| Titel: | Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von Gespinnstfasern, Garnen, Geweben u. dgl. | 
| Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 207 | 
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                        Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von
                           								Gespinnstfasern, Garnen, Geweben u. dgl.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 275 S.
                           								218.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									11.
                        Appreturmaschinen.
                        
                     
                        
                           Im ersten Theil dieser Abhandlung sind nur diejenigen Verfahren und Vorrichtungen
                              									einer näheren Betrachtung unterzogen worden, bei welchen die Färb- o. dgl. Flotte
                              									auf die Oberfläche des Materials aufgetragen wurde. Wir kommen nun zu denjenigen
                              									Einrichtungen, bei welchen nicht nur eine Oberflächenbehandlung vor sich geht,
                              									sondern bei denen das Arbeitsstück in seiner ganzen Ausdehnung der Einwirkung der
                              									Flotte ausgesetzt wird. Diesen sind alle die noch zu betrachtenden zuzuzählen und es
                              									lassen sich dieselben nach der bereits gegebenen Aufstellung in drei groſsen Klassen
                              									unterbringen. In die erste derselben gehören alle diejenigen Verfahren und
                              									Einrichtungen, bei denen der Arbeitsproceſs zu Stande kommt durch:
                           
                              B. Einführen des Materials in die
                                    											Flotte.
                              Das zu behandelnde Material kommt hierbei in die jeweilig zur Anwendung gebrachte
                                 										Flüssigkeit und verläſst dieselbe erst wieder, nachdem der Proceſs beendet ist.
                                 										Um eine vollkommene Durchführung desselben zu ermöglichen, erfährt das Gut in
                                 										der Flotte entweder noch eine einfache Bewegung oder es findet gleichzeitig eine
                                 										mechanische Bearbeitung desselben statt, welche in einem Schlagen, Stampfen
                                 										u.s.w. besteht und durch die ein abwechselndes Ausquetschen und Eindringen der
                                 										Flotte, also eine gleichmäſsige Behandlung sämmtlicher Theile des Materials
                                 										herbeigeführt wird.
                              Zwecks Gewinnung einer besseren Uebersicht über die hier zu besprechenden
                                 										Verfahren und Einrichtungen sollen zunächst diejenigen einer näheren Betrachtung
                                 										unterzogen werden, welche zur Behandlung der Rohstoffe (Wolle, Baumwolle u.s.w.)
                                 										dienen, wobei jedoch bemerkt werden muſs, daſs die sich hierdurch ergebende
                                 										Theilung des Stoffes, wie bereits im Eingang dieser Arbeit erwähnt, vielfache
                                 										Wiederholung herbeiführt.
                              Diejenigen Verfahren und Vorrichtungen, welche zum eigentlichen Entfetten
                                 										(Entschweiſsen) der Wolle Verwendung finden, sollen als nicht in das Gebiet der
                                 										Appretur gehörig hier ausgeschieden und an anderer Stelle einer Betrachtung
                                 										unterzogen werden.
                              
                              Das Waschen der losen Gespinstfasern, von denen hier besonders die Wolle in
                                 										Betracht kommt, erfolgt im Kleinbetrieb bekanntlich in der Weise, daſs man
                                 										dieselben in einen Bottich, welcher die Flüssigkeit enthält, direkt einführt
                                 										oder mittels eines durchlöcherten Korbes u.s.w. in die Flotte taucht und in
                                 										dieser mit Stangen oder Haken bearbeitet, wobei ein Quetschen des Materials an
                                 										den Wandungen des Gefäſses behufs gründlicher Reinigung gleichzeitig
                                 										stattfindet. Die Anwendung eines Korbs erleichtert das Ausheben der gewaschenen
                                 										Gespinnstfasern aus der Waschflüssigkeit. Fig. 1 veranschaulicht
                                 										eine solcher Art eingerichtete Waschvorrichtung von Kettling und Braun, Crimmitschau.
                              In gröſseren Fabriken reichen derartige Einrichtungen nicht aus und man benutzt
                                 										dann besondere Waschmaschinen, welche gewöhnlich die Gestalt eines ovalen
                                 										Bottichs von 2 zu 3m Gröſse haben, in dessen
                                 										Mitte ein Sockel steht, der das Getriebe für zwei gekröpfte Wellen trägt, durch
                                 										welche zwei Gabeln in der Weise bewegt werden, daſs die im Bottich befindliche
                                 										Wolle, Baumwolle o. dgl. eine umlaufende Bewegung in der Flotte ausführt. Der
                                 										Bottich kann noch mit einem Abfluſshahn und einem Zufluſs für Waschflüssigkeit
                                 										ausgestattet sein. Die Fig. 2 und 3
                                 										veranschaulichen eine derartige einfache Waschmaschine, welche sich noch bis auf
                                 										den heutigen Tag erhalten und nur geringfügige Abänderungen erfahren hat, von
                                 										denen nur die von C. H. Weiſsbach in Chemnitz
                                 										gemachte zu nennen sein dürfte. Diese besteht darin, daſs an Stelle der Gabeln
                                 										ein Waschflügel das Untertauchen und Fortschieben der Gespinnstfasern
                                 										bewirkt.
