| Titel: | Bergbau, Aufbereitung und Hüttenwesen auf der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung. | 
| Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 193 | 
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                        Bergbau, Aufbereitung und Hüttenwesen auf der
                           								Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									11.
                        Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in
                           								Berlin.
                        
                     
                        
                           Die Einrichtungen und Maſsnahmen, welche zum Schütze und zur Wohlfahrt der in der
                              									Berg-, Aufbereitungs- und Hüttentechnik beschäftigten Arbeiter auf der Deutschen
                              									Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung dem Besucher vor Augen geführt werden,
                              									geben ein erfreuliches Bild von dem eifrigen Bestreben der Techniker sowie der
                              									fiscalischen und privaten Werksverwaltungen, durch Einführung neuer, durch
                              									Verbesserung und Ergänzung bestehender Betriebs- und Schutzvorrichtungen u.s.w.
                              									Unfälle nach Kräften zu vermeiden. In Nachstehendem soll das Wesentliche der
                              									vorgeführten Einrichtungen und Maſsnahmen unter Benutzung der von den Ausstellern
                              									vielfach gelieferten gedruckten Erläuterungen zu den ausgestellten Gegenständen
                              									zusammengefaſst werden.
                           
                        
                           1) Poetsch und Eichler.
                              								
                           Die Poetsch-Tiefbau-Actiengesellschaft hat im Vorgarten
                              									zum Hauptausstellungsgebäude das nach Poetsch benannte
                              									patentirte Verfahren, schwimmendes Gebirge zum Gefrieren zu bringen, zur Anschauung
                              									gebracht.
                           Das Verfahren wird bekanntlich so ausgeführt, daſs zunächst im Kreise oder Quadrat um
                              									den auszuschachtenden Raum herum unten geschlossene Gefrierapparate in Bohrlöcher
                              									eingesenkt werden. Jene Apparate bestehen aus einem unten luftdicht geschlossenen
                              									Gefrierrohre und einem centralen, unten offenen Einfallrohre, in welches mittels
                              									einer Pumpe die in einer beliebigen Kälteerzeugungsmaschine auf – 10 bis – 22° C.
                              									erkaltete Gefrierflüssigkeit (Chlormagnesium- oder Chlorcalciumlauge u.s.w.) oder
                              									kalte Luft gedrückt wird. Diese strömt am unteren Ende des centralen Rohres aus,
                              									steigt in dem unten geschlossenen Gefrierrohre in die Höhe und kehrt durch ein
                              									Steigrohr zur Kälteerzeugungsmaschine zurück.
                           Wenn die Gefrierapparate eine bestimmte Zeit lang mit Kälteflüssigkeit gespeist
                              									werden, so wird das auſserhalb derselben befindliche Wasser in Eis verwandelt. Es
                              									entstehen um die Apparate herum Frostcylinder, welche allmählich zusammenwachsen und
                              									unter sich einen sehr festen und tragfähigen hohlen Cylinder bilden, innerhalb
                              									dessen nun ausgeschachtet werden kann.
                           Bei der ausgestellten Einrichtung, welche bereits auf der Ausstellung zu Brüssel im
                              									Betriebe gewesen ist, sind die Gefrierröhren mit dicken, aus der Luftfeuchtigkeit
                              									entstandenen Eiskrusten bedeckt, das sandige Erdreich ist schon ziemlich tief
                              									vereist.
                           Die Gesellschaft benutzt zum Abkühlen der Lauge eine nach Windhausen's System (D. R. P. Nr. 44838 vom 22. December 1887) von L. A.
                              									Riedinger in Augsburg erbaute liegende Kohlensäure-Kälteerzeugungsmaschine
                              									und zur Bewegung der Lauge eine kleine Centrifugalpumpe.
                           Zeichnungen veranschaulichen den von der Gesellschaft ausgeführten Schacht der
                              									Kaliwerke Jessenitz (80m, demnächst 180m) und einen Schacht zu Königswusterhausen (38m).
                           Für den vorliegenden Zweck der Ausstellung kommt namentlich der Vortheil in Betracht,
                              									daſs der Bergmann die Garantie hat, im Schachte nicht zu ertrinken, nicht naſs und
                              									nicht verschüttet zu werden. Die Ausschachtung schreitet zudem sicher und
                              									regelmäſsig mit jedem Tagewerke eine bestimmte Maſseinheit fort, und der Arbeiter
                              									kann in angenehmer, gesunder Temperatur arbeiten, indem in tiefen Ausschachtungen
                              									die Luft durch ein mit Condenswasser oder Dampf erwärmtes U-Rohr auf einer
                              									bestimmten angenehmen Temperatur erhalten wird. Da die Luft kein besonders guter
                              									Wärmeleiter ist, so schadet die Heizung des Frostschachtes der Frostmauer nichts.
                              									Wasserhebungsmaschinen sind nicht nöthig.
                           Bei der Ausführung des Poetsch'schen Verfahrens kommen
                              									zwar keine Schutzvorrichtungen vor und dennoch gehört dasselbe auf die Ausstellung
                              									für Unfallverhütung und zwar deshalb, weil durch dasselbe der Beweis geliefert wird,
                              									daſs es weit zweckmäſsiger ist, ganz neue Verfahren und Einrichtungen einzuführen,
                              									die der Schutzvorrichtungen nicht bedürfen, als auf Verbesserungen der
                              									Schutzvorrichtungen an bestehenden mangelhaften Einrichtungen zu sinnen.
                           Auſser dem Bergmann findet aber auch der Kapitalist und der Bauunternehmer bei dem
                              									beschriebenen Verfahren seinen Vortheil.
                           Ersterer hat die Garantie, daſs sein Schacht, sein Brückenpfeiler, Tunnel u.s.w. in
                              									einer vorher zu bestimmenden Zeit vollendet wird daſs er demnach zu einer bestimmten
                              									Zeit Gewinn aus dem Unternehmen ziehen kann und daſs ein Miſserfolg seines
                              									Unternehmens ausgeschlossen ist.
                           Letzterer kann sich bequem unterhalb des Grundwasserspiegels und in Flüssen einen
                              									sicheren Baugrund suchen und unter den Flüssen Tunnels im trockengefrorenen Gebirge
                              									bauen, wenn durch Ueberbrückung des Flusses die Schifffahrt gehemmt würde. In
                              									groſsen Städten kann er unterirdische Eisenbahnen anlegen und beim Umbau alter
                              									Häuser die benachbarten Häuser durch Frostmauern unterstützen, wenn dies mittels
                              									Einrammen von Pfählen nicht möglich ist.
                           Die Gesellschaft beabsichtigt, das Gefrierverfahren demnächst in England bei zwei
                              										400m tiefen Schächten anzuwenden.
                           An einer anderen Stelle des Ausstellungsparkes hat Ingenieur Eichler einen kleinen eisernen Rohrschacht nach dem Haase'schen patentirten Verfahren, welches gleichfalls
                              									im schwimmenden Gebirge anwendbar ist, abgeteuft. Man bildet aus durch Feder und
                              									Nuth gegen einander geführten Röhren, welche einzeln in das feste Gebirge
                              									niedergestoſsen werden,
                              									eine geschlossene Spundwand, die durch einen Rahmen versteift wird, worauf die
                              									Ausschachtung des im Inneren der Spundwand liegenden Kerns beginnen kann.
                           
