| Titel: | Das Entzinnungsverfahren der Weissblechabfälle; von Dr. B. Schultze zu Trotha. | 
| Autor: | B. Schultze | 
| Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 279 | 
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                        Das Entzinnungsverfahren der Weiſsblechabfälle;
                           								von Dr. B. Schultze zu
                           									Trotha.D. R. P. Nr. 50718.
                        Das Entzinnungsverfahren der Weiſsblechabfälle.
                        
                     
                        
                           Dieses neue Verfahren beruht darauf, daſs das Zinn in direkter oder indirekter Weise
                              									mit Hilfe von Eisenoxyd oxydirt, in verdünnter Schwefelsäure (oder Salzsäure) gelöst
                              									und aus der Lösung das Zinn durch metallisches Eisen ausgefällt wird.
                           Patentanspruch: Die Wiedergewinnung des Zinns aus Weiſsblechabfällen und anderen
                              									zinnhaltigen Substanzen
                           1) durch Auflösung des metallischen Zinns
                           entweder a) mittels einer sauren oder neutralen Lösung von Eisenoxyd in irgend einer
                              									Säure,
                           oder b) mittels Schwefelsäure oder Salzsäure, in der Eisenoxydhydrat oder Eisenoxyd
                              									neben dem aufzulösenden Zinn suspendirt ist,
                           oder c) mittels Zinnoxydlösung, deren Herstellung durch Oxydation von
                              									Zinnoxydullösung mittels Eisenoxydhydrats oder Eisenoxyds oder Eisenoxydlösung oder
                              									durch Einleiten von Luft in dieselbe bewirkt wurde,
                           2) durch Fällung des Zinns aus der ad 1 erhaltenen Zinnauflösung mittels metallischen
                              									Eisens, nachdem die Lösung in eine ganz neutrale Oxydullösung übergeführt ist.
                           
                           Bekannt ist es, daſs in sauren Eisenoxydlösungen viele Metalle leicht löslich sind.
                              									Eigenthümlicher Weise aber fand die Auflöslichkeit des Zinns in solchen keine
                              									Beachtung. Unter den vielen für Weiſsblechabfälle-Entzinnung vorgeschlagenen
                              									Methoden macht bis dahin nicht eine den Sauerstoffgehalt des Eisenoxyds nutzbar, und
                              									doch bildet gerade er das billigste Mittel für diesen Zweck. Direkt als Lösemittel
                              									verwendet B. Schultze entweder a) saure Eisenoxydlösung
                              									oder b) saure Zinnoxydlösung (hergestellt durch Oxydation von Zinnoxydullösung durch
                              									Eisenoxydlösung) oder c) verdünnte Schwefelsäure, in der neben und gemischt mit den
                              									zu entzinnenden Abfällen stark angerostete Eisenschnitzel (nämlich früher entzinnte
                              									und dann an der Oberfläche gerostete Blechabfälle) sich befinden.
                           Das Zinn aus seinen Lösungen in Säuren durch Eisen auszufällen, war bis jetzt
                              									unmöglich. Vor Jahren von B. Schultze direkt
                              									angestellte Versuche, bei der Fällung des Zinns das Zink durch Eisen zu ersetzen,
                              									verliefen resultatlos, dagegen beobachtete er später bei anderer (mit diesen
                              									Versuchen nur indirekt zusammenhängender) Gelegenheit, daſs aus einer Zinnlösung in
                              									Schwefelsäure, in der ein Gemenge von Rost, metallischem Zinn und metallischem Eisen
                              									befindlich war, auf dem Eisen ein graues Metallpulver sich ausschied, welches aus
                              									reinem metallischem Zinn bestand. – Die Fällung durch Eisen tritt ein, sobald das
                              									Zinn in völlig neutraler und nur Oxydul enthaltender Lösung vorhanden ist. Die
                              									geringsten Spuren von überschüssiger Säure oder von höheren Oxyden verhindern sie.
