| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Autor: | Morgen | 
| Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 420 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 374
                           								d. Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           IV. Destillation und
                                 										Rectification.
                              								
                           Neues Verfahren nebst Apparat zur Reinigung und Gewinnung
                                 										eines hochprocentigen Weingeistes ohne Destillation, von Dr. Conrad Schmitt in Wiesbaden. Das Verfahren stellt,
                              									nach einem Bericht in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 284, gewissermaſsen eine Combination der
                              									Verfahren von Traube-Bodländer und von Bang-Ruffin dar. Dasselbe gründet sich auf Versuche des
                              									Verfassers, welche ergaben, daſs Petroläther nur in sehr geringem Maſse im Stande
                              									ist, verdünntem Rohspiritus das Fuselöl zu entziehen, dieses jedoch in
                              									befriedigender Weise zu thun vermag, wenn der Rohspiritus mit so viel Potasche
                              									versetzt wird, daſs eine Schichtenbildung eben noch nicht eintritt. Hierdurch wird
                              									das Fuselöl gewissermaſsen bloſsgelegt und der lösenden Wirkung des Petroläthers
                              									zugänglich gemacht. Das Verfahren besteht im Wesentlichen darin, daſs man den auf 30
                              									Vol.-Proc. gebrachten Rohspiritus unter Vermeidung einer Schichtenbildung mit
                              									genügender Potasche menge versetzt und darauf mit Petroläther behandelt, wodurch dem
                              									Spiritus das Fuselöl vollständig entzogen wird. Nachdem der mit Fuselöl beladene
                              									Petroläther entfernt ist, wird dem gereinigten Spiritus noch so viel Potasche
                              									zugesetzt, daſs nunmehr eine Schichtenbildung eintritt; die untere Schicht besteht
                              									dann aus concentrirter Potaschelösung und die obere Schicht aus fuselfreiem
                              									94procentigem Spiritus, welcher id geeigneter Weise abgehebert wird. Der Spritus
                              									enthält noch eine geringe Menge Potasche. Durch Zusatz der äquivalenten Menge
                              									Schwefelsäure wird dieselbe in Kaliumsulfat übergeführt. Der von dem ausgeschiedenen
                              									Kaliumsulfat durch einfache Decantation getrennte Alkohol stellt nach Angabe des
                              									Erfinders einen Weingeist dar, der sich in nichts von dem Feinsprit seitheriger
                              									Darstellung unterscheidet. Der das Fuselöl enthaltende Petroläther, welcher auch
                              									noch geringe Mengen Alkohol sowie aromatiche Stoffe enthält, wird erst zur
                              									Entfernung des Alkohols durch kaltes Wasser geleitet, sodann durch Wasser von 50 bis
                              									60°, in dem er das Fuselöl verliert, endlich durch 50 bis 60procentigen Weingeist,
                              									welcher die aromatischen Stoffe aufnimmt und zur Erzeugung von Trinkbranntwein
                              									verwendet wird. Der in dieser Weise gereinigte Petroläther dient von neuem zur
                              									Reinigung von Rohspiritus. Durch Behandeln von 300cc 30procentigem Rohspiritus von 0,2 Vol.-Proc. Fuselöl mit 600cc Petroläther und 110cc Potaschelösung von 1,50 spec. Gew. gelang es, wie die Versuche des
                              									Erfinders zeigten, einen vollkommen fuselfreien Spiritus zu gewinnen. Der
                              									Berichterstatter in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie hält das Verfahren, theoretisch betrachtet, für sehr
                              									vertrauenerweckend und ist der Ansicht, daſs dasselbe vor den bisher bekannten
                              									Verfahren eine gröſsere Wirksamkeit bei ebenso groſser Einfachheit seiner Ausführung
                              									und der dazu gehörigen Apparate voraushaben dürfte.
                           Gegen diese Ansicht wendet sich Traube in der genannten
                              									Zeitschrift, S. 298. Derselbe hält das Verfahren in keinem wesentlichen Punkte für
                              									irgendwie originell und bemerkt, daſs er schon vor Jahren Versuche zur Reinigung des
                              									Rohspiritus durch Potaschelösung und Erdölarten im Kleinen wie im Groſsen ausgeführt
                              									und dabei gefunden habe, daſs es wohl gelingt, den Sprit fuselfrei, nie aber
                              									Vorlauf- und erdölfrei zu erhalten. Ferner vermisse er in dem Verfahren von Schmitt die Angabe, wie der Petroläther aus dem
                              									94procentigen Sprit abgeschieden werden soll.Nach Schmitt erfolgt die Abscheidung des
                                    											Petroläthers bereits aus dem verdünnten, mit Potasche versetzten
                                    											Rohspiritus, bevor aus diesem Gemische durch Zusatz von mehr Potasche und
                                    											dadurch hervorgerufene Schichtenbildung die Abscheidung des hochprocentigen
                                    											Sprits bewirkt wird.Der Ref. Auch die Entfernung der
                              									Potasche durch Schwefelsäure hält Traube in der Praxis
                              									für unausführbar, ist vielmehr der Ansicht, daſs der nach dem Verfahren von Schmitt gewonnene Sprit auſser Petroläther noch
                              									Potasche, Kaliumsulfat und Schwefelsäure enthalten werde. Endlich verbiete sich auch
                              									das Verfahren durch die groſse Feuergefährlichkeit des Petroläthers. Traube nimmt bei der Gelegenheit Veranlassung, darauf
                              									hinzuweisen, daſs sein Verfahren sich in erfreulicher Weise entwickle.
                           Verfahren zum Entwässern von Spiritus von Dr. Max Salomon in Berlin (D. R. P. Nr. 49335). Dieses
                              									Verfahren beruht nach der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 299, darauf, daſs sich beim Mischen von
                              									Spiritus mit Kochsalz und Amylalkohol eine untere Schicht von wässeriger
                              									Kochsalzlösung und eine obere, im Wesentlichen Aethyl- und Amylalkohol enthaltende
                              									Schicht von geringerem Wassergehalte bildet, als der ursprüngliche Spiritus besaſs.
                              									Welche Ersparnisse und Vortheile die Praxis aus diesem Verfahren gegenüber dem
                              									gewöhnlichen der
                              									Entwässerung mittels Destillation zu ziehen vermöchte, ist bis auf Weiteres nicht
                              									abzusehen, andererseits kann vorläufig ein endgültiges Urtheil über das Verfahren
                              									noch nicht abgegeben werden.
                           Ueber die Rectification von Alkohol veröffentlicht E. Sorel eine längere Abhandlung in Compt. rend. hebdom. des séances de l'academie des
                                 										sciences, Bd. 108 S. 1128, auf die wir hier nur hinweisen können.
                           
