| Titel: | Neuerungen in der Gasindustrie. | 
| Autor: | W. Leybold | 
| Fundstelle: | Band 273, Jahrgang 1889, S. 563 | 
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                        Neuerungen in der Gasindustrie.
                        Mit Abbildung.
                        Neuerungen in der Gasindustrie.
                        
                     
                        
                           Ueber Ferrocyanbestimmung in gebrauchter
                                 										Reinigungsmasse; von O. Knublauch. Der Verkauf
                              									der ausgebrauchten Gasreinigungsmasse geschieht in den meisten Fällen nach ihrem
                              									Gehalte an Ferrocyanverbindungen, und zwar wird dieser Gehalt entweder als
                              									krystallisirtes Blutlaugensalz, oder als trockenes Berlinerblau (Fe7Cy18) angegeben.
                              									Die Bestimmung des Ferrocyans stöſst auf erhebliche Schwierigkeiten, indem die
                              									beigemischten Substanzen, Schwefel, Rhodan, Theerbestandtheile, alle Reactionen
                              									stören. Aus diesem Grunde ist ein einfaches Titriren der Lösung mit Kupferlösung
                              									nach Bohlig oder mit übermangansaurem Kali nach de Haën unmöglich. Verfasser hat nun eine Methode
                              									ausgearbeitet, welche
                              									bereits in den meisten Fabriken, sowohl der Käufer als Verkäufer, Eingang gefunden
                              									hat. Die Methode schlieſst sich der technischen Verarbeitung der Masse an, nämlich
                              									Umsetzen der unlöslichen Verbindungen in ein einfaches lösliches Salz, Reinigen
                              									dieses Auszuges und Bestimmung des Ferrocyans mit Kupferlösung. Die Versuche des
                              									Verfassers richteten sich demgemäſs auf die Hauptpunkte: Die Temperatur, bei welcher
                              									die Masse ohne Zersetzung zu trocknen ist; die quantitative Ueberführung der
                              									unlöslichen Ferrocyanverbindungen in Lösung unter möglichster Vermeidung löslicher
                              									störender Stoffe; weiter die Fortschaffung der Verunreinigungen und schlieſslich auf
                              									die scharfe Erkennung des Endpunktes bei der Titration mit Kupferlösung. – Der Gang
                              									der Untersuchung ist nach den angestellten Proben folgender: Die ganze Mischprobe,
                              									etwa 200 bis 250g, wird 5 bis 6 Stunden bei 50 bis
                              									60° C. getrocknet, die trockene Masse fein gepulvert und durch ein Sieb mit 360
                              									Maschen für 1qcm gegeben. Nach dem Mischen werden
                              										10g abgewogen und in einem Kolben mit Marke
                              									bei 250 bis 255cc mittels 50cc einer 10procentigen Aetzkalilösung zersetzt;
                              									dies geht vor sich entweder in 15 Stunden unter häufigem Umschütteln oder in 16
                              									Stunden unter Umschütteln während der ersten und letzten zwei Stunden. Nunmehr wird
                              									auf 255cc aufgefüllt, gut geschüttelt und
                              									filtrirt. 100cc Filtrat werden in heiſse,
                              									salzsaure Eisenchloridlösung (60g Eisenchlorid und
                              										200cc Salzsäure 1,19 spec. Gew. im Liter)
                              									eingegossen und die heiſse Fällung durch ein Faltenfilter rasch filtrirt, das
                              									zurückbleibende Blau mit heiſsem Wasser gut ausgewaschen. Das Filter sammt
                              									Niederschlag wird im Becherglase mit 20cc einer
                              									10procentigen Kalilösung übergössen und das Blau so in Blutlaugensalz umgewandelt.
