| Titel: | Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation. | 
| Autor: | Alfred Hauſsner | 
| Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 529 | 
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                        Ueber Neuerungen in der
                           								Papierfabrikation.
                        Von dipl. Ingenieur Alfred
                                 									Hauſsner, Privatdozent an der k. k. technischen Hochschule, Graz.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									27 und 28.
                        Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        
                     
                        
                           Es ist bezeichnend für den fortwährend zunehmenden Papier verbrauch, daſs trotz der
                              									vermehrten Production an Ersatz-Stoffen für die Lumpen jene zu festen Preisen
                              									Abnehmer finden. Vielfach ist unter den Fabrikanten von Holzschliff und Cellulose
                              									jeder Art die Ansicht zu Tage getreten, daſs aus diesem Grunde ein weiteres Sinken
                              									der Preise hiefür nicht zu gewärtigen sei, sondern gebesserte Ansätze einzuhalten
                              									wären. Die Preise waren eben schon derart herabgegangen, daſs selbst bei günstigen
                              									Verhältnissen, billiges Holz, leichter Transport u. dgl., nach gewissenhaften
                              									Zusammenstellungen kaum ein Verdienst zu erzielen war.
                           Beachten wir nemlich, daſs nach sorgfältigst in der Praxis gepflogenen Ermittlungen
                              									(vgl. Papierzeitung 1889, Nr. 20) im Mittel nicht mehr
                              									als 350 kg Schliff aus dem Festmeter Holz erzielbar
                              									sind, so ist mit Berücksichtigung der in jedem einzelnen Falle verschiedenen Preise
                              									von Holz, der Maschinen, Arbeitskraft u.s.w. der Mindestpreis für den Holzschliff
                              									sofort gegeben, da es ja wohl nicht möglich ist, auf die Dauer unter oder auch nur genau um die Eigenkosten zu
                              									arbeiten. Nun ist aber heutzutage ein Entbehren jener Stoffe vollständig
                              									ausgeschlossen und muſs nothwendigerweise eine Besserung eintreten. Diese ist
                              									einerseits in erhöhten Preisen für Holzschliff u. dgl., andererseits in der
                              									möglichst rationellen Ausgestaltung der nothwendigen Maschinen zu suchen, um bei
                              									gleichen Anlagekosten und gleichem Kraftverbrauch besseres oder doch vermehrtes
                              									Fabrikat zu erzielen. In dieser Richtung werden fortwährend Verbesserungen erstrebt
                              									und ist auch in dem Zeitraume, der seit dem letzten Berichte verflossen ist, manches
                              									Interessante bekannt geworden.
                           Die Gewinnung von Holzschliff ist dem Prinzipe nach wohl
                              									vollständig gegeben. Die Ausführung der betreffenden Maschine läſst jedoch
                              									zahlreiche Verschiedenheiten zu. Wesentlich abweichend von den bisher üblichen
                              									Constructionen stellt sich die Holzschleifmaschine von Director Schmidt in Bockau dar und knüpft sich an diesen Namen
                              									eine unseres Wissens von ihm zuerst hergestellte Holzschliffsorte, der sogen. Tangens-Schliff, Es ist bekanntlich für das zu
                              									erhaltende Product durchaus nicht gleichgültig, in welcher Weise der Stein die
                              									Holzklötze angreift. Schleift derselbe im äussersten Falle unter rechtem Winkel
                              									gegen die Faserrichtung des Holzes, so sprechen wir von Querschliff. Wird die Holzfaser jedoch parallel zu ihrer Längsrichtung vom
                              									Steine getroffen, so haben wir Längsschliff, Eine
                              									besondere Art desselben ist nun der oberwähnte Tangens-Schliff. Es ist klar, daſs
                              									beim Längsschliffe, wenn der Holzklotz festgehalten ist, bis auf die geringe Verschiebbarkeit in der
                              									radialen Richtung gegen den Stein, welche nothwendig ist, um immer neue
                              									Angriffsstellen der Steinschärfe darzubieten, der Stein relativ immer weiter ins
                              									Holz eindringt, eine Mulde abc (Fig. 1a Taf. 27)
                              									ausarbeitet und dann eigentlich auch keinen Längsschliff liefert, indem ja sehr
                              									bald, die Fasern bei a und c nicht mehr parallel angegriffen werden. Es ist auch einzusehen, daſs bei
                              									der Drehung in der Pfeilrichtung bei c leicht ein
                              									Abspalten der Fasern eintritt, während im Scheitel b
                              									der beabsichtigte Angriff statthat. Demnach ist ein splitterreiches Product bestimmt
                              									zu erwarten.
