| Titel: | Von der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin 1889. | 
| Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 342 | 
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                        Von der Deutschen Allgemeinen Ausstellung für
                           								Unfallverhütung in Berlin 1889.
                        (Schluſs des Berichtes S. 297 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									18.
                        Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in
                           								Berlin.
                        
                     
                        
                           
                              Müllereimaschinen.
                              
                           Die allgemeinen Verhältnisse lagen hier ebenso wie bei der eben besprochenen
                              									Industrie. Es wurde die Gesammteinrichtung einer Dampfmühle von Kapler in Berlin im Betriebe vorgeführt und auſserdem
                              									diese und jene Arbeitsmaschine aus dem groſsen Getriebe der heutigen Müllerei
                              									gezeigt.
                           Der allgemeine Gesichtspunkt der Unfallverhütung tritt in dieser Schaustellung mehr
                              									in den Hintergrund gegenüber dem Bestreben, möglichst staubfrei zu mahlen, also
                              									Staub in der Mühle zu verhindern, um auf diese Weise den gefährlichsten Feind der
                              									Müllerei, die Staubexplosionen, zu verhüten. Diese Staubverhinderung ist denn auch
                              									thatsächlich wohl vollkommen gelungen und auch vortrefflich zur Anschauung gebracht.
                              									Weder in der Kapler'schen Mühle, noch bei den häufig in
                              									Betrieb gezeigten einzelnen Arbeitsmaschinen war eine Staubbildung bemerkbar.
                           Die bewirkte Staub Verminderung erfolgte durch Staubsammler verschiedenartiger
                              									Construction. Dieselbe geschieht zunächst zur Verhütung von Feuersgefahr, sodann
                              									aber auch zur Herstellung staubfreier Luft im Interesse der Arbeiter.
                           Die Erzeugung von Feuerfunken kann geschehen, sowohl wenn zwischen die Arbeitsflächen
                              									der Maschinen (namentlich bei Mühlsteinen) harte Körper gelangen, als auch wenn
                              									hochgradige Erwärmung in den Zapfenlagern und auf den Reibungsflächen der Maschinen
                              									stattfindet – oder – es werden Funken von auſserhalb zugeführt. Gegen diese drei
                              									Arten wird man sich zu schützen haben.
                           Man vermeidet zunächst, daſs harte Körper in die Arbeitsmaschinen gelangen können,
                              									durch vorherige gute Reinigung des Arbeitsgutes,
                              									namentlich Entfernung aller beigemischten Eisentheile mittels Magnetapparates, sowie
                              									Entfernung der Steine durch Steinauslesemaschinen.
                           Das Warmgehen der Lager und Arbeitsflächen ist zu verhüten, wenn man die Lagerungen
                              									einmal sorgfältigst construirt und hauptsächlich auf Wahl eines passenden
                              									Lagermetalls und genügende Lagerfläche die nöthige Rücksicht nimmt, sowie
                              									selbsthätig wirkende Schmiervorrichtungen anbringt; auch die kühle Luft der
                              									Aspiration wirkt hier vortheilbringend. Der Schutz der Maschinen gegen Eindringen
                              									von Funken von auſsen her kann ziemlich sicher durch luftdichten Abschluſs derselben
                              									und wenn möglich durch Construction solcher aus Eisen bewirkt werden.
                           
