| Titel: | Apparate zur Erkennung des Kohlensäuregehaltes der Luft. | 
| Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 302 | 
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                        Apparate zur Erkennung des Kohlensäuregehaltes
                           								der Luft.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									17.
                        Apparate zur Erkennung des Kohlensäuregehaltes der
                           								Luft.
                        
                     
                        
                           Der Apparat von Dr. Adolf Wolpert in Nürnberg (D. R. P. Nr.
                                 										39382 vom 5. September 1886) beruht auf der Anwendung einer durch die
                              									Kohlensäure eine Farbänderung erfahrenden Flüssigkeit, z.B. verdünnter durch einen
                              									Alkaliindicator roth gefärbter Sodalösung, welche in einen auf einem Gestelle
                              									befindlichen Behälter A (Fig. 13 Taf. 17)
                              									eingefüllt wird. Damit die Flüssigkeit nicht schon in letzterem verändert wird,
                              									bedeckt man sie mit einer dünnen Schicht Mineralöl. In der Flüssigkeit liegt ein
                              									Schwimmer B, an welchem ein heberförmiges
                              									Capillarröhrchen C befestigt ist. Durch dieses gelangt
                              									die Flüssigkeit tropfenweise in einen kleinen Trichter D und an einen an demselben befestigten Baumwollfaden E, der unten das Auffanggefäſs F trägt.
                           Bei ganz reiner Luft ist nun der Baumwollfaden in ganzer Länge durch die
                              									herabflieſsende Flüssigkeit roth gefärbt, während derselbe bei schlechterer Luft nur
                              									in gewisser Tiefe unter dem Trichter roth, im Uebrigen weiſs erscheint. Die Grenze
                              									zwischen Roth und Weiſs rückt um so höher, je mehr Kohlensäure die Luft enthält.
                           Hinter dem Baumwollfaden ist eine erfahrungsmäſsig festgestellte Scala angebracht,
                              									auf welcher man entweder den Kohlensäuregehalt der Luft oder ihre Beschaffenheit
                              									nach Maſsgabe der Grenze zwischen Roth und Weiſs abliest. Die Concentration der
                              									reagirenden Flüssigkeit und die Beschaffenheit des Fadens haben selbstverständlich
                              									auf die Länge und Theilung der Scala Einfluſs.
                           Bei einer Weite von 12cm und einer Höhe von 10cm reicht die Füllung des Behälters A etwa einen Monat aus.
                           Dieser continuirliche Luftprüfer wird nach den Angaben des Patentinhabers – vgl.
                              									dessen „Sieben Abhandlungen aus der
                                    										Wohnungs-Hygiene“, Leipzig 1887 – in zwei Sorten angefertigt, als
                              									Luftprüfer allein zu 12 ½ M., in Verbindung mit Barometer, Thermometer und
                              									Hygrometer zu entsprechend höherem Preise.
                           Der Taschenapparat von Heinrich Wolpert in Nürnberg (D. R. P. Nr. 44822 vom 12.
                                 										Januar 1888) besteht aus einem Cylinder C
                              										(Fig. 14
                              									Taf. 17), der mit einer empirisch festgestellten Luftverschlechterungsscala versehen
                              									ist, sowie aus einem von einer Capillarröhre R
                              									durchsetzten Kolben K. Bei der Vornahme der Bestimmung
                              									des Kohlensäuregehaltes der zu untersuchenden Luft füllt man in den etwa 20 bis
                              										25cc fassenden Cylinder C ein bestimmtes Quantum, etwa 1 bis 2cc, einer stark verdünnten alkalischen Lösung und
                              									färbt dieselbe durch Zusatz von einigen Tropfen eines Alkaliindicators roth. Nach
                              									Austreibung der in dem Cylinder enthaltenen Luft durch Einführung des Kolbens bis
                              									zur Höhe des Spiegels der Reagensflüssigkeit zieht man den Kolben bis zur ersten auf
                              									dem Cylinder aufgetragenen Kohlensäuremarke zurück, wodurch bis zu dieser Marke
                              									Untersuchungsluft eingeführt wird.
                           Dann schüttelt man die Reagensflüssigkeit so lange, bis alle Kohlensäure des
                              									eingeführten Luftvolumens aufgenommen ist. Wird die Reagensflüssigkeit vollständig
                              									farblos und wasserhell, so ersieht man an der Scala des Cylinders, daſs die
                              									untersuchte Luft 4 pro Mille Kohlensäure oder mehr enthielt und demgemäſs äuſserst
                              									schlecht war. Ist die Entfärbung der Reagensflüssigkeit noch nicht vollständig
                              									eingetreten, so wird man den Kolben nach Maſsgabe der vorgeschrittenen Entfärbung
                              									mehr oder weniger in die Höhe führen, bei sehr blaſs gewordener Reagensflüssigkeit
                              									aber nie mehr als von einer Marke zur anderen.
                           Der Apparat von Eugen Martini in München (D. R. P. Nr.
                                 										44631 vom 4. April 1888) beruht auf der durch Untersuchungen
                              									festgestellten Thatsache, daſs eine Kerzenflamme oder eine andere Leuchtflamme in
                              									einer Luft, welche 8 Proc. Kohlensäure enthält, sofort erlischt. Die Flamme wird
                              									jedoch schon bei einem Kohlensäuregehalte von 5 bis 6 Proc. wesentlich kleiner.
                           Eine Messingstange a (Fig. 15 Taf. 17) ist
                              									durch die Klemme f festgeschraubt und durch das
                              									Scharnier b mit dem winkelförmigen Hebel c verbunden, der in den mit einer Klemme versehenen
                              									Backen g drehbar gelagert ist. Am rechtsseitigen
                              									Hebelende c ist die Spitze e angebracht, mittels welcher Contact mit der Feder d hergestellt ist. Wird der Stab a der Hitze einer unter demselben angebrachten Flamme
                              									ausgesetzt, so dehnt sich der Stab um so mehr aus, je gröſser die Flamme bezieh. je
                              									geringer der Kohlensäuregehalt der Luft ist. Sobald aber der Stab a sich ausdehnt, wird der Contact zwischen d und e aufgehoben. Wenn
                              									aber die Flamme bei einem gröſseren Kohlensäuregehalte der Luft wesentlich kleiner
                              									wird oder gar erlischt, so zieht sich der Draht a
                              									zusammen, der Contact zwischen d und e wird wieder hergestellt und ein elektrisches
                              									Läutewerk damit in Bewegung gesetzt.
                           Der Apparat kann nun durch die Schraube h so eingestellt
                              									werden, daſs das elektrische Läutewerk bei einem bestimmten Kohlensäuregehalte der
                              									Untersuchungsluft in Thätigkeit versetzt wird. Er wird daher vortheilhaft in
                              									Fabriksräumen, in welchen mit flüssiger Kohlensäure gearbeitet wird, in
                              									Preſshefefabriken, Gährkellern u.s.w. Verwendung finden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
