| Titel: | Ueber Dampfkessel; von Prof. H. Gollner in Prag. | 
| Autor: | H. Gollner | 
| Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 304 | 
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                        Ueber Dampfkessel; von Prof. H. Gollner in Prag.
                        (Schluſs des Berichtes S. 216 d. Bd.)
                        Gollner, über Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Eine durchaus sachgemäſse und sehr empfehlenswerthe Untersuchung bei Dampfkesseln ist jene zur Klarstellung der Formänderungen derselben anläſslich der hydrostatischen
                              									Probe. Prof. Radinger beschreibt anläſslich der
                              									Delegirten- und Ingenieur-Versammlung des Verbandes der
                              									Dampfkessel-Ueberwachungs-Vereine (24. und 25. Mai 1886) zu Prag die von ihm seit 10
                              									Jahren benutzte Untersuchungsmethode und das hierfür bestimmte Instrument, welches
                              									als Fühlhebel-Apparat bezeichnet wurde.
                           Es unterliegt keinem Zweifel, daſs die Möglichkeit der sicheren und sehr genauen
                              									Beobachtung der Formänderungen einzelner Kesseltheile bezieh. ganzer fertig
                              									gestellter Dampfkessel unter dem Einflüsse des Probedruckes und des Eigen- wie
                              									Wassergewichtes, ferner die Möglichkeit der Verfolgung der Aenderungen dieser
                              									Formationen unter wechselndem Drucke, endlich die durch das Instrument gesicherte
                              									Anzeige der möglicher Weise schon eingetretenen bleibenden Formänderungen nach
                              									Druckentlastung des Kessels von gröſstem Werthe ist für die zuverlässige
                              									Beurtheilung der Güte des Kesselmateriales, sowie der ganzen Construction.
                           Prof. Radinger berichtet über den Fühlhebelapparat, daſs
                              									derselbe der äuſseren Form nach einem groſsen Manometer ähnlich sieht, also eine
                              									kreisrunde Zifferscheibe mit Glasdeckel und Zeiger zeigt, und auſser diesen Theilen
                              									noch eine radial vom Gehäuse abstehende Druckstange besitzt. Die Zifferscheibe hat
                              									einen Durchmesser von etwa 200mm, ist vier Theile
                              									getheilt, welche je wieder in 100 Untertheile zerlegt sind. Durch Einwärtsdrücken
                              									der federnden Druckstange wird der Zeiger in Bewegung gesetzt; die ausgeführte
                              									Uebersetzung des Apparates bedingt für 1mm
                              									Bewegung der Druckstange eine Zeigerbewegung entsprechend einem Quadranten des
                              									Zifferblattes.
                           Der Apparat wird derart zugestellt, daſs bei Beginn der Untersuchung durch eine
                              									Spannung der Druckstange der Zeiger auf das Ende des zweiten Quadranten der
                              									Zifferscheibe eingestellt wird. Bei den nun durch den Kesseldruck eintretenden
                              									Formänderungen des zu untersuchenden Kesseltheiles kann der Zeiger in dem einen wie
                              									anderen Sinne solche von je 2mm (auf 0mm,01 genau), zur Anzeige bringen; insbesondere
                              									ist das Verhalten des untersuchten Theiles bei vollständiger Entlastung des Kessels,
                              									der Nachweis des Vorhandenseins einer bleibenden Formänderung genau
                              									sicherzustellen.
                           Der Apparat trägt noch eine Centralschraube zur Festigung an einen Ständer, und werden noch
                              									für die Druckstange Folgestücke angewendet, um eine gröſste Länge derselben von 1m,5 zu erreichen. Ein Folgestück ist für die rohe
                              									Einstellung eingerichtet, während die erwähnte Druckstange die feine Einstellung
                              									gestattet. Die Anordnung des Apparates für Untersuchung äuſserer Wände des Kessels
                              									oder selbst innen gelegener Haupttheile, wie Flammrohren u.s.w., ist in allen Fällen
                              									möglich.
                           Der Apparat zeigt nach den Mittheilungen von Prof. Radinger eine auſserordentliche Empfindlichkeit und gibt bei richtiger
                              									Handhabung durchaus verläſsliche Anzeigen; diese Empfindlichkeit ist um so
                              									nothwendiger, als ein mit Wasser gefüllter Dampfkessel, der unter Druck steht,
                              									selbst für die geringsten Einwirkungen deutlich sichtbar empfänglich ist. Ein Mann,
                              									der sich auf den Kessel stellt oder oben seinen Standpunkt wechselt, wird vom
                              									Apparate angezeigt. Auch die Umgebung wirkt durch die Fundamente auf den Kessel
                              									zurück. Der Apparat eignet sich, entsprechend aufgestellt, zum Nachweise der
                              									Einbiegung des Kessels durch die Wasserfüllung, sowie der Streckung desselben durch
                              									den Innendruck; zum Nachweise, ob der bezügliche Kesseltheil genau kreisrund ist
                              									oder nicht und zwar durch die Lieferung eines regelmäſsigen bezieh. unregelmäſsigen
                              									Diagramms, auf dessen rechtwinkligen Achsen einerseits der augenblickliche
                              									Kesseldruck (in at), andererseits die Gröſse der ganzen Formänderung aufgetragen
                              									wird. Aus diesem Diagramme können schlieſslich wichtige mechanische Gröſsen, wie der
                              									Elasticitätsmodulus des Materiales (die gröſste elastische Formänderung), bei