                              									Conform seiner ersten Beobachtung läſst B. Schultze
                              									eine Mischung von Eisenrost, metallischem Zinn und metallischem Eisen (ein Gemenge
                              									von frischen unentzinnten Weiſsblechabfällen und von entzinnten stark angerosteten
                              									Eisenschnitzeln) auf die Zinnlösung einwirken, um sie in den für die Fällung durch
                              									Eisen benöthigten Zustand überzuführen. Die noch freie Säure wird dabei bis auf die
                              									letzten Spuren unter Bildung von Eisenmono- und Zinnbisulfat gebunden; letzteres
                              									aber geht unter Aufnahme von Zinn wieder in Zinnmonosulfat über. Die Reaction
                              									verläuft entsprechend den folgenden Gleichungen:
                           1) Fe2O3, 3H2O + SnOSO3 + 3SO3H2O = 2FeOSO3 +
                              										SnO2, 2SO3 +
                              										6H2O
                           2) SnO2, 2SO3 + Sn= 2SnOSO3.
                           Nur so weit die vorhandene freie Säure – entsprechend Gleichung 1 – zulangt, oxydirt
                              									sich am Rost das gelöste Zinnoxydul zu Zinnoxyd. Ist die Säure zu neutralem Salz
                              									gebunden, so bewirkt das Eisenoxydhydrat in der Lösung des Zinnoxyduls eine
                              									Oxydation des letzteren nicht mehr. Der Zeitpunkt aber, zu dem alles nach Gleichung
                              									1 entstandene Zinnbisulfat durch Aufnahme von Zinn nach Gleichung 2 in
                              									Zinnmonosulfat übergegangen ist, kennzeichnet sich dadurch, daſs von da an auf neben
                              									dem Rost und Zinn vorhandenen grauen Eisen (auch in den Ritzen zwischen dem Rost auf
                              									den angerosteten Abfällen) ein allmählich wachsender Niederschlag erscheint, der theils ein graues,
                              									schwammiges Pulver, theils schöne halb stahl-, halb silberfarbige glänzende,
                              									mitunter mehrere Millimeter groſs werdende Krystallschuppen bildet und aus
                              									metallischem Zinn besteht.
                           Die Fällung des Zinns durch Eisen erfordert tagelange Zeit, Sie geht also im
                              									Vergleiche zu der durch Zink äuſserst langsam vor sich. Sie ist eine vollständige.
                              									Nach ihrer Beendigung gibt Schwefelwasserstoff zu einer Probe der Flüssigkeit
                              									gegeben, auch nicht Spuren eines Niederschlags.
                           Versuche, das Zinn durch Eisen zu fällen, nachdem die Zinnlösung in anderer Weise,
                              									z.B. durch Zufügung von Na2CO3 oder NaHO u.a., möglichst genau neutralisirt ist,
                              									haben fast stets ein negatives Ergebniſs.
                           Zur Ausführung der Arbeit sind nur einfache offene Holzbottiche und relativ geringe
                              									Mengen der billigsten Chemicalien erforderlich. Der Bedarf an letzteren beschränkt
                              									sich je nach der Art der Arbeit auf etwa 100 bis 600k Kammersäure im Werthe von 4 bis 24 M. für 100k gewonnenes Zinn im Werthe von 180 bis 200 M. und
                              									für 2500 bis 4000k gewonnenes Eisen im Werthe von
                              									75 bis 160 M., also auf eine Ausgabe von 4 bis 24 M. auf einen Zinn- und Eisenwerth
                              									von 255 bis 360 M. Der Verbrauch an Kohlen ist unbedeutend.
                           Von den Hauptproducten erhält man das Zinn fast oder ganz chemisch rein in
                              									Pulverform, vorzüglich geeignet zur Auflösung in Säuren oder Alkalien, zur
                              									Darstellung aller Arten von Zinnpräparaten und ganz besonders zur bequemsten und
                              									billigsten Erzeugung von fast und ganz chemisch reinem Zinnoxyd für
                              									Emaildarstellung. Die Eisenrückstände sind so vollständig von Zinn befreit, wie nach
                              									einer anderen Methode im Groſsen nie zuvor, und deshalb werthvoller, als dergleichen
                              									mehr oder minder zinnhaltige. Sie gestatten eine Verwendung als reinstes
                              									Schmiedeeisen.