                        
                           2) Verband der Staſsfurter
                                 										Kalisalzbergwerke.
                              								
                           Die Ausstellung desselben bezieht sich zunächst auf die Maſsnahmen, welche zum
                              									Schütze gegen hereinbrechende Gesteinsmassen getroffen sind.
                           Modelle veranschaulichen die auf den Kalisalzbergwerken gebräuchlichen Abbaumethoden
                              									mit Pfeilern und Bergversatz zur Sicherung der Baue.
                           Die Lagerstätten bei Staſsfurt gehören bekanntlich der Buntsandsteinformation an, in
                              									welcher eine Anhydrit-, Polyhalit-, Kieserit- und Carnallitregion unterschieden
                              									wird. Hierauf folgt Salzthon, Anhydrit, jüngeres Steinsalz, Gyps und
                              									Lettenschiefer.
                           Gegenstand des Abbaues ist besonders das Carnallitflötz mit seinen Schichtenhüten
                              									(Kainit, Schönit, Sylvinit) und das jüngere Steinsalzlager.
                           Der Abbau des im Allgemeinen durch groſse Festigkeit ausgezeichneten Steinsalzes
                              									erfolgt durch breite und hohe Oerter mit Stehenlassen von Pfeilern zwischen
                              									denselben und Abbau wagerechter Schweben zwischen den einzelnen Sohlen.
                           Im Laufe der Zeit hat sich indessen die Ständigkeit der Kalisalzlagerstätte für diese
                              									Abbaumethode als nicht ausreichend erwiesen, so daſs die Sicherheit der Bergleute
                              									mit den Bauen selbst gefährdet war.
                           Die alten Kalisalzbaue wurden daher zum groſsen Theile mit Steinsalz aus dem älteren
                              									Steinsalzlager oder mit Schutt und Asche von über Tage nachträglich verfüllt und
                              									gleichzeitig neue Abbaumethoden für das Kalisalz eingeführt, welche die sofortige
                              									Ausfüllung der hergestellten Hohlräume aus entsprechend höheren Sohlen planmäſsig
                              									mit umfassen.
                           Diese Methoden sind in den ausgestellten Modellen ersichtlich gemacht.
                           Hinsichtlich der besonderen Verhältnisse, unter welchen die betreffenden einzelnen
                              									Werke wegen der jeweiligen eigenthümlichen Beschaffenheit des Kaliflötzes abbauen,
                              									ist zu bemerken, daſs auf dem Salzwerk Leopoldshall zwischen den Firsten Pfeiler in
                              									einer Stärke von 5m im Streichen durch die ganze
                              									Mächtigkeit des Flötzes stehen bleiben.
                           Auf dem Achenbachschachte des Salzwerkes Staſsfurt bleiben auf je 120m streichender Länge Pfeiler von 30m Breite durch die Mächtigkeit des Flötzes,
                              									innerhalb der 120m auf je 40m Entfernung Strebepfeiler von 7m Breite und 4m
                              									Stärke am Hangenden stehen.
                           Aehnlich baut Neu-Staſsfurt, welches auf je 30m
                              									streichender Länge der Abbaue Pfeiler in Stärke von 10m durch die Mächtigkeit des Flötzes stehen läſst.
                           
