| Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 228 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Bierbrauerei.
                        Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           Fernthermometer zur Messung der Temperatur in Malzdarren
                              									von Franz Schwackhöfer (Allgemeine Brauer- und
                                 										Hopfenzeitung, 1890 Bd. 30 S. 216). Der patentirte Apparat besteht aus
                              									mehreren an den Unterflächen der Malzdarrhorden zu befestigenden metallenen
                              									Hohlkörpern, welche durch ein enges Bleirohr mit einander und mit einem Manometer
                              									verbunden sind. Das Letztere dient dazu aus der Spannung der eingeschlossenen Luft
                              									die Temperatur zu bestimmen. Der neue Apparat ermöglicht die Temperatur der Blech-
                              									oder Drahtgeflechthorden, welche oft um 10° höher als die Lufttemperatur über dem
                              									Darrmalz ist, zu messen. Auſserdem zeigt der Apparat die Mitteltemperatur der ganzen
                              									Horde an, was sehr wesentlich ist, da selbst bei den besten Heizanlagen an
                              									verschiedenen Punkten der Darren Temperaturdifferenzen von 10 bis 20° vorkommen
                              									können. Der Apparat ermöglicht auch das direkte Ablesen der Temperaturen am
                              									Heizerstande.
                           Elektrische Erscheinungen in der Malzputzerei (Wochenschrift
                                 										für Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 184, nach einem österreichischen
                              									Fachzeitschriften entnommenen Berichte des Leiters der Malzfabrik in Namiescht bei
                              									Olmütz). Das Malz hatte einen ziemlich weiten Weg zur und von der Putzmaschine
                              									mittels Schnecken zurückzulegen, bevor es an seinen Bestimmungsort im Malzmagazine
                              									gelangte. Das Malz ging in ein Magazin, welches ganz dunkel war. Da das Lokal schon
                              									ziemlich voll war und das einlaufende Malz bereits bis an das Auslaufrohr
                              									hinaufreichte, so muſste eine Arbeiterin das Malz mit der Schaufel nach allen Seiten
                              									aus einander werfen. Nach einiger Zeit erklärte die Frau die Arbeit nicht mehr
                              									fortsetzen zu wollen, weil sie von unsichtbarer Hand einen wuchtigen Schlag auf den
                              									Kopf erhalten habe. Als man sich hierauf in den Keller begab, um der Sache auf den
                              									Grund zu gehen, bot sich den Betheiligten folgendes interessante elektrische
                              									Schauspiel dar:
                           Wurden die Hände in das herablaufende warme Malz gesteckt und wieder herausgezogen,
                              									so sprühten alle Finger elektrische Funken und brachte man die Fingerspitzen oder
                              									besser den Knöchel des Zeigefingers, ähnlich wie an den Conductor einer in
                              									Thätigkeit befindlichen Elektrisirmaschine, nahe an die verstaubte Rohrdecke des
                              									Lokals oder tupfte man dieselbe, so bemerkte man in Folge dieser Berührung ein
                              									ziemlich groſses, weiſses Flämmchen, vernahm ein laut hörbares Knistern und
                              									verspürte nicht nur in dem Zeigefinger, sondern in der ganzen Hand einen Ruck oder
                              									Schlag ganz ähnlich wie bei einer Elektrisirmaschine.
                           