                           Als Nebenproducte werden bester Eisenvitriol oder, will man die Enderzeugung von
                              									solchem ganz oder zum Theil umgehen, Eisenbeize für Färbereien und rothe und braune
                              									Eisenoxydfarben gewonnen; bei der Reinigung der Weiſsblechabfälle von den ihnen
                              									gewöhnlich in geringer Menge beigemengten Zinkspänen auch Zinkvitriol oder
                              									Chlorzink.
                           Alle angewandten Materialien werden in Producten erhalten, die ihre volle Verwerthung
                              									zulassen. Nichts geht verloren.
                           Recht werthvoll für die Entzinnungsmethode der Weiſsblechabfälle durch Schwefelsäure
                              									und Eisenoxyd ist auch die Beobachtung von B. Schultze,
                              									daſs der Lack von der Oberfläche lackirten Weiſsblechs sich ablöst, wenn es kurze
                              									Zeit mit Schwefelsäure von 1,5 bis 1,84 spec. Gew. bei etwa 100° C. digerirt wird.
                              									Die hierauf basirende Entlackungsarbeit wird gegebenenfalls vor der Entzinnung
                              									ausgeführt. Man taucht die in verbleite Eisenkörbe gefüllten lackirten Schnitzel
                              									kurze Zeit in auf über 100° C. erwärmte Schwefelsäure von etwa 1,7 spec. Gew.
                              									ein.
                           
                           Sofort beginnen kleine Blasen zwischen Lackschicht und Metalloberfläche sich zu
                              									bilden, zersprengen beim Gröſserwerden den Lacküberzug und trennen ihn in Form
                              									kleiner Blättchen, im Uebrigen aber wohl erhalten und nicht etwa verkohlt, von der
                              									Metalloberfläche. Die Ursache der Gasbildung zwischen Metall und Lackschicht ist
                              									noch nicht festgestellt; sie kann ebenso wohl in einer Einwirkung der Säure auf das
                              									unterliegende Metall, wie auf den deckenden Lack beruhen.
                           Bei der Wiedergewinnung des Zinnes aus den Weiſsblechabfällen lassen sich im
                              									Groſsbetriebe drei Hauptvorgänge unterscheiden:
                           1) Die Auflösung des Zinns,
                           2) die Ausfällung des Zinns aus der Lösung,
                           3) die Verarbeitung der entzinnten Laugen.
                           Hierzu tritt für den Fall, daſs die Abfälle lackirt sind,
                           4) die Entlackung der lackirten Weiſsblechabfälle,
                           und für den Fall, daſs sie Zinkspäne beigemengt enthalten,
                           5) die Entzinkung der lackirten und unlackirten Abfälle.
                           
                              1) Die Auflösung des
                                    										Zinns.
                              Als Lösungsmittel dienen entweder saure Eisenoxydlösung, oder saure
                                 										Zinnoxydlösung, oder verdünnte Schwefelsäure, oder Salzsäure.
                              Bei Anwendung saurer Eisenoxydlösung werden groſse eiserne Körbe mit den zu
                                 										entzinnenden blanken Weiſsblechabfällen angefüllt und mittels eines Krahnes in
                                 										groſse oben offene, verdünnte saure schwefelsaure Eisenoxydlösung enthaltende
                                 										Holzbottiche eingehängt. Unter Reduction des Eisenoxyds löst sich der
                                 										Zinnüberzug der Schnitzel in wenigen Stunden vollständig auf.
                              Nach völliger Entzinnung der Blechabfälle hebt man die Körbe aus der Lösung
                                 										heraus, taucht sie in einen Bottich mit Abspülwasser ein und kippt sie so aus,
                                 										daſs man einzelne etwa unentzinnt gebliebene Blechstreifen oder Partien solcher
                                 										aus den völlig entzinnten leicht herauslesen kann. Nachdem dies geschehen ist,
                                 										bildet man aus den nunmehr reinen Eisenblechspänen durch Einstampfen in
                                 										zweckmäſsig eingerichtete Blechformen Ballen, die an Eisenhütten abgegeben
                                 										werden.
                              Die ausgesuchten, nicht vollständig entzinnten Partien werden entweder den
                                 										frischen Weiſsblechabfällen zur Entzinnung zugegeben oder man bringt sie nach
                                 										dem möglichst frei liegenden Rostplatz und über-läſst sie hier, in gröſsere
                                 										Haufen gestürzt, der Rostung an der Luft. Die Einwirkung der Atmosphärilien
                                 										verwandelt die schwachen Eisenblechschnitzel zunächst oberflächlich,
                                 										schlieſslich ganz in Rost, der zur Darstellung von Eisenoxydlösung oder
                                 										Zinnoxydlösung oder zur Neutralisation verwendet werden kann.