                           Abweichend von diesen Abbaumethoden ist diejenige der cons. Alkaliwerke bei
                              									Westeregeln.
                           Parallel zur Strecke im Liegenden wird eine Abbaustrecke von 10 bis 13 × 2m Querschnitt aufgefahren und in gewissen
                              									Entfernungen mit jener durch Querschläge verbunden. Die Firste wird dann auf 14m Höhe gewonnen und eine 7m mächtige Schwebe bis zur nächst höheren Sohle
                              									angebaut. Zwischen der liegenden und der Abbaustrecke bleiben Pfeiler nach dem
                              									Kaligehalte der Schichten von 10 bis 12m
                              									querschlägiger Stärke stehen.
                           Ferner stellt der genannte Verband Modelle und Zeichnungen der Kind-Chaudron'schen Bohrapparate aus, welche zum
                              									maschinellen Abteufen an Stelle des Abteufens mit Menschenhand im wasserreichen
                              									Gebirge dienen.
                           Die Schächte werden von der Tagesoberfläche aus abgebohrt und mit einem wasserdichten
                              									eisernen Ausbau versehen. Unfälle beim Abteufen und Ausbauen der Schächte durch
                              									hereinbrechende Massen, fallende Gegenstände, sowie durch Wasser- oder
                              									Gasdurchbrüche u.s.w. sind bei diesem Verfahren ausgeschlossen, da niemand im
                              									Schachte beschäftigt ist.
                           Eine Zeichnung stellt die vorläufige und endgültige Sicherung der Stöſse eines auf
                              									dem Königl. Salzwerke Staſsfurt niedergebrachten Schachtes dar.
                           Die Zimmerung, welche mit dem Fortschreiten des Abteufens eingebaut wurde, besteht
                              									aus einer dichten Verkleidung der sorgfältig zugeführten Schachtstöſse mit 3cm starken Bohlen. Letztere werden mittels
                              									Verkeilung von eisernen Ringen festgehalten. Der oberste Ring hängt mittels eiserner
                              									Haken an einem über die Schachthängebank gelegten starken Geviere. Alle anderen
                              									Ringe sind durch Haken unter einander aufgehängt und durch hölzerne Bolzen gegen
                              									einander abgesteift. Je ein Satz von 50 Ringen wurde auf ein starkes in die
                              									Schachtstöſse tief eingebühntes Lager aufgesetzt. Durch diese Einrichtungen wurden
                              									die einzelnen Theile der Schachtzimmerung zu einem festen Ganzen verbunden. Nachdem
                              									der Schacht niedergebracht ist, wird derselbe unter allmählicher Wiedergewinnung der
                              									Zimmerung von einer schwebenden Bühne aus mit 2½ Ziegelstein ausgemauert. Die
                              									Aufhängung der nach und nach zu hebenden Bühne ist in der Weise gesichert, daſs ein
                              										75mm starkes Kabelseil dieselbe in der Schwebe
                              									hält, und vier starke eiserne Riegel, die in Aussparungen der fertigen Mauer
                              									vorgeschoben werden können, ein Schwanken und Kippen der Bühne verhindern.
                           Zur Verhütung von Unfällen bei den Häuerarbeiten dient auf dem Herzogl. Salz werk
                              									Leopoldshall eine durch Zeichnung veranschaulichte Ringhofer'sche Schlitzmaschine, welche die mit Gefahren verknüpfte
                              									Sprengarbeit ersetzen soll.
                           Das Modell einer unterirdischen maschinellen Kettenförderung zeigt, daſs in Leopoldshall besonders
                              									darauf Rücksicht genommen ist, daſs durch selbsthätiges Zu- und Ablaufen der
                              									Förderwagen Förderleute in keiner Weise mit dem gehenden Zeuge in Verbindung kommen.
                              									Der Personenverkehr hält sich in besonderen Fahrräumen. Wo die Förderräume durch
                              									Menschen überschritten werden müssen, sind besondere Ueberbrückungen der
                              									Förderbahnen hergestellt. Elektrische Beleuchtung und elektrische
                              									Signalvorrichtungen geben der Kettenförderung eine erhöhte Sicherheit.
                           Die Sicherungsmittel gegen Verunglückung in Schächten werden dargestellt:
                           1) Durch ein Modell eines Aufzuges mit selbstthätigen Schachtverschlüssen
                              									(Neu-Staſsfurt), welche durch den Fahrstuhl selbsthätig geöffnet werden, wenn
                              									derselbe den Endpunkt seines Weges erreicht.
                           2) Durch eine Zeichnung eines Förderkorbes mit Schutz- und Sicherheitsvorrichtungen,
                              									welcher folgendermaſsen ausgerüstet ist: Die Längsseiten sind mit Eisenblechen, die
                              									Schmalseiten mit auszuhängenden Gitterthüren verschlossen; eine aus excentrisch
                              									gezahnten Scheiben bestehende Fangvorrichtung wird im Falle eines Seilbruches durch
                              									eine Blattfeder in Thätigkeit gesetzt und hält den Korb an den Leitbäumen fest:
                              									hölzerne Bänke, auf denen die fahrende Mannschaft steht, und hölzerne Stangen, an
                              									welche sich die Mannschaft anhängen kann, schützen durch ihre Elasticität vor
                              									Verprallungen bei heftigem Aufsetzen des Förderkorbes.
                           3) Durch Führungsschlitten mit Fangvorrichtung (Modell) zur Benutzung beim
                              									Schachtabteufen: Die Einrichtung verhindert, daſs der durch irgend welche
                              									Veranlassung an den Leitungsbäumen hängen gebliebene Schlitten dem niedergehenden
                              									Fördergefäſse nachfallen kann.
                           4) Durch Schachtverschlüsse (Modell) während des Schachtabteufens: Ein Hebelwerk
                              									unter den Klappen bewirkt das gleichzeitige Oeffnen und Schlieſsen der zu dem
                              									Verschlusse eines Fördertrummes gehörigen beiden Klappen.
                           5) Durch einen Apparat (Modell, Zeichnung, Diagramme) zum Registriren und Messen der
                              									während der Förderung vorkommenden Seilstöſse.
                           Zur Sicherung gegen schlagende und böse Wetter dient in Westeregeln (cons.
                              									Alkaliwerke) ein Guibal-Ventilator von 10m Durchmesser, welcher bei 30 Umgängen in der
                              									Minute 1200cbm frische Luft den Grubenbauen
                              									zuführt, in Schmidtmannstall ein Ventilator von Kley
                              									von 9m Durchmesser, welcher bei 62 Umdrehungen
                              										1800cbm frische Luft liefert.
                           Sonstige Sicherheitsvorrichtungen beziehen sich unter Anderem auf eine zweckmäſsige
                              									Dampfkesselanlage mit Schwartzkopff'schen
                              									Sicherheitsapparaten und auf die Entfernung des Rückstandes aus den Lösekesseln der
                              									Chlorkaliumfabrik des Salzwerkes Neu-Staſsfurt.
                           In dem unteren conischen Theile des im Uebrigen cylindrischen Kessels befindet sich ein nach
                              									zwei Seiten hin stark geneigter Siebboden, von welchem die sich darauf
                              									niederlagernden Rückstände von auſsen in gefahrloser Weise herausgezogen werden
                              									können, um in bereit stehende Förderwagen gefüllt zu werden. Bei der früheren
                              									Einrichtung lag der Siebboden wagerecht und der Arbeiter muſste durch eine im Deckel
                              									angebrachte Oeffnung in den heiſsen Lösekessel hineinsteigen und von dort die
                              									Rückstände entfernen.
                           Wohlfahrtseinrichtungen für die Arbeiter bestehen in der Einrichtung von
                              									Krankenstuben, Bade- und Speiseanstalten, Küchen, gesunden Wohnhäusern u.s.w.,
                              									welche theils in Modellen, theils in Zeichnungen ausgestellt sind.
                           