                              									bekannten Kesseldimensionen, endlich der noch für eine vorhandene Wandstärke
                              									zulässige Druck (in at) abgeleitet werden.
                           Die von Prof. Radinger angegebene Untersuchungsmethode
                              									sowie der zugehörige Fühlhebelapparat empfiehlt sich zur allgemeinen Einführung
                              									wegen der Einfachheit der Durchführung derselben, sowie wegen der Klarheit und
                              									Wichtigkeit der erlangten Ergebnisse.
                           An die eben erläuterte Untersuchungsmethode für Dampfkessel schlieſst sich jene an,
                              									welche den Zweck hat, die Festigkeit einzelner Theile
                              									bezieh. der ganzen Construction nachzuweisen. Die bezüglichen Versuche, welche auch
                              										„Explosions-Versuche“ heiſsen, haben an sich zweifellos einen
                              									entscheidenden Werth, wenn sie für die am häufigst vorkommenden Kesselsysteme mit
                              									Erfolg durchgeführt werden könnten; sie sind aber für eine zahlreichere Durchführung
                              									zu kostspielig und gefährlich. Da den Kesselberstungen stets sehr merkliche
                              									Formveränderungen in den einzelnen Kesseltheilen, an den verschiedenen
                              									Verbindungsstellen u.s.f. vorangehen, so sind die einzelnen Phasen solcher
                              									umfassenden Explosionsversuche vorzüglich geeignet, die den zu untersuchenden
                              									Kesseltypus anhaftenden Schwächen und Mängel hinsichtlich der gewählten Form und
                              									Lage der Kesseltheile und insbesondere in Bezug auf ihre Verbindungen erkennen zu
                              									lassen und derart zur Vervollkommnung des bezüglichen Kesselsystemes in mechanischer Beziehung
                              									beizutragen.
                           Explosionsversuche mit den gewöhnlicheren Kesselsystemen wurden bekanntlich mehrfach
                              									in England ausgeführt, sie haben die Bedenklichkeit mancher bisher als gut erkannten
                              									Einzelheiten nachgewiesen. Es sei hier insbesondere an die Gefährlichkeit groſser
                              									Oeffnungen in den Kesselwandungen, deren Ränder nicht genügend verstärkt sind,
                              									erinnert, ferner die Bedenklichkeit der Anwendung gewöhnlicher Winkeleisen für
                              									Hauptverbindungen am Kesselkörper hervorgehoben. Desgleichen fanden in Amerika
                              									zahlreiche Explosionsversuche hauptsächlich mit den dort herrschenden
                              										„Glieder-“ oder „Sectionskesseln“ statt, welche die vorzügliche
                              									Verwendbarkeit des amerikanischen Guſseisens für entsprechend geformte Glieder
                              									dieser Kessel nachzuweisen geeignet waren. Von den neueren hochinteressanten
                              									Explosionsversuchen seien jene hervorgehoben, welche nach Glaser's Annalen für Gewerbe und Bauwesen, 1887, von der Firma S. Huldschinsky und Söhne in Gleiwitz mit dem
                              									Sicherheits-Röhrenkessel (Patent Schmidt) durchgeführt
                              									wurden.
                           Die Versuche fanden im Monate Juni 1885 in der Nähe der Stadt Gleiwitz statt; die
                              									Versuchsstation war an einer freien und hochgelegenen Stelle erbaut. Ihre
                              									Einrichtung bestand aus einem Kesselhause mit Dampfkessel von 61qm,4 Heizfläche und einem 10m hohen Schornstein; unmittelbar neben dem
                              									Kesselhause wurde eine tiefliegende bombenfeste Kasematte ausgeführt, aus deren
                              									Inneren man die Kesselfeuerung und alle Einrichtungen am Kessel durch geschützte
                              									Oeffnungen beobachten konnte. Desgleichen waren Vorrichtungen ausgeführt, um die
                              									Speisewasser-Zuführung regeln, die Feuerung bedienen und löschen, die
                              									Sicherheitsventile sowie den Rauchschieber öffnen und schlieſsen zu können. Die
                              									Dampfspannung wurde durch 4 Manometer gemessen, desgleichen waren zur Messung der
                              									Temperaturen zahlreiche Schmelz-Proben vorbereitet.
                           Es wurden folgende fünf Versuche durchgeführt:
                           1) Abreiſsen von Schrauben der Verbindungsbogen. 2) Platzen der Wasserrohre. 3 a)
                              									Wasserzuführung im Kessel bei erglühten Röhren, b) Heizen ohne Wasser, bis ein
                              									Reiſsen der Wasserrohre eintritt. 4) Drucksteigerung bei verkeilten
                              									Sicherheitsventilen und geschlossenen Absperrventilen. 5) Einleitung des
                              									Siedeverzuges und plötzliche Entlastung. Die Versuche 1, 2, 3 und 5 sollten bei
                              									einer Dampfspannung von 10at (normale
                              									Betriebsspannung) durchgeführt werden.
                           ad 1) Der Dampfkessel wurde eine Zeit lang unter 10at Betriebsdruck erhalten, dann durch Abblasen entlastet, hierauf 6
                              									Verbindungsschrauben von den Verbindungsbogen entfernt und der Kessel neu angeheizt
                              									und dessen Spannung auf 10at gebracht. Der Kessel
                              									zeigte trotz der fehlenden Schrauben keinerlei Undichtheit, und war nach Einsetzen
                              									derselben wieder sofort betriebstüchtig.
                           