                              Für das Bleichen von Faserstoffen u.s.w. hat die Aktiengesellschaft Brin's-Oxygen-Company, Limited in Cannaught
                                 										Mansions (Westminster, England) ein neues Verfahren angegeben, welches durch das
                                 										D. R. P. Kl. 8 Nr. 46811 vom 25. Mai 1888 geschützt ist und darauf hinausläuft,
                                 										bei der Chlorbleiche die gleichzeitige Einwirkung von Sauerstoffgas in der Weise
                                 										herbeizuführen, daſs man einen langsamen Strom von Sauerstoffgas entweder unter
                                 										das gasförmige Chlor sich mischen läſst oder in das aus gechlorten Bleichsalzen
                                 										gebildete und das zu bleichende Gut enthaltende Bad unter Umrühren
                                 										einleitet.
                              Der Sauerstoff betheiligt sich nach Angabe genannter Gesellschaft activ, indem
                                 										beträchtliche Mengen davon aufgebraucht werden, was den Vortheil hat, daſs
                                 										entweder die Einwirkungsdauer bedeutend gekürzt oder die Menge des Bleichmittels
                                 										entsprechend vermindert werden kann und zwar um 30 bis 50 Proc. Das Verfahren
                                 										läſst sich mit Chlorgas, mit Chlorkalk und mit anderen gechlorten Bleichsalzen
                                 										ausführen. Im ersteren Fall leitet man den Sauerstoff entweder in die
                                 										Bleichkammer bezieh. das Bleichgefäſs unter das gasförmige Chlor oder man führt
                                 										es direct in den Chlorentwickler. Im letzteren Fall läſst man das Sauerstoffgas
                                 										unter möglichster Vertheilung in das aus Chlorkalk oder einem anderen gechlorten
                                 										Bleichsalz bereitete Bad am zweckmäſsigsten von unten her eintreten, so daſs
                                 										eine möglichste innige Mischung stattfindet, während das Bleichgut in der
                                 										Flüssigkeit untergetaucht ist und mit ihr beständig umgerührt wird oder während
                                 										man das Bleichgut durch die Flotte zieht. Auch kann man das Gemisch von Chlor
                                 										und Sauerstoff in ein in Bewegung befindliches Wasserbad leiten.
                              Fig. 4
                                 										veranschaulicht einen Apparat zum Bleichen nach dem angegebenen Verfahren, a ist das das Bleichgut und die Flüssigkeit
                                 										aufnehmende Gefäſs; b eine auf den Umfang mit
                                 										Vorsprüngen besetzte Walze, welche in der Pfeilrichtung x sich dreht, c ein das Aufrühren der
                                 										Flüssigkeit bezieh. das Durchmischen beförderndes Hinderniſs. Der Sauerstoff
                                 										wird durch das auf dem Boden des Bottichs parallel zur Rührwalze b angeordnete, mit vielen Löchern durchbrochene
                                 										Rohr d zugeleitet, welches auch im Boden versenkt
                                 										und von einem durchlöcherten Deckel e überdeckt
                                 										sein kann. Das Gefäſs a kann geschlossen sein, um
                                 										den noch freien Sauerstoff abzufangen.
                              Das Färben von Gespinnstfasern geschieht in der einfachsten Weise dadurch, daſs
                                 										man dieselben direct in den die Flotte enthaltenden Farbkessel einführt und mit
                                 										Hantirstangen unter die Farbflüssigkeit drückt und hierbei beachtet, daſs ein
                                 										Anlegen der Fasern an den Wandungen, was ein Verfilzen zur Folge hat, nicht
                                 										eintritt. Auch die beim Waschen der Gespinnstfasern in Anwendung befindlichen
                                 										und im Eingang dieser Abhandlung beschriebenen Maschinen, bei welchen das
                                 										Material in einen ovalen Bottich in Bewegung versetzt wird, können sehr wohl zum
                                 										Färben loser Gespinnste gebraucht werden. Sowohl bei dem einen als auch bei dem
                                 										anderen Hilfsmittel pflegt man die Farbstofflösung nicht mit einem Male
                                 										zuzusetzen, sondern auf mehrere Male zu vertheilen und erreicht dadurch ein
                                 										Arbeiten mit weniger starken Bädern und ein gleichmäſsigeres Angehen der
                                 										Farbstoffe an die Fasern.