                        
                           3) Oberbergamtsbezirk Clausthal.
                              								
                           Derselbe ist auf der Ausstellung durch „Oberharzer Fahrkünste“ und die
                              										„Neue Aufbereitungsanstalt zu Clausthal“ vertreten.
                           
                              a) Die Oberharzer Fahrkünste.
                                 									
                              Bis zum Anfange der dreiſsiger Jahre muſsten die groſsen Teufen der Oberharzer
                                 										Schächte auf Fahrten (Leitern) zurückgelegt werden, was, abgesehen von der
                                 										hierdurch bedingten Verminderung der Leistungsfähigkeit, die Gesundheit der
                                 										Arbeiter durch Schwächung der Athmungsorgane in hohem Maſse benachtheiligte.
                                 										Diesem Uebelstande half der Berggeschworene G.
                                    											Dörell zu Zellerfeld durch Erfindung der Fahrkünste im J. 1833 ab.
                              Dörell faſste die Idee auf, die Kunstgestänge
                                 										(Stangen, an welchen die einzelnen Pumpen angehängt sind, um die Wasser aus dem
                                 										Inneren der Bergwerke zu heben) zur Fahrung in solcher Weise zu benutzen, daſs
                                 										Jedermann wie früher beim Fahrtensteigen auf seine eigene Vorsicht angewiesen
                                 										bliebe, die fortbewegende Kraft aber, wenn man sich von dem einen auf das andere
                                 										Gestänge, an welchem wagerechte Tritte anzubringen wären, begebe, maschinell
                                 										ersetzt werde.
                              Der Plan kam noch in demselben Jahre (1833) zur Ausführung und nun entstanden
                                 										schnell hinter einander, begünstigt durch die überall vorhandene Wasserkraft, in
                                 										den verschiedenen Schächten des Oberharzes derartige Künste, welche, wenn auch
                                 										nach den örtlichen Verhältnissen im Einzelnen verändert, so doch alle denselben
                                 										Grundgedanken zum Ausdruck brachten: daſs sich nämlich zwei mit Tritten
                                 										versehene Gestänge abwechselnd gegen einander auf und ab bewegen, so daſs
                                 										während der durch das Umwechseln der Bewegung entstehenden, beliebig zu
                                 										verlängernden Pause die Tritte einander gegenüberstehen und so dem Fahrenden
                                 										ermöglichen, in wagerechter Richtung von dem einen Gestänge auf das andere
                                 										überzutreten.
                              Die Harzer Fahrkünste sind doppelt wirkende (zweitrümmige) Künste, mit einem dem
                                 										doppelten Hube gleichen Abstande der Tritte, im Gegensatze zu einfach wirkenden
                                 										(eintrümmigen) Fahrkünsten, bei welchen nur ein Gestänge vorhanden ist, dessen
                                 										Tritte je nach dem Stande des Gestänges mit im Schachte angebrachten festen
                                 										Bühnen wechseln. Ersterem Systeme ist in mannigfacher Beziehung der Vorzug zu
                                 										geben, insbesondere auch deshalb, weil es dem Fahrenden wegen der gleichartigen
                                 										taktmäſsigen und ununterbrochenen Bewegung gröſsere Sicherheit gewährt.
                              Auf dem Oberharze sind gegenwärtig 16 Fahrkünste in verschiedenen Schächten in
                                 										Thätigkeit, 14 derselben sind aus Holz gefertigt und haben, wenn auch mit
                                 										verschiedentlich angebrachten Verbesserungen, namentlich hinsichtlich der
                                 										Fangvorrichtungen versehen, im Wesentlichen dieselbe Construction, wie die
                                 										zuerst erbaute. Abweichend construirt ist die Fahrkunst auf dem Königin
                                 										Marien-Schacht bei Clausthal mit eisernem Gestänge, sowie diejenige im
                                 										Samson-Schacht bei St. Andreasberg, welche ein Drahtseilgestänge besitzt;
                                 										gänzlich abweichend endlich ist die für den Neuen Schacht bei Clausthal
                                 										projectirte im Laufe des nächsten Jahres zur Ausführung gelangende Fahrkunst,
                                 										bei welcher der Antrieb durch eine unterirdische Wassersäulenmaschine unter
                                 										Einschaltung eines hydraulischen Gestänges erfolgt.
                              Die letztgenannten beiden Fahrkünste sind in den ausgestellten Modellen zur
                                 										Darstellung gelangt.
                              Die Fahrkunst des nahe 800m tiefen
                                 										Samsonschachtes bei St. Andreasberg, des tiefsten Schachtes im Preuſsischen
                                 										Bergbaue, ist im J. 1836 eingebaut worden, hat aber 1884 wesentliche
                                 										Verbesserungen, insbesondere durch Auswechselung des Gestänges erfahren. Das
                                 										ausgestellte Modell stellt die Fahrkunst in ihrer heutigen Gestalt dar. Dieselbe
                                 										besitzt, wie schon gesagt, an Stelle der starren Gestänge der übrigen
                                 										Fahrkünste, ein Drahtseilgestänge, und zwar besteht jedes der beiden Gestänge
                                 										aus zwei Drahtseilen aus Patenttiegelguſsstahl von Feiten und Guilleaume in Köln-Mühlheim, welche sich von oben nach
                                 										unten in 5 Abschnitten verjüngen, derart, daſs die Seile des ersten Abschnittes
                                 										aus je 7 Litzen zu 14 Drähten und mit einem Gesammtdurchmesser von 36,8, die
                                 										übrigen Seile aus je 7 Litzen zu 7 Drähten mit einem Gesammtdurchmesser von
                                 										32,9, 31,2, 28,5 und 23mm,1 bestehen. Die
                                 										einzelnen Seile sind durch Seilschlösser aus Schmiedeeisen fest mit einander
                                 										verbunden. Diese Schlösser bestehen aus Büchsen, innerhalb welcher die Drähte
                                 										des Seils über einen Ring krappenartig aus einander gebogen sind und in dieser
                                 										Lage durch eine Drahtumwickelung, welche dem Conus der Büchse entspricht,
                                 										festgehalten werden. Tritte sowie Griffe der Fahrkunst sind mit Bügelschrauben
                                 										an das Gestänge angeschlossen. Die Verbindung der obersten Seilpaare mit den
                                 										Antrieb vermittelnden Kunstkreuzen wird durch ein etwa 8m langes Holzgestänge hergestellt, welches an
                                 										seinem unteren Ende mit Leitungsrollen versehen ist, die ihrerseits wieder auf
                                 										mit Eisenschienen bekleideten Leitbäumen laufen, welche eine der Bewegung der Gestänge
                                 										entsprechende convexe oder concave Auskehlung besitzen. Die untersten Seilstücke
                                 										sind zur Erzielung der erforderlichen Spannung mit Belastungsgewichten versehen,
                                 										welche gleichzeitig als Führung des Gestänges dienen. In den oberen Teufen, wo
                                 										die Spannung am gröſsten ist, dienen zur Führung des Gestänges Leitrollen, in
                                 										den mittleren und unteren Lagen Rutschen oder Leeren, Schleppschienen aus
                                 										Buchenholz von etwa 2m Länge, welche durch
                                 										Packenriegel mit dem Gestänge verbunden sind.
                              Um bei dem Bruche des Gestänges Unfälle zu verhüten, ist die Fahrkunst mit
                                 										Fangvorrichtungen versehen und zwar in zweierlei Construction. Die eine besteht
                                 										aus mittels hölzernen Trägern und Spreizen fest verlagerten guſseisernen
                                 										Fangrollen, über welche starke Ketten laufen, deren Enden an je einem Gestänge
                                 										durch Vermittelung hölzerner, mit demselben verschraubter Backen angeschlossen
                                 										sind, während die andere Vorrichtung in sogen. Fangquetschen besteht, hölzerne
                                 										mit dem Gestänge verschraubte keilförmige Backen, welche sich im Falle des
                                 										Gestängebruches zwischen zwei festverlagerte Träger festklemmen und so das
                                 										Gestänge unterhalb der Bruchstelle aufhängen. Von den Fangrollen befinden sich
                                 										zehn, von den Fangquetschen sechs im Samson-Schachte und sind dieselben in
                                 										verschiedener Entfernung von einander an besonders geeigneten Stellen
                                 										angebracht. Der Antrieb der ganzen Fahrkunst geschieht durch ein Wasserrad
                                 											(11m,6 Durchmesser).
                              Das zweite Modell stellt die für den neuen Tiefbauschacht bei Clausthal
                                 										projectirte Fahrkunst dar, welche bis auf 992m
                                 										Tiefe hinabgehen soll. Das Gestänge besteht aus schmiedeeisernen Röhren, die
                                 										Kraftübertragung findet in einem hydraulischen Gestänge nach Warroque's System statt. Doppeltritte gestatten das
                                 										Ein- und Ausfahren der Mannschaft völlig unabhängig von einander. Die
                                 										Wasserdruckausgleichungen wirken als Bremsen und Fangvorrichtungen, so daſs bei
                                 										einem Gestängebruche das Gestänge nur langsam niedersinkt.
                              
