| Titel: | Neuerungen an Lettern-Setz- und -Ablegemaschinen. | 
| Autor: | R. Kn. | 
| Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 459 | 
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                        Neuerungen an Lettern-Setz- und
                           								-Ablegemaschinen.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 24.
                        Neuerungen an Lettern-Setz- und -Ablegemaschinen.
                        
                     
                        
                           Das Bestreben, kostspielige Handarbeit durch billigere Maschinenarbeit zu ersetzen,
                              									fördert auch auf dem Gebiete der Lettern-Setz- und -Ablegemaschinen immer neue
                              									Constructionen zu Tage, welche, wenn sie auch bis jetzt noch keine endgültige Lösung
                              									dieses alten Problems gebracht haben, so doch unaufhaltsam der Lösung näher führen,
                              									so daſs die allgemeine Einführung von Lettern-Setz- und -Ablegemaschinen in unseren
                              									Druckereien wohl nur eine Frage der Zeit ist. Die Schwierigkeiten, welche der Lösung
                              									dieser Frage entgegenstehen, sind allerdings nicht gering, und ist auf dieselben in
                              									diesem Journal bereits früher hingewiesen worden (vgl. 1882 234 * 377 und 461). Nicht zu jeder Art Satz sind indeſs die Lettern-Setz-
                              									und -Ablegemaschinen geeignet, und wird im Allgemeinen bei den sogen.
                              									Accidenzarbeiten, bei Anwendung der verschiedenartigsten Typen, je dem individuellen
                              									Geschmacke des Auftraggebers entsprechend, die Handarbeit des Setzers nicht entbehrt
                              									werden können, indeſs gibt es ein groſses Feld von typographischen Arbeiten, auf
                              									welchem sich Maschinen zur Beschleunigung und billigeren Herstellung der Arbeit mit
                              									Erfolg anwenden lassen, und das ist beim Satz von Büchern und Zeitungen. Auf diesem
                              									Gebiete liegt das richtige Feld der Lettern-Setz- und -Ablegemaschinen, und hier
                              									werden diese Maschinen auch ihren Einzug in unsere Druckereien halten, trotz der
                              									ihrer vollendeten Construction noch entgegenstehenden Schwierigkeiten und trotz des
                              									theilweise noch recht verbreiteten Vorurtheiles.
                           Die Frage scheint gerade in neuester Zeit ihrer Lösung ein gut Stück näher gekommen
                              									zu sein, indem auf den letztjährigen Ausstellungen in London, Paris und Berlin
                              									Maschinen zur Ausstellung gelangten, welche über die Stadien des Versuchs hinaus zu
                              									sein scheinen und zu den schönsten Hoffnungen berechtigen. Ueber diese Maschinen sei
                              									in folgendem berichtet, gleichzeitig mögen aber auch die übrigen, während der
                              									letzten Jahre bekannt gewordenen Setz- und Ablegemaschinen Besprechung finden. Bei
                              									der Vieltheiligkeit dieser Maschinen, deren vollständige Beschreibung sich meist nur
                              									unter Zuhilfenahme mehrfacher Zeichnungen bewerkstelligen läſst, kann sich diese
                              									Besprechung indeſs bei dem uns zur Verfügung stehenden Raume vorwiegend nur auf eine
                              									Hervorhebung des Charakteristischen beschränken, während für eine erschöpfende
                              									Erkenntniſs auf die bezüglichen Patentschriften verwiesen werden muſs.
                           Die Eintheilung des Stoffes ergibt sich dabei aus den drei Hauptarbeiten, dem Setzen
                              									der Lettern, dem Ausschlieſsen des gesetzten Satzes und dem Ablesen dieses
                              									Satzes.
                           
                        
                           
                           1) Leiternsetzmaschinen.
                              								
                           Von den Setzmaschinen, bei denen sich die ausgestoſsenen Lettern durch ihr Eigengewicht nach dem Setzschiff bewegen, sei zuerst,
                              									die Maschine von J. L. Mc. Millan in Ilion (New York,
                              									Nordamerika) genannt (* D. R. P. Nr. 41758 vom 17. August 1886), von welcher die
                              										Textfig. 1 ein perspectivisches Bild gibt. Die
                              									Maschine hat die Gestalt eines rechten Winkels, deren rechter Schenkel die
                              									Letternkästen D zwischen zwei dreieckigen
                              									Zwischenwänden B und C
                              									aufnimmt, während der linke die Zugstangen und Uebertragungshebel vom Tastenbrette
                              										U zu dem Letternausstoſser G enthält. Die Typenkästen D sind in
                              									wagerechten über einander liegenden Reihen angeordnet und wieder in Gruppen
                              									eingetheilt, derart, daſs schmale Buchstaben, wie f, i,
                                 										j, u.s.w., eine Gruppe, sehr breite Buchstaben, wie m, w, z.B. eine andere Gruppe bilden. Auf gleiche Weise werden die anderen
                              									Buchstaben eingeordnet, wobei die am häufigsten gebrauchten Lettern am besten in die
                              									unteren Kästen gebracht werden. Die Lettern sind in den Kästen stehend gelagert und
                              									werden mittels durch Gewichte F (Textfigur 1) beschwerter Drücker E (Fig. 1 Taf. 24) beständig
                              									nach vorn gedrückt, wobei sie an einem Widerlager F
                              									Anlage finden. Neben diesem Lager F hat der
                              									Letternkasten eine Oeffnung e und verläuft das
                              									Widerlager F schräg nach innen, so daſs die Type für
                              									gewöhnlich zurückgehalten wird, einem leichten Drucke durch den wagerecht
                              									schwingenden, durch den Ausschnitt j hindurchgreifenden
                              									Ausstoſser G aber nachgibt und in eine nach der
                              									Hauptrinne o (Fig. 2) bezieh. der
                              									Setzrinne W (Textfig. 1)
                              									führenden Seitenrinne übertritt.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 274, S. 460
                              