                           Auch bei dem Auseinanderwerfen des Malzes mit der Schaufel wurden förmlich leuchtende
                              									Blitze beobachtet, und stellte man sich in dem Malz gerade und berührte mit dem Kopf
                              									die Rohrdecke, dann bekam man einen wuchtigen Hieb auf den Kopf, den man zugleich im
                              									ganzen Körper spürte. Ein mit der Arbeit des Malzschaufelns beauftragter junger
                              									Arbeiter beklagte sich ebenfalls über die zu gewissen Zeiten erhaltenen Stöſse und
                              									Rucke.
                           Der Berichterstatter führt diese Erscheinung auf die Reibung des warmen Malzes in der
                              									langen Schnecke und mehr noch in dem sehr schnell rotirenden Entkeimer der
                              									Malzputzmaschine zurück.
                           Im abgekühlten Malze war nichts mehr zu beobachten.
                           Zum Schlusse wird die Frage aufgeworfen, ob nicht vielleicht ein Theil der
                              									Mehlstaubexplosionen ebenfalls auf Elektricitätserscheinungen beruhen.
                           Zur Chemie des Blattkeims der Gerste von J. E. Siebel (Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung,
                              									1890 Bd. 30 S. 463, nach einer Originalmittheilung von der Versuchsstation für
                              									Gährungsgewerbe in Chicago). In von einer Malzreinigungsmaschine ausgeworfenem
                              									Putzstaube fanden sich zahlreiche Blattkeime und es gelang hiervon eine zur Analyse
                              									ausreichende Menge abzusondern. Die Blattkeime hatten eine Länge von ¾ des Malzes
                              									und ihre Menge lieſs sich dem Gewichte nach auf 3,8 Proc. des Malzes bestimmen. Die
                              									Analyse der wasserfreien Substanz ergab:
                           
                              
                                 Kohlenhydrate
                                 60,12
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Eiweiſsstoffe
                                 29,26
                                 „
                                 
                              
                                 Rohfaser
                                 2,91
                                 „
                                 
                              
                                 Fett (Aetherauszug)
                                 2,76
                                 „
                                 
                              
                                 Asche
                                 4,95
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 Proc.
                                 
                              
                           Da ein groſser Theil dieser Substanzen sich in Wasser löslich erwies, welche Lösung
                              									einen intensiv süſs-bitteren Geschmack hatte, so wurde eine weitere Analyse
                              									vorgenommen, um die näheren Bestandtheile zu bestimmen.
                           Es ergab sich in 100 Th. der wasserfreien Blattkeime:
                           
                              
                                 Fett (in Aether löslich)
                                 
                                    2,76
                                    
                                 
                              
                                   „   (in Wasser löslich)
                                 
                                    47,40
                                    
                                 
                              
                                 Bitter- und andere Extractivstoffe
                                 1,48
                                 
                              
                                 Albumin und LeguminPeptoneAmide u.s.w.
                                 2,211,026,38
                                 
                              
                                 InvertzuckerRohrzucker und ähnliche Substanzen
                                 2,3331,79
                                 
                              
                                 Asche
                                 2,19
                                 
                              
                                 
                                    In Wasser und Aether
                                       											unlöslich
                                    
                                 
                                    49,84
                                    
                                 
                              
