| Titel: | Schön- und Widerdruckmaschine. | 
| Autor: | Kn. | 
| Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 451 | 
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                        Schön- und Widerdruckmaschine.
                        Patentklasse 15. Mit Abbildungen auf Tafel 19 (Heft 8).
                        Schön- und Widerdruckmaschine.
                        
                     
                        
                           In D. p. J., 1889 271 566,
                              									ist über Schön- und Widerdruckmaschinen mit nur einem
                              									Druckcylinder berichtet worden, wie sie seit längerer Zeit von J. H. Buxton, D. Braithwaite und M. Smith in Manchester gebaut werden. In neuester Zeit
                              									hat sich nun auch die bekannte Firma Koenig und Bauer
                              									in Kloster Oberzell bei Würzburg dem Baue derartiger Maschinen zugewandt und ist
                              									dieselbe mit einer neuen Construction, mit einem
                                 										schwingenden Druckcylinder und zwei
                                 										Wendecylindern, hervorgetreten, für welche an Edgar
                                 										Koenig ein D. R. P. Nr. 49265 vom 20. Oktober 1888 ertheilt ist.
                           Die Fig. 1 bis
                              										3 Taf. 19
                              									zeigen die wesentlichsten Theile dieser neuen Maschine, und ist der Druckcylinder
                              										A mit zwei Druckflächen S und W versehen, deren Kopfenden an der
                              									Greifergrube liegen, so daſs die Greifer a und b in derselben Grube entgegengesetzt zu einander
                              									angeordnet sind. Die beiden Formen S1 und W1 (Schön- und Widerdruckform) sind auf dem
                              									Fundamente K unter Belassung des durch die Greifergrube
                              									gebotenen Zwischenraumes mit den Kopfenden gegen einander geschoben; das Fundament
                              									ist dabei in bekannter Weise in den Gleitbahnen P
                              									geführt und wird mittels Schubstange von der bekannten Kreisbewegung bewegt. Mit
                              									diesen Formen arbeitet der Druckcylinder nun in der Weise, daſs beim Hingange der
                              									Form (von links nach rechts) zuerst die Widerdruckform W1 unter dem sich mit bewegenden
                              									Druckcylinder hingeht, ohne zu drucken, wobei der Druckcylinder ein wenig gehoben
                              									wird, und dann die nachfolgende Schöndruckform S1 mit ihrer Druckfläche zusammentrifft. Beim
                              									Rückgange der Formen geht in entsprechender Weise die Schöndruckform durch, ohne zu
                              									drucken, und dann trifft die nachfolgende Widerdruckform mit ihrer Druckfläche W zusammen.
                           Hieraus ergibt sich, daſs der Druckcylinder A eine hin
                              									und her schwingende Bewegung macht, und bleibt er dabei in stetem Eingriffe mit den
                              									beiden Zahnstangen wt des Fundaments K. Zu dem genannten Heben und Senken ist der
                              									Druckcylinder A in einer in Führungen des
                              									Seitengestelles eingesetzten Hülse o gelagert, welche
                              									mit dem Gestänge h verbunden ist. Dieses Gestänge wird
                              									mittels Kniehebels g, welcher von der Nuthcurvenscheibe
                              										r aus seine Bewegung erhält, bei Durchgang der
                              									nicht druckenden Widerdruck- bezieh. Schöndruckform etwa 1mm gehoben, in Folge dessen der Cylinder A sich gleichzeitig, stets in der Verzahnung bleibend,
                              									genügend hebt, um die nicht druckende Form durchgehen zu lassen.
                           Zum Wenden des mit dem Schöndruck versehenen Bogens sind, wie erwähnt, zwei
                              									Wendecylinder B und C
                              									angeordnet, von denen B den Bogen an der Vorderkante im
                              									Punkte ψ vom Cylinder A
                              									mittels Greiferübergabe
                              									abnimmt und ihn dem Cylinder C übergibt, der den Bogen
                              									wiederum mit der Vorderkante gewendet dem Druckcylinder A im Punkte η wieder zuführt. Die Cylinder
                              									kreisen dabei immer in derselben, in Fig. 1 angedeuteten
                              									Richtung, und wird auf deren Antrieb weiterhin zurückgekommen werden.