                        
                           V. Schlämpe.
                              								
                           In Bezug auf die Menge der den Thieren darzureichenden
                                 										Schlampe räth Märker in der fünften Auflage
                              									seines Handbuches der Spiritusfabrikation, auf Grund
                              									der bei den Fütterungsversuchen gemachten Erfahrungen, für Milchkühe nicht über 60,
                              									für Mastochsen nicht über 70 bis 75l für Tag und
                              									Stück hinauszugehen.
                           
                        
                           VI. Apparate.
                              								
                           Fuselölabscheider (D. R. P. Nr. 48343) von R. Ilges in Köln-Bayenthal. Der Fuselölabscheider ist
                              									für ununterbrochenen und ganz selbsthätigen Betrieb bestimmt, derselbe wird zwischen
                              									Destillirsäule und Dephlegmator in den Maischdestillirapparat eingeschaltet und hat
                              									die Aufgabe, direkt aus der Maische einen fuselölfreien Spiritus zu liefern, bei
                              									gleichzeitiger Gewinnung des Fuselöls. Der Apparat arbeitet im Wesentlichen in der
                              									Art, daſs sich in einer Kammer der das Fuselöl enthaltende Lutter ansammelt,
                              									woselbst es dem specifisch leichteren Fuselöl ermöglicht wird, in die Höhe zu
                              									steigen und dann constant abzuflieſsen, während der entfuselte Lutter in die
                              									Luttersäule gelangt. Aus der Arbeitweise des Apparates geht hervor, daſs derselbe
                              									zur Spiritusreinigung wesentlich beitragen muſs, denn das Fuselöl gelangt bei dessen
                              									Anwendung nur einmal zur Verdampfung, während dasselbe bei Apparaten, die ohne den
                              									Abscheider arbeiten, fortwährend in den Kreislauf der Verdampfung und der
                              									Verdichtung zwischen Luttersäule und Dephlegmator zurückzukehren gezwungen ist. Ganz
                              									besonders wird der Apparat geeignet sein zur Vervollkommnung des Ilges'schen „Automat“ (vgl. 1888 268 * 270). Auch in Fabriken ätherischer Gele zur
                              									Trennung der Gele von beigemengtem Wasser dürfte sich der Apparat eignen. (Der
                              									Referent hatte Gelegenheit., Spiritus zu untersuchen, welcher direkt aus der Maische
                              									mit Ilges' Automat in Verbindung mit dem
                              									Fuselabscheider gewonnen war; derselbe enthielt kaum nachweisbare Spuren von
                              									Fuselöl.)
                           Vorlagfilter für Spiritus von Alois Johann Bondy in Gara Munteni, Rumänien (D. R. P. Nr. 48769).
                              									Dasselbe ist ein mit einer Vorlage combinirtes Filter, welches dazu bestimmt ist,
                              									mit dem Spiritus aus dem Maischdestillirapparate etwa austretende Verunreinigungen
                              									und Gase zurückzuhalten und dadurch einen etwa vorhandenen automatischen Spiritusmeſsapparat vor
                              									Verstopfungen zu schützen und falsche Alkohol-Zugaben zu vermeiden.
                           Rührwerk für Maisch- und Hefebottiche von F. Gomotka in Broschütz bei Krappitz (D. R. P. Nr.
                                 									48763 vom 11. December 1888).
                           Probenehmer für Maische von M.
                                    										Zimmermann in Rombschin bei Wongrowitz (D. R. P. Nr. 48480 vom 26. Januar
                                 									1889).
                           Kartoffelerntemaschine von Hermann v. Kalinowshi in Stettin (D. R. P. Nr. 48 467 vom 9. Oktober
                                 									1888).
                           Kartoffelerntemaschine von L.
                                    										Beiſsner sen. in Stadthagen (D. R. P. Nr. 49173 vom 22. December 1888).
                           Kartoffellegemaschine von Emil
                                    										Hahn in Kattschütz bei Weiſsholz, Glogau (D. R. P. Nr. 49169 vom 25.
                                 									November 1888).
                           Ueber Neuerungen an Faſsverschlüssen berichtet die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 12 S. 361, nach
                              										Mittheilungen des Patent- und Technischen Bureaus
                              									von Richard Lüders in Görlitz.
                           