                              									Filter mit Flüssigkeit werden in einen Meſskolben gespült, die Lösung auf 250cc aufgefüllt. Das Filtrat prüft man mit
                              									Nitroprussidnatrium auf Schwefelwasserstoff: bei dessen Abwesenheit kann die
                              									Flüssigkeit direkt nach dem Ansäuern mit Kupferlösung titrirt werden. Ist
                              									Schwefelwasserstoff nachgewiesen, so kann derselbe durch Schütteln mit 1 bis 2g kohlensaurem Blei leicht entfernt werden. 50
                              									oder 100cc Filtrat, entsprechend 0,8 bezieh. 1g,6 trockener Masse, werden nach dem Ansäuern mit
                              									2,5 oder 5cc Schwefelsäure 1 : 5 mit Kupferlösung
                              									titrirt. Letztere enthält im Liter 12 bis 13g
                              									Kupfervitriol und ist auf 50cc einer
                              									Ferrocyankaliumlösung gestellt, welche im Liter 4g
                              									reines Salz enthält. Die Endtitration gibt etwas abweichende Resultate, je nachdem
                              									man auf Papier mit Eisenchlorid tupft, bis keine blaue Färbung mehr entsteht, oder
                              									ob man einen Tropfen Filtrat mit Eisenchlorid prüft. Doch ist die Differenz in den
                              									meisten Fällen nicht bedeutend; wird mit kohlensaurem Blei die Lösung gereinigt, so
                              									ist immer der Filtrirtiter zu wählen. In wenigen Fällen kam es vor, daſs sich eine
                              									erhebliche Differenz zwischen Tupftiter und Filtrirtiter zeigte, indem auch der
                              									Endpunkt nicht sicher zu erkennen war; das Filtrat von Kupferniederschlag blieb mit
                              									Eisenlösung grün bis grüngelb. Durch mehrmaliges Fällen des Kupferfiltrats vom
                              									Tupftiter und abermaliges Titriren wird der Tupftiter höher, der Filtertiter in
                              									diesem Falle geringer, so daſs die Differenz kleiner wird. Die genannten Störungen
                              									der Titration treten aber selten auf, nach Ansicht des Verfassers nur dann, wenn die
                              									Masse nicht genügend übersättigt oder nicht gründlich regenerirt ist. Eine Reihe von
                              									Schwefel- und Blaubestimmungen in alten Massen vervollständigt die sehr interessante
                              									Arbeit. Nach des Verfassers Ansicht ist der Aufnahmefähigkeit von Massen für Cyan
                              									gröſsere Aufmerksamkeit zu schenken, indem dieselbe bei verschiedenen Massen sehr
                              									wechselt und denselben ganz verschiedenen Werth verleihen kann (Journal für Gasbeleuchtung, 1889 Bd. 32 S. 450).
                           Ueber Untersuchung gebrauchter Gasreinigungsmasse; von
                              										C. Moldenhauer und W.
                                 										Leybold. Die ausgebrauchte Reinigungsmasse enthält etwa folgende
                              									Bestandtheile: Schwefel und Schwefeleisen, etwas regenerirtes Eisenoxydhydrat,
                              									Rhodanammonium, Rhodaneisen, Ferrocyanverbindungen mit Eisen und Ammoniak in
                              									wechselnder Menge als Basis, häufig schwefelsaures und kohlensaures Ammoniak,
                              									Theersubstanzen, meist auch Auflockerungsmaterial in Form von Sägespänen, Torf,
                              									Spreu, Reishülsen, Gerberlohe u. dgl.; an hygroskopischem Wasser sind gegen 30 Proc.
