| Titel: | Zerkleinerungsmaschine Sturtevant. | 
| Autor: | Zg. | 
| Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 457 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Zerkleinerungsmaschine Sturtevant.
                        Mit Abbildungen.
                        Zerkleinerungsmaschine Sturtevant.
                        
                     
                        
                           Bisher wurde die Zerkleinerung von Gesteinsarten mit Hilfe von Maschinen
                              									bewerkstelligt, deren wirksame Theile direkt auf die harten Körper einwirken, und
                              									die darum auch einer fortwährenden, nicht unbedeutenden Abnutzung unterworfen sind.
                              									Man konnte diesen Uebelstand durch passende Constructionsabänderungen in seiner
                              									Wirkung bedeutend einschränken, und dadurch die Dauerhaftigkeit der Maschinen
                              									vergröſsern, aber es ist leicht begreiflich, daſs man noch viel gröſsere Erfolge mit
                              									Hilfe eines neuen Prinzips erzielen könnte, bei welchem die zu zerkleinernden Massen
                              									auf sich selbst einwirken, ohne direkte Berührung mit Maschinenbestandtheilen.
                           Ein Beispiel dieser Art bildet der Zerkleinerungsapparat von Sturtevant, dessen Beschreibung wir im Folgenden wiedergeben.
                           Die Maschine besteht aus zwei beweglichen, metallenen Hohlcylindern, die sich
                              									gegenüberstehen und in eine gemeinsame feststehende, und mit einem Fülltrichter
                              									versehene Trommel hineinragen, wie dies die Figur versinnlicht. Die Hohlcylinder
                              									berühren sich nicht, und die sie umfassende Trommel trägt an der Peripherie ein
                              									Gitter mit mehr oder weniger engen Maschen, durch welches die pulverisirte Masse in
                              									einen darunter befindlichen Trichter fällt. Wie ersichtlich, wird der
                              									Zerkleinerungsraum durch die beiden Bodenstücke B
                              									abgeschlossen, die unabhängig von einander an zwei gegenüber liegenden Wellen
                              									befestigt sind, und die beiden Hohlcylinder E (durch
                              									Schrauben verbunden) tragen. Durch passend angebrachte Oeffnungen kann das zu zerkleinernde Material in
                              									den centralen Raum fallen, von dem aus es in die Hohlcylinder gelangt.
                           In C ist ein Gitter oder ein Rundsieb aus Guſseisen
                              									dargestellt, welches bestimmt ist, die Producte so lange im Zerkleinerungsraum
                              									zurückzuhalten, bis dieselben genügend zerkleinert sind. Hierauf fallen sie in den
                              									abgegrenzten Raum und dann abwärts nach D.
                           Man kann sich nun auf Grund der Figur leicht ein Bild von der ganzen Anordnung
                              									machen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 275, S. 458
                              
                           Auf einem passenden Gestell ist die Bodenplatte der Maschine mit Schrauben und Bolzen
                              									befestigt. Mit dieser ist die mittlere Trommel und damit der Fülltrichter
                              									unbeweglich verbunden, während die seitlichen Theile, bestehend aus je 2
                              									Wellenlagern mit Verbindungsplatte, Welle, Transmission und becherförmigem Ansatz
                              										BE auf einer Holzbank verschiebbar angebracht sind.
                              									Diese Anordnung ermöglicht es, leicht die Seitentheile behufs Reinigung des
                              									centralen Theiles von diesem zu entfernen.
                           Die beiden Wellen, und damit auch die Hohlcylinder E
                              									bewegen sich in entgegengesetzter Richtung und ruhen auf langen Lagerschalen mit
                              									besonderem Oelzufluſs; dies erfordert der auſserordentlich schnelle Gang der
                              									Maschine.
                           Die Maschine functionirt folgender Weise: Durch den Fülltrichter gelangt das Stückgut
                              									in den Innenraum C und trachtet sich hier gegen die
                              									Cuvetten E hin auszubreiten. Hier angelangt, erhalten
                              									einige Steine sofort die Bewegung derselben, während die anderen Gesteinstrümmer
                              									mitgerissen werden. Ist der Gang der Maschine genügend rasch, so werden die
                              									Gesteinstheile in Folge ihrer entgegengesetzten Bewegung mit solcher Kraft gegen
                              									einander geschleudert, daſs sie sofort zu Pulver zerfallen. Nun ist eine sehr
                              									interessante Erscheinung zu beobachten; kurze Zeit, nachdem die Maschine in Gang
                              									gesetzt ist, bildet sich im Inneren jeder Cuvette, in Folge Ansetzens von
                              									pulverisirter Materie ein Hohlconus ZZ, der bald ebenso
                              									hart wird, wie das zu zerkleinernde Gestein.
                           Sobald dieser Conus gebildet ist, schleudert die Centrifugalkraft mit groſser Gewalt
                              									alle Stücke wieder heraus, welche in den Hohlraum einzudringen suchen. Bei ihrem
                              									Zusammenstoſs verlieren dieselben alle lebendige Kraft, so daſs sie das Gitter C nicht verletzen. Dieses ist noch besonders durch die
                              									aus dem Fülltrichter nachfallenden Steine gleicher Gröſse geschützt. Wie man sieht,
                              									ist es bloſs der heftige Schlag der Materialien gegen einander, der die
                              									Zerkleinerung bewirkt, während die Maschinentheile selbst nur als Kraftüberträger
                              									wirken.
                           Wir stehen hier vor einer neuen, in ihrer Anwendung auf die Zerkleinerung von
                              									Mineralien reichen fruchtbaren Idee.
                           
