| Titel: | C. und E. Fein's elektrische Beleuchtungsapparate für Bühnenzwecke. | 
| Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 508 | 
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                        C. und E. Fein's elektrische Beleuchtungsapparate für
                           								Bühnenzwecke.
                        Mit Abbildungen.
                        Fein's elektrische Beleuchtungsapparate für
                           								Bühnenzwecke.
                        
                     
                        
                           Im Anschlusse an die in D. p. J. 1889 272 * 404 vorgeführten, zur elektrischen
                              									Bühnenbeleuchtung bestimmten Apparate entnehmen wir dem in D. p. J. 1888 267 48 besprochenen Werke die
                              									Beschreibung einiger, verwandten Zwecken dienenden, von der elektrotechnischen
                              									Fabrik C. und E. Fein in Stuttgart (vgl. auch 1888 270 * 371; 1889 273 * 211)
                              									gebauter Apparate.
                           Elektrische Beleuchtungswirkungen für Theater können meist nur mit Hilfe eines für
                              									Handbetrieb eingerichteten Lichtregulators hervorgebracht werden, da das elektrische
                              									Licht genau nach Abgabe des Stichwortes zu wirken hat, und deshalb nicht leicht
                              									automatische Regulatoren verwendbar sind. Zudem muſs der dabei benutzte Apparat
                              									leicht beweglich und in jeder Lage zu gebrauchen sein, da mit ihm öfters Figuren und
                              									Gruppen zu beleuchten sind, welche bei Aenderung ihres Platzes mit dem elektrischen
                              									Lichte verfolgt werden müssen; das Licht muſs, der augenblicklichen Lage der zu beleuchtenden
                              									Gegenstände entsprechend, das eine Mal hoch, das andere Mal niedrig aufgestellt
                              									werden, so daſs es unter den verschiedensten Winkeln zu wirken hat. Selbsthätige
                              									Lichtregulatoren für Bühnenzwecke können nur Verwendung finden, wo es sich darum
                              									handelt, einen bestimmten Platz für eine längere Zeit zu beleuchten.
                           
                              
                              Fig. 1a., Bd. 274, S. 508
                              Fig. 1 a.
                              
                           
                              
                              Fig. 1b., Bd. 274, S. 508
                              Fig. 1 b.
                              