                           Director Schmidt hatte nun den Gedanken, dem Klotz A eine Bewegung parallel zu seiner Längsrichtung also
                              									auch parallel zur Tangente im Scheitel b zu geben,
                              									woher der erwähnte Name sich erklärt. Der Erfolg dieser Maſsregel ist leicht
                              									einzusehen. Die tiefe Mulde abc wird nicht entstehen
                              									können, demgemäſs auch nicht die Nachtheile, welche sich aus der Bildung derselben
                              									erklären, und wird ein fortwährendes Abschleifen längs der Faserrichtung und zwar an
                              									allen Angriffspunkten des Steines vor sich gehen.
                           Der Apparat, welcher diesem Zwecke dient, ist durch die Fig. 1 bis 5 Taf. 27 nach der
                              									Patentschrift wiedergegeben. Es sei bemerkt, daſs die erste Ausführung im deutschen
                              									Reiche unter Nr. 20141 patentirt, zu diesem aber mit Rücksicht auf wesentliche
                              									Vervollkommnungen das Zusatzpatent Nr. 45196 (Oesterreichisches Privil. vom 22.
                              									Septbr. 1888) genommen worden ist.
                           In freundlicher Beantwortung eines Schreibens des Referenten stellte die
                              									Maschinenfabrik J. M. Voith in Heidenheim a. Bz. Daten
                              									über die Wirkung dieses Schleifapparates und auch eine ausführliche Zeichnung zur
                              									Verfügung. Diese Angaben sind in den folgenden Erläuterungen mitbenutzt worden.
                           Wir erkennen in a den Schleifstein, an den einander
                              									gegenüberstehend die beiden Holzklötze c, in Kästen b eingeschlossen, gedrückt werden. Die Kästen sind in
                              									den Ständertheilen geführt und werden mittels der Schubstangen g abwechselnd auf- und abgeschoben. Der Schleifstein
                              									hat eine horizontale Axe, auf der sich die Antriebsriemenscheibe A befindet. Die erwähnten Schubstangen g sind an die Kurbeln A
                              									gehängt, welche sich auf durch Voll- und Leerscheibe direct angetriebener Welle
                              									gekeilt befinden.
                           In den neueren Ausführungen der Fabrik Voith ist diese
                              									Art des directen Antriebes verlassen und eine Friktionsräderübersetzung
                              									eingeschaltet, welche eine rasche Auslösung gestattet. In der Fabrik von Ernst Hoffmann in Niederschlema wird dagegen der
                              									Antrieb der Kurbelwelle von der Steinwelle aus durch einen Riementrieb ins Langsame
                              									erzielt. – Bei l ist eine Schärfvorrichtung angedeutet.
                              									In der Gegend von A,
                              									Fig. 2 Taf.
                              									27, wird das Spritzwasser dem Steine zugeführt. Sehr interessant ist die
                              									Nachstellung der Holzklötze, welche von der hin- und hergehenden Bewegung der
                              									Schleifkästen abhängig gemacht ist. Auſsen am Schleif kasten befindet sich lose um
                              									eine Achse drehbar der Hebel h (Fig. 3 bis 5), welcher mit einem Arme
                              									periodisch an den stellbaren Anschlagwinkel i stöſst,
                              									hierdurch am andern Arme den Sperrkegel m bethätigt,
                              									der in das Sperrrad n greift und dieses somit ruckweise
                              									dreht. Mit n an einer Axe befindet sich das Zahnrad n1, welches die 4
                              									gleichgroſsen Räder r berührt. Die Naben von r bilden die Muttern für Schraubenspindeln, und da die
                              									Räder r gegen Verschiebungen festgehalten sind, müssen
                              									die Spindeln eine fortschreitende Bewegung annehmen, welche der Platte d (Fig. 1) und durch diese
                              									den Holzklötzen mitgetheilt wird.
