| Titel: | Ueber Dampfkessel; von Prof. H. Gollner in Prag. | 
| Autor: | H. Gollner | 
| Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 289 | 
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                        Ueber Dampfkessel; von Prof. H. Gollner in
                           								Prag.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 241 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									15.
                        Gollner, über Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Auf dem Gebiete der Dampfkessel-Feuerungen haben
                              									insbesondere die sogen. Halbgas-Feuerungen mit Recht eine besondere Ausbildung
                              									erfahren, weil sie sowohl vom Standpunkte der Theorie als auch nach den
                              									einschlägigen Erfahrungen geeignet sind, den Bedingungen einer mechanisch
                              									vollkommenen und daher wirthschaftlich vortheilhaften Feuerung im Wesentlichen zu
                              									entsprechen. Die Halbgas-Feuerungen haben sich unmittelbar aus den älteren sogen.
                              									direkten Feuerungen entwickelt, nachdem man deren Nachtheile erkannt und die diese
                              									begründenden Verhältnisse festgestellt hat. Es finden sich übrigens noch vielfach
                              									solche „direkte“ Feuerungen vor, welche aber mit derartigen
                              									Hilfseinrichtungen versehen sind, daſs sie sich in Hinsicht ihrer Wirkungsweise den
                              									Halbgas-Feuerungen nähern und derart einen höheren Wirkungsgrad erreichen
                              									lassen.
                           Wenn auch noch die älteren, einfachen Formen der sogen. direkten Kesselfeuerungen in
                              									Verwendung gefunden werden, und zwar besonders für Dampfkesselbetriebe, welche
                              									zeitweise eine lebhafte Steigerung der Dampfentwickelung unvermeidlich machen und
                              									für welche sie von keiner der übrigen Feuerungsarten übertroffen werden, so muſs
                              									dagegen festgestellt werden, daſs die sogen. indirekten Feuerungen, das sind die
                              									eigentlichen Gasfeuerungen, für Dampfkessel fast gänzlich auſser Gebrauch gesetzt
                              									wurden, und mit Recht, nachdem sie sich erfahrungsgemäſs für den zeitweiligen und
                              									hinsichtlich der Dampfproduction sehr schwankenden Betrieb nicht bewährt, und somit
                              									den ganz gewöhnlichen Bedürfnissen der Kesselpraxis nicht entsprochen haben bezieh.
                              									nicht entsprechen konnten.
                           Ueber eine Gasfeuerung nach älterer Form mit bewährten Einzelheiten berichtet der Praktische Maschinen-Constructeur, Jahrg. 20, 1887 S.
                              									76. Diese wurde als „Siemens“-Feuerung für Angeli und Comp.
                              									in Mailand ausgeführt, und ist in Fig. 1 im Längsschnitt
                              									dargestellt.
                           Der Hauptbestandtheil ist der Gaserzeuger G, in dessen
                              									unterem Theile das Brennmaterial gelagert ist, welches durch einen Trichter
                              									zugeführt und welchem durch das Dampfstrahlgebläse d
                              									die nöthige Luftmenge behufs Erhaltung des Destillationsprocesses zugeführt wird.
                              									Der Aschenfall, in dessen Sohle ein Kühlwasserbecken w
                              									eingesetzt ist, ist hermetisch abgeschlossen. Der U-förmige Kanal X, welcher im oberen Deckel die Schau- und
                              									Brennöffnungen s und f
                              									enthält, läſst die Destillationsproducte in den Sammler R flieſsen, welcher durch das in Sand gedichtete Ventil V mit Absperrvorrichtung v
                              									geöffnet und geschlossen werden kann. Durch S flieſsen
                              									die Rauchgase nach g vor die Mündung des Flammrohres
                              									des Kessels und werden daselbst mit der durch c eintretenden
                              									stark vorgewärmten Verbrennungsluft gemischt und entzündet. Die Regelung dieses
                              									Luftzutrittes erfolgt durch Bethätigung eines am Rücken des Kessels angeordneten
                              									Ventiles. Die Erwärmung der Verbrennungsluft erfolgt dadurch, daſs diese gezwungen
                              									wird, Längskanäle zu durchstreichen, deren Wandungen, zum Theile aus Wellblech
                              									hergestellt, von den Rauchgasen in den Hauptkanälen der Kesseleinmauerung erwärmt
                              									werden. L bezeichnet ein Sicherheitsventil, wirksam für
                              									den Fall einer Gasexplosion in der Mischkammer, t eine
                              									durch eine Thüre zu schlieſsende Oeffnung zum Entzünden der Gase. Die im
                              									Wesentlichen beschriebene Gasfeuerung zeigt alle Merkmale einer eigentlichen sogen.
