| Titel: | Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889; von Fr. Freytag, | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 486 | 
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                        Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889;
                           								von Fr. Freytag,
                        Lehrer der Technischen Staatslehranstalten in
                           								Chemnitz.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									26.
                        Dampfmaschinen der Pariser Weltausstellung 1889.
                        
                     
                        
                           Die in der geräumigen Maschinenhalle der Ausstellung zahlreich vertretenen
                              									Dampfmaschinen stammten zum gröſsten Theile aus Frankreich, Belgien, England und
                              									Amerika; von den übrigen Ländern hatten nur noch die bedeutenderen Maschinenfabriken
                              									der Schweiz Hervorragendes ausgestellt, während Deutschland nur durch zwei
                              									elsäſsische Firmen vertreten war.
                           Wenngleich die ausgestellten Dampfmaschinen bezüglich des Systems und der
                              									Gesammtconstruction keine epochemachenden Neuheiten zeigten, so machten sich doch
                              									verschiedene Einzelheiten, namentlich Verbesserungen und Vervollkommnungen an
                              									vortrefflich arbeitenden Steuerungen ganz besonders bemerkbar.
                           In den mannigfachsten Ausführungen waren namentlich die Maschine! mit Hahnsteuerung
                              									(System Corliſs) vertreten, doch auch vorzügliche,
                              									exact und geräuschlos arbeitende Ventilsteuerungen konnten beobachtet werden.
                           Ebenso wie in Brüssel 1888 zeigten die Dampfmaschinen der Pariser Ausstellung
                              									vorwiegend groſse Kolbengeschwindigkeiten und meist sei thätige, vom Regulator
                              									abhängige Expansionsvorrichtungen.
                           
                           Die Firma M. Berger-Andrée in Tann (Elsaſs) hatte eine
                              									vorzüglich arbeitende Verbundmaschine mit Condensation von 560 bezieh. 355mm Cylinderdurchmesser und 910mm Hub ausgestellt, welche mit 70 Umdrehungen in
                              									der Minute 150  leisten soll.
                           Die beiden Cylinder der nach dem Corliſs-System gebauten
                              									Maschine sind mit Dampfmänteln versehen und die Bewegung der Ein- und
                              									Auslaſsschieber des kleinen Cylinders (Fig. 4 Taf. 26) erfolgt
                              									mittels Stangen von einem einzigen Excenter aus; die Dauer der Dampfeinströmung ist
                              									von der Regulatorstellung abhängig. Beim Austritte aus dem kleinen Cylinder strömt
                              									der Dampf in einen mit Mantel umgebenen Zwischenbehälter, der mit frischem
                              									Kesseldampfe geheizt wird, und entweicht dann in den ebenfalls mit Rundschiebern
                              									arbeitenden groſsen Cylinder Die Einströmorgane des letzteren werden von einem
                              									Excenter bethätigt, dessen Stellung auch das Absperren des Dampfes regelt; ein
                              									zweites Excenter bewegt die Auslaſsschieber. Nach vollbrachter Arbeit im groſsen
                              									Cylinder geht der Dampf in den unter dem Bette der Maschine liegenden Condensator,
                              									dessen Luftpumpe von der Kurbel aus unter Zwischenschaltung einer senkrechten Stange
                              									und eines wagerechten Balanciers betrieben wird. Den genau und geräuschlos
                              									arbeitenden Steuerungsmechanismus des kleinen Cylinders zeigen Fig. 1 bis 3 Taf. 26. Derselbe
                              									besteht für jeden Einlaſsschieber aus einer auf der Büchse d der Schieberstange sich drehenden excentrischen Scheibe c, an dessen Zapfen h1 durch Hebel mit dem Regulator in direkter
                              									Verbindung stehende Stangen angreifen. Ueber der excentrischen Scheibe liegt der
                              									eine bewegliche Klinke e tragende Ring b und dieser erhält durch die an dem eingeschraubten
                              									Zapfen a1 angreifenden
                              									Stangen von dem Excenter der Schwungrad welle aus seine Bewegung; die Klinke e stützt sich auf das eine Ende des auf der
                              									Schieberstange aufgekeilten Doppelhebels f, während
                              									dessen anderes Ende durch die am Zapfen g1 angreifenden Stangen mit einem Luftpuffer in
                              									Verbindung steht. Bei der Bewegung des Ringes b kommt
                              									die Klinke e mit dem Hebel f in Berührung und der mit letzterem verbundene Schieber öffnet den
                              									Dampfeintrittskanal des Cylinders. Die Einströmung wird unterbrochen, sobald die
                              									Klinke e bei ihrer weiteren Bewegung vom Hebel f abgleitet; die mit den Luftpuffern verbundenen
                              									Stangen bewirken dann den sofortigen Verschluſs des Einlaſskanals. Die Dauer der
                              									Einströmung richtet sich nach der längeren oder kürzeren Berührung zwischen Klinke
                              									und Hebel und diese ist von der jedesmaligen durch den Regulator beeinfluſsten
                              									Stellung des Excenters c abhängig.
