| Titel: | Neuere Cupolöfen. | 
| Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 529 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Neuere Cupolöfen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 220 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 30.
                        Neuere Cupolöfen.
                        
                     
                        
                           Die erwähnte Vorrichtung zum Vorwärmen des Windes scheint für das Herbertz'sche Ofensystem sich besonders zu eignen. Nach
                              									genauen Messungen wird die Luft, bevor sie in die Schmelzzone tritt, auf 300°
                              									erhitzt, und konnte die Erhitzung bis zu 600° gesteigert werden. Die dadurch in der
                              									Schmelzzone erzielte höhere Temperatur ermöglicht es auch, Bessemerstahl, englischen
                              									Guſsstahl und Schmiedeeisenabfälle zu schmelzen. Bei einem dahingehenden Versuche
                              									wurden die genannten Stoffe jeder für sich und ohne jeden Zusatz geschmolzen und
                              									vergossen. Mit diesem Verfahren ist durch den Wegfall der Guſsstahltiegel eine
                              									bedeutende Kostenersparniſs verbunden; auch ist der Koksverbrauch auf die Hälfte
                              									zurückgebracht.
                           Die Mischungen zum Ersatz des Tempergusses bestehen aus Grauguſs, Schmiedeeisen und
                              									Stahl nach einem Verhältnisse, welches jeder Gieſserei je nach der Art ihrer
                              									fertigen Waare zu ermitteln obliegt. Ist auf Dichtheit des Gusses Gewicht zu legen,
                              									so gibt man einen entsprechenden Zusatz von Ferrosilicium oder von
                              									Aluminiumlegirung. Letztere Legirung scheint besonders dazu berufen zu sein, gerade
                              									hier eine bedeutende Rolle zu spielen, da ein kleiner Aluminiumzusatz die
                              									Beschaffenheit des Gusses in Bezug auf Weichheit und Dehnbarkeit bedeutend hebt, die
                              									durch starke Zusätze von Stahl und Schmiedeeisen naturgemäſs sehr herabsinken.
                           Es mögen nun hier noch einige bemerkenswerthe neuere Constructionen erwähnt
                              									werden:
                           Der Cupolöfen von Jens Hansen in Helsingör (D. R. P. Nr.
                              									43898 vom 15. Juli 1887, vgl. Fig. 17 Taf. 10) soll das
                              									Ansammeln groſser Mengen von Eisen und Schlacken unter Abschluſs der Luft gestatten
                              									und ist zu diesem Zwecke mit mehreren Sammelbehältern bcd versehen. Unterhalb des Ofenschachtes und mit demselben durch die
                              									Oeffnungen y Verbunden, liegt der ringförmige
                              									Sammelraum b. Derselbe besitzt einen Abstich und ist
                              									durch Oeffnungen ik mit 2 im rechten Winkel zu einander
                              									liegenden Sammelräumen c verbunden. Von diesen gehen
                              									Schlackenlöcher x zu den Schlackensammelräumen d. Alle Sammelräume sind mit Arbeitsthüren und
                              									auſserdem mit Schlackenabstichen m versehen.
                           Um die vom flüssigen Eisen und der Schlacke absorbirten und beim Stehen
                              									ausgestoſsenen Kohlenoxydgase zu verwerthen, steht der Schlackensammelraum d und damit auch der Eisenraum c durch die Oeffnungen n art einem Raum f in Verbindung, durch welchen das Windrohr e derart hindurchgelegt ist, daſs dasselbe durch die
                              									ausgestoſsenen heiſsen Gase nicht allein geheizt wird, sondern auch an der Mündung
                              									eine Art Saugevorrichtung bildet, durch welchen der Wind die in den Räumen f, d und e enthaltenen
                              									Gase absaugt und dem Ofenschachte zuführt. In letzterem verbrennen dieselben.
                           Der Wainwright'sche Ofen ist zur Verwendung von
                              									gasförmigem Brennmaterial eingerichtet. Von den beiden in Fig. 1 und 2 Taf. 30 dargestellten
                              									Ausführungsformen ist die erstere zur Verwendung bereits fertigen Gases bestimmt,
                              									während die zweite das Gas im Raume C entwickelt. Die
                              									Vorzüge, welche der Erfinder für seine Oefen beansprucht, bestehen darin, daſs durch
