| Titel: | Neues über die Kraftvertheilung mittels Pressluft. | 
| Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 108 | 
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                        Neues über die Kraftvertheilung mittels
                           								Preſsluft.
                        Neues über die Kraftvertheilung mittels Preſsluft.
                        
                     
                        
                           Die Arbeiten Riedler's und Radinger's über die Pariser Druckluftanlage, welche auch in D. p. J., 1889 273 * 481. *
                              									492 eingehend gewürdigt wurden, haben in der Fachpresse die verschiedenartigste
                              									Behandlung erfahren. Während der gröſsere Theil der Fachpresse die Vortheile der
                              									Vertheilung von Druckluft für die Zwecke der Krafterzeugung unumwunden anerkannte
                              									und sich höchstens mit der Frage beschäftigte, ob man denn thatsächlich von einem
                              										System Popp sprechen dürfe und ob man nicht
                              									richtiger System Meyerhofer sagen müsse, lehnte sich
                              									ein kleiner Theil der Presse und zwar wohl ausschlieſslich die elektrotechnische
                              									Fachpresse gegen die Zweckmäſsigkeit der Druckluftvertheilung überhaupt auf. Ganz
                              									besonders traten diese Beurtheilungen auf, als seitens der Diskonto-Gesellschaft in Berlin eine Actiengesellschaft mit einem Kapital
                              									von 30 Millionen Mark zur Anlage von Druckluftanlagen gegründet wurde (Internationale Popp'sche Druckluft- und Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin) und die bestehenden
                              									Elektricitäts-Gesellschaften dadurch eine Concurrenz auch bezüglich ihres Absatzes
                              									an Strom zur Beleuchtung befürchten muſsten.
                           Im Allgemeinen ist die Zweckmäſsigkeit der Druckluftvertheilung lebhaft anerkannt und
                              									besonders auch die in Paris getroffenen technischen Einrichtungen sind als
                              									ausgezeichnet hingestellt. Eine sehr interessante Kennzeichnung der über die
                              									Druckluftvertheilung herrschenden Meinungen und Ausstellungen gibt Riedler in der Zeitschrift des
                                 										Vereins deutscher Ingenieure, 1890 Heft 6.
                           Riedler hebt gegenüber dem Hinweise auf frühere Anlagen
                              									dieser Art zu Gunsten der Pariser Druckluftanlage hervor: die Centralisirung der
                              									Krafterzeugung und die Vorwärmung der Druckluft. Keine der bisherigen, auch der
                              									groſsartigsten, Druckluftanlagen machte von diesen wesentlichen Neuerungen richtigen
                              									Gebrauch; im Gegentheile arbeiteten selbst die gröſsten bisherigen Druckluftanlagen
                              									mit höchst unvollkommenen Maschinen für Lufterzeugung und noch unvollkommeneren für
                              									Luftverwerthung. Die wesentlichste Neuerung, die Vorwärmung der Druckluft, wurde
                              									bisher nur in technisch unvollkommenster Weise durchgeführt, und zwar wurde auf
                              									einigen Gruben nur die Eisbildung bekämpft durch Erhitzen des Auspuffrohres,
                              									Einspritzen von warmem Wasser in die Luftcylinder u. dgl. unvollkommene
                              									Einrichtungen. Selbst dort, wo bisher die technischen Einrichtungen für Erzeugung und Ausnutzung der
                              									Druckluft für Bergbauzwecke am besten durchgeführt wurden, d. s. die Anlagen von Cornet, sind sie, mit den Popp'schen Einrichtungen verglichen, höchst unvollkommen und für den
                              									Groſsbetrieb durchaus nicht lebensfähig.