                           ad 2) Wasserrohre wurden in der Wand bis auf 0mm,5
                              									durch Anfeilen einer Strecke von 0m,2 geschwächt;
                              									dieselben hielten einen Dampfdruck von 12at sicher
                              									aus. Ferner wurden zwei Wasserrohre bis auf Papierdicke in der Wand nachgefeilt und
                              									der Kessel wieder angeheizt; ein Dampfdruck von 12at bewirkte keine Zerstörung der Rohre, von denen drei einseitig, drei
                              									beiderseitig angefeilt waren. Selbst besondere Inanspruchnahme derselben Rohre durch
                              									plötzliches Oeffnen des Dampfventiles, durch Einspritzen von Wasser, Erhöhung der
                              									Dampfspannung auf 16at führten keinen Rohrbruch
                              									herbei. Zwei neu eingesetzte Rohre wurden in folgender Weise vorbereitet. Das eine
                              									Rohr im Hinterkessel wurde an zwei Seiten auf eine Länge von 620mm so weit angefeilt und diese Stellen durch
                              									Rundfeilung verbunden, daſs sich kleine Oeffnungen in der Wand zeigten, welche durch
                              									Holzpfropfe geschlossen wurden. Das zweite Rohr befand sich im Vorderkessel dicht
                              									über dem Roste und wurde auf 1250mm Länge auf
                              									Papierdicke in der Wand zugefeilt. Bei 8at,75
                              									Kesselspannung trat die Berstung (Aufrollen) der so geschwächten Rohre ein, während
                              									die übrigen Rohre ganz unverletzt blieben. Die Rohrberstung hatte ein Abreiſsen der
                              									Verbindungsschrauben an einem Ende, das Abreiſsen des Rohrkopfes am anderen Ende,
                              									ein geringes Verbiegen des Verbindungsbogens (aus schmiedbarem Gusse) zur Folge.
                           ad 3) Nach eingetretenem Erglühen der Wasserrohre pumpte man kaltes Wasser in den
                              									Kessel; die Temperatur der Rohre wurde bei diesem und dem folgenden Versuche mittels
                              									besonderer SchmelzprobenZinn 235° C., Wismuth
                                    											270°, Blei 334°, Zink 433°, Aluminium 600°, 0,75 Silber, 0,25 Kupfer 850°,
                                    											0,57 Silber, 0,43 Kupfer 900°, Reines Silber 1000°, Kupfer 1100°.
                              									ermittelt.
                           Zur Controle dieser Messungen wurde mittels eines besonderen Fühlhebels die
                              									Ausdehnung der unteren Lage der Röhren gemessen und aus dieser und den bekannten
                              									Ausdehnungscoefficienten des bezüglichen Metalles die Temperatur desselben bestimmt.
                              									Es wurde ermittelt, daſs für jedes Millimeter Rohrausdehnung eine Temperaturerhöhung
                              									von 30° C. eintritt, welches Ergebniſs mit den Resultaten der Schmelzproben sehr gut
                              									übereinstimmte.
                           Zum Schlusse der Mittheilungen über die Untersuchungsmethoden der Dampfkessel sei
                              									noch auf jene zurückgekommen, welche die Klarstellung des absoluten Wirkungsgrades desselben zum Zwecke hat. Diese
                              									Untersuchungsmethode ist durch die Kesselrevisions-Vereine zum groſsen
                              									wirthschaftlichen Vortheile der Dampfkesselbesitzer in die groſse Praxis eingeführt
                              									worden und hat endlich jene Beachtung gefunden, welche sie vermöge ihres
                              									unmittelbaren Nutzens für den wirthschaftlich vortheilhaften Betrieb einer
                              									Dampfkesselanlage verdient.
                           Die Dampfkesseluntersuchungs- und Versicherungs-Gesellschaft in Wien hat durch ihren technischen
                              									Director C. Thalwitzer anläſslich des internationalen