                              In die Löseflüssigkeit der Bottiche werden so oft frische Weiſsblechabfälle
                                 										eingehängt, als ihr Zinnüberzug noch leicht und vollständig aufgelöst wird.
                                 										Geschieht dies nicht mehr, so enthält sie im Wesentlichen neben schwefelsaurem
                                 										Zinnoxydul und Eisenoxydul nur noch wenig freie Säure und vielleicht etwas
                                 										Zinnoxyd. Sie wird nun in die Neutralisirungsgefäſse abgezogen auf ein Gemenge
                                 										von metallischem Zinn und Rost. Die noch freie Säure sättigt sich mit
                                 										äquivalenten Mengen beider (unter Reduction des Eisenoxyds zu Oxydul und unter
                                 										Oxydation des Zinns); es entsteht eine ganz neutrale nur Oxydulsalze enthaltende
                                 										Lösung.
                              Bei Anwendung saurer Zinnoxydlösung wird in gleicher Weise, wie eben gezeigt,
                                 										verfahren. Der alleinige Unterschied liegt darin, daſs in den Lösebottichen als
                                 										Löseflüssigkeit sich an Stelle der sauren schwefelsauren Eisenoxydlösung saure
                                 										schwefelsaure Zinnoxydlösung befindet.
                              Verdünnte Schwefelsäure oder Salzsäure wird gewendet bei gleichzeitiger Gegenwart
                                 										von Eisenoxydhydrat oder Eisenoxyd. Die eisernen Körbe beschickt man mit einem
                                 										in passendem Verhältnisse hergestellten Gemenge aus frischen blanken
                                 										Weiſsblechabfällen und aus stark gerosteten (vor der Rostung entzinnten)
                                 										Schnitzeln, wie sie bei dem beschriebenen Rostvorgange erhalten werden und hängt
                                 										sie in die mit verdünnter, 15 bis 20procentiger Schwefelsäure angefüllten
                                 										Bottiche ein. Unter Reduction des Eisenoxyds zu Oxydul und gleichzeitiger
                                 										Oxydation des Zinns entsteht eine Lösung von schwefelsaurem Eisenoxydul und
                                 										schwefelsaurem Zinnoxydul auch schwefelsaurem Zinnoxyd, so weit überschüssiger
                                 										Rost und überschüssige Säure dessen Bildung zuläſst.
                              Die Zinnauflösung geht in dieser Weise ebenso einfach, leicht und sicher vor
                                 										sich, wenn auch langsamer, als beim Einhängen in die vorher bereitete Eisenoxyd-
                                 										oder Zinnoxydlösung. Nach 6 bis 24stündiger Einwirkung – die Zeit richtet sich
                                 										je nach, der Temperatur und nach dem Gehalte der Lösung an freier Säure – ist
                                 										bei genügend vorhandenem Roste sowohl der weiſse glänzende Ueberzug der frischen
                                 										Weiſs-Wechabfälle, als der rothe matte der verrosteten Schnitzel verschwunden.
                                 										Alle Ueberbleibsel sind grau geworden, zeigen die Farbe des reinen Eisens.
                                 										Zweckmäſsig mischt man so, daſs etwas Rost im Ueberschusse vorhanden ist, von
                                 										dem dann nach vollendeter Zinnauflösung an einzelnen Stellen noch ungelöste
                                 										Theile sich vorfinden.
                              Das Herausheben der Körbe, Abwaschen mit Wasser, Ausschütten, Aussuchen und das
                                 										zu Ballen machen der entzinnten Abfälle, endlich das Rostenlassen der
                                 										unvollständig entzinnten Schnitzel geschieht wie früher beschrieben.
                              Das Einhängen von Körben mit weiterem Gemenge blanker Weiſsblechabfälle und
                                 										gerosteter Eisenschnitzel in die Säure wird so oft wiederholt, bis diese nichts
                                 										mehr löst. Sie ist dann ganz gesättigt und es sind nur noch Oxydule in Lösung.