                                 Kohlenhydrate
                                 24,52
                                 
                              
                                 Eiweiſsstoffe
                                 19,65
                                 
                              
                                 Rohfaser
                                 2,91
                                 
                              
                           Werden die gepulverten Blattkeime bei einer Temperatur von 60 bis 65° mit Wasser etwa eine
                              									Stunde lang ausgezogen, so gehen über 60 Proc. der Trockensubstanz in Lösung. Diese
                              									Lösung besitzt auſserdem noch bedeutende diastatische Wirkung. Daher ist ein Verlust
                              									der Blattkeime durch Malzputzmaschinen möglichst zu vermeiden.
                           Besonderes Interesse beansprucht nach Siebel das
                              									Vorkommen von Rohrzucker.
                           Solche Substanzen sind, so viel Siebel bekannt, bis
                              									jetzt im Malze nicht in namhafter Menge entdeckt worden (das Vorkommen von
                              									Rohrzucker im Malze wurde schon von Kühnemann, Berichte der
                                 										deutschen chemischen Gesellschaft, 1875 Bd. 8 S. 202. 387, nachgewiesen,
                              									dann von Kjeldahl, Brown und Heron u. A bestätigt. O. Sullivan, 1887 266 604,
                              									fand 4,5 Proc. Rohrzucker im Malze. D. Ref.) und deren Vorhandensein in den
                              									Blattkeimen scheine anzudeuten, daſs die diastatische Eigenschaft des Malzes während
                              									des Keimungsprozesses andere und von den bislang bekannten Kräften verschiedene
                              									entwickelt.
                           Ob nun der vorhandene Invertzucker durch Zersetzung des Rohrzuckers entstanden, oder
                              									ob derselbe ein Uebergangsstadium zur Bildung des letzteren ist, darüber lassen sich
                              									vorläufig nur Vermuthungen aufstellen. Die Annahme jedoch, daſs der Rohrzucker als
                              									Uebergangsstadium zur Bildung unlöslicher Kohlenhydrate anzusehen ist, scheint viel
                              									für sich zu haben. Daſs der Zucker während der Keimung und nicht etwa nach derselben
                              									aus anderen Kohlenhydraten entstanden, wurde durch direkte Versuche an wachsender
                              									Gerste gezeigt. In diesem Falle erscheint der Rohrzucker nicht ein Product der
                              									progressiven Metamorphose zu sein, welche auf der eigenthümlichen Thätigkeit des
                              									Chlorophylls beruht und welche zu ihrer Entwickelung des Sonnenlichts bedarf.
                           Für die Isolirung des Rohrzuckers wurden die Blattkeime mit Aether, dann mit Alkohol
                              									ausgezogen und nachher mit absolutem Alkohol ausgekocht.
                           Ueber die Anwendung des Patentfarbmalzes für vollmundige
                                 										Biere berichtet Otto Reinke (Wochenschrift für
                                 										Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 122). Durch Erhitzen von angefeuchtetem Darrmalz
                              									oder Grünmalz auf 55 bis 60° und weiteres Abdarren bei ungefähr 120° in geeigneten
                              									Darren gelingt es, den Zuckergehalt im Malze zu steigern und beim Abdarren ein
                              									Farbmalz zu erhalten, welches eine bräunlich gelbe Schale, sowie einen dichten,
                              									glänzenden, braunen bis dunkelbraunen Kern hat von süſsem, aromatischem, nicht
                              									brenzlichem Geschmacke. Obgleich die Färbekraft dieses Malzes dem des gewöhnlichen
                              									Farbmalzes nachsteht, so ist es seines angenehmen Geschmackes wegen doch stark in
                              									Aufnahme gekommen.
                           Die Analyse eines Patentfarbmalzes ergab:
                           
                           
                              
                                 
                                 Direkt gemaischt1
                                 mit Diastase gemaischt
                                 
                              
                                 Wasser
                                   6,55
                                 Proc.
                                 –
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Extract im Malz
                                 44,70
                                 „
                                 66,60
                                 „
                                 
                              
                                 Extract in der Trockensubstanz
                                 47,72
                                 „
                                 71,10
                                 „
                                 
                              
                                 Maltose im Extract
                                 47,62
                                 „
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 Maltose zu Nicht-Maltose
                                 1 : 1,10
                                 „
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 Gemaischt bei 70° C.
                                 1 Stunde
                                 1 Stunde
                                 