                        
                           VII. Analyse.
                              								
                           Ueber Stärkebestimmungsmethoden veröffentlicht A. v. Asboth Untersuchungen (Chemiker-Zeitung, 1889 Bd. 13 S. 591 und 611). Verfasser fand, daſs die in
                              									den Futtermitteln enthaltenen Fette eine beträchtliche Menge Baryt verbrauchen und
                              									daſs dies die Ursache sei, weshalb die vom Verfasser vorgeschlagene Barytmethode
                              									(1888 268 94) höhere Wahlen ergab als das
                              									Hochdruckverfahren. Es ist daher nothwendig, die auf Stärke zu untersuchende
                              									Substanz vorher zu entfetten, aber auch dann erhielt Verfasser immer noch um 2 bis 3
                              									Proc. mehr Stärke als nach der Hochdruckmethode. Um diese Differenz aufzuklären,
                              									prüfte Verfasser den bei letzterem Verfahren nach dem Abfiltriren des Inhalts der
                              									Druckflaschen verbleibenden Rückstand und erhielt in demselben sowohl eine
                              									Blaufärbung mit Jod, wie auch nach der Behandlung mit Malzauszug eine beträchtliche
                              									Reduction Fehling'scher Lösung. Verfasser behauptet auf
                              									Grund seiner Untersuchungen, daſs die Barytmethode mit der jetzigen Modifikation
                              									leichter zum Ziele führen kann, als die in Anwendung stehenden Methoden. (Referent
                              									konnte in dem gut ausgewaschenen Rückstande niemals Stärke durch Jod nachweisen.)
                              									Ueber das Verfahren von Asboth vgl. auch die Resultate,
                              									zu denen Lintner bei seinen Versuchen über die
                              									Verbindungen der Stärke mit den alkalischen Erden gelangte (1888 269 422).
                           Die beste Invertirung der Stärke durch Salzsäure,
                              									nemlich eine solche von 99,3 bis 99,4 Proc. der Stärke, erreicht man nach Bauer (Oesterreichische
                                 										Zeitschrift für Zuckerindustrie, 1889 Bd. 18 S. 424), wenn man 3g Stärke mit 20cc Salzsäure von 1,125 spec. Gew. 2 bis 3 Stunden im Wasserbade erhitzt.
                              										(Märcker und der Referent fanden, daſs bei 20cc Salzsäure schon eine Zersetzung eintreten kann
                              									und daſs 15cc bei einer Einwirkungsdauer von 2
                              									Stunden vollständig genügen (1887 265 284). Arbeitet man mit 5g Stärke und 50cc halbprocentiger Salzsäure, unter Druck, so erreicht man nach Bauer die beste Umwandelung, wenn man bei 120° nicht
                              									ganz 2 Stunden erhitzt.
                           Zur Darstellung eines Soldaini'schen Reagens von constanter
                                 										Zusammensetzung gibt Striegler in der Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie, 1889 S. 773.
                              									folgende Vorschrift: 128,77 reiner gepulverter Kupfervitriol werden in kaltem Wasser
                              									gelöst, mit Natronlauge gefällt, der Niederschlag abfiltrirt und ausgewaschen. Das
                              									ausgewaschene Hydrat verrührt man in einer Porzellanschale zu einem gleichmäſsigen
                              									Brei und bringt diesen mit 597g,7 Kaliumbicarbonat
                              									und etwa 2000cc Wasser in einen Kolben und erhitzt
                              									unter öfterem Umrühren im Wasserbade auf 45°, bis sich alles Salz gelöst hat, dann
                              									über freier Flamme bis zur Lösung des Kupferoxyd hydrates auf etwa 60 bis 70°. Nach
                              									völliger Lösung kocht man noch 1 bis 1,5 Stunden zur Zersetzung des Bicarbonats,
                              									läſst erkalten, spült in einen 2l-Kolben, füllt
                              									zur Marke auf, schüttelt um und filtrirt. Die Lösung enthält in 100cc 0,1625 Kupfer. Die Flüssigkeit ist, für sich