                           Aus dem bisher Gesagten ergibt sich nun folgende Arbeitsweise der Maschine. Der Bogen
                              									wird wie gewöhnlich auf dem Anlegetisch R gegen Marken
                              									angeschoben und bleibt hier liegen, bis er im Momente des Ueberganges zu der
                              									hingehenden Bewegung der Formen, also im todten Punkte von dem geöffnet
                              									entgegenkommenden Greifer a erfaſst wird. Der Cylinder
                              										A beginnt nun sich in der Pfeilrichtung (Fig. 1) zu
                              									drehen und gleichzeitig hebt der Kniehebel g den
                              									Druckcylinder etwa 1mm und hält ihn so lange
                              									gehoben, bis die Widerdruckform W1 unter der zugehörigen Druckfläche hindurchgegangen
                              									ist, ohne zu drucken. Während der Zwischenraum zwischen beiden Formen den Cylinder
                              									passirt, senkt sich letzterer, und nun treffen die zweimal eingeschwärzte
                              									Schöndruckform S1 und
                              									der auf der Schöndruckfläche S liegende Bogen zusammen
                              									und es erfolgt der Schöndruck. Während dann das Fundament seinen Weg fortsetzt, wird
                              									der auf einer Seite bedruckte Bogen von dem Greifer a
                              									an den Greifer m der Trommel B abgegeben, von diesem auf dem Umfange weitergeführt und vom Greifer n der zweiten Trommel C
                              									übernommen, um auf dieser Trommel C weitergeleitet zu
                              									werden.
                           Inzwischen ist das Fundament am Ende seines Weges angelangt, der Druckcylinder hat
                              									dann eine derartige Lage, daſs die Spitzen der Greifer a sich im Punkte γ befinden, und es beginnt
                              									nun der Rücklauf. In gleicher Weise wie bei dem Hingange der Formen wird auch bei
                              									dem Rückgange derselben der Cylinder A in der Weise
                              									gehoben, daſs die Schöndruckform S, unter der
                              									zugehörigen Druckfläche S hindurchgeht, ohne dieselbe
                              									zu berühren. Während dieser Zeit ist das Kopfende des Bogens auf dem Cylinder C durch den Greifer n so
                              									weit herumgeführt worden, daſs es mit den Greifern b
                              									der Widerdruckfläche W im Punkte η zusammentrifft und von diesen erfaſst wird; zugleich
                              									ist der Bogen durch diese S-förmige Führung über B und
                              										C gewendet worden. Bald danach treffen die im
                              									Rücklaufe begriffene, von ihrem Farbwerke WF
                              									eingeschwärzte Widerdruckform W1 und der auf der Widerdruckfläche liegende,
                              									gewendete Bogen zusammen, und wird nun der Widerdruck hergestellt. Der beiderseitig
                              									bedruckte Bogen wird darauf von dem von QD aus
                              									getriebenen Cylinder γ übernommen und mittels Bänder
                              									zum Ausleger p geführt. Die Greifer werden dabei
                              									sämmtlich von einfachen Excentern aus unmittelbar bewegt.
                           Der Druckcylinder A macht, wie erwähnt, keine volle
                              									Umdrehung, sondern nur bis zum Punkte γ. Der Weg, den
                              									die Vorderkante des Bogens bei der Führung über die Wendecylinder BC zurücklegt, vom Abnahmepunkte ψ bis zum Uebergabepunkte η, muſs daher gleich sein der Summe zweier Wege von Punkten des Cylinderumfanges,
                              									und zwar erstens des Weges, den die Spitzen der Greifer a vom Punkte ψ bis zum Punkte γ noch durchlaufen, und zweitens des Weges, den die
                              									Spitzen der Greifer b aus der Cylinderstellung γ bis zum Punkte η
                              									zurücklegen. Dieser Weg ist daher gleich ψγ + γη + Greifergrube.