                              
                           1 Das Malz enthält natürlich keine wirksame
                              									Diastase mehr.
                           Nach Reinke gab die Verarbeitung solchen
                              									Patentfarbmalzes, welches neben Maltose, caramelisirter Maltose und c. Dextrin auch
                              									noch Stärke enthält (in einem Falle wurden von mir ungefähr 14,6 Proc. Stärke
                              									gefunden. D. Ref.), wiederholt Veranlassung zu Kleistertrübungen. Reinke empfiehlt daher Vorsicht bei seiner Verwendung.
                              									Man sorge dafür, daſs die Dickmaischen so dick wie möglich in die Pfanne gelangen
                              									und schwänze nicht über 80° C. an.
                           Ueber die Verwendung von Reis zum Bierbrauen macht Windisch Mittheilungen in der Wochenschrift für Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 123. In Deutschland wird zur
                              									Zeit zwar wenig Reis verarbeitet in den Brauereien (in Bayern ist die Verwendung
                              									desselben durch das Malzaufschlaggesetz überhaupt ausgeschlossen. D. Ref.), doch
                              									bietet die Technik des Reisbrauverfahrens insofern Interessantes und Schwieriges,
                              									als es sich um die Vermaischung von Stärke handelt, welche den gewöhnlichen
                              									Mälzungs- und Darrprozeſs nicht durchgemacht hat.
                           Ein Centner Reis ersetzt im Durchschnitte 115 bis 120 Pfund Malz, die Reisstärke
                              									wird, wie aus Untersuchungen des Referenten hervorgeht, bei den üblichen
                              									Maischtemperaturen von der Diastase in verhältniſsmäſsig geringem Grade umgewandelt.
                              									Will man die Reisstärke möglichst glatt und vollkommen in Zucker und Dextrin
                              									überführen, so muſs man sie der Diastase in verkleistertem Zustande darbieten. Zur
                              									Reisverarbeitung eignet sich am besten das Dickmaischverfahren.
                           Nachstehend folgen einige in der Praxis erprobte Sudverfahren:
                           I. Der mit Wasser gut durchmischte Braureis wird in der Pfanne zur besseren
                              									Verflüssigung mit etwas Malzschrot langsam aufgewärmt, schlieſslich zum Kochen
                              									erhitzt und verkleistert. Der wässerige Stärkekleister dient alsdann als
                              									Zubrühflüssigkeit, mit welcher die Malzmaische im Bottich auf 35° C. aufgebrüht
                              									wird. Das weitere Arbeiten wird wie beim gewöhnlichen Dickmaischverfahren
                              									gehandhabt.
                           II. Bei Verwendung von nicht allzu viel Reis wird mit Erfolg so gearbeitet, daſs der
                              									Reis zur ersten Dickmaische bei 70 bis 75° C. gestreut wird, bei dieser Temperatur
                              									wird 20 Minuten bis ½ Stunde gehalten, dann zum Kochen erhitzt und wie gewöhnlich
                              									weiter verfahren. Ein Zusatz von Reis zur zweiten Dickmaische ist weniger zu
                              									empfehlen, bei der Verarbeitung gröſserer Mengen Reis jedoch nicht zu umgehen.
                           Das Zustreuen des Reises muſs mit Vorsicht geschehen, um Klumpen-Bildung zu verhüten.
                              									Will man ganz vorsichtig arbeiten, dann kann man den Reisgries in einem kleinen Bottich vorher mit
                              									warmem Wasser oder mit warmer Dünnmaische aus der Pfanne gleichmäſsig durcharbeiten
                              									und diese Reismaische alsdann in mäſsigem Strahl der Dickmaische bei 70 bis 75° C.
                              									zulaufen lassen. Die Auflösung erfolgt sehr rasch.
                           III. Beim Arbeiten nach dem Kesselmaischverfahren teige man den vorher verkleisterten
                              									Reis mit Malzschrot ein und arbeite wie gewöhnlich, nur halte man noch etwas länger
                              									bei der Verzuckerungstemperatur. Man bezieht den Reis von den Fabriken in
                              									braufertiger Form.
                           Im Handel kommt präparirter Braureis vor, der sich indessen von dem gewöhnlichen
                              									Braureis nur durch seinen höheren Preis unterscheidet.
                           Die zum Maischen verwendeten Mengen Reis sind sehr verschieden. Es gibt Brauereien,
                              									welche zu Lagerbier 1/12 des Gesammtmaischgutes Reis nehmen, wieder andere (ausländische)