                              									vorhanden. Eine Masse wird als „ausgebraucht“ bezeichnet, wenn die
                              									ausgeschiedene Schwefelmenge bei der Regenerirung den Zutritt der Luft verhindert,
                              									so daſs die Oxydation des gebildeten Eisensulfürs zu Oxydhydrat nicht mehr genügend
                              									stattfinden kann und schlieſslich ganz zum Stillstande gelangt. Dies tritt in der
                              									Regel ein, wenn die Masse 30 bis 45 Proc. Schwefel aufgenommen hat; Deicke'sche Masse, welche nach der Ausnützung mit
                              									Eisenspänen unter Kochen oder Erhitzen in Haufen wieder gebrauchsfähig gemacht wird,
                              									kann sogar 65 Proc. Schwefel enthalten. Mit dem Gehalte an Schwefel nehmen auch die
                              									Cyanverbindungen zu, welche sich zum Theil als Ferrocyan-, zum Theil als
                              									Schwefelcyansalze ablagern. Beide bilden sich erst in der Masse aus Cyanwasserstoff,
                              									der im gewaschenen Gase frei auftritt. Zur Zeit wird die alte Masse meist nach ihrem
                              									Ferrocyangehalte verkauft, während Schwefel, Rhodan, Ammoniak unberücksichtigt
                              									bleiben. Der Gehalt wird zumeist in Procenten trockenes Berlinerblau (Fe7Cy18), oder in
                              									Procenten krystallisirtes gelbes Blutlaugensalz angegeben. Die Bestimmung geschieht
                              									bisher in den meisten Fabriken nach KnublauchSiehe D. p. J., 1888 267 323. durch Titration mit Kupferlösung nach
                              									Reinigung der Ferrocyanlösung. Da die Titration hier manchmal zu Ende versagt, so
                              									wenden die Verfasser zum Titriren Chamäleon an Dach Entfernung aller organischen
                              									Substanzen. Reines Blutlaugensalz wird nach de HaënPost, Chemisch-technische Analyse, 1888 S.
                                       												166. einfach mit Chamäleon titrirt; zerstört man
                              									dasselbe selbe durch
                              									Abdampfen mit Schwefelsäure, so bleibt Eisensulfat zurück, das reducirt beim
                              									Titriren dieselbe Menge Chamäleon verbraucht wie das entsprechende Quantum
                              									Blutlaugensalz.
                           Diese Methode auf alte Reinigungsmasse angewandt, gestaltet sich das Verfahren wie
                              									folgt: Die Masse wird mit Aetznatron und etwas Soda zerlegt, ein Theil der
                              									filtrirten Lösung abgedampft, mit Schwefelsäure zerlegt und die organische Substanz
                              									durch Glühen entfernt. Der Rückstand, bestehend aus schwefelsaurem Eisenoxyd und
                              									saurem Natriumsulfat, wird in Schwefelsäure gelöst, mit Zink in der Wärme reducirt,
                              									das Oxydulsalz mit Chamäleon titrirt Erforderlich ist zu dem Verfahren: 10procentige
                              									Natronlauge mit 2 Proc. wasserfreier Soda, reine Schwefelsäure 1 : 10 (Vol.) mit
                              									Wasser verdünnt, reines eisenfreies Zink, ferner eine Lösung von übermangansaurem
                              									Kali. 12g,5 krystallisirtes Salz wird zu 2l gelöst, 100cc
                              									davon mit 700cc destillirtem Wasser versetzt; die
                              									Lösung wird auf Eisen eingestellt. 1cc entspricht
                              									etwa 1mg,32 Eisen = 10mg Blutlaugensalz = 1mg,78 Fe7Cy18
                              									Berlinerblau.
                           Die Ausführung der Bestimmung des Berlinerblau in alter Masse geschieht wie
                              									folgt:
                           Von der Masse wird ein Theil im eisernen Mörser rasch zerstoſsen, mit dem Löffel
                              									gemischt und davon 50g in einem Bechergläschen auf
                              									der Centigrammwage abgewogen. Die abgewogene Menge bringt man in einen Literkolben
                              									und fügt 100cc der angegebenen Lösung von 10 Proc.
                              									Aetznatron und 2 Proc. calcinirter Soda hinzu; bei Massen, welche nicht über 3 bis 4
                              									Proc. Blau enthalten, genügt 6 Proc. Aetznatron nebst 2 Proc. Soda in der
                              									Lösung.