                           Für die praktische Durchführung der erwähnten Neuerungen, welche die Druckluft
                              									lebensfähig machten, muſs die Pariser Anlage als bahnbrechend angesehen werden;
                              									hieran ändert sich gar nichts, wenn nachher, wenn die Erfahrung vorliegt, gesagt
                              									wird, das sei nichts Neues. Das ist gerade das Kennzeichen des Einfachen und
                              									Zweckmäſsigen. Der in elektrotechnischen Journalen und auch von sehr vielen
                              									Elektrotechnikern ausgesprochene oder vermuthete Gegensatz zwischen Druckluft und
                              									Elektrotechnik besteht nach Riedler's Ansicht nicht. In
                              									der ganzen Geschichte der Erfindungen ist kein Beispiel bekannt, daſs je eine
                              									groſsartige, weittragende Erfindung an die ausführende Technik in so hohem Maſse die
                              									Anforderung nach Kraftlieferung gestellt hätte, wie dies von Seiten der elektrischen
                              									Beleuchtung thatsächlich der Fall ist. In der elektrischen Beleuchtung liegt
                              									unzweifelhaft ein Hauptfeld der Elektrotechnik; dieses Hauptfeld ist aber undenkbar
                              									ohne die ausgiebigste Versorgung der Städte mit Kraft. Ob diese Kraftversorgung nun
                              									durch Centralstationen in unmittelbarer Nähe der Dynamomaschinen erfolgt oder durch
                              									andere Motoren, das ist, meiner Auffassung nach, im Zusammenhange mit der
                              									Elektrotechnik nur ein technisches Detail.
                           Jede technische Einrichtung, jede Neuerung, welche in Städten Betriebskraft in
                              									ausreichender Menge zur Verfügung stellt, muſs der Elektrotechnik hochwillkommen
                              									sein. Das Popp'sche Druckluft verfahren ist zu dieser
                              									Kraftversorgung und insbesondere auch für die Zwecke der Elektrotechnik
                              									unzweifelhaft in hohem Maſse geeignet und berufen. Es ist unerfindlich, wie hieraus
                              									ein Gegensatz abgeleitet werden kann, da die eigentlichen elektrotechnischen
                              									Einrichtungen durch das genannte Verfahren in nichts beeinträchtigt werden, im
                              									Gegentheil, im höchsten Maſse gefördert werden müssen. Dieser Auffassung nach kann
                              									es gar keine innigere Interessengemeinschaft geben, als sie naturgemäſs bestehen
                              									muſs zwischen Elektrotechnik und Kraftlieferung. Ein Gegensatz kann nur künstlich
                              									dadurch hervorgerufen werden, daſs Elektrotechnik, d. i. das eigentliche Fach,
                              									verwechselt wird mit elektrotechnischen Unternehmungen.
                           Die „Elektrotechnische Zeitschrift“
                              									veröffentlicht an der Spitze ihres ersten diesjährigen Heftes einen Aufsatz, der die
                              									ersten von Riedler bezieh. Radinger gegebenen Zahlen über die Nutzwirkung der Pariser Anlage stark
                              									kritisirt. Riedler gibt a. a. O. nun eine Vertheidigung
                              									seines Urtheils, aus welchem wir nur folgende besonders wichtige Punkte
                              									wiederbringen wollen.
                           Der Compressordruck ist in der „Elektrotechnischen
                                    											Zeitschrift“ mit 7at, der Druck in der
                              									Leitung mit 6at, der Arbeitsdruck in der Stadt mit
                              										4at angegeben, und zwar in solcher Weise, daſs
                              									der Glaube erweckt wird, diese Pressungsunterschiede seien Verluste. Dies ist
                              									selbstverständlich nicht der Fall. Der Compressordruck ist nur deshalb in Paris
                              									höher als der Leitungsdruck, weil die Compressoren schlecht sind. Der
                              									Druckunterschied von 7 auf 6at kann durch richtige
                              									Compressorbauart vermieden werden. Der Arbeitsdruck in der Stadt muſs nicht 4at sein; er ist in Paris mit 4at,5 gewählt, um die Steigerungsfähigkeit der
                              									Luftmaschinen zu ermöglichen. Es besteht kein Hinderniſs, die Luftmaschinen in der
                              									Stadt mit beliebig höherer Luftpressung zu betreiben, einfach durch Aenderung der
                              									Belastung des Druckreglers.