                           Zur selbstthätigen Auslösung dieser Schaltbewegung dann, wenn das Holz bis auf eine
                              									geringe Stärke abgeschliffen ist, dient das einseitig beschwerte Kreissegment s (Fig. 4 und 5). Es lehnt sich mit dem
                              									Arme s2 an eine der
                              									vier Schraubenspindeln d1. Sind diese aber so weit einwärts gegen den Stein gerückt, daſs nur mehr
                              									eine geringe Holzstärke vorhanden ist, so wird der Arm s2 frei, das Segment s dreht sich lose um die Axe s1, gelangt in die Stellung Fig. 5, drängt,
                              									wie aus dieser Figur zu ersehen, den Arm m1 weg und rückt durch Vermittlung desselben auch die
                              									Sperrklinke aus, so daſs bei sonst ungestörter Bewegung kein Vorschub des Holzes
                              									stattfindet. Es kann nunmehr die Druckplatte d
                              									zurückgeschraubt und neues Holz eingelegt werden.
                           Wenn wir die Maschine im allgemeinen betrachten, so erkennen wir leicht, daſs der
                              									Druck, welcher vom Holze ausgeübt wird, sich höchstens geringfügig auf die Achse
                              									überträgt, da der Stein fast genau an einander radial gegenüberstehenden Punkten
                              									angreift. Zugleich ist durch die verhältniſsmäſsig weite Entfernung zwischen beiden
                              									Pressen genug Gelegenheit gegeben, durch Spritzwasser den entstandenen Schliff
                              									abzuspülen, so daſs er nicht etwa unter der folgenden Presse todt gemahlen wird.
                              									Doch ist leicht einzusehen, daſs ein solcher Apparat
                              									auch eine geringere Menge Schliff liefern wird als etwa ein mit vielen Pressen
                              									ausgestatteter Voelter'scher Schleifer.
                           Das Product der Schmidt'schen Maschinen wird fast
                              									übereinstimmend als ein entschieden mehr langfaseriges geschildert, als man es
                              									bisher zu gewinnen vermochte, und kann in dieser Form zu recht kräftigen Pappen gut
                              									verwendet werden. Etwas anderes ist es freilich, wenn dieses erste Product für
                              									weitere Verfeinerung den Raffineuren übergeben wird. Berücksichtigen wir nämlich,
                              									daſs die auf diese Weise hergestellten Fasern mit zunehmender Menge der anhängenden,
                              									sogen. Inkrusten immer weniger spröd bleiben, so ist klar, daſs diese Fasern in den
                              									Raffineuren in so kleine kurze Theile getrennt werden würden, wie es bei einem
                              									andern Holzschliff auch der Fall ist. Dadurch mag auch erklärt sein, daſs gewiegte
                              									Praktiker diesen Stoff nicht anders geartet finden konnten, als sonstigen hinreichend
                              									sorgfältig hergestellten Holzschliff.
                           Was den Kraftverbrauch für ein bestimmtes, trocken gedachtes Holzschliff-Quantum
                              									anbelangt, so gehen darüber die vorliegenden Berichte auseinander. Während der
                              									Erfinder und die Maschinenfabrik Voith in Heidenheim
                              									Kraftmessungen vorlegt, die ⅓ Kraftersparniſs gegenüber den Querschleifern angeben,
                              									ist in einer Fabrik, die ganz nach den Angaben des Erfinders neu angelegt worden
                              									sein soll, in dieser Richtung ein Miſserfolg zu verzeichnen. Es wird dort für den
                              									neuen Schliff mehr Kraft als für den Querschliff gebraucht.
                           Von denjenigen Apparaten, welche Verbesserungen bereits bekannter Ausführungen
                              									enthalten, sei vorerst der Schleifer für groſse Kräfte
                              									gedacht, welche von der Maschinenbauanstalt Golzern
                              									(System Kron) gebaut werden. In Fig. 6 und 7 Taf. 27 ist eine
                              									Darstellung gegeben nach Zeichnungen, welche in der Revue
                                 										générale des machines outils u.s.w. erschienen sind. Die Hauptsache ist der
                              									wagerecht angeordnete Stein und die hydraulische Anpressung. Eigenthümlich ist der
                              									groſse Stein von etwa 2m,0 Durchmesser, obwohl das
                              									System auch auf kleinere Steine ganz gut übertragbar ist. Hierdurch ist es möglich,
                              									eine bedeutende Anzahl Pressen am Umfange des Steines anzubringen. Die lothrechte
                              									Welle D tritt durch die tellerförmige Grundplatte A und trägt oben die glockenartige Steinbüchse E, auf welcher der Stein ruht: durch eine Gegenscheibe
                              										e und Kautschukplatte wird mittelst einer Mutter
                              									der Stein hinreichend aufgedrückt und festgehalten. Der Blechdeckel G schützt den Stein von oben. Auf die Grundplatte A sind eine Anzahl, hier acht, Preſskästen B geschraubt, in deren cylindrisch ausgebohrten
                              									Ansätzen K die Kolben J,
                              									mit Lederdichtungen versehen, gleiten können. Die Steuerhähne L vermitteln den Eintritt des Druckwassers bald vor und
                              									bald hinter den Kolben; in der einen Richtung dann, wenn das Holz an den Stein
                              									gepreſst werden soll, in der andern, wenn der Kolben nach hinreichendem Abschleifen
                              									des Holzes zurückgezogen werden soll. Das Druckwasser liefert ein Accumulator, in
                              									welchem Wasser und gepreſste Luft vorhanden sind. Von dieser Art der Druckausübung
                              									wird erwartet, daſs die Uebelstände, welche der harte Druck bei
                              									Gewichtsaccumulatoren im Gefolge hat, vermieden werden.
