| Titel: | Girard's Schlitteneisenbahn. | 
| Fundstelle: | Band 274, Jahrgang 1889, S. 568 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Girard's Schlitteneisenbahn.
                        Girard's Schlitteneisenbahn.
                        
                     
                        
                           Die Schlitteneisenbahn mit Wasserbetrieb, deren Versuchsstrecke auf der Pariser
                              									Ausstellung die Aufmerksamkeit der Techniker in hohem Grade auf sich zog, ist
                              									keineswegs neu. In D. p. J., 1862 165 178, befindet sich bereits die Erfindung Girard's in ihren Hauptzügen, sowie Versuche mit derselben beschrieben. Es
                              									mögen in Nachstehendem die näheren Einzelheiten, wie sie sich in Industries vom 23. August befinden, wiedergegeben
                              									werden. Wir erfahren zunächst aus dem Berichte, daſs die Ausführung einer geplanten
                              									Bahn von Paris nach Argenteuil durch den Krieg von 1870 bis 1871 verhindert wurde.
                              									Nach dem inzwischen erfolgten Tode Girard's wurde die
                              									Erfindung von Barre erworben und weiter ausgebildet.
                              									Die Erfindung zerfällt in zwei Theile, die sich nicht gegenseitig bedingen. Die
                              									Hauptsache der Erfindung ist die Gleitvorrichtung; nebensächlich ist die
                              									Vorwärtsbewegung durch Wasserdruck, welche durch andere Betriebsmittel ersetzt
                              									werden kann.
                           Jeder Wagen ist durch 4 bis 6 Schuhe getragen, wie Fig.
                                 										3, 4 und 5
                              									zeigen, und diese Schuhe gleiten über eine breite flache Schiene, 8 bis 10 Zoll
                              									breit, dahin.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 274, S. 568
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 274, S. 568
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 274, S. 568
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 274, S. 568
                              
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 274, S. 568
                              
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 274, S. 568
                              
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 274, S. 568
                              
                           Der Durchschnitt der Schiene und des Schuhes ist aus Fig.
                                 										1 ersichtlich. Die Schiene ist in der Länge auf hölzerne Balken befestigt,
                              									der Schuh wird auf der Schiene durch vier eiserne Leisten A gehalten. Der Boden des Schuhes, welcher die Schiene berührt, ist
                              									genuthet, um das Wasser zu halten und ein Wasserhäutchen zwischen Schuh und Schiene
                              									zu bilden. Der Wagen ist durch senkrechte Stangen getragen, welche in einer
                              									Vertiefung des Schuhes ihren Stützpunkt finden. Die Spitze des Stützlagers ist sehr
                              									niedrig und reicht bis fast an die Schiene, da groſse Festigkeit erforderlich ist.
                              									Man hat den Vorschlag gemacht, die Schiene nach Fig. 2 zu formen; denn
                              									hierdurch fallen die Führungsleisten A fort und die
                              									Flanschen B tragen dazu bei, das Wasser auf den
                              									Schienen zu halten. Fig. 3, 4 und 5 zeigen den Schuh in seinen
                              									einzelnen Theilen, und zwar Fig. 3 einen
                              									Längendurchschnitt, Fig. 4 die obere Ansicht und Fig. 5 die untere Fläche des Schuhes, an welcher sich
                              									die Nuthen befinden, welche das Wasser enthalten. Das Wasser wird mit einem Druck
                              									von 10at durch ein Rohr eingepreſst, tritt durch
                              									das Rohr C ein und fällt die Kammer D aus. Bei dem Bestreben des Wassers, von hier zu
                              									entweichen, wird der Schuh etwas gehoben und es füllen sich die Nuthen der Reihe
                              									nach, bis endlich das Wasser an den Seiten E und F entweicht. Ein geringer Wasservorrath wird zwischen
                              									Schiene und Schuh gehalten, wodurch der Wagen sich bewegen läſst.
                           Das abflieſsende Wasser sammelt sich in den Rinnen HH
                              									und wird zum Wiedergebrauche aufgesammelt. Fig. 3
                              									zeigt auch die Verbindungsweise zwischen Wagen und Schuh. Die Stange K des Trägers reicht tief herunter. Die Form der Nuthen
                              									an der unteren Fläche des Schuhes stellt Fig. 5
                              									dar.
                           Der Bericht behandelt weiterhin die Art und Weise der Vorwärtsbewegung. Fig. 7 stellt die Oberansicht des Versuchswagens
                              									dar.
                           Es sei hier nur kurz erwähnt, daſs die Vorwärtsbewegung ebenfalls durch Wasser
                              									bewirkt wird, welches in schrägem Strahle auf den Wagen drückt. Die Einwirkung wird
                              									dadurch eingeleitet, daſs der Wagen im Vorbeistreichen ein Ventil der Rohrleitung
                              									öffnet und dem treibenden Druckwasser den Zutritt gestattet. Wir begnügen uns damit,
                              									wegen dieser Einrichtung auf Fig. 6 zu verweisen, um
                              									so mehr als die ganze Betriebsvorrichtung nur nebensächlich und nur örtlich möglich
                              									ist, auch durch andere Betriebsmittel, wie z.B. Elektricität, ersetzt werden
                              									könnte.
                           Als gröſste erreichbare Geschwindigkeit wird von Barre
                              										200km in der Stunde angegeben. Die kurze
                              									Versuchsstrecke gestattet unseres Erachtens nicht, dergleichen Angaben jetzt schon
                              									zu machen. Daſs ein kräftiges Bremsen durch Abstellen des Wasserdruckes sofort
                              									erzielt wird, bedarf wohl keiner Erwähnung. Der Betrieb wird als vollständig
                              									geräuschlos geschildert, und würde diese Eigenschaft in stark bevölkerten Orten sehr
                              									werthvoll sein.