                           Die „Elektrotechnische Zeitschrift“ gibt weiter
                              									die von Prof. Radinger durch seine Versuche
                              									festgestellten Zahlen für den Luftverbrauch der Luftmaschine an, und zwar: bei
                              									Betrieb mit kalter Luft 38cbm, mit vorgewärmter
                              									Luft 22cbm, mit vorgewärmter Luft bei
                              									Wassereinspritzung 14cbm,8 für die gebremste
                              									Stundenpferdekraft der Luftmaschine; diese Zahlen entsprechen dem
                              									Gesammtwirkungsgrade von 22,6, 39 bezieh. 58 Proc. Nicht hervorgehoben wird hierbei,
                              									daſs diese Zahlen alle Verluste in sich schlieſsen, ausschlieſslich eines etwaigen
                              									Verlustes durch Undichtheit der Rohrleitung, alle übrigen Verluste aber sind
                              									inbegriffen, wie dies aus der Controle der Versuche erkenntlich ist. Zu diesen
                              									Versuchszahlen ist zu bemerken, daſs sie gewonnen wurden mit sehr unvollkommen
                              									ausgeführten Maschinen (alte Dampfmaschinenmodelle), die selbstverständlich einen
                              									höheren Luftverbrauch ergeben müssen, der ganz wesentlich ermäſsigt werden kann
                              									durch Verwendung besserer Maschinen.
                           Riedler hatte seither gemeinsam mit Prof. Gutermuth Gelegenheit, bessere Luftmaschinen in Bezug
                              									auf ihren Luftverbrauch zu erproben. Hierbei hat sich für Luftmaschinen von 2 bis 4
                              									 geringerer Luftverbrauch ergeben als bei den von Radinger untersuchten schlechten 10pferdigen Maschinen. Die Radinger'schen Ergebnisse bedeuten keineswegs die
                              									Grenze des Wirkungsgrades, welcher durch Luftmaschinen erreicht werden kann.
                           Die „Elektrotechnische Zeitschrift“ sagt, die
                              									Pariser Anlage arbeite „nach Riedler“ mit 2500
                              									 und leiste „nach Radinger“ 180000cbm Luft, Hieraus wird gefolgert, daſs die für die
                              									Luftcompression aufzuwendende Arbeit um 20 Proc. gröſser sei, als angegeben. Nach
                              									dieser Ziffer wird der Wirkungsgrad der gesammten Anlage herunter von 58 Proc. auf
                              									48,5, von 39 Proc. auf 32,8 und von 22,6 Proc. auf 19 Proc. gesetzt. Diese
                              									Berechnung stützt sich auf folgende Unterlagen:
                           Zunächst wird behauptet, die Undichtheit der Luftleitung betrage 7 Proc., und
                              									dementsprechend werden die erwähnten Wirkungsgrade weiter herunter auf 45 Proc.,
                              									30,5 und 17,7 Proc. herabgesetzt. Demgegenüber ist zu erwähnen, daſs für die Pariser
                              									Druckluftleitung durch Versuche nachgewiesen ist, daſs eine nennenswerthe Undichtheit überhaupt nicht
                              									vorkommt, wenigstens durch ganze Procente nicht ausgedrückt werden kann.
                           Weiter kritisirt und verpönt der Aufsatz in der „Elektrotechnischen Zeitschrift“ die Vorwärmung der Druckluft nach
                              									dem Popp'schen System. Thatsachen werden hierbei gar
                              									nicht erwähnt, sondern nur der Umstand angeführt, daſs die Brennstoffkosten bei
                              									dieser Vorwärmung erhöht werden, wenn Gasheizung angewandt wird.