                              									Regelung des Gas- und Luftzutrittes eine wirksame Reductionsflamme erzielt werde,
                              									daſs ferner die Verbrennung auf den unteren Ofenraum beschränkt werde, wo das Gas
                              									vor dem Zutritt zur Beschickung die Verbrennungskammer durchstreiche, sowie
                              									schlieſslich, daſs wegen der Abwesenheit festen Brennmateriales eine Versetzung des
                              									Ofens ausgeschlossen sei, da nur Gase in die Beschickung gelangen. Als Nebenvortheil
                              									wäre noch zu erwähnen, daſs ein geringeres Brennmaterial zur Verwendung kommen kann,
                              									da eine Verunreinigung des Schmelzgutes, wie es bei unmittelbarer Berührung
                              									stattfinden würde, ausgeschlossen ist. Um den Ofen haltbarer zu machen, sind Kanäle
                              									und Hohlziegel verwendet, durch welche stetig Luft hindurchstreicht, die dann, als
                              									vorgewärmt, beim Betriebe verwendet werden kann.
                           Der Betrieb dieser Oefen wird als sehr fügsam bezeichnet und sollen mit derartigen
                              									Oefen in der Gieſserei von Price und Comp. in Pittsburg
                              									nach Angabe von Industries, 1887 S. 697, gute
                              									Ergebnisse erzielt worden sein. Die Tragebögen dieser Oefen sind aus Hohlröhren
                              									gebildet, welche mit feuerfestem Thone umkleidet sind und von der stetig
                              									durchstreichenden Luft beständig gekühlt werden. Bei der Inbetriebsetzung wird eine
                              									geringe Menge Koks auf die Bogenträger gegeben, auf diesen werden die Eisensätze von
                              									je 100k ohne weiteren Kokszusatz gebracht und eine
                              									gute Hitze erzielt, welche auch das Ansammeln einer gröſseren Menge flüssigen Eisens
                              									gestattet.
                           Der Erfinder hofft, daſs sich die Construction für Reductionsöfen jeder Art mit
                              									geringen Anlagekosten und mit Vortheil im Betriebe werde verwenden lassen.
                           Bei dem Ofen von Cooper (Amerikanisches Patent Nr.
                              									392187) befindet sich der Schmelzraum F (Fig. 4 bis 6 Taf. 30) im
                              									oberen Theile des Ofens und wird von einem Gewölbe E
                              									getragen. Das geschmolzene Metall flieſst durch die Kanäle n in den Herd C ab. Letzterer ist mit dem
                              									Abstichloch d sowie mit Kanälen e, welche in den Futtermauern k liegen,
                              									versehen. Gas und Luft werden durch die Kanäle G und
                              										H und durch die Düsen f eingeführt und zwar nach Bedarf sowohl in den Schmelzraum F als auch in den Sammelraum C.
                           A. S. Massey in Madras, British India (bezieh. A. Leslie in London), macht nach dem englischen Patente
                              									Nr. 3806 vom 12. März 1888 bei seinem Cupolofen den oberen Theil dadurch abnehmbar, daſs
                              									er ihn mit Schildzapfen auf einem Wagen ruhen läſst. Der Wagen ist auf einer
                              									Schienenbrücke fahrbar, welche an einem ihrer Enden in Bolzen drehbar ist und an dem
                              									anderen Ende durch eine Schraubenvorrichtung etwas gehoben werden kann. Durch diesen
                              									Vorgang wird der obere Ofentheil abgehoben und kann behufs Ausbesserung der Wände
                              									leicht verfahren werden. Die Fig. 7 bis 10 zeigen verschiedene
                              									Anordnungen, darunter solche mit schräger Verbindung der beiden Ofentheile.
                           In manchen Fällen ist es vortheilhaft, einen Schmelzofen geringer Gröſse zu benutzen,
                              									da ein solcher an Anwärmekoks erheblich spart, und auch in Gieſsereien, welche
                              									vorwiegend kleine Guſsstücke anfertigen, einen bequemeren Betrieb gestattet, weil
                              									die Bewältigung einer groſsen Menge geschmolzenen Eisens nicht eintreten kann.
                           Als Beispiel eines kleinen Cupolofens gibt Sutherland in
                              										American Machinist vom 27. Oktober 1887 folgende
                              									Maſse an, die sich an einem Ofen seiner Gieſserei vorfinden.
                           
