| Titel: | Neuerungen in der Tiefbohrtechnik; von E. Grad. | 
| Autor: | E. Grad | 
| Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 385 | 
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                        Neuerungen in der Tiefbohrtechnik; von E.
                              								Grad.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 124 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Taf.
                              									19.
                        Gad, Neuerungen in der Tiefbohrtechnik.
                        
                     
                        
                           In Bezug auf die Gesteinsbohrung tritt in der Ausstellung von Berlin das sichtbare Bestreben hervor, die Schieſsarbeit durch
                              									mechanisches Sprengen zu ersetzen, wodurch naturgemäſs der Entzündung von
                              									schlagenden Wettern und Kohlenstaub, sowie anderen mit dem Abthun von Schüssen
                              									verbundenen Gefahren wirksam vorgebeugt werden würde. In dieser Richtung sind drei
                              									Apparate zu nennen.
                           Zuerst ist die sogen. Bosseyeuse von Dubois und François (Fig. 1 bis 3 Taf. 19) anzuführen,
                              									welche die Société Cockerill in Seraing, Belgien,
                              									ausgestellt hat.
                           Der Bohrmeiſsel (Fig. 1) wird zum Vorbohren
                              									an der Bohrspindel a (Fig. 2) durch einen Splint
                              									befestigt. Der Betriebscylinder b (Fig. 3) ertheilt der
                              									Bohrspindel die stoſsende und drehende Bewegung.
                           Fig. 3 stellt
                              									den Bewegungsmechanismus durch den Luftcylinder genauer dar. Die Preſsluft wird
                              									durch das Schieberventil c zugeführt. Die Stange
                              									desselben ist an einem Ende zu dem Kolben d verstärkt,
                              									der in einem Cylinder arbeitet, zu welchem die Luft durch ein Zuführungsloch im
                              									Kolben eingeht. Diese Luft entweicht periodisch durch das Luftventil e, falls dasselbe bei Ueberdruck in einer Richtung
                              									durch den Daumenhebel f geöffnet wird. Der Rückstoſs
                              									der Bohrspindel wird durch den Gegenkolben g im
                              									Ausdehnungscylinder h begrenzt, für welchen letzteren
                              									die Luft durch die Zuführungshöhlung i dringt. Die
                              									Bohrspindel besitzt beiderseitig eine Längsnuth (Fig. 2), und geht durch
                              									das Klauenrad l, welches in den Nuthen eingekeilt ist,
                              									so daſs das letztere die Bohrspindel bei seiner Drehung mitnimmt, ohne deren
                              									Längsbewegung zu hemmen. Der an der Stange m befestigte
                              									Daumen n greift in die Zähne des Klauenrades l ein, und dreht bei der Schwingung, in welche die
                              									Stange m durch den Preſsluftmechanismus bei o versetzt wird, das Klauenrad nebst Bohrspindel und
                              									Meiſsel ruckweise herum.
                           Der Bohrmechanismus ist auf einem fahrbaren Rahmen mit niedrigen Hadern montirt und
                              									wird an der Bodenschwelle p mittels der Schraube q festgestellt. Der Rahmen ist um den Eisenpfosten r wagerecht mittels des Handrades s und Schneckenrades t
                              									drehbar. Die Schraube u dient zur Elevirung der
                              									Bohrspindel, und die Schraube v, um den Mechanismus im
                              									Ganzen zu heben und zu senken. Der Betriebscylinder b
                              									erhält durch die Schraube w und das Handrad x Vor- und Rückwärtsbewegung auf dem Rahmen.
                           Nach dem Vorbohren der Bohrlöcher wird der Meiſsel durch den Stempel g ersetzt, welcher durch denselben Mechanismus gegen
                              									das in das Bohrloch gesteckte Keil werk z. aus zwei
                              									äuſseren abgeschrägten Legekeilen und einem inneren entsprechenden „Federkeil“ (aiguille)
                              									bestehend, so lange gestoſsen wird, bis ein Stück des Gebirges niederbricht.
                           Dieser Apparat ist im Kohlenwerke von Marihaye allgemein im Gebrauche und wird auch
                              									vielfach zu Blanzy, Seraing, Six Bonniers und Gosson in verschiedenen Gebirgsarten
                              									verwendet.
                           Der zweite Apparat ist von der Société Marcinelle und
                                 										Couillet in Belgien ausgestellt;, und benutzt zur Beseitigung der
                              									Schieſsarbeit die Drehbohrmaschine und die sogen.