                           Bezüglich des Brennstoffaufwandes für die Wasserverdampfung bezieh. Vorwärmung wird
                              									der Koksverbrauch auf 3/10k für 1 -Stunde angegeben. Bei
                              									den Dampfkesseln verbrauche man 5/10k Koks für die
                              									Wasser Verdampfung, folglich müſsten für die Beurtheilung des Popp'schen Verfahrens statt der (durch Versuche
                              									nachgewiesenen) 3/10k 6/10k Koks für die Vorwärmung der Luft
                              									gerechnet werden! Daſs die Wärmeübertragung im Popp'schen Vorwärmeofen ganz anders, bei anderen Temperaturunterschieden,
                              									anderer Wirkung der Heizflächen und der Wärmeübertragung erfolgt, als in einem
                              									Dampfkessel bei der Wasserverdampfung, ist hierbei unbeachtet gelassen. Die
                              									Wärmezuführung kann mit sehr geringem Brennstoffaufwande erfolgen und muſs in Folge
                              									der günstigen physikalischen Eigenschaften der Luft erfolgen.
                           Theoretisch steht nichts im Wege, die Vorwärmung der Druckluft so weit zu treiben,
                              									daſs für eine bestimmte Arbeitsleistung der Luftmaschinen gar keine Energie aus der
                              									Druckluftleitung gebraucht wird. Bis zur Heiſsluftmaschine oder Dampfmaschine ist
                              									aber dann noch ein weiter Weg, der keine Vortheile bieten kann. Während die
                              									Druckluft selbst in diesem extremsten Falle noch immer den groſsen Vorzug bietet,
                              									daſs die Luftmaschine mit hoher Spannung arbeitet, können Heiſsluftmaschinen
                              									bekanntlich nur mit niedriger Pressung arbeiten, sind in Folge dessen noch nie
                              									lebensfähig geworden, während andererseits die Druckluft als Kraftträger es
                              									ermöglicht, die Wärmezuführung mit viel niedrigeren Kosten zu bewirken, als dies im
                              									Wärmeprozesse der Dampfmaschine möglich ist.
                           Also selbst dann, wenn auf die extreme Ansicht eingegangen wird, bietet die Druckluft
                              									noch immer Vortheile, und zwar so groſse, daſs ihre Lebensfähigkeit in keiner Weise
                              									beeinträchtigt wird. Daſs aber die physikalischen und theoretischen Grundlagen der
                              									Druckluft bei mäſsiger Vorwärmung Vortheile ermöglichen, die bisher durch keine
                              									andere Uebertragungsart ausgenützt werden konnten, ist in der Kritik nicht weiter
                              									berührt.
                           Bessere 2pferdige Luftmotoren ergeben geringeren Luftverbrauch als die von Radinger untersuchten 10pferdigen Maschinen; technisch
                              									steht nichts im Wege, durch bessere Ausführung der Luftmaschinen als die in Paris
                              									verwendeten, für welche brauchbare Vorbilder bisher nicht vorlagen, den
                              									Luftverbrauch noch weiter herabzusetzen und den Wirkungsgrad weit über die von Radinger gefundenen Zahlen zu erhöhen. Nach Riedler können Luftmaschinen mit Vorwärmung allein mit
                              									einem Luftverbrauche unter 15cbm für die gebremste
                              									Pferdekraftstunde arbeiten mit einem Gesammtnutzeffecte über 60 Proc., wobei die
                              									weiter noch mögliche Verminderung des Luftverbrauches noch nicht berücksichtigt
                              									ist.
                           Zu den Angaben über die Rohrleitung und deren Kosten sagt Riedler, daſs der Umstand, daſs in Paris ein Theil der Rohrleitung in die
                              									Abzugskanäle eingebaut ist, hinsichtlich des Kostenpunktes vielfach miſsverständlich
                              									aufgefaſst wird.
                           Bei der bestehenden Pariser Anlage ist ein erheblicher Theil der Rohrleitung nicht in
                              									die Kanäle eingebaut, sondern als gewöhnliche Erdleitung ausgeführt; die Kosten der
                              									letzteren sind nicht bedeutender, als die der Kanalleitung. Für die in diesem Jahre
                              									zur Ausführung gelangende 16000pferdige Centralanlage wird der gröſste Theil der
                              									Rohrleitung als Erdleitung mit geschweiſsten Schmiedeeisenröhren ausgeführt. Es ist
                              									vielleicht erwünscht, diese Thatsache hervorzuheben, weil die Art der Ausführung der
                              									bisherigen Rohrleitung in Paris vielfach zu einseitiger Beurtheilung des
                              									Kostenpunktes Veranlassung gegeben hat.