                              									indirekten Kesselfeuerung, welche finden Fall, als es gelingt, grusiges,
                              									minderwerthiges Brennmaterial gleichmäſsig zu vergasen, bei dauerndem und sehr gleichmäſsigem
                              									Kesselbetriebe wirthschaftlich vortheilhaft sein wird.
                           Ihre Vortheile werden sich ausdrücken durch 1) hohe Anfangstemperatur (für den
                              									Beharrungszustand der Feuerung) und ihre leichte Regelung, 2) rauchlose Verbrennung,
                              									3) Ausschluſs eines groſsen Luftüberschusses für die Verbrennung, 4) geringe Menge
                              									der abzuleitenden Verbrennungsgase, 5) reine Zugkanäle. Die Nachtheile dieser
                              									Feuerung sind im Wesentlichen 1) schwierige Leitung des Destillationsprozesses bei
                              									schwankendem (regelmäſsig bedungenem) Kesselbetriebe, bei grusigem Brennmaterial,
                              									auf dessen ausschlieſsliche Verwendung aber Rücksicht zu nehmen sein wird, 2) groſse
                              									strahlende Wärme des Gaserzeugers, 3) Schwierigkeiten bei unterbrochenem Betriebe,
                              									Gefahr der Gasexplosion. Die in der gewöhnlichen Kesselpraxis mit derarten
                              									Feuerungen gemachten Erfahrungen begründen die bekannte Thatsache, daſs dieselben
                              									von der allgemeineren Verwerthung ausgeschlossen sind.
                           J. B. Archer in Washington (Nordamerika) hat eine
                              									Gasfeuerung (D. R. P. Nr. 38030 vom 11. Mai 1886) für Dampfkessel eingeführt, um Kohlenwasserstoff und andere geeignete Gase
                              									vortheilhaft zu verbrennen. Der ebene Rost ist mit Bruchstücken von feuerfestem
                              									Material beschickt, über welchem sich das Gaszuströmungs-, unter welchem sich das
                              									Luftzuströmungsrohr in Verbindung mit einem Brenner befindet, der hinter dem Roste
                              									angeordnet ist.
                           Die herrschende Gruppe der Dampfkesselfeuerungen ist durch die schon erwähnten
                              										„Halbgas-Feuerungen“ gegeben. Sie sind sogen. direkte Feuerungen, allein
                              									mit solchen Hilfseinrichtungen ausgestattet, daſs eine praktische, rauchlose und
                              									wirthschaftlich vortheilhafte Feuerungsanlage selbst bei gewöhnlicher
                              									Beschickungsweise erzielt wird. Die mechanischen Einrichtungen, durch welche
                              									mittelbar die Erfüllung jener Bedingungen gesichert werden kann, die für eine
                              									vollkommene Feuerung maſsgebend sind, sind sehr zahlreich, daher auch die Zahl der
                              									ausgebildeten Halbgas-Feuerungen eine sehr groſse ist. Diejenigen Einrichtungen
                              									derselben, welche bei entschiedener Einfachheit der Anlage, unter Sicherung der gewöhnlichen
                              									Bedienungsweise, eine schwankende Dampferzeugung und Abnahme gestatten, und
                              									gleichzeitig obige Bedingungen erfüllen lassen, sind an sich und für den praktischen
                              									Kesselbetrieb die werthvollsten. Der Grundsatz, zunächst eine entsprechend
                              									geregelte, gleichmäſsige Entgasung des frisch
                              									aufgegebenen Brennstoffes einzuleiten und zu erhalten, ferner diese gasigen
                              									Destillationsproducte mit den durch die sogen. direkte Feuerung in den meisten
                              									Fällen gelieferten und zwar durch direkte Verbrennung entstandenen, einen
                              									bedeutenden Luftüberschuſs (primäre Verbrennungsluft) nachweisenden
                              									Verbrennungsgasen bei hoher Temperatur und an gehöriger Stelle innig zu mischen
                              									(oftmals mit Zuhilfenahme der secundären Verbrennungsluft) und derart rauchlos zu
                              									verbrennen, wird – wenn von besonderen Verhältnissen abgesehen wird – im
                              									Wesentlichen bei allen Feuerungen dieser Gruppe mehr oder weniger vollständig
                              									ausgenutzt.