                              									aufbewahrt, durchaus beständig, wird sie jedoch in Wasser eingegossen, so entsteht
                              									sofort ein Niederschlag von Kupferoxydhydrat. Um diese Zersetzung zu verhüten, darf
                              									man nach dem Kochen mit der Zuckerlösung kein Wasser zusetzen und muſs auch den
                              									Niederschlag vor; Kupferoxydul zunächst mit einer Lösung von Kaliumbicarbonat in
                              									kaltem Wasser nachwaschen, bis alles Kupfer entfernt ist, und dann erst mit reinem
                              									Wasser auswaschen (vgl. Ueber Soldaini's Reagens, 1889
                              										271 373).
                           Ueber Diastasebestimmung in Diastasemalzextracten hat
                              										Fr. Söldner Untersuchungen ausgeführt (Pharmaceutische Zeitung, Bd. 34 S. 493 und 501). Der
                              									Verfasser prüfte die verschiedenen Methoden und fand die Lintner'sche (vgl. 1886 259 335) als die
                              									handlichste und sicherste. Von der reinsten Diastase Lintner's waren 0mg,12 erforderlich, um
                              									so viel Maltose zu bilden, daſs dadurch 1cc
                              									Fehling'scher Lösung reducirt wurde. Unter
                              									Zugrundelegung dieser Zahl hat Verfasser folgende Formel aufgestellt, um die
                              									Diastasemenge zu finden:
                           Gewichtsmenge Diastase in 100g
                              									Malzextract =\frac{1,2\,(a-b)}{p\,.\,a\,.\,b}.
                           In dieser Formel bedeutet: p den Procentgehalt an
                              									Extract in der geprüften Lösung, a diejenige Menge
                              									Extractlösung, welche in Folge der in dem Extracte bereits enthaltenen Maltosemenge
                              									erforderlich ist, um 5cc
                              									Fehling'sche Lösung zu reduciren, b diejenige Menge Extractlösung, welche erforderlich
                              									war, um aus 1procentiger Stärkelösung bei 17 bis 18° so viel Maltose zu bilden,
                              									daſs, einschlieſslich der in dieser Extractmenge von vornherein enthaltenen
                              									Maltosemenge, dadurch 5cc
                              									Fehling'sche Lösung reducirt werden.
                           Eine Anleitung für die Steuerbeamten zur Feststellung des
                                 										Vorhandenseins von Pyridin in Branntwein wird durch Rescript des Königl. preuſsischen Finanzministers, d. d. Berlin, den 23.
                              									Oktober 1889, III. 15680, gegeben. Wir entnehmen hierüber der Zeitschrift für Spiritusindustrie. Bd. 12 S. 352, das Folgende: Da der
                              									Nachweis von Pyridin durch Chlorcadmium nicht gelingt, wenn der Geruch des Pyridins
                              									durch Zusatz einer Säure entfernt ist, so hat man wie folgt zu verfahren: Ein
                              									Streifen von blauem Lackmuspapier wird in den zu untersuchenden Branntwein
                              									getaucht:
                           a) Der Streifen bleibt blau. Dann werden 10cc des
                              									Branntweins mit 5cc einer alkoholischen
                              									5procentigen Lösung von wasserfreiem Cadmiumchlorid versetzt und gut
                              									durchgeschüttelt. Entsteht sofort eine Ausscheidung, so liegt denaturirter
                              									Branntwein vor, entsteht die Ausscheidung erst nach einiger Zeit, so liegt ein
                              									Gemisch von denaturirtem und nicht denaturirtem Branntwein vor.
                           b) Der Streifen Lackmuspapier wird geröthet. Dann werden 10cc des Branntweins mit 1g gebrannter Magnesia gut durchgeschüttelt und auf
                              									ein Filter gegossen. Das Filtrat, welches blaues Lackmuspapier nicht mehr röthen
                              									darf, wird nach der Anleitung a) untersucht.
                           