                           
                              b) Die neue Aufbereitungsanstalt
                                    											zu Clausthal.
                                 									
                              Auf derselben werden die Erze aus den Gangzügen des Burgstädter und Rosenhöfer
                                 										Reviers östlich und westlich von Clausthal verarbeitet. Der Transport der Erze
                                 										des Burgstädter Zuges (silberhaltiger Bleiglanz mit Zinkblende, Kupferkies,
                                 										Schwefelkies, Quarz, Kalkspath, Schwerspath und Spatheisenstein) geschieht auf
                                 										der tiefen Wasserstrecke des Ernst-August-Stollens nach dem Ottilienschachte und
                                 										in diesem zu Tage, während die Erze des Rosenhöfer Zuges durch den Rosenhöfer-
                                 										und Silbersegenerschacht der Tagessohle zugehoben werden, von welcher sie durch
                                 										ein 40m tiefes Schächtchen auf die Hängebank
                                 										des Ottilienschachtes gelangen. Die Art und Weise der Aufbereitung erfolgt nun
                                 										in der bekannten mustergültigen Weise, wie sie vielfach beschrieben ist (vgl.
                                 											Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen
                                    											im preuſsischen
                                 										
                                 										Staate, Bd. 21 S. 85 u. flg., und O. Hoppe, Die Bergwerke, Aufbereitungsanstalten und
                                    											Hütten u.s.w. im Ober- und Unterharz, Clausthal 1883).
                              Die einzelnen Werke der Anstalt sind etagenförmig angeordnet; nochmals zu hebende
                                 										Vorräthe werden durch in Modell veranschaulichte Schneckenaufzüge
                                 										emporgeschafft.
                              Bei der groſsartigen Clausthaler Aufbereitung, welche beispielsweise im J. 1887
                                 										bis 1888 aus 79303500k Roherz 7216400k Bleiglanzschlieg, 74050k Kupferkiesschlieg, 24250k kupferhaltigen Schwefelkiesschlieg und
                                 											1251680k Blendeschlieg lieferte, kommt in
                                 										erster Linie die Vollkommenheit der Betriebseinrichtungen selbst in Betracht,
                                 										welche den angestrebten Zweck besser erfüllen, als manche Schutzvorrichtung dies
                                 										vermag. Dennoch soll auch hier auf die einzelnen Einrichtungen zur Verhütung von
                                 										Unfällen noch besonders aufmerksam gemacht werden.
                              Um zu verhindern, daſs das Fördergestell zu weit hinaufgezogen wird und dadurch
                                 										zu Seilbrüchen und Verunglückungen Anlaſs gibt, ist in jedem Schachttrumm ein
                                 										Hebel angebracht, welcher mit der Zugstange des entsprechenden Handhebels in
                                 										Verbindung gesetzt ist und in Function tritt, sobald das betreffende Gestell bei
                                 										Erreichung der Hängebank an denselben anstöſst. Es findet hierdurch, wie auch
                                 										bei der Bewegung der Handhebel, die Rückführung des Treibriemens auf die
                                 										Leerscheibe und damit ein Stillstehen des Aufzuges statt.
                              Ferner sind, um zu verhüten, daſs bei einem Seilbruche während des Aufschiebens
                                 										des Hundes (Förderwagens) auf das oben befindliche Gestell das letztere
                                 										hinabstürzt und den Fördermann mitreiſst, Aufsatzvorrichtungen (Caps)
                                 										angebracht. Diese befinden sich für gewöhnlich nicht in Thätigkeit, indem
                                 										zwischen Fördergestell und Aufsatzvorrichtung ein kleiner Spielraum gelassen
                                 										ist, beim Einrücken des Riemens durch den genannten Handhebel jedoch wird
                                 										gleichzeitig mit Hilfe eines Hebelwerks die Aufsatzvorrichtung ausgerückt
                                 										(zurückgezogen), so daſs das Gestell frei durchgehen kann. Das aufwärts gehende
                                 										Gestell drückt die Aufsatzvorrichtung beim Passiren zur Seite, worauf dieselbe
                                 										dann durch ein Gewicht wieder eingerückt wird.
                              Um endlich zu verhüten, daſs während des Förderns Leute in den Schacht stürzen,
                                 										sind die Schachtöffnungen durch Fallthüren geschlossen, welche nur durch die
                                 										Fördergestelle selbsthätig geöffnet und sodann auf der Sohle durch Gegengewichte
                                 										an der Hängebank durch die eigene Schwere wieder geschlossen werden, wie es das
                                 										Modell in anschaulicher Weise zur Darstellung bringt.
                              
                           
                        
                           4) Berginspection Dillenburg.
                              								