                           Die Zerkleinerung vollzieht sich mit einer Schnelligkeit ohne Gleichen. Trotz ihrer
                              									kleinen Dimensionen leistet diese Maschine mehr als alle anderen, und die Härte der
                              									Mineralien ist auf die Zerkleinerung ohne Einfluſs. Um die Verbreitung von Staub zu
                              									vermeiden, kann ein Ventilator mit D verbunden werden,
                              									der die feinsten Theilchen in Räume überführt, in denen sie sich absetzen
                              									können.
                           Sollte ausnahmsweise eine gröſsere Feinheit des Pulvers gefordert werden, als den
                              									Maschen des Siebes entspricht, so kann man die gröberen Theile in die Maschine
                              									zurückführen, die feineren aber in eine dem Zweck entsprechende Mühle bringen.
                           Es ist erwähnenswerth, daſs der Ventilator nicht nur die feinsten Staubtheilchen
                              									fortführt, sondern auch die Temperatur im Inneren der Maschine nicht zu hoch steigen
                              									läſst, was in manchen Fällen, besonders beim Pulverisiren von Cement, werthvoll
                              									ist.
                           Das cylindrisch angeordnete Sieb besteht aus kleinen Theilen, die man ohne groſse
                              									Kosten ersetzen kann. Trotz der Befürchtungen, die anfangs kundgegeben wurden, nützt
                              									sich dasselbe nur sehr langsam ab:, es wird geschützt durch die träge Masse, die aus
                              									dem Fülltrichter nachrutscht. Das Sieb kann Maschen von verschiedenen Dimensionen
                              									haben, je nach der geforderten Feinheit des Sandes.
                           Die Figur zeigt die groſse Einfachheit der Construction der beiden thätigen Theile.
                              									Die beiden Theile B und E
                              									bilden die Cuvette, E ist ein einfacher Cylinder aus
                              									hartem Metall, der leicht in einer benachbarten Gieſserei hergestellt werden kann.
                              									Durch die conische Bekleidung Z ist E gegen Abnutzung geschützt, die bloſs am Rande der
                              									Cuvette eintritt; dieser Theil wird aber erst nach der Zerkleinerung von mehreren
                              									Tausend Tonnen Gesteines unbrauchbar, und läſst sich in weniger als einer Stunde
                              									durch einen anderen ersetzen.
                           Der folgende Versuch hat in entschiedener Weise dargethan, daſs die Maschinentheile
                              									durch die zu mahlenden Massen selbst geschützt werden: Man hat in die Maschine von
                              										0m,2 Durchmesser weiſses Roheisen in Stücken
                              									von etwa 0m,04 Durchmesser eingeführt, die
                              									auſserordentlich hart waren. Nach etwa 5 Minuten waren sie insgesammt in kleine
                              									Bruchtheile zertrümmert und der Apparat hatte nicht den geringsten Schaden erlitten.
                              									Dadurch wird, auch erklärlich, warum die Stahlstücke, die in basischen Schlacken
                              									sich vorfinden, ohne Schaden in der Trommel verweilen dürfen, bis sich Gelegenheit
                              									bietet, dieselben durch Oeffnen der Seitenstücke daraus zu entfernen. Immerhin ist
                              									es gut, solche Theile nicht allzu lange in der Trommel zu lassen.
                           Die Zerkleinerung der Materialien ist eine ziemlich vollkommene. Als Beispiel sei die
                              									Maximalleistung einer Maschine von 0m,5 gewählt,
                              									welche harte Steine zu pulvern hat. 23 Proc. des Productes gehen durch ein Sieb
                           