                        
                           VIII. Allgemeines und
                                 										Theoretisches.
                              								
                           Verfahren zur Darstellung haltbarer Malzwürze und fester
                                 										Diastase, sowie zur Verzuckerung mittels derselben: von der Société générale de Maltose in Brüssel, patentirt im
                              									Deutschen Reiche vom 18. December 1888 ab. Ueber diese interessante Entdeckung,
                              									welche von weittragender Bedeutung werden kann, entnehmen wir der Zeitschrift für Spiritusindustrie. Bd. 12 S. 291 hier
                              									das Folgende. Die Wirkung der Diastase zur Umwandlung der Stärke wird bekanntlich
                              									geschädigt durch andere Fermente, so besonders durch das Milchsäure- und
                              									Buttersäureferment. Zur Beseitigung der schädlichen Wirkung dieser Fermente wählt
                              									man zur Invertirung der Stärke eine höhere Temperatur von 50 bis 60°, wodurch die
                              									Diastase noch nicht geschädigt wird, die Milchsäure- und Buttersäurefermente dagegen
                              									in ihrer Thätigkeit geschwächt werden. Da aber die höhere Temperatur noch keinen
                              									vollständigen Schutz gegen die schädlichen Fermente gewährt, so hat man auſserdem
                              									noch versucht, dieselben durch Mineralsäuren (Salpetersäure, Schwefelsäure,
                              									Salzsäure) unwirksam zu machen, jedoch ohne befriedigenden Erfolg, da die hierzu
                              									nothwendigen Säuremengen auch bereits die Wirkung der Diastase beeinträchtigen und
                              									andererseits auch das Product verunreinigten. Die Erfinder haben nun in der Fluorwasserstoffsäure ein Mittel gefunden, welches den
                              									beabsichtigten Zweck vollständig zu erreichen gestattet, indem schon durch kleine
                              									Mengen dieser Säure die Thätigkeit des Milchsäure- und Buttersäurefermentes
                              									vollständig aufgehoben werden kann, während die Diastase dadurch in keiner Weise in
                              									ihrer Wirkung beeinträchtigt wird. Die Anwendung der Fluorwasserstoffsäure gestattet
                              									daher die volle Ausnutzung der Kraft der Diastase, so daſs die Invertirung der
                              									stärkemehlhaltigen Stoffe eine vollständigere ist und andererseits die erforderliche Menge der
                              									anzuwendenden Diastase eine viel geringere sein kann, ferner auch die hohe
                              									Temperatur von 50 bis 60° keine nothwendige Bedingung mehr sein würde.
                           Das Verfahren zur Herstellung dieser ungeschwächten Diastase ist folgendes: Das
                              									gemahlene, geschrotene oder zerstampfte Malz wird im doppelten oder dreifachen
                              									Volumen kalten Wassers eingerührt. Auf je 100l
                              									dieser Würze bezieh. dieses Auszuges, in welchem sich die Malztheilchen eine Zeit
                              									lang schwimmend bezieh. suspendirt halten, setzt man 15 bis 20g gewöhnliche 20procentige Fluorwasserstoffsäure
                              									des Handels zu und läſst einige Zeit stehen, worauf die Wirkung der Buttersäure-
                              									bezieh. Milchsäurefermente vollständig aufgehoben und in dem so hergestellten
                              									Malzauszuge nur noch das wohlthätig wirkende zuckerbildende Diastaseferment in
                              									vollster Kraft vorhanden ist, und es kann nun die Würze bezieh. der Auszug, wie sie
                              									ist, sofort zur Zuckerbildung und Verflüssigung der stärkehaltigen Stoffe benutzt
                              									werden, indem der in der beschriebenen Weise hergestellte Auszug sich leicht 8 bis
                              									10 Tage lang aufbewahren läſst. Sollen die Auszüge für längere Zeit
                              									aufbewahrungsfähig gemacht werden, so reinigt man sie von den Trebern und der Stärke