                           Es ist offenbar, daſs man Aufsichtskräfte erspart, wenn man die Leistung, welche
                              									sonst von mehreren Schleifern geliefert wird, von einem einzigen Apparate erhält.
                              									Man kann bei Berücksichtigung der erhältlichen Gröſsen von Schleifsteinen bis 250
                              									 auf diese Weise abbremsen. Doch seien auch Bedenken wegen der
                              									Gefährlichkeit derart groſser Steine geäuſsert, da man niemals wissen kann, ob und
                              									welche Ungleichförmigkeiten im Innern des Kolosses vorkommen, und kann beim
                              									Explodiren derselben unabsehbares Unglück entstehen.
                           
                           Als Beispiel möge der Unfall erwähnt werden, welcher mit einem Schleifer nach System
                              										Kron in der neuen Holzschleife zu Gara Busteni in
                              									Rumänien am 10. September v. J. eintrat, bei dem allerdings noch andere Fehler
                              									mitgewirkt haben dürften. Der Stein hatte nach einem Berichte in der Papierzeitung einen Durchmesser von 2m, eine Höhe von 1m,630, wog ungefähr 4t und war von H. Schmidt in Pirna geliefert. Für denselben waren von
                              									der Maschinenfabrik 130 Touren per Minute angegeben. Er lief jedoch in der
                              									Schleiferei mit nur 95 Touren. Beim Anlassen wurden alle Vorsichtsmaſsregeln
                              									beobachtet, sowie genau nachgesehen ob sämmtliche Theile in Ordnung wären. Nach
                              									halbstündigem Lauf zersprang jedoch der Stein, tödtete einen Arbeiter, verwundete
                              									einen schwer und drei andere leicht.
                           Betrachten wird nun Fig. 8, welche den übrig gebliebenen Steintheil und die Art der
                              									Befestigung erkennen läſst, so scheint es wohl, als ob diese letztere wesentlich zum
                              									Unfälle beigetragen hat. Die eingemeiſselten Ringe cc
                              									oben und unten und der gebildete Bruch lassen unbedingt auf ursächlichen
                              									Zusammenhang schlieſsen. Es bildeten sich die Bruchflächen als zwei Kegel über den
                              									Druckflächen aufstehend und entsprechend der Richtung der Resultirenden zwischen dem
                              									nach innen gerichteten Drucke der Steinplatten und den nach auſsen radial
                              									gerichteten Kräften in Folge der rotirenden Bewegung. Gegen das
                              									Auseinanderschleudern des Steines wurden bei kleinerem Durchmesser mit Erfolg
                              									eiserne Ringe in der Nähe der Peripherie eingelegt und durch den Stein hindurch mit
                              									Schrauben gegen einander gepreſst. Es zeigte sich beim Schärfen nach etwa
                              									einjährigem Betriebe der Stein gesprungen, jedoch durch diese Ringe noch
                              									zusammengehalten.
                           Jedenfalls mag daraus geschlossen werden, daſs das Einlassen der Steinplatten wie bei
                              										c nicht empfehlenswerth ist. Einfache Scheiben mit
                              									Kautschuckzwischenlage und hierauf folgender Anpressung dürften wohl am besten
                              									entsprechen.