                              										„vielfachen Keile“ (coins multiples) von Elliot (D. R. P. Nr. 42993 vom 8. Sept. 1887). Die Bohrmaschine ist an
                              									einer eisernen Säule angebracht, welche man durch Schrauben gegen Sohle und Firste
                              									feststellt, und wird von zwei Mann, zu jeder Seite der Säule einer, von Hand mit der
                              									Bohrratsche betrieben. Die mittels Schlägels, also auch von Hand, eingetriebene
                              									Keile unterscheiden sich von denen der vorigen Maschine dadurch, daſs zwischen die
                              									unmittelbar in das Bohrloch einzulassenden beiden Legekeile zunächst noch ein
                              									zweitheiliger Keil und erst in diesen der eigentliche Schluſskeil eingetrieben
                              									wird.
                           Der dritte Kohlensprengapparat ohne Anwendung von Schieſsarbeit ist von J. Quaglio in Berlin (Patent Walcher) ausgestellt, wie er seit 1886 auf den Steinkohlengruben bei
                              									Karwin (Oesterreichisch-Schlesien) eingeführt und auch anderwärtig versucht ist. Die
                              									für den Apparat erforderlichen Bohrlöcher von 117mm Durchmesser und 1m Tiefe werden mit
                              									der verstärkten Lisbeth'schen Handbohrmaschine
                              									hergestellt. Bei dem Apparate selbst handelt es sich um das Anpressen von zwei in
                              									das Tiefste des Bohrloches eingebrachte Keilplatten an die Bohrlochswände, welches
                              									dadurch erfolgt, daſs mittels Einwirkung einer hydraulischen Pumpe auf eine Anzahl
                              									Guſsstahlknaggen, welche zwischen Keilplatten und dem Mittelstücke im Winkel von 45°
                              									befestigt sind, die Knaggen sich bis 90° aufrichten und durch diese Hebelwirkung die
                              									Keilplatten gegen die Bohrlochswandungen pressen.
                           In Bezug auf Sprengstoffe zum Abthun von Bohrlöchern zeigt die Erste Bayerische Basalt-Actiengesellschaft in Bayreuth
                              									die Modelle eines Dynamit-Aufwärmeapparates, sowie eines nach gesetzlichen
                              									Vorschriften erbauten Dynamit-Magazins. Auch die Mansfelder
                                 										Kupferschiefer bauende Gewerkschaft in Eisleben stellt ein Dynamithaus, und
                              									zwar das beim Kexberger Fahrschachte, im Modelle aus.
                           August Below, Tiefbau-Unternehmer, Berlin S. Gräfestr.
                              									Nr. 12, zeigt in Modell und Zeichnung das gefahrlose Verfahren beim Laden von
                              									Bohrlöchern zum Sprengen von Felsen, sowie mehrere verwendbare Sprenghülsen.
                           Elektrische Zündmaschinen, Muster elektrischer Minenzünder, Mustertafeln von
                              									Zündrequisiten wurden von Hofmechaniker A. Bornhardt in
                              									Braunschweig, Zündschnur mit unverbrennlichem, wasserdichtem Ueberzuge, Muster von Wasserpatronen,
                              									verbesserte elektrische Zündmaschine mit Entlader und Funkenmesser von der Königl. Bergwerksdirektion Saarbrücken ausgestellt.
                           Von besonderem Interesse ist die Ausstellung des Sicherheitssprengstoffes Roburit seitens der Firma H. A.
                                 										Eckstein, Hütten- und chemische Producte, Leipzig und Berlin,
                              									Neuenburgerstr. Nr. 16.
                           Der Sprengstoff Roburit (D. R. P. Nr. 39511 vom 20. April 1886 und Nr. 43866 vom 2.
                              									Februar 1887), sowie der gleichfalls ausgestellte Sicherheits-Zündschnurzünder (D.
                              									R. P. Nr. 43117 vom 6. Juli 1887) zur Verhütung von Schlagwetter-Explosionen und
                              									Kohlenstaub-Entzündungen in Kohlengruben, sind Erfindungen des Herrn Dr. Carl Roth in Charlottenburg und Fabrikate der
                              									Rheinisch-Westfälischen Roburit-Gesellschaft, Korfmann und
                                 										Franke, Kommandit-Gesellschaft in Witten an der Ruhr.
                           Roburit ist ein mechanisches Gemenge von zwei an sich völlig inexplosiblen Stoffen.
                              									Als Sauerstoffträger werden je nachdem salpetersaures Kali oder Natron oder Ammoniak
                              									gewählt; als organische Substanz Chlornitroverbindungen des Benzols oder Naphtalins.