                              									durch Filtration oder Ausschleudern der Flüssigkeit, welche dann eine ungeschwächte
                              									und haltbare Diastase darstellt.
                           Zur Darstellung von fester Diastase dampft man diesen klaren Auszug im Vacuum bei
                              									einer 65 bis 70° nicht überschreitenden Temperatur zur Trockne ein, wodurch die
                              									Diastase in fester Form als bräunliches Pulver hinterbleibt, welches ein sehr hohes
                              									Zuckerbildungsvermögen besitzt.
                           Die sowohl mit den rohen, wie mit den gereinigten Auszügen und der festen Diastase
                              									angestellten Versuche haben ergeben, daſs die frühere hohe Temperatur nicht mehr
                              									erforderlich ist, sondern daſs sich im Gegentheile die Invertirung bei niedrigeren,
                              									zwischen 20 bis 30° liegenden Temperaturen günstiger und unter voller Ausnutzung der
                              									zuckerbildenden Kraft vollzieht.
                           Man verfährt z.B. mit Mais wie folgt: Der zuvor eingequellte oder rohe, gemahlene
                              									oder nicht gemahlene Mais wird mit dem drei- bis vierfachen Volumen Wasser 1 bis 2
                              									Stunden lang unter einem Drucke von 3 bis 4at
                              									gekocht, danach kühlt man die Maische auf 40 bis 30° ab und setzt dann den mit
                              									Fluorwasserstoffsäure zuvor behandelten Malzauszug – roh oder gereinigt – oder die
                              									daraus gewonnene Diastase hinzu, worauf man die Maische weiter bis auf 25 bis 20°
                              									abkühlt und sie dann der Zuckerbildung überläſst, welche, je nach dem
                              									darzustellenden Material und dem in ihm zu belassenden Dextringehalte bis zu 48
                              									Stunden in Anspruch nimmt. Enthält die Maische, wie bei Getreide gewöhnlich der
                              									Fall, Treber, so bewirkt man deren Entfernung am zweckmäſsigsten nach einer ersten
                              									Einwirkungsdauer der Diastase von 2 Stunden. Die von den Trebern gereinigte Maische
                              									unterliegt bei etwa 20°
                              									einer ganz energischen Zuckerbildung. Je nachdem man Syrup oder feste Masse erzeugen
                              									will, unterbricht man die Zuckerbildung früher oder später durch die bekannten
                              									Mittel und bindet dabei gleichzeitig durch Zusatz von etwas Kalk die
                              									Fluorwasserstoffsäure.
                           Mit der gleich günstigen Wirkung kann man die Fluorwasserstoffsäure bei der
                              									alkoholischen Vergährung stärkemehlhaltiger Substanzen und zwar in der Weise
                              									anwenden, daſs man die Hefe vor dem Zusätze zur Maische einige Stunden in Berührung
                              									mit Fluorwasserstoffsäure läſst. Man nimmt 15 bis 20g gewöhnlicher Fluorwasserstoffsäure auf je 100l flüssiger Hefe. Die Anwendung von mit
                              									Fluorwasserstoffsäure behandelter Würze bezieh. Diastase und Hefe liefert eine
                              									regelmäſsige Ausbeute von 38l Alkohol für 100k Mais mit 62 Proc. Stärkegehalt, indem sie auf
                              									die Hefe selbst einen sehr günstigen Einfluſs ausübt und die Bildung wilder Fermente
                              									kräftig verhindert.
                           Die Patentansprüche für dieses Verfahren lauten: 1) Verfahren zur Darstellung einer
                              									haltbaren und kräftig wirkenden Malzwürze oder fester Diastase, darin bestehend,
                              									daſs man den Malzauszug mit einer geringen Menge Fluorwasserstoffsäure versetzt und
                              									zur Darstellung von fester Diastase nach Entfernung der Treber und der Stärke im
                              									Vacuum eindampft. 2) Anwendung der nach Anspruch 1) bereiteten Malzauszüge oder
                              									Diastase zur Verzuckerung von stärkemehlhaltigen Substanzen bei einer Temperatur von
