| Titel: | Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation. | 
| Autor: | Alfred Haußner | 
| Fundstelle: | Band 275, Jahrgang 1890, S. 577 | 
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                        Ueber Neuerungen in der
                           								Papierfabrikation.
                        Von dipl. Ingenieur Alfred
                                 									Haußner, Privatdozent an der k. k. technischen Hochschule in Graz.
                        (Schluſs des Berichtes S. 529 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									30.
                        Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        
                     
                        
                           Für die Zwecke der Zellstofffabrikation ist es
                              									nothwendig, das hierfür zu verwendende Holz in hinreichend kleine Stücke zu theilen.
                              									Geschieht dies durch Zersägen der Stämme, so ist ein bedeutender Abfall durch die
                              									Sägespäne nicht zu vermeiden. Letztere sind aber für die Gewinnung des Zellstoffes
                              									vollständig werthlos, da sie nicht für den Kochprozeſs gebraucht werden können.
                              									Demgemäſs ist in dieser Richtung ein Verfahren vortheilhafter, welches gestattet,
                              									die Stücke von passender Gröſse derart zu gewinnen, daſs ein solcher Abfall nicht
                              									erhalten wird. Diesen Zweck verfolgt die Holzschneid- und
                                 										Quetschmaschine mit selbsthätigem Vorschub von Martin Kink und Cie. in Wien und Johann Georg
                                 										Kreis in Heinrichsthal (Mähren) D. R. P. Nr. 43670 (vgl. auch Papierzeitung Nr. 76 Jahrg. 1888).
                           Der arbeitende Theil an der Maschine ist das an dem Gleitklotze K (Fig. 22 bis 26 Taf. 28 und
                              									30) befestigte Messer M, welches gegen das feststehende
                              									Messer N arbeitet. Es ist begreiflich, daſs bedeutende
                              									Massen gegen das Holz geführt werden müssen, wenn die Abtrennung von Scheiben so
                              									erfolgen soll, wie es die Fig. 23 erkennen läſst.
                              									Der Gleitklotz K wird nun mittels der Schubstange H, welche an die Kurbelscheibe F greift, bewegt. Letztere selbst ist in Lagern drehbar, um den
                              									bedeutenden Druck auf eine groſse Fläche zu vertheilen und rasche Abnützung
                              									hintanzuhalten. Der Holzstamm S ist durch mehrere
                              									Walzen R und T, welche
                              									letztere dem Schaltmechanismus angehören, geführt. Die Zuführung des Holzes
                              									geschieht bei jedem Aufgange des Gleitklotzes K, indem
                              									der Arm K1 endlich die
                              									Schraubenmuttern am Ende der Spindeln P1 erreicht, selbe sodann hebt, dadurch den
                              									Schalthaken P2
                              									bethätigt und das Schaltrad Z dreht. Dieses sitzt aber
                              									auf der Achse von Q; daher werden endlich auch die
                              									Kegelräder V, V1 und
                              									auch die rauhen Führungswalzen T gedreht, somit das
                              									Holz dem Messer zugebt. Mittels Gewichten Y, Rolle,
                              									Kette, Kettenrad W und Zahnstangen X, welche mit den Achsen von T verbunden sind, Fig. 24 und 26 Werden die
                              									Rollen T immer an den Holzstamm mit bestimmter Kraft
                              									gedrückt, welche Dicke derselbe auch haben mag. Die Stärke der Schaltung ist auch
                              									verschieden einstellbar, je nach der Stellung der Schraubenmuttern am Ende der
                              									Stange P1 Ein gewisses
                              									Spiel ist offenbar dort auch aus dem Grunde nothwendig, um das Vorwärtsschieben des
                              									Holzes erst dann eintreten zu lassen, bis das Messer M
                              									sich genügend hoch über dem Stamme S befindet. Es ist
                              									klar, daſs bei dieser Art des Abtrennens von Scheiben der Zusammenhang der Faserbündel so weit
                              									gelockert wird, daſs die Astknoten u. dgl. entweder selbst herausfallen oder doch
                              									leicht mit der Hand ausgelöst werden können.
                           Als eine wesentlich vollkommenere Ausführung desselben Prinzipes möchten wir die
                              									Maschine von Commerzienrath Albert Niethammer in
                              									Kriebstein bei Waldheim i. S. bezeichnen. D. R. P. Nr. 45991. Die Schlittenführung
                              									ist bedeutend verbessert und die Bewegung des Schlittens durch zwei Schubstangen
                              									bewirkt. Auch sind zur Ausgleichung der Ungleichförmigkeiten zwei Schwungräder
                              									angeordnet. Statt den Stamm geneigt gegen die Wagerechte zuzuführen ist der
                              									Messerschlitten nicht lothrecht, sondern gegen das Loth geneigt geführt. Neu ist bei
                              									dieser Maschine noch die Anordnung, daſs der Stamm auch noch in einer Richtung
                              									zugeführt wird, deren Winkel mit der wagerechten Messerschneide ein anderer als ein
                              									Rechter ist, so daſs der Schnitt doppelt schief statthat. Hierdurch soll eine noch
                              									günstigere Kraftausnutzung erzielt werden. Die Schnittflächen fallen nach den
                              									vorliegenden Angaben sehr rein aus.