                           Der Schluſs des Aufsatzes in der „Elektrotechnischen
                                    											Zeitschrift“ spricht sich dahin aus, daſs der Luftbetrieb „sich
                                 										wohl für die Zwecke des Uhrenbetriebes nützlich erweisen kann, für die
                                 										Vertheilung motorischer Kraft wird er nicht in der Lage sein, mit dem
                                 										elektrischen Betriebe zu concurriren“.
                           Demgegenüber wird bemerkt, daſs bisher die Verhältnisse umgekehrt liegen, daſs die
                              									Druckluft in Paris einen groſsen Kraftvertheilungsbetrieb seit zwei Jahren mit dem
                              									gröſsten Erfolge aufzuweisen hat, was bei der Elektricität bisher nicht bekannt ist.
                              									Es sind bisher nur elektrische Kraftübertragungen
                              									bekannt geworden, Kraftvertheilungen in groſsem
                              									Maſsstabe sind bisher unbekannt, und zwischen Kraftübertragung von einem Punkte zu
                              									einem zweiten und Kraftvertheilung von einem Punkte zu Hunderten von
                              									Verbrauchsstellen, bei ganz unregelmäſsigen Anforderungen an die Kraftlieferung, ist
                              									noch ein weiter Weg.
                           Interessant sind die durch verschiedene Veröffentlichungen bekannt werdenden weiteren
                              									Anwendungen der Druckluft in Paris.
                           Es sind Installationen für die verschiedensten Betriebe ausgeführt worden und zwar
                              									für Nähmaschinen 15, Stickmaschinen 3, Zuschneidemaschinen 25, Fleischhackmaschinen
                              									8, Schleifsteine 11, Pressen und Druckmaschinen 37, Sägen und Fräsen 55, Drehbänke
                              									aller Art 70; auſserdem für Blechscheren, Kaffeemühlen, Kaffeebrenner, zahnärztliche
                              									Apparate u.s.w.
                           Am 1. Juli 1889 waren 401 Motoren mit zusammen 1837  und 1108kgm im Betriebe, darunter 75 kleinste Motoren zu
                              										6kgm und 18 gröſste Motoren zu 50 ; am
                              									meisten verbreitet sind die mittleren Motoren und zwar
                           
                           
                              
                                   58
                                 zu
                                 ½ 
                                 
                              
                                   62
                                 „
                                 1 
                                 
                              
                                   56
                                 „
                                 2 
                                 
                              
                                   57
                                 „
                                 4  zusammen
                                 
                              
                                 ––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 233
                                 mittlere Motoren.
                                 
                                 
                              
                           Die Preise, welche heute in Paris gefordert werden – der Cubikmeter zu 1½ Cent.
                              									gerechnet – sind für den Abnehmer folgende, und zwar bei:
                           1 Nähmaschinenmotor (von 6kgm) 7½ Cent, die Stunde;
                              									1 Manneskraft (12kgm) 12 Cent. die Stunde; 24kgm 22 Cent., ½  30 Cent. die Stunde; 1
                              									bis 2  35, 2 bis 4  30, 5 bis 10  25, 10 und darüber 20
                              									Cent. für die Stunde und Pferd.
                           Es werden aber auch Pauschalsummen für die Benutzung der comprimirten Luft gezahlt,
                              									und zwar für 3000 Arbeitsstunden im Jahr für Kräfte unter 1  700 Francs für
                              									1 ; für Kräfte von 1 bis 10  600 Francs, für Kräfte von 10 und
                              									darüber 500 Francs für 1 .