                           Den Literkolben stellt man 4 bis 5 Stunden auf ein warmes Sandbad oder auf einen
                              									warmen Ofen; nach dieser Zeit ist die Zersetzung sicher vorgegangen und es kann nun
                              									mit destillirtem Wasser auf 1030cc aufgefüllt
                              									werden, wozu man am Hals des Kolbens eine Marke angebracht hat. Mit den üblichen
                              									Massen angestellte Versuche ergaben, daſs der Rückstand von 50g bei dieser Zersetzung im Mittel 30cc Volumen besitzt mit nur geringen Abweichungen,
                              									welche bei dem groſsen Volumen nicht in Betracht kommen. Nach gründlichem Schütteln
                              									wird filtrirt, vom Filtrat 100cc in einer
                              									Porzellanschale auf etwa 10cc abgedampft, wobei
                              									der Ammoniakgehalt sich verflüchtigt. Der Rest wird in eine Platinschale gespült und
                              									langsam 25cc Schwefelsäure 1 : 10 zugegeben, wobei
                              									starkes Aufbrausen zu verhüten ist. Man dampft auf dem Sandbade vollständig ab, bis
                              									die Schwefelsäure abgeraucht ist und glüht zuletzt über offener Flamme. Es bleibt
                              									eine gelbe geschmolzene Salzmasse von Eisenoxydsulfat und saurem Natriumsulfat
                              									zurück, die vollständig frei von organischer Substanz ist. Nach dem Erkalten wird
                              									dieselbe unter Erwärmen in 100cc Schwefelsäure 1 :
                              									10 gelöst, zuerst in einem Theile der Säure unter Nachspülen mit dem Reste und
                              									nochmaligem Ausspülen mit 50cc warmem Wasser. Die
                              									ganze Lösung bringt man
                              									in einen etwa ¼l fassenden Kolben und fügt 10g chemisch reines Zink, sowie 1cc einer Lösung von reinem Kupfervitriol 1 : 10
                              									hinzu, welch letztere die Reduction wesentlich beschleunigt. Nach ungefähr 3 Stunden
                              									dauerndem Erwärmen auf dem Wasserbade ist das Eisenoxydsalz vollständig reducirt; in
                              									einem Tropfen, welcher auf Porzellan mit einem Tropfen Rhodankalium zusammengebracht
                              									wird, darf keine rothe Färbung mehr entstehen.
                           Die Lösung wird nach vollendeter Reduction kalt filtrirt, um das ausgeschiedene
                              									Kupfer zurückzuhalten. Man braucht nicht Sorge zu tragen, daſs sich hierbei wieder
                              									Oxydsalz bilde, da eine stark saure Eisenoxydullösung sich nicht rasch verändert,
                              									selbst nicht nach mehreren Tagen. Nach dem Ausspülen und Verdünnen des Filtrats auf
                              										0l,4 titrirt man aus der Bürette mit Glashahn
                              									oder besser aus der Gay-Lussac'schen Bürette, bis zur
                              									schwachen Rothfärbung. Ein blinder Versuch mit 10g
                              									Zink, derselben Menge Säure, Wasser und Kupfervitriol, ergab einen Verbrauch von
                              										0cc,4 Chamäleonlösung, um dieselbe Farbe zu
                              									erlangen, welche also von dem verbrauchten Volumen abgezogen werden müssen. Der Rest
                              									× 10 ergibt die Cubikcentimeter Chamäleon auf den Liter Lösung, und × 2 auf 100g alte Masse. Durch Multiplication mit dem
                              									Coefficienten der Chamäleonlösung für Blau erhält man direkt Procente trockenes
                              									Berlinerblau, Fe7Cy18
                              									(Journal für Gasbeleuchtung, 1889 Bd. 32 S. 155).
                           Gewinnung des Sulfo- und Ferrocyans aus gebrauchten
                                 										Gasreinigungsmassen; von J. V. Esop. Verfasser
                              									untersuchte verschiedene Gasreinigungsmassen und fand darin 0,85 bis 4,06 Proc.
                              									Schwefelcyanwasserstoff (als Eisen- und Ammoniaksalz), 3,51 bis 9,03 Proc.
                              									krystallisirtes Blutlaugensalz an Ferrocyanverbindungen, 1,03 bis 2,42 Proc.
