| Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Autor: | C. J. Lintner | 
| Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 272 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Bierbrauerei.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 228 d.
                           								Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           P. Lindner berichtet in der Wochenschrift für Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 161, über neue von F. Goldiner ausgeführte Versuche zur Beantwortung der
                              									Frage, ob „Sarcina im untergährigen Biere
                                    											Krankheitserscheinungen hervorruft oder nicht.“ Zu den Versuchen
                              									wurden benutzt 1) eine Reinkultur eines Pediococcus aus einem untergährigen Biere
                              									einer schlesischen Brauerei; 2) eine Reinkultur eines Pediococcus aus einem
                              									Stockholmer untergährigen Biere; 3) eine Reinkultur des Pediococcus acidi lactici.
                              									Mit diesen Organismen wurde sterilisirte und gehopfte Bierwürze von 12,28° Ball.
                              									inficirt und mit abgepreſster reingezüchteter Hefe angestellt in Flaschen unter
                              									Schwefelsäureverschluſs. Die Gährtemperatur war 4 bis 8° R., bei einer Probe 24° R.
                              									Bezüglich der Einzelheiten in der Versuchsanstellung und der in einer ausführlichen
                              									Tabelle niedergelegten Resultate müssen wir auf die Originalarbeit verweisen. Hier
                              									mögen die wichtigsten Wahrnehmungen folgen:
                           Während der Hauptgährung zeigten sich die geimpften Flaschen immer eine Spur trüber
                              									und gleichzeitig heller von Farbe als die ungeimpften. Beim Abfüllen der Biere auf
                              									kleine Flaschen (nach etwa 4 Wochen) waren sie sämmtlich blank; das nicht geimpfte
                              									und ein Dur mit einem Tropfen geimpftes konnte als feurig-blank bezeichnet werden. Nach etwa 4
                              									wöchentlichem Stehen erwiesen sich die im Eisschranke aufbewahrten noch blank, von
                              									den im Zimmer gestandenen waren die beiden bereits erwähnten blank, die Mehrzahl der
                              									übrigen trübe. Am 7. Juni, nachdem sämmtliche Fläschchen vom 20. Mai ab im Zimmer
                              									gestanden, traten die Unterschiede noch schärfer hervor.
                           In sämmtlichen geimpften Bieren mit Ausnahme der Impfung mit Pediococcus acidi
                              									lactici war ein staubiger Bodensatz und damit ein Schleier im Biere aufgetreten. Im
                              									Verlauf der Wochen und Monate wurden auch die schleierigen Biere allmählich wieder
                              									blank, indem sich die Zellen zu Boden setzten. Es genügte dann allerdings ein
                              									schwaches Schütteln, um den schleierigen Zustand wieder hervorzurufen. Derselbe
                              									hielt dann auch längere Zeit wieder an. Im Vergleiche zu dem feurig-blanken nicht
                              									geimpften Biere sahen jene auffallend heller bezieh. entfärbt aus.
                           In einigen zur mikroskopischen Untersuchung entnommenen Proben von den schleierig
                              									gewordenen Bieren wurden nur die Zellen von Pediococcus vorgefunden.
                           Auffällig erschien, daſs in allen geimpften Flaschen im Bodensatze beträchtlich mehr
                              									hopfenharzähnliche Ausscheidungen gefunden wurden als in dem des nicht geimpften
                              									Bieres.
                           Die beim Oeffnen der Flaschen vorgenommene Geschmacksprüfung hat einen deutlichen
                              									Unterschied bei dem nicht geimpften und dem geimpften (Nr. 2) ergeben. Ersteres