                              Gustav Jagenburg in Rydboholm (Schweden) will nun
                                 										die sich durch die directe Einführung der concentrirten Farbstofflösung
                                 										ergebenden Mängel dadurch beseitigen, daſs er nach seinem durch das D. R. P. Kl.
                                 										8 Nr. 40602 vom 6. Januar 1887 geschützten Verfahren die Farbstofflösung
                                 										zunächst mit der im Farbbottich befindlichen Flotte mischt und zwar auſserhalb
                                 										des Bottichs und dann diesem in fein vertheiltem Zustand wieder zuführt. Zur
                                 										Ausführung dieses Verfahrens verwendet Jagenburg
                                 										eine Centrifugalpumpe oder einen Strahlapparat, den er mit einer bekannten
                                 										Waschmaschine combinirt. Seine Erfindung liegt also nicht, wie die Monatschrift für Textilindustrie auf S. 548,
                                 										Jahrgang 1888 sagt, in der Verwendung einer bekannten Waschmaschine, sondern in
                                 										der besonderen Weise der Farbstoffzuführung.
                              Die besondere Construction der ganzen Einrichtung ergibt sich aus den Fig. 5 bis
                                 											8,
                                 										welche der Amerikanischen Patentschrift Nr. 386985 entnommen sind. Neben dem die
                                 										Flotte enthaltenden und mit doppeltem Boden C und
                                 										Flügelwellen D ausgestatteten Behälter A ist eine Centrifugalpumpe
                              
                              B angeordnet, welche die Flotte unterhalb des
                                 										Siebbodens C absaugt, und mit einem Zusatz versehen
                                 										durch den Zerstäuber F wieder in den Bottig A und zwar in fein vertheiltem Zustand zurückführt.
                                 										Das Zuführen der concentrirten Farbstofflösung erfolgt durch den Behälter E, der entweder mit dem Saugrohr der Pumpe, Fig. 5 und
                                 											6,
                                 										oder dem Druckrohr derselben in Verbindung gebracht ist. Im ersten Fall erfolgt
                                 										die Mischung der Flotte mit dem Zusatz in der Pumpe selbst, im letzten Fall
                                 										dagegen in dem in das Druckrohr eingeschalteten mit einer Anzahl Sieben
                                 										ausgestatteten Behälter G, Fig. 7.
                              Während die vorbesprochenen Vorrichtungen zum Färben der Wolle u.s.w. eine
                                 										fertige Farbstofflösung zur Sättigung der Flotte voraussetzten, wird bei dem
                                 										durch das D. R. P. Kl. 8 Nr. 38225 vom 27. Mai 1886 geschützten und in den Fig. 9 bis
                                 											11
                                 										wiedergegebenen Färbeapparat von Sam. Smithson in
                                 										Ravensthorpe (County of York, England) die Flotte dadurch auf ihrem
                                 										Sättigungspunkt erhalten, daſs sie im beständigen Kreislauf durch den
                                 										eigentlichen Farbbottich selbst, wo sie Farbe abgibt und einen mit Farbholz oder
                                 										einem anderen Farbstoff gefüllten Raum, wo sie sich wieder sättigt, geführt
                                 										wird.
                              Der Färberaum A,
                                 										Fig. 9 und
                                 											10,
                                 										ist zur Erreichung dieses Ziele durch ein Rohr C
                                 										mit einem Cylinder B verbunden, der oben und unten
                                 										geschlossen, in seinem Innern mit Röhren D versehen
                                 										ist, die durch die Böden des Cylinders dampfdicht hindurchgehen.
                              Dieser Cylinder B dient als Heizcylinder; es wird
                                 										ihm Dampf durch das Rohr N, Fig. 10 und 11,
                                 										zugeführt, während das Condensationswasser und der überschüssige Dampf durch ein
                                 										Rohr o abgeleitet werden, welches im Innern des
                                 										Heizcylinders B nahe über dem Boden desselben endet
                                 										und am Kopfe nach auſsen geführt ist.
                              Wenn der Färbebottich mit Wasser gefüllt wird, so flieſst ein Theil desselben
                                 										durch das Rohr C in die Siederöhren D hinein und steigt in demselben so lange, bis es
                                 										auf gleicher Höhe mit dem Wasser in dem Bottich A
                                 										ist. Alsdann läſst man durch das Dampfventil N,
                                 											Fig.