                           Die Hauptrinne o verläuft
                              									senkrecht, während die Seitenrinnen in diese unter dem der Dreiecksgestalt der
                              									Flächen B entsprechenden Winkel in diese münden.
                              									Demgemäſs sind auch die Letternkästen D zwischen den
                              									Wänden BC zur Senkrechten geneigt. Es empfiehlt sich, die
                              									Hauptrinne mit einer leicht abnehmbaren Glasplatte zu überdecken, so daſs man sofort
                              									erkennen kann, wo etwa eine Letter stecken geblieben ist.
                           Den weiteren Transport aus der Hauptrinne o in das
                              									Setzschiff zeigt Fig. 2 Taf. 24.
                           Da die Typen, besonders diejenigen, welche aus den oberen Schriftkästen kommen, eine
                              									verhältniſsmäſsig beträchtliche Höhe durchfallen, so haben sie eine Neigung,
                              									zurückzuprallen, wodurch sie sich auf die Seite drehen oder auch den Hauptkanal
                              									verstopfen und dadurch die anderen Typen verhindern könnten, niederzufallen.
                           Um dieses zu verhindern, wird am unteren Ende der Hauptrinne o, oder nahe bei demselben, eine hin und her schwingende Klappe Y angebracht, welche, dem Stoſse der niederfallenden
                              									Type nachgebend, sich öffnet, aber sofort wieder in ihre erste Lage zurückkehrt und
                              									dadurch die Type verhindert, in die Rinne zurückzuprallen und mit ihrem oberen Ende
                              									gegen eine etwa nachfolgende Type zu stoſsen. Die Klappe hat ferner das Bestreben,
                              									eine dünne Type, welche, wie dies zuweilen vorkommt, sich etwas seitlich gedreht
                              									hat, wieder gerade zu richten, sowie auch den Fall der schwereren Typen etwas zu
                              									verzögern und somit den Stoſs zu vermindern, der mit der Zeit die Type abnutzen und
                              									ihre Länge verringern würde.
                           Das Ueberschieben der Lettern in die Setzrinne bezieh. das Weiterschieben der Lettern
                              									in der letzteren nach dem Setzschiffe E erfolgt mittels
                              									des Stöſsers Z, der bei jedem Anschlage einer Taste
                              									bewegt wird. An der Setzrinne W ist noch eine
                              									Reibungsvorrichtung R (Textfig. 1) angebracht, um die Lettern in der Rinne zu halten. Der
                              									Arbeiter nimmt nun von der in der Setzrinne W
                              									vorgeschobenen Letternreihe mittels eines besonderen Werkzeuges einen Theil ab,
                              									schlieſst ihn vermuthlich aus (was unsere Quelle nicht angibt) und schiebt ihn durch
                              									Treten auf M mittels des Kopfes J in das Setzschiff E über, deren breite
                              									einstellbar ist. – Der Erfinder hat auch eine weiterhin zu besprechende
                              									Ablegemaschine construirt, die ebenfalls eine gewisse Einfachheit besitzt, indessen
                              									in Gruppen eingetheilte und mit besonderen Signaturen versehene Lettern
                              									voraussetzt.
                           Zu den Setzmaschinen, bei denen die ausgestoſsenen Lettern durch ihr Eigengewicht
                              									nach der Setzrinne befördert werden, gehört auch die Maschine von J. R. Rogers in Lorain (Ohio, Nordamerika), welche
                              									zugleich die Herstellung einer Stereotypmatrize und das Ablegen der Typen ermöglicht
                              									(* D. R. P. Nr. 48369 vom 12. August 1888). Die Maschine müſste danach als eine sehr
                              									complicirte erscheinen, wenn sie nicht für die Gestalt der Lettern eine
                              									Voraussetzung machte, die ihr wohl nur eine beschränkte Verwendbarkeit verschafft.
                              									Die dabei verwendeten Typen sind nämlich von verschiedener Länge (Fig. 4 Taf. 24) und an
                              									Drähten a (Fig. 3) aufgehängt, die
                              									sich von einem halbkreisförmigen Rahmen b nach einem
                              									senkrechten Rahmen c erstrecken. Diese Typen n können auf diesen Drähten herabgleiten und werden für
                              									gewöhnlich durch einen Sperrmechanismus zurückgehalten, welcher beim Anschlage der
                              									Klaviatur d durch Vermittelung der Drähte e ausgelöst wird. Sind nun auf diese Weise eine Anzahl
                              									Typen n gesetzt, welche sich in der dargestellten Weise
                              									an einander anreihen, unter Einschaltung von Kautschukspatien, so werden sie mittels
                              									des bei f drehbaren Handhebels f1 und des Blockes g auf eine bestimmte Columnenbreite zusammengepreſst, worauf man mittels
                              									des Handhebels i die im Schiffchen v enthaltene Matrizenmasse gegen die Typen andrückt und
                              									so einen Abdruck nimmt.
                           Die Klaviatur d und die Rahmen b und c mit den Drähten a sind nun unter einander derart zu einem Ganzen
                              									verbunden, daſs dieser Theil der Maschine um den Punkt h drehbar ist. Das Ablegen der gesetzten
                              									Typen erfolgt daher einfach dadurch, daſs man die Rahmen bc nach hinten um den Punkt h umklappt,
                              									wodurch die Lettern auf den Drähten a in ihre
                              									anfängliche Lage wieder zurückgleiten und vom Sperrmechanismus wieder gefaſst
                              									werden. Die Rahmen werden darauf mit den geordneten Typen wieder in ihre normale
                              									Lage zurückgebracht und das Setzen kann nach entsprechendem Vorschübe des
                              									Schiffchens v von Neuem beginnen. Von der Matrize wird
                              									dann wie sonst ein Abguſs genommen.
                           Als eine zweite Gruppe lassen sich nun diejenigen Setzmaschinen bezeichnen, bei denen
                              									die ausgestoſsenen Lettern nicht durch ihr Eigengewicht, sondern mittels besonderer
                              									Uebertragungsmittel, wie Transportbänder, Greifer u.
                                 										dgl., nach der Setzrinne gebracht werden.
                           Hier sei zuächst die Setzmaschine von E. Wentscher in
                              									Berlin genannt (* D. R. P. Nr. 43909 vom 17. Oktober 1886), welche auf der
                              										„Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin“
                              									ausgestellt war. Die Vorführung dieser Maschine im Rahmen der
                              									Unfallverhütungsausstellung wurde dadurch ermöglicht, daſs sie als Vorrichtung zur
                              									Verhütung von Bleivergiftung auftrat. Mit der Setzmaschine ist eine selbsthätige
                              									Ausschlieſsvorrichtung verbunden, welche die Aufgabe des mechanischen Ausschlieſsens
                              									anscheinend glücklich löst und welche weiterhin noch zu besprechen sein wird.
                           Die zu setzenden Lettern werden aus ihren Behältern mittels Greifer entnommen und nach der Stelle, an welcher sich der Satz bildet,
                              									geführt. Hierzu war es nöthig, den sehr groſsen Hub, den die Mechanismen zum Greifen
                              									der Lettern in Folge der groſsen Anzahl von Letternbehältern zu machen haben würden,
                              									in kleinere Hübe zu zerlegen, und werden die Lettern daher mehrere Mal durch
                              									kleinere wagerechte und senkrechte Strecken geführt.
                           Diese Letternführung bildet das Merkmal der Setzmaschine, und sei an der Hand des in
                              										Fig. 5
                              									dargestellten Querschnittes der Maschine versucht, dieselbe zu erläutern. Die Lettern sind in den
                              									in drei Reihen 1, 2 und 3
                              									angeordneten Kästen c derart enthalten, daſs sie unten
                              									Mittels der einen Greifergruppe t entnommen werden
                              									können. Da im vorliegenden Falle drei Reihen angenommen sind, so kann von drei
                              									Schriftarten, z.B. Petit, Borgis, Korpus, gesetzt werden, von denen sich die
                              									jeweilig benutzte immer an der Stelle x befindet,
                              									während mit Hilfe des Daumens T und der Stangen S die Schriftart gewechselt wird. Die Greifer bilden
                              									zwei Gruppen, von denen die eine, t, von einer
                              									Curvenfläche der Welle s immer wagerecht, die andere,
                              										w, von dem Getriebe ab
                              									und Nuth r immer derart senkrecht bewegt wird, daſs sie
                              									sich die Lettern übergeben bezieh. abnehmen, so daſs dieselben abwechselnd wagerecht
                              									und senkrecht tiefer nach der Setzrinne geführt werden. Dabei wandern die Lettern
                              									derart, daſs eine Letter ihren Weg beginnt, bevor noch die vorhergehende ihr Ziel
                              									erreicht hat. Die Letternentnahme erfolgt durch Anschlag der Tasten g, wobei durch Zurückziehen der Stange l der betreffende Letternbehälter c seine Unterstützung bei m verliert und herabsinkt, so daſs der betreffende Greifer t bei seiner Bewegung hindurchtreten und eine Letter
                              									entnehmen kann. Das Wiederheben des Behälters erfolgt vom Letterngreifer w aus. Nach jedem Worte wird ein besonderer Hebel
                              									geschaltet und hierdurch die weiterhin zu besprechende Ausschlieſsvorrichtung in
                              									Bewegung gesetzt. Die Maschine wird durch einen Motor betrieben, und wird die Welle
                              										s bei jedem Tastenanschlage für eine Tour mit der
                              									Antriebscheibe gekuppelt, doch kann die Bewegung der Welle eine continuirliche
                              									werden, wenn die folgende Taste bereits angeschlagen ist, ehe die Tour vollständig
                              									beendet ist.
                           Die ausgestellte Maschine ist das erste ausgeführte Exemplar, und hat sich zur
                              									weiteren Ausführung ein „Consortium Setzmaschine Wentscher“ Berlin, Friesenstraſse Nr. 5,
                              									gebildet, das die ersten Maschinen im flachsten Jahre in Betrieb zu bringen hofft.
                              									Die Buchdruckereibesitzer, welche bei Gelegenheit der Generalversammlungen von
                              									Berufsgenossenschaft und Buchdruckerverein die Unfallverhütungsausstellung
                              									besuchten, verweilten mit besonderem Interesse bei dieser Maschine und erkannten den
                              									darin liegenden Fortschritt gegenüber früheren Lösungsversuchen rückhaltlos an. Ein
                              									endgültiges Urtheil über die Maschine dürfte indeſs noch verfrüht sein.
                           Von einem wesentlich anderen Gesichtspunkte geht A.
                                 										Lagerman in Jonköping bei der Construction seiner seit etwa zwei Jahren in
                              									Gebrauch befindlichen Setzmaschinen aus. Er stellte sich die Aufgabe, gegenüber den
                              									theuren, vieltheiligen Setzmaschinen, denen noch allerlei besondere Bedingungen
                              									anhängen, eine kleine billige Maschine zu schaffen, welche in Verbindung mit dem
                              									jetzt gebräuchlichen Setzkasten benutzt werden soll. Die Textfig. 2 (L'imprimerie, 1889 Nr. 368)
                              									zeigt diese Lagerman'sche Anordnung, und hat der Setzer
                              									dabei weiter nichts zu
                              									thun, als die ergriffene Letter in einen am vorderen Rande des Setzkastens, da wo
                              									der Setzer stellt, angebrachten Beschickungstrichter zu werfen, ohne Rücksicht auf
                              									deren Lage. Die Richtigstellung der Letter und die Führung in das Setzschiff besorgt
                              									die kleine Maschine. Von der Art des Arbeitens der letzteren mag das Folgende einen
                              									Begriff geben.
                           Der Beschickungstrichter ist mit einer unteren Oeffnung versehen, welche gerade groſs
                              									genug ist, um eine einzelne Type der Länge nach hindurchgleiten zu lassen. Unter
                              									dieser Oeffnung ist ein sehr genau ausbalancirter Hebel angebracht, welcher durch
                              									den Aufschlag der Type einen elektrischen Strom schlieſst und auf einen
                              									Elektromagneten in der Weise einwirkt, daſs die Armatur desselben den Mechanismus
                              									antreibt. Dieser letztere wird von einem Motor so betrieben, daſs derselbe eine
                              									einzelne Umdrehung macht und dann wieder stillsteht. Während dieser Umdrehung wird
                              									die Type zwischen zwei Armen gefaſst, welche dieselbe nach rechts führen, um unter
                              									dem Trichter Platz für die nächste Type zu schaffen und um die Type in eine gewisse
                              									Stellung zwischen dem Maschinen bette und einem mit einer Feder versehenen Hebel zu
                              									bringen.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 274, S. 464
                              