                           Auf diesem theoretisch richtigen Grundsatz beruht die Wirkungsfähigkeit folgender
                              									bereits bekannter Feuerungsanlagen für Dampfkessel und zwar von Ten Brink mit ihren zahlreichen Abarten, jene von Heiser, Wilmsmann, Schwartze, Pütsch, Schaffer u.a.m.
                              									Diesen Feuerungen sollen zunächst folgende angeschlossen werden.
                           Feuerung von H. Maey in Zürich (Fig. 2). Zu beiden Seiten
                              									eines schmalen ebenen Rostes R sind je ein geneigter
                              									ebener Querrost b angeordnet, auf diesem sind mehrere
                              									durch Chamottesteine gedeckte hohle Guſskörper a
                              									ausgebildet, welche die eigentlichen Entgasungskammern bilden und mit frischem
                              									Brennstoffe gefüllt erhalten werden sollen. Auf dem Roste H wird die Verbrennung beendet. Durch a wird
                              									nach Bedarf (secundäre) Verbrennungsluft zugeführt; die Menge derselben wird mittels
                              									der Klappen d geregelt.
                           Feuerung von J. Howden für feststehende und
                              									Schiffskessel angewendet, um eine zugleich gesteigerte und vollkommene Verbrennung
                              									zu erhalten. Die in Fig. 3 dargestellte Feuerung war für einen Schiffskessel in Verwendung
                              									und wird lediglich mit erhitzter Verbrennungsluft gespeist, welche – nach Bedarf –
                              									über und unter dem Roste eingeführt wird. Die Luftmenge, die strahlenförmig in den
                              									Feuerraum einströmt, wird durch Schieber S
                              									geregelt.
                           Der Erfolg, welcher mit dieser Feuerung erzielt werden konnte, geht aus folgenden
                              									Angaben hervor.
                           Der Dampfer New York City hatte ursprünglich zwei
                              									gewöhnliche zylindrische Flammrohrkessel mit ganz durchgehenden Heizröhren, die
                              									Rücken an Rücken so aufgestellt waren, daſs der 1m,3 weite Zwischenraum eine „trockene“ Feuerbüchse bildete. Die
                              									Betriebsspannung betrug etwa 5at,75; die
                              									Röhrenheizfläche 201qm,87, die Rostfläche 6qm,96. Der neu eingebaute Kessel war ein
                              									gewöhnlicher einendiger Schiffskessel mit rückkehrenden Heizröhren und 3 Feuerungen
                              									nach Howden's Anordnung mit einer Röhrenheizfläche von
                              										122qm,5, einer Rostfläche von 3qm,34. Der alte Kessel verbrauchte für eine
                              									bestimmte Reise bei Verbrennung von Welsh Ryhope Kohle und zwar für die Hinreise
                              										15t, für die Heimreise 13t,5 bei gutem Wetter; der neue Kessel erforderte
                              									für dieselbe zweite Hinreise 11t, für dieselbe
                              									Heimreise 9t,5 Scoth Welsh-Kohle bei gutem Wetter
                              									und 58 Umdrehungen der Maschinenwelle und sehr gut übereinstimmendem vorderen wie
                              									hinteren Tiefgange des Schiffes für beide Reisen.
                           Die Feuerung von F. Steinmann (D. R. P. Nr. 35731) zeigt
                              									die Anordnung eines dem schrägen Planroste a in Fig. 4 ungefähr
                              									parallelen Feuerschirmes f aus Chamotte, dessen unterer
                              									Theil haubenartig ausgebildet ist und ein Rippen werk g
                              									besitzt. Auf dem Roste a wird zunächst die Entgasung
                              									des Brennstoffes eingeleitet. Die Destillationsproducte strömen an l vorbei, durch k hindurch
                              									in das glühende Rippenwerk g und mischen sich daselbst
                              									mit den gasigen Verbrennungsproducten, welche dem Roste b entsteigen, sowie mit der durch die Kanäle h eintretenden secundären Verbrennungsluft. Die Feuerung ist nach der in
                              										Fig. 4
                              									dargestellten Anordnung besonders für Locomobil- und Locomotivkessel bestimmt.