                              									Congresses der Maschinen-Ingenieure in Paris 1889 einen Beitrag zum zweiten
                              									Programmspunkte der Verhandlungen unter dem Titel: „Ueber
                                    											Fortschritte der Dampfkessel-Revisions-Gesellschaften“
                              									unterbreitet, welcher die Theorie der Untersuchungsmethode der Dampfkessel zum
                              									Zwecke der Sicherstellung des absoluten Wirkungsgrades enthält und eine höchst
                              									belehrende Zusammenstellung der Ergebnisse von 371 solcher Untersuchungen (1881 bis
                              									1888) – geordnet nach den Kesselsystemen (6 Hauptarten) – bringt.
                           Die Untersuchungen sind als vollständig durchgeführt anzuerkennen, so weit der
                              									absolute Wirkungsgrad einer Dampfkesselanlage in Betracht kommt. Sie sind
                              									durchgeführt, um durch einen Dauerheizversuch die Hauptgröſsen zur Lösung der
                              									Gleichung:
                           ηtEs bezeichnet ηt den
                                    											absoluten Wirkungsgrad, Mk, Bk bezieh. die für die Versuchsdauer verbrauchte
                                    											Speisewasser- und Brennstoffmenge, H den
                                    											theoretischen Heizwerth des Brennstoffes, Σ W
                                    											die totalen Wärmeverluste, Af und Ar die Anstrengung der Heiz- und Rostfläche,
                                    												F, R die Heiz- und Rostfläche, (λ – q0)
                                    											Wärmeaufwand für die Gewichtseinheit Kesseldampf. = M ( λ – q0) : B . H = (1 – Σ W : H) = (Af : Ar) (F : R) (λ – q0 : H)
                           festzustellen. Die besonders wichtige Form des analytischen
                              									Ausdruckes für ηt,
                              									nämlich
                           ηt =
                              										(ηf . ηF) ξt
                           in welchem ηt und ηF bezieh. den Wirkungsgrad der Feuerung und der
                              									ganzen Heizfläche, endlich ξt einen die gesammten Wärmeverluste in Folge Strahlung und Leitung nach
                              									Auſsen berücksichtigenden Factor bezeichnet, kann nach den Ergebnissen der Heiz
                              									versuche nicht unmittelbar hinsichtlich der angegebenen Hauptwerthe ηf und ηF verwerthet
                              									werden.
                           Die zahlreichen im Wege des praktisch-wissenschaftlichen Experimentes
                              									sichergestellten Hauptresultate werden nun zum Schlusse der Abhandlung zur
                              									Zusammenfassung von Schluſsfolgerungen ausgenutzt, die im Folgenden der Hauptsache
                              									nach wiedergegeben sind, so weit dieselben für die groſse Praxis von unmittelbarem
                              									Interesse sind.
                           Nimmt man zunächst den mittleren theoretischen Heizwerth der Brennstoffe Hcal, ferner die
                              									mittlere Anstrengung der Rostfläche der Kesselanlagen, welche zur Untersuchung
                              									kommen, in Betracht, so daſs Af = B : R als Maſs dieser mittleren Anstrengung dient, so
                              									ergibt sich die ThThatsache, daſs das Product H × (B : R) fast eine constante Gröſse wird und rund 522000cal beträgt; d.h. durchschnittlich kann auf eine Wärmeentwickelung von 500000cal für die Stunde und 1qm Rostfläche gerechnet werden.
                           Betrachtet man den Zusammenhang zwischen den sogen. Luftüberschuſscoefficienten für
                              									die Verbrennung (n) und den Nutzeffect (ηt) der Kesselanlagen,
                              									ist F : R die relative
                              									Gröſse des Kessels oder das
                           
