| Titel: | Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation. | 
| Autor: | Alfred Hauſsner | 
| Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 49 | 
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                        Ueber Neuerungen in der
                           								Papierfabrikation.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 275 S.
                           								577.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									3.
                        Ueber Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        
                     
                        
                           Während das Prinzip der Gewinnung von Sulfit-Cellulose
                              									in allen Fällen als das gleiche angesehen werden kann, ist die Art der Ausführung,
                              									vor Allem die Darstellung der Kochlauge, eine mehr oder weniger verschiedene. So
                              									charakterisirt das Mitscherlich-Verfahren wesentlich
                              									der hohe Thurm und zwar derart, daſs es nach den neuesten Entscheidungen der
                              									deutschen Gerichte wahrscheinlich ist, daſs alle mit diesem Haupttheile versehenen
                              									Cellulosefabriken unter Mitscherlich's Patente fallen,
                              									trotzdem ein Theil derselben und zwar jener, welcher sich auf die
                              									Sulfit-Cellulose-Gewinnung im Allgemeinen bezieht, nichtig erklärt worden ist. Sei
                              									es nun, daſs es dem Einen darum zu thun ist, in irgend einer Weise die bewährte und
                              									noch unter Patentschutz stehende Verfahrungsart Mitscherlich's zu umgehen, oder ein Anderer wirklich etwas noch Besseres
                              									oder Einfacheres zu schaffen hofft, – kurz es sind andere Methoden, die jedoch das
                              									Wesen der Sache nicht betreffen können, ersonnen worden.
                           Edward Partington in Glossop, Grafschaft Derby in
                              									England, hat ein Oesterreichisches Privilegium vom 26. Juni 1888 erhalten. Dasselbe
                              									betrifft eine besondere Anordnung und Darstellungsweise der Schwefligsäurelösung.
                              									Gemäſs der im Oesterreichisch-Ungarischen Patentblatte erschienenen Skizze ist durch
                              										Fig. 1 und
                              										2 Taf. 3
                              									eine erläuternde Zeichnung gegeben. Wie auch bei anderen Verfahren ist hier das
                              									Gegenstromsystem angewendet, indem das Gas, in den tiefst gestellten Bottich durch
                              									Rohr f eintretend, mittels eines Exhaustors durch alle
                              									Bottiche und deren Füllungen gesogen wird und endlich durch Rohr f3 aus dem obersten
                              									Bottich austritt, während frische Flüssigkeit durch das Rohr e in den höchsten Bottich gedrückt wird, von diesem durch das Rohr e2 in den Bottich A1 und von dort durch
                              										e4 in A2 gelangt. Wir sehen
                              									also in jedem der drei Bottiche das Gas gezwungen, unten an zwei Stellen
                              									(Rohrleitung f z.B. bei Bottich A2) in die
                              									Flüssigkeit einzudringen, dieselbe zu durchströmen, und das Ueberschüssige sich im
                              									Raume B anzusammeln, von wo derselbe durch die Leitung
                              										f1 ganz analog nach
                              										A1 und hierauf
                              									durch f2 nach A gelangt. Wegen der in jedem der Bottiche vorhandenen
                              									Rührer, gebildet aus den Stangen d und Querstücken d1, ist eine
                              									vollständige Mischung in der Flüssigkeit zu erhoffen und auch eine günstige,
                              									allseitige Einwirkung des Gasstromes zu erwarten. Die Rührer erhalten, jeder
                              									gesondert, ihren Antrieb mittels Voll- und Leerscheibe auf den Wellen b2 und den
                              									Kegelradübersetzungen b4, b5 auf den
                              									lothrechten Wellen b6.
                              									Dadurch, daſs jeder Bottich nach oben vollständig gedeckt und die lothrechten
                              									Rührwellen b6 durch
                              									Stopfbüchsen in den Deckeln gehen, dürfte eine Verunreinigung der Lösungen hintangehalten
                              									werden. Die Anordnung ist im Ganzen verhältniſsmäſsig einfach, beansprucht keine
                              									groſse Höhenentwickelung und verspricht guten Erfolg.
                           Für das Kochen verholzter Pflanzenstoffe mit Natronlauge
                              									sind von Amerikanern mehrere Neuerungen angegeben worden. Alexander Selkirk in New York (Albany) erhielt das D. R. P. Nr. 46940 auf
                              									einen stehenden Papierstoffkocher, der nach der Patentschrift (vgl. Papierzeitung, 1889 Nr. 71) in Fig. 3 Taf. 3 abgebildet
                              									ist. Das Wesentliche daran ist, daſs die Lauge getrennt vom Papierstoffe, an zwei
                              									Stellen in den Heizschlangen C unten und D oben erhitzt, durch die Siebböden b über den zu behandelnden Rohstoff sich ergieſst und
                              									in der Mitte aus dem durch Siebblech vor dem Eindringen des Stoffes geschützten
                              									Ringe E abgesaugt wird. Die Centrifugalpumpe F besorgt das Heben bezüglich Ansaugen der Flüssigkeit.
                              									Wird der Kocher mit einer bedeutenderen Länge hergestellt, so ist ein merkbar
                              									günstiger Einfluſs von der getheilten Durchströmung, von oben nach der Mitte und von
                              									unten nach derselben wohl zu erwarten. Wegen des Umstandes, daſs die Lauge einen
                              									kürzeren Weg durch die Füllung zurückzulegen hat, kann dieselbe wohl auch schwächer
                              									gewählt werden.