                           Für den Antrieb der Wendecylinder BC kommen folgende
                              									Betrachtungen in Frage. Diese Cylinder drehen sich unabhängig vom Druckcylinder A stets in derselben Richtung, entgegengesetzt zu
                              									einander. Der Cylinder A dagegen dreht sich in
                              									wechselnder Richtung, mit einer Geschwindigkeit, die von Null bis zu einem Maximum
                              									wächst und dann in demselben Verhältnisse wieder auf Null fällt, entsprechend der
                              									durch den Kreisbewegungsantrieb der Maschine erzeugten Bewegung
                              										\left(\mbox{Hypocycloidalbewegung für}\ r=\frac{R}{2}\right).
                              									Damit nun beim Wendeprozeſs des Bogens keine Verschiebung des letzteren eintritt,
                              									müssen die Umfangsgeschwindigkeiten des den Bogen abgebenden und des denselben
                              									aufnehmenden Cylinders gleich sein. Die Umfangsgeschwindigkeit der Zylinder B und C muſs daher
                              									(unbeschadet deren gleichbleibender Drehungsrichtung) in demselben Verhältnisse zu-
                              									und abnehmen, wie die des Cylinders A.
                           Die Cylinder B und C (Fig. 1) stehen
                              									mit einander in Zahneingriff und wird C vom Rade T aus mittels der Zwischen- und Uebersetzungsräder EE1. dem auf der Achse
                              									des Cylinders A lose sitzenden Rade D und dem Zwischenrade F
                              									angetrieben. Das Rad T sitzt auf der Spindel w, Welche durch die Räder x und T1
                              									derart in Drehung gesetzt wird, daſs sie für jede Hin- und Herbewegung des
                              									Formbettes (also für jede Vor- und Rückwärtsbewegung des Cylinders A) eine Umdrehung macht. Das Rad T sitzt aber auf der Spindel u nicht fest, sondern ist mit derselben durch einen eigenthümlichen
                              									Mechanismus gekuppelt, welcher statt der gleichförmigen Bewegung dem Rade T eine ungleichförmig veränderte Bewegung ertheilt, wie
                              									dies die Cylinder B und C
                              									erfordern.
                           Dieser Mechanismus ist in Fig. 2 und 3 Taf. 19 dargestellt und
                              									folgendermaſsen beschaffen. In einer auf der Spindel u
                              									festgekeilten Scheibe G ist eine Achse f gelagert, welche an einem Ende ein Zahnrad L, am anderen Ende eine Kurbel H trägt. Das Rad L rollt auf dem am
                              									Maschinengestelle fest angeordneten Zahnrade M, welches
                              									doppelt so groſs ist als L. Die Kurbel H, deren Länge dem Theilkreishalbmesser des Rades L gleich ist, greift mittels ihres mit Gleitschuh
                              									versehenen Zapfens in den zur Spindel u radial
                              									stehenden Schlitz s1
                              									eines Hebels J, welcher lose auf der Spindel u sitzt und in der weiter unten anzugebenden Beziehung
                              									zum Rade T steht.
                           Wird nun die Spindel u nebst Scheibe G gedreht, so macht das Rad L während jeder halben Umdrehung von G eine
                              									Umdrehung. In Reicher Weise dreht sich demnach auch die Kurbel H. Der Zapfen der letzteren wird sich daher in einer Epicycloidenbahn
                              										1, 2, 3 bewegen. Im Punkte 1 ist seine Geschwindigkeit gleich Null. Diese nimmt allmählich zu, bis
                              									sie im Punkte 2 ihr Maximum erreicht, und fällt von da
                              									wieder, um im Punkte 3 abermals Null zu werden. Die
                              									Bewegung des Hebels J bewirkende Componente der
                              									Geschwindigkeit wächst anfangs in einem langsameren Grade als die Geschwindigkeit
                              									selbst, so daſs der Hebel J erst erheblich hinter der
                              									sich gleichförmig drehenden Scheibe G zurückbleibt.
                              									Dann aber wächst die Geschwindigkeit des Hebels J
                              									stärker, derart, daſs der Hebel bei Ankunft des Kurbelzapfens im Punkte 2 die Scheibe G einholt
                              									und seine ursprüngliche Lage zu ihr wieder einnimmt. Von da an wird die
                              									Geschwindigkeit des Hebels allmählich wieder geringer, derart, daſs sie bei Ankunft
                              									des Kurbelzapfens im Punkte 3 wiederum Null wird. Hier
                              									steht der Hebel dann wieder in seiner anfänglichen Lage zur Scheibe G, welche ihn hier einholt.