                              
                                 Aeuſserer Durchmesser des Ofens
                                 660mm
                                 
                              
                                 Stärke des Futters
                                 102mm
                                 
                              
                                 Gröſster innerer Durchmesser in der Schmelzzone
                                 508mm
                                 
                              
                                 Höhe von der Bodenplatte bis zur Aufgabeöffnung
                                 1676mm
                                 
                              
                                 Höhe von der Bodenplatte bis zur Düse
                                 254mm
                                 
                              
                           Maſse der Düsen (2 Stück) zu 89mm auf 38mm.
                           Der Wind wird von einem 20 zölligen Bläser bei 2000 Umdrehungen erzeugt. Zum Einsatz
                              									kamen 50k Koks, 400k Eisen, weiterhin wurde ein Einsatz von 25k Koks mit 200k Eisen aufgegeben.
                           
                              
                                 Zeit
                                 des Anzündens
                                 12
                                 Uhr
                                 45
                                 Min.
                                 
                              
                                 „
                                 der Aufgabe von Eisen
                                 2
                                 „
                                 15
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 des Anblasens
                                 2
                                 „
                                 25
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 der beginnenden Schmelzung
                                 2
                                 „
                                 35
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 der vollendeten Schmelzung
                                 3
                                 „
                                 15
                                 „
                                 
                              
                           Gegossen wurden 5 Gitter von je 70k und auſserdem
                              									gewöhnlicher Maschinenguſs.
                           Carl Rost in Dresden hat sich eine Einrichtung und ein
                              									Verfahren zum Zusammenschmelzen von kohlenstoffarmen Eisensorten mit Guſseisen
                              									patentiren lassen (D. R. P. Nr. 48393 vom 11. December 1888).
                           Er ordnet die Cupolofen so an, daſs sie für das in ihrem Schacht C geschmolzene Guſseisen einen oder mehrere Sammelräume
                              									besitzen. Der in der Textfigur dargestellte Cupolofen hat drei Sammelräume, nämlich
                              									einen Herd im Schacht C und zwei Sammelräume in den
                              									Vorherdpaaren V und W.
                           Es kann bei dieser Einrichtung der Schmelzbetrieb im Cupolofen -Schacht ohne
                              									Unterbrechung fortgehen, trotzdem daſs einer der Sammelräume für die Beschickung mit
                              									kohlenstoffarmem Eisen zum Zwecke des Zusammenschmelzens desselben mit dem im
                              									Schacht niedergeschmolzenen Guſseisen geöffnet und für die Dauer der Besetzung offen
                              									gehalten wird. In der Figur bedeutet C den
                              									Cupolofenschacht, R die Hauptwindleitung, k die Windleitung für den Cupolofenschacht, s die Cupolofenschachtwindform, W den Vorherd für niederschmelzendes kohlenstoffarmes Eisen, V den Vorherd für flüssiges und gemischtes Eisen, E den Schornstein zur Ableitung der
                              									Verbrennungsproducte aus den Vorherden, a den Apparat
                              									zur Einleitung der Abgase aus den Vorherden in den Cupolofenschacht, e den Kanal zur Verbindung des Vorherdes mit dem
                              									Schornstein, g den Schieber in diesem Kanal, m die Ausräum- und Befahrthür, n die Einschau- und Rührthür, y die
                              									Beschickthür, x die Thür im Vorherd V zur Zugängigmachung des Cupolofenabstichloches r, z das Vorherdabstichloch, d die Windleitung für den Vorherd, j die
                              									Vorherdwindform.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 274, S. 532
                              