                           Einen ähnlichen Zweck, den fortwährenden Kreislauf der Kochlauge zu erzwingen,
                              									verfolgt auch die durch Amerikanisches Patent Nr. 401610 geschützte und in Fig. 4 Taf. 3
                              									dargestellte Construction von John D. Topkins (vgl. Papierzeitung, 1889 Nr. 53). Auch hier ist zu diesem
                              									Zwecke eine Centrifugalpumpe P vorhanden, die Lauge
                              									wird jedoch auſserhalb des Kessels in der Heizschlange erwärmt. Nachdem der Kocher
                              									durch das Mannloch B2
                              									mit Stroh, Holz o. dgl. gefüllt worden ist, wird die Lauge mittels der Pumpe in den
                              									Kessel getrieben. Durch die Stellung der Hähne L und
                              										L1 ist es möglich,
                              									entweder durch die Rohre G frische Lauge oder, nach
                              									Absperrung derselben, von oben Flüssigkeit abzusaugen (wobei die Siebringe F1 und F2 das Mitgehen von
                              									festen Theilen verhüten), und unten durch das Siebrohr c wieder zuzuführen, oder aber die Lauge den umgekehrten Weg machen, unten
                              									absaugen und oben übergieſsen zu lassen. Durch die Rohre O und O1 kann
                              									auſserdem reiner Dampf eingelassen werden, während die Rohre O2 ein Abblasen des überschüssigen
                              									gestatten.
                           Ganz interessant ist es, daſs wegen der eingeschalteten Hähne L und L1 die
                              									Pumpe bei irgend einer der beiden Strömungen nur in einerlei Richtung sich zu drehen
                              									hat. Denn die beiden Wege der Flüssigkeit sind entweder: c1, E, L1, P, L, D, c oder c, D, M, L1, P, L, N, E, c1. Nach
                              									Beendigung der Kochung kann durch C das Resultat
                              									abgelassen werden. Amerikanisches Patent Nr. 401609 sichert demselben die Anordnung
                              									der Heizröhren innerhalb des Kessels.
                           Auch das Englische Patent Nr. 8059 vom 1. Juni 1888: H. H.
                                 										Lake, London (J. A. Manning, W. H. Peckham und A.
                                 										Chambers, Troy, New York) bringt ähnliche Constructions-Ideen zum Ausdrucke.
                              									Centrifugalpumpen besorgen im Vereine mit passend angeordneten Rohrleitungen die
                              									Circulation der Flüssigkeit.
                           Die Kocher von Daglish und Co., St. Helen, Lancashire,
                              									für Sulfit-Cellulose sind Drehkocher von der sonst für Lumpenkocher üblichen
                              									Kugelform. Innen ist eine patentirte Auskleidung durch von auſsen befestigte
                              									Bleiplatten angebracht. Die Nieten sind innen versenkt, um eine ebene Fläche für die
                              									Verkleidung zu erhalten.
                           Ein ganz eigenthümlicher Fall über das Reiſsen eines
                                 										Sulfitkochers findet sich im 19. Jahresberichte des Schweizerischen Vereins von Dampfkesselbesitzern mitgetheilt.
                           Der Kocher (Fig.
                                 										5 und 6) hatte im Groſsen Ganzen eine der bekannten Constructionen:
                              									Cylindrischer Mantel mit gewölbtem Boden, innen eine 4mm starke Bleiblechverkleidung, die durch eine 250mm starke Cementschicht überdeckt war. Er ruhte
                              									beiderseits auf je sieben gleichmäſsig vertheilten und mit Expansionsrollen
                              									versehenen Trägern aus Guſseisen. Der Kocher war etwa 1½ Jahre im Betriebe gewesen,
                              									hatte 60 Kochungen durchgemacht und riſs kurz nach Beginn einer neuerlichen
                              									Operation mit einem starken Krach an 9 Stellen. Es konnte festgestellt werden, daſs
                              									der Kessel mit Flüssigkeit keineswegs überfüllt war, daſs der Dampfdruck nur 1at,3 und die Temperatur kurz vor dem Unfälle 83°
                              									C. betragen hatte. Der Kessel selbst war auf weitaus gröſseren Druck geprüft und aus
                              									Stahlblech verfertigt, welches amtlich als vorzüglich erkannt worden war. Bei
                              									Untersuchung der Risse zeigte sich, daſs das Blech dort durchaus nicht von Säure
                              									zerfressen war und auch vollkommen schönen Bruch mit Anlage zur Sehne zeigte. Es
                              									fällt nun wirklich schwer gegenüber diesen Thatsachen mit Sicherheit auf eine
                              									bestimmte Ursache des Reiſsens hinzuweisen. Nehmen wir an, daſs die innere
                              									Cementausfütterung vollkommen fest geblieben sei, so könnte ganz allmählich, von Kochung zu Kochung, dieselbe durch eine innere
                              									Veränderung, vielleicht durch Aufnahme von Laugebestandtheilen, etwa Wasser,
                              									gewachsen sein, so eine stets wachsende Spannung im Bleche erzeugt und endlich das
                              									Ueberschreiten der Bruchgrenze bewirkt haben.