                           Eine viel weitergehende Zerkleinerung wird bei der Maschine von Franz Leonhardt in Nosswitz bei Elsterberg und Paul Priem in Chemnitz beabsichtigt. Auch ist das
                              									Prinzip ein ganz anderes. Bei der durch D. R. P. 42701 geschützten Anordnung sind an
                              									einer auf der starken Welle W befestigten Scheibe c Messer b angebracht,
                              										Fig. 27
                              									Taf. 30, welche, indem c sich rasch dreht, von dem
                              									durch die Röhre a eingeführten Holzstamme Späne
                              									abtrennen, welche durch die Fliehkraft nach auſsen zwischen die Schlagstifte s gelangen. Solche Stifte sind nicht bloſs an der
                              									Scheibe c, sondern auch noch auf der Scheibe d festgemacht und bewirken, daſs die Späne, indem d sich entgegen c dreht,
                              									hin und her geworfen und schlieſslich stark zerfasert ausgeschleudert werden. Die
                              									entgegengesetzte Drehung der Scheiben c und d wird durch offenen und gekreuzten Riemen auf den
                              									Scheiben R und r bezüglich
                              									bewirkt, r überträgt seine Drehung mittels einer um W lose liegenden Hülse auf d, während R auf W fest ist und durch die Welle W die Scheibe
                              										c dreht.
                           Eine gewisse Verwandtschaft in der Arbeitsweise zeigt die einfache Holzraspeltrommel für Zellstofffabrikation von Otto A. Winter in Buxtehude, Deutschland. Nach dem
                              									amerikanischen Patente Nr. 399107 (vgl. Papierzeitung
                              									Nr. 63 Jahr 1888) ist die einfache Vorrichtung in Fig. 28 und 29 Taf. 30
                              									skizzirt. Auf dem Umfange der Trommel ist eine gröſsere Anzahl schraubenförmig
                              									verlaufender Schlitze vorhanden, deren jeder ein passend gestaltetes Messer h aufnimmt. Diese Schlitze sind hier durch Stäbe f gebildet, welche an den Stirnscheiben A und B festgemacht sind
                              									und an denen die Messer h mittels Platten g und Schrauben i
                              									befestigt sind. Nach innen zu sind die Schlitze durch Platten m abgeschlossen, um die abgetrennten Späne nicht ins
                              									Innere eindringen zu
                              									lassen. Die Messergestaltung läſst ein ruhigeres Angreifen beim Arbeiten erwarten.
                              									Das Schleifen dürfte wohl durch eine passende Schleifvorrichtung auch ohne
                              									sonderliche Schwierigkeiten erfolgen.
                           Bereits wurde angedeutet, daſs das Ausbringen der Astknoten u. dgl. entweder durch
                              									Ausbohren oder eine verwandte Operation zu geschehen hat, oder daſs dann, wenn auf
                              									irgend eine Art Scheiben erhalten werden, aus diesen durch Handarbeit die Knoten
                              									entfernt werden müssen. Um diese zeitraubende und in Folge dessen auch kostspielige
                              									Operation zu vermeiden, hat Ludwig Piette,
                              									Papierfabrikant in Pilsen, Oesterreich, Apparate construirt, welche das Entfernen
                              									der Astknoten mechanisch ausführen. Hierfür ist das Oesterreichische Patent vom 21.
                              									März 1889 ertheilt worden und folgt nach der Patentschrift eine Beschreibung des
                              									interessanten Apparates (Fig. 30 und 31 Taf. 30).
                              									Das mechanisch hinreichend zerkleinerte Holz fällt in der Richtung des Pfeiles 1 auf den wagerechten Theil des endlosen Siebes A, welches über drei Walzen c,
                                 										d, e geleitet wird, entsprechend fortschreitet und die aufgefallenen
                              									Holzspäne mitnimmt. Ein zweites endloses Sieb B bewegt
                              									sich über Führungswalzen f, g, h, i, k, zwischen f und g nahe oberhalb dem
                              									Siebe A und streift dabei über die Stäbe eines Rostes,
                              									welcher den unteren Theil eines Kastens L bildet, aus
                              									dem durch die Oeffnung a Luft abgesaugt wird. Die
                              									nachströmende Luft dringt nun auch durch das unterhalb befindliche Sieb A und, falls der Strom hinreichend stark ist, werden
                              									die spezifisch leichteren, brauchbaren Holzspäne emporgerissen, bleiben am Siebe B haften und werden mit diesem weiter geführt, während
                              									die specifisch schwereren Astknoten auf A liegen
                              									bleiben und endlich, bei d angelangt, in den Kasten M hinabfallen. Die oben an B haften gebliebenen Stücke gelangen schlieſslich über den Kasten P. Im Kasten L befindet
                              									sich nun ein Schieber O, welcher so gestellt werden
                              									kann, daſs die Luft mit geringerer Geschwindigkeit durch das Sieb tritt, also auch
                              									die Späne mit geringerer Kraft anpreſst, so daſs die noch etwas gewichtigeren Stücke
                              									in den Kasten P fallen, während die leichtesten und
                              									besten Holztheile bei der Biegung des Siebes in der Nähe von f und, nachdem sie den Kasten L gänzlich
                              									passirt haben, in den Kasten Q fallen. Aus den drei
                              									Kästen M, P, Q werden die Holzstückchen durch
                              									Transportschnecken entfernt. Das Prinzip dieser Vorrichtung muſs wirklich hübsch
                              									genannt werden und kann bei richtiger Ausführung viel Handarbeit erspart werden. In
                              									der Patentschrift sind noch Abänderungen mit blasendem Luftstrom und einer
                              									Siebtrommel angegeben, die jedoch sämmtlich nur verschiedene Formen für denselben
                              									Gedanken sind.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