                           Der in der Figur dargestellte Cupolofen besitzt, wie erwähnt, drei Sammelräume. Den
                              									ersten derselben bildet der Herd des Ofenschachtes C,
                              									der durch zwei Abstichlöcher r mit den Vorherden
                              									communiciren kann; den zweiten Sammelraum bildet das Vorherdpaar V, den dritten das Vorherdpaar W. Das Vorherdpaar besteht aus zwei in unmittelbarer
                              									Verbindung stehenden Räumen, von denen W zur Aufnahme
                              									des kohlenstoffarmen Eisens zwecks dessen Erhitzung bis zur Weiſsglut bestimmt ist,
                              									während der andere, V, das flüssige Guſseisen, das
                              									durch die Abstichöffnung aus dem Cupolofenschacht ausflieſst, sowie nachher das
                              									glühend gewordene kohlenstoffarme Eisen zwecks dessen Einschmelzung im flüssigen
                              									Guſseisen aufzunehmen hat. Der Gang des Prozesses ist hierbei folgender:
                           Man setzt in den vorgewärmten Vorherd das kohlenstoffarme Eisen ein und läſst das in
                              									den vorgewärmten und theilweise besetzten Cupolofenschacht bei geöffnetem
                              									Abstichloch r wirkende Gebläse an. Dadurch kommt das
                              									Brennmaterial im Schacht C zu lebhafter Verbrennung,
                              									und es steigen die Flamme, sowie die unverbrannten Gase und die Verbrennungsproducte
                              									sowohl im Schacht C empor, als dringen sie auch durch
                              									das Abstichloch r in den Vorherd F und von diesem durch den Vorherd W mittels der Kanäle e in
                              									den Schornstein E, welcher sie in den Apparat a des Cupolofenschachtes C
                              									einleitet, damit das in die Gicht des Cupolofenschachtes eingebrachte Material
                              									vorgewärmt werde. In dem Vorherd V werden die
                              									Kohlenoxydgase dadurch entzündet, daſs man die Windform j ebenfalls öffnet. Der Cupolofen beginnt mit dem Schmelzen des darin
                              									eingesetzten Guſseisens und läſst sein niedergeschmolzenes Eisen durch die offene
                              									Abstichöffnung r in den Vorherd V einflieſsen. Nachdem die Hitze genügend auf das in den Vorherden
                              									befindliche Eisen eingewirkt und das kohlenstoffarme Eisen zu solcher Hitze gebracht
                              									hat, daſs es in dem flüssigen Guſseisen aufgelöst werden kann, wird es in den
                              									Vorherd V hineingezogen und unter Durchrühren in dem
                              									darin befindlichen Guſseisen aufgelöst. Sobald dieses flüssige Eisenbad entsprechend
                              									vorbereitet ist, wird der Vorhergebläsewind zur Düse j
                              									abgesperrt und darauf das Thürchen x, welches Zugang
                              									zur Abstichöffnung des Cupolofenschachtes gewährt, geöffnet und die Abstichöffnung
                              									durch einen entsprechenden feuerfesten Stopfen geschlossen. Es sammelt sich nun das
                              									im Cupolofen niederschmelzende Guſseisen im Herd des Schachtes C an. Alsdann wird durch Oeffnen des Abstichloches z das im Vorherd V
                              									befindliche gare Eisengemisch nach Bedarf zum Ausflieſsen gebracht.
                           Nachdem der Vorherd leer geworden, wird die Beschickthür y geöffnet und mittels einer geeignet construirten Vorrichtung rasch mit