                                    											10 und 11, Dampf in B eintreten, wodurch das Wasser in den Röhren D erhitzt wird. Nachdem der Dampf eine kurze Zeit
                                 										in dem Heizcylinder um die Siederöhren herum circulirt hat, fängt das Wasser in
                                 										den Röhren D an zu sieden und steigt in Folge
                                 										dessen in denselben auf einen höheren Spiegel als den des Färbebottichs und
                                 										tritt nach Verlauf einiger Zeit aus den oberen Enden der Röhren D in einen Dom E über,
                                 											Fig.
                                    										9, welcher oben auf dem Heizcylinder B
                                 										befestigt ist. Aus dem Dom E flieſst das Wasser
                                 										durch ein Ablaufrohr F in einen der Räume K eines zum Auslaugen des Farbholzes oder anderen
                                 										Farbmaterials bestimmten Behälters. Dieser ist, wie aus Fig. 9 und 10
                                 										ersichtlich, auſserhalb des Bottichs A angebracht
                                 										und durch eine bis auf den Boden gehende Scheidewand K1 in zwei Hälften getheilt, von denen
                                 										jede wiederum durch eine, aber nicht bis auf den Boden reichende Scheidewand K2 in die Räume K und H getheilt ist. Die
                                 										Räume H sind in einiger Entfernung vom Boden mit
                                 										Siebböden J versehen, auf welche das auszulaugende
                                 										Farbholz u.s.w. aufgeschichtet ist. Die Räume unter den Siebböden J stehen mit den Räumen K unterhalb K2 in directer Verbindung. Jeder der Räume H besitzt ein Ueberlaufrohr L bezieh. M, von denen letzteres unterhalb des
                                 										Auslaugebehälters in L einmündet, das seinerseits
                                 										mit dem unteren Theil des Färbebottichs A in
                                 										Verbindung steht.
                              Der Auslaufstutzen F des Domes E des Heizcylinders B
                                 										hat zwei Ausfluſsöffnungen G, von denen immer die
                                 										eine durch einen Stöpsel verschlossen ist, während die andere offen ist. Beide
                                 										Ausfluſsöffnungen sind so angeordnet, daſs sie gerade über den Räumen K K des Auslaugebehälters liegen.
                              Das aus der einen Oeffnung G austretende kochende
                                 										Wasser flieſst in den zugehörigen Raum K und
                                 										unterhalb des zugehörigen Siebbodens J. Nachdem das
                                 										Wasser den Siebboden J erreicht hat, steigt es
                                 										durch die Löcher desselben in der Kammer H nach
                                 										oben, kommt hierbei mit dem auf dem Siebboden aufgeschichteten Farbholz in
                                 										Berührung und entzieht demselben den löslichen Farbstoff. Das auf diese Weise
                                 										mit dem aufgelösten Farbstoff geschwängerte Wasser steigt in der Kammer E so weit in die Höhe, bis es den oberen Rand des
                                 										Ueberlaufrohres L bezieh. M erreicht hat, und läuft schlieſslich durch das letztere in den
                                 										Färbebottich A zurück. Die Höhe des Ueberlaufrohres
                                 											L bezieh. M ist so
                                 										zu bemessen, daſs die von dem aufsteigenden Wasser mitgerissenen Theilchen des
                                 										Farbholzes durch ihr Gewicht wieder nach unten sinken müssen, ehe der Abfluſs
                                 										der gewonnenen Farbflotte stattfindet.
                              Durch Regulirung der Menge des heiſsen Wassers, welches durch das Auslaugegefäſs
                                 										geleitet wird, kann die Stärke der Farbflotte in dem Bottich A auf einem gleichen Grad erhalten werden.
                              Jedes der beiden Ueberlaufrohre L und M kann vermittels eines hölzernen Stöpsels
                                 										verschlossen werden; es muſs zur Zeit immer dasjenige Ueberlaufrohr verschlossen
                                 										bleiben, welches zu dem nicht in Betrieb genommenen Auslaugegefäſs gehört. Durch
                                 										die doppelte Anordnung der Auslaugeräume H und
                                 										Räume K erreicht man, daſs immer einer derselben in
                                 										Thätigkeit ist; während der andere gereinigt und frisch beschickt wird.
                              Die Reinigung der Auslaugeräume H geschieht durch
                                 										die Mannlöcher O und die mit Stöpseln
                                 										verschlossenen Stutzen R, Fig. 10 und 11.