                           Die Construction läſst erkennen, daſs eine ganz geringe Drehung des Excenters behufs
                              									Veränderung der Dauer der Dampfeinströmung genügt.
                           Das Excenter c trägt noch einen Daumen k, welcher beim Reiſsen des Regulatortreibriemens die
                              									Klinke e sofort in die Höhe hebt und damit eine Dampfeinströmung in
                              									den Cylinder unmöglich macht, auch bleibt die Klinke e
                              									während der abwechselnden Bewegungen der Ausrückmechanismen in normaler Stellung zum
                              									Hebel f, so daſs die Ausrückung stets gesichert
                              									ist.
                           Die Auslaſsschieber erhalten ihre Bewegung durch auſsen auf den Schieberspindeln
                              									aufgekeilte Hebel, welche von dem Excenter der Schwungradwelle unter
                              									Zwischenschaltung von Stangen und eines vor dem Cylinder liegenden schwingenden
                              									Armes direkt bethätigt werden.
                           Die sehr ansehnliche wagerechte Zwillingsmaschine der Société
                                 										anonyme de Marcinelle et Couillet in Couillet (Belgien) soll eine effective
                              									Leistungsfähigkeit von 1200  besitzen und ist zur Förderung von Kohlen auf
                              										1000m Höhe bestimmt. Die mit Mantel umgebenen
                              									Dampfcylinder haben 1050mm Durchmesser bei 1600mm Kolbenhub und auf jedem derselben befanden sich
                              									zur Verhütung von Brüchen oder anderen Unfällen beim Gange der Maschine zwei
                              									entsprechend eingestellte Sicherheitsventile.
                           Die Dampfvertheilung wird, wie Fig. 5 und 6 Taf. 26 erkennen lassen,
                              									durch vier entlastete Ventile geregelt, welche zur Vermeidung von groſsen
                              									schädlichen Räumen zu je zwei in den äuſseren Cylinderdeckeln untergebracht sind;
                              									die beiden oberen mit Luftpuffern in Verbindung stehenden Ventile regeln die
                              									Einströmung, die beiden unteren die Ausströmung des Dampfes.
                           Die dem Betriebsingenieur der Société de Couillet, M.
                                 										Lelong, patentirte Steuerung besteht aus zwei durch eine Stange mit
                              									einander verbundenen excentrischen Scheiben, welche mit dem Regulator in Verbindung
                              									stehen, und aus einer am Cylinder befestigten schwingenden Scheibe, welche unter
                              									Zwischenschaltung einer Coulisse, für die Veränderung des Ganges der Maschine, vom
                              									Excenter der Schwungradwelle ihre Bewegung erhält. Von den vier an der schwingenden
                              									Scheibe angreifenden Lenkstangen öffnen die nach unten gehenden ohne Einschaltung
                              									von Klinken die Auslaſsventile, während jede der beiden anderen Stangen einen Hebel
                              									angreift, der am äuſsersten Ende einer in zwei Lagern geführten kleinen Welle sitzt.
                              									Zwischen den beiden Lagern ist auf der Welle noch ein zweiter, aus zwei Theilen
                              									zusammengesetzter Hebel aufgekeilt, welcher unter Vermittelung einer
                              									zwischenliegenden Sperrklinke aus Guſsstahl die Spindel des Einlaſsventils
                              									bethätigt. Dieselbe hebt sich und öffnet damit den Dampfeinlaſskanal, wenn die
                              									Klinke bei ihrer Bewegung mit einem Mitnehmer zusammentrifft, welcher, ebenfalls aus
                              									Guſsstahl gefertigt, an dem mit der Ventilspindel verschraubten Rahmen durch eine
                              									Schraube befestigt ist.