                           Wesentlich einfacher scheint die Beurtheilung eines anderen Falles der Explosion
                              									eines Sulfitkochers zu sein, der im Berichte der k. k.
                                 										österreichischen Gewerbeinspektoren, 1888, erwähnt worden ist. Ein
                              									Ritter-Kellner-Kocher riſs nach etwa dreijährigem Gebrauche, nachdem er monatlich
                              									ungefähr 12 Kochungen von je 24 Stunden Dauer geliefert hatte. Der fragliche Kocher
                              									hatte 3m Durchmesser und 6m lichte Höhe zwischen den Verschluſsdeckeln und
                              									gewölbte, kugelförmige Böden. Er war auf 5at
                              									concessionirt und auf 8at,5 mit kaltem Wasser geprüft. Das Blech war 13mm stark und mit 10mm dickem Blei, dessen Platten mit einander verlöthet und mit Klammern und
                              									Schrauben, ohne gedichtete Schraubenlöcher an das
                              									Kesselblech befestigt waren, ausgekleidet. Es strömte auch bei nur einigermaſsen
                              									schadhafter Bleifütterung Dampf dort aus. Dies erklärt es wohl hinreichend, daſs
                              									endlich ein Reissen erfolgen muſste. Die eine Calotte wurde seitlich umgelegt und
                              									erwies sich das Blech an der Riſsstelle nur 5mm,
                              									an einzelnen Orten sogar nur 2mm stark, so sehr
                              									hatte die Kochlauge das Blech angegriffen.
                           Ein anderer für Natron-Zellstoff bestimmter Kocher für 11at Spannung sollte neuerlich der Druckprobe unterzogen werden. Aus diesem
                              									Anlasse lieſs man denselben schön Tags vorher mit warmem Wasser gefüllt, um die in
                              									Folge des Betriebes aus dem Holz abgeschiedene Theerschicht von der inneren Seite
                              									des Kessels zu entfernen. Bei Vornahme der Probe konnte man aber dann den Druck
                              									nicht über eine halbe Atmosphäre bringen, indem aller Orten Wasser aus den
                              									Nietnähten spritzte. Die Theerbekleidung hatte also das Dichthalten ebenso gut
                              									bewirkt, als es durch das neuerfolgte Anziehen der Nietreihen geschehen konnte.
                           In anderer, weniger angenehmer Weise wirkt diese Theerausscheidung bei
                              									Natron-Zellstoffkochern dadurch, daſs die Wasserstandsgläser unwirksam werden. Die
                              									ausgezogenen Stoffe verschmieren diese engen Röhren derart, daſs es praktisch ganz
                              									angezeigt erscheint, wenn die bezüglichen Hähne vor Beginn des Kochens zugedreht
                              									werden.
                           Diese Fälle scheinen es nur zu rechtfertigen, wenn für Dampfapparate dieser Art die
                              									gesetzlichen Bestimmungen anders gehalten sein sollen, als für gewöhnliche
                              									Dampfkessel. Auch die Holzdämpfkessel, in denen sich die so zerstörend wirkende
                              									Ameisensäure bildet, erfordern unbedingt andere Bestimmungen.
                           Als erste Forderung ist zu beachten, daſs die Kocher nur mit solchen Vorrichtungen
                              									ausgestattet sein sollen, welche der jedem einzelnen Apparate eigenthümlichen Gefahr
                              									entsprechen. Da es nun vor Allem Guſseisen und Messing sind, welche besonders
                              									angegriffen werden, so sollte deren Verwendung, wo nur thunlich, ausgeschlossen
                              									werden Guſseiserne Mannlochdeckel z.B. sollten durch schmiedeeiserne, ersetzt
                              									werden. Eine besondere Berücksichtigung erfordert das Sicherheitsventil.
                              									Insbesonders bei Sulfitkochern ist das Dichthalten derselben nicht zu erwarten, wenn
                              									der Forderung entsprochen werden soll, daſs bei Ueberschreiten der concessionirten
                              									Dampfspannung sofort das Abblasen beginne. Reinigt man das Sicherheitsventil nicht
                              									hinreichend oft, so verkleben die gummiartigen, ausgezogenen Stoffe vereint mit
                              									mitgerissenen Fasern u. dgl. die Sitzfläche derart, daſs auch bald bei weitaus
                              									höherer, also schon gefährlicher Spannung kein Warnen stattfindet. Reinigt man aber
                              									sorgfältig, so tritt fortwährend Dampf aus, indem die Sitzflächen immer aufgeätzt
                              									werden und derartige Unebenheiten entstehen, daſs die Ventilbelastung nicht
                              									hinreicht, die Dichtung zu erzielen. Ein zeit weises Anheben der Ventile, wie es bei
                              									Dampfkesseln vorgeschrieben ist, und welches auch hier dem übermäſsigen Verkleben der Sitze
                              									steuern könnte, ist nicht durchführbar. Der Wärter bekäme derartige Mengen von
                              									schwefliger Säure zu schlucken, daſs seine Gesundheit unbedingt zerstört würde.