                           Einen Schleifer mit lothrechter Axe hat sich Otto Kapp
                              									in Zwickau durch D. R. P. 46362 schützen lassen. In Fig. 9 und 10 sind Zeichnungen
                              									gemäſs der auch in der Papierzeitung erschienenen
                              									Patentbeschreibung gegeben. Das dieser Construction Eigenthümliche ist die etwas
                              									conische Schleiffläche, sowie die radiale Beweglichkeit der Schleifkästen. Wir sehen
                              									den Stein durch eine Büchse und Platten von bekannter Form befestigt, wobei
                              									allerdings die centralen tiefen Höhlungen auffallen u. z. umsomehr, weil der
                              									Pressendruck fast lothrecht wirkt. Wir können deshalb die Befürchtung nicht
                              									unterdrücken, daſs dem Stein keine besonders lange Lebensdauer beschieden sein wird.
                              									Während Zahnstangen an und für sich als Druckübertrager bei Holzschleifpressen
                              									durchaus nichts Neues sind, so haben wir doch hier eine Besonderheit eben aus Anlaſs
                              									der radialen Beweglichkeit der Schleif kästen, indem die Zahnstangen g durch Scharniere mit den Preſsplatten f verbunden sind. Die Holzklötze H sind
                              									derart eingelegt, daſs eine Art Langschliff erhalten wird. Die Vorwärtsbewegung der
                              									Zahnstangen findet durch Zahngetriebe h statt, welche
                              									auf Wellen k sich befinden. Deren Drehung vermitteln in
                              									bekannter Weise Kettenrollen l. Durch Handräder k2 können die
                              									Zahnstangen und mit ihnen die Preſsplatten zurückgezogen, in die Stellung Fig. 10
                              									gebracht und neues Holz eingelegt werden. Die radiale Bewegung der geführten
                              									Preſskästen bewirkt die excentrisch genuthete Scheibe o
                              									durch Vermittlung von Verbindungsstangen. Die Drehung der Scheibe o kann z.B. in der aus der Fig. 9 ersichtlichen Weise
                              									von der lothrechten Antriebswelle des Steines durch v, u,
                                 										u1, u2, Excenter t, Stange
                              										s und ein kleines Schaltwerk mit Rad p bewirkt werden. Durch diese eigenthümliche Bewegung
                              									ist es möglich, die ganze Steinoberfläche fast gleichmäſsig abzunützen und keine
                              									Furchen einzuschleifen. – Das Spritzwasser ergieſst sich durch das Rohr x in die centrale Höhlung und wird von dort durch die
                              									Fliehkraft über die ganze Steinoberfläche vertheilt. Der gemahlene und
                              									abgeschleuderte Stoff flieſst durch die Oeffnung A
                              									ab.
                           In Fig. 11
                              									Taf. 27 ist nach der Patentschrift (D. R. P. Nr. 46535) der Holzschleifer mit hydraulischem Druck von Emil
                                 										Blum in Zürich wiedergegeben. Den hydraulischen Pressen bei derartigen
                              									Maschinen wird von vielen Seiten, wie auch an anderer Stelle angedeutet, ein
                              									ziemliches Miſstrauen entgegengebracht. Die starre Verbindung zwischen Preſsplatte
                              									und Preſskolben wird als ein groſser Mangel des Systems bezeichnet. Bei diesem
                              									Patente sind Preſskolben und Druckplatte gegeneinander lose. Wir sehen drei Pressen
                              									angebracht und bei einer den Druckcylinder V
                              									gezeichnet, in welchem sich der Druckkolben lose befindet. Ein loser Druckstift
                              									überträgt dann die Pressung auf die Zahnstange G im
                              									Preſskästen U und die Platte L. Mittels des Getriebes B kann nach
                              									Abstellung des Druckwassers die Preſsvorrichtung wieder zurückgeführt werden. Die
                              									Preſskästen sind nach der Patentschrift beweglich gemacht, wahrscheinlich zu dem
                              									Zwecke und in ähnlicher Ausführung wie es bereits bei andern derartigen Apparaten
                              									geschehen ist, um den Stein unter verschiedenen Winkeln gegen die Holzfasern wirken
                              									lassen zu können. An jedem Preſskästen finden sich Spritzvorrichtungen R mit
                              									Abstreifrippe. F ist eine Schärfvorrichtung von
                              									bekannter Form.