                           Die Beseitigung des Zündmittels, um entstehenden Feuerfunken die Nahrung zu nehmen,
                              									läſst sich erzielen durch Aspiration der
                                 										Arbeitsmaschinen. Bei Construction solcher Anlage ist indeſs gar vielerlei
                              									zu beobachten und muſs dabei sehr sorgfältig und mit Sachkenntniſs verfahren werden.
                              									Um das Richtige zu treffen, hat man vor Allem die Beschaffenheit des Arbeitsgutes
                              									ins Auge zu fassen, denn es ist durchaus nicht gleichgültig, welcher Art die aus der
                              									Arbeitsmaschine sich ergebenden Abgänge sind. Diese sind bezüglich ihrer
                              									Feuergefährlichkeit wesentlich verschiedenartig. Gröſse und Beschaffenheit des
                              									Staubsammlers, Stärke des Luftstromes, also Gröſse und Umlaufszahl des Gebläses,
                              									sowie die Stärke der Luftströmung muſs hier entsprechend gewählt sein. Nun ist
                              									bekannt, daſs ein bestimmtes Gemenge von Mehlstaub, Cellulosetheilchen und
                              									atmosphärischer Luft in bestimmter Dichtigkeit explosionsfähig wird, es muſs daher
                              									vermieden werden, daſs solches Gemenge entstehen kann.
                           Es wird hier zu beachten sein, daſs der Staubsammler möglichst nahe der
                              									stauberzeugenden Maschine angeordnet wird und – ist dies nicht thunlich – daſs die
                              									Verbindung mit derselben so hergestellt werde, daſs in derselben keinerlei Staub
                              									sich ansammeln kann. Muſs diese Verbindung durch wagerecht liegende Rohre angeordnet
                              									werden, so wird man gut thun, solche mit Schnecken zu versehen. Hölzerne
                              									Verbindungsrohre sind hierbei solchen aus Eisen vorzuziehen, da Eisen durch Bildung
                              									von Niederschlagswasser und demnächstige Kleisteransammlung ein Verstopfen und
                              									dessen nicht übersehbare Folgen befördert; auch rosten sie aus demselben Grunde
                              									leicht durch.
                           Ferner muſs der Staubsammler selbst so angeordnet werden, daſs derselbe sich in ganz
                              									kurzen Pausen reinige und das gesammelte Mehl und Staub sofort in Säcken aufgefangen
                              									wird. Graupenmühlen, namentlich die heutzutage nur noch in Frage kommenden sogen.
                              									holländischen Graupenmühlen, sind aus verschiedenen Gründen noch feuergefährlicher
                              									als Mahlmühlen. Einmal ist das daselbst verarbeitete Roherzeugniſs in seinen Theilen
                              									feuergefährlicher, weil die Gerstenschale mehr Cellulosetheile enthält, die bei dem
                              									eigenthümlichen Vergraupungsverfahren durch Abschleifen viel feiner zertheilt werden
                              									als Mahlgut. Dann ist aber auch die Arbeitsmaschine, der sogen. Graupenholländer, zu
                              									Folge seiner schleifsteinartigen Construction und Arbeitsweise unter starker
                              									Pressung, leichter einer Erwärmung ausgesetzt. Endlich aber muſsten diese Maschinen
                              									früher durch Menschenhand bedient werden, wodurch oftmals zu langes Verweilen des
                              									Arbeitsgutes in der Maschine stattfand und in Folge dessen Erhitzungen desselben
                              									ungemein leicht eintreten konnten, wenn der Arbeiter nicht ganz zuverlässig war.
                           Das Entstehen von Feuerfunken in der Abeitsmaschine ist bei der Graupenmaschine von
                              										Martin in Bitterfeld zu vermeiden gesucht, einmal durch gute
                              									Vorreinigung der Gerste, wodurch verhindert werden soll, daſs harte Körper zwischen
                              									die Arbeitsflächen gelangen, als ferner durch gute Lagerconstruction mit
                              									selbsthätiger Schmierung, sodann durch die Zuführung frischer Luft zwischen die
                              									Arbeitsflächen mittels Aspiration und endlich Anwendung einer selbsthätigen
                              									Beschüttung und Entleerung der Maschine.
                           Etwaiges Zünden eines Funkens wird durch eine Aspirationsvorrichtung mit Staubsammler
                              									vermieden. Der Staubsammler wird möglichst nahe am Graupenholländer angeordnet, und,
                              									wenn dies nicht direkt über oder neben demselben geschehen kann, durch ein wagerecht
                              									liegendes Holzrohr mit Schnecke mit demselben verbunden. Beste Reinigung, welche den
                              									Filter des Staubsammlers in ganz kurzen Zwischenräumen reinigt, so daſs sich nie
                              									eine gröſsere Menge Staub in diesem Apparate aufsammeln kann, zeichnet denselben als
                              									hier besonders zweckentsprechend aus. Vom Filter fällt bei der Reinigung der Staub
                              									direkt in Säcke. Vom Staubsammler bis zum Exhaustor wendet er hölzerne oder eiserne
                              									Verbindungsrohre an; in diesen läuft nur Luft um.
                           Der Staubsammler von M. Martin in Bitterfeld besitzt ein
                              									sackartiges Filter, welches durch plötzliche Umsteuerung des Luftstromes umgestülpt
                              									wird, so daſs unter dem Gegenwinde die Reinigung des Filters vollzogen wird.
                           Der Windstrom geht auf seinem Wege nach dem Gebläse bei einer Anordnung durch ein auf
                              									umlaufender Trommel befestigtes Filter (Fig. 50), bei einer
                              									zweiten Anordnung durch Filter, welche auf einem stillstehenden viereckigen Rahmen
                              									angebracht sind (Fig. 51). Bei der ersteren Ausführung erfolgt das Umstülpen des Filters
                              									durch Zuführung eines Gegenstromwindes durch ein Rohr d
                              									von der Mitte der umlaufenden Trommel (vgl. Fig. 50), bei der anderen
                              									Ausführung tritt der Gegenwindstrom von oben zwischen die aufrecht stehenden
                              									Filterrahmen. Dieses Spiel geht abwechselnd in einzelnen Filterabtheilungen vor
                              									sich, und zwar wird bei dem runden Filter je eine der 6 Abtheilungen stets
                              									gereinigt, während die anderen saugen, bei dem viereckigen dagegen wird stets die
                              									Hälfte Anzahl der Filterrahmen gereinigt, während der andere Theil saugend
                              									arbeitet.
                           Bei dem runden Filter, welches für kräftigeres Saugen bei kleinerer Filterfläche
                              									bestimmt und construirt ist, sind im Inneren der einzelnen Abtheilungen noch Hebel
                              										m angebracht., die durch lose Fäden mit den
                              									einzelnen Filterfalten, welche das Umstülpen begrenzen, verbunden sind. Diese Hebel
                              									haben den Zweck, während der Reinigung das Durchschlagen oder Umstülpen der Falten
                              									zu wiederholen, wodurch die Reinigung selbstredend vollkommener erfolgt. Dies wird
                              									bewerkstelligt dadurch, daſs die genannten Hebel m
                              									durch die Drehung der Trommel, indem sie auf einem an der feststehenden Wand des
                              									Apparatgehäuses befestigten Zahnkranze n entlang gleiten, die
                              									Filterfalten gegen den Luftstrom heben und unter Pressung der Luft wieder fallen
                              									lassen.
                           Bei dem viereckigen Filter ist diese Anordnung des öfteren Umstülpens auſser
                              									Anwendung gelassen, dafür aber auf ein öfteres Umsetzen der Reinigungsarbeit Bedacht
                              									genommen. Da auſserdem dabei die Filterflächen viel gröſser sind, so hat sich dies
                              									für die Praxis eben auch gut bewährt und ist es dadurch auch möglich geworden, die
                              									einzelnen Filter, ohne den Betrieb zu stören, herauszunehmen, um etwaige Störungen
                              									leichter beseitigen zu können. Beide Arten der Anordnung, die im Prinzip also gleich
                              									sind, haben sich gut bewährt, und würde die Wahl der einen oder anderen Art in der
                              									Hauptsache nur davon abhängig sein, ob mit stärkerem Luftstrome, d.h. gröſserer
                              									Luftleere hinter dem Filter, zu arbeiten vorzuziehen ist, oder gröſsere Luftmengen
                              									mit geringerer Pressung arbeiten sollen.
                           Das Umsteuern der Luftbewegung, welches also in demselben Moment zu erfolgen hat, wo
                              									die Reinigung für jede Filterabtheilung beginnen soll, geschieht bei dem runden
                              									sogen. Trommelfilter dadurch, daſs ein mit der Drehung der Trommel sich bewegender
                              									Gewichtshebel von Zeit zu Zeit frei wird und vermöge seines Eigengewichts plötzlich
                              									in senkrechte Stellung fällt, wodurch das Rohr d und
                              									die zu reinigende Filterabtheilung in Verbindung tritt, während gleichzeitig durch
                              									denselben Vorgang die gereinigte Filterabtheilung wieder abgesperrt wird. Beim
                              									viereckigen sogen. Rahmenfilter geschieht die Umsteuerung durch Verstellen der
                              									oberhalb der Filterbehälter befindlichen Klappen c,
                              									wodurch jedesmal die eine Hälfte der Filterabtheilungen (deren Zahl beliebig groſs
                              									gewählt werden kann) gegen die äuſsere Luft sich öffnet, während die andere
                              									abgeschlossen wird; die Bewerkstelligung dieses Vorganges erfolgt durch Riemen oder
                              									Ketten ohne Ende, welche, von der Exhaustorwelle aus in Bewegung gesetzt, durch
                              									eingeschaltete Knoten oder Stäbe als sogen. Mitnehmer die zeitweise Bewegung der
                              									Klappen vollziehen. Die mit punktirten Linien angedeutete Ausführung dieses
                              									Mechanismus zeigt die betreffende Skizze; ebenso ist aus der entsprechenden Skizze
                              									des runden Filterapparates zu ersehen, in welcher Weise die Bewegung der Trommel und
                              									der von dieser zur Function gebrachte beschriebene Mechanismus der Umsteuerung
                              									geschieht.
                           Die Buchstaben in Fig. 50 haben folgende Bedeutung: a
                              									Einströmungsrohr von der Arbeitsmaschine, b Filter. c1 bis c6 6 Abtheilungen. d Rohr für frische Luft mit Einströmungsöffnung für die
                              									frische Luft. Das Schluſssegment für die reinigende Abtheilung ist in der Zeichnung
                              									schraffirt. m 6 Hebel zur Filterreinigung. n Zahnstange. o Hebel mit
                              									Gewicht. s Sackstutzen.
                           In Fig. 51
                              									bedeutet: a1 und a2 Einströmungsrohre
                              									für staubreiche Luft. b2, b3 und b4 Filter
                              									(herausnehmbare), b2
                              									und b4 in Thätigkeit.
                              										