                                 										Die Neutralisirung und die Bildung der nur Oxydule enthaltenden Lösung erfordert
                                 										hier keinen gesonderten Vorgang. Sie vollzieht sich direkt in den Lösebottichen bei
                                 										genügend oft wiederholtem Einhängen des Zinn- und Rost-Gemenges.
                              
                           
                              2) Die Ausfällung des Zinns aus
                                    											der Lösung.
                              Die bei den beschriebenen Vorgängen erzielte, ganz neutrale, nur Oxydule
                                 										enthaltende Lösung läſst man in Bottiche laufen, in denen sich reines,
                                 										metallisches Eisen (entzinnte Weiſsblechabfälle) befindet. Hier scheidet sich
                                 										unter gleichzeitiger Auflösung des Eisens das Zinn langsam als graues
                                 										Metallpulver und in silberglänzenden, schönen Krystallschuppen ab. Die
                                 										Ausfällung ist vollständig. In der übrigbleibenden Flüssigkeit sind selbst
                                 										Spuren von Zinn nicht mehr nachweisbar. Das Zinnpulver wird gesammelt, von
                                 										mechanisch anhängenden Eisentheilchen durch Schlämmen und durch Behandlung mit
                                 										etwas verdünnter Schwefelsäure befreit, mit Wasser gewaschen und eingeschmolzen
                                 										oder auf Zinnpräparate verarbeitet.
                              
                           
                              3) Die Verarbeitung der erhaltenen
                                    											Eisenvitriollaugen.
                              a) Die entzinnten Vitriollaugen läſst man in freier Luft über groſse Haufen von
                                 										entzinnten Eisenblechabfällen tröpfeln und erzielt hierdurch in leichtester,
                                 										billigster und bequemster Weise ihre Eindunstung. Sie werden nur in solcher
                                 										Menge über die Haufen gegossen, daſs keine oder nur wenig Lauge abflieſst,
                                 										sondern eine krystallinische Ausscheidung von rohem Eisenvitriol auf den
                                 										Schnitzeln entsteht.
                              b) Um letzteren zum Verkauf geeignet zu machen, wird er durch Umkrystallisation
                                 										raffinirt; direkt kann er zur Erzeugung der zur Auflösung des Zinns benöthigten
                                 										Eisenoxyd- bezieh. Zinnoxydlösungen Verwendung finden. Durch Röstung führt man
                                 										ihn dann in basisch schwefelsaures Eisenoxyd über, aus dem bei Behandlung mit
                                 										Schwefelsäure concentrirte schwefelsaure. Eisenoxydlösung hervorgeht. Durch
                                 										Zugabe von Zinnoxydullösung zu letzterer entsteht schwefelsaure
                                 										Zinnoxydlösung.
                              Als Zinnoxydullösung sind die bei der Auflösung des Zinns erhaltenen Lösungen
                                 										direkt verwendbar. Mischt man diese mit concentrirter neutraler Eisenoxydlösung,
                                 										so scheidet sich – gleichzeitig mit der Oxydation des Zinnoxyduls – als
                                 										Niederschlag Eisenvitriol krystallinisch aus, der durch Rösten wieder in basisch
                                 										schwefelsaures Eisenoxyd übergeführt wird.
                              Bei Digestion mit Wasser zerfällt der geröstete Vitriol in sich lösendes, weniger
                                 										basisches, schwefelsaures Eisenoxyd und in ungelöst bleibendes stärker
                                 										basisches. Vortheilhaft benutzt man nur das erstere zur Darstellung von
                                 										Zinnoxydlösung, während das letztere auf Eisenbeize und Eisenfarben oder anderes
                                 										verarbeitet wird.
                              Auch durch Auflösen von Rost, Brauneisenstein oder anderen Eisenoxydhydraten in
                                 										Schwefelsäure kann die benöthigte Eisenoxydlösung (bezieh. Zinnoxydlösung)
                                 										dargestellt werden.
                              
                           
                              
                              4) Die Entlackung der lackirten
                                    											Weiſsblechabfälle.
