten wird. Der intensive Geruch dieses neuen Präparates nach Moschus ist
                              									geradezu enorm.
                           Dr. Ulrich Sachse.