                              									Abblaserohre sind nicht zu empfehlen, weil man dann die Ventile selbst nicht leicht
                              									besichtigen kann. Es ist also wohl nicht empfehlenswerth, ein solches Ventil vorzuschreiben, welches nicht recht im Stande gehalten
                              									werden kann, dann schlecht functionirt und, in Folge seines Vorhandenseins, den
                              									Wärter in trügerischer Sicherheit zu halten vermag. Besser scheint der Vorschlag zu
                              									sein, daſs zwei Sicherheitsventile angebracht sein
                              									sollen, welche durch ein kurzes Rohr mit dem Kessel so
                              									zu verbinden wären, daſs eingeschaltete Absperrventile ermöglichen würden, dieselben
                              									abwechselnd zu reinigen. Als Sitzflächen müſsten dann allerdings solche Metalle
                              									gewählt, welche nicht zu rasch ausgefressen würden, oder solche Constructionen
                              									angewendet werden, die ein leichtes Auswechseln der Sitze und Nacharbeiten derselben
                              									gestatten. Auch der Vorschlag ist erwähnenswerth, daſs
                              									die Sicherheitsventile in den Dampfzuleitungsröhren nahe dem Kocher angebracht sein
                              									mögen, wenn der Betriebsdruck in dem letzteren geringer als der im Dampfkessel ist.
                              									Bei direkter Heizung: Ritter-Kellner-Kochern und ähnlichen, sowie bei den rotirenden
                              									Kochern von Franke und Flodquist läſst sich dagegen
                              									nicht viel einwenden. Bei Mitscherlich-Kochern mit
                              									innerer Rohrheizung, überhaupt solchen, welche gesonderte Kocherheizung erhalten,
                              									ist jedoch die Anbringung der Sicherheitsventile in der Dampfleitung, wie leicht
                              									einzusehen, nicht zu empfehlen, weil sie nicht hinreichend verläſslich zu wirken
                              									versprechen. Die sich im Kocher entwickelnde schweflige Säure besitzt ja bei
                              									gleichen Temperaturen höhere Spannung als der Wasserdampf.
                           Auf Rückschlagventile, die insbesondere bei direkt
                              									geheizten Kochern von groſsem Vortheile wären, wirkt leider auch die Säure äuſserst
                              									ungünstig ein. Für das Dichthalten wäre ein Ueberschuſs an einseitigem Drucke
                              									nothwendig. Tritt nun Dampf in den Kocher ein, so hat derselbe offenbar Ueberdruck
                              									und es ist kaum zu befürchten, daſs Schwefligsäure in den Dampferzeuger gelangt.
                              									Erreicht jedoch sodann die Spannung im Kocher genügende Höhe, so wird das Ventil
                              									zugedrückt; doch hat offenbar mittlerweile das Kochergas Gelegenheit gehabt, in die
                              									Dampfzuleitungsröhren und schlieſslich in den Kessel überzutreten. Da auch der
                              									Ueberdruck von der Kocherseite her nicht so bedeutend anwachsen wird, daſs das
                              									Rückschlagventil sehr fest auf seinen Sitz gepreſst wird, so ist Gelegenheit auch
                              									weiterhin vorhanden, daſs das Gas durch die angegriffenen Theile in den Dampfkessel
                              									kommt. Dort aber erzeugt dasselbe verhältniſsmäſsig bald bedeutende Corrosionen.
                              									Deshalb wird es nur gut geheiſsen werden können, wenn ein Dampfabsperrventil in die
                              									Zuleitung so eingeschaltet wird, daſs es vom Wärter schon dann benützt werden kann,
                              									wenn noch der Dampf Ueberdruck besitzt. Um das zu erkennen, ist allerdings
                              									nothwendig, daſs neben dem Kochermanometer ein zweites angebracht werde, welches
                              									durch eine Leitung mit dem Dampfkessel verbunden ist.
                           Ziemlich klar dürfte aber aus dem Erwähnten hervorgehen, daſs ein ganz verläſsliches
                              									Sicherungsmittel für sonst gut construirte Kocher derzeit nicht vorhanden ist. Daher
                              									ist es wohl sehr empfehlenswerth, die Kessel an und für sich aus dickerem Blech, 19
                              									bis 25mm Stärke, zu verfertigen. Wenn damit auch
                              									das Gewicht und die Anschaffungskosten bedeutend höher werden, so ist dies ein
                              									kleines Uebel gegenüber der gröſseren Betriebssicherheit und dem Umstände, daſs der
                              									Betrieb nicht so oft unterbrochen werden muſs, um nothwendige Reparaturen vornehmen
                              									zu können. Daſs die Verbleiung so gut als nur irgend möglich angebracht werden soll,
                              									ist wohl kaum nöthig zu erwähnen. Ist doch erfahrungsgemäſs festgestellt, daſs das
                              										strömende Gas in schlimmster Weise auf die
                              									getroffenen Eisentheile wirkt; strömendes Gas haben wir aber, wenn dasselbe durch
                              									die schlechte Verbleiung an irgend einer Nietstelle austritt. Leider scheint es,
                              									daſs bisher noch kein Verbleiungs-Verfahren allgemein bekannt ist, welches den zu
                              									fordernden Bedingungen tadellos entspricht. Wenn auch Bleiblech aus den Kammern für
                              									Schwefelsäure-Darstellung für diesen Zweck sich als besonders gut bewährt hat, so
                              									bleibt doch immer der wunde Punkt: die Verbindung der einzelnen Platten. Das
                              									Verfahren von Oskar Eberling in Breslau (D. R. P. Nr.