                           Steht die Schrift der Type in dieser Stellung nach unten, so wird die Type von der
                              									Maschine nach oben gedrückt, und zwar durch einen von unten her gesteuerten Hebel.
                              									Wenn aber die Schrift der Type richtig, d.h. nach oben steht, so wird die Type durch
                              									eine in ihren Einschnitt eingreifende Klinke festgehalten, so daſs dieselbe nicht
                              									nach oben gedrückt werden kann. Nach dieser Operation kommt die Maschine zum
                              									Stillstande, bis die nächste Type durch den Trichter gleitet und die Maschine wieder
                              									in Bewegung setzt. In diesem Augenblicke wird die erste Type von einer auf einer
                              									kleinen wagerechten Welle montirten Zange erfaſst, welche dieselbe weiter nach
                              									rechts führt.
                           
                           Wenn nun die Schrift der Type nach unten stand, so daſs die Type vorher nach oben
                              									gedrückt war, so stöſst die Type gegen eine Stange, wodurch die Zange etwas aus
                              									ihrer senkrechten Lage gebracht wird, und gleichzeitig greift das andere Ende der
                              									Welle in eine feststehende Zahnstange ein, welche während der Bewegung der Maschine
                              									die Welle mit der Zange eine halbe Umdrehung machen läſst und so die Type richtig
                              									stellt. Bevor die Zange die Type losläſst, wird die letztere wieder zwischen dem
                              									Bette der Maschine und einem dem vorigen ähnlichen Hebel festgelegt. Stand die
                              									Schrift der Type jedoch richtig, d.h. nach oben, so stöſst dieselbe nicht gegen die
                              									Stange, die Zange macht keine halbe Umdrehung und die Type wird einfach zwischen
                              									Bett und Hebel eingebracht.
                           Nun kann aber der Einschnitt oder die Signatur entweder nach rechts oder links stehen
                              									und der dritte Schritt der Maschine, d.h. wenn die dritte Type durch den Trichter
                              									niedergefallen ist, besteht darin, diesen Einschnitt richtig zu stellen.
                           Der federnde Hebel und der Theil des Bettes, zwischen welchen die Type gehalten wird,
                              									sind mit Rippen versehen, durch welche (mittels ihrer Signatur) die Type in dieser
                              									Stellung gehalten wird. Stöſst die Type nun bei ihrem weiteren Transporte nach
                              									rechts gegen einen Vorsprung, welcher dieselbe auf die flache Seite dreht, so hält
                              									der federnde Hebel die Type in dieser Stellung, bis dieselbe jetzt in vollständig
                              									richtiger Stellung in die Rinne eingelegt wird, welche nach dem Setzschiffe führt.
                              									Dieses endet den dritten Schritt der Maschine, mit der Zeit bildet sich in der Rinne
                              									eine lange Letternreihe, zwischen deren Wörtern Spatientypen von gleicher Dicke
                              									eingeschaltet sind, und Welche durch andere Zwischenstücke in Zeilen abgetheilt ist.
                              									Diese feilen werden dann auf der weiterhin zu besprechenden, von der vorlegenden
                              									Maschine völlig getrennten Ausschlieſsvorrichtung mechanisch ausgeschlossen.
                           Diese Lagerman'sche Setzmaschine, mittels welcher
                              									stündlich 4500 bis 5000 Lettern gesetzt werden können, kam zuerst 1887 in der
                              									Centraldruckerei in Stockholm in Betrieb, und haben sich in Amerika und England
                              									Actiengesellschaften, Lagerman Typotheter and Justifier
                                 										Comp. Lim., mit bedeutenden Geldmitteln zur Ausbeutung der Patente
                              									gebildet, welche gleichzeitig die Construction geeigneter Werkzeugmaschinen
                              									begannen. In England arbeiten die ersten Lagerman'schen
                              									sogen. Typotheter mit bestem Erfolge in der Druckerei
                              									von R. Clay and Sons in London. Für Skandinavien ist
                              									durch Vermittelung der Firma Gustav Carlston in
                              									Stockholm gleichfalls eine Actiengesellschaft in der Bildung begriffen (Journal für Buchdruckerkumt, 1889 Nr. 9 und 10).
                           Der Preis der Lagermanschen Setzvorrichtung, deren
                              									Billigkeit gegenüber den sonstigen Setzmaschinen ein wesentlicher Vorzug ist,
                              									beträgt etwa 1300 M. bei einer Gröſse von 20 zu 30cm.
                           
