| Titel: | Die neuen Gasheizapparate der Deutschen Continental-Gas-Gesellschaft zu Dessau. | 
| Autor: | A. G. | 
| Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 270 | 
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                        Die neuen Gasheizapparate der Deutschen
                           								Continental-Gas-Gesellschaft zu Dessau.
                        Mit Abbildungen.
                        Neue Gasheizapparate.
                        
                     
                        
                           Die allgemeinere Benutzung des Leuchtgases zum Heizen und Kochen in Haus und Gewerbe
                              									darf heutigen Tages nur noch als eine Frage der Zeit angesehen werden.
                           Bei den anerkannten Vorzügen, welche vor dem direkten Verbrennen der festen
                              									Brennstoffe das Verbrennen der aus letzterem gewonnenen Gase darbietet, ist es
                              									erstaunlich, daſs man erst in allerneuester Zeit brauchbare Apparate geschaffen hat,
                              									welche das von den Gasanstalten gelieferte Gas nun auch für die mannigfaltigen
                              									Zwecke des Heizens nutzbar machen. Auf diesem Gebiete hat das in der Ueberschrift
                              									erwähnte Institut eine so ausgedehnte Thätigkeit entwickelt, daſs ihm ohne Zweifel
                              									das Verdienst, den Gasherd populär gemacht zu haben, zuzuerkennen sein wird.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 275, S. 270
                              
                           Mit den vor etwa 3 Jahren erfundenen Gasplätten ohne Schlauch nebst Erhitzer sind die
                              									ersten Schritte zu gröſserer Nutzbarmachung des Gases für häusliche Zwecke gemacht
                              									worden. Die an den „Dessauer Gasplätten“ getroffenen Vervollkommnungen
                              									veranschaulichen die in Fig. 1 und 3 dargestellten Plätteisen-Erhitzer mit
                              									Kippvorrichtung und die in Fig. 2 abgebildete
                              									Plättbatterie. Letztere ist dazu bestimmt, an einer Wand befestigt zu werden und
                              									zwei oder mehr Plätten aufzunehmen. Die auf den Consolen befestigte Grundplatte soll
                              									etwa 1m,25 über dem Fuſsboden angebracht werden,
                              									damit man die Handgriffe der Plätten bequem in Brusthöhe fassen kann. Die
                              									Verbrennungsproducte werden durch einen Dunstabzug entfernt, unter dem ein
                              									Wasserbehälter, dessen Inhalt durch die Abhitze erwärmt wird, angebracht werden
                              									kann. Die Brennerhähne sind auf der Abbildung zwischen den beiden Consolen zu
                              									sehen.
                           
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 275, S. 271
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 275, S. 271
                              
                           Von den beiden auf dem Erhitzer mit Kippvorrichtung (Fig.
                                 										1) befindlichen Bügeleisen hat das linke einen festen, das rechte einen
                              									abnehmbaren Griff. Die aus dem Brenner schlagende Flamme wirkt abwechselnd auf die
                              									beiden gerippten Seiten flächen des Bügeleisens, welches deshalb bald auf die eine,
                              									bald auf die andere Seite gelegt werden muſs. Um diese bei dem oft beträchtlichen
                              									Gewichte der Bügeleisen nicht ganz bequeme Manipulation zu erleichtern, wendet man
                              									die im vorliegenden Falle zur Aufnahme zweier Bügeleisen eingerichtete
                              									Kippvorrichtung an. Man setzt das Bügeleisen aufrecht auf die wagerechte bewegliche
                              									Platte, kippt dasselbe ein wenig an, läſst es gegen den Ausschnitt gleiten und kippt
                              									es dann ganz um. Zum Schütze gegen Abkühlung wird die wagerechte Platte mit in die
                              									Höhe geklappt. Sobald das Bügeleisen heiſs genug ist, kippt man es wieder hinter den
                              									Ausschnitt des Gestelles und schiebt es dann wieder auf die Platte, von der es in
                              									aufrechter Stellung abgenommen wird.
                           Nicht minder originell und bewährt sind die neuen Dessauer
                                 										Gas-Kocher (Fig. 4) und Gas-Koch- und Bratöfen, in welchen die Kochtöpfe sehr
                              									gleichmäſsig (ohne Stichflamme) derartig erhitzt werden, daſs auch dicke, breiige
                              									Speisen nicht anbrennen. Nicht mit der Erhitzung von Wasser allein wird hier
                              									gerechnet, sondern mit allen in der Küche vorkommenden Arten des Kochens, Heizens
                              									und Bratens. Die geschlossenen Dessauer Gas-Koch- und Bratöfen (Fig. 5) sind dadurch gekennzeichnet, daſs man darin
                              										gleichzeitig kochen und braten kann, eine
                              									Einrichtung, die sich gut bewährt hat, sowohl für die Gasersparniſs als auch für die
                              									Schmackhaftigkeit der in allseitiger gleichmäſsiger Hitze, ohne übermäſsige
                              									Verdunstung, gewissermaſsen in einem heiſsen Luftbade zubereiteten Speisen.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 275, S. 272
                              
