| Titel: | Verbesserte Fischreuse mit Beleuchtungsapparat für grosse Meerestiefen, und Sonde zur Erforschung des Meeresbodens. | 
| Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 259 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Verbesserte Fischreuse mit Beleuchtungsapparat
                           								für groſse Meerestiefen, und Sonde zur Erforschung des Meeresbodens.
                        Mit Abbildungen.
                        Verbesserte Fischreuse mit Beleuchtungsapparat.
                        
                     
                        
                           Die hochinteressante Sammlung, welche der Erbprinz Albert von Monaco als wissenschaftliches Ergebniſs seiner in den Jahren
                              									1885 bis 1888 an Bord des Segelschooners Hirondelle
                              									unternommenen Forschungsreisen in seinem Pavillon auf dem Marsfelde ausgestellt hat,
                              									umfaſst auſser einer reichhaltigen Ausbeute an seltenen und bis jetzt unbekannten
                              									Gattungen von Fischen, Schalthieren, Mollusken, Algen u.s.w. auch diejenigen
                              									Apparate und Instrumente, welche bei den hydrographischen, zoologischen und
                              									thermometrischen Untersuchungen in Anwendung gekommen sind, wie Sack- und
                              									Schleppnetze, Fischreusen, Sondirinstrumente, Winden zum Auf- und Abrollen des
                              									Kabels u.s.w.
                           Für seine letzte Expedition (1888) hat sich Prinz Albert
                              									unter Anderem eine Fischreuse mit elektrischer Lampe anfertigen lassen, zu
                              									Untersuchungen über den Einfluſs des Lichtes auf die Fauna des Meeres, insbesondere
                              									auf die in groſsen Tiefen desselben lebenden Wesen, liefen, bis zu denen das
                              									Tageslicht nicht mehr dringt; ferner einen Sondirapparat, um Proben vom Meeresboden
                              									heraufzuholen. Wir bringen die Beschreibung dieser beiden Apparte nach einem
                              									Referate des Génie civil, 1889 S. 250.
                           Die in Fig. 1 abgebildete Fischreuse ist ein
                              									cylindrischer Käfig, eine Art Falle, aus Drahtgewebe von 1cm Maschenweite, mit drei trichterförmigen
                              									Eingängen, zwei seitlichen E und einem oberen Eingang.
                              									Eine Seitenthür gestattet die Einführung einer galvanischen Batterie. Der Boden des
                              									Cylinders besteht aus zwei Hälften, welche um ein im Durchmesser angeordnetes
                              									Scharnier beweglich sind. Während des Hinabsinkens hält ein Draht von bestimmter Tragkraft die
                              									beiden Bodenhälften in wagerechter Lage. Sollte aber beim Aufwinden der Vorrichtung
                              									das Gewicht des Fanges zu groſs sein, so reiſst der Draht, die Bodenhälften klappen
                              									herab, und entlasten auf diese Weise das Tau.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 274, S. 260
                              
                           Dr. P. Regnard, welcher sich speciell mit der
                              									Untersuchung der Lichtwirkung auf die in groſsen Meerestiefen lebenden Wesen
                              									beschäftigte, ist anfangs auf groſse Schwierigkeiten gestoſsen. Bei der in diesen
                              									Tiefen herrschenden Finsterniſs kann nämlich nur die Anwendung des elektrischen
                              									Lichtes in Betracht kommen. Nun ist aber die Verbindung der elektrischen Lampe durch
                              									einen Kabel mit der an Schiffsbord befindlichen Elektricitätsquelle unausführbar
                              									weil einerseits beim Nachschleppen im Kielwasser des Schiffes keine Aussicht auf
                              									einen Fang vorhanden wäre, andererseits das Schleifen der Reuse auf dem Meeresgrunde
                              									die unvermeidliche Zerstörung des Apparates zur Folge haben würde. Regnard hat es daher vorgezogen im Inneren der Reuse
                              									selbst eine galvanische Batterie von einigen Bunsen'schen Elementen, bei welcher die Salpetersäure durch Chromsäure ersetzt
                              									ist, anzubringen, dieselbe mit der Reuse ins Meer zu versenken und ihren Ort durch
                              									eine Boje zu kennzeichnen. Die Batterie hat ihren Platz in einem nach Art des
                              									Compasses aufgehängten, durch einen aufzuschraubenden Decke hermetisch
                              									verschlieſsbaren, eisernen Behälter P. Da aber dieser
                              									Behälter in einer Meerestiefe von 4000m, bis zu
                              									welcher der Apparat hinabgelassen werden soll, den dieser Tiefe entsprechenden
                              									einseitigen Druck von mehr als 380at nicht
                              									aushalten würde, so gleicht Regnard den ungeheuren
                              									Druckunterschied zwischen der inneren und äuſseren Wand des Behälters auf folgende
                              									ebenso einfache als sinnreiche Weise aus. Der Deckel ist nämlich mit zwei Löchern
                              									versehen. Durch eine erstrecken sich die von den Elektroden ausgehenden
                              									Leitungsdrähte in eine Edison-Lampe L von 12 Volt, von
                              									dem anderen Loche führt ein Verbindungsrohr nach dem luftgefüllten, mit einem Netz
                              									umgebene Kautschukballon
                              										B. Beim Hinabsenken des Systems wird der Ballon und
                              									die in ihm befindliche Luft nach Maſsgabe der zunehmenden Tiefe zusammengepreſst,
                              									und da sie mit dem Inneren des Batteriebehälters P in
                              									Verbindung steht, so begegnet dem Druck auf die äuſseren Wände des letzteren in
                              									jeder Tiefe der gleiche Gegendruck von innen.
                           
                              
                              Fig. 2–3., Bd. 274, S. 261
                              
                           Von der Construction der zur Untersuchung des Meeresbodens dienlichen Sonde und ihrer
                              									Function geben die Fig. 2 bis 6 einen anschaulichen Begriff.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 274, S. 261
                              
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 274, S. 261
                              
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 274, S. 261
                              
                           A (Fig.
                                 										2) ist ein zur Aufnahme der Bodenprobe bestimmtes eisernes Rohr, eine
                              									Stange, welche mit zwei kleinen Stahlstiften B in einem
                              									Schlitze des ersteren coulissenartig gleitet. Ueber das Rohr sind als Ballast die
                              									guſseisernen Ringe F geschoben, welche durch einen in
                              									den Einschnitt D sich legenden Draht E an ihrer Stelle gehalten werden. An dem unteren Ende des Rohres befindet
                              									sich eine Broncebüchse G mit einem stählernen Hahn,
                              									welcher bei wagerechter Lage des Schlüssels K geöffnet
                              									ist (Fig. 2, 4 und
                              										5). In dieser Lage wird der Schlüssel, so lange
                              									der Apparat im Sinken begriffen ist, durch einen Draht O gehalten, welcher mit dem Drahte E in
                              									Verbindung steht. Sobald aber das Rohr A mit dem
                              									Meeresboden in Berührung kommt, um eine Probe desselben aufzunehmen, so setzt die
                              									Stange C ihre Bewegung nach unten, so weit es der
                              									Schlitz gestattet, fort, der Kopf P streift den Draht
                              										E aus dem Einschnitt D, die Ringe F gleiten von dem Rohr über den
                              									Schlüssel K hinweg und stellen ihn, wie Fig. 6 zeigt, senkrecht, wodurch der Inhalt des Rohrs
                              									abgesperrt ist. Von seinem Ballaste befreit (Fig. 3),
                              									kann nun das letztere mit der aufgenommenen Probe leicht emporgewunden werden.