                           Eine interessante, geistreiche Lösung der Frage der Setz- und Ablegemaschinen gibt
                              									auch die Maschine von F. Praunegger in Graz (* D. R. P.
                                 									Nr. 45517 vom 4. November 1887). Der Constructeur ging davon aus, die Bewegungen des
                              									menschlichen Armes nachzuahmen, und bildet daher das Charakteristische der Maschine
                              									ein in der Mitte derselben angeordneter Letterntransporthebel, welcher beim Anschlage der Tasten nach rechts oder
                              									nach links ausschlägt, um die betreffende Letter abzuholen und in das Zeilenfach
                              									einzulegen. Die Lettern sind, wie Fig. 6 bis 8 Taf. 24 zeigen, in
                              									Kästen k enthalten, welche radial an einem Ringstücke
                              										C1 anstehen, dessen
                              									Krümmung dem Schwingungsbogen des Letterntransporthebels entspricht. Zwischen den
                              									Kästen und dem Ringstücke ist für jeden Kasten ein Sperrmechanismus C eingeschaltet, welcher im Ringstücke um den Zapfen
                              										c drehbar ist und aus den Seitenwänden c2 und Hinterwand c1 mit Ansatz c3 besteht. Die Fig. 7 zeigt
                              									die Normalstellung des Letternlostrennapparates, bei welcher Stellung dieser eine
                              									Fortsetzung des Letternfaches k bildet und die
                              									vorderste Letter in denselben übertritt, welche dabei noch von dem kleinen Ansätze
                              										k1 gestützt
                              									wird.
                           Der Antrieb der Maschine erfolgt durch eine Kurbelwelle mit Trittbewegung, wodurch
                              									ein Mechanismus in beständiger Bewegung erhalten wird. Wird nun die der zu setzenden
                              									Letter entsprechende Taste einer Klaviatur angeschlagen, so wird der
                              									Bewegungsmechanismus des Letterntransporthebels mit dem oben genannten beständig
                              									bewegten Mechanismus gekuppelt, der Letterntransporthebel schwingt aus seiner
                              									Mittellage (Mittellinie der ganzen Maschine) nach rechts oder links bis an das
                              									betreffende Letternfach k aus, worauf ein an ihm
                              									sitzender beweglicher Arm c5 (Fig.
                                 										7) sich in die Höhe bewegt, und durch Gegenlage gegen den Ansatz c3 des
                              									Letternlostrennapparates diesen entgegen der Feder c4 um seinen Zapfen c
                              									dreht. Dadurch gleitet die vorderste Letter vom Ansätze k1 ab und fällt herab in den Behälter des
                              									Letterntransporthebels, welcher jetzt in seine Mittellage zurückkehrt und in dieser
                              									die Letter freigibt, die nun durch einen Kanal nach dem Setzschiffe gleitet.
                           Zu bemerken ist noch, daſs das Einrücken für den Antriebsmechanismus des
                              									Letterntransporthebels, um ein sicheres taktmäſsiges Zusammenarbeiten des das Pedal
                              									tretenden Fuſses und der die Tasten anschlagenden Hand zu ermöglichen, immer in dem
                              									Augenblicke geschehen muſs, wo die Kurbel der Antriebswelle durch den tretenden Fuſs
                              									auf den tiefsten Punkt gebracht ist, daſs man also in diesem Augenblicke die
                              									betreffende Taste niederdrücken muſs. Die ganze Maschine ist im Uebrigen eine
                              									hübsche, gut durchdachte Construction, wenn sie auch in einigen Theilen etwas
                              									vieltheilig ist. Dieses Prinzip des Letterntransportes hat der Constructeur auch für
                              									eine Ablegemaschine verwendet, welche weiterhin zu besprechen sein wird.
                           
                           Von den Letternsetzmaschinen ist nun noch eine der lebensfähigsten Constructionen zu
                              									nennen, die Maschine von J. Thorne, welche auch auf der
                              									diesjährigen Weltausstellung in Paris ausgestellt war. Die Maschine ist indeſs keine
                              									neue Erfindung, und wurde schon 1882 in diesem Journal über dieselbe berichtet (1882
                              										243 * 387 und 464). Dieselbe hat aber neuerdings
                              									wesentliche Verbesserungen erhalten, und wird jetzt in Amerika von der Thorne Machine Company in Hartford (Conn.) und in
                              									England von dem Type Setting Syndicate Limited in
                              									London gebaut. Für diese Vervollkommnungen sind den genanten Gesellschaften in
                              									Deutschland Patente unter den Nummern 44472, 45055 und 45199 vom 25. Oktober 1887
                              									und 46427 vom 20. April 1888 ertheilt worden.
                           Das Wesentliche der Bauart der Maschine, in welcher Typen-Setz- und -Ablegemaschine
                              									vereinigt sind, der Tastenbrettmechanismus und die senkrecht über einander liegenden
                              									Typencylinder, darf nach dem Berichte 1882 243 * 387 als
                              									bekannt vorausgesetzt werden. Die Vervollkommnungen betreffen nun in der Hauptsache
                              									einerseits das Einfüllen und die Anordnung der Typen im Ablegecylinder und die
                              									Transportvorrichtung des letzteren, andererseits die richtige Ueberführung der
                              									Lettern von dem rotirenden Tische in den Winkelhaken und die Anordnung des
                              									Setzschiffes, in das die Lettern aus dem Winkelhaken übergeschoben werden. Diese
                              									neue Bauart der Maschine zeigt die Textfig. 3 und ist
                              									in derselben mit A der Antrieb für den
                              									Ueberführungsmechanismus der Lettern nach dem Winkelhaken K und mit B der Antrieb für den neuen
                              									Transportmechanismus B1
                              									des Ablegecylinders C bezeichnet.
                           Dieser letztere wie der Setzcylinder C1 sind mit den senkrechten, die Lettern enthaltenden
                              									Nuthen C2 versehen, und
                              									sind in der auf der Ausstellung befindlichen Maschine 90 solcher Nuthen in jedem
                              									Cylinder vorhanden. Das Tastenbrett hat dementsprechend ebenfalls 90 Tasten, durch
                              									deren Anschlag bekanntlich die untersten Lettern aus den Nuthen heraus auf den
                              									rotirenden Tisch D befördert werden. Wie ein Vergleich
                              									der Textfigur mit der Fig. 21 Taf. 32 in Bd.
                              									243 zeigt, sind auch diese Hebelverbindungen HH1
                              									JF und G zwischen dem
                              									Tastenbrette und den Letternauswerfern wesentlich vereinfacht, und gerathen nach
                              									Aussage des Fabrikanten nicht leicht in Unordnung.
                           Von dem rotirenden Tische D gelangen die Lettern auf das
                              									endlose Transportband z, das um die Scheibe E läuft und die Lettern nach dem Winkelhaken K führt. Um nun die Lettern auf diesem Wege in Ordnung
                              									zu halten, sind am Bande z Seitenführungen angebracht
                              									und der so gebildete Kanal ist mit nach unten keilförmig verstärkten Platten
                              									überdeckt, welche zwischen sich und dem Bande z nur
                              									Raum für eine Type lassen, so daſs etwa auf einander liegende Lettern in eine
                              									einzige Ebene gebracht werden. Um aber nun derartig neben einander auf dem Bande z liegende Lettern alle hinter einander anzuordnen,
                              									müssen die Lettern jetzt eine aus zwei ovalförmigen Rädern bestehende
                              									Trennvorrichtung r passiren, welche nur je eine Letter
                              									durchgehen läſst.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 274, S. 468
                              