                           Die beiden Modelle beziehen sich auf die König]. Eisenerzgrube Beilstein und die
                              									Eisenerzgrube Eisenzeche und erläutern den zweckmäſsigen und vorsichtigen Abbau. Der
                              									Bergeversatz wird, wenn er Dicht in den Arbeiten selbst fällt, von Tage aus bezogen.
                              									In letzterem Falle wird
                              									er durch Bergerollen, von denen jede einzelne mehrere Abbaue versieht, über die
                              									Firsten vertheilt. Jene Rollen sind durch leicht, aber dauerhaft construirte
                              									Schiebethüren geschlossen. Um beim Ausleeren das Ueberschlagen des Wagens und eine
                              									Gefährdung des Förderers zu verhüten, sind an dem Geviert vor der Rolle zwei
                              									gekreuzte Querriegel in Meterhöhe angebracht. Dieselben schützen gleichzeitig
                              									sämmtliche Fahrenden im Falle von Unachtsamkeit vor der Gefahr des Absturzes.
                           
                        
                           5) Königl. Bergwerksdirektion zu
                                 										Saarbrücken.
                              								
                           Dieselbe hat als Hauptrepräsentantin des Kohlenbergbaues auf der Ausstellung allein
                              									34 Nummern ausgestellt, welche sich zu einer Reihe von Gruppen zusammenfassen
                              									lassen.
                           
                              a) Ab- und Ausbau der Gruben:
                                 									
                              1) Strebbau mit Bergeversatz und Holzpfeilerverbau auf einem mächtigen Flötze bei
                                 										gebrächem Hangenden: Auf Grube König bei Neunkirchen werden alle Flötze, welche
                                 										stärkere Schlagwetterausströmung oder Neigung zur Selbstentzündung zeigen,
                                 										behufs Verhütung von Wetterexplosionen oder Grubenbränden mit streichendem
                                 										Strebbau und vollständigem Bergeversatz abgebaut, während man früher
                                 										streichenden Pfeilerbau ohne Bergeversatz anwandte. Zur Sicherung der Strecken
                                 										nimmt man noch Holzpfeiler hinzu.
                              2) Abbau mit vollständigem Bergeversatz auf Grube Altenwald: Um die beim
                                 										Grubenbetriebe fallenden Berge in der Grube selbst zu versetzen, sind auf den
                                 										Flötzen 13 und 15 einzelne Bauabtheilungen mit besonders zu diesem Zwecke
                                 										eingerichtetem Abbau gebildet.
                              3) Streichender Pfeilerbau ohne Durchhiebe auf den Steinkohlengruben Camphausen
                                 										und Dudweiler, sowie die Sicherheitsmaſsregeln gegen Kohlenstaub: Die
                                 										Abbaustrecken werden bei diesem Bau in ihrer ganzen Länge vom Bremsberge bis zur
                                 										Baugrenze in zwei wetterdicht gegen einander abgeschlossene Theile geschieden.
                                 										Der untere Theil dient als Einziehstrecke für die frischen Wetter, der obere zum
                                 										Ausziehen der verbrauchten und zur Förderung. Die Wettervertheilung in die
                                 										einzelnen Abbaustrecken wird durch Wetterschützen am Anfange der Wetterzüge
                                 										geregelt. Die zur Wetterführung nöthigen Thüren sind der Sicherheit halber
                                 										überall in doppelter Anzahl vorhanden. Das Durchbrechen der Pfeiler geschieht
                                 										unter Nachführung der Streckenscheider von oben bis unten. Der beim Betriebe
                                 										entstehende Kohlenstaub wird durch künstliche Benetzung unschädlich gemacht.
                              4) Ausbau und Füllort des Tiefbauschachtes an der Rätteranlage der Grube von der Heydt: Während des Abteufens erhielt der
                                 											340m tiefe Schacht einen provisorischen
                                 										Ausbau von U-Eisenringen. Der endgültige Ausbau besteht aus einer zwei Steine
                                 										starken Backsteinmauer, in welche guſseiserne Consolen zur Aufnahme der
                                 										Einstriche eingelassen sind. Die Mauer wurde in Absätzen von je 60m aufgeführt, wobei jeder Absatz auf eine
                                 										Gesteinsbrust zu stehen kam, welche beim demnächstigen Anschluſs des folgenden
                                 										Absatzes wieder fortgenommen wurde. Das Füllort ist mit achteckigem Querschnitte
                                 										derart aufgeführt, daſs der Schacht bei demselben an allen Seiten frei ist.
                              5) Eiserner Strecken- und Schachtausbau auf Grube Sulzbach-Altenwald: Für
                                 										doppelspurige Strecken dient ein Ausbau aus Profileisen, für einspurige ein
                                 										elliptischer Ausbau.
                              