                           Die Anordnung eines solchen Feuerschirmes aus Chamotte zeigt u.a. auch die Feuerung
                              									von Arnold Wegmann in Zürich (D. R. P. Nr. 35897) für
                              									feststehende wie Locomotiv- und Schiffskessel bestimmt. Der Feuerschirm, ein schon
                              									lange bei englischen und amerikanischen Locomotivkesseln in Verwendung stehender
                              									Bestandtheil ihrer Feuerungen, vermittelt die sogen. Rückflammung, die Umkehrung des
                              									gebildeten Gasstromes, das Streichen desselben an den hellglühenden Chamottewänden
                              									des Schirmes, endlich die vollständige Wendung desselben Gasstromes um die obere
                              									Abschluſskante des Feuerschirmes selbst, durch welche Vorgänge bei entsprechendem
                              									Zutritt der Verbrennungsluft eine rauchlose Verbrennung der ursprünglich stark
                              									rauchigen Verbrennungsproducte erreicht werden kann. Der Feuerschirm vermindert bei
                              									Kesseln mit künstlichem Luftzuge den sogen. Auswurf der Verbrennungsrückstände durch
                              									den Kamin, verhindert bei Locomotivkesseln das sogen. Rinnen der Siederohre,
                              									erschwert aber gleichzeitig die Uebersicht der Rohrplatte und etwaige Reparaturen an
                              									den Siederöhren selbst. Der Feuerschirm – richtig angeordnet und sachgemäſs
                              									ausgeführt – ist ein bewährter Bestandtheil der einschlägigen Feuerungen, und
                              									vermittelt in der That eine rauchlose Verbrennung selbst unter weniger günstigen
                              									Verhältnissen hinsichtlich Brennstoff und Führung der Feuerung, wenn es gelingt, die
                              									nicht zu entbehrende secundäre Verbrennungsluft durch Anordnung und Ausnützung eines
                              									Hilfsrostes (Stehrost nach Nyeilly) den
                              									Verbrennungsverhältnissen entsprechend zuzuführen.
                           Die Anordnung einer Wegmann-Feuerung für feststehende
                              									Dampfkessel zeigt Fig. 5. Dieselbe besteht aus dem Kastentrichter a mit der durch einen Hebel beweglichen Klappe c, ferner aus dem Entgasungsraum 
                              									b, der mit a durch den
                              									sich gegen b erweiternden Kanal l in Verbindung steht. An b schlieſst sich
                              									der schräge ebene Rost m an, dem ungefähr parallel sich
                              									das Chamottegewölbe p entwickelt, um die erwähnte
                              									Rückflammung zu vermitteln. An den Hauptrost m
                              									schlieſst sich der kleine Kipprost n mit
                              									Kippvorrichtung gewöhnlicher Art an. Das angeordnete Feuergeschränke, die Art der
                              									Zuführung des Brennstoffes ohne Störung der Verbrennung
                              									durch Zutritt eines kalten Luftstromes, die ermöglichte Entgasung des Brennstoffes
                              									und gesicherte Rückflammung bezieh. Rauchverzehrung unter dem Einflüsse des
                              									Feuerschirmes lassen eine durchaus sachgemäſse Anordnung einer Kesselfeuerung
                              									erkennen, welche auch für gesteigerte Dampferzeugung vortheilhaft wirksam sein
                              									wird.
                           Bei Anordnung des Feuerschirmes für Locomotivfeuerungen nach Wegmann wird zur Sicherung des Einbaues des Ersteren ein eigenartiger
                              									Bestandtheil angewendet. Nach Fig. 6 sind in die
                              									Feuerbox zwei Wasserrohre o, o eingezogen und zwar
                              									derart, daſs die Enden der Röhren in dem „Plafond“ und in der
                              										„Rohrwand“ der Feuerbox gelagert sind.