                           Von dem Transportbande z werden die Lettern bei der
                              									amerikanischen Bauart wie früher durch ein Heberad in den Winkelhaken gehoben,
                              									während bei der englischen Ausführung die in Fig. 9 und 10 Taf. 24 dargestellte
                              									Stöſsereinrichtung zur Verwendung gelangt. Zwischen Leisten wird hier eine Plattet
                              									von einem Excenter senkrecht auf und ab geführt, welche oben den Stöſser c trägt, auf den zur gröſseren Sicherheit ein Schieber
                              										d die mit dem umlaufenden Bande z ankommende Letter a
                              									überschiebt. Der Stöſser c ist an seiner dem
                              									Transportbande z zugekehrten Seite der Scheibe e entsprechend gestaltet, macht eine sehr rasch auf und ab
                              									gehende Bewegung und hebt so die Letter a unter die die
                              									vorher gehobenen Lettern haltende Feder i und unter den
                              									Haken h, damit die Zeile bildend.
                           Auf diese Weise wird die Letternreihe im Winkelhaken K
                              									nach dem Setzschiffe M überführt, wo von einem zweiten
                              									Arbeiter, der gegenüber dem Spatienkasten N seinen
                              									Platz hat, die Justirung vorgenommen wird. Die Spatien werden dem Kasten durch ein
                              									Pedalwerk O entnommen, und müssen im Uebrigen
                              									Correcturen wie früher vorgenommen werden. Bezüglich der Einrichtung des
                              									Setzschiffes M sei auf die Patentschrift Nr. 44472
                              									hingewiesen. Ferner ist noch eine Neuerung zu nennen, die indeſs in unserer
                              									Textfigur nicht ersichtlich ist und die die Einfügung seltenerer Typen betrifft. Zu
                              									dem Zwecke ist über der inneren Kante des Tastenbrettes ein Typenkasten angebracht,
                              									aus dem der Setzer nach Bedarf mittels Schieber Lettern ausstöſst, die in einen nach
                              									dem rotirenden Tische D führenden Trichter fallen und
                              									so zwischen die übrigen Lettern eingefügt werden.
                           Das Ablegen des Satzes und das Füllen der Kanäle des
                              									Ablegecylinders C ist bereits in Bd. 243 S. 388
                              									behandelt worden, und ist dem nur noch hinzuzufügen, daſs die Bewegung des
                              									Ablegecylinders eine genau geregelte geworden ist, und der Cylinder eine rasche Vor-
                              									und eine langsame Nacheinstellung erhält. Der Setzcylinder ist oben, da wo der
                              									Ablegecylinder bezieh. die abzulegenden Lettern auf ihm schleifen, mit
                              									auswechselbaren stählernen Platten versehen, und wird bei gefülltem Kanäle des
                              									Ablegecylinders die unterste Letter fest genug auf den Setzcylinder aufgedrückt, um
                              									in ihren zugehörigen Kanal hineinzufallen. Verringert sich die Letternsäule im
                              									Ablegecylinder C, so müssen Nachrücker in Gestalt von
                              									runden Bolzen angewendet werden.
                           Diese Thorne'sche Setz- und Ablegemaschine bedarf zur
                              									Bedienung dreier Personen, einer, welche die Tasten anschlägt, einer zweiten, welche
                              									die Zeilen ausschlieſst, und eines Lehrlings, welcher den Ablegecylinder versorgt.
                              									Das Anschlagen der Tasten, das nicht ermüdend ist und von Frauen besorgt werden
                              									kann, bedarf natürlich einer Lernzeit, derart, daſs ein Setzer nach etwa drei Wochen
                              									gegen 4000 Lettern in der Stunde setzen kann, während er bei vollkommener
                              									Geschicklichkeit etwa 10000 bis 12000 Lettern in der Stunde zu setzen vermag; in
                              									vielen Fällen können mehrere Tasten zugleich angeschlagen werden. Die Maschine würde
                              									damit bei einem Preise von 8000 M. eine Ersparniſs von etwa 25 Proc. gegenüber dem
                              									gewöhnlichen Setzen bieten. Was die Abmessungen der Maschine anbetrifft, so haben
                              									die Typencylinder etwa 380mm Durchmesser, das
                              									Gewicht der Maschine beträgt gegen 400k bei einer
                              									Höhe von 1m,67 und einem Platzbedarfe von 0qm,75. Für die praktische Brauchbarkeit der
                              									Maschine spricht auſser dem Absatze in Amerika auch der Umstand, daſs in England im
                              									Laufe eines Jahres mehr als 30 Maschinen abgesetzt sind.
                           
                        
                           
                           2) Ausschlieſsvorrichtungen.
                              								