                              									c 4 Klappen in den Ausströmungskanälen, d Exhaustor mit Antriebsscheibe, f 2 Einströmungskanäle für frische Luft. s1 und s2 2
                              									Staubtransportschnecken. r1 und r2 2
                              									selbstschlieſsende Sackstutzen.
                           Die meisten Staubfänger, von welchen eine groſse Anzahl verschiedener Ausführungen
                              									bestehen, beruhen auf dem geschilderten Vorgange. Abweichend ist das Verfahren der
                              									Reinigung der Filtertücher durch Klopfen.
                           Eine besonders gut durchdachte Ausführung (Patent Jaacks und
                                 										Behrens Nr. 38 396) war von Nagel und Kamp in
                              									Hamburg ausgestellt.
                           Diese Patentfilter bestehen aus einfachen Filtertuchschläuchen von ungefähr der Länge
                              									der jedesmaligen lichten Geschoſshöhe; dieselben sind mit ihren unteren offenen
                              									Enden an den geeigneten Staubraum angeschlossen, während dieselben am oberen Ende
                              									durch Holzdeckel geschlossen und mittels eines an zwei Tauen über Rollen hängenden
                              									Gewichtes hoch und straff gehalten werden. (Vgl. 1889 271
                              									* 538.)
                           Die Filterschläuche werden in kleineren oder gröſseren Gruppen je nach Ausdehnung der
                              									Anlage gereinigt. Fig. 52 zeigt zwei vierfache Systeme, bei welchen je 4 Schläuche
                              									gleichzeitig wie folgt gereinigt werden:
                           Eine endlose Kette, in welcher sich ein Mitnehmer (Vorsprung) befindet, wird über
                              									Rollen in geeigneter Weise geleitet und durch ein kleines Kettenvorgelege so langsam
                              									bewegt, daſs der Mitnehmer nach Bedürfniſs alle 5 bis 10 Minuten einen Kreislauf
                              									beendet. Der Mitnehmer hakt beim Vorübergehen des Gewichts unter die gabelförmige
                              									Klinke a desselben und hebt das Gewicht, auch
                              									gleichzeitig mit demselben, mittels des Stellringes b
                              									auf der Stange c, den Verschluſstrichter so lange, bis
                              									die Klinke d in die Kerbe der Stange c fällt und so den Trichter mit darin befindlichem
                              									Sitzventil geschlossen hält. Gleichzeitig wird auch die Klinke a durch die Nase e
                              									ausgelöst und fällt das Gewicht in Folge dessen zurück. Die bis dahin blasebalgartig
                              									in sich zusammengesunkenen Filterschläuche werden dann plötzlich emporgeschnellt und
                              									straff gezogen. Die hierdurch entstehende kräftige Erschütterung der einzelnen
                              									Filtertuchfäden, in Verbindung mit dem in Folge der plötzlichen Raumvergröſserung
                              									von auſsen nach innen strömenden Gegenwind, bewirken eine gründliche Reinigung von
                              									anhaftendem Staube.
                           Der so abgestoſsene Staub lagert sich nun ruhig auf dem Sitzventil im Trichter ab und
                              									fällt in dem Augenblicke, wo der Mitnehmer der Kette die Klinke d auslöst und der Trichter durch sein Eigengewicht
                              									herunterfällt, durch das dann ebenfalls geöffnete Sitzventil direkt in einen Sack
                              									oder Schnecke.
                           Sollen diese Filter für Saugewind arbeiten, so müssen dieselben mit einer luftdichten
                              									Kammer umgeben werden, aus der dann abgesogen wird. Es wird die beim Reinigen des
                              									Filters dann noch nöthige Schlieſsung und spätere Wiederöffnung des Saugeluftrohrs durch eine Drosselklappe
                              									mittels der Stange c direkt bewirkt.
                           Die Schlauchlänge beträgt bei 3m Geschoſshöhe etwa
                              										2m,5, und haben vier solche Schläuche eine
                              									dauernd, gleichmäſsig wirksame Fläche von zusammen etwa 11qm,5.
                           Von den mehrseitig ausgestellten Müllereimaschinen ist wenig Neues zu berichten. Es
                              									sollen deshalb nur die drei vorgeführten
                           
