| Titel: | Neuere Drehbänke. | 
| Autor: | Pr. | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 529 | 
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                        Neuere Drehbänke.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 28 und 29.
                        Neuere Drehbänke.
                        
                     
                        
                           Lodge und Davis' Drehbank für Rothguſsarbeiten (Fig. 1).
                           Um Hähne, Ventile und dergleichen Bestandtheile mit möglichst wenigen Umspannungen
                              									fertig zu stellen und doch regelrechte Bearbeitung zu ermöglichen, bauen Lodge, Davis und Comp. in Cincinnati, Ohio, Amerika,
                              									eine Drehbank, welche mit stärkerem Spindelbetriebe, selbsthätiger Schlitten
                              									Verschiebung, drehbarem Stichelsatz und selbständiger Gewindschneidevorrichtung
                              									ausgerüstet ist.
                           Fig. 1, Bd. 273, S. 529 Nach American Machinist, 1888 Bd. 11 Nr. 25 *
                              									S. 1, liegen die Eigenthümlichkeiten dieser Drehbank in der besonderen Ausführung
                              									des doppelten Querschlittens, wodurch bei festgelegter Einstellung der Werkzeuge
                              									eine gröſsere Unabhängigkeit für die Planarbeit erhalten wird. Der obere
                              									Parallelschlitten, auf welchem der drehbare Stichelsatz angebracht ist, besitzt
                              									Spindelverstellung durch die Griffkurbel, rasche Verschiebung aber mittels eines
                              									sperrenden Griffhebels.
                           Der Hauptschlitten wird nach gewöhnlicher Art mittels Stufenscheiben,
                              									Schneckentriebwerk und Zahnstangengetrieb selbsthätig und nach erfolgter Auslösung
                              									des eingeschalteten Reibungsschlosses auch durch Hand bethätigt.
                           Auf der durch ein Belastungsgewicht zurückgezogenen, hinter der Wange liegenden
                              									Parallelwelle ist das Gewindeschneidzeug angebracht, welches aus einem die Wange
                              									übergreifenden Winkel besteht, um dessen Zapfen der Schneidstahlsupport schwingt, und nach
                              									Bedarf zurück gelegt werden kann.
                           Diese Parallel welle wird mittels Stirnräder von der Drehbanksspindel in Drehung
                              									versetzt, während durch eine aufgeschobene Gewindepatrone die Längsverschiebung in
                              									deren Achsrichtung dadurch hervorgebracht wird, daſs ein geführter Gewindbacken an
                              									dieselbe angeschoben wird. Behufs richtiger Anstellung ist der Schneidstahl in einem
                              									kleinen Schlitten eingespannt.
                           G. Birch und Comp. in Salford bei Manchester bauen nach
                              										Industries vom 27. Mai 1887 S. 532 eine
                              									Mechaniker-Drehbank, welche mit Doppelspindel und mit allen Vorrichtungen zum
                              									Drehen, Theilen, Schraubenschneiden und Fräsen ausgerüstet ist, welche hohen
                              									Ansprüchen an Genauigkeit entspricht (Fig. 2).
                           Fig. 2., Bd. 273, S. 530 Aufser der vorderen Zeigertheilscheibe ist auf der Drehbanksspindel noch
                              									eine zweite Schneckenradtheilscheibe mit Interpolationsvorrichtung (Zwischentheiler)
                              									vorgesehen, mittels welcher es möglich wird, Schlittenverschiebungen bis
                              										\frac{1}{1000} Zoll nachzuweisen. Das auf der Leitspindel
                              									vorgesehene Spindeltriebwerk bietet in Verbindung mit Versatzrädern ein bequemes
                              									Hilfsmittel zu Bogen- und Lineareintheilungen, sowie zu Schlitten Verschiebungen.
                              									Die Reitstockspindel, sowie die Bewegungsspindel für den Querschlitten sind mit
                              									Mikrometerscheiben ausgerüstet, so daſs die feinsten Quer- und Tiefstellungen
                              									erhältlich werden. Der Betrieb der zweiten Spindel, welche für Gravirarbeit von
                              									Medaillonen bestimmt ist, erfolgt in langsamer Gangart mittels Räderumsetzungen von
                              									der Hauptspindel aus, der Arbeitsvorgang ist hierbei dem Pantographprinzipe
                              									entsprechend.
                           Von der  Werkzeugmaschinenfabrik Ludwigshafen, Geiger und
                                 										Hessenmüller,
                              									sind in München 1888
                              									unter anderem auch einige Drehbänke ausgestellt worden, von denen eine, nach Uhland's Technische Rundschau, 1889 Bd. 3 Nr. 29 * S.
                              									190, auf Fig.
                                 										1 und 2 Taf. 28 dargestellt ist.
                           Nebst den recht gefälligen Verhältnissen dieser Drehbank ist die
                              									Trittbewegungsvorrichtung bemerkenswerth. Durch die eigenthümliche Anordnung der
                              									Kurbelstange an einem Winkelhebel in einer gewissen Schräglage zum Schwingungsbogen
                              									wird erreicht, daſs der Weg im Kurbelzapfenkreise für den Niedergang des Trittes
                              									gröſser wird, als für den Aufgang desselben. Hiernach wird aber auch die Zeitdauer
                              									für die Kraftäuſserung durch den Fuſs verlängert, während für den Rückgang, für das
                              									Heben des Fuſses eine kleinere Zeit gebraucht wird, oder der Tritt dem sich
                              									erhebenden Fuſse rasch folgt. Diese aus Fig. 1 und 2 Taf. 28 leicht
                              									verständliche Drehbank ist mit Rädervorgelege und Leitspindel ausgestattet.
                           
