| Titel: | Ueber Dampfkessel; von Prof. H. Gollner in Prag. | 
| Autor: | H. Gollner | 
| Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 337 | 
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                        Ueber Dampfkessel; von Prof. H. Gollner in
                           								Prag.
                        (Schluſs des Berichtes S. 289 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									18.
                        Gollner, über Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Von den Neuerungen auf dem in stetiger Entwickelung
                              									begriffenen Gebiete der Dampfkesselfeuerungen seien zunächst folgende
                              									hervorgehoben.
                           Eine rauchlose Feuerungsanlage mit beweglichem Hängeroste (Schachtfeuerung) von H. Heusser, k. k. obersten Maschinen-Ingenieur in Pola
                              										(Ill. österr.-ung. Patentblatt, Privilegium vom 17.
                              									April 1884, Nr. 19 S. 121).
                           Diese Feuerungsanlage bezweckt eine möglichst rasche Entgasung des Brennstoffes,
                              									wobei die entwickelten Gase gezwungen werden, durch die glühende Kohle zu ziehen und
                              									mit möglichst langer Flamme rauchlos zu verbrennen.
                           Zu diesem Zwecke wird eine Vorfeuerung angewendet, welche aus einem langen, aber sehr
                              									engen, sich nach unten erweiternden Füllkasten a in
                              										Fig. 15
                              									besteht, unter welchem die eigenartig geformten, beweglichen Roststäbe b eingehängt sind. Diese Stäbe bilden mit etwa ⅓ ihrer
                              									Länge den nach unten erweiterten Schacht, und werden durch ein gewöhnliches Hebel
                              									werk f, d bewegt. Durch einen höchst einfachen
                              									Mechanismus können diese Roststäbe b nach links gedreht
                              									werden, so daſs die Verbrennungsrückstände leicht zu entfernen sind. Das angedeutete
                              									Hebel werk kann auch als Schüttelvorrichtung ausgenutzt werden, ebenso ist das
                              									Rückschlagen der einen Hälfte der Roststäbe möglich,
                              									ohne daſs die Ausnutzung der zweiten Rosthälfte gestört wird. (Getheilter Rost.) Die
                              									Vorderseite der Rostanlage ist durch eine zweiflüglige, in Fächer getheilte Thür
                              									gegen den Zutritt der äuſseren Luft abgeschlossen, während die nöthige
                              									Verbrennungsluft, durch die abziehenden Verbrennungsgase in besonderen Kanälen
                              									entsprechend vorgewärmt, durch den im Mauerstücke m
                              									gesparten Kanal l in den Feuerraum strömt. Der
                              									Hängerost b in Verbindung mit dem durch k und m gebildeten Kanal,
                              									der die innige Mischung der Verbrennungsgase mit der durch l eintretenden Luft vermittelt, bewirkt die rauchlose Verbrennung des in
                              									den Schacht a versenkten Brennmaterials. Im Falle eine
                              									Lufterhitzung nicht möglich ist, muſs die Verbrennungsluft durch die Luftklappe n in der Thür g eintreten,
                              									welche übrigens in Folge des Bestreichens der angeordneten runden Eisenstäbe o durch die strahlende Wärme der Feuerungsanlage
                              									erhitzt wird. Die Roststäbe b können auch als
                              									Hänge-Treppenroststäbe ausgebildet sein, um auch minderwerthige Brennstoffe, wie
                              									Kleinkohle, Sägespäne, Gerberlohe u.s.w., vortheilhaft verbrennen zu können.
                           Fig. 16 zeigt
                              									einen verbesserten Langen'schen Etagenrost; die
                              									Verbesserung besteht in der Anordnung einer Wasserkühlung und Unterstützung der nach der älteren
                              									Ausführung freien Enden der in die einzelnen Etagen eingebauten „geknickten“
                              									Roststäbe. Das dem Dampfkessel entnommene strömende Kühlwasser wird – wie aus der
                              										Fig. 14
                              									ersichtlich – in Röhren a geleitet, welche derart
                              									angeordnet sind, daſs diese zur Unterstützung der Roststäbe dienen können. Diese
                              									Anordnung gestattet die Einführung schwächerer, daher auch leichter zu kühlender
                              									Roststäbe. Der Langen'sche Etagenrost ist bekanntlich
                              									bei geeigneter Bedienung befähigt, eine rauchlose Verbrennung zu liefern, da die
                              									frische Kohle unter die glühenden Partien desselben
                              									Brennmaterials geschoben werden, wodurch die Entgasung des frischen Brennstoffes in
                              									vortheilhafter Weise durchgeführt werden kann, bevor die klare Verbrennung desselben
                              									eintritt. Diese Art der Brennstoffaufgabe, für den Verbrennungsprozeſs günstig,
                              									verhindert die Forcirbarkeit der Feuerungsanlage.