                        
                           
                              Mischmaschinen
                              
                           noch besprochen werden, weil durch dieselben das Prinzip einer
                              									völlig staubfreien Mischung sehr scharf zum Ausdrucke gebracht ist. Die
                              									Mischmaschinen dienen bekanntlich nicht nur den Zwecken der Müllerei bezieh.
                              									Bäckerei, um ein möglichst gleichmäſsig gemischtes Mehl aus verschiedenen Mehlsorten
                              									herzustellen, sondern finden auch vielfach Anwendung in der Cement- und
                              									Kunstdüngerfabrikation u.s.w.
                           Die Mischmaschine, System Weber-Zeidler, welche von R. Mager in Görlitz ausgestellt ist, besteht, wie Fig. 53 Taf.
                              									14 zeigt, aus einem gewöhnlichen Mehlbehälter, an dessen Decke eine Schnecke a ohne Kasten angebracht ist. Am vorderen Ende steht
                              									auf der Schnecke der Einschüttrumpf. Der Behälter ist unten nicht durch einen festen
                              									Boden, sondern durch Walzen b abgeschlossen. Unter
                              									diesen befindet sich in der ganzen Länge derselben eine Schnecke c mit zunehmendem Fassungsraume, welche in den Rumpf
                              									eines Förderwerkes d mündet. Letzteres stellt die
                              									Verbindung zwischen der unteren und der oberen Schnecke her. In dem Behälter sind
                              									über den Walzen Bretter – Flächen e – gegen die Wand
                              									der Kiste schräg stehend, derartig aufgehängt und unter einander verbunden, daſs
                              									sich die Schräge derselben von auſsen beliebig verstellen läſst. Unmittelbar vor dem
                              									Förderwerke ist an dem Boden der unteren Schnecke ein Sackrohr mit Schieber und
                              									Klappe angebracht. Der Einschüttkasten kann auch unten am Förderwerke, das
                              									Absackrohr oben an dem äuſseren Theile der Vertheilungsschnecke angebracht werden,
                              									je nachdem es die Verhältnisse der Mühle erfordern.
                           Soll Mehl gemischt werden, so wird zuerst die obere Schnecke in Betrieb gesetzt. Die
                              									zu mischenden Sorten werden in den Einschüttrumpf gebracht, von wo die Schnecke das
                              									Mehl nach dem Behälter fördert. Hier fällt es am Ende des kurzen Schneckenbodens
                              									herunter und lagert sich zwischen den schrägen Flächen bis an die Decke hinauf.
                              									Sobald das Mehl die Schnecke erreicht, wird das noch weiter hinzukommende in der
                              									Längsrichtung fortbewegt, bis der Behälter alle zu mischenden Sorten aufgenommen
                              									hat, jedenfalls bleibt es gleichgültig, in welcher Reihenfolge und in welchem
                              									Verhältnisse eingeschüttet wird, ob z.B. das Mehl unmittelbar aus den
                              									Sichtemaschinen oder aus Säcken kommt, es ist nur erforderlich, daſs der Behälter
                              									alle zu mischenden Sorten überhaupt enthält.
                           