                              									38897 und Nr. 47284), wonach Metallbleche mit einer festhaftenden Schicht von Blei
                              									überzogen werden können, dürfte sich doch gerade für die Sulfitkocher nicht eignen,
                              									da das Blech beiderseits überzogen würde und die Nietköpfe ungeschützt bleiben
                              									müſsten.
                           Von dem Verbleien der Kocher abweichend ist das kürzlich patentirte Verfahren von Dr.
                              										Ferdinand Salomon und Direktor Brüngger in Cunnersdorf. Danach erhält der Kocher innen
                              									eine eigenthümliche Schutzkruste, indem in den von auſsen geheizten Kocher
                              									Sulfitlauge oder eine Gipslösung nebst Holz gefüllt wird. Dadurch soll sich eine
                              									gleichmäſsig dünne, undurchlässige Kruste bilden, welche vor der Einwirkung der
                              									Säure vollständig schützt. Diese Kruste soll sich ganz selbsthätig an jenen Stellen
                              									erneuern, wo zufällig ein Stück abgesprungen ist und zwar während des Kochprozesses.
                              									Bei einer stattgehabten Besichtigung ist ein derartiger Kocher wie mit Marmor
                              									ausgekleidet gewesen. Mit einem Spitzhammer muſste kräftig zugeschlagen werden,
                              									damit ein etwa 7mm dickes Stückchen absprang.
                              									Durchschnittlich ist die Kruste aber nur 2mm
                              									stark. Das Stahlblech unterhalb erwies sich als metallglänzend. Sollten sich diese
                              									vortheilhaften Eigenschaften als unbestreitbar herausstellen, so wird wohl das
                              									Verbleien von diesem Verfahren bald verdrängt werden.
                           
                           Für das Auflösen der gekochten Cellulose sind einige
                              									Apparate patentirt worden. Bedenken wir, daſs das Gefüge des gekochten Zellstoffes
                              									ein so lockeres ist, daſs, wie schon früher hervorgehoben, ein Schlag genügt, um die
                              									Fasern stark von einander zu trennen, so ist es klar, daſs für diesen Zweck Apparate
                              									den Vorzug verdienen, welche die einzelne Faser mechanisch möglichst wenig
                              									angreifen. Diesem Grundsatze entspricht der durch das österreichische Privilegium
                              									vom 14. Mai 1888 geschützte und „Quirl“ genannte
                              									Apparat von Karl Ziegelmeyer, Ingenieur und Leiter der
                              									Cellulosefabrik in Stuppach bei Gloggnitz in Niederösterreich. Fig. 7 Taf. 3 gibt eine
                              									Skizze der Maschine nach der Patentbeschreibung. Wir erkennen sofort aus derselben,
                              									daſs eine gewisse Aehnlichkeit mit in der Müllerei verwendeten Apparaten zu bemerken
                              									ist. Wir haben an dem äuſseren cylindrischen Mantel A
                              									in gleichen Abständen von einander Schlagstifte f
                              									festgeschraubt, und zwar je vier in dem gleichen Horizonte, obwohl es natürlich
                              									keinem Anstände unterliegt, nach Bedarf deren mehr oder weniger anzubringen.
                              									Zwischen diesen festen Stiften bewegen sich andere, Schläger i, welche durch die lothrechte Welle g
                              									gesteckt sind, und sich daher mit dieser drehen müssen. Die Welle g hat das Spurlager h,
                              									tritt unten durch die Stopfbüchse d2 in den Behälter, bezieh. durch den unteren Deckel
                              										d, oben durch den Deckel e und die Stopfbüchse e2 und trägt das Schwungrad n. Der Antrieb geschieht von dem Kegelräderpaare j, k nebst Voll- und Leerscheibe auf der Achse von k. Die mit Wasser stark verdünnte gekochte Cellulose wird von einer Pumpe
                              									durch den Apparat gedrückt und dabei von den Schlägern aufgelöst. Da die Masse in
                              									dem Cylinder aufsteigen muſs, gemäſs dem Druck aus der Pumpe, so ist wohl kaum zu
                              									befürchten, daſs das Ganze nur in eine kreisende Bewegung gerathe und so eigentlich
                              									von den Schlägern nicht bearbeitet werde. Durch e1 tritt der Stoff sodann aus. Ein kräftiges Gestell
                              										a, dessen beide Theile durch die Platte b verbunden werden, stützt den Cylinder.
                           Das Auflösen des Rohzellstoffes soll auch der durch amerikanisches Patent Nr. 389202
                              									geschützte Apparat von Michael J. Corley in Jersey
                              									City, Nordamerika, besorgen. Er ist, wie aus Fig. 8 bis 10 Taf. 3 ersichtlich,
                              									ein dreifacher Mahlgang. Durch Rohr P eintretend, kommt
                              									der Stoff auf die Kegel M, welche denselben durch eine
                              									centrale Oeffnung zwischen die Mahlflächen gelangen lassen. Von diesen ist die eine,
                              										M, fest und mit nach unten gerichteten Messern,
                              									gemäſs Fig.
                                 										10, versehen, während die untere, L, auf der
                              									lothrechten Welle H festgestellt ist und aufwärts
                              									gerichtete Messer nach Fig. 9 besitzt. Vermöge
                              									der Drehbewegung wird der Stoff ausgeschleudert, gelangt zum zweiten Mahlgang und
                              									endlich auch zum dritten, um durch das Rohr R die
                              									Maschine zu verlassen. Die Messerstellung ist, wie leicht zu erkennen, eine ganz
                              									ähnliche wie jene beim Holländer, Patent Nacke (vgl. D.