                              Der überschüssige Dampf und das Condensationswasser können aus B nach Bedarf durch eines der beiden Rohre P,
                                 										Fig. 10
                                 										und 11,
                                 										in den Raum unter dem Siebboden J der
                                 										Auslaugegefäſse eingeleitet werden, um das aus dem Heizcylinder B kommende Wasser noch weiter zu erhitzen, bevor es
                                 										zu dem Farbholz gelangt. Der überschüssige Dampf kann auch durch das Rohr S, Fig. 10 und 11, in das
                                 										in dem Färbebottich enthaltene Wasser eingeführt werden.
                              
                              Der Heizcylinder B kann auch so eingerichtet sein,
                                 										daſs der zum Erhitzen des Wassers dienende Dampf nicht um die Siederöhren herum,
                                 										sondern durch dieselben hindurchgeleitet wird.
                              An die Behandlung der Rohstoffe schlieſst sich diejenige der Vorgespinnste und
                                 										Garne an. Die in diesem Kapitel zu betrachtenden Einrichtungen sind, soweit sie
                                 										das Färben der Garne betreffen, ausschlieſslich Färbemaschinen für sogenannte
                                 										offene Garne, d.h. Garnsträhne bezieh. Garne im Strang.
                              Das zu behandelnde Material wird entweder einfach in die Flotte eingeführt oder
                                 										es erfährt in derselben gleichzeitig noch eine Bewegung, um die Fasern zu
                                 										lockern und somit der Farbflüssigkeit freieren Zugang zu denselben zu
                                 										verschaffen. Der erste Fall findet z.B. Anwendung bei der Herstellung
                                 										sogenannter geflammter Garne, der zweite dagegen dann, wenn es sich um eine
                                 										gleichmäſsige Ausfärbung handelt.
                              Die Anfertigung geflammter Garne erfolgte bisher entweder mittels des Drückens
                                 										oder durch das Färben. Das Druckverfahren, obgleich es seit längerer Zeit in
                                 										Anwendung ist, hat verschiedene Mängel, welche in folgendem etwas näher
                                 										angegeben werden sollen.
                              Die Verdickungsmittel, welche man unbedingt der Farbe zuführen muſs, um sie zum
                                 										Drucken geeignet zu machen, bleiben in der Faser und nehmen derselben die ihr
                                 										innewohnende Elasticität. In Folge dessen erhärtet die Faser und verliert ihre
                                 										Eigenschaft, beim Spinnen geschmeidig zu bleiben, auch ist ein Probenehmen der
                                 										Farben ungenau und das Verdampfen bei höherer Temperatur, welches das Drucken
                                 										beendigen muſs, macht die Fasern brüchig.
                              Die Gewebe, welche mit flammirt gedruckten Fäden hergestellt sind, können deshalb
                                 										nicht verfilzt werden, ohne daſs eine mehr oder weniger starke Entfärbung
                                 										stattfindet, wodurch wieder eine Herstellung genau nach Muster unmöglich
                                 										wird.
                              Auſserdem hat das Drucken noch den Uebelstand, daſs die Färbung an der Oberfläche
                                 										eine dunklere als im Inneren der Faser ist, da die Farbe schwer in das Garn
                                 										eindringt, auch erhält man beim Drucken keine reinen Farbränder.
                              Diese angegebenen geschilderten Uebelstände sollten durch das Verfahren des
                                 										Chinirens durch Farbbäder gehoben werden. Dieses Verfahren besteht darin, daſs
                                 										die Fäden durch einen Apparat zwischen besonders gestaltete, mit geradlinigen
                                 										oder krummlinigen Erhöhungen versehene Rahmen gespannt werden, welche gewisse
                                 										bestimmte Theile der Garnfäden bedecken, und daſs diese Rahmen durch eine Presse
                                 										zusammengepreſst werden, so daſs beim nachfolgenden Eintauchen der zu einem
                                 										Packet vereinigten Schutzrahmen mit den Garnen diejenigen Stellen von der Flotte
                                 										nicht beeinfluſst werden, welche von den Erhöhungen der Schutzrahmen gehalten
                                 										sind.
                              Die nach diesem Verfahren chinirten Garne sind fest, schön, vollkommen rein und bewahren
                                 										ihre natürliche Festigkeit und Elasticität, sie färben nicht ab und können allen
                                 										Spinn- und Walkoperationen unterworfen werden, ohne daſs sie sich schwer
                                 										verarbeiten lassen.
                              Die in den Fig.
                                    											12 bis 17 dargestellte und
                                 										durch das D. R. P. Kl. 8 Nr. 49027 vom 20. November 1888 geschützte Maschine von
                                 											Edmond Lepainteur und der Société Grulois und Déprès in Roubaix (Dep. du Nord,
                                 										Frankreich) soll nun die beim Chiniren im Farbbade verwendeten Rahmen
                                 										packetiren. Dieselben sind zu diesem Zweck zu beiden Seiten der Maschine in
                                 										Ständern aufgeschichtet.