                           Beginnt die Mischung, so wird die untere Schnecke, das Förderwerk und die Walzen
                              									gleichzeitig in Betrieb gesetzt. Sobald letztere sich zu bewegen anfangen, wird das
                              									auf ihnen lagernde Mehl in feinen Strahlen, jedoch auf der ganzen Länge der Walzen
                              									durch den Walzenboden hindurch in die untere Schnecke gestreut. Dadurch kommen aus
                              									jedem Theile der Behältergrundfläche in jedem Augenblicke gleich viel Mehltheilchen
                              									zusammen, so daſs am Ende der Schnecke eine innige Mischung entstanden ist, welche
                              									die einzelnen Sorten in demselben Verhältnisse enthält, wie der Behälter. Etwa
                              									vorhandene Klümpchen werden beim Durchgange durch die Walzen aufgelöst.
                           Dadurch besonders, daſs die verschiedenen Mehlsorten in feinen Strahlen auf und in
                              									einander gestreut werden, wird die gleichmäſsigste Mischung hergestellt. Das Streuen
                              									geschieht zwangsweise: jedes Körnchen wird auf die bestimmte Stelle gestreut, wo es
                              									sich neben Körnchen anderer Sorten lagern und so auf das innigste mischen muſs. Das
                              									verschiedene specifische Gewicht der einzelnen Mehlkörnchen aus dem Kern und den
                              									äuſseren Schichten des Kornes beeinfluſst die Mischung nicht
                           Die Mischarbeit, deren Zeitdauer von dem Verhältnisse zwischen Fassungsraum des
                              									Mehlbehälters und Gröſse des Walzenbodens abhängig ist, ergibt nach zwei- bis
                              									dreimaligem Durchgange des Mischgutes ein tadelloses Erzeugniſs.
                           Da das Förderwerk das Mischgut aus der unteren wieder in die obere Schnecke bringt,
                              									so mischt die Maschine ohne irgend welches Zuthun von auſsen ohne Aufsicht so lange,
                              									bis der Schieber am Sackrohre gezogen wird und das Absacken beginnt. Aus dem
                              									Sackrohre ist die Entnahme von Proben sehr leicht.
                           Die Mischarbeit erfordert keine Handarbeit. Der Behälter wird von den Arbeitern
                              									niemals betreten. Die Maschine bringt sämmtliches Mischgut selbsthätig bis in das
                              									Sackrohr; sie bleibt während der ganzen Arbeit vollständig geschlossen, weshalb kein
                              									Verstauben und keine Verunreinigung des Mischgutes möglich ist.
                           Die schrägen Flächen, welche den Walzenboden von dem Drucke des Mehles entlasten,
                              									werden für klumpiges, feuchtes Mehl steiler, für sehr trockenes flacher gestellt.
                              									Das Einstellen der Flächen geschieht, während der Kasten gefüllt wird, und wird
                              									durch auſsen an dem Behälter angebrachte Fausträder binnen weniger Minuten erledigt.
                              									Für frisch gemahlene Mehle braucht die einmal erprobte Einstellung überhaupt nicht
                              									mehr verändert zu werden, wie sich an den im Betriebe befindlichen Maschinen gezeigt
                              									hat.
                           Die Mühlau'sche Mischmaschine (Patent Nr. 41534), welche
                              									von der Maschinenfabrik Aug. Deutloff in Würzen
                              									ausgestellt war, besteht aus einer hölzernen Trommel, welche mit zwei guſseisernen
                              									Laufkränzen auf vier Rollen sich dreht und durch letztere und ein damit verbundenes
                              									Rädervorgelege in Umlauf versetzt wird. Im Inneren der Trommel ist ein feststehender Schaufelrechen
                              									angebracht, an dessen beiden Enden das Einschütt- und das Aussackrohr befestigt
                              									werden. Das Mehl wird beim Umdrehen der Trommel stetig nach oben geführt und durch
                              									den schräg gestellten Rechen geworfen, dabei vertheilt und gemischt.
                           Die dritte Mischmaschine war von Gebrüder Gawron in
                              									Stettin ausgestellt.
                           Oberhalb der Kasten a (Fig. 54 und 55 Taf. 14)
                              									liegen in der Längsrichtung eigenthümlich construirte Apparate f1, f2, f3, genannt
                              										„Vertheiler“, weil sie mit groſser Geschwindigkeit auch die kleinsten
                              									Posten (Theile) der zu mischenden Materialien gleichmäſsig auf die ganze Länge der
                              									Kasten vertheilen, so daſs also in jeder Abtheilung gleichmäſsig viel der
                              									verschiedenen zu mischenden Massen ist.
                           Die Mischung geht nun folgendermaſsen vor sich:
                           Durch einen Elevator d oder Einschüttrumpf wird das zu
                              									mischende Material unabhängig von der Beschaffenheit und Farbe in beliebiger
                              									Reihenfolge, wie die Säcke zufällig in die Hand kommen, auf die Vertheiler gebracht
                              									und diese vertheilen nun die zu mischenden Materialien gleichmäſsig auf die ganze
                              									Länge der Kasten a, so daſs diese in jedem Fache g in gleichem Verhältnisse über einander zu liegen
                              									kommen, wie dies in zwei der Abtheilungen g durch
                              									verschiedene Schraffirungen gekennzeichnet ist.
                           Sind die Kasten nun gefüllt bezieh. das zu mischende Material aufgeschüttet, so wird
                              									der Inhalt eines jeden Faches g gemischt und zwar wie
                              									folgt: Man öffnet von irgend einem Fache g die Klappe
                              									oder Schieber c, dann wird der Inhalt desselben durch
                              									die darunter liegende Schnecke b wieder in den Elevator
                              										d und von diesem auf den dritten Vertheiler f3 gebracht, durch
                              									welchen das Material der Länge der Maschine nach in gleichmäſsig über einander
                              									liegende Schichten in den Behälter h gebracht wird und
                              									nach Oeffnen der Klappen i in die darunter liegende,
                              									langsam gehende Schnecke k und von da in den Auslauf
                              										e gelangt, wo es vollständig gemischt abgefangen
                              									wird. Soll nur Mehl gemischt werden, dann wird der Vertheiler f3 mit dem Behälter h und Schnecke k
                              									überflüssig, da das Mehl einer Abtheilung der Kasten a
                              									schon durch die darunter liegende Schnecke und den Elevator genügend gemischt
                              									wird.
                           Das Prinzip dieser Maschine ist folgendes: Die Materialien werden erst schichtweise
                              									in gleichmäſsigem Verhältnisse über einander gelagert und dann werden die durch die
                              									senkrechten Zwischenwände getrennten gleichmäſsigen Theile einzeln gemischt, wodurch
                              									allein ein gleichmäſsiges Mischproduct des ganzen Quantums erzielt wird.
                           
                        
                           
                              Kugelmühlen.
                              