                           Der von Fein für die genannten Zwecke hergestellte
                              									Handregulator ist in Fig. 1a und b abgebildet. Er besteht aus einem guſseisernen Bügel,
                              									dessen Handgriff G zugleich eine Schraubenmutter
                              									bildet, mit deren Hilfe der Apparat ganz einfach so befestigt werden kann, wie dies
                              									gerade für den vorübergehend gewählten Aufstellungspunkt nothwendig wird. In manchen
                              									Fällen genügen dazu zwei eingeschlagene Drahtstifte von entsprechender Länge. Seine
                              									Kohlenhalter sind hohl und enthalten die Kohlenstäbe, von denen nur ein Theil aus
                              									den Haltern hervorsteht. Ist dieser abgebrannt, so lassen sie sich mit Leichtigkeit
                              									nachschieben. Zu diesem Zwecke können nämlich die beiden Kohlenhalter mit Hilfe der
                              									damit verbundenen hölzernen Handgriffe ohne Weiteres aus ihren Führungshülsen, die
                              									mit dem Bügel fest verbunden sind, herausgezogen, die Kohlenstäbe nach Oeffnen der
                              									vorderen sechsseitigen Muttern nachgeschoben und durch leichtes Anziehen derselben
                              									wieder befestigt werden. Hierzu dient ein Schlüssel, welcher zugleich so
                              									eingerichtet ist, daſs dieselben nur auf eine bestimmte Länge, also nicht zu weit
                              									vorgeschoben werden können.
                           Die Kohlenstäbe haben eine verhältniſsmäſsig groſse Länge, damit ihr Abfall möglichst
                              									klein ausfalle. Trotzdem kann zufolge der gewählten Anordnung der Kohlenhalter der
                              									Apparat selbst klein und dementsprechend von geringem Gewichte ausgeführt werden,
                              									was für seine Handhabung
                              									von besonders groſsem Werthe ist. Sein Parabolspiegel braucht nicht mit übermäſsig
                              									groſsen Oeffnungen oder Schlitzen für die Kohlenhalter versehen zu werden, weil
                              									diese von auſsen, auch nach dessen Befestigung, eingeschoben werden können;
                              									hierdurch können neue Kohlenstäbe von der hinteren Seite des Apparates aus, also
                              									ohne seine jeweilige Einstellung zu verändern, eingeführt werden, so daſs diese
                              									Arbeit keine besondere Mühe und nur einen geringen Zeitaufwand erfordert.
                           Der eine Kohlenhalter wird mittels seines schon erwähnten hölzernen Handgriffes
                              									eingestellt und wenn der Lichtpunkt mit der Länge der Zeit durch das Abbrennen der
                              									Kohlen zu weit aus der Mitte des Apparates gekommen ist, wieder entsprechend
                              									nachgeschoben; der andere Kohlenhalter kann durch Zahnstange und Trieb vor- und
                              									rückwärts bewegt werden und dient zur Erzeugung und Erhaltung des Lichtbogens.
                           Soll der Apparat in Thätigkeit treten, so wird der Triebknopf T zuerst ein wenig vorwärts bewegt, damit sich die bisher etwas von
                              									einander abstehenden Kohlen für einen Augenblick berühren und den Strom schlieſsen;
                              									hierauf wird T sofort wieder in entgegengesetzter
                              									Richtung gedreht und die Kohlen wieder so weit von einander entfernt, daſs sich der
                              									Lichtbogen bilden kann, der je nach der Anzahl der verwendeten Elemente eine Länge
                              									von 1 bis 3mm erhält. Der Kohlenstab wird hierauf
                              									durch Drehen des Triebknopfes in gewissen Zeitintervallen gleichmäſsig nachgeschoben
                              									und bei dieser Bewegungsweise ist es auch bei geringer Aufmerksamkeit leicht
                              									möglich, den Lichtbogen in bestimmter Länge und dadurch die Stärke des Lichtes
                              									gleichmäſsig zu erhalten. Die Stromzuleitung vermitteln zwei Klemmschrauben K, in welchen das Leitungskabel befestigt wird; in der
                              									Figur ist nur die eine sichtbar. Das Kabel besteht aus zwei von einander isolirten
                              									Leitungsadern, deren jede aus einer gröſseren Anzahl zusammengeflochtener dünner
                              									Kupferdrähte gebildet ist; bei hoher Leitungsfähigkeit besitzt der Leiter eine
                              									auſserordentliche Beweglichkeit und Biegsamkeit, so daſs der Lichtregulator leicht
                              									in jeder Richtung benutzt werden kann.
                           Einfache Lichtwirkungen werden mit Hilfe eines kleinen Parabolspiegels aus Neusilber
                              									oder silberplattirtem Kupfer hervorgebracht, der je nach seiner Form einen spitzigen
                              									oder flachen Lichtkegel wirft; mit Hilfe desselben kann man einen kleineren oder
                              									gröſseren Theil der Bühne beleuchten. Er hat an seinem Scheitel einen runden Stift,
                              									welcher in die mittlere Bohrung des Handregulators geschoben wird; dadurch ist seine
                              									centrale Stellung gesichert. Zur weiteren Befestigung ist der Parabolspiegel auf
                              									seiner Mantelfläche noch mit zwei Schrauben-Bolzen versehen, welche in die Schlitze
                              									der beiden Vorsprünge a und b des Bügels passen und durch kleine Flügelmuttern festgezogen werden, so
                              									daſs er unverrückbar mit dem Bügel verbunden ist, trotzdem aber, im Falle der
                              									Regulator ohne ihn benutzt werden soll, ebenso rasch wieder entfernt werden
                              									kann.
                           
                           Für gröſsere Lichtwirkungen wird ein Parabolspiegel von entsprechend gröſserem
                              									Durchmesser gewählt, an welchem sich ebenfalls der Handregulator in der oben
                              									angegebenen Weise befestigen läſst, der zu seiner Aufstellung mit dem im
                              									Nachfolgenden beschriebenen und durch Fig. 3
                              									dargestellten eisernen Stativ in Verbindung gebracht werden kann.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 274, S. 510
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 274, S. 510
                              