                              									Die Versendung geschieht mithin in getrennten Substanzen ohne jede Gefahr, und
                              									selbst das gemischte Product ist ohne heftige Stichflamme fast unentzündlich und
                              									brennt, wenn entzündet, langsam ab. Die fabrikmäſsige Herstellung der zu 70 bis 80
                              									Proc. im Roburit enthaltenen salpetersauren Alkalien ist absolut ungefährlich und
                              									die 20 bis 30 Proc. Halogennitroproducte der Kohlenwasserstoffe des
                              									Steinkohlentheeres erfordern bei der Fabrikation nur die gewöhnlichen
                              									Sicherheitsmaſsregeln gegen Einathmen nitroser Dämpfe oder direkt sich
                              									verflüchtigender Substanztheile.
                           Die Kraft des Roburit, obgleich 20 Proc. gröſser als die des Dynamit, äuſsert sich im
                              									Gegensatze zu diesem zerschmetternd wirkenden Sprengstoffe bei Sprengungen in einer
                              									schiebenden und klüftenden Weise, wodurch das abzusprengende Material in groſsen
                              									Blöcken und nicht in kleinen minderwerthigen Stücken gelöst wird. Bei dem geringeren
                              									specifischen Gewichte sind allerdings gröſsere Bohrlöcher erforderlich, doch wird
                              									die damit verbundene gröſsere Arbeit durch den erhöhten Erfolg ausgeglichen. Ein
                              									weiterer Vorzug des Roburit ist, daſs er, im besetzten Bohrloche zur Explosion
                              									gebracht, niemals schlagende Wetter oder Kohlenstaub entzündet. Ferner sind seine
                              									Verbrennungsproducte, auſser geringen Mengen Salzsäure nur Kohlensäure, Wasserstoff
                              									und Stickstoff, und nicht das giftige Kohlenoxyd, so daſs Fortsetzung der Arbeit an
                              									der Spreugstelle unmittelbar nach der Sprengung geschehen kann. Durch Feuchtigkeit
                              									geht die Sprengkraft des Roburit verloren. Während daher einerseits in feuchten
                              									Löchern die Roburitpatrone einer wasserdichten Hülle bedarf, so beugt doch im Falle
                              									des Versagens ihr Weheres Verderben späteren Unglücksfällen durch nachträgliche
                              									Explosionen vor.
                           
                           Im Vergleiche zu Nitroglycerin gewährt Roburit den Vortheil, daſs es nicht wie
                              									ersteres bei 8° C, sondern vielmehr gar nicht gefriert und mithin auch die Gefahr
                              									der Selbstentzündung, wie das Nitroglycerin beim Aufthauen bietet, ausschlieſst. Die
                              									Vorzüge des Roburit, auch in Bezug auf die finanziellen Vortheile, behandelt
                              									eingehend die Brochüre des Herrn Max Georgi,
                              									Bergverwalter vom königl. Steinkohlen werke zu Zauckeroda: Ueber die theoretische Bewerthung und praktische Untersuchung der
                                 										Sprengstoffe (Freiberg 1887).
                           Vgl. auch Lehmann,
                              									„Ergebnisse in der Versuchsstrecke bei Neunkirchen“, Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuſsischen Staate,
                              									1883 Bd. 35 S. 96 und 97.
                           Auskunft ertheilt die oben genannte ausstellende Firma.
                           Dr. Roth's Sicherheitszünder (1889 273 * 65) zur Verhütung von Schlagwetter-Explosionen und
                              									Kohlenstaub-Entzündungen (Fig. 4) schlieſst zwei
                              									Veranlassungen zu Unfällen aus., indem er die Benutzung flammender oder glühender
                              									Körper zur Entzündung des Pulvers der Zündschnur vermeidet, wie auch die aus der
                              									Zündschnur selber rückwärts in den Stollen hervorschlagende Stichflamme unschädlich
                              									macht.
                           In die am unteren Ende verflachte Messinghülse a wird
                              									die Zündschnur b so weit vorgeschoben, bis sie bei
                              									Einschnürung c am weiteren Eindringen verhindert wird
                              									und hier auf ein aus chlorsaurem Kali und Zucker gepreſstes Plättchen d trifft.
                           Durch eine peripherisch drückende Zange wird die nachgiebige Metallhülse etwa bei e an zwei entgegengesetzten Stellen so fest gegen die
                              									Zündschnur gepreſst, daſs zwischen der Metall- und Zündschnur wand für die
                              									auftretenden Verbrennungsgase noch genügend Raum zum Entweichen bleibt. Hierauf wird
                              									die Zündschnur so weit umgebogen, daſs sich das flache Ende f der Hülse senkrecht oben befindet. Durch einen mit der zum Ankneifen
                              									benutzten Zange bewirkten Druck an der schwarzen Marke bei g erfolgt die Zertrümmerung des Glasfläschchens h, dessen aus concentrirter Schwefelsäure bestehender Inhalt sich auf das
                              									Zündplättchen d ergieſst und dieses entzündet. Die
                              									Stichflamme der nunmehr brennenden Zündschnur erfährt in dem breit gepreſsten. und
                              									eventuell mit stark krystallwasserhaltigem Salze gefüllten Hohlraume f eine solche Abkühlung, daſs sie innerhalb dieser
                              									Zündertheile schon erlischt.