                           Die excentrischen Scheiben werden je nach der Geschwindigkeit der Maschine vom
                              									Regulator eingestellt und greifen mittels eines kleinen Armes direkt am obersten
                              									Ende der Sperrklinke an. Die Lage der letzteren ist deshalb ebenfalls von der
                              									jedesmaligen Regulatorstellung abhängig und die Ausklinkung des Ventils erfolgt nach
                              									längerer oder kürzerer Zeit in ganz regelmäſsiger Weise.
                           Der Steuerungsmechanismus überträgt nicht die mindeste Kraft auf den Regulator,
                              									sondern nur auf die mit ihm verbundenen excentrischen Scheiben, ist daher sehr
                              									empfindlich und hat nur einen geringen Hub nothwendig.
                           Die Steuerung unterscheidet sich von denjenigen ähnlicher Construction hauptsächlich
                              									dadurch, daſs sie ohne Zuhilfenahme von Stiften, Federn u. dgl. arbeitet, auch sind
                              									die einzelnen Gelenkverbindungen mit bedeutenden Oberflächen versehen und nur
                              									geringer Abnutzung ausgesetzt.
                           Eine mit dem Regulator in Verbindung stehende Vorrichtung erlaubt die Stellung
                              									desselben beliebig zu verändern, ohne irgend etwas an dem Steuerungsmechanisrnus
                              									vorzunehmen. Bei der Förderung von Personen kann der Maschinist, ohne seinen Platz
                              									verlassen zu müssen, den Regulator in die höchste Stellung bringen und damit die
                              									Maschine während eines Aufganges mit voller Füllung und erhöhter Geschwindigkeit
                              									arbeiten lassen.
                           Ueber dem Bette der linken Maschine befindet sich vor den Augen des Maschinisten ein
                              									auf wagerechter Spindel geführtes Schlagwerk mit 2 Glocken, welches die jedesmalige
                              									Ankunft des Förderkorbes an der Hängebank anzeigt; die Spindel wird durch Räder von
                              									der Schwungradwelle aus bewegt. Im Falle der Unachtsamkeit des Maschinisten
                              									bethätigt das Schlagwerk einen Apparat – évite-molettes genannt –, welcher das
                              									Anpressen der Dampf bremse, mit welcher die Maschine versehen ist, das Schlieſsen
                              									des Dampfeinströmventils und damit augenblickliches Stillstehen der Maschine
                              									veranlaſst.
                           Auf der Schwungradwelle sitzen zwei Scheiben von 8m
                              									Durchmesser zum Aufwickeln der flachen Förderseile und eine Bremsscheibe mit
                              									abgedrehtem Radkranze von 4m,500 Durchmesser. Der
                              									Bremszaum aus Kiefernholz wird von einem doppelten Balancier bethätigt, der seine
                              									Bewegung von einem senkrechten Dampfcylinder von 400mm Durchmesser und 500mm Hub erhält,
                              									welcher ebenfalls im Bereiche des Maschinisten liegt. Auſserdem ist die Maschine
                              									noch mit einer Vorrichtung versehen, welche den Stillstand bei Unfällen oder beim
                              									Nichtfunctioniren der Dampfbremse bewirkt. Der Maschinist hat seinen Platz auf einer
                              									erhöhten eisernen Plattform, von wo er die ganze Maschine beherrschen kann und auf
                              									welcher alle zum Bewegen oder Stillsetzen derselben dienenden Hebel liegen.
                           Bei der von der Société anonyme des ateliers de construction
                                 										de la Meuse in Lüttich ausgestellten Ventilmaschine wurde die
                              									Excenterbewegung ebenfalls unter Zwischenschaltung einer schwingenden Corliſs-Scheibe auf die Ein- und Auslaſsventile
                              									übertragen.
                           Die dem Direktor des Etablissements, Fr. Timmermans,
                              									patentirte eigenartige Steuerung besteht nach einem von der Firma ausgegebenen Prospecte aus Klinken,
                              									welche, um einen festen Zapfen drehbar, die Ausschaltung von Rahmen, die mit der
                              									Ventilspindel verbunden sind, und damit den Verschluſs der Einströmventile bewirken.