                              									kohlenstoffarmem Eisen beschickt. Ist der Vorherd W
                              									beschickt, so wird die Abstichöffnung des Cupolofenschachtes wieder aufgestochen, so
                              									daſs das im Cupolofenschacht angesammelte Guſseisen in den Vorherd einflieſsen und
                              									auch Kohlenoxydgas in den Vorherd V gelangt. Die
                              									hiermit erzeugte Erhitzung muſs so lange fortgesetzt werden, bis das kohlenstoffarme
                              									Eisen im Vorherd W entsprechend erhitzt ist, für
                              									welchen Zweck dem Abstichloch r die erforderliche Weite
                              									gegeben werden muſs,
                              									damit es die genügende Menge von Kohlenoxydgas in den Vorherd einlassen kann.
                              									Nachdem die erforderlichen Temperaturen erreicht sind, was allerdings für die zweite
                              									und die darauf folgenden Beschickungen groſse Schwierigkeiten hat, wird das
                              									überhitzte Eisengemisch durch den Abstich des Vorherdes in die für den Zweck des
                              									Vergieſsens vorgesetzten Pfannen abgestochen.
                           Es bietet die Erreichung der erforderlichen Erhitzung des im geschmolzenen Guſseisen
                              									aufzulösenden kohlenstoffarmen Eisens durch aus dem Schacht des Cupolofens in den
                              									Vorherd getretenes und darin zur Entzündung gebrachtes Kohlenoxydgas immerhin
                              									Schwierigkeiten, welche durch geeignete Beschickung des Cupolofenschachtes mit für
                              									den Schmelzprozeſs des Guſseisens in diesem Schacht C
                              									überschüssigem Brennmaterial bei Anwendung einer genügend weiten Abstichöffnung r umsichtig behoben werden müssen.
                           Diese Schwierigkeiten können durch nachstehendes Verfahren behoben werden:
                           O ist ein in genügend groſser Höhe aufgestellter
                              									Behälter zur Aufnahme von flüssigen Kohlenwasserstoffen. ll sind Leitungen für dieselben, welche, ein- und abstellbar, durch ein
                              									Kühlgefäſs K hindurch bis zur Düse j des Vorherdes führen, und welche mit dem in den
                              									Vorherd V tretenden Gebläsewind zugleich flüssige
                              									Kohlenwasserstoffe gekühlt einführt, die fein zerstäubt in den glühenden Raum
                              									gelangen. Hierdurch ist ein Mittel gegeben, das im Vorherd W befindliche Eisen rasch zur Weiſsglut zu bringen, in welchem Zustande es
                              									in das flüssige Guſseisen im Vorherd V geschoben und
                              									darin mit diesem durchgerührt wird. Die so erreichte Erhitzung des Vorherdes W ist viel intensiver als die mit den aus dem
                              									Cupolofenschacht kommenden Kohlenoxydgasen. Nur ist dabei geboten, durch vorsichtige
                              									Betriebsführung Explosionen zu vermeiden.
                           Die beiden Vorherdpaare haben eine gemeinschaftliche Esse E, welche abwechselnd benutzt wird; zur Erreichung dieses Zweckes sind die
                              									Schieber g in den Verbindungskanälen e der Vorherde W mit dem
                              									Schornstein vorhanden. Die Esse E ist mit dem
                              									Wärmapparat a im Cupolofenschacht verbunden, ist aber
                              									auch zugleich bis über das Dach hinaus geführt und dort mit einem Absperrdeckel