                              										p. J. 1888 268 * 492).
                              									Das bezüglich der Messerstellung dort Hervorgehobene gilt wohl auch hier. Nur mag gemäſs dem
                              									bereits oben wieder Bemerkten darauf hingewiesen werden, daſs scharfe Messer für den
                              									gedachten Zweck überflüssig, eher schädlich, erscheinen. Der Antrieb und die
                              									sonstige Anordnung zeigen viele Aehnlichkeit mit denen des eben besprochenen
                              										„Quirls“.
                           Eine ganz eigenthümliche Einrichtung zum Zerfasern und
                                 										Reinigen aufgeschlossenen Papierstoffs wurde an Henry Blackmann in New York, Nordamerika, patentirt (D. R. P. Nr. 42640).
                              									Wie schon gelegentlich als Hauptforderung für derartige Maschinen die schonende
                              									Behandlung des Rohzeuges aufgestellt wurde, beabsichsicht auch Blackmann vor allem eine zarte Trennung der Fasern.
                              									Sanft rüttelnde Bewegungen sollen den Zusammenhang der Faserbüschel vorerst noch
                              									lockern, dann soll mittels Bürsten das völlige Freilegen bei völliger Erhaltung der
                              									Langfaserigkeit erzielt werden. In Fig. 11 Taf. 3 ist eine
                              									Zusammenstellung gegeben, um den Zusammenhang der fraglichen Maschine F mit den zugehörigen Apparaten zu erkennen, während
                              										Fig. 12
                              									Taf. 3 eine genauere Darstellung der wirkenden Theile nach der Patentzeichnung.:
                              									erkennen läſst.
                           Von einem Kocher A gewöhnlicher Construction wird der
                              									aufgeschlossene Stoffmittels Dampfdruckes durch das Ventil L und das Rohr L1, welches in ein verengtes Mundstück übergeht, in einen Vacuumbehälter
                              										B hinübergedrückt. Es wird dadurch bezweckt, daſs
                              									durch den plötzlichen Austritt in den Behälter B ein
                              									Auseinanderzerren der Bündel eintrete. Die Luftleere wird durch Einspritzwasser und
                              									Absaugen durch die Luftpumpe E zu erreichen getrachtet.
                              									Nach Durchstreichen des Behälters C, der als Sandfang
                              									wirken soll, werden die Fasern durch das Rohr D1, die Pumpe D, das Rohr D2 nach dem Rüttelwerk F
                              									und dem Bürstwerke G übergeführt. Beide umschlieſst der
                              									gemeinsame Behälter h und sind diese in Fig. 12 dargestellt. Wir
                              									sehen dort eine Anzahl Abtheilungen, in welchen feste und hin und her gehende
                              									Wellbleche enthalten sind. Die beweglichen Wellbleche sind an Traversen j angebracht, welche ihrerseits an Stangen j1 hängen und weiters
                              									durch die Schubstangen k1 mit den Kurbeln k und der sich drehenden
                              									Welle i verbunden sind. Stopfbüchsen dichten die
                              									Stangen j1 beim
                              									Uebergange aus dem geschlossenen Kasten h ins Freie ab.
                              									Wir sehen, daſs der durch das Rohr D2 eingepreſste Stoff gezwungen ist, im Zickzack die
                              									Wände h1 zu umflieſsen
                              									und dabei der eigenthümlichen Wirkung zwischen den bewegten und festen Wellblechen,
                              									einer Art rollender Reibung, um den Vorgang möglichst genau zu kennzeichnen,
                              									ausgesetzt ist. In den nächsten Abtheilungen hat er nur in Wellenbewegung zwischen
                              									den nur festen Blechen durchzuströmen, um gleichsam gespült zu werden. Weiterhin
                              									gelangt dann der Stoff in die Bürstkammern G zwischen
                              									Bürsten R. Ein Theil derselben ist fest, während der
                              									andere auf Walzen T sitzt, welche durch die Wellen T gedreht werden. Der Antrieb des Ganzen geht von einer
                              									wagerechten Riemenscheibe Z aus und werden sämmtliche
                              									Drehungen durch entsprechende Räderpaare übertragen. Durch diese wirklich zarte
                              									Behandlung des Papierstoffes kann jedenfalls ein sonst kaum erreichbares
                              									gleichmäſsiges und langfaseriges Product erzielt werden, das gut vertheilt, mit der
                              									Flüssigkeit durch G1
                              									abströmt. Es scheint, daſs der Patentinhaber auf die letztbeschriebenen
                              									Vorrichtungen F und G das
                              									Hauptgewicht, wie auch leicht begreiflich, legt; denn in einer Abänderung der in
                              										Fig. 11
                              									gegebenen Zusammenstellung wird der Vacuumbehälter B
                              									sowie der Sandfang C weggelassen und der Stoff vom
                              									Kocher sofort in das Rüttelwerk F getrieben.