                              									Die Bewegung der Klinken erfolgt durch angeschlossene, mit dem Kolben eines auf der
                              									Cylindermitte sitzenden Kataraktes verbundene kleine Lenkstangen, die je nach der
                              									von einem Kugelregulator eingestellten Höhenlage des Kolbens die Klinken mehr oder
                              									weniger um ihre Aufhängepunkte drehen, so daſs ihre Enden unter Vermittelung eines
                              									elastischen Polsters auf innen angebrachte Erhöhungen der mit den Einströmventilen
                              									durch die Ventilstangen verbundenen Rahmen drücken. Letztere erhalten durch Stange
                              									und Hebel von der schwingenden Scheibe aus eine aufsteigende Bewegung und ihre
                              									Ausschaltung erfolgt je nach der Lage der Klinken früher oder später, so daſs eine
                              									kürzere oder längere Dampfeinströmung in den Cylinder stattfinden kann. Nach
                              									erfolgtem Ventilschluſs kehren die Klinken in Folge eigener Schwere unter
                              									Zuhilfenahme kleiner am Rahmen befestigter Federn wieder in ihre ursprünglichen
                              									Lagen zurück. Jeder Rahmen ist noch mit dem Kolben eines darüber stehenden, auf dem
                              									Ventilgehäuse angebrachten Luftbuffers verbunden, auſserdem zur Sicherung seiner
                              									geradlinigen Bewegung mit seitlichen Führungen versehen und am unteren Theile so
                              									geformt, daſs die Hebel der Steuerung sofortigen Ventil verschluſs bewirken können,
                              									wenn durch irgend welches Hinderniſs ein Aufhängen der Ventile eingetreten ist.
                           Die Dampfausströmung bezieh. die Compression des Dampfes lieſs sich mittels zweier an
                              									derselben schwingenden Scheibe angreifenden Stangen leicht regeln und
                              									feststellen.
                           Die Société anonyme de constructions mecaniques in Anzin
                              									(Nordfrankreich), welche sich seit der Pariser Ausstellung 1878 ganz besonders mit
                              									dem Baue von Dampfmaschinen nach dem Systeme Wheelock
                              									befaſst, hatte auch die vorjährige Ausstellung mit einer ganz vortrefflichen
                              									Verbunddampfmaschine mit Condensation beschickt.
                           Die durchgehenden Kolbenstangen der beiden Dampfcylinder von 840 bezieh. 455mm Durchmesser und 1066mm Hub waren mit den Plungerkolben der hinter
                              									ihnen liegenden Condensatoren direkt verbunden. Das gleichzeitig als Antriebscheibe
                              									auf der Mitte der Kurbelwelle sitzende Schwungrad hatte 4m,400 Durchmesser und 700mm Breite.
                           Jeder Cylinder arbeitet mit nur einem Excenter für die Dampfvertheilung; dasselbe
                              									bethätigt, wie aus Fig. 7 bis 10 Taf. 26 ersichtlich,
                              									je zwei an den unteren Enden jedes Cylinders dicht neben einander sitzende Schieber,
                              									von denen die beiden inneren im Gehäuse I
                              									Dampfeinströmung gestatten und die beiden äuſseren im Gehäuse K als Auslaſsschieber dienen.
                           Das Dampfeingangsventil befindet sich in der Mitte des Cylinders bei B und der ausströmende Dampf entweicht bei C in den groſsen Cylinder bezieh. den Condensator.
                           
                           Während nun bei dem Hochdruckcylinder die bewährten Wheelock-Hähne nebst deren Auslösemechanismen beibehalten wurden, hat die
                              									Firma am groſsen Cylinder an Stelle der einfachen Hähne die in Fig. 8 und 10 Taf. 26 dargestellten
                              									Gitterschieber M angeordnet. Es sind dies rostartig
                              									gestaltete Flachschieber, welche auf ebensolchen Flächen der eingesetzten runden
                              									Gehäuse gleiten. An jedem Schieber sitzen neben zwei aufgegossenen Knaggen N durch Bolzen verbundene kleine Lenkstangen h, welche von den auf der Welle k befestigten Kniehebeln i bethätigt werden
                              									(1887 265 * 233).