                           Für die Einspritzung von Wasser in die Luftmaschinen bezieh. zur Erhitzung des so
                              									hergestellten Treibmittels bringt V. Popp in Paris (* D. R. P. Kl. 46
                                 										Nr. 49092 vom 9. Dec. 1888) die in Fig. 16 und 17 Taf. 5
                              									dargestellte Einrichtung in Vorschlag. Dieselbe verfolgt den Zweck, die Wirkung
                              									bezieh. die Leistungsfähigkeit comprimirter Luft dadurch zu erhöhen, daſs nach
                              									vorheriger Heizung der gepreſsten Luft mit derselben ein weiteres Fluidum vermischt
                              									wird, welches durch seine Spannkraft in Verbindung mit der Luftspannung einen sehr
                              									bedeutenden summarischen Druck herstellt. Dieses zusätzliche Fluidum ist
                              									vorzugsweise Wasserdampf, welcher sich aber erst in der Preſsluft selbst entwickelt,
                              									nachdem er unter Form von Wasserstaub in dieselbe eingespritzt worden ist. Zu diesem
                              									Zwecke wird das einzuspritzende Wasser vorher geheizt und die Preſsluft auf hohe
                              									Temperatur gebracht, wobei durch Einspritzen von Heiſswasserstaub die Luft
                              									hygrometrisch gesättigt wird, die Feuchtigkeit aber sich durch den hohen
                              									Caloriengehalt der Preſsluft augenblicklich in überhitzten Dampf umbildet, wodurch
                              									also nicht allein eine hohe combinirte Spannung, sondern auch eine wirksamere
                              									Expansion für den Motor erzielt und auf die Organe desselben noch eine schmierende
                              									Wirkung ausgeübt wird.
                           Es sei a die Preſsluftleitung, welche von irgend einem
                              									Hauptpresser durch einen entsprechend wirkenden Druckregler mit Luft unter
                              									beständigem Druck beschickt wird und mittels des Ventils b den Motor ebenfalls unter beständigem Drucke speist, indem sich das
                              									Ventil je nach dem mehr oder weniger groſsen Kraftaufwande bezieh. schnellen Gang
                              									des Motors mehr oder weniger öffnet oder schlieſst. Das einzuspritzende Wasser ist
                              									in dem mit Wasserstandszeiger e ausgestatteten
                              									Reservoir d enthalten und befindet sich letzteres durch
                              									seine Rohrverbindung f unter demselben beständigen
                              									Drucke wie Rohr a, indem Rohr f vor dem Ventil b in dasselbe einmündet. Das
                              									Reservoir ist mit einem Schraubenverschlusse versehen, welcher durch einen Aufsatz
                              									ersetzt werden kann, behufs Verbindung mit dem Druckrohre einer kleinen Pumpe, deren
                              									Wirkung und Bestimmung später erklärt wird. Reservoir d
                              									ist mit dem zum Heizen der Preſsluft bestimmten Ofen durch ein Rohr m verbunden. Der Heizofen nimmt die Preſsluft auf, ehe
                              									dieselbe in den Motor eintritt, und sie gelangt durch ein Rohr 1 in eine innere Kanalisation oder einen
                              									Durchgangskreis, welcher mit lothrechten Fängen ausgestattet ist, so daſs die Luft
                              									den ganzen Weg im Ofen abwechselnd von oben nach unten und von unten nach oben
                              									zurücklegen muſs, um durch das Speiserohr 3 nach dem
                              									Motor abzugehen. Die Hitze der Hülle 4, welche besagte
                              									Fänge einschlieſst, sowie diejenige der nach dem Kamin abziehenden Verbrennungsgase
                              									wird zum Heizen des Spritzwassers im Reservoir d
                              									benutzt. Zu diesem Zwecke ist zwischen der Hülle 4 und
                              									dem äuſseren Mantel 5 des Ofens ein Schlangenrohr 6 angeordnet, dessen Durchmesser und Länge nach der dem
                              									Wasser am vortheilhaftesten zu gebenden Temperatur berechnet ist.
                           Das Wasser im Reservoir d wird in das Schlangenrohr
                              									getrieben durch den Druckunterschied, welcher zwischen dem beständigen Drucke im
                              									Rohre a vor dem Ventil b
                              									und dem wechselnden Drucke hinter Ventil b im Rohre 1 herrscht, und folgt hieraus, daſs das Wasser mit um
                              									so mehr Kraft in das Schlangenrohr eintritt, als die Druckverschiedenheit gröſser
                              									ist.