                              Besitzen die Weiſsblechabfälle einen Lacküberzug, so müssen sie von ihm befreit
                                 										werden, ehe die Ablösung des Zinns möglich ist. Die lackirten Abfälle werden
                                 										deshalb vor der Entzinnung in eiserne, eventuell verbleite Körbe gefüllt und in
                                 										gut verbleite oder bleierne Gefäſse mittels eines Krahnes eingehängt, in denen
                                 										Schwefelsäure von 1,7 bis 1,84 spec. Gew. sich befindet, die durch indirekten
                                 										Dampf mittels auf dem Boden der Gefäſse liegender Bleischlangen stark, auf etwa
                                 										100°, erwärmt ist. Die Loslösung des Lackes beginnt fast sofort und ist binnen
                                 										kurzer Zeit vollendet. Nach völliger Entlackung hebt man die Körbe aus dem
                                 										Entlackungsgefäſse heraus und senkt sie sofort in die daneben stehenden
                                 										Zinnauflösungsbottiche ein.
                              
                           
                              5) Die Entzinkung der lackirten
                                    											und unlackirten Abfälle.
                              Gewöhnlich enthalten die Weiſsblechabfälle geringe Beimengungen von
                                 										Zinkblechspänen. Zweckmäſsig entfernt man auch diese aus den Abfällen vor der
                                 										Entzinnung, da erstens ihre Gegenwart beim Eintauchen in den
                                 										Zinnauflösungsbottich eine Ausscheidung des bei den früheren Operationen
                                 										gelösten Zinns als Metallpulver bewirken und für die Entzinnung einen dem
                                 										Zinkgehalte entsprechenden unnöthigen gröſseren Aufwand an Rost und
                                 										Schwefelsäure hervorrufen würde und zweitens der Werth des Zinks verloren
                                 										geht.
                              Bei Gegenwart von Zink hängt man deshalb die in die eisernen event. verbleiten
                                 										Körbe gefüllten lackirten oder unlackirten Abfälle zuerst in den mit 15- bis
                                 										20procentiger Schwefelsäure gefüllten Entzinkungsbottich ein und läſst sie darin
                                 										so lange, als Blasenbildung, Wasserstoffentwickelung, wahrgenommen wird. Hat
                                 										diese aufgehört, so ist die Entzinkung vollendet und die Körbe werden aus dem
                                 										Entzinkungsbottiche herausgehoben, die lackirten Abfälle zunächst in das
                                 										Entlackungsgefäſs und aus diesem in die Zinnauflösungsbottiche, die unlackirten
                                 										sofort in die letzteren gebracht.
                              Löst die angewandte Schwefelsäure – weil gesättigt – kein Zink mehr auf, so wird
                                 										die entstandene zinn- und eisenhaltige Zinksulfatlösung zunächst mit Zinkasche
                                 										oder anderen zinkoxydhaltigen Abfällen digerirt, dann über Zinkspäne oder
                                 										Zinkgranalien filtrirt und schlieſslich durch Gradirung über Zinkspanhaufen
                                 										eingedunstet. Durch die Digestion mit Zinkasche bildet sich ein wenig gelöstes
                                 										basisch schwefelsaures Zinkoxyd. Bei der Filtration über metallisches Zink wird
                                 										unter Lösung von Zink das Zinn metallisch abgeschieden, und bei der folgenden
                                 										Gradirung über Zinkspäne durch die weitgehendste Einwirkung der Luft auf die
                                 										feinst zertheilte Vitriollösung einerseits unter Mitwirkung des gelösten basisch
                                 										schwefelsauren Zinkoxyds schnelle Oxydation des verunreinigenden
                                 										Eisenoxydulsalzes zu basischem Eisenoxydsalz, andererseits starke Verdunstung
                                 										und in Folge dessen die Auskrystallisirung von rohem festen Zinkvitriol in
                                 										den Zinkspanhaufen herbeigeführt. Schlieſslich trennt man durch heiſse Lösung,
                                 										Klärung und Umkrystallisation des auf den Zinkspänen ausgeschiedenen rohen
                                 										Zinkvitriols das unlösliche, basisch schwefelsaure Eisenoxyd von dem reinen,
                                 										löslichen Zinksulfat.
                              Die Aufarbeitung und Nutzbarmachung anderer zinn- und zinkhaltiger Abfälle
                                 										geschieht in ähnlicher, je nach der Beschaffenheit der Abfälle und den Umständen
                                 										etwas abgeänderter Weise.