                           In der beigegebenen Fig. 12 Taf. 28 (vgl. Papierzeitung Nr. 51
                              									Jahrg. 1889) ist der durch D. R. P. Nr. 39 582 geschützte Holzschleifer von A. Pagenstecher, Miteigentümer der groſsen Schleiferei
                              									und Papierfabrik in Palmer Falls N. Y. wiedergegeben,
                              									der eine ziemliche Aehnlichkeit in der Ausführung mit dem eben beschriebenen
                              									aufweist.
                           Eine ganz eigenthümliche Uebertragung des hydraulischen Druckes findet bei der
                              									Holzschleifmaschine Fig. 13 Taf. 27 von Bernard Eiler jr. in
                              									Rochester, N. Y., (Amerikanisches Patent Nr. 402425) vgl. Papierzeitung Nr. 71 Jahrgang 1889 statt. An der höchsten Stelle ist der
                              										Druckcylinder
                              									angebracht. In denselben kann das Druckwasser mittels des Hahnes A bald rechts bald links von dem Kolben L eingeführt und die Pressung durch die Stange M nach beiden Seiten übertragen werden, um in zwei
                              									einander gegenüberliegenden Kästen zu wirken. Die Druckplatten sind als zweiarmige
                              									Hebel D, schwingend um Achsen D1 ausgeführt. Dadurch wird bezweckt, daſs
                              									dann, wenn auf der einen Seite dieser Plattenhebel das Holz fast ganz abgeschliffen
                              									ist, auf der andern Seite Oeffnungen H1 so weit frei werden, um dort neues Holz einführen
                              									zu können, ohne irgend einen Theil ausrücken zu müssen. Ist das geschehen, so wird
                              									der Zufluſs des Druckwassers umgesteuert und die neuen Einlagen geschliffen. Es wird
                              									dadurch zu erreichen gestrebt, daſs das Holz stets an
                              									zwei gegenüberliegenden Stellen mit ziemlich unveränderlichem Widerstand angepreſst
                              									wird, so daſs auch die Steingeschwindigkeit keinen Anlaſs zur Aenderung hat.
                           An Holzstoffsortirmaschinen sind nur wenige Neuerungen
                              									vorhanden. Civilingenieur G. Diethelm in Wien erhielt
                              									das Oesterreichische Privil. vom 16. Oktober 1888 und D. R. P. Nr. 45039 auf eine
                              									eigenthümliche Ausführung, welche nach der Oesterreichischen Patentschrift durch
                              										Fig. 14
                              									und 15 auf
                              									Taf. 28 wiedergegeben ist. Auf das über drei Walzen F
                              									geleitete endlose, langsam sich bewegende Sieb a
                              									flieſst aus dem trichterförmigen Kasten b der
                              									hinreichend verdünnte Stoff auf, nachdem er durch die Riffelwalzen c gleichmäſsig vertheilt wurde: ein Theil geht gleich
                              									in den Kasten r, ein anderer wird bis unter das
                              									Spritzrohr g gebracht und theilweise durchgespült,
                              									während die gröbsten Theilchen in den Kasten d
                              									gelangen, nochmals mit Wasser verdünnt, durch den Rührer f in demselben vertheilt und gegen das Sieb e
                              									geleitet werden, durch welches wieder ein Theil tritt und durch das Rohr y abflieſsen kann, während der gröbste Stoff aus dem
                              									Kasten d durch das Rohr z
                              									zum Raffineur abflieſst. Der gröſste Theil des Apparates, vor allem das Sieb mit
                              									seinen Leitwalzen, ist vermöge der Beweglichkeit desselben um die Achse w, derart stellbar, daſs das Sieb verschiedene Winkel
                              									mit dem Horizonte einschlieſsen kann. In jeder Lage wird es mittels Ketten y durch Balancirgewichte erhalten.
                           Wenn auch nicht geleugnet werden kann, daſs der Sortirung immer frische Siebflächen
                              									zugeführt werden, indem das endlose Sieb durch die Bürstenwalze h fortwährend gereinigt wird, auch die Vertheilwalze
                              										c vereint mit der Regulirklappe m gute Wirkung verspricht, und die Neigung der Stoffart
                              									angepaſst werden kann, so fragt sich doch, ob insbesondere im Kasten d wirklich noch gut sortirt wird, ob dort nicht
                              									vielmehr der daselbst enthaltene Stoff einfach durch das Rohr z abflieſst, gleichgültig ob gröbere oder feinere Faser
                              									und letztere durch den Raffineur todtgemahlen wird, während durch Sieb e sehr wenig Stoff den Weg finden dürfte.