                              									Ammoniak. Das Sulfocyan ist in Wasser löslich, Ferrocyan nur in Alkalien; es
                              									erscheint also von Wichtigkeit, die Auslaugung möglichst vollständig vorzunehmen und
                              									bei den geringen Mengen der zu lösenden Stoffe doch möglichst concentrirte Laugen
                              									und wenig Waschwasser zu erhalten. Auslaugeversuche mit einem Systeme Shank'scher Kästen, wie sie in der Leblanc-Sodafabrikation verwendet werden, ergeben keine
                              									günstigen Resultate, indem man sehr groſser Gefäſse bedarf und bei der groſsen
                              									Wassermenge zur Ausfüllung des Porenvolumens der Masse dünne Laugen erhielt. Es
                              									wurden nunmehr die Massen in Rührwerken mit Wasser digerirt, dann abgepreſst; die
                              									erhaltene Lauge ist sehr concentrirt, die Behandlung geht schnell vor sich und in
                              									den Rückständen verbleiben nur sehr geringe Mengen Rhodan. Die Auslaugung geschieht
                              									heiſs oder nur warm mit gleichem Erfolge; dagegen muſs zur Auslaugung des Ferrocyans
                              									mit alkalischer Lauge bestimmte Temperatur eingehalten Werden; bei zu niedriger
                              									Temperatur erzielt man nur unvollständige Erschöpfung, bei zu hoher entstehen
                              									Schwefelverbindungen und dadurch aus Ferrocyan Schwefelcyansalze. Aetzkalk ist am
                              									billigsten, doch muſs man mit groſsem Ueberschusse arbeiten. Aetznatron wirkt sehr energisch, ist aber
                              									theuer, da auf den Gehalt an Blutlaugensalz in der Masse 80 Proc. Aetznatron
                              									verwendet werden muſs, bei sehr lange gelagerten Massen sogar 100 Proc.
                           Nach dem Patente Kunheim und Comp. wird die fein
                              									gemahlene, mit Wasser erschöpfte Masse mit Kalkpulver in geschlossenen Gefäſsen
                              									erhitzt und dadurch Ammoniak frei gemacht. Bei folgendem Auslaugen mit Wasser geht
                              									Ferrocyan in Lösung, doch nicht vollständig. Verfasser stellte nun Versuche an mit
                              									Schwefelnatrium, ferner mit Soda und Kalk, schlieſslich mit Natriumsulfat und
                              									Aetzkalk und erzielte mit letzterem sehr gute Resultate, welche sogleich im
                              									Groſsbetriebe eingeführt wurden. Nach Ansicht des Verfassers wird durch den Aetzkalk
                              									ein Theil des Ammoniaks frei und dies bewirkt die Umsetzung des Natronsulfats und
                              									Aetzkalks zu Aetznatron und schwefelsaurem Kalk, welcher Vorgang unter gewöhnlichen
                              									Verhältnissen nicht vor sich geht. Bei normalen, ausgebrauchten Massen that Kochsalz
                              									und Kalk denselben Dienst, jedoch nicht bei länger gelagerten Massen.
                              									Durchschnittlich wurde so viel Natronsulfat verbraucht, als Blutlaugensalz aus der
                              									Masse zu erzielen ist, aber mehr Kalk, als der Rechnung zur Zersetzung
                              									entspricht.
                           Behufs rascher Auslaugung wurden unter erhöhtem Kalkzusatz Rhodan und Ferrocyan
                              									gleichzeitig gelöst, die Lauge angesäuert und durch fractionirte Fällung
                              									Berlinerblau ausgeschieden. Bei dieser Art des Auslaugens wurde mehr Rhodan erzielt
                              									als bei einfachem Lösen in Wasser. Rhodan ist demnach zum Theil in wasserunlöslicher
                              									Form vorhanden. So wurden z.B. bei folgenden Massen erhalten Rhodan, als Procent
                              									Rhodanwasserstoff berechnet:
                           
                              
                                 gelöst mit 1) Wasser
                                 2) Alkali
                                 
                              
                                 Masse
                                 aus
                                 Mainz
                                 3,56
                                 5,98
                                 Proc.