                           
                              b) Förder- und
                                    											Fangvorrichtungen:
                                 									
                              6) Einrichtung zum selbsthätigen Oeffnen und Schlieſsen der Sicherheitsthüren an
                                 										der Hängebank des Heinitzschachtes IV der Grube Heinitz: Die in Rede stehende
                                 										Einrichtung (System Schüller) gestattet, die
                                 										Sicherheitsthüren des Förderschachtes unabhängig von der Aufmerksamkeit der
                                 										Arbeiter zu öffnen und zu schlieſsen, um das Hinabstürzen von Menschen oder
                                 										Förderwagen in den Schacht zu verhüten.
                              Beim Aufsteigen des Förderkorbes an die Hängebank greift derselbe an den Hebel
                                 											A (Fig. 1 Taf. 11) und
                                 										drückt ihn in die Höhe. Dieser Hebel A ist nun
                                 										einerseits mit dem Gewichte B, andererseits durch
                                 										Angreifen an das Zahnrad C mit dem an diesem
                                 										hängenden Gewichte D belastet. Das Zahnrad C greift in ein kleineres, auf der unteren Welle
                                 										sitzendes Zahnrad; dieselbe Welle trägt eine Kettenscheibe F. In Folge der Bewegung, welche der Hebel A durch den Förderkorb erhält, wird das Zahnrad C bei e frei, das
                                 										Belastungsgewicht D sinkt und versetzt dabei das
                                 										Zahnrad C nebst dem kleinen Zahnrade und der
                                 										Kettenscheibe F in Drehung; letztere Scheibe
                                 										wickelt die an ihr befestigte Kette auf. Da diese Kette aber mit den Ketten der
                                 										Sicherheitsthüren durch das Gegengewicht G
                                 										verbunden ist, so werden die Sicherheitsthüren selbst geöffnet.
                              Geht andererseits der Förderkorb hinab in den Schacht, so sinkt der Hebel A in Folge des an ihm hängenden Gewichtes B ebenfalls nieder. Da nun dieser Hebel an das
                                 										Zahnrad C angreift, so wird das Gewicht D gehoben, die Kettenscheibe dreht sich in der dem
                                 										Abwickeln der Kette entsprechenden Richtung, und die Sicherheitsthüren werden
                                 										geschlossen.
                              Die Belastungsgewichte B und D, welche in den Cylindern HH geführt
                                 										sind, sichert man durch Reguliren der in diesen Cylindern angebrachten
                                 										Luftklappen vor plötzlichem und zu schnellem Wirken, indem dann die in den
                                 										Cylindern sich spannende Luft als Bremse dient.
                              7) Sicherheitsthürenverschluſs (Fig. 2 Taf. 11) für
                                 										die Förderkörbe der Königl. Steinkohlengrube Dechen: Die Klinke K, an der Bajonettstange B in dem Punkte C drehbar, wird bei der
                                 										Handhabung gehoben, um 90° seitwärts gedreht und in den Schlieſskolben S eingelegt. Die etwas über einander greifenden
                                 										Sicherheitsthüren sind sodann durch die Bajonettstange 
                                 										B, welche sich mit ihren Hörnern hinter die am
                                 										Förderkorbe befestigten Zapfen Z legt, geschlossen.
                                 										Um einem Oeffnen während der Seilfahrt vorzubeugen, ist die Klinke K durchbohrt und mit einer Kerbung O versehen, durch welche der eine entsprechende
                                 										Kerbung O besitzende Ring R eingeschoben und so weit in die Klinke K hineingezogen wird, daſs die Kerbungen nicht mehr zusammenstehen.
                                 										Ein an dem Ringe R angebrachtes Gewicht G verhindert, daſs der Ring bei der Bewegung des
                                 										Förderkorbes sich zurückschieben und in der Kerbung auslösen kann. Beim Oeffnen
                                 										der Sicherheitsthüren zieht der Anschläger den Ring zurück bis die Kerbungen OO sich wieder treffen und läſst ihn in das mit
                                 										einem Bolzen versehene Scharnier fallen, hebt sodann die Klinke K aus und dreht sie um 90° seitwärts.
                              8) Sicherheitsthüren und Kniestützen auf Itzenplitzschacht I des
                                 										Steinkohlenbergwerks Reden: Die Sicherheitsthüren werden selbsthätig vom
                                 										Förderkorbe aus bewegt unter Vermeidung von Stöſsen in das Förderseil.
                              9) Hydraulische Schacht-Caps (System Frantz):
                                 										Dieselben gestatten das Niederlassen des Förderkorbes ohne vorangehendes
                                 										Anheben, was eine Schonung des Seiles und der Maschine, sowie eine gröſsere
                                 										Sicherheit der Maschinenführung zur Folge hat.
                              10) Kniegelenkstütze mit Gegenlenker (Fig. 3) für
                                 										Förderschächte: Diese zeigen eine billigere und einfachere Einrichtung als die
                                 										Schacht-Caps des Systems Frantz. Sie sind nicht
                                 										steif, sondern haben ein einseitig knickbares Gelenk b, dessen beweglicher Kopf in einem entsprechend angebrachten
                                 										Gegenlenker c hängt. Die Achsen a sind wie bei den alten Hängestützen drehbar
                                 										gelagert, und wird auch hierbei die Drehung mittels Handhebels bewirkt.
                              In der gewöhnlichen Lage sind die Achsen so gedreht, daſs die Stützen ebenso
                                 										stehen, wie dieses bei den alten Hängestützen der Fall ist. Kommt der Förderkorb
                                 										in die Höhe, so drückt er die Stützen, vermöge des Spieles in der Aufhängung der
                                 										Gegenlenker, so weit zurück, als dies zum Entlanggleiten nothwendig ist. Die
                                 										Achsen a machen hierbei die drehende Bewegung mit.
                                 										Nachdem der Förderkorb hindurch geglitten ist, fallen die Stützen in die frühere
                                 										Lage zurück und der Korb setzt sich auf die Stützköpfe.
                              Soll der Förderkorb niedergelassen werden, so dreht man die Achse a mittels des Handhebels, in Folge dessen die
                                 										Stützen, indem sie einknicken, in die punktirte Lage geschoben werden, der Korb
                                 										kann alsdann ohne Widerstand hinabgleiten. Ist dies geschehen, so wird der Hebel
                                 										und mit demselben die Stützen in die gewöhnliche Lage zurückgebracht.
                              11) Förderkorb des Dechenschachtes II der Grube Heinitz-Dechen nebst Raumann'scher Seilverbindung, Umführungsrahmen zur
                                 										Aufnahme des Unterseils u.s.w.: Die Einrichtung erweist sich als sehr günstig
                                 										sowohl bei der Kohlen- als auch Menschenförderung.
                              