                              									verwenden zur Herstellung sehr heller, weiniger Biere bis zu 30 Proc. Reis; Lintner sen. empfiehlt in seinem Lehrbuche für
                              									Reisgerstenmalzbier das Verhältniſs von 1 : 7 (auf 7 Centner Malz 1 Centner
                              									Reis).
                           Für die zuckerreicheren Reiswürzen empfiehlt es sich 25 Proc. Hopfen für 1 Centner
                              									Reis mehr zu nehmen als für 1 Centner Malz.
                           Reisbiere vergähren gerne hoch. Man führe daher die Gährung kalt, fasse zeitig und
                              									lagere kalt.
                           In Reiswürzen soll die Hefe rascher degeneriren und daher öfter gewechselt werden
                              									müssen, welchen Umstand man durch den geringeren Gehalt der Reiswürzen an
                              									Hefenährstoffen zu erklären sucht.
                           Windisch erwähnt schlieſslich, daſs in dem Laboratorium
                              									der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin
                              									seiner Zeit eine Hefe reingezüchtet wurde, welche merkwürdiger Weise in Reiswürzen
                              									regelmäſsig 12mal geht, während die meisten anderen Hefen schon nach 6maligem
                              									Gebrauche gewechselt werden müssen.
                           Analysen von Weizenmalzen veröffentlicht W. Windisch in der Wochenschrift für Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 221.
                           Die Behandlung der Würze mittels der Centrifuge von Alfred Jörgensen (Zeitschrift für das gesammte
                                 										Brauwesen, 1890 Bd. 13 S. 50 und 74). In einer vorläufigen Mittheilung
                              									macht Jörgensen auf die der Firma Burmeister
                                    											und Wain in Kopenhagen patentirte Centrifuge für Brauereizwecke aufmerksam
                              										(D. R. P. Nr. 49244 vom 25. December 1888).
                           Die Centrifuge ist luftdicht geschlossen und steht mit der äuſseren Luft nur mittels
                              									eines Luftfilters in Verbindung. Durch ein Rohr wird die Würze in die schnell
                              									rotirende Lauftrommel geleitet, in welcher die schwebenden Stoffe an der Peripherie
                              									des Cylinders abgesetzt werden. Durch eine zweite Röhre wird die gereinigte und
                              									gelüftete Würze in den Kühlapparat geleitet.
                           Die Lüftung geht theils im Cylinder vor sich, hauptsächlich aber, wenn die Würze in die
                              									Ablaufröhre eingeschleudert wird. Die Würze füllt nämlich nicht die Mündung der
                              									Röhre, sondern es entsteht durch die ungeheure Schnelligkeit in dem nicht gefüllten
                              									Theile eine Leere: durch diese wird die Luft eingesaugt, die in mechanischer
                              									Mischung während des ganzen Abkühlungsvorganges der Würze folgt, wodurch diese das
                              									nöthige Quantum von chemisch und mechanisch gebundenem Sauerstoffe aufnimmt.
                           Da die Centrifuge die Luft nur durch das Luftfilter zuführen kann, so folgt daraus,
                              									daſs die durch Kochen steril gewordene Würze auch steril in den Gährkeller kommen
                              									muſs, was Jörgensen auch in der That durch genaue
                              									Versuche in seinem Laboratorium nachgewiesen hat. Man kann also nach Versuchen in
                              									den Brauereien Alderso-Kopenhagen, Bjurholm-Stockholm und Ny-Carlsberg-Kopenhagen die ganze Würzemenge ohne
                                 										Verwendung von Trubsäcken absolut steril in den Gährkeller bringen, ein
                              									Vortheil, der durch den Velten'schen Apparat nicht
                              									möglich ist.
                           Mittels dieses Apparates kann die Würze bei beliebiger Temperatur einer besonders
                              									intensiven Lüftung unterworfen werden. Unter schwierigen Klärungsverhältnissen
                              									konnte im Groſsen durch eine kräftige Lüftung der heiſsen Würze in der Centrifuge
                              									eine normale Gährung erreicht werden. Der Verlauf der Gährung war in der
                              									centrifugirten Würze viel gleichmäſsiger, auch trat die Gährung schneller auf und
                              									verlief die erste Periode der Hauptgährung kräftiger als in der nicht
                              									centrifugirten. Nach Jörgensen kann man mit diesem