                              									schmeckte alt, Porter ähnlich, sonst aber ganz gut und rein, Nr. 2 dagegen sehr
                              									unangenehm, der Geruch war derart, wie man ihn sehr häufig bei Sarcinabieren
                              									antrifft. Säurebestimmungen in den Bieren gaben keinen Anhalt.
                           In Bezug auf Auftreten des Geruchs und Geschmacks in einem durch zahllose
                              									Sarcinazellen trüb gewordenen Biere weist Lindner auf
                              									die Möglichkeit hin, daſs in einem solchen Biere eine erhöhte Lichteinwirkung
                              									stattfinde, da die kleinen Zellen bezieh. Zellentäfelchen das Licht beständig nach
                              									allen Richtungen hin reflectiren (diese Eigenschaft der Sarcinazellen dürfte
                              									insofern kaum eine Rolle spielen, als das Bier auſser im Trinkglase nicht in
                              									nennenswerthem Grade mit dem Lichte in Berührung kommt. D. Ref.).
                           Wenn auch von einer eigentlichen Lösung der Sarcinafrage noch lange nicht die Rede
                              									sein kann, so ist doch als sicher anzunehmen daſs Sarcinaorganismen
                              									Krankheitserscheinungen im Biere hervorrufen können.
                           Ueber die Conservirung gegohrener Getränke durch
                                 										Elektricität von Dr. Georg Foth (Wochenschrift für
                                 										Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 51). In einer umfassenden Abhandlung schildert Foth eingehend die Versuche, welche er über die
                              									Einwirkung der Elektricität auf gegohrene Getränke behufs deren Conservirung
                              									ausgeführt. Wenn dieselben auch nicht zu einem praktisch verwerthbaren Ergebnisse
                              									führten, so sind sie doch wegen ihrer exacten und streng wissenschaftlichen Durchführung wichtig und
                              									interessant. Bezüglich der Versuchsanstellung auf das Original verweisend, theilen
                              									wir hier die Ergebnisse mit, wie dieselben Foth kurz
                              									zusammenfaſst:
                           1) Elektrische Wechselströme, welche durch eine Flüssigkeit geleitet diese nicht
                              									zersetzen, vermögen darin suspendirte Hefe nicht zu tödten. Der elektrische Strom
                              									übt daher als solcher auf Hefe einen schädlichen Einfluſs nicht aus.
                           2) Ein solcher wird erst ausgeübt, wenn die Flüssigkeit, in welcher die Hefe
                              									suspendirt ist, durch den elektrischen Strom zersetzt wird.
                           3) Das in letzterem Falle auftretende Ozon ist, wenn nicht die alleinige Ursache, so
                              									doch eine der hauptsächlichen, durch welche die Tödtung der Hefe bewirkt wird.
                           4) Es kann daher der elektrische Strom nicht dazu dienen, die Hefe in gegohrenen
                              									Flüssigkeiten zu tödten, sofern deren chemische Beschaffenheit dieselbe bleiben
                              									soll. Die Elektricität kann daher zur Conservirung gegohrener Getränke, wie Bier,
                              									nicht dienen, falls nicht
                           5) nur ein Erwärmen mittels elektrischer Wechselströme auf höhere Temperatur, also
                              									ein Pasteurisiren, beabsichtigt ist.
                           Ueber den Kuhn'schen Pasteurisirapparat (vgl. 1890 275 287) theilt
                              										Fr. Chodounsky im Böhmischen Bierbrauer (vgl. Wochenschrift für
                                 										Brauerei, 1890 Bd. 7 S. 81. Allgemeine Brauer- und
                                 										Hopfenzeitung, 1890 Bd. 30 S. 226) seine bis jetzt gemachten Erfahrungen
                              									mit. Chodounsky arbeitet mit einem Kuhn'schen Apparate, der sich von dem ursprünglichen