                           Verhältniſs der Heiz- zur Rostfläche derselben, so bezeichnet der Ausdruck
                              										(B\,.\,H)\,:\,\left(100\,.\,R\,\frac{F}{R}\right)=(B\,.\,H)\,:\,100\,.\,F
                              									die für 1qdcm
                              									Heizfläche und für die Stunde entwickelbare Wärmemenge,
                              									welche n. fr. durchschnittlich 5000\,:\,\frac{F}{R} beträgt.
                              									Nimmt man auf die einzelnen Kesselsysteme Rücksicht und ordnet diese wieder nach den
                              									Werthen BH : 100 F, so
                              									lassen sich für n und ηt gewisse Resultate bilden. Diese gestatten nun,
                              									einen Ueberblick über den Werth der einzelnen Kesselsysteme zu gewinnen.
                           So ergab sich z.B., daſs durchschnittlich der absolute Wirkungsgrad für alle
                              									untersuchten Cylinderkessel mit Neben- und Unterkessel erreichte ηt = 60 Proc.
                           Die wichtige Beziehung zwischen n und ηt läſst sich für (BH : 100 F) = Constans,
                              									in folgender Weise ausdrücken:
                           Der absolute Wirkungsgrad der Kesselanlage ηt steigt mit abnehmendem Werth von n und zwar vergröſsert sich η um 10 Proc., wenn n um 0,38 (für ηt zwischen 60 Proc.
                              									und 80 Proc.) vermindert, und n um 0,64 verkleinert
                              									wird, wenn ηt zwischen
                              									40 Proc. und 60 Proc. liegt. – Jener Heizer wird unter Voraussetzung einer
                              									bestimmten Dampferzeugung mit einem beliebigen Kesselsysteme B rein verbrauchen, der bei noch vollkommener Verbrennung mit n nie die Feuerung zu führen vermag. Für n = Constans steigt ηt um 10 Proc., wenn
                              										(BH) : 100 F um 100cal vermindert wird.
                           Für (BH : 100 F) = Constans findet sich, daſs:
                           Der Flammrohrkessel dem Cylinderkessel mit Unterkessel um 3 Proc. überlegen ist.
                           Der Wellrohrkessel den gewöhnlichen Flammrohrkessel um 2 Proc. übertrifft.
                           Für Cylinder und Flammrohrkessel kann durch deren Combination mit
                              									Röhrenkessel-Systemen der Werth ηt um 7 Proc. bis 8 Proc. gehoben werden.
                           Für die Combination eines Dampfkessels mit einer Tenbrink-Vorlage kann der Werth ηt um 10 Proc. bis 13 Proc. erhöht werden.
                           Die Wärmedurchgangs-Coefficienten nach Redtenbacher (kr)cal und nach Rankine (Kr)cal geben mit
                              									ihren ursprünglichen mittleren Werthen (kr
                              									= 23cal und Kr = 0,06) unbrauchbare
                              									Resultate.
                           Es erschien zweckmäſsig, diese Werthe für die einzelnen Kesselsysteme zu
                              									ermitteln.
                           Diese Systeme waren A) Cylinderkessel mit Unterkessel, B) Cylinderkessel verbunden
                              									mit Röhrenkessel, C) Flammrohrkessel, D) Flammrohrkessel verbunden mit Röhrenkessel.
                              									Für den Coefficienten krcal nach Redtenbacher ergab sich eine Veränderlichkeit nach dem Kesselsystem und je nachdem dasselbe als eigentlicher
                              										Kesselapparat (Nichtstromapparat)
                           