                              									versehen, so daſs es möglich wird, die Abgase aus den Vorherden W ohne irgend welchen Gegendruck in die Atmosphäre
                              									treten zu lassen. Der Cupolofenschacht kann auch ins Freie abgestochen werden,
                              									direkt in Pfannen, vermittels der Abstichöffnung r3. Jeder der Vorherde V
                              									ist mit Gebläsedüse j versehen, um das Kohlenoxydgas,
                              									welches durch die geöffneten, entsprechend weiten Abstichöffnungen aus dem
                              									Cupolofenschacht ausströmt, zu entzünden und zur Vorwärmung des eingesetzten
                              									kohlenstoffarmen Eisens zu benutzen.
                           Im Anschluſs an die vorstehende Ofenconstruction sei einer bemerkenswerthen Mittheilung gedacht,
                              									welche Herr Bergrath Jüngst aus Gleiwitz bei
                              									Gelegenheit des allgemeinen Deutschen Bergmannstages zu Halle a. d. S. über den
                              									Einfluſs des Ferrosiliciums auf die Eigenschaften des Eisens machte und die sich auf
                              									die Verwendung des Ferrosiliciums zu Bergwerksmaschinen bezogen, bei denen
                              									Zuverlässigkeit und Haltbarkeit von ganz besonderer Wichtigkeit sind, wegen der
                              									verhängniſsvollen Folgen, welche ein Bruch der Maschinen- und Rohrleitungstheile
                              									herbeizuführen pflegt. Um diesem Uebel abzuhelfen, führte Redner aus, versuchte man,
                              									das Guſseisen mit Guſsstahl zu versetzen, jedoch führte dieser Versuch wegen der
                              									Dehnbarkeit, Härte und Porosität des letzteren nicht zum erwünschten Ziele. Redner
                              									stellte nun selbst auf der Königl. Eisengieſserei zu Gleiwitz eine Reihe von
                              									Schmelzversuchen mit den verschiedensten Roheisensorten unter Zusatz von
                              									Ferrosilicium an und erzielte überraschende Resultate; das gewonnene Guſseisen
                              									zeigte einen hohen Grad von Dichtigkeit und Festigkeit. Besonders fiel bei einer
                              									Gattirung von weiſsem Roheisen und Ferrosilicium ein graues Guſseisen von
                              									hervorragender Güte: So konnte eine 1qm groſse und
                              										20mm starke Platte, welche auf Sand gebettet
                              									wurde, durch einen zuletzt aus 5m,25 Höhe
                              									fallenden Rammbär von 25k Gewicht erst bei dem 24.
                              									Stoſse zertrümmert werden. Dabei lieſsen sich die Guſsstücke durch Maschinen ganz
                              									vorzüglich bearbeiten. Die Bruchfläche des Gusses zeigte ein hellgraues,
                              									feinmaschiges Netzwerk, in welchem eine dunkelglänzende Masse polsterartig
                              									abgelagert war. Jenes helle Netzwerk hält Redner für ein stahlartiges Eisen mit etwa
                              									0,5 Proc. gebundenen Kohlenstoff, während ihm die polsterartigen Ablagerungen
                              									Graphit Verbindungen zu sein scheinen. Dem Netzwerk schreibt er die
                              									auſserordentliche Festigkeit zu, auf die polsterartigen Ablagerungen führt er die
                              									groſse Widerstandsfähigkeit gegen den Stoſs und die geringe Neigung zum Saugen
                              									zurück.
                           Die Analyse des so gewonnenen Guſseisens ergab:
                           