                              Beim Bewegen des Balanciers in der einen Richtung zieht derselbe einen Rahmen aus
                                 										dem einen Ständer hervor und befördert denselben auf die Preſsplatte, und
                                 										gleichzeitig legt er auf den darunter befindlichen, schon auf der Preſsplatte
                                 										liegenden Rahmen eine Lage der zu färbenden Fäden, so daſs diese durch den neuen
                                 										Rahmen überdeckt werden. Beim Zurückgehen des Balanciers werden über den zuletzt
                                 										gelegten Rahmen die Fäden gelegt und von dem anderen Ständer der Maschine ein
                                 										Rahmen über diese gezogen. Um das Auflegen des Rahmen zu erleichtern, ist es
                                 										nöthig, daſs die Preſsplatten bei jedem Hin- und Hergang des Balanciers um eine
                                 										gewisse Strecke nach abwärts bewegt werden. Wenn eine genügende Anzahl Rahmen
                                 										mit dazwischen liegenden Auszügen auf einander geschichtet sind, so wird der
                                 										oberste Rahmen durch einen Deckel überdeckt und die Preſsplatte durch eine
                                 										besondere mechanische Vorrichtung in die Höhe bewegt, so daſs die Fäden und
                                 										Rahmen zusammengepreſst werden, und hierauf Preſsplatten und Deckel durch
                                 										Kettenschrauben und ähnliche Vorrichtungen fest mit einander verbunden.
                              Das so gebildete Packet ist jetzt bereit, in das Farbbassin eingelegt zu
                                 										werden.
                              Die einzelnen Theile der Maschine haben folgende Specialeinrichtung:
                              Die Schutzrahmen B dienen dazu, die Theile der zu
                                 										chinirenden Fasern oder Garne gegen die Einwirkung der Farbe im Bad zu schützen.
                                 										Sie sind aus kleinen Leisten von irgend welchem Material zusammengesetzt und
                                 										derart ausgeführt, daſs sie genau die gewünschten Zwischenräume einnehmen und
                                 										behalten, sowie beim Uebereinanderlegen sich genau decken, ohne sich
                                 										durchzubiegen oder sich im Farbebad zu verziehen. Man gibt diesen Leisten
                                 										passende Dimensionen; sie werden auf die gewünschte Entfernung entweder mittels
                                 										kleiner Metallstifte, die an ein Gerippe bildenden Stäben angebracht sind, oder
                                 										durch mit Gewinde versehene Stangen, welche in der gewünschten Entfernung in die
                                 										Leisten eingeschraubt sind, eingestellt.
                              Es kann für diese Leisten Holz jeglicher Art entweder in natürlichem Zustande
                                 										oder nachdem es besonders bearbeitet worden, verwendet werden, welche
                                 										Bearbeitung sich darauf erstrecken muſs, die vorhandene Gerbsäure und das Harz
                                 										zu entfernen, die Leisten zu dichten und ihnen die für ihre Verwendung besseren
                                 										Eigenschaften zu geben. Natürlicher vulkanisirter oder gehärteter Kautschuk, Hartgummi,
                                 										Holz, Carton, Linoleum, Celluloid, dichtes Gewebe oder irgend welche geeignete
                                 										Materialien können für diese Leisten mit Erfolg in Anwendung gebracht
                                 										werden.
                              Man kann die vertieften und erhöhten Stellen der Leisten auch durch Schmieden
                                 										derselben oder Gieſsen von Platten herstellen und die erhöhten Stellen können
                                 										irgend welches beliebige geradlinige oder krummlinige Dessin bilden. Man kann
                                 										auf solche Weise neue Muster für die Industrie erzeugen. An Stelle der in der
                                 										beschriebenen Weise zusammengefügten Leisten kann man auch Blätter benutzen,
                                 										welche Vertiefungen jeglicher Theilung enthalten. Diese Blätter können
                                 										ebensowohl auf mechanischem Wege, als wie durch Formen, und aus jedem beliebigen
                                 										Material, welches den gewünschten Zweck erfüllt, hergerichtet sein. Man kann
                                 										schlieſslich auch durch Wahl runder Leisten Schattirungen (allmähliche
                                 										Farbenübergänge) hervorrufen.