                           (kr') oder als Stromapparat
                              										(kr'') arbeitete und nach der
                              										Anstrengung der Heizfläche Af = M (λ – q0) : F hinsichtlich Wärmeleitung.
                           Die mittleren Werthe für kr' und kr'' für die vier Kesselsysteme (A – D) waren rund:
                           
                              
                                 System
                                 Durch-gangs-Coefficient
                                 M (λ – q0) : F in
                                    											cal
                                 
                              
                                 5000–10000
                                 10000–15000
                                 15000–20000
                                 
                              
                                 A
                                 kr'kr''
                                 14,017,0
                                 20,023,0
                                 26,029,0
                                 
                              
                                 B
                                 kr'kr''
                                 15,018,0
                                 23,027,0
                                 ––
                                 
                              
                                 C
                                 kr'kr''
                                 14,017,0
                                 18,021,0
                                 ––
                                 
                              
                                 D
                                 kr'kr''
                                 13,011,0
                                 ––
                                 ––
                                 
                              
                           Die Durchgangscoefficienten Kr nach Rankin, und zwar Kr' für eigentliche Kesselapparate und Kr'' für Stromapparate, lieſsen ihre Unabhängigkeit von dem Werthe M
                                 										(λ – q0) : F
                              									erkennen, zeigten sich Jedoch abhängig von den Producten der Temperaturgefälle und
                              									zwar: (T0 – w) (_T2 – t0), wenn bedeutet: T0 und T2 die Anfangstemperatur der Rauchgase über dem Roste
                              									bezieh. die Endtemperatur der gesammten Heizfläche (F),
                              									ferner w und t0 bezieh. die Dampftemperatur und die Temperatur des
                              									Speisewassers.
                           Für die mittleren Werthe von Kr' und Kr'' fand sich je nach
                              									dem Kesselsysteme und dem Werthe der Gröſse (T0 – w) (T2 – t0) rund:
                           