                           Der Umstand, daſs Roburit verhältniſsmäſsig viel Raum in Auspruch nimmt, läſst seine
                              									Verwendung zum Torpediren von Tiefbohrlöchern nur bei groſser Weite derselben
                              									angängig erscheinen. In Pennsylvanien wird hauptsächlich dazu Nitroglycerin
                              									verwandt, während sich in Galizien bei neueren Versuchen plastische Sprenggelatine
                              									als am zweckmäſsigsten gezeigt hat. In letzterem Oelgebiete haben seit dem ersten
                              									Sprengversuche bei Polana (vgl. meinen Bericht D. p. J.
                              									1889 271 295) in jüngster Zeit noch zwölf weitere
                              									Bohrlochsprengungen, und
                              									zwar bei Polana, Rajskie, Lodyna, Sagórz und Brzozowiec stattgefunden, über welche
                              									nunmehr 13 Sprengversuche Herr W. Noah in der vierten
                              									Bohrtechniker-Versammlung zu Budapest im Juni 1889 einen eingehenden Bericht
                              									erstattet hat, der in der Allgemeinen österreichischen
                                 										Chemiker- und Techniker-Zeitung Nr. 14 vom 15. Juli 1889 zum Abdrucke
                              									gekommen ist.
                           Es lassen sich bereits folgende Schlüsse ziehen:
                           1) Eminente Wirkungen, wie sie in Amerika stellenweise, keineswegs allgemein, erzielt
                              									werden, haben frische, ergiebige Oelfelder zur Voraussetzung. Arme, abgepumpte
                              									Oelbrunnen können auch durch Torpedos nur unwesentlich aufgebessert werden.
                           2) Als Sprengmittel empfiehlt sich plastische Sprenggelatine, welche 95 Proc.
                              									Sprengkraft von Nitroglycerin, gegen nur 65 Proc. des Dynamit I, ergibt, daher
                              									weniger Raum als letzteres beansprucht, sich gut laden läſst, im Winter leicht zu
                              									thauen ist und gegen Wasser unempfindlich bleibt.
                           3) Die Ladungen können nicht leicht stark genug gewählt werden. Sprengladungen von
                              										100k Sprenggelatine lassen die
                              									Bohrlochsverrohrung wenige Meter über der Schuſsstelle völlig unversehrt.
                           4) Die Form der Sprenggelatine-Patronen kann in einfachster Weise aus einer dünnen
                              									Blechhülse bestehen, die viel Raum für den Sprengstoff' läſst und die Ausnützung der
                              									Bohrlochsweite gestattet.
                           5) Von Zündungsarten empfiehlt sich die Zündung mit Fallgewicht am meisten. Beim
                              									Aufhängen des Torpedos an einem geschmeidigen Manilaseile wird letzteres beim
                              									Schusse sicher aus dem Bohrloche herausgeschleudert.
                           Die Einrichtung des Torpedokopfes mit drei Pistons ist absolut zuverlässig und
                              									gefahrlos.
                           Die elektrische Zündung, sowohl die mit Reibungselektricität als die mit
                              									Batteriestrom eignet sich aus folgenden Gründen nur ausnahmsweise:
                           a) Sie ist mit groſsem Zeitaufwand verbunden.
                           b) Trotz aller Vorsicht beim Einhängen des Torpedos kann leicht eine Verletzung der
                              									Drahtisolirung eintreten. Auch greift das Bergöl die Kautschukumhüllung an, wodurch
                              									Ableitung verursacht und die Zuverlässigkeit der Zündung beeinträchtigt werden
                              									kann.
                           c) Die Zündung ist sehr kostspielig, weil die theuren Leitungen durch den Schuſs
                              									stets zerstört werden.
                           Elektrische Zündungen sind z.B. bei kleinen Torpedos zur Beseitigung von verklemmtem
                              									Bohrgeräth angezeigt, wo die Lage eine solch unregelmäſsige ist, daſs man mit dem
                              									Fallgewichte nicht sicher beikommen kann.
                           Der Pirmann'sche Zugzünder ist schon anwendbarer als der
                              									elektrische, nur ballen sich die erforderlichen beiden Drahtseile beim Schusse im
                              										Bohrloche oft
                              									zusammen und müssen darin meist mit dem Krätzer entfernt werden.