                           Das Prinzip des geneigten Siebes, dessen Neigung in gewissen Grenzen geändert werden kann, einen
                              									Vertheilungsmechanismus ähnlicher Art, wie es die Riffelwalze in der eben
                              									beschriebenen Construction ist, finden wir auch bei Holzschliffsortirern angewendet,
                              									welche Leop. Plattner in Jenbach beschreibt (vgl. Papierzeitung Nr. 69 Jahr 1889). Sehen wir von der
                              									Schüttelvorrichtung ab, welche Plattner angibt, so
                              									möchten wir die vorerwähnte Construction als die vollkommenere Ausführung derselben
                              									Prinzipien ansehen.
                           Durch D. R. P. 46374 hat G. Diethelm mehrere
                              									Abänderungen seines Sortirapparates schützen lassen. In Fig. 16 Taf. 28 ist diese
                              									geänderte Form nach der Patentschrift (vgl. Papierzeitung Nr. 48 Jahrg. 1889) skizzirt. Der oben beschriebene
                              									Zulaufkasten ist durch einen einfacheren Ueberfallkasten a ersetzt, dessen Neigung durch Schraube und Handrad i gestellt werden kann. Der Winkel des endlosen
                              									Hauptsiebes gegen den Horizont wird nicht mehr mittels der, bedeutenden Raum
                              									beanspruchenden Aufhängevorrichtung, sondern durch eine veränderliche Unterstützung
                              									geregelt, in welche das Schraubenschloſs m
                              									eingeschaltet ist. Durch das vorhandene rechte und linke Gewinde ist es möglich
                              									mittels Drehung des Handrades die Stellungsänderung zu bewirken. Die
                              									Reinigungsbürste von früher ist hier durch das Spritzrohr r ersetzt, welches den Stoff in den Trog d
                              									spült, von wo derselbe endlich auf Sieb s flieſst und
                              									so theilweise entwässert in den von der vorigen Construction bekannten Trog mit
                              									Rührer gelangt. Doch vermissen wir auch bei dieser Abänderung die Rüttlung, weshalb
                              									eine nur träge Stoffbewegung durch die Siebe erwartet werden kann.
                           Zu seinem bereits durch D. R. P. Nr. 28095 geschützten rotirenden Holzstoffsortirer hat Bruno
                                 										Gerlach in Klosterbuch ein Zusatzpatent D. R. P. Nr. 42997 genommen.
                              									Während in der älteren Construction das Spritzwasser durch ein vollkommen fest
                              									gelagertes Rohr eintrat, ist dieses jetzt derart beweglich gemacht, daſs es um seine
                              									Axe zu schwingen vermag. Fig. 17 und 18 Taf. 28
                              									geben ein Bild des Apparates nach den in der Patentschrift enthaltenen Skizzen (vgl.
                              									auch Papierzeitung Nr. 40 Jahr 1889). Der Siebcylinder
                              										D erhält seine Drehung durch die Riemenscheibe F und dreht sich lose um das centrale Spritzrohr A. Gleichfalls lose um A
                              									dreht sich die mit der Siebtrommel fest verbundene Hülse r, auf welcher fest das Kettenrad k sich
                              									befindet. Eine Kette schlingt sich über dieses und das Rad k1 auf der Achse t, an deren anderem Ende das Daumenrad d
                              									sitzt, d dient zur Erzielung der erwähnten schwingenden
                              									Bewegung des Spritzrohres A durch Vermittlung des Armes
                              										a, welcher durch die Feder f beständig an die Daumen gedrückt wird. Während nun der Stoff durch das
                              									Rohr K zugeführt wird, tritt er, wie bei sonstigen
                              									rotirenden Sortirern durch die Oeffnungen der Siebplatten, was noch durch die
                              									Strahlen des Spritzwassers befördert wird. Herr Bruno
                                 										Gerlach will nun die Erfahrung gemacht haben, daſs die schwingende Bewegung
                              									entschieden der Sortirung förderlich sei; einer durch diese Bewegung erzielten schraubenförmigen
                              									Drehbewegung der Wasserstrahlen soll dieses Verdienst zuzusprechen sein. Wie weit
                              									dies den thatsächlichen Verhältnissen entspricht, dürfte aus Fig. 19 entnommen werden
                              									im Vergleich mit Fig. 17 und 18. R in Fig. 19 sei das
                              									Spritzrohr, E1
                              									EE2 der Siebmantel,
                              									wobei nichts Wesentliches geändert würde, wenn derselbe etwa ein Polygon wäre.