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 275, S. 272
                              
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 275, S. 272
                              
                           Was nun die Gasöfen, insonderheit diejenigen zum Heizen von Wohnräumen betrifft, so
                              									ist bereits eine so groſse Zahl von Modellen Fig. 6.
                              									entstanden, daſs es geboten erscheint, in den Fig. 6
                              									und 7 nur zwei derselben vorzuführen, welche
                              									gewissermaſsen als typisch für sämmtliche Constructionen anzusehen sind und auch in
                              									ihrem Aeuſseren einiges Interessante darbieten. Die niedrige und verhältniſsmäſsig
                              									breite Gestalt rechtfertigt die Bezeichnung dieser beiden Modelle als Gaskamine. In
                              										Fig. 7 wird ein Reflector aus gewelltem
                              									Kupferblech ersichtlich, welcher den untersten Luftschichten am Fuſsboden strahlende
                              										Wärme mittheilt. Die
                              									Annehmlichkeit solcher strahlenden, sofort in Wirksamkeit tretenden Wärme, neben der
                              									leitenden, schätzt man bekanntlich in neuester Zeit wieder ganz besonders. Daſs es
                              									auſserdem zweckmäſsig ist, die Wärme unter Befolgung des Grundsatzes: „Füſse
                                 										warm, Kopf kühl!“ soviel als möglich nach unten zu lenken, leuchtet wohl
                              									ohne Weiteres ein.
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 275, S. 273
                              
                           
                              
                              Fig. 8., Bd. 275, S. 273
                              
                           Den angenehmen Anblick der alten Kohlenkamine geben die mit Asbest-Glühfeuer
                              									versehenen Gaskamine der durch Fig. 6
                              									veranschaulichten Art wieder. In allen Fällen sind Wassersäcke angebracht, welche
                              									das sich im Anfange bildende Wasser auffangen und es, wenn der Ofen heiſser geworden
                              									ist, wieder verdampfen lassen. Jede Explosionsgefahr beim Anzünden ist durch eine
                              									sehr einfache Vorrichtung beseitigt. Der Gashahn wird nämlich durch einen am Brenner
                              									befestigten kurbelartigen Griff so lange verdeckt, bis der Brenner mittels dieses
                              									Griffes aus dem Kamin herausgedreht ist und auſserhalb des Kamins, wo eine
                              									Gasansammlung nicht stattfinden kann, das Anzünden erfolgt. Nachdem das Gas
                              									angezündet ist, wird das Brennrohr wieder in den Kamin mittels des Griffes
                              									zurückgedreht. Die Heizkanäle sind hinter dem Kamin nur so weit abwärts geführt,
                              									daſs vom ersten Augenblick des Anzündens an die Verbrennungsgase vom Schornstein
                              									abgesaugt werden können.
                           Zum Schlusse möge noch ein sogen. Säulen-Gasofen (Fig.
                                 										8) Erwähnung finden, einmal, weil er den früheren Gasöfen am meisten ähnelt und dann, weil an
                              									ihm der Brenner mit der beschriebenen Schutzvorrichtung im herausgedrehten Zustande
                              									dargestellt ist. Die Verbrennungsproducte werden hier, im Gegensatze zu den
                              									beschriebenen Kaminen, nicht in den Schornstein abgeführt, treten vielmehr unten
                              									aus, um die über dem Fuſsboden befindlichen Luftschichten zu erwärmen. Auf der Decke
                              									ist noch eine Platte mit Einsatzringen zum Kochen und Wärmen angebracht.
                           
                              
                                 A. G.