                           Der „Laufteufel“ ist nur anwendbar, wenn der Torpedo auf der Bohrsohle fest
                              									und gerade steht.
                           6) Es darf nur so viel Wasser über dem Torpedo stehen, als sicher durch den Schuſs
                              									aus dem Bohrloche geschleudert werden kann, da sonst das rücksinkende Wasser
                              									abkühlend und hindernd auf den Oelzustrom wirkt.
                           7) Das sofortige Ausräumen des Bohrloches nach dem Schusse ist dringend erforderlich,
                              									damit sich keine Schlamm- und Trümmermassen in ihm festsetzen.
                           Was das Auftreten der Tiefbohrtechnik auf der vorjährigen internationalen Ausstellung
                              									in Paris betrifft, so findet dieselbe zunächst eine gebührende Stelle in der
                              									groſsartigen Ausstellung der Erdölindustrie seitens der groſsen Raffinerie-Firma Gebrüder Deutsch in Rouen, Paris, Santander u.s.w.
                           Zur Aufstellung diente das Innere eines Erdölreservoirs von 20000hl Fassungskraft auf der linken Seite der Pont de
                              									Jena am Quai, welches nach Schluſs der Ausstellung im „Luciline“-Werke zu
                              									Rouen-Queville zur Aufstellung gelangen wird. Beim Eintritte befindet man sich
                              									zunächst in einer Galerie, welche in ein inneres Zimmer führt, dessen Auſsenwand mit
                              									photographischen Aufnahmen und Gemälden von Mineralöl-Raffinerien, Pumpen und
                              									Transportanlagen bedeckt ist. Den Raum füllen Producte und Modelle – darunter ein
                              									solches eines Bohrthurmes von Baku – sowie eine Sammlung von bekannten Bohrgeräthen
                              									und Röhren.
                           In das Innere des vorerwähnten Zimmers tritt man durch zwei Thüren, die zu zwei
                              									Treppenfluchten führen, von denen jede zu einer Plattform mit panoramaartigen
                              									Aussichten führt. Die eine zeigt einen Erdöldistrikt mit unzähligen Bohrthürmen,
                              									erschlossenen Springbrunnen, die Südwest-Röhrenleitung, Chanter's Eisenbahn und die groſse Straſse zwischen Canonsburg und
                              									Washington. Die zweite zeigt den Balachanedistrikt bei Baku mit viel dichter
                              									zusammengedrängten Bohrthürmen, die abweichend von den schneller und leichter
                              									zusammengefügten amerikanischen Gerüsten schwer mit Planken überkleidet sind, mit
                              									mächtiger und höher sprudelnden Naphtaquellen, deren überreiches Ergebniſs oft
                              									monatelang täglich 30000 bis 40000 Barrel füllt, während zugleich die durch die
                              									unterirdischen Gase mitherausgepreſsten Steine und Sande die ganze Umgegend
                              									verwüsten. Vielfach läſst sich auch der überströmende Reichthum gar nicht bergen,
                              									und ungezählte Millionen Fässer verrinnen im Sande, denselben mit feuergefährlichem
                              									Stoffe sättigend. Oft entzündet sich auch ein Oelbrunnen, wenn man beim Bohren
                              									plötzlich auf eine Gasader stöſst und keine Zeit behält, das Feuer der Dampfmaschine
                              									rechtzeitig zu löschen. Das Bild zeigt solch einen brennenden Oelbrunnen und zugleich den
                              									Versuch bewaffneter Tataren, um durch Aufschichten hoher Sandwälle des Feuers Herr
                              									zu werden.
                           Oberst Desvaux richtete 1854 in dem Thale Oued-Rirh im
                              									südlichen Algerien die ersten artesischen Bohranstalten ein, um aus dem etwa 150km lang von Süden nach Norden in der Tiefe von 50
                              									bis 80m unter dem Wüstensande strömenden „Nil
                                 										souterrain“, das vortreffliche Wasser zu heben, welches die Eingeborenen
                              									bereits vordem durch mühevolle Abgrabungen gewonnen hatten. Seitdem sind 670 Brunnen
                              									gebohrt, von denen 280 übersprudeln, wodurch täglich 4 bis 5 Millionen Liter Wasser
                              									zur Herstellung und Bewässerung von Oasen gewonnen werden. Die 1877 gegründete
                              									Gesellschaft Oued Rirh bebaut heute 40 neu geschaffene,
                              									von 15000 Seelen bewohnte Oasen mit Dattelpalmen und anderen Südfrüchten, womit sie
                              									einen erheblichen Gewinn erzielt.