                           Die Bewegung der Wellen k erfolgt durch den
                              									Steuerungsmechanismus in folgender Weise:
                           An dem oberen Theile des auf der Welle i (Fig. 9 Taf. 26)
                              									des Auslaſsschiebers aufgekeilten Hebels P greift die
                              									Excenterstange; auf seiner rechten Seite ist der Hebel durch Bolzen s mit einer Gabel Q
                              									gelenkig verbunden, deren gerader Arm innen mit einem aufgeschraubten vorspringenden
                              									Stücke m armirt ist. Gegen diesen Vorsprung legt sich
                              									der hakenförmige Ansatz eines kleinen Stahlwürfels p,
                              									der auf einer ebenfalls um s drehbaren cylindrischen
                              									Stange n gleitet. Ein auf der Stange des
                              									Einlaſsschiebers sitzender zweiarmiger Hebel R, mit dem
                              									Würfel p durch zwei seitlich an demselben angebrachte
                              									Zapfen verbunden, trägt an seinem unteren Ende ein Gegengewicht S, welches sich auf eine Spiralfeder stützt, und der
                              									mittels Stange vom Regulator bethätigte Hebel T dreht
                              									sich leicht auf der Achse des Einströmschiebers und ist an seiner Nabe mit zwei
                              									Nasen q und r versehen,
                              									auf denen der sichelförmige Arm der Gabel Q liegt. Wenn
                              									sich nun die Gabel hebt, so entfernt sich der auf ihr sitzende Vorsprung von dem
                              									hakenförmigen Ansätze des Würfels p, das Gegengewicht
                              										S und die Feder ziehen den Hebel R nach unten, die Achse des Einlaſsschiebers dreht sich
                              									und die mit ihr verbundenen Einlaſsschieber schlieſsen den Dampfdurchlaſskanal je
                              									nach der Stellung des Regulators früher oder später.
                           Die Wiedereröffnung erfolgt in Verbindung mit dem Würfel p, wenn sich die Gabel Q in der
                              									entgegengesetzten Richtung bewegt; das Gegengewicht hebt sich dann und die gespannte
                              									Feder bewirkt wieder den darauffolgenden schnellen Dampfabschluſs. Wenn der
                              									Regulatortreibriemen reiſst oder herunterfällt, kommt der Vorsprung r mit dem sichelförmigen Arme der Gabel Q in Berührung, hält denselben gehoben und schlieſst
                              									damit den Einlaſsschieber.
                           Eine für beschränkte Räumlichkeiten vorzüglich geeignete senkrechte Dampfmaschine mit
                              									dreifacher Expansion und Condensation hatte Guillaume
                                 										Rebourg in Paris ausgestellt,
                           Dieser Motor zeichnet sich durch groſse Einfachheit, geringe Wartung und billigen
                              									Ankaufspreis anderen Motoren gegenüber vortheilhaft aus und genügt dabei sowohl in
                              									ökonomischer Beziehung, als auch in Bezug auf Leistungsfähigkeit allen
                              									Anforderungen. Der Kohlenverbrauch soll bei 10 bis 12at
                              									Kesseldruck 0,65 bis 0k,70 für die indicirte
                              									 betragen.
                           Fig. 11 und
                              										12 Taf.
                              									26 stellen den Motor dar.
                           Der Kolben, aus zwei durch eine Stange solid verbundenen Theilen bestehend, trägt
                              									drei Reihen elastischer Ringe für den Hoch-, Mittel- und Niederdruckcylinder. Der
                              									vom Kessel kommende hochgespannte Dampf strömt beim Ingangsetzen der Maschine durch
                              									einen mit drei Oeffnungen versehenen Hahn J über einen
                              									cylindrischen Schieber D direkt durch den Kanal m in den Mitteldruckcylinder, entweicht nach
                              									vollbrachter Arbeit durch denselben Kanal, den Muschelschieber E und Kanal n in den
                              									groſsen Cylinder und geht von hier in den Condensator.
                           Eine Luftpumpe F dient zum Ansaugen des condensirten
                              									Dampfes, während eine zweite Pumpe G kaltes Wasser in
                              									die Röhren des Condensators drückt. Beide Pumpen werden durch die am groſsen Kolben
                              									befestigten Stangen l und eine Speisepumpe H durch die verlängerte Schieberstange bethätigt.