                              Auch aus geringen Mengen von Weiſsblechschnitzeln läſst sich nach diesem
                                 										Verfahren gleich durch den Kleinklempner das Zinn einfach und vortheilhaft
                                 										wieder gewinnen. Der ganze nöthige Arbeitsapparat besteht hier aus den beiden
                                 										Hälften einer durchsägten Erdöl-, Theer-, Herings- oder anderen noch kleineren
                                 										Tonne. Der Boden der einen Hälfte wird mit einem Abfluſsröhrchen versehen, sie
                                 										selbst aber auf einer alten Kiste derart aufgestellt, daſs die andere Faſshälfte
                                 										sich leicht unter das Abfluſsrohr schieben läſst. Durch einen unten etwas
                                 										conischen Holzstab schlieſst man dieses, füllt dann das obere Faſs mit den zu
                                 										entzinnenden Schnitzeln, bereitet im unteren so viel verdünnte, 10- bis
                                 										20procentige Schwefelsäure, daſs mit ihr die Abfälle vollständig bedeckt werden
                                 										können und gieſst oder schöpft die Säure auf die letzteren über. Nach einem Tage
                                 										läſst man die Flüssigkeit in das untergestellte zweite Faſs ablaufen und dann
                                 										bei offenem Abfluſsrohre die Luft mehrere Tage auf die mit Säure befeuchteten
                                 										Schnitzel einwirken. Während derselben oxydirt sich das Zinn oberflächlich. Zwei
                                 										bis sechs Tage nach dem Ablassen schlieſst man das Abfluſsrohr, füllt die Säure
                                 										aus dem unteren Faſs wieder in das obere über, läſst sie in einigen Stunden in
                                 										das untere zurücklaufen und abermals die Luft tagelang auf die Schnitzel
                                 										einwirken. Die Operationen werden so oft wiederholt, bis die Oberflächen der
                                 										Blechabfälle die graue Farbe des reinen Eisens zeigen. Alles Zinn ist dann in
                                 										der verdünnten Schwefelsäure gelöst enthalten. Mit derselben Löseflüssigkeit
                                 										werden so lange frische Weiſsblechschnitzel behandelt, bis sie ihre
                                 										Lösefähigkeit eingebüſst hat.
                              Mit Rücksicht darauf, daſs diese Operationen in der Praxis durch Leute ausgeführt
                                 										werden, deren Verständniſs für chemische Vorgänge und Arbeiten nur sehr gering
                                 										ist, wird aus der erhaltenen Lösung das Zinn nicht durch Eisen, sondern durch
                                 										Zinkblechschnitzel ausgefällt, da dies auch ohne Innehaltung besonderer Vorsicht
                                 										stets gelingt, und da der Werth der benöthigten geringen Mengen
                                 										Zinkblechschnitzel für den Kleinklempner gar nicht in Betracht kommt.
                              Bei fortgesetzter Entzinnungsarbeit kann die Zinnauflösung wesentlich vereinfacht
                                 										und beschleunigt werden, wenn man einen Theil der entzinnten Abfälle rosten
                                 										läſst und dann die unentzinnten Schnitzel im Gemenge mit gerosteten im oberen
                                 										Faſs mit verdünnter Schwefelsäure oder mit den aus ihr erhaltenen unvollständig
                                 										gesättigten Zinnlösungen behandelt. Dann löst sich in einmaliger Operation der
                                 										gesammte Zinnüberzug auf.
                              Den Weiſsblechschnitzeln beigemengte Zinkabfälle werden vor der Entzinnung
                                 										entweder mit der Hand mechanisch ausgelesen, oder durch eine besondere Operation
                                 										mit extra hierzu bestimmter verdünnter Schwefelsäure ausgelöst.
                              Das erhaltene Zinnpulver mengt man nach dem Trocknen mit etwas Soda-,
                                 										Colophonium- oder Holzkohlen-Pulver oder mit wenig Oel oder Talg und schmilzt es
                                 										im eisernen Schmelzlöffel ein.
                              Statt verdünnter Schwefelsäure kann auch verdünnte Salzsäure verwendet
                                 										werden.