                              									System die Würze nicht nur steril in die Gährbottiche bringen, sondern auch die
                              									Zusammensetzung der Würze innerhalb gewisser Grenzen und dadurch auch die Klärung
                              									und den Vergährungsgrad beeinflussen.
                           Geschmack und Haltbarkeit des gelagerten Bieres lieſsen nichts zu wünschen übrig.
                           Als weitere Vortheile dieses Systems werden hervorgehoben, daſs die Apparate sehr
                              									wenig Platz einnehmen, so daſs sie also auch in jeder kleineren Brauerei aufgestellt
                              									werden können und daſs die Centrifuge zugleich als Würze- und Luftpumpe functionirt.
                              									Das durch die heftige Bewegung der Würze bewirkte starke Schäumen, mit welchem man
                              									längere Zeit hindurch zu kämpfen hatte, ist mittels einer einfachen Anordnung nun
                              									beseitigt.
                           In einem zweiten Aufsatze (S. 73) behandelt Jörgensen
                              									zunächst die Frage, ob bei hoher oder niedriger Temperatur gelüftet werden soll. Aus
                              									seinen Versuchen geht nun hervor:
                           1) daſs eine starke Lüftung bei hohen Temperaturen (80
                              									bis 90°) eine schnellere Klärung und einen stärkeren Glanz des vergohrenen Bieres
                              									gab, als eine ebenso intensive Lüftung der gekühlten (10 bis 20°) Würze unter sonst
                              									gleichen Umständen und mit Verwendung derselben Heferasse in absoluter Reinkultur;
                              										2) daſs die warm
                              									gelüftete Würze in den ersten Stadien der Gährung eine kräftigere Gährung zeigte als
                              									die kalt gelüftete, daſs aber die schlieſsliche Attenuation dieselbe war, und
                           3) daſs die an den Seiten der Versuchskolben abgelagerte Masse von Hefezellen und
                              									Abscheidungen, in Wasser aufgeschlemmt von den Kolben mit warm gelüfteter Würze
                              									stammend sich schnell und vollständig zu Boden setzte, von den Kolben mit kalt
                              									gelüfteter Würze stammend dagegen nur langsam und unvollständig.
                           Ueber Sterilisation der Würze in der Pfanne (Wochenschrift
                                 										für Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 203. Allgemeine Brauer-
                                 										und Hopfenzeitung, 1890 Bd. 30 S. 428) nach einem Vortrage von Harris Morris aus „Transactions of the Laboratory Club“.
                           Zweifellos gelangen eine Menge Bakterien, welche den Maischprozeſs überlebt haben,
                              									mit der Würze in die Pfanne. Diese Bakterien rühren hauptsächlich vom Malze her, dem
                              									sie äuſserlich in sehr groſser Anzahl anhaften; auch durch das Wasser gelangen
                              									Bakterien in die Würze, doch sind die Wasserbakterien bezüglich ihrer
                              									Widerstandsfähigkeit gegen höhere Temperaturen gar nicht zu vergleichen mit den
                              									ausgetrockneten Organismen des Malzes; letztere sind ungleich
                              									widerstandsfähiger.
                           In Anbetracht der Verhältnisse in der Würzepfanne behandelt Morris den Einfluſs 1) der Temperatur und der Dauer des Kochens, 2) der
                              									vorhandenen Säuremenge, 3) der Hopfengabe.
                           Bezüglich der Temperatur fand Morris, daſs dieselbe
                              									höher liegt als die des kochenden Wassers, nämlich bei 101 bis 102° C. Natürlich
                              									hängt dieselbe ab von der Concentration der Würze, der Tiefe der Pfanne und etwas
                              									auch vom Barometerstand. Als durchschnittliche Kochdauer der Würze wurden 2½ Stunden
                              									angenommen.
                           Nach den bisherigen Erfahrungen und Untersuchungen von Tyndall, Brefeld, Fitz u.a. konnte angenommen werden, daſs schon in
                              									Anbetracht der Temperatur und Kochdauer beim Würzekochen alle Keime zerstört werden.
                              									Unterstützt wird die Sterilisirung der Würze beim Kochen noch wesentlich durch die
                              									Anwesenheit von Säure und Hopfenbestandtheilen.
                           Im Folgenden sind einige Säurebestimmungen in ungehopften und gehopften Würzen
                              									angeführt:
                           