                                 HCNS
                                 
                              
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                                 Zürich
                                 2,56
                                 2,85
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Hanau
                                 3,72
                                 4,40
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Pforzheim
                                 3,56
                                 5,98
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Bei nicht genügender Vorsicht gehen Polysulfurete in Lösung, welche die Verarbeitung
                              									sehr stören. Die ganze Verarbeitung geschieht im stehenden schmiedeeisernen Kessel
                              									mit Rührwerk mit Einblasen von Dampf. Eine Luftpumpe saugt die Luft ab und drückt
                              									dieselbe mit dem frei werdenden Ammoniak in ein Säuregefäſs. Der gesammte Inhalt
                              									wird nach mehrstündiger Arbeit in ein Klärbassin gedrückt, die klare Flüssigkeit
                              									verarbeitet, der Satz abgepreſst und nachgewaschen, wobei die Waschwasser für neue
                              									Quantitäten Masse zum Auslaugen dienen (Zeitschrift für
                                 										angewandte Chemie, 1889 S. 305).
                           Verfahren und Apparate zur Reinigung des Leucht- oder
                                 										Kohlengases von seinen Schwefelverbindungen; von C.
                                 										Estcourt in Manchester, H. Veevers in The
                              									Lakes, Duckinfield, Chester und M. Schwab in Manchester (D. R. P. Kl. 26 Nr. 45948 vom 16. September
                                 									1887). Um Kohlengas von seinen Schwefel Verbindungen zu reinigen und gleichzeitig den
                              									Schwefel daraus zu gewinnen, wird das Gas der Einwirkung von schwefliger Säure in
                              									Lösung oder in gasförmigem Zustande und von einer Lösung von Chloriden, Sulfaten
                              									oder Carbonaten der Alkalien oder alkalischen Erden ausgesetzt. Dadurch werden die
                              									im Gas enthaltenen Schwefel Verbindungen zersetzt und der Schwefel wird gefällt. –
                              									Zur Durchführung dieses Verfahrens wird ein Apparat angewendet, der aus einer Reihe
                              									von Behältern A, B, C, D mit Scrubber S besteht. Die zum Entschwefeln dienende
                              									Chlorcalciumlösung befindet sich im Behälter A,
                              									circulirt von hier aus durch B, C und den Scrubber S in den Behälter D und
                              									dann durch ein Speiserohr in den durch Wände in eine beliebige Anzahl von Kammern
                              									getheilten, geschlossenen Kessel E, von wo sie durch
                              									ein Abfluſsrohr in den ersten Behälter zurückkehrt.
                           Textabbildung Bd. 273, S. 569 Die nöthige schweflige Säure wird der Chlorcalciumlösung während der
                              									Circulation zugeführt. Dieselbe, in einem Ofen G durch
                              									Verbrennen von Schwefel entwickelt, steigt durch das Rohr g in ein Schlangenrohr, welches sich in der circulirenden Lösung im
                              									Behälter C befindet, und wird hier von der durch die
                              									Brause gehenden Flüssigkeit aufgenommen. Die schweflige Säure enthaltende Lösung
                              									geht in den Kessel E, in welchem sich Holzkugeln F drehen, und kommt hier in innigen Contact mit dem zu
                              									reinigenden Gas, wodurch dasselbe gewaschen und der darin befindliche Schwefel am
                              									Boden der Kammern des Kessels E niedergeschlagen
                              									wird.
                           (Die Idee des Verfahrens ist eine sehr gute, indem sowohl Schwefelwasserstoff als
                              									auch Schwefelkohlenstoff durch schweflige Säure umgesetzt worden unter Auscheidung
                              									von freiem Schwefel. Statt des Verbrennens von Schwefel wird wohl die flüssige
                              									schweflige Säure des Handels mit Vortheil dienen können. Das Verfahren bedarf aber
                              									einer sorgfältigen Ueberwachung; die schweflige Säure soll etwas im Ueberschusse
                              									vorhanden sein, welche wieder herausgenommen werden muſs.
                           
                           Ferner ist eine eigene Cyanreinigung nöthig, indem der Cyanwasserstoff des Rohgases
                              									durch schweflige Säure wie durch den Scrubber nicht herausgenommen wird. Anstände
                              									wird auch das Material der Apparate bieten, indem Eisen von schwefliger Säure
                              									angegriffen wird.)