                           Schubert weist in einem Vortrage (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, Bd. 30
                              									Nr. 35) nach, daſs die bezeichnete Feuerungsanlage bei entsprechender
                              									Bedienungsweise auch für die Verfeuerung der sächsischen Pechkohle geeignet gemacht
                              									werden kann.
                           Die Erkenntniſs, daſs bei einem beschickten Planroste der Zutritt der
                              									Verbrennungsluft je nach dem Verbrennungsprozesse an verschiedenen Stellen des
                              									ersteren im Allgemeinen ein verschiedener sein soll, wenn eine vollkommene und
                              									wirthschaftliche Verbrennung erreicht werden soll, führte H.
                                 										Rösicke in Berlin zur Anordnung getrennter und regulirbarer Luftzuführung
                              									für Planröste, welche demnach als zwei-, drei- und mehrtheilige Röste auszuführen
                              									sind (D. R. P. Nr. 35444, Zusatz). Die in Fig. 17 dargestellte
                              									Einrichtung in Verbindung mit den aus Fig. 18 bis 20
                              									ersichtlichen Ausbildungen der Roststäbe vermitteln für gewisse Sorten von
                              									Kleinkohlen eine gleichmäſsige Vergasung des Brennstoffes auf der ganzen Rostfläche.
                              									Die Roststäbe sind mit muldenförmigen Vertiefungen versehen, in welchen die bereits
                              									entgasten Kohlentheile zurückbleiben, und welche durch die erst zu entgasenden
                              									Brennstofftheile gedeckt werden. Diese Vertiefungen können in beliebigen Formen und
                              									aus verschiedenen Materialien hergestellt sein. Fig. 18 und 19 zeigen die
                              									Anwendung von besonders geformten und von gewöhnlichen Roststäben; Fig. 20 die Verwendung
                              									gewöhnlicher Roststäbe mit Chamottebalken.
                           Von Heinrich Hempel in Leipzig rührt eine Neuerung
                              									betreffend die Gaserzeuger für Dampfkesselfeuerungen her. Diese bezieht sich nach
                              									dem D. R. P. Nr. 36669 (Zusatz) und Fig. 21 und 22 auf die
                              									Anordnung einer oben mit Oeffnungen O versehenen Wand
                              										W1 bei dem durch
                              									das Hauptpatent geschützten Gaserzeuger (D. R. P. Nr. 34027) behufs Herstellung
                              									eines Gaskanals C.
                           Der Gaserzeuger ist derart ausgeführt, daſs es möglich ist, denselben mit einer hohen
                              									Schicht Brennmaterial zu versehen, ohne daſs es durch den Schlitz S1 fällt: es handelt
                              									sich weiters mit Hilfe der Wand W1 einen Kanal C zu
                              									bilden, in welchem die durch den Kanal L eintretende
                              									Luft und die durch O dem Generator entströmenden Gase
                              										vor ihrem Eintritte in den Feuerraum F gemischt werden. Im Wesentlichen werden die durch die
                              									Vergasung des Brennstoffes entstandenen Producte durch den Kanal S1, d. i. durch eine
                              									glühende Brennstoffschicht treten, während gleichzeitig die durch die Schlitze O, O entweichenden Gase, mit Luft gemischt, durch den
                              									Kanal C streichend, mit den ersteren im Feuerraume
                              									vollständig verbrennen werden.
                           Die Anordnung bezweckt also die vollkommene Verbrennung aller im Gaserzeuger gebildeten gasigen Producte, und zwar einer
                              									bedeutenden Menge derselben durch Zuführung von Oberluft, welche gezwungen wird,
                              									sich mit den frei abziehenden Destillationsproducten innig zu mischen. Die
                              									Einrichtung ist sehr einfach und ist geeignet, die Leistungsfähigkeit gewöhnlicher
                              									Gaserzeuger zu erhöhen.
                           Fred. Yates in Unkel a. Rh. gibt eine Neuerung für
                              									Dampfkesselfeuerungen an, wodurch diese zu Halbgasfeuerungen umgestaltet werden,
                              									welche eine wirthschaftliche Verwendung des Brennstoffes erzielen lassen. Nach dem
                              									D. R. P. Nr. 34006 wird im Wesentlichen ein gasdichter Füllraum für den Brennstoff
                              									hergestellt, die nöthige Verbrennungsluft durch ein Gebläse in den geschlossenen
                              									Aschenraum gepreſst; ein Theil derselben wird neben Kesseldampf durch eine besonders
                              									vorbereitete Düse in den Aschenraum geleitet und derart durch die Rostspalten dem
                              									Brennstoffe zugeführt. Ein Theil der eingepreſsten Luft wird in einem besonderen
                              									Erhitzungsapparate vorgewärmt und im erwärmten Zustande durch besondere Kanäle in
                              									den Verbrennungsraum geleitet. Es findet bei dieser Einrichtung unter Voraussetzung
                              									einer besonderen Beschickungsmethode und bei regelmäſsiger Handhabung der
                              									angeordneten Sperrhähne in den Luftleitungen zunächst eine lebhafte Vergasung des
                              									frisch aufgegebenen Brennstoffes und sodann unter dem Einflüsse der zugeführten
                              									primären wie secundären Verbrennungsluft eine vollkommene Verbrennung desselben
                              									statt.