                           Die Schwungradwelle bewegt sich in dem durch eine kugelförmige Kappe geschlossenen
                              									Raume R; an letzterer sitzen die Deckel der
                              									Schwungradwellenlager mit aufgeschraubten Schmiergefäſsen und ein am Ende der
                              									Schwungrad welle befestigtes Schmiergefäſs versorgt durch angebrachte Bohrungen auch
                              									den Kurbelzapfen mit Oel.
                           Der Vertheilungsschieber für den vom Kessel kommenden hochgespannten Dampf hat die
                              									cylindrische Form eines gewöhnlichen Kolbens und ist von einem federnden Stahlringe
                              									umgeben. Der mit 12 bis 14k Spannung in den
                              									Hochdruckcylinder strömende Dampf entweicht mit ungefähr 6k Spannung in den Schieberkasten des groſsen
                              									Cylinders, geht dann durch den Kanal m des
                              									Muschelschiebers, wie beim Ingangsetzen der Maschine, in den ringförmigen Theil
                              									zwischen Mitteldruckcylinder und Kolben, entweicht beim Heruntergehen des Kolbens
                              									durch den Schieber E in den unteren Theil des groſsen
                              									Cylinders und geht dann in den Condensator.
                           Der behufs Verminderung der Reibung entlastete Schieber E gleitet mit seinem Rücken auf einer in dem kastenförmigen Ansätze t des Schieberkastendeckels geführten Metallplatte;
                              									zwischen letzterer und dem Flansch des in dem Kasten t
                              									liegenden Rahmens s befindet sich zur Erzielung eines
                              									dampfdichten Abschlusses eine Asbestpackung, welche durch eine mittels Druckschraube
                              									gespannte Stahlfeder zusammengepreſst wird. Etwaiger über den Schieber tretender
                              									Dampf entweicht durch die im Rücken desselben angebrachten kleinen Löcher o.
                           Die zum Betreiben der Speisepumpe verlängerte Schieberstange ist auf der
                              									Schieberseite durch eine Metallpackung abgedichtet, welche aus zweitheiligen weichen
                              									Metallringen besteht, die mittels der unter 45° aufgeschnittenen Bronceringe auf den
                              									Umfang der Stange gepreſst werden; die Stopfbüchse ist durch einen Asbestring und
                              									die über dem Pumpencylinder liegende Stangenführung durch eine umgestülpte Ledermanschette
                              									abgedichtet. Die zu beiden Seiten des Hochdruckcylinders angeordneten Pumpen sind
                              									einfach wirkend und besitzen je einen in dem Maschinengestelle eingesetzten
                              									Broncecylinder. Die Saugventile sind durch vier in senkrechter Richtung bewegliche
                              									Rothguſsklappen gebildet, welche durch kleine Federn auf einen zwischen
                              									Maschinengehäuse und Saugrohr eingeklemmten Ventilsitz gedrückt werden. Auch das
                              									Kolbenventil besteht aus einer senkrecht aufsteigenden und durch eine Feder aus
                              									Kupfer regulirbaren Klappe, welche sich auf den im Pumpencylinder eingebauten
                              									Ventilsitz legt. Die Pumpenstangen sind am Cylinder durch eine gewöhnliche Packung,
                              									an der Pumpe durch eine Ledermanschette derartig abgedichtet, daſs kein Wasser in
                              									den Dampfcylinder eintreten kann. Die mit den Pumpen in Verbindung stehenden
                              									Windkessel sichern einen constanten Wasserabfluſs.
                           Der Condensator hat doppelte Circulation; das eintretende Wasser geht nach dem
                              									Durchflieſsen eines oberen Rohrbündels in entgegengesetzter Richtung durch das
                              									untere Rohrbündel und wird dann von der Pumpe F
                              									angesaugt. An den offenen Enden des den Condensator bildenden einfachen rechteckigen
                              									und guſseisernen Kastens sind gleichzeitig mit den Verschluſsdeckeln zur Aufnahme
                              									von Messingröhren bestimmte durchlochte Platten angeschraubt; auch befindet sich am
                              									Condensator ein regulirbares Einspritzventil.