                           Auch eine andere landwirthschaftliche Gesellschaft, die Société agricole et industrielle de Batna et du Sud-Algérien, Paris rue
                              									St. Lazare 7, hat in Algier durch zehn artesische Brunnen ein Gelände von 400ha befruchtet und gewinnt bereits jährlich etwa
                              									1000 Francs von 1ha. Auch diese Gesellschaft hat
                              									Bohrgeräthe für die Sahara, sowie Profile und Karten ausgestellt.
                           Es läſst sich übrigens wohl hoffen, daſs Deutschland in seinen sandigen
                              									südwestafrikanischen Colonien mit ähnlichen Bestrebungen gleichartige Erfolge
                              									erzielen wird.
                           Das Haus Lippmann hat auſserdem sein reichhaltiges
                              									Bohrmaterial in groſsartiger Weise zur Ausstellung gebracht, desgleichen die Firma
                              										A. Paulin Arrault, Nachfolger von Mulot, St. Just und Léon
                                 										Don, Paris, rue Rochechonart 69, und ebenfalls neben manchen anderen auch
                              										Henri Becot, Paris, rue Vézeley 15, sowie Henri F. de Hulster et ses fils, Crespin (Nord). Alle
                              									diese Ausstellungen, so reichhaltig und schön sie sind, bringen indeſs doch nichts
                              									eigentlich Neues.
                           Von Gesteinsbohrmaschinen hat die bekannte amerikanische Firma Ingersoll Rock Drill Comp., New York, Parkplace 10,
                              									ihren bewährten Apparat für Preſsluftbetrieb in Verbindung mit einer neuen
                              									Einrichtung ausgestellt. Während bisher die Maschine in sehr verschiedenen Gröſsen,
                              									in erster Linie mittels des sehr sinnreich construirten Dreifuſses (Fig. 5), demnächst aber
                              									auch an einer zwischen Boden und First eingespannten Säule u.s.w., zur Arbeit
                              									aufgestellt wurde, findet neuerdings die Verwendung derselben Maschinerie auf
                              									niedrigen Rädern statt.
                           Von dieser Form existiren zwei Gröſsen, die eine 315k schwer, 2m,30 lang, für Vorbohren von
                              										1m,40; die zweite 225k schwer, 2m,15
                              									lang, 0m,37 hoch, für Vorbohren von 1m,50, und zwar in einem Kohlenstreifen von nur
                              										0m,40 Mächtigkeit.
                           Die Kolbenstange ist mit Zügen versehen, wodurch völlige Stabilität erreicht, und
                              									jede Erschütterung durch verlorene Bewegung vermieden wird. Es ist kein rotirendes
                              									Maschinenventil vorhanden, so daſs keine Luft verloren geht. Dagegen sind zwei unabhängige
                              									Schieberventile angebracht, mit deren Hilfe Länge und Stärke des Hubes unter
                              									Controle des Maschinenführers steht. Die Räder sind wagerecht verschiebbar, damit
                              									man die Maschine nach Bedarf abbalanciren kann. Die groſsen Nabenlager schwächen die
                              									Stoſswirkung ab und beugen der Lockerung durch die verlorene Bewegung vor.
                           Ein am 18. Januar 1889 mit dieser Maschine in Brookside, Ala., angestellter Versuch
                              									hatte folgendes Ergebniſs:
                           1) Ein Raum von 12m,5 Umfang, 1m,2 tief in 1 Stunde 35 Minuten abgebohrt.
                           2) Ein Raum von 11m Umfang, 1m,2 tief in 2 Stunden abgebohrt.
                           3) Ein Raum von 5m,6 Umfang, 1m,2 tief in 55 Minuten abgebohrt.
                           4) Ein Raum von 14m,5 Umfang, 1m,2 tief in 2 Stunden 10 Minuten abgebohrt. 20
                              									Minuten wurden dabei dadurch eingebüſst, daſs die Maschine der brüchigen Decke wegen
                              									umgestellt werden muſste, und daſs Verstrebungen dicht am Orte hinderlich waren. Das
                              									Abbalanciren der Maschine nahm 18 Minuten in Anspruch.
                           5) Ein Raum von 12m,65 Umfang, 1m,2 tief in 2 Stunden 10 Minuten abgebohrt. Etwas
                              									Aufenthalt wurde ebenfalls durch die ad 4 angegebenen Gründe herbeigeführt.
                           Es wurde an jenem Tage im Ganzen ein Raum von 74m
                              									Umfang, 1m,2 tief in Zeit von 8 Stunden 47 Minuten
                              									abgebohrt, wobei die Zeit für Umstellung der Maschine und für Austausch der fünf
                              									gebrauchten Meiſsel einbegriffen ist.