                           Die früher ausschlieſslich von den Kollergängen geleistete Arbeit der feinsten
                              									Zerkleinerung und Vermahlung spröder Stoffe, wie Kohlen. Erden, Farben, Gyps, Cement
                              									u.s.w., wird jetzt zu einem groſsen Theile von den sogen. Kugelmühlen geleistet,
                              									welche in drei Ausführungen auf der Ausstellung vertreten waren. Die Kugelmühlen
                              									haben insofern einen nicht zu unterschätzenden Vorzug vor den Kollergängen, weil sie
                              									nicht, wie diese, Nebenmaschinen benöthigen, welche die zu vermählenden Stoffe auf
                              									Korngröſse verarbeiten; es fallen also die Vorbrecher, Siebvorrichtungen u.s.w.
                              									fort. (Vgl. 1889 274 361 * 397.)
                           Im Allgemeinen bestehen Kugelmühlen aus einem cylindrischen oder schalenförmigen
                              									eisernen Gefäſse, der Trommel, welche in drehende Bewegung gesetzt wird, wodurch ein
                              									Rollen und theilweises Fallen der in derselben befindlichen Eisenkugeln von
                              									verschiedenem Gewichte bewirkt und auf diese Weise ein Zerkleinern bezieh.
                              									Pulverisiren des aufgegebenen Mahlgutes bewirkt wird. Wenn auch im Prinzip die
                              									Constructionen der Kugelmühlen einander gleichen, so weichen dennoch ihre
                              									Einzelheiten wesentlich ab, weshalb auch die quantitative und qualitative
                              									Leistungsfähigkeit, wie nicht minder die allgemeinere Verwendungsweise der neueren
                              									Ausführungen bedeutende Unterschiede unter einander aufweisen.
                           Die bereits 1889 274 * 398 erwähnte Kugelmühle, welche vom
                              										Grusonwerk in Buckau-Magdeburg ausgestellt war,
                              									wird durch einen Schüttrumpf mit Stücken bis etwa zu Fruchtgröſse angefüllt. Die
                              									Stücke gelangen durch die Stirnwand der Trommel auf die im Inneren der letzteren
                              									befindlichen Kugeln, welche, nachdem die Mühle in Umdrehung versetzt ist, die Stücke
                              									allmählich zerkleinern und vermählen.
                           Was die eben beschriebene Zuführung des Mahlgutes in das Innere der Trommel betrifft,
                              									so machte man die Beobachtung, daſs die Nabenspeichen der letzteren dieselbe
                              									auſserordentlich erschwerten. Wollte man diesem Uebelstande durch Verminderung der
                              									Speichen entgegentreten, so hatte dieses zur Folge, daſs die Kugeln an der Nabe aus
                              									der Trommel hinaussprangen. Namentlich der letztere Uebelstand machte sich in
                              									empfindlichster Weise geltend, indem die Kugeln in den Einlauftrichter geriethen und
                              									dessen Wandung in Folge der durch die rotirende Welle erhaltenen Pressung
                              									zerstörten. Man hat diese Miſsstände in wirksamster Weise dadurch beseitigt, daſs
                              									man die Nabenspeichen auf zwei verminderte und diesen die Form von breiten
                              									Schraubenflügeln gab, welche einerseits das Mahlgut bei Drehung der Trommel sicher
                              									in das Innere der letzteren einführen, andererseits aber verhindern, daſs die Kugeln
                              									herausspringen, indem sie dieselben stets wieder zurückwerfen, wenn sie in den
                              									Schraubengang gerathen. Diese Neuerung ist dem Grusonwerk durch das D. R. P. Nr. 47477 geschützt worden.
                           Das von den Kugeln zerschlagene und zerriebene Material fällt durch die Zwischenräume
                              									des aus Roststäben zusammengesetzten Trommelmantels hindurch auf ein System von
                              									Siebblechen. Diese Siebbleche umgeben den cylindrischen Rost conachsial und haben den
                              									Zweck, die gröbsten Griese abzusieben und durch einige in den Roststäben befindliche
                              									Kanäle zur nochmaligen Vermahlung in die Trommel zurückzuführen. Das durchgesiebte
                              									feinere Erzeugniſs wird durch die Metallgewebe d in
                              									staubfeines und in etwas gröberes Mehl gesondert. Ersteres bildet das fertige
                              									Mahlgut und fällt in den Auslauftrichter f des
                              									Blechgehäuses, welcher die ganze Mühle staubfrei einhüllt, während letzteres durch
                              									Schlitze in den Siebblechen und die Kanäle zugleich mit den zuerst abgesiebten,
                              									groben Griesen von Neuem auf die Kugeln gelangt. Die zu vermählenden Stoffe
                              									enthalten öfters Beimengungen – so führt beispielsweise die Thomasschlacke Stahl-
                              									oder Eisentheile mit sich – welche, wenngleich sie die Leistungsfähigkeit der
                              									Trommel nicht beeinträchtigen, doch das Innere der letzteren unnöthig beengen.
                              									Derartige Stücke können durch eine Spalte entfernt werden, welche von der
                              									verschlieſsbaren Oeffnung aus geöffnet werden kann; es genügt, die Mühle alsdann
                              									einige wenige Male umgehen zu lassen, um die Trommel von solchen fremden Körpern
                              									sowie etwaigen sonstigen Rückständen zu entleeren.
                           Um das Innere der Mühle zugänglich zu machen, sind Mannlöcher in den Stirnwänden des
                              									Blechgehäuses bezieh. der Trommel angebracht. Das fertige Product fällt in den am
                              									Auslauftrichter f angebrachten Sackstutzen und kann
                              									somit ohne jede Staubentwickelung in Säcke verpackt Werden.
                           Alle einer Abnutzung unterworfenen Theile – die Kugeln, die Roststäbe,
                           
                              
                                 Vermahlenes Material
                                 Nummer der angewendeten
                                    											Siebgewebe(gleich der Anzahl der Maschen auf den Zoll engl.)
                                 