                              12) Schachtfallen auf Dechenschacht Nr. 1 der Grube Dechen: Dieselben gewähren
                                 										beim Anheben, Senken, Aufsetzen des Förderkorbes entsprechende Vortheile.
                              13) Aufsetzvorrichtungen der Grube von der Heydt
                                 										nach System Ochwadt in der Stollensohle: Das
                                 										aufsitzende Fördergestell kann in den Schacht hinabgelassen werden, ohne es
                                 										vorher abheben zu müssen.
                              14) Schachthängestützen, welche durch Schrauben festgestellt werden: Die
                                 										wesentlichen Theile derselben sind folgende (Fig. 4 Taf. 11):
                              Der guſseiserne Stuhl a, die mit einer Handkurbel
                                 											c versehene Schraube b, welche mittels des Hemmschuhs e den
                                 										Daumen d und mit diesem durch die Zugstangen ll die Stützen ff
                                 										feststellt. Diese auf Wellen ww lose aufsitzenden
                                 										Stützen ff haben seitliche Nasen, welche sich in
                                 										der Ruhelage und beim Abwärtsgange in die mit Führungen versehenen und auf den
                                 										Wellen ww festgekeilten Arme gg legen. Eine längliche Bohrung der Stützen
                                 										ermöglicht für den Fall etwaigen plötzlichen Wiederanhebens des Korbes beim
                                 										Abwärtsgange ein Ausweichen, so daſs Klemmungen oder gar Brüche vermieden
                                 										werden.
                              Um nach dem Abwärtsgange des Förderkorbes die Stützen wieder in ihre Ruhelage zu
                                 										bringen, ist seitlich an der Welle des Daumens d
                                 										ein Hebel mit Gegengewicht H angebracht und den
                                 										Armen gg ein Anschlag auf dem T-Träger gegeben, auf
                                 										welchem auch die Wellen ww verlagert sind.
                              Beim Aufwärtsgange stöſst der Boden des Förderkorbes gegen die Stützen und hebt
                                 										dieselben. Sobald aber der Korb an den Stützen vorüber ist, fallen diese vermöge
                                 										ihres Gewichtes in die Ruhelage zurück. Der Anschläger stellt jetzt mit der um
                                 										90° drehbaren und einen ausklinkbaren Handgriff besitzenden Kurbel c den Daumen d und mit
                                 										diesem durch das Zugwerk ll die Stützen fest,
                                 										wonach der Förderkorb auf dieselben aufgesetzt werden kann. Neuerdings ist diese
                                 										Einrichtung abgeändert worden.
                              15) Bahnhof der Kettenförderung: Dargestellt ist der Endpunkt der 2150m langen Kettenförderung zwischen der
                                 										Rätteranlage im Burbachthale und den Krugschächten.
                              16) Selbsthätige Fangvorrichtung für Förderung mit Seil ohne Ende auf
                                 										ansteigender Bahn: Diese auf Steinkohlengrube Gerhard bei Saarbrücken eingebaute
                                 										Vorrichtung soll bei etwa vorkommendem Seilbruche Unfälle dadurch verhüten, daſs
                                 										sie unter Benutzung von Fanghebeln die niederlaufenden geladenen und leeren
                                 										Wagen aufhält.
                              17) Fangvorrichtung in einem Ketten-Bremsberge des Steinkohlenbergwerks König bei
                                 										Neunkirchen: Sie verhindert, daſs bei einem Kettenbruche die frei werdenden
                                 										Förderwagen nicht bis zum unteren Aufschlagorte hinlaufen und die dort
                                 										beschäftigten Arbeiter gefährden und besteht im Wesentlichen aus folgenden
                                 										Theilen:
                              1) der Antriebwelle mit Tragrolle und Seilscheibe beim Bremserstand, 2) den Fangapparaten mit
                                 										zugehöriger Ausrückvorrichtung in den Geleisen des Bremsberges selbst,
                              3) dem gemeinschaftlichen Zugseilchen mit Rollen und Gegengewicht am Fuſse des
                                 										Bremsberges.
                              Die Antriebwelle ist unmittelbar oberhalb der Förderkette wagerecht an einen
                                 										Balken drehbar verlagert. Auf derselben ist an dem einen Ende ein gabelförmiger,
                                 										einarmiger Hebel mittels Keil befestigt, dessen freies Ende mittels Bolzen eine
                                 										Rolle aufnimmt; letztere ruht auf der straff gespannten abwärts gehenden Kette
                                 										auf und hält dadurch den Gabelhebel in wagerechter Stellung. Am anderen
                                 										Wellenende sitzt eine kleine Seilscheibe, an welche ein sie einigemal
                                 										umschlingendes Zugseilchen befestigt ist.
                              
                           
                              (Fortsetzung folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