                              									20 bis 30°. 3) Bei der alkoholischen Vergährung von nach Anspruch 2) behandelten
                              									oder stärkemehlhaltigen Substanzen die Anwendung einer Hefe, welche vor dem Zusätze
                              									zur Maische einige Stunden in Berührung mit Fluorwasserstoffsäure gehalten worden
                              									ist.
                           Die Redaction der Zeitschrift für Spiritusindustrie hält
                              									Versuche mit diesem Verfahren in der Praxis für sehr erwünscht und bringt in
                              									Vorschlag, vielleicht auch der reifen Hefe beim Vorstellen einen Zusatz von
                              									Fluorwasserstoffsäure zu geben, eventuell aber auch zu versuchen, aus der ganzen
                              									Kunsthefebereitung die Milchsäure auszuschlieſsen und die Kunsthefe in einer mit
                              									Fluorwasserstoffsäure behandelten Maische zu züchten. Es wird ferner zur Vorsicht
                              									beim Gebrauche der auſserordentlich ätzend wirkenden Säure gerathen und darauf
                              									aufmerksam gemacht, daſs, da das Verfahren patentirt ist, der regelmäſsige Gebrauch
                              									der Fluorwasserstoffsäure im Betriebe nicht erlaubt ist; einen Versuch aber mit dem
                              									Verfahren zu machen, wird nicht ausgeschlossen sein.
                           Ueber Studien in der Zuckergruppe berichtete E. Fischer in der 62.
                                 										Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Heidelberg. Dem
                              									Vortragenden ist es gelungen, in der Anwendung von Natriumamalgam ein einfaches
                              									Verfahren zur Umwandelung der Carbonsäuren in Aldehyde zu finden und damit für die
                              									Synthese der Zuckerarten ein weites Feld zu gewinnen. Die Reaction beginnt jedoch
                              									erst bei Oxysäuren mit 5 Kohlenstoffatomen. So gelingt z.B. die Umwandelung der
                              									Gluconsäure in Traubenzucker. Weiter kann man Zuckerarten mit Blausäure combiniren und aus diesen
                              									Carbonsäuren durch obige Reaction Zuckerarten mit 7 und 8 Kohlenstoffatomen
                              									gewinnen. Ferner gelang es dem Verfasser aus zwei sonst identischen, aber optisch
                              									sich entgegengesetzt verhaltenden Säuren eine optisch inactive Substanz zu erhalten.
                              									An derselben Stelle machte der Vortragende auch höchst interessante Mittheilungen
                              									über das Drehungsvermögen der Zuckerarten und den
                              									Zusammenhang dieser Eigenschaft mit der Constitution und der Lagerung der
                              									Kohlenstoffatome.
                           Ueber die Vergährung von Raffinose durch verschiedene Arten
                                 										von Bierhefen hat D. Loiseau Versuche
                              									angestellt, welche zeigten, daſs diese Zuckerart sich verschieden verhält gegen
                              									Ober- und gegen Unterhefe, derart, daſs die Raffinose nur durch Unterhefe
                              									vollständig, dagegen durch Oberhefe nur theilweise vergohren wird (La Distillerie Française, 1889 Nr. 282).
                           Durch Oxydation der Maltose mit Brom erhielten Emil Fischer und Jakob
                                 										Meyer eine Säure von der Formel C12H22O12, welche sie
                              										Maltobionsäure nennen. Dieselbe ist isomer der in
                              									gleicher Weise aus Milchzucker erhaltenen Laktobionsäure. Durch Erhitzen mit
                              									Schwefelsäure wird dieselbe in Gluconsäure und Dextrose gespalten, woraus sich
                              									ergibt, daſs die Maltose, ebenso wie der Milchzucker, eine Aldehydgruppe enthält.
                              									Daraus ist ferner zu schlieſsen, daſs beide Zuckerarten die gleiche Constitution
                              									haben, mithin die für den Milchzucker früher aufgestellte Formel:
                           