                           Diese Anordnung scheint bedenklich, trotz der Wasserbewegung in den beiden Röhren,
                              									welche stets der hohen Gefahr des Verbrennens ausgesetzt sind und durch ihre Längen-
                              									bezieh. Formänderung unsichere Stützen des Feuerschirmes sind; diese Anordnung ist
                              									aber auch nach den zahlreichen Erfahrungen, welche bei der Dux-Bodenbacher-Eisenbahn
                              									mit eingebauten Feuerschirmen bei Locomotivfeuerungen gemacht wurden,
                              									überflüssig.
                           Von den sogen. „unmittelbaren“ Feuerungen für Dampfkessel sind mehrfache
                              									beachtenswerthe Anordnungen bekannt geworden, welche einerseits für die möglichst
                              									wirthschaftliche Ausnützung besonderer Brennstoffe bestimmt sind, andererseits die
                              									Nachtheile der älteren Anordnungen der „direkten“ Kesselfeuerungen, und zwar
                              									insbesondere die rauchige Verbrennung, vermeiden sollen.
                           Eine sehr beachtenswerthe Anordnung, für jedes beliebige Kesselsystem ausnutzbar,
                              									wurde von Donneley und Comp. in Hamburg angegeben. Für
                              									diese Feuerung ist der sogen. Wasserrohrrost der kennzeichnende Bestandtheil. Nach
                              										Fig. 7 und
                              										8 ist die
                              									Einrichtung für einen feststehenden Röhrenkessel zu erkennen.
                           Der Kessel erhält zunächst einen etwa 0m,5 langen
                              									Gasverbrennungsraum A vor-(unter-)gebaut, der aus
                              									feuerfestem Material hergestellt und durch eine Anzahl lothrechter Wasserrohre R von dem glühenden Brennstoffe getrennt ist. Die
                              									Wasserrohre R, welche auch die Verdampffläche des
                              									Kessels vergröſsern, sind oben bei a und unten bei b in Querröhren eingesetzt, die eine lebhafte
                              									Wasserströmung vermitteln. Die Rohre R können mittels
                              									eines einfachen Bestandtheiles ausgewechselt werden. Dem Wasserröhrenroste ist ein
                              									sogen. „Trogrost“
                              									
                              									R1 vorgelagert, dessen
                              									Neigung gegen die Wagerechte etwa 80° beträgt. Die Entfernung von R1 gegen R wird durch die Kerngröſse des Brennstoffes bestimmt
                              									und erreicht etwa 0,15 bis 0m,30. Dieser Trogrost
                              									wird durch Tropfwasser gekühlt. Der Brennstoff wird mittels T in den gebildeten Trog gebracht, dessen obere Theile einer Entgasung
                              									unterzogen werden, deren Ergebnisse durch die mittleren und unteren hellglühenden
                              									Partien des Brennstoffes strömen und derart rauchlos im Feuerraume A verbrennen werden. Die von Prof. Lewicky durchgeführten wissenschaftlichen
                              									Untersuchungen der Donneley-Feuerungen haben günstige
                              									Ergebnisse geliefert. Es wurde auch a. O. festgestellt, daſs eine rauchlose
                              									Verbrennung möglich ist, keine Störung derselben in Folge der Art der Aufgabe des
                              									Brennstoffes eintritt, daſs ferner auch minderwerthige Brennstoffe vortheilhaft
                              									verbrannt werden können, und gegenüber anderen guten Rosten für die verschiedensten
                              									Arten von Brennstoffen mit der Donneley-Feuerung eine
                              									14- bis 23procentige Ersparniſs derselben erzielt wurde. Als ein hinsichtlich der
                              									Dauerhaftigkeit bedenklicher Bestandtheil muſs der mehrgenannte
                              										„Wasserröhrenrost“, und zwar trotz der lebhaften gegentheiligen
                              									Versicherung, bezeichnet werden; der angebliche schützende Theeransatz an die Rohre
                              									des Rostes kann bei der sich einstellenden hohen Anfangstemperatur im Feuerraume
                              									nicht stattfinden, die Siederohre müssen in Folge Berührung mit dem hellglühenden Brennstoffe, wenigstens theilweise, und
                              									zwar ungeachtet der vorausgesetzten Wasserströmung und Kühlung verbrennen.
                           Bei der Feuerung von Perret zum Verbrennen von
                              									Staubkohle (Fig.