                           Der Kurbelzapfen läuft in Messinglagern, welche den doppelten Durchmesser zur Lange
                              									haben und der dieselben umfassende Stangenkopf hat die Kopfform der Kurbelstange
                              									einer Schiffsmaschine; das kleine gegabelte Ende der Kurbelstange geht in Oel und
                              									ist mit dem verstärkten Ende der Kolbenstange scharnierartig verbunden. Der dichte
                              									Verschluſs der über der Kurbel sitzenden Kappe wird durch einen in
                              									schwalbenschwanzförmigen Rillen liegenden Kautschukring erreicht. Der mit 3
                              									Oeffnungen versehene Hahn J vermittelt die direkte
                              									Einströmung von hoch gespanntem Dampfe in den Schieberkasten des groſsen Cylinders,
                              									wenn die Maschine bedeutende Leistungen entwickeln soll oder aber auch, wie oben
                              									bemerkt, beim Ingangsetzen der Maschine, wenn die Kurbel in ungünstiger Stellung
                              									liegt. Soll die Maschine ganz regelmäſsig arbeiten, dann empfiehlt es sich, vor das
                              									Vertheilungsexcenter auf der Schwungradwelle einen Centrifugalregulator anzubringen,
                              									der ein vor dem Dampfvertheilungshahn J gelegenes
                              									Einströmventil bethätigt.
                           Dieser Regulator ist bei der vorliegenden Construction durch eine über der Schwungrad
                              									welle liegende Feder gebildet, welche während des Betriebes durch die
                              									Centrifugalkraft gespannt wird. Die hierbei auftretenden Bewegungen werden auf einen
                              									Hebel übertragen, welcher durch eine Stange mit dem auf der Spindel des
                              									Einströmventils sitzenden Hebel verbunden ist und die Regulirung der Geschwindigkeit
                              									bewirkt.
                           
                           Es ist aus dem Obigen zu ersehen, daſs der Dampf gegen die unteren Kolbenflächen mit
                              									hoher bezieh. niederer und auf die obere Kolbenfläche mit der mittleren Spannung
                              									drückt.
                           Nach vielfachen angestellten Versuchen ergeben sich die günstigsten Leistungen, wenn
                              									das Excenter die Vertheilung des Dampfes so regelt, daſs derselbe unten mit 0,44 und
                              									oben mit 0,70 Füllung arbeitet. Der dabei auftretende Gegendruck ist für die
                              									Bewegung nicht ungünstig und mildert die Stöſse, wobei noch zu berücksichtigen ist,
                              									daſs das Eigengewicht der Kolbenstange und der Kolben zur Wirkung des mittleren
                              									Dampfdruckes hinzukommt. Nach den Ergebnissen einer Anzahl von abgenommenen
                              									Diagrammen ist es zweckmäſsig, das Volumen des hoch gespannten Dampfes zu ⅓ von dem
                              									des mittleren Druckes und dieses wieder zu ⅓ von dem Volumen des Niederdruckdampfes
                              									zu nehmen, so daſs sich die Volumina verhalten wie 1 : 3 : 9.
                           Die ausgestellte 8pferdige Maschine hatte die nachfolgenden Dimensionen:
                           
                              
                                 Durchmesser
                                 des
                                 Hochdruckcylinders 86mm.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Mitteldruckcylinders 225mm.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Niederdruckcylinders 270mm.
                                 
                              
                                 Umdrehungen
                                 in
                                 der Minute 400. Kolbengeschwindigkeit 2m.
                                 
                              
                                 Durchmesser
                                 der
                                 Speisepumpe 20mm und 48mm Hub.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Luft- und Kaltwasserpumpe 72mm.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Saug- und Druckrohre 50mm.
                                 
                              
                           Die Schwungradwelle ist 56mm stark und das auf ihr
                              									befestigte Schwungrad hat 800mm Durchmesser und
                              										140mm Breite.
                           Die Maschinen werden auch ohne Condensationseinrichtung und in der Stärke von 3 bis
                              									60  gebaut. Auch über 60  Leistungsfähigkeit lassen sich derartige
                              									Motoren vortheilhaft verwenden, nur arbeiten dieselben dann mit doppelter Kurbel.
                              									Namentlich für die Zwecke der sich immer mehr entwickelnden Kleinindustrie scheint
                              									die Maschine der geeignetste Motor zu sein.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
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