                              									insofern unterscheidet, als in dem inneren, kupfernen Cylinder auf 12hl Bier eine doppelte Rohrspirale (Schlange)
                              									angebracht ist. Bei der ersten Pasteurisirung, welche in Anwesenheit des Herrn Kuhn vorgenommen wurde, wurden einige unwesentliche
                              									Aenderungen an dem Apparate gemacht; jetzt arbeitet derselbe zur vollen
                              									Zufriedenheit, wie die Versuchsansteller bei Faſsbieren, die nach Spanien, Korsika,
                              									Tunis u.s.w. gingen, feststellten. Nach Chodounsky hat
                              									die Art des Pasteurisirens gar keinen Einfluſs auf die Zusammensetzung und fast
                              									keinen auf den Geschmack des Bieres.
                           Zur Erwärmung der nöthigen Wassermenge – beiläufig 40 bis 45hl auf 12hl Bier
                              									– benutzt Chodounsky den Retourdampf.
                           Die Temperatur des Wassers betrug ursprünglich 80°; jetzt genügt eine solche von
                              									75°.
                           Die ganze Pasteurisirung dauert rund 2 Stunden:
                           Die Erwärmung 19 Minuten, das eigentliche Pasteurisiren 25 Minuten, das Abkühlen mit
                              									Wasser 20 Minuten, die Abkühlung mit Kühlflüssigkeit 25 Minuten. Hierzu kommt noch
                              									das Füllen der Apparate, so daſs die ganze Prozedur vom Füllen bis zum Abziehen des
                              									Bieres in Fäſschen 4 Stunden in Anspruch nehmen kann. Durch Verbesserungen soll die
                              										Zeit etwas gekürzt
                              									werden können, so daſs mit Leichtigkeit in 12 Stunden 36hl pasteurisirt werden können.
                           Um über die Kosten der Arbeit mit dem Kuhn'schen
                              									Apparate gegenüber den Kosten der Pasteurisirung in alter Weise einen vergleichenden
                              									Anhalt zu geben, stellt der Verfasser die Auslagen der beiden
                              									Pasteurisirungsmethoden neben einander (Wochenschrift für
                                 										Brauerei, S. 166). Er berechnet, daſs bei einem Absatze von 220000 Flaschen
                              									(die er im Monat Juli 1889 absetzte) sich die Unkosten des Pasteurisirens nach der
                              									alten Methode auf 2815 Francs, nach dem Kuhn'schen
                              									Verfahren auf 1218 Francs stellten. Es wäre dies demnach für den einen Monat Juli
                              									eine Ersparniſs von 1600 Francs = 1280 M.
                           Analyse eines Bieres aus dem letzten Jahrhundert von Horace Brown und Harris Morris
                                 										(Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung, 1890 Bd. 30 S. 516 nach Transactions of the Laboratory Club, Bd. 3 S. 4). Die
                              									betreffende Bierprobe wurde in Burton on Trent von Worthington und Co. um das Jahr 1798 gebraut und ist dem zu Folge jetzt
                              									über 90 Jahre alt.
                           Das Bier ist ein starkes Ale und noch vollständig gesund, hat aber den allgemeinen
                              									Biercharakter verloren und besitzt nun ein starkes genau dem alten Madeira ähnliches
                              									Bouquet, welches zweifellos von zusammengesetzten Aethern herrührt. Der vorhandene
                              									Bodensatz erscheint unter dem Mikroskop als eine fein vertheilte amorphe Masse mit
                              									vereinzelten Hefezellen, die anscheinend sehr verschrumpft sind. Nur zweimal wurden
                              									einige wenige lebende Zellen gefunden. Bakterienwachsthum konnte nicht beobachtet
                              									werden. Die Analyse des Bieres im Vergleiche mit einem 18 Monate alten Ale ergab
                              									folgendes:
                           