                           Zur Arbeit waren ein Maschinenführer und ein Mann zum Abräumen des Schuttes
                              									erforderlich.
                           Die oben beschriebene Gesteinsbohrmaschine der Société
                                 										Cockerill in Seraing, Belgien, von Dubois und
                                 										François zum Ersätze der Schieſsarbeit durch mechanisches Sprengen ist auch
                              									in Paris zur Ausstellung gelangt.
                           Im Anschlusse will ich die neue hydraulische Gesteinsbohrmaschine (Fig. 6 bis 11) erwähnen, welche seit
                              									December 1888 im Ischler Salzwerke, in Verbindung mit Pulversprengungen, in Gebrauch
                              									ist. Näheres enthält der Artikel des Herrn Bergverwalters Schedl in der Oesterreichischen Zeitschrift für
                                 										Berg- und Hüttenwesen, 1889 Nr. 28 S. 320.
                           Danach ist diese Maschine nach mehreren seit 1888 vergeblich angestellten Versuchen
                              									auf Grund der Handbohrmaschine von Reska und der
                              									Preſsluft- oder Wasserdruck-Gesteinsbohrmaschine von Trautz durch Neuconstruction seitens des Herrn Ingenieur M. Harran, von der Maschinenfabrik Breitfeld, Danek und Comp. in Prag neuerdings
                              									hergestellt. Sie erfüllt nunmehr den angestrebten Zweck, in den alpinen Salinen von
                              									Ischl, für deren conglomeratartig zusammengesetztes und rasch wechsellagerndes
                              									Gebirge die Bohrkosten und Umtriebszeiten durch volle Ausnutzung der von der Natur
                              									zur Verfügung gestellten Wasserkräfte erheblich zu verringern.
                           
                           Der Bohrer a (Fig. 6) ist ein
                              									Schneckenbohrer mit 35mm Durchmesser, welcher
                              									selbsthätig das Bohrmehl austrägt.
                           Die Bohrspindel b ist eine Schraubenspindel mit einer
                              									Steigung von vier Gängen auf 1'' englisch. Dieselbe hat eine Nut, in welche der Keil
                              										c (Fig. 9) des Rades d eingreift, so daſs die Bohrspindel in der
                              									Achsenrichtung beliebig verschoben werden kann.
                           Die Kurbelwelle g überträgt die Bewegung durch die
                              									beiden Triebräder e und f
                              									auf das Rad d.
                           Die Druckcylinder h (Fig. 10) erhalten das
                              									Druckwasser durch den Stutzen i, an welchen sich der
                              									Wasserzuführungsschlauch k mittels Holländers
                              									anschlieſst. Es gelangt durch den hohlgegossenen Ständer nach beiden Cylindern durch
                              									die Oeffnungen l zuerst in den Druckraum m, von wo aus das Wasser durch Schwingung der Cylinder
                              									in der für den Gang nothwendigen Weise vor und hinter die Kolben geführt wird.
                           Wie ersichtlich, werden die Schieberflächen an den Cylindern und dem Ständer durch
                              									den Wasserdruck selbsthätig gegen einander gedrückt, woraus sich ein dauernd dichter
                              									Gang der Maschine, ohne Wasserverlust ergibt.
                           Das Arbeitswasser tritt durch den Kanal n aus den beiden
                              									Cylindern und gelangt durch den oberen Theil des Ständers nach dem
                              									Ausströmungsstutzen o, an welchen sich der
                              									Abwasserschlauch p anschlieſst.
                           Der Vorschub der Bohrspindel mit dem Bohrer erfolgt
                              									dadurch, daſs sich die Spindel entsprechend deren Steigung in der Umdrehung 6mm vorschiebt, wenn die beiden Schneckenräder q (Fig. 8) feststehend
                              									gedacht werden. Diese Schneckenräder sind indeſs nicht fest, sondern auf den beiden
                              									conischen und gespaltenen Ringen r drehbar. Letztere
                              									können durch die Schraube s und den Keil t gespreitzt werden, wodurch die Umdrehung der
                              									Schneckenräder verzögert wird. Je gröſser das Maſs der Bremsung, desto gröſser wird
                              									im gleichen Verhältnisse der Vorschub.
                           Die Bohrspindel kann von Hand sogar während des Ganges zurückgezogen werden, wenn die
                              									Regulirungsschraube einige Gänge zurückgedreht ist.
                           Die Bohrmaschine ist einmal um die Bohrsäule u, dann um
                              									den Zapfen v drehbar, so daſs sie unter jedem
                              									beliebigen Winkel aufgestellt werden kann.