                              Die Gitter oder Ständer für die Schutzrahmen B
                                 										bestehen aus den Ständern C, welche auf dem Tisch
                                 											D des Apparates befestigt und symmetrisch auf
                                 										beiden Seiten der Presse angeordnet sind. Sie haben den Zweck, die Schutzrahmen
                                 										an ihrem Platze zu halten, welche in ihnen in mehr oder weniger groſser Anzahl
                                 										aufgestapelt sind. Den Boden eines jeden Gitters bildet eine Art Schieber, der
                                 										aus zwei Stangen E E, die in eine Nase F mit daran befindlichem Anschlagtheil I auslaufen, gebildet ist. Diese beiden Schieber
                                 										oder beweglichen Böden hängen mit einander zusammen und tragen auf jeder Stange
                                 										eine Coulisse G, in welche Zapfen o an dem Balancier N
                                 										eingreifen. Hierdurch wird ermöglicht, daſs bei jeder Umdrehung ein Rahmen aus
                                 										den Gittern genommen und auf die Platte der Presse P befördert wird. Die Endtheile I halten
                                 										die höher liegenden Rahmen auf ihrem Platze in den Gittern C, während die Schieber E die darunter liegenden hervorziehen.
                              Dies ist in folgender Weise erreicht. Die Endtheile I der Stangen E sind ungefähr doppelt so
                                 										lang, als die Gröſse der Rahmen B beträgt, die
                                 										Nasen F liegen nach einwärts. Der weitere Raum
                                 										zwischen den parallelen Stangen vor den Nasen ist gleich der Breite eines
                                 										Rahmens B, dagegen ist die Entfernung der Endtheile
                                 											I von einander hinter den Nasen F geringer als die Breite des Rahmens.
                              Die Stangen gleiten auf dem Tisch der Maschine beim Bewegen des Balanciers hin
                                 										und her. Wenn nun einer der Schieber aus dem einen mit Rahmen B gefüllten Gitter C
                                 										einen Rahmen B erfaſst und nach der Presse zieht,
                                 										so legen sich die Endtheile I unter den untersten
                                 										Rahmen und verhindern denselben, herabzufallen. Wenn hierauf der Schieber wieder
                                 										zurückgeht, so gleiten die Stangen E unter die
                                 										aufgehäuften Rahmen, und wenn schlieſslich der Schieber so weit wieder
                                 										zurückgegangen ist, daſs die Nasen hinter dem untersten Rahmen liegen, so fällt
                                 										dieser in den Raum zwischen den Stangen E und kann
                                 										auf die beschriebene Weise auf die Presse gefördert werden.
                              
                              Der Balancier zum Einlegen der Rahmen und Vertheilen der Fäden besteht aus zwei
                                 										Metallstangen K K. Er ist mit einem seiner beiden
                                 										Enden auf einer Welle L befestigt, welche in Lagern
                                 										auf den Säulen M ruht. Ungefähr in der Mitte seiner
                                 										Länge besitzt er die Traverse N, welche die beiden
                                 										Balancierstangen mit einander verbindet. Jedes Ende des Balanciers trägt einen
                                 										Zapfen, welcher in die Coulissen G an den Schiebern
                                 										eingreift und ihnen eine hin- Und hergehende Bewegung ertheilt. Die beiden
                                 										senkrechten Coulissen G G tragen ein Theillineal
                                 											O, welches die zu chinirenden Fäden führt und
                                 										gleichmäſsig vertheilt. Bei jeder einfachen Bewegung des Balanciers wird ein
                                 										Auszug der Garne oder auch Vorgespinnste auf die bereits auf der Preſsplatte
                                 										liegenden Rahmen vermittelst der Schieber und ein Rahmen auf den Preſstisch
                                 										befördert. Am Ende der Bewegung der Schieber E wird
                                 										der Tisch der Preſsplatte um die Stärke eines Rahmens nach abwärts bewegt, um
                                 										Platz für einen neuen Rahmen zu schaffen. Zu diesem Zwecke werden abwechselnd
                                 										die beiden Sperrklinken V V aus dem Sperrzahn
                                 										ausgehoben, wodurch der Preſstisch durch Vermittelung der Welle S, der Räder R und der
                                 										Zahnstangen Q infolge seines Eigengewichtes abwärts
                                 										geht; hierbei ist die Kupplung T ausgekuppelt.
                              Der Balancier empfängt seine Bewegung von einer Riemscheibe oder Kurbel. Ein auf
                                 										der schwingenden Welle L befestigter Hebel steht
                                 										durch eine Verbindungsstange mit der Kurbel auf der Antriebswelle in Verbindung
                                 										und ertheilt dem Balancier die erforderliche beschriebene Hin- und
                                 										Herbewegung.