                           Neue Form der Pentanlampe; von A. Vernon Harcourt. Zu sehr genauen photometrischen Messungen wird in
                              									England manchmal Harcourt's Pentanflamme angewandt,
                              									eine Einlochflamme, welche ein Gemenge von Pentandampf mit Luft verbrennt. Dieselbe
                              									zeichnet sich nach Dibdin's Verfahren durch
                              									auſserordentliche Gleichmäſsigkeit und Genauigkeit aus, indem von 100 Versuchen 98
                              									Proc. keinen gröſseren Fehler als 2 Proc. aufwiesen. Doch ist der Apparat
                              									complicirt, nur mit Vorsicht zu handhaben und schwierig zu transportiren. Harcourt construirte nun eine neue, einfachere Lampe,
                              									welche Pentandampf allein verbrennt. Dieselbe ist einer gewöhnlichen Spirituslampe
                              									ähnlich, mit einem Metallcylinder darüber stehend, ohne Glascylinder. Der
                              									Metallcylinder erzeugt einen Zug nach aufwärts und dadurch der Flamme etwas gröſsere
                              									Steifigkeit; auch erhöht er die Verbrennungstemperatur etwas und erzeugt damit eine
                              									mehr weiſse Flammenfärbung. Der Docht im Verbrennungsröhrchen ist dazu da, das
                              									Pentan in die Höhe zu saugen; indessen brennt die Flamme 50 bis 75mm über dem Dochtende. Die absteigende Wärme
                              									verdampft das Penfan und führt es der Flamme zu. Das Dochtröhrchen steckt in einem
                              									weiteren Röhrchen, welches die Temperatur des ersteren gleichmäſsig erhält. Beide
                              									stecken in einem weiteren Rohre, welches sich nach oben verengt. Der auf die Flamme
                              									gesetzte Kamin erweitert sich oben; unten ist er mit Bändern auf die Dochtrohre
                              									aufgesetzt. Der Kamin ist verstellbar und so die Entfernung zwischen den zwei Rohren
                              									zu verändern. Zwischen den Rohrstücken ist die Flamme sichtbar, und zwar immer
                              									dieselbe eingestellte Höhe.
                           Um die Normalflamme in Gebrauch zu nehmen, dreht man das weite Rohr hinweg und
                              									erwärmt das Dochtröhrchen mit der Hand; es lassen sich dann die Pentandämpfe oben
                              									entzünden. Das Rohr mit dem Kamine wird wieder aufgesetzt, der Docht etwas in die
                              									Höhe geschraubt. Dann steigt die Flamme zum Theil in den Kamin hinein und ist
                              									zwischen dem oberen und unteren Rand der Rohre sichtbar. Dies ist der Theil der
                              									Flamme, welcher als Normalmaſs dient; ändert sich auch die Höhe der Flamme etwas, so
                              									bleibt doch die Helligkeit des mittleren Flammenstücks fast unverändert. Harcourt stellt Versuche an, um den hellsten Theil der
                              									Flamme so heraus zu schneiden; dann stellte er die Höhe des Flammenausschnitts fest,
                              									dessen Lichtstärke 1, 1½ und ½ engl. Kerze entspricht. Dazwischen liegende
                              									Helligkeiten lassen sich durch Einstellen auf eingravirte Masse leicht herstellen.
                              									Die Aenderung der gesammten Flammenhöhe lassen sich durch zwei schmale Schlitze von
                              										10mm Höhe im Kamin controliren. Innerhalb
                              									dieser Gröſse darf die Flammenhöhe schwanken, ohne daſs eine Aenderung in der
                              									Helligkeit des
                              									Ausschnittes entstände. Diese Schwankungen der Flammenhöhe sind aber nach 10 Minuten
                              									dauerndem Brennen sehr gering, sobald also die Rohre eine gleichmäſsige Temperatur
                              									erlangt haben. Das ganze Instrument steht bequem auf 3 Stellschrauben; die
                              									Ueberwachung der Flammenhöhe ist erleichtert durch ein Stückchen Spiegel, in welchem
                              									der Beobachter dieselbe stets sieht. Die Farbe des Lichts ist weiſs, wie die der
                              									früheren Pentanflamme (Journal of Gaslighting, 1888 Bd.
                              									51 S. 371).
                           W. Leybold.