                              									Ueberlegen wir, welche Uebersetzung nach den Verhältnissen der Zeichnung erzielt
                              									werden könne, so gibt uns ungefähr AB, bezüglich AB1 die mittlere
                              									Geschwindigkeit des oscillirenden Spritzrohr-Umfanges eher zu groſs, wenn EF jene der Siebtrommel bedeutet. Bedenken wir nun,
                              									daſs die radiale Austrittsgeschwindigkeit AC des
                              									Wassers jedenfalls zweckentsprechend ziemlich groſs genommen werden muſs, so sehen
                              									wir aus den beiden Geschwindigkeits-Parallelogrammen ABDC und AB1
                              									D1
                              									C, je nach der Schwingungsrichtung, daſs die
                              									resultirende Wassergeschwindigkeit doch wenig von der radialen Richtung abweicht,
                              									bezieh. das Spritzwasser, von der Schwerkraft vorläufig abgesehen, fast radial den
                              									äuſsern Siebmantel bei E bezüglich E1 trifft. Dreht sich
                              									die Siebtrommel beständig in der Richtung des Pfeiles mit der Geschwindigkeit EF am äuſsern Umfange, so erkennen wir leicht EJ oder E1
                              									J1 als die relative
                              									Geschwindigkeit dieses Wasserstrahles gegen die Siebtrommel. Die Componente der
                              									Geschwindigkeit also, welche längs des Umfanges gleichsam festgesessenen Stoff
                              									abwaschen würde, rührt nach dem Vorbemerkten fast nur von der Bewegung der Trommel
                              									her. Gröſser wird diese Componente allerdings, wenn wir den parabolischen
                              									Wasserstrahl AE2
                              									betrachten, wobei berücksichtigt ist, daſs die Schwerkraft den Strahl in seiner
                              									Richtung gegen die Vertikale ablenkt, so daſs er schiefer auf den Siebumfang
                              									auftrifft. An andern Stellen austretende Wasserstrahlen insbesondere jene, welche
                              									mehr nach oben oder unten gerichtet sind, werden noch weniger Einfluſs der
                              									schwingenden Bewegung des Spritzrohres erkennen lassen. Darum möchten wir den
                              									Einfluſs derselben, wenn er sich wirklich zeigt, dem Umstände zuschreiben, daſs das
                              									Rütteln trotzdem die Siebtrommel lose um das Rohr sich dreht, doch auf jene
                              									übertragen wird und zum bessern Stoffdurchgange beiträgt.
                           Ein Holzstoffsortirer mit festen aber gekrümmten Sieben wurde mit D. R. P. Nr. 46641
                              									an Ludwig Adalbert Otto in Cottbus patentirt und ist
                              									nach der Patentschrift durch Fig. 20 und 21 auf Taf. 28
                              									wiedergegeben (vgl. Papierzeitung Nr. 73 Jahrg. 1889).
                              									Wir finden drei halbrunde Siebe b in je einer Kammer
                              									angebracht. Der Stoff tritt durch das Rohr k in die
                              									oberste Kammer a ein, erfüllt dieselbe und wird,
                              									nachdem er theilweise durch das Sieb b getreten, durch
                              									die Schnecke e weiter und durch g in die nächste Abtheilung geführt, wo ein ähnlicher Vorgang statthat,
                              									wie Schneckenflügel sitzen auf dem Spritzrohr d und
                              									sind durch die Querstäbe f versteift. Die Spritzrohre
                              									und damit auch die Transportschnecken werden durch Räder angetrieben; das
                              									nothwendige Wasser findet durch das Rohr i und entsprechende
                              									Abzweigungen seinen Eingang in die Spitzrohre. Da jede Abtheilung unter dem Sieb
                              									ihren Abfluſs c besitzt, so kann die Sortirung so
                              									geleitet werden, daſs zum Schluſs bei h wirklich nur
                              									grobe Splitter ausgeworfen werden. Die einzelnen Abtheilungen sind durch Deckel D verschlieſsbar, wodurch andererseits auch eine
                              									leichte Zugänglichkeit für Reinigungszwecke u. dgl. erreicht ist.
                           
                              (Schluſs folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               