                           Es ist bekannt, daſs in dem Preise für Zellstoff und Holzstoff die Fracht eine ganz
                              									bedeutende Rolle spielt. Ist es doch vielen Fabriken bloſs wegen der Frachtkosten
                              									nicht möglich, mit ihren Producten zu concurriren. Wenn wir jedoch bedenken, daſs in
                              									dem Gewichte des zur Versendung gelangenden Holzstoffs – bezieh. Zellstoffs – eine
                              									auſserordentlich groſse Menge Wasser enthalten ist, so ist es einleuchtend, daſs die
                              									Trocknung des Stoffes, also Verminderung des Wassers, den Preis dieser Producte
                              									wesentlich herabdrücken und die Versendungsfähigkeit erhöhen muſs. Es sind schon
                              									mehrere solcher Trockenvorrichtungen bekannt.
                           Mit D. R. P. Nr. 46770 wurde ein neuer Apparat für diesen Zweck an Wagner und Co. in Cöthen, Anhalt, patentirt, der in
                              									Fig. 14 Taf. 3 gemäſs der Patentzeichnung skizzirt ist. Es sind zwei wagerecht
                              									liegende cylindrische Gefäſse E und G vorhanden, von denen das innere E den Papierstoff enthält, das äuſsere als Abschluſs
                              									des Dampfmantels um E verwendet ist. Der Stoff tritt
                              									bei A in eine trichterförmige Erweiterung der
                              									rohrförmigen Fortsetzung des inneren Cylinders E. Die
                              									Transportschnecke T befördert den Stoff dann in den
                              									weiten Theil von E, in welchem sich schraubenförmig
                              									gestellte aus Siebblech bestehende Flügel w drehen,
                              									welche den Stoff erfassen, herumwerfen und dadurch auflockern, sowie auch endlich
                              									zum Austrittsraum B befördern. Die Drehung geschieht
                              									von den Riemenscheiben Z aus durch die Achse W, welche die Siebflügel trägt. Indem nun der Dampf
                              									durch das Rohr D zwischen die Cylinder G und E tritt und sich
                              									dort aufhält, gibt er einen Theil seiner Wärme zur Verdunstung des Wassergehaltes
                              									des Stoffes ab. Derselbe kann bei dieser Trocknung nicht leiden, weil er nicht ruhig
                              									an einer Stelle liegen bleibt, sondern gut gewendet wird. Die verdunstete
                              									Feuchtigkeit strömt durch die Brüdenrohre F bis F2, welche mit dem
                              									Inneren von E in Verbindung sind, ab. Sicherheitsventil
                              										S und Manometer M
                              									verhindern, daſs die Dampfspannung in ungehöriger Weise zunehme.
                           Eine groſse Verlegenheit für Zellstofffabriken bilden die Abwässer derselben. Wenn
                              									wir bedenken, welche Lauge für das Kochen des Holzes u. dgl. verwendet, wie die Kocherflüssigkeit in
                              									Folge des Prozesses verändert wird und einen guten Theil des Holzes in sich
                              									aufnimmt, Stoffe, welche insbesondere den Thieren der flieſsenden Gewässer, in
                              									welche ja doch die Abwässer schlieſslich gelangen, entschieden schädlich sind und
                              									wie sie durch ihre Fäulniſs und Algenbildung, – das „Blühen des Wassers“ – zu
                              									üblen Gerüchen Anlaſs geben, so ist leicht einzusehen, welch wichtigen Faktor die
                              										Abwasser-Reinigung von derartigen Fabriken bildet.
                              									Daſs für alle Fälle ein einziges Mittel nicht ausreicht bezieh. nicht einerlei
                              									Verfahren zu diesem Zwecke aller Orten angewendet werden kann, wenn man den
                              									erwünschten Erfolg erzielen will, ist wohl sofort klar. Man ist im Allgemeinen wohl
                              									zu dem Ausspruche berechtigt, daſs für jede einzelne Anstalt das Richtigste mit
                              									Rücksicht auf das verwendete Wasser, die Lauge, Holzart u. dgl. vorerst ausgeprobt
                              									werden muſs. Vielfach ist mit Erfolg Kalk (vgl. Papierzeitung, Nr. 86 Jahrg. 1889) und Dolomit (Verfahren von Dr. Oppermann mit ozonisirtem Dolomit) mit gutem Erfolge
                              									gebraucht worden.
                           Für Sulfit-Cellulosefabriken hat ein Verfahren von Dr. Frank nachweislich sich sehr gut bewährt und ist bei Behandlung der
                              									Abwässer nach dieser Art ein gefahrloses Ablassen derselben in die Fluſsläufe
                              									erzielbar. In einer Mischcysterne werden die aus dem Kochkessel abgelassene Lauge,
                              									die Abgase aus dem Kochprozesse, nach dem Durchgehen durch eine Kühlschlange, mit
                              									Kalkmilch zusammengebracht. Hierdurch fällt der in der Lauge gelöst enthalten
                              									gewesene schwefligsaure Kalk, dann das Product aus dem Schwefligsäuregas der Abgase
                              									und dem Kalk aus. Die aus diesem Grunde stark getrübte Flüssigkeit flieſst in ein
                              									Cementbassin, den Monosulfitbehälter über (ein zweiter ist zum abwechselnden
                              									Gebrauch vorhanden), der das ganze Gemisch, welches von einer Kochung herrührt,
                              									aufnehmen kann. Hier findet der schwefligsaure Kalk Zeit, sich vollständig
                              									abzusetzen und wird die dann darüber befindliche klare Flüssigkeitsschicht in einen
                              									tiefer angebrachten Behälter abgelassen. Der abgesetzte schwefligsaure Kalk wird in
                              									einer Schlammpresse zu Kuchen gebildet, welche zur Herstellung frischer Sulfitlösung
                              									verwendet werden können. Der in der klaren Flüssigkeit im Ueberschusse befindliche
                              									Kalk wird in einem weiteren Behälter (ein zweiter ist auch hier zum abwechselnden
                              									Gebrauch vorhanden) durch Einleiten von Luft und Rauchgasen aus Röhren, welche nach
                              									unten Löcher besitzen, niedergeschlagen. Auch soll auf diese Weise eine Oxydation
                              									eines Theiles der organischen Stoffe erreicht werden. In weiteren Gefäſsen sollen
                              									die noch mitgenommenen Fäserchen sich absetzen. Zur endlichen Ableitung werden die
                              									Wässer noch über ein Rieselfeld geführt und sodann erst in den Fluſs gelassen.