                        
                           
                              Drehbank mit Fuſsbetrieb für Feinmechaniker.
                              
                           Von der London Lathe and Tool Company wird nach The Engineer vom 17. Februar 1888 * S. 138 eine
                              									Fuſsdrehbank gebaut, welche bemerkenswerthe Eigenthümlichkeiten zeigt.
                           Die Verbindung der Antrieb welle mit dem Tritthebel ist mittels Kette und Kettenräder
                              									durchgeführt (Fig.
                                 										3 und 4), von denen das untere lose und excentrisch auf der Trittspindel läuft,
                              									wodurch ein rascher Rücklauf und bequeme Hubregelung erhalten wird. Ein leichtes
                              									Gerüst aus Eisenrohr mit Wandstreben trägt das Vorgelege für Fräserarbeit, von
                              									welchem mittels Schnurrolle und Schneckentriebwerk die Leitspindel für den Fall
                              									bethätigt wird, wenn die Drehbankspindel steht. Die Sicherung dieser Spindel erfolgt
                              									durch den federnden Stellstift, welcher in die Theilscheibe eingesetzt wird. Um die
                              									Leitspindel unabhängig von dem Versatzräderwerke zu machen, ist dieselbe getheilt
                              									und diese Theile mit einer Zahnkuppelung leicht zu verkuppeln (Fig. 3). Der Schlitten
                              									gleitet an der Vorderseite der Wange und wird bei Hand durch ein Getriebe verstellt,
                              									welches in die festgestellte Leitspindel eingreift, die gleichsam als Zahnstange
                              									wirkt, während beim Selbstbetriebe dieses Getriebe durch einen federnden Sperrzahn
                              										(Fig. 3)
                              									festgelegt, die Wirkung einer Spindelmutter erfüllt. Auf dem Querschlitten wird ein
                              									Drehstück aufgeschraubt, in welchem nach Bedarf der Stahlhalter für die gewöhnliche
                              									Dreharbeit oder ein Fräsersupport Angesetzt wird, der für das Räderfräsen sowohl als
                              									für besondere Fräsearbeit eine Fräsegabel trägt. Zum Freidrehen kann in dem Halter
                              									entweder eine Stahlauflage oder eine Führungsplatte für das Bohren Angestellt
                              									werden. Selbstverständlich sind sämmtliche Schlittenverschiebungen bei theilweisen
                              									Spindeldrehungen aus der Zahl der Sperrzähne leicht zu bestimmen, so daſs
                              									beispielsweise der Querschlitten um \frac{1}{200} Zoll vorgeschoben wird,
                              									sobald das 25 zähnige Sperrrad um einen Zahn vorgedreht wird.
                           
                        
                           
                              J. Benz' Rohrflanschen-Doppeldrehbank.
                              
                           Nach einem bei den Locomotivräderdrehbänken verwendeten Grundsatze ist diese
                              									Doppeldrehbank ausgeführt, nur daſs hierbei die kreisende Reitstockspindel keinen
                              									selbständigen Antrieb besitzt, sondern durch das Werkstück mitgedreht wird.
                           Eigenthümlich und bemerkenswerth ist nach dem Praktischen
                                 										Maschinen-Constructeur, 1889 Bd. 22 * S. 101, die dem Zwecke des
                              									Flanschendrehens recht gut entsprechende Anordnung der Supporte, deren
                              									Schlittenwinkel (Fig. 5 und 6), seitlich vorragend, an
                              									dem Vorderlager des Spindel- bezieh. Reitstockkörpers angegossen sind. Besonders
                              									einfach ist die Einspannvorrichtung für gleichartige Rohrstutzen mittels Spannbüchse
                              									und Kegel durchgeführt, welche auf den inneren Spindeln der Drehbank aufgeschraubt,
                              									mittels Handradmuttern gegensätzlich angeschoben werden, wodurch sich die
                              									geschlitzte Spannbüchse in das abzudrehende Rohrwerkstück einpreſst.
                              									Selbstverständlich ist diese Drehbank für die verschiedensten Rohrlängen
                              									eingerichtet.
                           