                              
                                 
                                 Spec. Gew.bei 15° C.
                                 Ursprüngl.spec. Gew.
                                 Trocken-subst. pro
                                 Alkohol-Gew.
                                 Ges. Säureberechnetauf Essigs.
                                 FlüchtigeSäure ber.als Essigs.
                                 Flüchtigezus. ges.Aether ber.als
                                    											Essigs.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 100 cc
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Altes Ale  90 Jahre alt.
                                 1030,45
                                 1110,38
                                 28,595
                                 8,70
                                 0,6095
                                 0,1404
                                 0,0598
                                 
                              
                                 Neues starkes Ale  18 Monate alt
                                 1030,47
                                 1103,58
                                 26,782
                                 7,85
                                 0,3695
                                 0,2095
                                 0,0334
                                 
                              
                           In Procenten der Trockensubstanz der ursprünglichen Würze, abgeleitet aus dem
                              									ursprünglichen specifischen Gewichte mit dem Divisor 3,86:
                           
                              
                                 
                                 VergohreneSubstanz
                                 FreieMaltose
                                 FreiesDextrin
                                 Amyloine
                                 AlbuminoideN × 6,25
                                 Unbestimmt
                                 
                              
                                 Altes Ale
                                 59,98
                                 0,00
                                   5,52
                                 17,57
                                 4,63
                                 12,30
                                 
                              
                                 Neues Ale
                                 50,04
                                 0,00
                                 14,04
                                 17,08
                                 –
                                 10,86
                                 
                              
                           Die flüchtigen Aether in obigen Analysen wurden nach L.
                                 										Berthelot's Methode bestimmt.
                           Unter Amyloinen verstehen Brown und Morris Spaltungs- bezieh.
                              									Hydrationsproducte der Dextrine, welche als zusammengesetzt aus Maltose und einem
                              									Dextrinrückstande erscheinen. Die Amyloine obiger Biere erscheinen zusammengesetzt
                              									aus:
                           
                           
                              
                                 Altes Ale
                                 14,58
                                 Maltose
                                 und
                                 2,99
                                 Dextrin
                                 
                              
                                 Neues Ale
                                 10,81
                                 „
                                 „
                                 6,27
                                 „
                                 
                              
                           Zu den Amyloinen gehören das Maltodextrin und das Amylodextrin. Beide beschrieben von
                              										Brown und Morris
                                 										(Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1885 Bd. 8 S. 360. l. c. 1889 Bd.
                              									12 S. 437 und 453).
                           Der unterscheidende Charakter dieser Substanzen ist folgender:
                           1) Sie liefern bei der Analyse Zahlen, welche gestatten, daſs man ihre
                              									Zusammensetzung in Form einer Mischung von Maltose und Dextrin ausdrückt.
                           2) Daſs sie durch keines der bekannten Mittel (fractionirte Fällung mit Alkohol,
                              									Vergährung mit Hefe u.s.w.) in Maltose und Dextrin gespalten werden können und
                              									demnach einheitliche Körper sind.
                           3) Daſs sie durch Diastase vollständig in Maltose verwandelt werden.
                           4) Daſs sie während der Hauptgährung unvergährbar sind.
                           Nach Brown und Morris
                              									existirt eine erhebliche Anzahl solcher Amyloine (die Bezeichnung Amyloine rührt von
                              									Prof. Armstrong her). Die Verfasser betrachten das
                              									Stärkemolekül als bestehend aus 5 Amylingruppen (C12H20O10)20. Eine dieser Amylingruppen
                              									widersteht in höherem Grade der Einwirkung der Diastase als die anderen vier und
                              									bildet hierdurch das stabile Dextrin. Die übrigen 4 Amylingruppen sind einer
                              									fortscheitenden und schlieſslich vollständigen Hydrolyse zu Maltose fähig, wobei als
                              									Zwischenstufen die Amyloine erscheinen. Folgende Formeln erläutern diesen Vorgang.
                              									Es wird angenommen die erste Wirkung der Diastase bestehe darin, das Stärkemolekül
                              									in stabiles Dextrin und rasch hydrolysirbare Amylingruppen zu spalten:
                           
                              
                                 [(C12H20O10)20]5
                                 =
                                 (C12H20O10)20
                                 +
                                 4(C12H12O10)20
                                 
                              
                                 Stärkemolekül
                                 
                                 Stabiles Dextrin
                                 
                                 Rasch hydrolysirbareAmylingruppen.
                                 
                              
                           Die rasch hydrolysirbaren Gruppen werden dann leicht angegriffen und in Lösung geht
                              									eine Reihe von Amyloinen, bei welchen die Hydrolyse verschieden weit vorgeschritten
                              									ist; z.B.:
                           
                              
                                 (C12H20O10)20Rasch
                                    											hydrolysirbareAmylomgruppe
                                 + H2O =
                                 C12H22O11(C12H20O10)19Amyioin mit dem
                                    												kleinstenVerhältniſs1 von M :
                                    											D.
                                 
                              
                           1M bedeutet die Amylon(Maltose-)gruppe, D die Dextringruppen. Letzteres (D) wird als Einheit genommen.
                           
                              
                                 (C12H20O10)20 + 19H2O =
                                 (C12H22O11)19C12H20O10
                                 
                              
                                 
                                 Amyloin mit dem höchstenVerhältnisse von M
                                    											: D.
                                 