                              
                                 10
                                 20
                                 40
                                 60
                                 70
                                 80
                                 90
                                 130
                                 
                              
                                 Leistung in der Stunde in Kilogrammen
                                 
                              
                                 Asphalt
                                   900
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Cement-Klinker
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   650
                                 600
                                 550
                                 –
                                 
                              
                                 Cement-Klinker mit Schlacken-    Granalien
                                    											gemischt
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 750
                                 –
                                 
                              
                                 Cement-Rohmaterial
                                 –
                                 1250
                                 –
                                 –
                                 –
                                 450
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Chamotte
                                 1500
                                 1200
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Koks für Gieſsereizwecke
                                 –
                                 –
                                 –
                                 300
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Guſseisenspäne
                                 1750
                                   750
                                   250
                                 150
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Gyps, gebrannt
                                 –
                                 1100
                                   800
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Gyps, ungebrannt
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 600
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Hochofenschlacke, granulirt
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 400
                                 –
                                 
                              
                                 Holzkohle (Kiefer)
                                 –
                                 –
                                   400
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Kalk, gebrannt
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1150
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Knochenkohle
                                 –
                                 –
                                 –
                                 600
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Marmor
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 500
                                 –
                                 
                              
                                 Schmirgelsteine, Rohmaterial
                                   325
                                 –
                                   275
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Schwerspat
                                 –
                                 –
                                 1600
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Steinkohlen, feucht
                                 –
                                 –
                                   500
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Thomasschlacke
                                 –
                                 –
                                 –
                                 725
                                   650
                                 550
                                 450
                                 –
                                 