                           Zur Erzeugung farbigen Lichtes für die Beleuchtung von Gruppen, oder um den
                              									Mondschein, die Morgenröthe u.s.w. nachzuahmen, wird ein farbige Glasscheiben
                              									enthaltender Rahmen (Fig. 2) vor dem Parabolspiegel
                              									angebracht, so daſs die von ihm zurückgeworfenen Lichtstrahlen hindurchgehen. Diese
                              									Gläser finden in den verschiedensten Farben und Farbenabstufungen Verwendung und
                              									sind nicht durchsichtig, sondern matt, damit eine gleichmäſsige Vertheilung des
                              									Lichtes erzielt wird. Zur Darstellung der Tageshelle werden Rahmen mit mattirten,
                              									farblosen Gläsern in derselben Weise verwendet. Die Glasscheiben werden nicht aus
                              									einem Stücke hergestellt, sondern in 2 bis 3cm
                              									breite Streifen geschnitten und lose über einander stehend in die Rahmen eingefügt.
                              									Sollte dann etwa durch die Wärmeausstrahlung des Lichtes ein solcher Streifen
                              									zerspringen, so schieben sich die anderen durch ihr eigenes Gewicht sofort nach, und
                              									es kann dadurch keine merkliche Unterbrechung im Lichte entstehen.
                           
                           Zur Vorführung von Geistererscheinungen, Darstellung von vorüberziehenden Wolken,
                              									Schneefall, Regen u.s.w. bedient man sich des in Fig.
                                 										3 abgebildeten Projectionsapparates, bei welchem ebenfalls der oben
                              									beschriebene Handregulator Verwendung findet, der mit einer Camera in derselben
                              									Weise, wie dies beim Einsetzen des Parabolspiegels beschrieben wurde, in Verbindung
                              									gebracht und dann mittels seines Handgriffes G in ein
                              									Stativ von Eisen geschraubt wird, das durch entsprechende Gelenke und Zapfen eine
                              									Drehung in senkrechter und wagerechter Richtung zuläſst und durch Anziehen der beiden Flügelmuttern m und m1 sofort festgestellt werden kann. Hierdurch kann
                              									dem Apparate jede beliebige Stellung gegeben und seine Lichtwirkung auf jeden
                              									beliebigen Punkt mit Leichtigkeit eingestellt werden. Durch drei weitere
                              									Flügelmuttern läſst sich das eiserne Stativ auf einen hölzernen Dreifuſs befestigen,
                              									dessen oberer Theil in Fig. 3 noch sichtbar ist.
                              									Einzelne Bilder, welche ihre Lage nicht verändern sollen, oder bei welchen eine
                              									Bewegung in gerader Richtung zulässig ist, werden ganz wie bei der Laterna magica
                              									dargestellt, indem der Rahmen RR, welcher die auf Glas
                              									gemalten Bilder enthält, hinter dem achromatischen, der Entfernung des
                              									Aufstellungspunktes von der Projectionsfläche entsprechend auszuziehenden
                              									Doppelobjektiv O eingeschoben wird, wobei dann das
                              									entstehende Bild mit Hilfe des Triebknopfes S scharf
                              									eingestellt werden kann. Nach Entfernen der Flügelmuttern, welche die
                              									Führungsleisten des Rahmens festhalten, können letztere abgenommen und auch in
                              									wagerechter Richtung auf der vorderen Seite der Camera befestigt werden, so daſs
                              									sich die Bilderrahmen auch in dieser Richtung einführen lassen, falls dies durch die
                              									Art der Darstellungen nothwendig werden sollte.
                           Gleichmäſsig sich bewegende Gegenstände, wie z.B. vorüberziehende Wolken, Regen,
                              									Schneefall u.s.w., werden an Stelle der vorhin erwähnten viereckigen Gläser auf
                              									runde Glasscheiben von entsprechend groſsem Durchmesser gemalt, die um eine Achse
                              									drehbar sind und ebenfalls zwischen Camera und Objektiv angebracht werden. Zu diesem
                              									Zwecke befinden sie sich in einem Gehäuse; die beiden Theile desselben werden nach
                              										Fig. 4 durch eine Anzahl leicht entfernbarer
                              									Flügelmuttern zusammengehalten, wodurch sich ein etwaiges Auswechseln der
                              									Glasscheiben schnell und ohne Mühe vornehmen läſst. Das Gehäuse selbst ist aus
                              									verzinntem Eisenbleche hergestellt, das mit wellenförmigen, concentrischen Rippen
                              									versehen ist und deshalb entsprechend dünn genommen werden kann, wodurch das Gewicht
                              									des ganzen Apparates ein sehr geringes wird. Die kreisförmige Bewegung wird der
                              									Glasscheibe, wie in Fig. 4 ein Ausschnitt des
                              									Gehäuses sichtbar ist, mittels einer kräftigen Flachfeder ertheilt, an deren
                              									vorderem Ende eine kleine, mit Gummi überzogene Welle gelagert ist und sich mittels
                              									einer Kurbel drehen läſst, die in eine durchgehende viereckige Oeffnung ihrer Achse
                              										eingesteckt wird.
                              									Die Welle wird durch die genannte Feder mit entsprechendem Drucke auf den äuſseren
                              									Rand der Glasscheibe gepreſst, so daſs diese bei ihrer Drehung mitläuft. Da sie
                              									einen sehr kleinen Durchmesser gegenüber demjenigen der Glasscheibe hat, so kann das
                              									Vorwärtsbewegen der letzteren bei der Drehung der Kurbel von Hand sehr langsam und
                              									gleichmäſsig erfolgen, wie dies für die genannten Darstellungen nothwendig ist. Die
                              									Kurbel läſst sich erforderlichen Falles auch von der hinteren Seite des Apparates
                              									einstecken, während der Aufbewahrung wird sie ganz entfernt und so dem Verbiegen und
                              									dadurch dem Unbrauchbarwerden dieses Theiles vorgebeugt. Zur Befestigung des
                              									Apparates zwischen Camera und Objektiv ist er auf seiner hinteren und vorderen Seite
                              									mit entsprechenden Einschiebeleisten versehen.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 274, S. 512
                              