                              
                                 Silicium
                                 2,22
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Chemisch gebundenen Kohlenstoff
                                 0,49
                                 „
                                 
                              
                                 Graphit
                                 2,24
                                 „
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,45
                                 „
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,93
                                 „
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,13
                                 „
                                 
                              
                           Das günstige Resultat, welches dieses neu dargestellte Guſseisen ergab, veranlaſste
                              									die Herstellung gröſserer Maschinentheile aus dieser Gattirung und zwar wurde ein
                              									Pumpencylinder von 490mm Durchmesser und 2100k Gewicht gegossen. Das Guſsstück war ein in jeder
                              									Beziehung ausgezeichnetes und arbeitet gegenwärtig unter 190m Wasserdruck auf „Gottessegen-Grube“ in
                              									Oberschlesien. Gleich ausgezeichnet gelang ein Preſscylinder von 160mm Wandstärke bei etwa 5000k Gewicht. Derselbe zeigte sich bei 280at Wasserdruck vollständig dicht, bis auf eine ganz kleine Stelle,
                              									welche kaum bemerkbar schwitzte, Ein Ventilkopf, etwa 1400k schwer, war tadellos. Auf Grube
                              										„Camphausen“ bei Saarbrücken sind 8 Pumpencylinder von 400mm Durchmesser eingebaut und sollen 4 derselben
                              									stets unter 40at Wasserdruck arbeiten. Noch machte
                              									Redner die Mittheilung, daſs nach angestellten Messungen der Drehspäne, deren Länge
                              									bekanntlich den besten Maſsstab für die Zähigkeit des Guſs- und Schmiedeisens
                              									bietet, diejenigen von Guſsstücken aus Graueisen und Ferrosilicium 4 bis 8mm bei kleinen Stücken, und 12 bis 16mm bei groſsen Maschinentheilen lang waren,
                              									während diejenigen der Gattirung von weiſsem Roheisen mit Ferrosilicium bei kleinen
                              									Stücken eine Länge bis 40mm, bei groſsen
                              									Maschinentheilen aber bis 350mm, ja bis 550mm zeigten.
                           Auf Grund dieser Beobachtung hält Redner die Gattirung von weiſsem Roheisen mit
                              									Ferrosilicium für das weitaus beste Material zur Herstellung gröſserer
                              									Maschinentheile und hofft, daſs das weitere Studium der Eigenschaften des Siliciums,
                              									sowie des mit dem Silicium verwandten Aluminiums dahin führen werde, daſs in Zukunft
                              									aus rein deutschem Material Guſsstücke für Bergwerksmaschinen hergestellt werden,
                              									welche bei verhältniſsmäſsig geringen Dimensionen einen ruhigen und ungestörten
                              									Betrieb sichern.
                           Die von E. Boeing, Bad Nauheim (D. R. P. Nr. 46584 vom
                              									18. Juli 1888) an Schmelz- und Cupolöfen getroffenen Neuerungen bestehen darin, daſs
                              									er die Ofengase im oberen Theil des Ofenschachtes vermittels eines Bläsers absaugt,
                              									wobei die Einrichtung getroffen ist, daſs der Ventilator durch getheilte, mit Hähnen
                              									verschlieſsbare Rohre sowohl aus dem oberen Theil des Ofenschachtes als auch aus der
                              									freien Luft saugen kann.
                           Der Ventilator bläst nicht direkt in den Ofen, sondern in einen entsprechend groſsen,
                              									mit Manometer und Sicherheitsventil versehenen Windkessel aus Eisenblech oder
                              									Guſseisen, der weiter noch ein Rückschlagventil und ein Absperrventil hat und dazu
                              									dient, die abgesaugten Ofengase mit Luft unter entsprechend hohem Druck zu mischen.
                              									Vom Windkessel aus führt die mit Absperrventil versehene Rohrleitung zum Windkanal
                              									am Cupolöfen oder direkt zu den Düsen.
                           Die Vortheile dieser Neuerungen, welche für Schmelzöfen aller Systeme angewendet
                              									werden können, bestehen darin, daſs die Ofengase als Brennstoff nutzbar gemacht
                              									werden, wobei sie gleichzeitig zum Erhitzen der Luft dienen, welche unter hohem
                              									Druck zur Verwendung kommt; sowie daſs man den Schmelzprozeſs völlig in die Hand
                              									bekommt, indem man durch Regulirung der Ventile nach Bedarf mit Ofengasen oder Luft
                              									oder beiden gemischt unter groſsem oder geringerem Druck blasen und vermittels der
                              									Absperrvorrichtung das Gebläse plötzlich anlassen oder abstellen, verstärken oder
                              									verringern kann. Diese Einrichtung ermöglicht aber die Herstellung von weichem oder
                              										hartem Eisen in den
                              									verschiedensten Variationen, da auſser den richtigen Mischungsverhältnissen der
                              									Beschickung in erster Linie der richtige Ofengang für die Erzielung eines guten
                              									Eisens maſsgebend ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