                           An selbsthätigen Ausschlieſsvorrichtungen liegen zwei Constructionen vor, welche
                              									beide bereits praktische Bedeutung gewonnen haben und sich auch bei weiterer
                              									Erprobung als brauchbar erweisen dürften. Die eine Anordnung ist von E. Wentscher in Berlin erfunden (* D. R. P. Nr. 47820
                                 									vom 17. Oktober 1886) und die andere gehört der Lagerman
                                    										Typotheter and Justifier Comp. Lim. in London (* D. R. P. Nr. 47861 vom 12.
                                 									August 1888) an. Beide wurden bereits bei Besprechung der betreffenden Setzmaschinen
                              									erwähnt.
                           Bei der Wentscher-Construction ist davon ausgegangen,
                              									daſs zum zweckmäſsigen maschinellen Ausschlieſsen die Zeile in Wörter zerlegt und
                              									durch eine mechanische Vorrichtung jedem Worte das entsprechende Ausschluſsstück
                              									hinzugefügt werden muſs, worauf die Wörter wieder zur Zeile vereinigt werden. Um
                              									dies zu ermöglichen, ist den Buchstaben und Ausschlieſsungen systematische Dicke gegeben, und zwar ist als Einheit das
                              									Viertel-Millimeter gewählt und als kleinstes Ausschluſsstück für die Schrift der
                              									Ausstellungsmaschine (Borgis) ein solches von 1mm
                              									Dicke. Dann folgen Ausschlieſsungen von 1½, 2, 2½
                              									und 3mm Dicke. Jede dieser Ausschluſssorten ist in
                              									einen senkbaren Kanal gefüllt, und die Ausschiuſskanäle sind so gestellt, daſs eine
                              									die einzelnen Wörter enthaltende Trommel unter ihnen hinweggeführt werden kann.
                           Wie bereits bei der Setzmaschine von E. Wentscher
                              									erwähnt, wird beim Setzen nach jedem Wort ein besonderer Hebel bethätigt und dadurch
                              									das eben vollendete Wort in einen der Kanäle einer Trommel hineinbefördert, und die
                              									Trommel um einen Kanal weiter gerückt. Diese Trommel ist um eine senkrechte Achse
                              									drehbar und an ihrem Umfang mit etwa 50 senkrechten Kanälen in gleichem Abstande von
                              									einander für die einzelnen Wörter versehen. Wenn nun eine Zeile nahezu gesetzt ist,
                              									ertönt ein Glockenzeichen und der Setzer kann sich entschlieſsen, ob er das ganze
                              									nächste Wort oder einen Theil desselben noch in die Zeile bringen, oder ob er
                              									abschlieſsen und die Zeile aussperren will. Der Setzer dreht nun eine seitlich
                              									angebrachte Kurbel einmal, und hierdurch wird ein ziemlich complicirter Mechanismus
                              									bethätigt, welcher veranlaſst, daſs je nach Gröſse des übrig bleibenden Raumes der
                              									eine oder der andere Kanal vorrückt, und auf jedes Wort der in Umdrehung versetzten
                              									Trommel ein Ausschluſsstück abgibt. Die Vorrichtung arbeitet so vollkommen, daſs in
                              									den zahlreichen Fällen, wo der Raum zwischen den Wörtern nicht ganz gleich ausfallen
                              									kann, die ersten Zwischenräume mit dünneren, die letzten mit den nächstdickeren
                              									Ausschluſsstücken gefüllt werden, so daſs stets dieselbe Zeilenbreite erzielt
                              									wird.
                           Aus der Trommel, welche in ununterbrochener Umdrehung begriffen ist, da hinten stets
                              									neue Wörter hinzukommen, werden die mit Ausschlieſsungen versehenen Wörter, eins
                              									nach dem andern, herausbefördert, aneinander gereiht und als vollständige Zeile auf ein
                              									schräg stehendes, an der oberen Langseite offenes Schiff befördert. Auf diesem
                              									Schiff sind feststehende Messingregletten in Abständen, welche dem Schriftkegel
                              									entsprechen, angebracht, und zwischen diesen wird eine Zeile nach der andern
                              									eingefügt. Wenn eine Rinne die ihr zukommende Zeile aufgenommen hat, rückt das
                              									Schiff um den Betrag einer Rinne weiter, bis es gefüllt ist.
                           „Spationiren“ kann die Maschine nicht; dafür aber kann eine Schrift mit
                              									seitlichem Fleisch, der also gewissermaſsen die Spatien „angegossen“ sind,
                              									zur Verwendung kommen. Solche Schriften sind schon hier und da in Gebrauch, haben
                              									sich aber freilich für gewöhnliche Zwecke wenig bewährt.
                           Das Ablegen der Schrift bezieh. das Wiedereinfüllen in Röhren wird durch eine
                              									Ablegemaschine ausgeführt, die in ähnlicher Weise wie die von Fischer (Gutenberg-Kommandit-Gesellschaft in Bielefeld)
                              									die einzelnen Buchstaben, auf Grund verschieden gestellter Signaturen sortirt und in
                              									die Kanäle zurückführt.
                           Die vorstehenden Angaben sind zum Theil der Papierzeitung, 1889 Nr. 67, entnommen, da dem Referenten eine weitere
                              									Besichtigung der Ausstellungsmaschine nicht möglich war, indem die Maschine bereits
                              									6 Wochen vor Schluſs der Ausstellung abgeholt wurde. Die Angaben werden aber
                              									genügen, um einen Begriff der Ausschlſsvorrichtung zu geben, und darf daher mit
                              									Interesse der weiteren Entwickelung der zur Zeit allerdings noch nicht völlig
                              									durchgearbeiteten Wentscher'schen Maschine entgegen
                              									gesehen werden.
                           In anderer Weise verfährt Lagerman bei seiner
                              									Ausschlieſsvorrichtung. Während bei Wentscher die
                              									einzelnen Wörter getrennt geführt werden und jedem Worte die zum fertigen Ausschluſs
                              									nöthige Spatie aufgelegt wird, werden bei Lagerman die
                              									Wörter wie sonst zu Zeilen vereinigt, und zwischen die Wörter Spatien ein und
                              									derselben Dicke vorläufig eingelegt. In diesem Zustande wird das Setzschiff mit den
                              									Typenreihen auf den Ausschlieſsapparat übertragen, wie unsere Textfigur 4 rechts zeigt. Auf demselben liegt es
                              									derart geneigt, daſs die Kopfenden der Lettern dem Setzer zugekehrt sind, und
                              									befindet sich dabei die vorderste Zeile über dem Finger eines auf und ab bewegten
                              									Schiebers. Ueber dem vorderen Theile des Setzschiffes sind drei Kanäle angeordnet,
                              									in denen Spatien verschiedener Dicke enthalten sind, die je nach Erforderniſs an
                              									Stelle der im Satz enthaltenen Spatien gesetzt werden. Für die Praxis genügen zum
                              									Ausschlieſsen halbe, Drittel- und Viertel-Gevierte, und sind deshalb auch nur drei
                              									Spatienkanäle vorgesehen, doch kann zur gröſseren Bequemlichkeit noch eine vierte
                              									Gröſse benutzt werden.
                           Der Setzer verfährt nun beim Ausschlieſsen folgendermaſsen: Nachdem die vorderste
                              									Zeile in die bereits genannte Lage gebracht ist, drückt der Setzer durch Bewegen
                              									eines Hebels einen hakenförmigen Finger auf die oberste Letter der vordersten Zeile
                              									und schiebt diese letztere in eine gewisse Lage nach aufwärts. Der hakenförmige
                              									Finger zeigt dabei durch einen auf einer elliptisch gestalteten Scala spielenden
                              									Zeiger dem Setzer an, ob die betreffende Zeile zu lang oder zu kurz ist, und in
                              									welchem Maſse die Spatien ausgewechselt und welche von den verschiedene Arten der
                              									Zwischentypen zwischen die Wörter der Zeile eingeführt werden müssen, um die
                              									vorgeschriebene Zeilenlänge zu erhalten. Hat der Setzer so erkannt, in welchem Maſse
                              									die Auswechselung der Spatien stattfinden muſs, so stellt er einen zweiten Zeiger
                              									entsprechend ein, der in unserer Textfig. 4 links
                              									oben von dem auf der eiförmigen Scala spielenden Zeiger ersichtlich ist, und dreht
                              									an dem rechts ersichtlichen Handrade. Dadurch wird mittels eines in der
                              									Nuthcurvenscheibe geführten Hebels ein Schieber gegen, die emporgeschobene Zeile
                              									bewegt, der vorn eine keilartige Nase zum Ausstoſsen der vorläufig gesetzten Spatie
                              									und dahinter eine Vertiefung zur Aufnahme der nun einzuschiebenden Spatie
                              									besitzt.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 274, S. 472
                              
                           Die Entnahme der einzuführenden Spatien aus den drei Behältern
                              									erfolgt gemäſs der Einstellung des zweiten Zeigers.
                           
                           Dieses Ausstoſsen der alten und Einführen der neuen Spatien wird für einige oder alle
                              									Wortzwischenräume der Zeile wiederholt, wobei der die Längenänderung angebende
                              									Zeiger bei jedem Spatienersatz seine Stellung ändert, bis er in seine Nullstellung
                              									gelangt, welche anzeigt, daſs die Zeile nunmehr die vorgeschriebene Länge besitzt.
                              									Die auf diese Weise fertig geschlossene Zeile wird sodann durch einen wagerecht
                              									bewegten Schieber in das Setzschiff übergeschoben (Textfig.
                                 										4 links oben), in welchem die Zeilen zu Columnen geschlossen, und
                              									gewünschtenfalls mit Durchschüssen in selbsthätiger Weise versehen werden.
                           Das Ausschlieſsen wird also in derselben vollkommenen Weise durchgeführt, wie beim
                              									gewöhnlichen Setzen, und dürfte sich das Lagerman'sche
                              									Setz- und Ausschlieſsverfahren ohne Schwierigkeit in die Praxis einführen, zumal
                              									lediglich hinsichtlich der Spatien eine Vorbedingung gemacht ist. Auch der Preis ist
                              									gegenüber den sonstigen Setzmaschinen gering, derjenige der Ausschlieſsvorrichtung
                              									beträgt etwa 2350 Mark. Diese Eigenschaften der Billigkeit und der Anpassung an das
                              									zur Zeit übliche Setz verfahren lassen das Lagerman'sche Verfahren als ein Verbindungsglied zwischen dem letzteren und
                              									den vieltheiligen theueren Setz- und Ablegemaschinen erscheinen, und gewähren ihm
                              									eine sehr aussichtsreiche Zukunft.
                           