                           Die Maschine läſst sich auch bei sehr geringer Aenderung für den Betrieb mit
                              									Preſsluft verwenden.
                           Die Bedienung erfolgt leicht durch zwei Mann.
                           Die Menge des erforderlichen Betriebswassers beträgt 16hl in der Stunde, bei einem Durchmesser der Druckleitungsröhren von 40mm und einem effectiven Drucke von 10at. Der Bruttodruck beträgt 17at,5 und wird der Verlust von 7at,5 durch den kleinen Durchmesser der
                              									Leitungsröhren und die
                              									zahlreichen Krümmungen herbeigeführt. Ein Druck von 3 bis 4at ist für den Betrieb ausreichend, weil man mit
                              									Aenderung der Räderübersetzung, bezieh. mit Vergröſserung der Cylinder jede
                              									beliebige Kraftäuſserung erzielen kann.
                           Im Vergleiche zur Handbohrmaschine stellt sich der hydraulische Betrieb um das
                              									Vierfache günstiger.
                           Auch bei allen anderen Bergbauen in mittleren oder weichen Gesteinsarten wird diese
                              									Maschine vortheilhafte Verwendung finden, besonders wo in der Steigleitung von
                              									Pumpen ein groſser Wasserdruck vorhanden ist, weil die Anlage und der Betrieb einer
                              									oder mehrerer Bohrmaschinen sich dann sehr billig und einfach gestalten läſst.
                           Ferner sei noch die Handbohrmaschine „Universel“ nach der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1889 Nr. 28, erwähnt, deren Einrichtung und Verwendung aus den
                              										Fig. 12
                              									und 13
                              									deutlich ersichtlich ist.
                           Bemerkenswerth sind auch einige neu ertheilte D. R. P., wie Nr. 47667 vom 25.
                              									December 1888 für Julius Frölich in Barmen, betreffend
                              									eine Einrichtung bei einer Gesteinsbohrmaschine zu selbsthätigem Vorschübe und
                              									Bremswerk mittels Verwendung von Preſsluft.
                           Gleichfalls durch Benutzung der treibenden Preſsluft wird auch die Hubbegrenzung des
                              									Stoſskolbens von Gesteinsbohrmaschinen nach dem D. R. P. Nr. 47661 vom 18. November
                              									1888 der Duisburger Maschinenbau-Actiengesellschaft
                              									vormals Bechern und Keetman in Duisburg erreicht.
                           Die Hand-Gesteinsbohrmaschine mit durch Daumenscheibe und Blattfeder bewegtem
                              									stoſsenden Bohrer von W. H. Jenkins in Philadelphia,
                              									Nordamerika, hat das D. R. P. Nr. 47364 vom 9. Oktober 1888 erhalten.
                           Für jeden Bohringenieur wichtig ist die soeben erschienene erste Lieferung des ersten
                              									Bandes des Werkes von Carl Dolezalek, Der Tunnelbau,
                              									1889, Hannover, Hellwing. Diese erste Lieferung, welche
                              									die Bohr- und Sprengarbeiten behandelt, ist nicht nur reich mit Holzschnitten
                              									versehen, sondern umfaſst auch neun Tafeln mit Stoſsbohrmaschinen.
                           Schlieſslich habe ich noch mitzutheilen, daſs das neue Wasserspülungs-Verfahren von
                              										Albert Fauck in Kleczany (Galizien), auf welches
                              									ich bereits in meinem letzten Berichte (D. p. J. 1889
                              										273 152) hingewiesen habe, nunmehr das D. R. P. Nr.
                              									47344 vom 19. September 1888 erhalten hat.
                           Wie bereits in jenem Berichte angegeben, handelt es sich um Niederbringung von
                              									Futterröhren beim Bohren mit Wasserspülung ohne Benutzung des sonst hierzu üblichen
                              										Hohlgestänges.
                           Der Bohrtäucher a (Fig. 14) trägt am oberen
                              									Ende die Stopfbüchse b, in welcher sich das Fütterrohr
                              										c nach abwärts bewegen läſst. Bei d wird das Spülwasser eingedrückt, welches bei e die Bohrsohle passirt und den Bohrschmant innerhalb
                              									des Rohres c hinaufführt und bei f ausflieſsen läſst. Das massive Bohrgestänge g arbeitet mit einem Freifall-, Stoſs- oder
                              									Drehbohrer und Erweiterungsbohrer, damit das Futterrohr c nachsinken kann.
                           Die Wasserspülung kann auch in umgekehrter Richtung, im Sinne der punktirt
                              									gezeichneten Pfeile auf dem Wege f-e-d erfolgen. Die
                              									Stopfbüchse h wird dann oben am Rohre c angebracht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