                              
                              
                           auch für die Maltose die meiste Wahrscheinlichkeit hat (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1889
                              									Bd. 12 S. 1941).
                           Untersuchungen über Melizitose hat A. Alechin ausgeführt (Berichte
                                 										der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 22 S. 759).
                           Ueber das Moleculargewicht der Kohlehydrate theilen wir
                              									als Ergänzung zu unserem Referat 1890 275 90 hier noch
                              									die folgenden von H. T. Brown und G. Harris Morris (Journal of the Chemical Society, Bd. 53 S. 600)
                              									gefundenen Zahlen mit:
                           
                              
                                 Dextrose: C6H12O6
                                 M = 180
                                 
                              
                                 Rohrzucker: C12H22O11
                                 M = 342
                                 
                              
                                 Lävulose: C6H12O6
                                 M = 180
                                 
                              
                                 Maltose: C12H22O11
                                 M = 342
                                 
                              
                                 Milchzucker: C12H22O11
                                 M = 342
                                 
                              
                                 Arabinose: C5H10O5
                                 M = 150
                                 
                              
                                 Raffinose: C18H32O16.5H2O
                                 M =   ?
                                 
                              
                                 Mannit: C6H14O6
                                 M = 182
                                 
                              
                           Stärkebildung aus Zucker in Laubblättern, welche im
                              									Dunkeln auf Zuckerlösung gelegen hatten, will W.
                                 										Saposchnikoff beobachtet haben (Berichte der
                                 										deutschen botanischen Gesellschaft, Bd. 7 S. 258).
                           Ueber Verbindungen des Kupferoxyds mit stärkeartigen Stoffen,
                                 										Zuckerartenund Manniten berichtet C. E. Guignet in Compt. rend., Bd. 109 8. 528 und 615.
                           Untersuchungen über das Holzgummi (Xylose oder
                                 										Holzzucker) haben H. J. Wheeler und B. Tollens
                              									ausgeführt (Liebig's Annalen der Chemie, Bd. 254 S.
                              									304).
                           Ueber Versuche mit Saccharin, welche sich auf die
                              									Ermittelung der gährungshemmenden Wirkung, der Verhinderung der Hefebildung und der
                              									Verhinderung des Fortschreitens der Essigbildung erstrecken, berichtet, L. Rösler in Die
                                 										Weinlaube, 1889 Nr. 40.
                           Versuche über die alkoholische Gährung von Honig hat G. Gastine angestellt (Compt.
                                 										rend., Bd. 109 S. 479). Dieselben ergaben, daſs die bekanntlich schwierig
                              									und sehr langsam verlaufende Gährung des Honigs durch den Mangel an
                              									stickstoffhaltigen und mineralischen Hefenahrungsmitteln verursacht wird. Nach
                              									Zuführung der geeigneten Hefenahrungsmittel verlief die Gährung befriedigend.
                           Versuche über die Wirkung des Alkohols bei Herbivoren
                              									haben H. Weiske und E. Flechsig ausgeführt (Journal für Landwirthschaft, Bd. 37 S. 327). Die
                              									Versuche führten zu dem Resultate, daſs auch bei sehr proteinreichem und
                              									kohlehydratarmem Futter der Alkohol keineswegs eiweiſssparend zu wirken vermag,
                              									sondern im Gegentheile den Stickstoffumsatz steigert. Der Alkohol verhält sich
                              									demnach wesentlich anders als die stickstofffreien Nährstoffe, welche unter den
                              									gleichen Umständen eine erhebliche Eiweiſssparung hervorrufen und dadurch
                              									Eiweiſsansatz im Körper herbeizuführen im Stande sind.
                           Versuche über den Einfluſs der Milchsäure bezieh.
                                 										Schwefelsäure auf den Stickstoffgehalt der Maische, welche Schulte im Hofe ausführte, ergaben, daſs durch beide
                              									Säuren der Stickstoffgehalt der Maische wesentlich beeinfluſst wird, indem sowohl
                              									der Gehalt an Peptonen wie an Amiden eine bedeutende Vermehrung erfuhr (Z. Br., 1889 S. 325). (Man hat diese Wirkung der
                              									Milchsäure schon lange vermuthet und früher auch allgemein als Grund für die Wirkung
                              									der Milchsäure bei der Hefebereitung gehalten. Der Umstand, daſs hier die Milchsäure
                              									aber durch Mineralsäuren, welche in gleicher Weise lösend und peptonisirend wirken,
                              									doch nicht ersetzt werden kann, hat dazu geführt, diese Ansicht zu verlassen und der
                              									Milchsäure als solcher eine geringere Bedeutung beizulegen und ihre Wirkung vielmehr
                              									auf die Thätigkeit des Milchsäurefermentes zurückzuführen, welches durch seine
                              									Entwickelung und Thätigkeit andere schädliche Nebenfermente unterdrückt. Der
                              									Ref.)
                           Quantitative Versuche über die Wirkung von heiſsem Wasser auf
                                 										verschiedene Eiweiſskörper von S. Gabriel. Die
                              									Versuche zeigten, daſs erhebliche Mengen (z.B. bei 6stündigem Erhitzen auf 152° etwa
                              									73,5 Proc. des Gesammtstickstoffes) in Peptone und Amide übergeführt werden, daſs
                              									sich aber in Bezug auf die Menge dieser Stoffe die einzelnen Eiweiſskörper sehr verschieden
                              									verhalten (Journal für Landwirthschaft, Bd. 37 S.
                              									335).
                           Versuche über den Einfluſs der Kohlensäure auf die
                                 										diastatischen Fermente führte W. Ebstein aus
                              										(Chemisches Centralblatt, Bd. 11 S. 1025). Zu den
                              									Versuchen diente Glycogenlösung und verschiedene thierische Fermente, sowie
                              									Diastase. Bei den thierischen Fermenten übte die Kohlensäure einen hemmenden, bei
                              									der Diastase dagegen einen günstigen Einfluſs aus.
                           Morgen.