                           Die Gesammteinrichtung ist zusammengesetzt nicht ohne Schwierigkeit zu handhaben,
                              									einzelne Theile sind sehr hohen Temperaturen dauernd ausgesetzt, daher
                              									voraussichtlich dem vorzeitigen Verschleiſse unterworfen.
                           Engineering berichtet (1886 S. 367) über eine
                              									Kesselfeuerung mit künstlichem Zuge für Schiffskessel. Die Feuerung ist mit einem
                              									Dampfstrahlgebläse A mit dem Dampfventil C versehen, die Verbrennungsluft tritt aus dem
                              									Kesselraume bei B ein. Die Thür F, welche den
                              									Aschenraum der Feuerung vorn verschlieſst, enthält eine Putzthür J mit dem Schauglase g.
                              									Die durch A austretende Luft wird durch die engen
                              									Kostspalten bei E gepreſst und tritt als primäre
                              									Verbrennungsluft durch das kleinkörnige Brennmaterial. Durch die aus den Fig. 23 und
                              										24
                              									ersichtliche Einrichtung der Heizthür und Heizplatte tritt ein Theil der eingepreſsten Verbrennungsluft
                              									als Oberluft auf der Vorderseite des Rostes in den Feuerraum, während die beiden
                              									durch den Aschenfall gezogenen Rohre O, O erwärmte Luft
                              									aus dem Kesselraume in das Warmluftreservoir R führen,
                              									welche theüs durch die bei den Chamotteziegeln K
                              									gelassenen Zwischenräume, theils durch die durchlöcherte Platte R1 in den Feuerraum als
                              									secundäre Verbrennungsluft strömt.
                           Für die Zeit der Reinigung des Rostes (Feuerung) wird das Brennmaterial, wie aus Fig. 24
                              									ersichtlich, nach K gebracht und derart gehäuft, daſs
                              									ein Zutritt der kalten Luft durch die geöffnete Heizthür ausgeschlossen ist. Die
                              									Feuerung, mit engspaltigem Roste versehen, verbrennt pausiges Brennmaterial sehr
                              									vollkommen, gestattet ein rasches Dämpfen des Feuers, nach Umständen die Einhaltung
                              									eines sehr schwachen Feuers, sowie die lebhafte Forcirung der Dampferzeugung.
                           Als Neuerungen auf dem Gebiete der Hilfseinrichtungen
                              									für Kesselfeuerungen seien zunächst hervorgehoben: Die Registerklappe nach N. Curtis in Boston, Mass., zu deren Bethätigung
                              									Kesseldampf verwendet wird. Die Einrichtung besteht nach Fig. 25 aus dem
                              									Dampfcylinder E, die Stange des zugehörigen Kolbens G tritt durch den Deckel E1; der Kolben G ist gefäſsartig ausgebildet und enthält den einstellbaren Kanal b. E2 ist der obere
                              									Cylinderdeckel mit dem Kanäle c. Dieser hohle Deckel
                              										E2 enthält den
                              									Haupt-Ventilmechanismus der ganzen Einrichtung. Die Haupt-Ventileinrichtung ist am
                              									oberen Ende durch eine biegsame metallische Scheidewand D dicht abgeschlossen, die durch ein Guſsstück H gehalten wird. Die Spindel F mit Handrad
                              										H und Feder S wirken
                              									als Gewicht auf die bezeichnete Scheidewand. J ist ein
                              									Ventilkolben für den Kanal c; derselbe besitzt eine
                              									Spindel, in welche der Kanal c gelegt ist. Der Körper
                              									des Ventilkolbens J ist becherartig, enthält da eine
                              									Feder, welche dem Block K Widerstand leistet, der in
                              									dem Theile H unter der Scheidewand eingeschraubt ist.
                              										K ist ausgebohrt, um einen Hilfsbestandtheil
                              									aufzunehmen.