                           Bei jeder vollen Drehung kommt der Hebel also viermal in dieselbe Stellung zur
                              									Scheibe G, während in den Zwischenperioden seine
                              									Geschwindigkeit zu- und abnimmt, wie dies der Fall ist bei dem Zapfen des
                              									Kreisbewegungsmechanismus, und bei dem Druckcylinder A
                              									zwischen deren Endstellungen und Mittelstellung. Angenommen nun, es seien das Rad
                              										T und der Hebel J fest
                              									mit einander verbunden und die Kurbel H sei zum
                              									Kreisbewegungsmechanismus so eingestellt, daſs die in Fig. 2 mit 1 und 3 bezeichneten
                              									Stellungen des Kurbelzapfens auf die Todtpunktstellungen des Zapfens des
                              									Kreisbewegungsmechanismus treffen, so werden auch die Abnahme und Zunahme der
                              									Geschwindigkeit der (vermöge des Rades T getriebenen)
                              									Cylinder B und C mit der
                              									Abnahme und Zunahme der Geschwindigkeit des Cylinders A
                              									zusammentreffen.
                           Mit dem beschriebenen Mechanismus werden die Geschwindigkeitsänderungen der Cylinder
                              										BC einerseits und des Cylinders A andererseits jedoch noch nicht vollkommen in
                              									Uebereinstimmung gebracht. Um dies aber zu erreichen, werden Hebel J und Rad T nicht fest mit
                              									einander verbunden, sondern durch einen Hilfsmechanismus gekuppelt. Dieser besteht
                              									aus einem Zahnsector O, welcher mit einer am Ende des
                              									Hebels J angebrachten Verzahnung in Eingriff steht und
                              									vermöge seiner Achse p1
                              									in dem Rade T gelagert ist, ferner aus einem auf dem
                              									entgegengesetzten Ende von p1 steckenden Arme w1 und aus einer festen Scheibe S mit
                              									Curvennuth, in die ein mit Rolle ausgestatteter Zapfen des Armes w1 eingreift. Diese
                              									Nuth wird auf empirischem Wege vorgerissen in ähnlicher Weise, wie dies bei anderen
                              									Curvenscheiben von Druckmaschinen üblich ist. Zur genauen Uebereinstimmung der
                              									Bewegungen ist es nöthig, daſs der Umfang des Rades T
                              									gleich dem Wege (Hin- und Rückgang) des Zapfens des Kreisbewegungsmechanismus
                              									ist.
                           Der Druckcylinder A muſs ein genaues Vielfaches jedes
                              									der Cylinder B
                              									und C sein, und müssen diese für jeden Hin- und Rückgang
                              									des Druck-Zylinders eine entsprechende Umdrehungszahl haben; deshalb muſs auch die
                              									von der Spindel w, welche für jeden fertig gedruckten
                              									Bogen nur eine Umdrehung macht, hergeleitete Bewegung im Verhältnisse von 1 : 2
                              									übersetzt sein (Fig.
                                 										1). Ausdrücklich ist noch zu bemerken, daſs statt der sogen. Kreisbewegung
                              									jede andere Kurbelbewegung, z.B. die Eisenbahnbewegung, angewendet werden kann, und
                              									daſs das oben Gesagte für jede Kurbelbewegung gilt.
                           An den übrigen Mechanismen der Maschine ist nichts prinzipiell Neues. Die Farbwerke
                              										S2 und W2
                              									, welche mit zwei oder vier Auftragwalzen ausgeführt
                              									werden können, sind, wie Fig. 1 zeigt, auf beiden
                              									Seiten des Druckcylinders angeordnet, und müssen die Auftragwalzen, wie bei fast
                              									allen Complettmaschinen, periodisch so gehoben werden, daſs sie nie auf der Form
                              									wenden. Zum Schlusse ist noch zu bemerken, daſs auf der Maschine jedes beliebige
                              									Format gedruckt werden kann, da der Bogen stets an der Vorderkante erfaſst wird.
                           
                              
                                 Kn.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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