                              
                           Beim Fortschreiten der Hydrolyse zerfallen die höheren Amyloingruppen in kleinere
                              									Molekularaggregate, welche jedoch den ganzen Amyloincharakter bewahren und dies geht
                              									so weiter bis die völlige Umwandelung in Maltose erreicht ist.
                           So werden die Amyloine, welch Brown und Morris als rein beschrieben und deren Molekulargewicht durch
                              										Raoult's Methode bestimmt wurde, durch folgende
                              									Formeln dargestellt:
                           
                              
                                 (C12H22O11)(C12H20O10)2
                                 (C12H22O11)(C12H20O10)6
                                 
                              
                                 MaltodextrinAmyloin M : D =
                                    											0,5 : 1
                                 AmylodextrinAmyloin M : D = 0,166 :
                                    											1.
                                 
                              
                           Bei einer Stärkeumwandelung, die bis zu einem gewissen Grade vorgeschritten, wie wir
                              									dies z.B. in einem Maischbottich vor uns haben, bestehen die Producte der
                              									Umwandelung demgemäſs aus freier Maltose, freiem Dextrin, das weiterhin nicht mehr
                              									hydrolysirt wird und einer Reihe von Amyloinen von verschiedener Constitution. Wenn
                              									ein Bier von normaler Vergährung zum Fassen reif ist, so finden wir bei der Prüfung,
                              									daſs dasselbe wenig oder gar nicht mehr vergährt, obwohl dasselbe nach dem
                              									Kupferreductionsvermögen noch erhebliche Maltosemengen besitzen sollte. Normales
                              									Bier enthält nach Brown und Morris beim Fassen nur wenig oder ga6 keine freie Maltose, da die
                              									scheinbare Maltose im Biere meistentheils aus Amyloinen besteht, welche erst
                              									degradirt werden müssen, bevor sie gährungsfähig werden. Beim Lagern tritt diese
                              									Degradation succesive ein unter dem Einflüsse der Nachgährungshefe. Es wird Maltose
                              									frei gemacht und die Gährung hebt von vorn an.
                           Aus dem, was oben über die Eigenschaften der Amyloine gesagt ist, geht klar hervor,
                              									daſs, wenn man im Stande ist, die freie Maltose aus dem Biere zu schaffen, dann die
                              									zurückbleibende Maltose den Amylonbestandtheil des Amyloins ausmachen wird und
                              									weiter, daſs, wenn das Bier unter günstigen Bedingungen mit Diastase degradirt wird,
                              									der Zuwachs an so gebildeter Maltose als Maſsstab für die Amylinportion der Amyloine
                              									dienen muſs.
                           Auf dem hier angedeuteten Prinzip beruht denn auch die von Brown und Morris ausgeführte Bestimmung der
                              									Amyloine. Bezüglich der Einzelheiten dieser Methode und der Berechnungsweise muſs
                              									auf das Original verwiesen werden.
                           Schlieſslich machen die Verfasser auf die ganz verschiedenen Typen von Amyloinen
                              									aufmerksam, welche in drei von ihnen analysirten Bieren vorkamen. In dem alten
                              									starken Ale war das mittlere Verhältniſs M : D = 4,9 : 1, in dem neuen starken Ale
                              									1,7 : 1 und in einem in Gährung begriffenen Ale 2,4 : 1. Es ist wahrscheinlich, daſs
                              									ein genaueres Studium dieses Verhältnisses in den Amyloinen des Bieres auf die
                              									Bedingungen der Nachgährung mehr Licht werfen wird. Zweifellos spielen die Amyloine
                              									bei der Bierbereitung eine groſse Rolle, indem sie die Kohlenhydratreserve bilden,