                              Die Presse, deren Tisch zur Aufnahme der Preſsplatte P ausgeschnitten ist, ist in der Mitte der Maschine angeordnet. Die
                                 										bewegliche Preſsplatte P ist an zwei Zahnstangen
                                 											Q montirt, die ihre Bewegung mittels der
                                 										Zahnräder R R auf der Welle S empfangen. Die Welle S geht durch die
                                 										ganze Maschine hindurch. Sie besteht aus zwei Theilen, welche mit einander durch
                                 										die Kuppelung T vereinigt werden, wenn der
                                 										Kuppelungshebel T1
                                 										die beiden Kuppelungshälften vereinigt. Es kann dann die Preſsplatte von den
                                 										Riemscheiben W W1
                                 										aus oder mittels eines Handrades und der Schneckenübersetzung X X1 gehoben und
                                 										können dadurch die Rahmen B mit zwischenliegendem
                                 										Material zusammengedrückt werden. Am anderen Ende trägt die Welle das Sperrad
                                 											U, in welches die beiden Klinken V V1 greifen. Durch
                                 										die Vorrichtung U V V1 wird das Herabgehen der Preſsplatte mit dem zunehmenden Beladen
                                 										derselben mit Schutzrahmen erreicht.
                              Um ein abwechselndes Ausklinken der Sperrklinken V
                                    											V1 aus dem Sperrrad U zu erreichen, besitzt die eine der
                                 										Anschlagstangen I zwei Anschläge, welche zwischen
                                 										den beiden freien Klinkenenden hindurchgehen und diese bei ihrem Bewegen
                                 										abwechselnd aus dem Sperrrad U ausheben, wenn die
                                 										Schieber am Ende ihrer Hubbewegung angelangt sind. Statt der dargestellten
                                 										Preſsvorrichtung (Zahnräder R und Zahnstangen Q) kann auch jede beliebige andere
                                 										Preſsvorrichtung, eine Dampf- oder eine hydraulische Presse in Anwendung
                                 										gebracht werden. Wenn das Aufnahmegefäſs angefüllt ist, so befindet sich die
                                 										Preſsplatte in ihrer tiefsten Lage und der obere Theil des Packetes liegt mit
                                 										dem Maschinentisch in gleicher Ebene. Es wird dann eine zweite Platte auf dem
                                 										Tisch der Maschine befestigt, welche die Oeffnung in dem Tisch oberhalb der
                                 										Rahmen fest verschlieſst, und dann die Kuppelung T
                                 										eingerückt und mittels der Uebersetzung W W1
                                 										X X1 die
                                 										Preſsplatte P in die Höhe bewegt. Hierdurch wird
                                 										das Packet zusammengepreſst. Das Packet wird nun fest zusammengeschnürt, was
                                 										dadurch erfolgt, daſs zwei Deckel von Holz oder Metall, die mit Haken versehen
                                 										sind, über das Packet gelegt und mit einander verbunden werden, oder daſs das
                                 										Packet mit Schnüren, kleinen Ketten oder Drahtseilen zusammengezogen wird.
                              Das Packet ist jetzt fertig, um in das Farbbad eingelegt zu werden; was in der
                                 										erwähnten Weise geschieht. Nach dem Färben wird das Packet in Wasser oder Lauge
                                 										ausgewaschen und sodann aufgemacht, um die gefärbten Faserbänder entfernen und
                                 										trocknen zu können.
                              Statt des abwechselnden Uebereinanderlegens des zu färbenden Materials und der
                                 										Rahmen kann man das erstere auch um einen Rahmen wickeln und diese mit der Hand
                                 										in den Aufnahmeraum einlegen und darüber einen leeren Rahmen legen oder aber man
                                 										kann die umwickelten Rahmen auf der einen Seite, die nicht umwickelten auf der
                                 										anderen Seite der Maschine anordnen. Wenn man dann dem Balancier die hin- und
                                 										hergehende Bewegung ertheilt, so ergibt sich, daſs abwechselnd ein umwickelter
                                 										und ein nicht umwickelter Rahmen über einander gelegt werden.
                              Zu denjenigen Färbmaschinen, bei welchen das Material nicht nur in die Flotte
                                 										eingesenkt, sondern in derselben gleichzeitig noch bewegt wird, gehören in
                                 										erster Linie diejenigen, bei denen das Garn in Form von Strähnen über in einem
                                 										Rahmen geeignet angeordnete Träger gespannt und mit diesen einer Schwingbewegung
                                 										unterworfen wird. Die hierher zu rechnenden Einrichtungen haben in constructiver
                                 										Hinsicht eine vielseitige Ausbildung erfahren und sollen nur einige derselben
                                 										einer näheren Betrachtung unterzogen werden.
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