                              
                                 
                                 s. G.
                                 Säure als Milchsäure
                                 
                              
                                 Würze vom Maischbottich
                                 1,0775
                                 0,0724
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Dieselbe Würze gehopft aus der Pfanne
                                 1,09015
                                 0,1317
                                 „
                                 
                              
                                 Würze vom Maischbottich
                                 1,0786
                                 0,0730
                                 „
                                 
                              
                                 Dieselbe Würze gehopft aus der Pfanne
                                 1,0931
                                 0,1338
                                 „
                                 
                              
                                 Erste Pfannenwürze (gehopft)
                                 1,09305
                                 0,1450
                                 „
                                 
                              
                                 Zweite        „                    „
                                 1,05188
                                 0,0991
                                 „
                                 
                              
                           Bezüglich der sehr sorgfältig ausgeführten Versuche von Morris müssen wir uns hier mit dem Hinweise begnügen. Dieselben führten zu
                              									dem Ergebnisse:
                           
                           1) Die Würze, sowie sie den Maischbottich verläſst, enthält stets entwicklungsfähige
                              									Keime; dies ist selbst bei gesundem, hoch abgedarrtem Malze der Fall.
                           2) Die Würzen werden in der Pfanne vollkommen sterilisirt und zwar in viel kürzerer
                              									Zeit als die Würzen gewöhnlich gekocht werden.
                           3) Myriaden von Luftorganismen werden während des Verweilens auf der Kühle in die
                              									Würze ausgesäet.
                           Die bakteriologische Prüfung des Wassers hält Morris in
                              									den meisten Fällen, die des Malzes stets für zwecklos. Alle Malze enthalten auf
                              									ihrer Oberfläche Keime, welche die Maischtemperatur überstehen.
                           Inficirt kann die Würze werden durch die Anstellhefe oder durch die Luft. Morris unternahm in zwei Brauereien Luftanalysen auf
                              									den Kühlschiffen und bestimmte ferner die Anzahl Keime, die in die Würzen gelangten
                              									und die Anzahl derjenigen Keime, welche in einem bestimmten Quantum Würze einmal
                              									gemischt mit 5 Proc. sterilisirter Gelatine und einmal mit 5 Proc.
                              									Fleischsaftgelatine nach 3 Tagen sich entwicklungsfähig zeigten.
                           Morris fand in 1 Barrel 163,548 bis 1406,513 Millionen
                              									entwicklungsfähige Keime, in Würzegelatine und in Fleischsaft noch mehr. Das sind
                              									enorme Zahlen; doch sind sie gering im Vergleiche zu der Menge Hefezellen, welche
                              									beim Anstellen der Würze zugegeben wird. Mit jedem Pfund Hefe gibt man ungefähr
                              									724800 Millionen Zellen in den Bottich. Von einer systematischen bakteriologischen
                              									Untersuchung der Würzen, wenn sie in die Gährbottiche ablaufen, verspricht sich Morris werthvolle Aufschlüsse.
                           Unter dem Titel „Sarcina im Biere ohne irgend eine
                                    											Krankheitserscheinung“ beschreibt Anton
                                 										Petersen (Gamle, Carlsberg) in der Zeitschrift für
                                 										das gesammte Brauwesen, 1890 Bd. 13 S. 1, einen Fall, in welchem eine
                              									Sarcinaart, die fast immer in Reinkultur mit kräftiger Vegetation im Biere auftritt,
                              									keine Krankheit hervorrief. Das Bier zeichnet sich immer durch einen guten Geschmack
                              									und Geruch aus, es hält sich klar, und erst nach langer Ruhe bildet es einen
                              									Bodensatz.
                           Petersen vermuthet, daſs die sogen.
                              										„Sarcinatrübung“ nicht von Sarcinaarten, sondern von anderen Organismen,
                              									die sie begleiten, hervorgerufen sein mag und sieht sich in dieser Ansicht bestärkt
                              									dadurch, daſs er in einem Biere neben den von ihm aufgefundenen unschädlichen
                              									Sarcinabakterien eine groſse Menge sehr langer und dünner Stäbchen fand. Dieses Bier
                              									wurde in ziemlich kurzer Zeit trübe und bekam einen bitteren Geschmack. Hier waren
                              									es also die neben der Sarcina vorkommenden Organismen, welche die Krankheit
                              									hervorriefen.
                           Petersen hebt schlieſslich hervor, daſs seine
                              									Untersuchungen die Unmöglichkeit einer Sarcinakrankheit im Biere nicht beweisen. Sie
                              									sollen nur zeigen, wie Vegetationen von Sarcinen unter Umständen be- schuldigt werden können,
                              									Krankheiten hervorzurufen, obwohl sie keine Schuld daran haben.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)