                              									welche nur langsam für die Gährung verwerthbar wird durch allmähliche Hydrolyse. Die
                              									Erkenntniſs ihrer Gegenwart erklärt uns auch manches, was bisher in den
                              									Bierverhältnissen dunkel war; ja, man kann mit ziemlicher Sicherheit aussprechen,
                              										daſs eine lang
                              									dauernde Nachgährung überhaupt nur durch die Anwesenheit dieser Körper möglich
                              									ist.
                           In den „Mittheilungen der Versuchsstation für Brauerei und
                                    											Mälzerei in Wien“, Wien 1890, Verlag der Oesterreichischen Versuchsstation für Brauerei und Mälzerei, behandelt Dr.
                              										W. Schultze mit der ihm eigenen Gründlichkeit die
                              									Frage: „Warum Bier nicht aus Gläsern getrunken werden
                                    											soll“. Der umfassenden mit zahlreichen Abbildungen von
                              									Trinkgefäſsen ausgestatteten AbhandlungSonderausgabe s. Schluſsseite dieses Heftes. sollen hier die
                              									wichtigsten Ergebnisse entnommen werden. Ein Theil derselben findet sich schon in
                              									den Kapitelüberschriften der Inhaltsübersicht, die wir hier wiedergeben:
                           I. Die Substanz der gebräuchlichen Biergläser verschlechtert rasch den Biergeschmack
                              									und Geruch.
                           II. Die Substanz der gebräuchlichen Biergläser enthält in der Regel Bleioxyd. Diesem
                              									Kapitel sind 46 Abbildungen von Biergläsern aus Wien, Dresden, München, Frankfurt
                              									und Berlin beigegeben mit ihrem procentischen Gehalte an Bleioxyd. Der Gehalt an
                              									Bleioxyd schwankte zwischen 0,08 bis 4,5 Proc. Sechs Gläser aus Berlin enthielten
                              									nur Spuren von Bleioxyd.
                           III. Das Bleioxyd der Biergläser verschlechtert rasch den Biergeschmack und
                              									Biergeruch.
                           IV. Auch bleifreie Biergläser verschlechtern den Biergeschmack und Geruch, nur nicht
                              									so intensiv, wie bleihaltige es thun.
                           V. Bestätigung der von Schultze vorgenommenen Kostproben
                              									durch etwa 100 Personen.
                           VI. Die Ursache der Verschlechterung des Biergeschmackes und Geruches ist eine
                              									geringe Löslichkeit der bleihaltigen und bleifreien Biergläser in Bier.
                           VII. Die Glas- und die Bleioxydmengen, welche aus Biergläsern binnen 5 Minuten in
                              										1cc Bier übergehen.
                           Schultze kommt hier auf Grund einer gröſseren Reihe
                              									sorgfältiger Untersuchungen zu dem Schlusse, daſs die von ihm und ungefähr 100
                              									Personen beglaubigte Verschlechterung des Biergeschmackes und Geruches, welche
                              									bereits erkennbar, wenn Bier bei Abwesenheit von Licht nur 5 Minuten lang in
                              									bleifreien oder bleihaltigen Gläsern steht, verursacht wird durch den Uebergang von
                              									6 bis 26 Zehnmillionstel Milligramm Glassubstanz mit 0 bis 48 Tausendmillionstel
                              									Milligramm Bleioxyd in 1cc Bier.
                           VIII. Schultze's Untersuchung liefert dem Physiologen
                              									einen experimentellen Beitrag zur Lehre von der Schmeck- und Riechbarkeit kleinster,
                              									hochverdünnter Stoffmengen.
                           IX. Sammlung von Erscheinungen, die durch die Löslichkeit des Glases im Wasser, in
                              									Würze und Bier u.s.w. hervorgebracht werden.
                           