                        
                           3) Lettern-Ablegemaschinen.
                              								
                           Während sich brauchbare Setzmaschinen für die jetzt gebräuchlichen Typen ohne zuviel
                              									Schwierigkeiten bauen lassen, liegt die Sache für die Ablegemaschinen nicht so
                              									einfach und setzen hier die Erfinder zum selbsthätigen Ablegen meist systematisch
                              									abgestufte bezieh. mit besonderen Signaturen versehene Lettern voraus. So ist dies,
                              									wie bereits erwähnt, der Fall bei der Thorne'schen
                              									Ablegemaschine, und ebenso bei derjenigen von Mc Millan
                              									in Ilion, New York (* D. R. P. Nr. 41126 vom 17. August 1886), dessen Setzmaschine
                              									am Eingang dieses Berichtes behandelt wurde. Diese Millan'sche Maschine ist eine Verwandte der Thorne'schen Maschine, insofern als sich hier der Ablegecylinder innerhalb eines die Letternsetzkanäle enthaltenden
                              									Ringes dreht. Wie Fig. 12 Taf. 24 zeigt, sind die abzulegenden Lettern in radialen Kanälen
                              										c der sich langsam drehenden Scheibe L enthalten, und werden von dem von Feder M beeinfluſsten Schieber N
                              									gegen die Zapfen j und k
                              									zweier Schieber O und P
                              										(Fig. 11
                              									Taf. 24) angedrückt, welche in einer Aussparung i der
                              									Scheibe L dadurch auf- und absteigen, daſs ihre Zapfen
                              										s in Nuthen l und m des festliegenden Ringes Q geführt werden. Die Lettern besitzen Signaturen, wie sie Fig. 11 zeigt, und es ist
                              									leicht ersichtlich, daſs, sobald die Daumen j und k eine gleiche Lage wie die Signaturen haben, die
                              									vorderste Letter zufolge des Federdruckes (M) in den
                              									Setzkanal W übergeschoben wird, welche Kanäle später
                              									der Setzmaschine wieder
                              									vorgelegt werden. Folgen bei diesem Ueberschieben zwei Lettern desselben Buchstabens
                              									auf einander, so werden beide unmittelbar hinter einander übergeschoben. Da die
                              									Scheibe L ungefähr eine Umdrehung in 1½ Minuten macht,
                              									kann der Arbeiter das Einfüllen des abzulegenden Satzes während des Umlaufs
                              									vornehmen. Wie weit sich dieses Ueberschieben der Lettern glatt vollzieht, kann
                              									natürlich nur die Praxis entscheiden; im Uebrigen erscheint die Maschine etwas
                              									sperrig und dürfte durch die wagerechte Bauart viel Raum einnehmen.
                           In ähnlicher Weise wie bei Thorne und Millan findet das Ablegen des Satzes bei der Maschine
                              									von R. Winder in Bolton statt (* D. R. P. Nr. 47469 vom
                                 									30. Oktober 1888). Auch hier werden mit besonderen Signaturen versehene Typen
                              									vorausgesetzt, die einzeln vom abzulegenden Satz auf ein schräges Letternbrett
                              									gleiten und hier der Einwirkung von mit Daumen besetzten Armen derart unterliegen,
                              									daſs die Daumen bei Uebereinstimmung mit den Lettern-Signaturen durch die letzteren
                              									hindurchtreten und dadurch die Letter freigeben, die darauf durch ihr Eigengewicht
                              									in den Setzkasten gleitet.
                           Gegenüber diesen, besondere Lettern bedingenden Constructionen hat die Ablegemaschine
                              									von F. Praunegger in Graz (* D. R. P. Nr. 45056 vom 4.
                                 									November 1887) den Vortheil, für gewöhnlichen Satz verwendbar zu sein, welchem
                              									Vortheil allerdings eine gröſsere Complicirtheit als Nachtheil gegenüber steht. Die
                              									Maschine bildet eine völlige Umkehrung der weiter oben genannten Setzmaschine
                              									desselben Erfinders, so daſs wieder ein Lettern-Lostrennapparat und der in der Mitte der Maschine gelagerte,
                              									wagerecht schwingende Lettern-Transporthebel die
                              									charakteristischen Theile der Maschine bilden. Der nur wenig abgeänderte
                              									Lettern-Lostrennapparat nimmt wieder die vorderste Letter des abzulegenden Satzes in
                              									sich auf, und bricht bei jeder Umdrehung der Maschine eine Letter vom Satze ab,
                              									welche darauf in den Behälter des Transporthebels fällt. Ungefähr zur gleichen Zeit,
                              									wo das Lostrennen der vordersten Letter erfolgt, muſs die entsprechende Taste der
                              									Klaviatur angeschlagen werden, so daſs der Transporthebel mit der empfangenen Letter
                              									durch den früher beschriebenen Antrieb nach rechts oder links aus seiner Mittellage
                              									ausschwingt, bis er vor dem der betreffenden Letter entsprechenden Fache aufgehalten
                              									wird und hier die Letter freigibt, welche nun in ihren Kanal gleitet.
                           Dem Vortheil der Maschine, für gewöhnlichen Satz verwendbar zu sein, ist noch
                              									hinzuzufügen, daſs auch der Lettern-Trennapparat einfach ist, und gegenüber den für
                              									Typen mit besonderen Signaturen bestimmten, selbsthätig arbeitenden Mechanismen
                              									nicht leicht in Unordnung gerathen dürfte. Dem gegenüber fallen allerdings die
                              									diesem Lettern-Ablegesystem anhaftenden höheren Betriebskosten wesentlich ins
                              									Gewicht, da bei nahezu gleichem Zeitaufwand die Maschine mehr als einer Person zur
                              									Bedienung bedürfen wird.
                           
                           Als Lettern-Ablegemaschine ist auch noch die Rogers'sche
                              									Maschine zu nennen, deren Typen-Ablegen bereits bei Besprechung der Setzmaschine
                              									Erledigung gefunden hat.
                           
                        
                           4) Linotype-Setzmaschine.
                              								