                           Für gewöhnlich ist in E über G kein Dampf, wobei G durch ein Gewicht in
                              									seine höchste Lage gebracht wird, für welche das Register geöffnet ist. Im Rohre R und in der Kammer P,
                              									über und unter dem Kolben J und in der Kammer P1 herrscht stets voller Dampfdruck. Der geringste
                              									Dampfüberdruck überwindet die Spannung der Feder S und
                              									öffnet den Kanal N. Dadurch entweicht der Dampf in die
                              									Kammer P Ober dem Ventil J
                              									durch das Ausgangsrohr; hierdurch öffnet sich J und der
                              									Dampf strömt nach Cylinder E über den Kolben G, zwingt diesen niederzugehen und das Register zu
                              									schlieſsen.
                           Ist das Gleichgewicht über und unter dem Kolbenventil J
                              									wieder hergestellt, so schlieſst sich dasselbe und wird der Kolben G unter dem Einflüsse des Gewichtes gehoben und das
                              									Register wieder geöffnet; der Dampf im Cylinder E über
                              										G kann durch den kleinen Kanal b entweichen (Patent Nr. 346898).
                           
                           Wie ersichtlich, findet mit Hilfe der beschriebenen Einrichtung eine selbsthätige
                              									Regelung der Stellung des Registers unter dem Einflüsse der schwankenden Spannung
                              									des Kesseldampfes statt.
                           Das D. R. P. Nr. 37567 behandelt die von Andrew Laing in
                              									Glasgow angegebenen Einrichtungen zur Belüftung von Kesselräumen und zum Speisen von
                              									Kesselfeuerungen mit heiſser Luft. Es handelt sich hierbei um die Belüftung der
                              									äuſseren Schürräume bei Dampfkesseln, wobei die heiſse, unreine Luft aus diesen
                              									Räumen abgesogen und unter Druck sowie unter weiterer Erhitzung der Kesselfeuerung zugeführt wird.
                           Bei diesen besonders für Schiffskessel wichtigen Einrichtungen wird einerseits die
                              									Luft in sehr gleichmäſsiger Weise von vielen den Dampfkessel umgebenden Punkten aus
                              									dem Schürloche (Schürraum des Kesselraumes) entnommen, und andererseits gleichzeitig
                              									eine bedeutende Abkühlung der Auſsenflächen der Kessel bewirkt, in deren nächster
                              									Nähe sich der Heizer befindet, endlich verhindert, daſs während die Thür des
                              									Aschenfalles geöffnet wird, die durch dieselbe einströmende heiſse Luft in den
                              									Schürraum nächst der Feuerung eintritt. Die Kessel erhalten zu diesem Zwecke auf der
                              									Vorderfläche sowie an den Seitenflächen ihres Vordertheiles eine mantelförmige
                              									Umhüllung mit entsprechendem Abstande von der Kesseloberfläche, so daſs ein
                              									Luftkanal entsteht, der an der unteren Seite offen ist und in den äuſseren Schürraum
                              									übergeht, gleichzeitig aber oben mit den Säugöffnungen des angeordneten Saugers in
                              									Verbindung stehend. Von diesem wird die theilweise erhitzte Luft durch passend an
                              									der Kesseloberfläche sowie im Rauchfange angebrachte Kanäle nach dem Aschenfall
                              									geführt und als Verbrennungsluft ausgenützt.
                           Die Patentschrift zeigt auf 6 Blättern in 24 Figuren die Zusammenstellungen wie
                              									einzelne Bestandtheile der bezeichneten Einrichtungen mit mehrfachen Verbindungen,
                              									um den vollen Erfolg derselben besonders für Schiffskessel zu sichern.
                           Aus den vorstehenden Mittheilungen geht hervor, daſs – wie schon eingangs erwähnt –
                              									die Halbgasfeuerungen eine besondere Ausbildung erfahren haben, daſs die Anwendung
                              									von erhitzter Unter- und Oberluft bei natürlichem Luftzüge, die Anwendung von
                              									Strahlgebläsen bei geschlossenem Aschenfalle zur Beförderung von heiſser
                              									Verbrennungsluft bei Verbrennung von grusigen, meist geringwertigen Brennstoffen,
                              									weiter die Durchführung der künstlichen Belüftung der äuſseren Schürräume und die
                              									Erzeugung heiſser Verbrennungsluft besonders für Schiffskessel diejenigen
                              									mechanischen Mittel bezeichnen, welche angewendet werden, um den Wirkungsgrad der
                              									Feuerungsanlagen für Dampfkessel möglichst zu erhöhen. Die Ausbildung der Feuerungen
                              									für besondere und noch ungewöhnliche Brennstoffe (Kohlenwasserstoffe, Theer u. dgl.)
                              									ist im fortschrittlichen Zuge. (S. 296 Z. 14 v. o. lies 2094°.)
                           
                        
                     
                  
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