                           Die dadurch im Schlangenrohre geheizte Flüssigkeit ist am Ende desselben durch Rohr
                              										g in ein kleines gepanzertes Gefäſs i mit sichtbarem Ausflusse gedrückt und tritt aus
                              									demselben die heiſse Flüssigkeit durch ein kleines Injections- bezieh.
                              									Zerstäubungsrohr j in das nach dem Ofen führende
                              									Preſsluftspeiserohr 1, wo die zerstäubte Flüssigkeit
                              									bei k von der Preſsluft mitgenommen und letztere vor
                              									ihrem Eintritte in den Ofen hygrometrisch gesättigt wird. Im Inneren des Ofens
                              									verwandelt sich die Feuchtigkeit durch die hohe Temperatur sofort in überhitzten
                              									Dampf, wodurch dann die Spannung bedeutend erhöht und der Luftverbrauch bedeutend
                              									vermindert wird.
                           Durch den Umstand, daſs der Druckunterschied, welcher das Wasser in das Schlangenrohr
                              									treibt, veränderlich ist, indem der Druck an der einen Seite stets beständig und an
                              									der anderen unbeständig ist, ist auch die Wassereinspritzung veränderlich, so daſs
                              									sich also dieselbe selbsthätig regulirt.
                           Ungeachtet dessen kommt aber noch eine besondere Construction zur Anwendung, mittels
                              									welcher die Regulirung so genau ist, daſs nur die eben erforderliche Quantität
                              									Flüssigkeit, welche genau der im Motor verbrauchten Luftmenge proportional ist,
                              									mitgerissen wird.
                           Der Hebel n, welcher einen wesentlichen Theil des
                              									Ventils bildet und mit dem Gewichte o belastet ist,
                              									wird nach p verlängert. Der Hebel p ist an den senkrechten Hebel q gelenkt,
                              									welcher seinerseits an das Ende eines Hebels r gelenkt
                              									ist, wobei letzterer an dem in das Rohr eingeschalteten Hahn s befestigt ist Hieraus folgt, daſs, wenn sich das Ventil b zum Durchlaſs einer gröſseren Menge Druckluft hebt,
                              									der Hebel r den Hahn s
                              									öffnet, wodurch eine gröſsere Menge Wasser in das Schlangenrohr eintritt.
                           Ein vor dem Ventil b auf Rohr a angebrachtes Manometer bezeichnet den beständigen Druck, während ein
                              									Manometer und ein Thermometer hinter dem Ventil auf Rohr 1 den Druck und die Temperatur der mit Wasser vermischten Preſsluft
                              									anzeigen. Reservoir d ist ebenfalls mit einem Manometer
                              									ausgestattet, welches stets mit dem auf Rohr a
                              									übereinstimmend sein muſs, und endlich bezeichnet ein Thermometer auf Rohr 3, welches das Gemisch von comprimirter Luft und Dampf
                              									nach dem Motor leitet, die Temperatur des Gemisches.
                           Um die beschriebene Anordnung vollständig zu machen, ist es erforderlich, daſs das
                              									Wasser im Reservoir d während des Vorganges erneuert
                              									werden kann, ohne dadurch die verschiedenen Arbeiten zu beeinträchtigen. Zu diesem
                              									Zwecke taucht das Entweichungsrohr des Motors in ein mit Wasser gefülltes Gefäſs, so
                              									daſs der mit der comprimirten Luft vermischte Dampf nach ausgeübter Wirkung sich in
                              									diesem Gefäſse condensirt, wobei eine vorhin erwähnte kleine Pumpe das eingespritzte
                              									Wasser wieder an Reservoir d abgibt, so daſs also stets
                              									dasselbe Wasser zum Einspritzen benutzt wird und nur der absolut verdampfte Theil
                              									ersetzt werden muſs.