                           Soll das elektrische Licht nur auf einen bestimmten Punkt der Bühne gerichtet werden,
                              									wie z.B. zur Beleuchtung von Springbrunnen, Wasserfällen, einzelnen Personen, die
                              									sich von ihrer Umgebung besonders abheben sollen u.s.w., so wird die Camera in Fig. 3 an Stelle des Objektivs mit einer groſsen
                              									planconvexen Glaslinse versehen. Die Fassung der Glaslinse ist mit einem
                              									Messingrohre von entsprechender Länge verbunden, das sich in einem zweiten Rohre
                              									verschieben läſst, so daſs die Gröſse der Lichtwirkung der Entfernung des zu
                              									beleuchtenden Gegenstandes angepaſst werden kann. Durch eine vor der genannten
                              									Fassung angebrachte scherenartige Vorrichtung läſst sich erreichen, daſs das
                              									elektrische Licht nur auf einen ganz bestimmten Gegenstand wirkt und die
                              									Lichtwirkung im gegebenen Augenblicke gedämpft werden kann. Zur Darstellung des
                              									Regenbogens wird der in Fig. 5 abgebildete optische
                              									Apparat benutzt, mit Hilfe dessen diese Erscheinung unmittelbar (also nicht durch
                              									bemalte Glasscheiben) auf einem passenden Hintergrunde erzeugt wird. Der Apparat
                              									kommt zu diesem Zwecke an Stelle des Objektivs in den Rahmen der Camera. Er enthält die
                              									runde Metallplatte a, in welcher ein bogenförmiger
                              									Spalt angebracht ist, dessen Länge sich durch Verschieben einer zweiten über ihr
                              									liegenden Platte b von der Form eines Kreissegmentes
                              									beliebig vergröſsern oder verkleinern läſst; dieselbe kann in der Hülse h entsprechend gedreht werden, so daſs der Spalt gerade
                              									vor den Lichtbogen der Lampe zu stehen kommt und sich ein kräftiger bogenförmiger
                              									Lichtstrahl bildet, der durch die verstellbare Sammellinse L auf das Prisma P geworfen wird, wodurch ein
                              									Spectrum von derselben Form auf dem gegenüberstehenden Hintergrunde erscheint, das
                              									den Regenbogen in seiner natürlichen Farbe und Gestalt wiedergibt Durch
                              									Vergröſserung oder Verkleinerung des Spaltes und entsprechende Stellung der Linse
                              										L, sowie des Prismas P, welch letzteres zu diesem Zwecke in Gelenken drehbar ist, läſst sich die
                              									Form, Gröſse und Lichtwirkung der Regenbogendarstellung beliebig verändern.
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 274, S. 513