                              
                                 Tonschiefer
                                 –
                                 –
                                   825
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           
                           sowie die aus einzelnen Segmenten zusammengesetzten
                              									Schutzplatten der Stirnwände, sind aus Stahl oder Hartguſs angefertigt.
                           Eine Kugelmühle Nr. 4 liefert umstehende Vermahlungsergebnisse.
                           Für Thomasschlacke beträgt die stündliche Leistung der Kugelmühle Nr. 4 unter
                              									Anwendung von Siebgewebe Nr. 85 etwa 550k. Das
                              									erhaltene Mehl hinterläſst auf dem 1600 Maschen auf 1qc enthaltenden Normalsiebe Nr. 100 etwa 8 Proc. Rückstand. Gerade bei der
                              									stets zunehmenden Wichtigkeit der Thomasschlacke für die Düngerfabrikation dürfte
                              									sich nach dieser Richtung der Kugelmühle ein weites Gebiet noch erschlieſsen.
                           Nicht minder wichtig ist die Kugelmühle für die Cementfabrikation. Die bei den
                              									Versuchen zermahlene Rohmasse war thonhaltiger Kalkstein, der mit 12 Proc. reinem
                              									Thon vermischt der Kugelmühle aufgegeben wurde. Das mit Siebgewebe Nr. 20 erhaltene
                              									Ergebniſs hat beim Durchsieben auf dem Normalsiebe Nr. 80 etwa 60 Proc. (750k) fertiges Rohmehl und 40 Proc. (500k) Rückstände, die aufs Neue vermählen werden
                              									müssen. Wird dagegen die Kugelmühle mit Siebgewebe Nr. 80 umspannt, so liefert sie
                              									fertiges Mehl, aber nur 450k in der Stunde gegen
                              										750k nach dem ersten Verfahren. In beiden
                              									Fällen ist die Beschaffenheit des erhaltenen Mehles gleichwerthig, und zwar beträgt
                              									der Rückstand desselben auf dem 5000 Maschen auf 1qc enthaltenden Normalsiebe Nr. 180 etwa 20 Proc., während auf dem
                              									900maschigen Normalsiebe Nr. 80 natürlich gar kein Rückstand verbleibt.
                           Bei der Kugelmühle nach Patent Jenisch (1889 274 * 397) von Herm. Löhnert
                              									in Bromberg wird die Trommel selbst aus acht einzelnen 13mm starken, mit 25mm starken Stahlpanzern versehenen, gebogenen Auf lauf flächen gebildet,
                              									welche mit 8 bis 10mm groſsen Löchern versehen und
                              									so angeordnet sind, daſs sie sich vom Umfange der Trommel nach innen gegen die Achse
                              									hin erheben; es liegt somit das Ende der einen Platte immer um einige Zoll höher als
                              									der Umfang der folgenden. Diese Erhebung der Auflaufflächen nach innen bezweckt, die
                              									Kugeln vom Kreislaufe abzulenken, sie bei jeder Achteldrehung eine Stufe hinabfallen
                              									zu lassen und dadurch ihre mahlende Wirkung zu erhöhen.
                           Hinter jeder der Auflaufflächen liegt in gleicher Richtung ein Stahlblechsieb mit 0,5
                              									bis 2mm Löchern:, dasselbe kommt indessen nur bei
                              									sehr hartem Materiale, wie Thomasschlacke, Cement u.s.w. zur Verwendung, und zwar
                              									als Schutzsieb für das darunter liegende feine Sieb. Dieses äuſsere Sieb wird je
                              									nach dem gewünschten Feinheitsgrade des Products aus Messing- oder Stahldrahtgewebe,
                              									geschlitzten oder gelochten Kupfer- bezieh. Stahlblechen hergestellt und besteht
                              									aus, mit dem entsprechenden Siebe bezogenen, acht Stück einzelnen Rahmen.
                           Das Mahlgut hat demnach zunächst die 8 bis 10mm
                              									groſsen Löcher der inneren Auflaufflächen, dann die 0,5 bis 2mm groſsen Löcher der Schutzsiebe und endlich die
                              									Maschen, Schlitze oder Löcher der feinen äuſseren Siebe zu passiren, fallt während des Betriebes
                              									durch die aus der Erhebung der Auflaufflächen und Schutzsiebe gebildeten Oeffnungen
                              									in die Trommel zurück und wird der fortgesetzten Mahlung unterworfen. Die Trommel
                              									wird mit einer nach unten trichterförmig abschlieſsenden Verkleidung umgeben, welche
                              									die Verstäubung verhindert und das Mahlproduct in angehängten Säcken oder darunter
                              									gestellte Wagen oder Fässer abliefert.
                           Diese sogen. Kugelfallmühle wird in zwei Gröſsen, und zwar in Trommeldurchmessern von
                              										1600mm bezieh. 1800mm hergestellt und sind zum Betriebe der 1600mm im Durchmesser groſsen Mühle 6 bis 8 
                              									(14 indicirte) erforderlich. Die Leistung in Cement und Thomasschlacke beträgt 10
                              									bis 16 Centner in der Stunde, je nach Beschaffenheit des Materials, bei staubfreier
                              									Arbeit.
                           Das in der Thomasschlacke enthaltene Eisen soll den Betrieb nicht beeinträchtigen;
                              									dasselbe wird je nach Bedürfniſs alle 10 oder 20 Stunden aus der Mühle entfernt.
                           Zum Vermählen von Gold- und Silbererzen haben die Mühlen mehrfach Verwendung
                              									gefunden, so in den Bergwerken Siebenbürgens, wo beim Mahlen auf nassem Wege eine
                              									Leistung von 40 bis 50 Centnern stündlich erzielt wurde. Beim Mahlen trockener Erze
                              									in Chile werden 12 bis 14 Centner Feingut stündlich verzeichnet.
                           Die Kugeln sind dem Verschleiſs am meisten ausgesetzt; der Verbrauch derselben bei
                              									Thomasschlacke und Cement stellt sich auf fast 1 Pf. für 1 Centner des gewonnenen
                              									Mehles. Dagegen zeigen die Auflaufflächen eine äuſserst geringe Abnutzung; sie sind
                              									ebenso wie die Seitenwände mit stählernen Schutzplatten belegt, welche, jede
                              									einzeln, leicht und ohne groſse Kosten, ersetzt werden können.
                           Die Drahtgeflechtsiebe sind derselben Abnutzung unterworfen, wie die bei den
                              									bisherigen Mahlsystemen angewandten Cylindersiebe; die Kupferschlitzsiebe sind
                              									indeſs bedeutend widerstandsfähiger.
                           Die dritte Kugelmühle war in einem besonderen Gebäude sammt einer zugehörigen
                              									Dampfmaschine von Gebr. Sachsenberg in Rosslau
                              									ausgestellt. Die in Fig. 56 und 57 Taf. 18 abgebildete
                              									Mühle besitzt eine aus einem doppelten Mantel gebildete Trommel A, von der der äuſsere aus Schmiedeeisen, der innere,
                              									die eigentliche Mahlfläche, aus Guſsstahl besteht; letztere kann, wenn abgenutzt,
                              									ausgewechselt werden. Die aus Schmiedeeisen bestehenden Seitenwände sind im Inneren
                              									der Trommel ebenfalls mit Stahlplatten gepanzert, so daſs auch sie nach ihrer
                              									Abnutzung durch neue ersetzt werden können. Die Mühle läuft mit ihren Hohlzapfen BB1 in Pockholzlagern.
                              									An den Zapfen B schlieſst sich der mit einem durch Filz
                              									gedichteten Deckel versehene Fülltrichter D an, in
                              									welchen der Rohstoff geworfen und in der Trommel unter der Wirkung der Kugeln
                              									zerkleinert wird. Das Mahlgut geht durch die Löcher des Mantels E, passirt zunächst das aus gelochtem Eisenbleche bestehende Schutzsieb
                              										F1, fällt von hier
                              									durch das eigentliche Feinsieb F, welches das Mahlgut
                              									in dem gewünschten Feinheitsgrade fertig abliefert, indem es auf der schrägen Fläche
                              									des äuſseren Mantels C entlang in den an der
                              									Stirnfläche der Trommel liegenden gekrümmten Kanal G
                              									gleitet, der es bei der Umdrehung der Mühle dem Hohlzapfen B1 zuführt, an welchen sich die mit Filz
                              									abgedichtete Kapsel H anschlieſst. Von dieser zweigt
                              									sich das mit Absperrschieber versehene Ablaufrohr J ab,
                              									durch welches das Mahlgut in einen dicht damit verbundenen Sack abgeführt wird. Die
                              									Siebgröbe läuft über die geneigte Fläche des Siebes F
                              									gleitend in den Kanal G1, mit G parallel laufend, welcher sie in das
                              									Innere der Trommel zurückführt, bis sie hinreichend zerkleinert das Feinsieb
                              									passiren kann. Die Mühle wurde in der Ausstellung durch eine eigens dafür
                              									aufgestellte Dampfmaschine von 220mm
                              									Kolbendurchmesser und 480mm Hub betrieben, welche
                              									100 Umdrehungen in der Minute macht, wobei die Mühle in Folge des angebrachten
                              									Rädervorgeleges mit 24 Umdrehungen in der Minute umläuft. Die Vorgelegewelle der
                              									Mühle ist mit der Kurbelwelle der Dampfmaschine durch Vermittelung einer Addyman'schen Frictionskuppelung verbunden. Um jede
                              									Spur von Staub aus dem Mühlenraume zu entfernen, ist Vorsorge getroffen, daſs auch
                              									der geringe Staub, der beim zeitweisen Oeffnen der Füllöffnung der Mühle und beim
                              									Abhängen des gefüllten Sackes entweicht, durch einen von der Maschine mitbetriebenen
                              									Schraubenventilator mittels der an den betreffenden Stellen von oben herabhängenden
                              									Blechröhren abgesaugt und in die im Dachraum des Gebäudes untergebrachte Staubkammer
                              									geführt wird.
                           
                        
                     
                  
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