                        
                           
                              Geiger und Hessenmüller's Säulenfräse- und Drehbank.
                              
                           Verzierte Holzsäulen, Füſse u. dgl. werden auf der mit Fräsevorrichtung ausgerüsteten
                              									Drechselbank rasch und sauber bearbeitet, mit geraden und gewundenen Canellirungen,
                              									Sternwulsten, Perlenleisten in beliebiger Theilzahl versehen.
                           Die in der Revue industrielle des Machines outils, 1889
                              									Bd. 3 Nr. 4 * S. 25, beschriebene und in Fig. 1 bis 4 Taf. 29 dargestellte,
                              									mit Tritt- und Riemenantriebstheilen ausgerüstete Maschine hat nebst den einer
                              									Drechselbank eigenthümlichen Bestandtheilen, wie Spindel- und Reitstock, sowie
                              									Stahlauflage, noch einen drehbaren Kreuzsupport mit der Fräsespindel, sowie die zu
                              									deren Betriebe erforderliche Schnurleitung.
                           Auſserdem ist die Spindel mit Theilvorrichtung ausgerüstet, und zur Erzeugung von
                              									Gewindnuthen am Werkstücke ist noch eine die Hauptspindel mit den Supporttheilen
                              									verbindende Uebertragungswelle vorgesehen.
                           Soll nun der auf dieser oder einer anderen Drechselbank glatt abgedrehte Säulenfuſs
                              									verziert werden, so wird vorerst der Schnurtrieb über drei Leitrollen b, c und d in wagerechter
                              									Ebene, und gleichzeitig die Fräserrolle f umschlingend,
                              									längs der Wange dreieckförmig abgeleitet.
                           Für die Bildung von Perlenschnüren wird alsdann die Uebertragungswelle m ausgerückt und der dadurch selbständig gewordene
                              									Fräsersupport an die zu verzierende Leiste angestellt, die Hauptspindel müdem
                              									Werkstücke aber durch den Stellhebel s (Fig. 3) und mittels der
                              									Theilscheibe i festgestellt. Bei entsprechender
                              									Drehverstellung der Theilscheibe 
                              									i werden mittels ausgewählter Formfräser Perlen- und
                              									Knopfverzierungen mittels der Handkurbel g
                              									angearbeitet. Zur Herstellung erhabener und vertiefter Sternmuster in Wülsten ist
                              									zwischen Fräserlager und Kreuzsupport eine Formplatte eingeschaltet, welche sonst
                              									bei glatter Arbeit festgestellt ist.
                           Die gleiche Einrichtung besteht für die Erzeugung gerader Schaftcanellirungen, nur
                              									daſs hierbei die Bethätigung der Fräserspindel durch die Handkurbel h bewerkstelligt wird, wobei zur genauen Begrenzung der
                              									Nuthenlänge Stellklötzchen r, r am Supporte a angeordnet werden. Selbstverständlich wird der
                              									Support a der Kegelform des Säulenschaftes entsprechend
                              									schräg anzustellen sein.
                           Wenn aber spiralig gewundene Nuthen einzufräsen sind, so braucht bloſs zwischen der
                              									Leitspindel h im Supporte a und der Hauptspindel eine Verbindung durch die gelenkige
                              									Uebertragungswelle m mittels eigens gewählter
                              									Versatzräder r, l stattzufinden, um die geradlinige
                              									Fräserschlittenbewegung durch h zu einer
                              									verhältniſsmäſsig bemessenen Drehbewegung des Werkstückes mit verwenden zu
                              									können.
                           Bei mehrfachen Gewindnuthen wird nach Beendigung jeder Nuth der Stellzeiger s in einem beliebigen Punkte der Theilscheibe i eingestellt, das Räderwerk ausgerückt, die der
                              									Nuthzahl entsprechende Verdrehung des Werkstückes vorgenommen, das Räderwerk k, l wieder eingerückt, der Stellzeiger s zurückgestellt und der Fräsebetrieb in früherer Weise
                              									wiederholt.
                           Zur Bildung ebener Sternrosetten ist die aus Fig. 4 ersichtliche
                              									Anordnung getroffen, wobei y und z die Leitrollenträger bedeuten.
                           
                              
                                 Pr.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               