                           X. Auszüge aus der Litteratur, betreffend die Löslichkeit des Glases in Wasser und in
                              									sauer reagirenden Flüssigkeiten.
                           XI. Die bleihaltigen Biergläser gehören zu den genuſs- und gesundheitswidrigen
                              									Gebrauchsgegenständen.
                           XII. Woher stammt das Bleioxyd des Glases? In welcher Form setzen die Glasfabrikanten
                              									das Bleioxyd dem Glase zu? Warum setzen die Glasfabrikanten manchmal dem Glase
                              									Bleioxyd zu?
                           Diese Fragen beantwortet Schultze an der Hand der
                              									glastechnischen Litteratur dahin:
                           Eine auſserordentlich geringe Menge Bleioxyd geht aus dem Sulfat oder der Soda in die
                              									Biergläser über.
                           Die von Schultze gefundenen auswägbaren Bleioxydmengen
                              									(0,08 bis 4,57 Proc.) stammen daher aus der Hand des Glasfabrikanten.
                           Der Zusatz von Blei geschieht meist in der Gestalt von Mennige oder Minium, selten in
                              									Gestalt von Bleiglätte, oder auch in Form von bleihaltigem Bruchglase.
                           Die Einführung von Bleioxyd durch die Glasfabrikanten in die Zusammensetzung der in
                              									Formen erblasenen oder in Formen gepreſsten Gläser, wozu die Biergläser gehören,
                              									geschieht im Interesse der besseren und leichteren Formengebung.
                           Nach den in dieser Abhandlung gesammelten eigenen und fremden Erfahrungen über das
                              									Vorkommen von Blei in den verschiedensten Glasartikeln wird Jedermann, der
                              									Glassachen braucht, für die Zukunft gut thun, jedes Glas bis zum erbrachten
                              									Gegenbeweise als bleihaltig anzusehen.
                           XIII. Die bleihaltigen Biergläser vor dem Forum der deutschen und österreichischen
                              									Sanitätsgesetzgebung.
                           XIV. Die Verabreichung von Faſsbier in Gläsern überhaupt, betrachtet vom
                              									Interessenstandpunkte des zahlenden, zielbewuſsten Biertrinkers. Ersatz des
                              									Bierglases durch den Steinkrug.
                           Nach Schultze ist Glas bierwidrig und Bier ist
                              									glaswidrig; „beide passen nicht für einander; und weil dem nun einmal so ist, so
                                 										hat der zielbewuſste zahlende Biertrinker die Verabreichung von Faſsbier in
                                 										Gläsern prinzipiell abzulehnen. Daher muſs im gewöhnlichen Kleinverkehre mit
                                 										Bier an die Stelle des Glases der salzglasirte Steinkrug treten.“
                           XV. Ueber den Steinkrug als Biertrinkgefäſs.
                           XVI. Ueber den Holzkrug als Biertrinkgefäſs.
                           XVII. Ueber den inwendig vergoldeten Silberkrug als Biertrinkgefäſs.
                           XVIII. Ueber den Zinnkrug als Biertrinkgefäſs.
                           XIX. Stufenleiter der Wertigkeit der verschiedenen Biertrinkgefäſse vom Standpunkte
                              									des zahlenden, zielbewuſsten Biertrinkers.
                           Der vom Biertrinker erwartete und bezahlte Genuſswerth eines Faſsbieres kommt auf
                              									Grund vorliegender Untersuchung zum Vorscheine:
                           
                           gut: in gedeckelten, salzglasirten Steinkrügen.
                              									Bleiglasirte Krüge sind abzulehnen;
                           besser: in gedeckelten Zinnkrügen, wie sie
                              									beispielsweise der Hofzinngieſser Jos. Lichtinger in
                              									München anfertigt und verkauft;
                           am besten: in gedeckelten, inwendig vergoldeten
                              									Silberkrügen;
                           schlecht: in bleifreien, geblasenen, harten Gläsern;
                           schlechter: in bleifreien, gepreſsten, weichen
                              									Gläsern;
                           am schlechtesten: in bleihaltigen, gepreſsten oder in
                              									Formen erblasenen Gläsern.
                           Porzellankrüge, selbst wenn sie aus Meissener Porzellan gefertigt sind nichts
                              									nutz.
                           Holzkrüge sind wegen der Pechglasur immer fraglich.
                           In einem speciell für den Chemiker bestimmten Anhange wird dann noch behandelt:
                           A. Das Auskochen der Biergläser und der Bierkrüge mit 4procentigem Essig im Sinne des
                              									Deutschen Reichsgesetzes vom 25. Juni 1887 betreffend den Verkehr mit blei- und
                              									zinkhaltigen Gegenständen.
                           B. Die Ermittelung des Bleioxyds der Biergläser.
                           C. Das Auswägen der Biergläser.
                           C. J.
                                 										Lintner.