                              
                                 System
                                 Durch-gangs-Coefficient
                                 (T0 – w) (T2 – t0)
                                 
                              
                                 100000–200000
                                 200000–300000
                                 300000–400000
                                 
                              
                                 A
                                 
                                    Kr'
                                    
                                    Kr''
                                    
                                 0,050,07
                                 0,040,05
                                 0,040,05
                                 
                              
                                 B
                                 
                                    Kr'
                                    
                                    Kr''
                                    
                                 0,050,07
                                 0,040,04
                                 0,03–
                                 
                              
                                 C
                                 
                                    Kr'
                                    
                                    Kr''
                                    
                                 0,040,06
                                 0,040,05
                                 0,030,04
                                 
                              
                                 D
                                 
                                    Kr'
                                    
                                    Kr''
                                    
                                 0,040,05
                                 0,030,03
                                 0,02–
                                 
                              
                           Die Werthe der beiden Tabellen lassen erkennen, daſs im Allgemeinen Kessel mit Unterfeuerung gröſsere Werthe für den
                              									Durchgangscoefficienten ergeben, als Kessel mit Innenfeuerung.
                           Die Durchgangscoefficienten für Stromapparate sind im Allgemeinen gröſser, als jene für die reinen Kesselapparate. Die
                              									Differenz dieser Werthe für die einzelnen Kesselsysteme ist sehr nahe constant. Die
                              									Tabellenwerthe sind für die erste Orientirung über die Wärmetransmissions-Fähigkeit
                              										eines gegebenen
                              									Kesselsystemes bei gewisser Inanspruchnahme der angewendeten Kesselheizfläche sehr
                              									brauchbar.
                           Auſser der eben behandelten umfassenden Untersuchung einer Kesselanlage soll – wenn
                              									irgend möglich – eine besondere Untersuchung der ausgenutzten Feuerungsanlage
                              									erfolgen und zwar hinsichtlich ihres Wirkungsgrades (ηf), als auch hinsichtlich des im
                              									Feuerraume sich einstellenden Temperaturgefälles und zwar zwischen T0 für F = o und Tf für F = Fd d. i. der im Bereiche des Feuerraumes gelegenen,
                              									theils strahlenden, theils leitenden Heizfläche. Das Gefälle T0
                              									– Tf ist für jede
                              									Feuerung kennzeichnend und liefert der Ausdruck (T0 – Ff) : T0 = s die sogen. Charakteristik der Feuerung. Die
                              									Berechnung von T0 ist
                              									zulässig, wenn H und die specifische Wärme der
                              									Verbrennungsgase ermittelt ist, der Werth Tf muſs auf
                              									dem Wege des Versuches gefunden werden. Zur Durchführung dieses Versuches ist das
                              									Elektro-Pyrometer von Siemens zu benutzen oder derselbe
                              									nach der calorimetrischen Methode zu erledigen. Derartige Versuche verursachen viel
                              									Mühe und sind zeitraubend, jedoch für die Klarstellung der Temperaturgefälle im
                              									Feuerraum und der besonderen Wirkungsweise der angeordneten Feuerungsanlage von
                              									entscheidender Wichtigkeit.
                           Die Ermittelung des theoretischen Wirkungsgrades der gesammten Heizfläche und zwar
                              									des Werthes ηF = (T0
                              									– T2) : T0, sowie der schon
                              									früher erwähnten Vorzahl ξt zur Klarstellung der Wärmeverluste in Folge Strahlung und Leitung nach
                              									Auſsen und zur Bestimmung des effectiven Wirkungsgrades der Heizfläche ξt (T0
                              									– T2) : T0 sind Aufgaben der
                              									besonderen Untersuchungen einer Dampfkesselanlage.