                           Am Schlusse unseres Berichtes sei nun noch über eine amerikanische Erfindung von
                              									bereits in der Praxis erwiesenem Werthe berichtet, welche unter dem Namen Linotype- oder Mergenthaler's Setzmaschine den betheiligten
                              									Kreisen in Amerika und in jüngster Zeit auch in London vorgeführt worden ist. Die
                              									Behandlung dieser Maschine am Schlusse des Berichtes und getrennt von den
                              									Setzmaschinen rechtfertigt sich damit, daſs sich diese Maschine von den
                              									Typensetzmaschinen dadurch wesentlich unterscheidet, daſs sie eine Matrizen-Setz-
                              									und Grieſsmaschine zugleich ist, welche auſserdem die Matrizen nach Vollendung des
                              									Gusses selbsthätig wieder vertheilt, so daſs sie wieder zum Gebrauch bereit gestellt
                              									sind. Der Erfinder dieser Maschine, Ottmar
                                 										Mergenthaler, ist ein Deutscher (Württemberger), welcher ursprünglich
                              									Uhrmacher war, 1872 im Alter von 18 Jahren nach Amerika (Baltimore) ging, und sich
                              									hier der Construction von Setzmaschinen zuwandte. Er hat nahezu 15 Jahre an der
                              									Vollendung seiner Maschine gearbeitet, und dabei gegen 220 Patente (darunter die
                              									Deutschen Patente Nr. 42171, 40857, 34901, 34575, 32586 und 32346) zum Schütze
                              									seiner Maschine in allen ihren Einzelheiten genommen, unter einem Aufwände von
                              									ungefähr 300000 Dollars (The Engineer, 1889 Bd. 68 S.
                              									34). Diese Zahlen zeigen, wie viel Geld und Mühe aufgewendet werden muſsten, um die
                              									Maschine auf ihren gegenwärtigen Standpunkt der Vollendung zu bringen. Bei der
                              									vorliegenden Besprechung der Maschine ist uns ein Eingehen auf Einzelheiten
                              									natürlich ebensowenig möglich wie früher, doch werden die Textfig. 5 und die Fig. 13 bis 19 Taf. 24
                              									genügen, um einen hinreichenden Einblick in den Arbeitsgang der Maschine zu geben.
                              									Hinsichtlich der Einzelheiten sei noch auf die Patentschrift Nr. 42171
                              									verwiesen.
                           Die Textfigur gibt ein perspectivisches Bild der gesammten Maschine und ist rechts
                              									das Tastenbrett mit 107 Tasten ersichtlich, und oberhalb des Tastenbrettes eine
                              									gleiche Anzahl senkrechter Rohre, deren jedes einen Satz Matrizen enthält, und zwar
                              									sind die am häufigsten gebrauchten Matrizen links in längere, die seltener
                              									vorkommenden rechts in kurze Rohre eingefüllt. Diese Rohre, von denen Fig. 13 Taf.
                              									24 eine Seitenansicht zugleich mit Ansicht des Auslösungsmechanismus gibt, enthalten
                              									Matrizen von der in Fig. 14 gezeichneten Form, senkrecht über einander stehend. Auf der einen
                              									Längskante der Matrizen befindet sich ein Index-Buchstabe und auf der anderen bei
                              										a die vertiefte Form desselben Buchstabens.
                              									Sämmtliche den gleichen Buchstaben tragende Matrizen sind in allen Beziehungen
                              									gleich, dagegen unterscheiden sich die Matrizen für die verschiedenen Buchstaben durch ihre Dicke,
                              									wie auch durch die Anzahl der zahnförmigen Einschnitte d, die zur richtigen Vertheilung der Matrizen nach dem Gebrauche in ihre
                              									zugehörigen Rohre dienen.
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 274, S. 476
                              
                           Durch den Anschlag der Tasten fällt die unterste Matrize in eine geneigte Rinne, in
                              									welcher sie, von Drähten geführt, abwärts gleitet, getrieben von einem Luftstrom,
                              									der durch ein Rohr (Textfigur rechts) von einem Gebläse zugeführt wird. Die Matrize
                              									bleibt endlich vor der in Fig. 15 Taf. 24
                              									ersichtlichen beweglichen Wand u stehen, welche
                              									jedesmal um die Breite einer Matrize vorrückt. Sobald ein Wort gesetzt ist, wird
                              									eine Spatie von der in Fig. 16 und 17 gezeigten
                              									Gestalt aus dem Behälter H (Fig. 15) eingeführt, und
                              									ein neues Wort wird begonnen, bis eine Zeile fertig ist. Diese kann der Setzer mit
                              									einem Blicke lesen, indem, wie erwähnt, jede Typenform einen Index-Buchstaben auf
                              									der dem Beobachter zugekehrten Seite trägt. Findet der Setzer einen Fehler, so kann
                              									er die falsche Matrize herausnehmen und durch die richtige ersetzen. Hierauf werden
                              									die Matrizen zwischen die herab bewegten Arme JJ1 (Fig. 15) gefaſst und es
                              									erfolgt das Ausschlieſsen der Zeile in folgender Weise.
                              									Die Spatien (Fig.
                                 										16 und 17) bestehen
                              									aus zwei auf einander gleitenden keilförmigen Stücken, von denen die kleineren Keile
                              									zwischen den Matrizen sitzen, während die langen Theile selbsthätig zwischen die
                              									Matrizen eingeschoben werden, bis die Zeile die vorgeschriebene Breite erreicht.
                              									Dann wird die Matrizenzeile vor die Oeffnung des Gieſsapparates gebracht (Fig. 18) und
                              									ein Druck auf den Kolben der Gieſspumpe vollendet den Guſs. Das Metall wird dabei
                              									auf der geeigneten Temperatur mittels eines Thermometers erhalten, das selbsthätig
                              									den Gaszufluſs regelt. Nach erfolgtem Gusse wird die Zeile glatt geschnitten und hat
                              									dann die in Fig.
                                 										19 gezeigte Gestalt, welche Zeile das Wort „Engineering“ darstellt. Eine derartige Zeile kann dabei, wenn dies
                              									erwünscht, selbsthätig beliebig oft hinter einander gegossen werden. Die fertigen
                              									Zeilen werden nun ausgestoſsen und nach einem senkrechten, in der Textfigur vorn bei
                              										A ersichtlichen Rahmen befördert, in dem sich Zeile
                              									auf Zeile fegt, bis eine Columne fertig ist.
                           Nach erfolgtem Gusse werden die Matrizen an einer Führung C nach dem oberen Theile B der Maschine
                              									emporgehoben, mittels eines Hebels, der von einer Nuthcurvenscheibe bethätigt wird
                              									und links in der Textfigur ersichtlich ist. Hier werden die Matrizen von
                              									gitterförmigen Greifern B an einer V-förmigen Schiene
                              									entlang geführt, welch letztere den zahnförmigen Einschnitten d der Matrizen (Fig. 14) entsprechend
                              									gezahnt ist, deren Zähne indeſs derart theilweise weggeschnitten sind, daſs die
                              									Matrize ihrem zugehörigen Rohre gegenüber ihren Halt verliert und in ihren Kanal
                              									hineinfällt. Damit ist die Matrize dann wieder zum Gebrauche bereit gestellt.
                           Die Maschine arbeitet mit groſser Genauigkeit und mit einer Geschwindigkeit von 5000
                              										„m's“ in der Stunde, und es ist selbstverständlich, daſs eine Maschine
                              									mit einer derartigen Leistung und bei den Arbeiten, die sie auszuführen hat,
                              									sorgfältig gebaut sein muſs. Zu bemerken ist ferner, daſs die Maschine bei irgend
                              									welchen Unregelmäſsigkeiten auf elektrischem Wege abgestellt wird, und daſs sie
                              									verhältniſsmäſsig wenig Raum einnimmt, da sie ungefähr 1m,5 lang, 0m,9 breit und 1m,5 hoch ist (Engineering, 1889 Bd. 47 S. 729).
                           Gegenüber dem weitverbreiteten und zum Theil ja auch berechtigten Miſstrauen der
                              									betheiligten Kreise gegenüber derartigen Maschinen ist als gutes Zeugniſs für die
                              										Mergenthaler'schen Maschinen zu erwähnen, daſs in
                              									Amerika gegen 130 Maschinen in Gebrauch sind, und wird u.a. die New York Tribüne ganz auf der Mergenthaler'schen Maschine gesetzt. Dieser Satz ist auch ihr eigenstes
                              									Gebiet, und ist sie zum Setzen von Original-Manuscripten, in denen häufig sehr
                              									einschneidende Correcturen vorgenommen werden, natürlich nicht recht geeignet. In
                              									London, wo zwei Maschinen in der Druckerei des Railway
                                 										Herald arbeiten, findet augenblicklich eine lebhafte Erörterung über den
                              									Werth der Maschine statt und es muſs natürlich abgewartet werden, wie weit die Mergenthaler'sche Maschine bei ihrem allerdings sehr
                              									hohen Preise sich für continentale bezieh. für deutsche Verhältnisse geeignet
                              									erweist.
                           
                              
                                 R. Kn.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