                           Für Klärbassins gibt der Gewerberath des
                              									Breslau-Liegnitzer Aufsichtsbezirkes auf Grund vieler Erfahrungen als Minimum etwa
                              										30cbm
                           
                           Bassinraum für 1000 Centner trockenen Rohstoff jährlicher Production an, wobei auch
                              									auf Abtheilungen für den abwechselnden Gebrauch Bedacht zu nehmen ist.
                           Schlieſslich sei noch der Versuche Webster's gedacht,
                              									welcher durch die starke Verunreinigung der Themse bei London veranlaſst wurde, nach
                              									Abhilfemitteln zu suchen. Es soll ihm nun gelungen sein, mit
                                 										Hilfe von Elektricität die vollkommene Reinigung dieses für gewerbliche und
                              									Haushaltungszwecke unbrauchbaren Wassers zu erreichen. Zu diesem Zwecke wurden
                              									einfach elektrische Ströme, von einer Dynamomaschine erzeugt, durchgeleitet. Die
                              									Wirkung war die, daſs ein Theil der Stoffe sich am Boden, ein anderer Theil an der
                              									Oberfläche sammelte und zwischen ihnen sich klares Wasser befand. Diese Erfolge sind
                              									allerdings erst im Laboratorium erzielt und sollen noch durch die Praxis bestätigt
                              									werden.
                           Während es scheint, daſs durch das letzterwähnte Verfahren auch die gelösten
                              									organischen Substanzen aus dem Wasser entfernt werden sollen und können, so ist es
                              									bei den anderen Arten der Abwasser-Reinigung, von denen auch eben einige neuere
                              									Verfahrungsweisen erwähnt wurden, noch nicht gelungen, die gelösten Stoffe, welche
                              									oft die Unheilstifter genannt werden können, zu entfernen. Es ist wohl möglich, auf
                              									die Art vorzugehen, daſs man den Abgang eindampft und hierauf den Flammen einer
                              									Feuerung aussetzt, und so die organischen Theile verbrennt. Dieses Verfahren ist
                              									jedoch meistens so theuer, daſs auf einen Vortheil in der Celluloseerzeugung nicht
                              									gerechnet werden könnte.
                           Günstiger liegt der Fall, wenn es die Wiedergewinnung von Soda aus den Kochlaugen
                              									gilt. Hierbei können die organischen Theile leicht und vollständig verbrannt werden.
                              									Daſs auch beim Eindicken der Laugen verschiedene Verfahren verschieden hohe
                              									Vortheile gewähren können, ist klar, und hat in letzter Zeit insbesonders das
                              									Verfahren von Yaryan (D. R. P. Nr. 42502) viel von sich
                              									reden gemacht. Der Kern der Sache ist der, daſs das Eindicken der Kochlauge nicht,
                              									wie bei so vielen Verfahren durch direkte Feuerung geschieht, sondern die Lauge
                              									gezwungen wird, durch eine Reihe von Röhren zu flieſsen, welche von Dampf umspült
                              									werden. Dadurch wird das Wasser der Sodalösung verdampft, die Dampfblasen verlassen
                              									die immer dicker werdende Flüssigkeit und treten am Obertheile einer Scheidekammer
                              									durch ein Rohr aus, während die Lösung in einen Sammelbehälter sinkt und von dort in
                              									eine zweite und dann eine dritte ähnliche Rohrleitung u.s.w. gedrängt wird. Die
                              									ganze Einrichtung kann keineswegs einfach genannt werden und fällt es uns schwer,
                              									trotz einiger vorliegender günstiger Urtheile, zu glauben, daſs insbesondere jene
                              									Theile, in denen sich die bereits sehr dick gewordene Lauge durch künstlich verengte
                              									Querschnitte bewegt, nicht bald verstopft oder doch so verlegt werden, daſs eine günstige
                              									Ausnutzung der Verdampfungsfläche vor sich gehen könne.
                           Henrik Christian Frederik Strömer in Christiania hat das
                              									D. R. P. Nr. 40681 für einen trommelförmigen Eindampfapparat erhalten. In eine
                              									gröſsere Trommel, auf sich drehenden Rollen ruhend, wird die Lösung bis etwa zu ⅓
                              									Höhe gefüllt und dann, durch Schöpfer emporgehoben und wieder ausgeschüttet, so in
                              									feinen Tropfen den durchgeleiteten Verbrennungsgasen begegnend.
                           Ing. Alfred Hauſsner.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