                                 										9 und 10) besteht der ebene Rost der Feuerungsanlage aus dünnen, sehr nahe an
                              									einander gelegten Roststäben. Die Dicke derselben erreicht oben etwa 15mm, der Zwischenraum der benachbarten Roststäbe 2
                              									bis 3mm. Die Roststäbe haben einen keilförmigen
                              									Querschnitt, sind von besonderer Höhe, so daſs sie mit einem Theile derselben in das
                              									Wasserbecken W tauchen, um gekühlt zu werden. Durch
                              									besondere Versuche ist der Erfolg des Kühlens der bezeichneten Roststäbe nach der
                              										Perret'schen Anordnung sichergestellt. Diese
                              									Kühlung verhindert die Verlegung der Rostspalten, wie
                              									sie sonst bei Verfeuerung von Kleinkohlen vorkommt. Ein Gebläse in Form eines
                              									Ventilators oder ein Dampfstrahlgebläse kommt über die Oberfläche des bezeichneten
                              									Wassers in W zur Wirkung, und preſst die nöthige
                              									Verbrennungsluft durch die Rostspalten. Das Wasserbecken W wird zeitweilig gereinigt, obschon durch die wirksame Gebläseluft wenig
                              									Asche rückfällt. Nach verläſslichen Beobachtungen ergab sich, daſs für die Stunde
                              									und 1qm Rostfläche 90 bis 145k Brennstoff verbrannt werden können, wenn die
                              									Feuerung als Innenfeuerung bei einem Lancashire-Kessel
                              									angeordnet ist. Bei demselben Kessel war unter Verfeuerung der Welsh-Kohle eine 7-
                              									bis 8fache Verdampfung erzielt worden. Auch die mit Anthracit, Koks, Kleinkohle wie Staubkohle
                              									durchgeführten sechsmonatlichen Versuche haben eine Brennstoffersparniſs von 55
                              									Proc. ergeben. Der Hauptwerth der in Rede stehenden Feuerung liegt in der
                              									wirthschaftlichen Verwerthung geringwertiger Brennstoffe; sie müſste gerade in
                              									Gaswerken, wo groſse Mengen von staubförmigem Brennstoffe zur Verfügung stehen, von
                              									gröſstem Vortheile sein.
                           Perret hat noch einen Etagenofen für
                              									Warmluftheizungsarten mit groſsem Erfolge angeordnet und zum ersten Male in einem
                              									Hause zu Saint Cloud ausgeführt und angewendet.
                           Revue industrielle vom 28. April 1887 S. 161 bringt
                              									einen belehrenden Aufsatz über die Heizung der Dampfkessel mit Theer von
                              										M. P. Zwiauer in Wien (264 * 612. 272 * 364.* 385.* 441).
                           Die Continentale Gesellschaft in Wien versuchte mit
                              									Erfolg die Verwendung des Theeres zur Heizung der Retortenöfen. In weiterer
                              									Verfolgung dieser Versuche wurde für die Heizung von Dampfkesseln mit demselben
                              									Materiale ein einfach cylindrischer Kessel gewählt. Als ein Hauptbestandtheil der
                              									Feuerungsanlage für Theerverbrennung ist der sogen. Pulverisator von Drory, dem Direktor des Wiener Gaswerkes, angegeben und
                              									in Fig. 11
                              									dargestellt. Der Pulverisator besteht aus einem 190mm langen und 60mm weiten Rohre, von
                              									welchem ein Theil aus Guſseisen, ein Theil aus Schweiſseisen besteht. Der Theer –
                              									entsprechend vorgewärmt – tritt durch die Oeffnung a in
                              									das Innere des Körpers unter Druck, flieſst durch die Kammer k, wird weiters in die Düse e befördert,
                              									deren freier Querschnitt durch den Dorn d geregelt
                              									werden kann. Durch die Oeffnung b tritt nun Dampf vom
                              									Heizkessel hinzu, durchdringt den Theer und „pulverisirt“ ihn. Behufs
                              									Reinigung der Düse wird der Dorn d angewendet, behufs
                              									Regelung der Pulverisation (Zerstäubung) des Theeres ist das Mundstück, durch
                              									welches der Dampf austritt, zu bethätigen.