                              
                                 Durchmesser des Haupt-    theiles
                                 0m,15
                                 0m,20
                                 0m,30
                                 0m,50
                                 
                              
                                 Passendstes Volumen der    Gesteinstrümmer
                                 32cc,7
                                 41cc
                                 57cc
                                 73cc
                                 
                              
                                 Ausbeute in der Stunde    (Sieb von 16 Maschen)
                                 226 – 453k
                                 450 – 1300k
                                 4500 – 9000k
                                 6800 – 13600k
                                 
                              
                                 Ausbeute in der Stunde    (Sieb von 250 Maschen)
                                 226 – 453k
                                 226 – 500k
                                 900 – 3636k
                                 1800 – 4500k
                                 
                              
                                 Länge und Breite der Ma-    schine
                                 1,40 × 0,66m
                                 2,05 × 0,70m
                                 2,90 × 0,89m
                                 4,47 × 1,40m
                                 
                              
                                 Durchmesser und Breite    der Riemenscheibe
                                 0,18 × 0,15m
                                 0,230 × 0,20m
                                 0,40 × 0,35m
                                 0,66 × 0,45m
                                 
                              
                                 Ungefähres Gewicht
                                 500k
                                 1060k
                                 2100k
                                 8000k
                                 
                              
                                 Gewicht des schwersten    Stückes
                                 500k
                                 135k
                                 362k
                                 1320
                                 
                              
                                 Zahl der nöthigen Pferde-    kräfte
                                 10
                                 20
                                 45
                                 75
                                 
                              
                                 Tourenzahl in der Minute
                                 2600
                                 2000
                                 1300
                                 850
                                 
                              
                           
                           von 560 Maschen auf 1qc,
                              									während 12 Proc. genug fein sind, um ein Sieb von 1200 Maschen zu passiren. Der Rest
                              									von 65 Proc. geht durch ein Sieb von 560 bis 25 Maschen auf 1qc. Der feinste Theil läſst sich sofort
                              									verwerthen. Die weniger feinen Partien bringt man (in Phosphat- und Cementwerken)
                              									zweckmäſsig in Mühlen, während die gröbsten Theile in die Maschine zum zweiten Male
                              									eingeführt werden.
                           Dieses System von Zerkleinerungsmaschinen wird bis jetzt in 4 Gröſsen construirt. Die
                              									von 0m,15 und 0m,20 Durchmesser werden nur zur Pulverisirung und die von 0m,30 und 0m,50
                              									auch als Steinbrecher verwendet. Die vorstehende Tabelle führt die wichtigsten Daten
                              									über jede der Maschinen an; der Vergleich der Zahlenwerthe ist sehr interessant; wir
                              									verdanken dieselben Herrn H. P. Moorhouse, welcher die
                              									Maschinen in Frankreich einführt.
                           Die in der Tabelle angegebene Gröſse der Gesteinsstücke hat Bezug auf harte
                              									Mineralien, wie Kupfer und Silber führende Gesteinsarten, Phosphate, Feldspath,
                              									Feuerstein, Quarz. Andere Körper, wie Cement und Kalkstein, können in gröſseren
                              									Stücken eingeführt werden. Für ein und dieselbe Maschine richtet sich die
                              									aufzuwendende Arbeit natürlich nach der Härte der Mineralien und nach der Feinheit
                              									des Pulvers.
                           Dieses System der Zerkleinerung ist in Amerika schon sehr verbreitet, wo es nach und
                              									nach alle anderen Systeme verdrängt, mit Ausnahme der groſsen Steinbrecher. Die
                              									schwersten Stücke der neuen Maschine sind leicht auf dem Rücken eines Maulthieres
                              									weiter zu befördern, welche Eigenschaft bei der Verwendung derselben in entlegenen
                              									Betrieben gewisse Vortheile bietet.
                           
                              
                                 Zg.