                           Behufs Filtration des vorgewärmten Theeres wird die in Fig. 12 dargestellte
                              									Einrichtung angewendet, welche nach Zubr aus zwei
                              									Seitenstücken A, B besteht, zwischen deren Flanschen
                              									zwei feinmaschige Metallsiebe eingespannt sind, welche behufs Erleichterung des
                              									Theerdurchganges stark geneigt sind. Behufs Reinigung der Kammern A und B wird ein
                              									Dampfstrahl angewendet.
                           Von entscheidender Wichtigkeit für den Erfolg der Anlage ist die Einmauerung des
                              									Kessels selbst, deren bewährte, auch von Ingenieur Zubr
                              									angegebene Einrichtung aus Fig. 13 und 14 Taf. 18 zu
                              									ersehen ist. Von Wesenheit sind die Schutzwände G für
                              									den Untertheil des Kessels, der wegen der hohen Temperatur eigentlich nur der
                              									Wirkung der entstehenden strahlenden Wärme ausgesetzt werden darf. Die
                              									Verbrennungsluft wird in den Mauerkanälen 2 bis 1 auſserordentlich stark vorgewärmt und tritt bei 3 (beiderseits) in den Feuerraum, wo die Verbrennung
                              									des zerstäubten Theerstrahles stattfindet.
                           
                           Nach den durchgeführten Versuchen ist die erzielte Rauchverbrennung eine vollständige.
                           Der Probekessel hatte 12qm,8 Heizfläche. Die
                              									gebrauchte Theermenge betrug während des Versuches: 145k,75, Theermenge für die Stunde 14k,575,
                              									verbrauchte Speisewassermenge 1384k,8, für die
                              									Stunde 138k,48, Wasserverbrauch für den
                              									Quadratmeter Heizfläche 10k,8. Reine Verdampfung
                              									für 1k Theer (abzüglich der Dampfmenge, um den
                              									Theer zuzuführen) 8k,954. Speisewassertemperatur
                              									(Mittel) 22,7° C. Mittlere Dampfdichte 2k,66.
                              									Chemische Analyse des Theeres: Kohlenstoff 85,06, Wasserstoff 4,55, Stickstoff 0,23,
                              									Schwefel 0,31, Wasser: chemisch gebunden 7,39, frei 2,01, zusammen 9,40, Asche 0,45
                              									Proc. Theoretischer Heizwerth (nach modificirten Formeln von Dulong) 8389cal. Wirkliche Verdampfung
                              										13k,17. Verbrennungsluft (theor. Menge) 11k,456. Theor. Anfangstemperatur 20,94° C.
                           Mittlere Temperatur der trockenen Heizgase am Ende des ersten Zuges 450°, Fuchskanal
                              									226°.
                           Mittlere Zusammensetzung derselben am Ende des ersten Zuges:
                           
                              
                                 KohlensäureKonlenoxydAtmosphär.
                                    											LuftStickstoff
                                 (Volumprocente)„„„
                                 14,669  0,00020,27665,055
                                 Die volumprocentische Zusammen-    setzung der
                                    											Gase im Fuchskanale    war in Folge Zutrites von
                                    											„falscher“    Luft geändert.
                                 
                              
                           Die Zusammensetzung der für das Kilo Theer entstandenen Verbrennungsgase erreichte am
                              									Ende des ersten Feuerzuges:
                           
                              
                                 Kohlensäure (Gewichtsprocente)
                                   3,118
                                 
                              
                                 Atmosph. Luft               „
                                   2,817
                                 
                              
                                 Stickstoff                       „
                                   8,780
                                 
                              
                                 Wasserdampf               „
                                   0,647
                                 
                              
                                 Mitgeführten Wasserdampf
                                 (Gewichtsprocente)
                                   0,549
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 „
                                 15,911
                                 
                              
                                 Luftüberschuſs-Coefficient
                                 n = 1,24.
                                 
                              
                           Die aus diesem Werthe von n berechnete Anfangstemperatur
                              									beträgt 2215° C.
                           Die durch den vorgeführten Versuch nachgewiesene wirthschaftlich vortheilhafte
                              									Verwerthung des Theeres als Brennstoff für Dampfkesselfeuerungen wäre für zahlreiche
                              									Industriezweige, welche dieses Abfallproduct liefern, von gröſster Bedeutung und
                              									daher die weitere Ausbildung dieser Feuerungsmethode lebhaft zu wünschen.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
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