| Titel: | Fortschritte in der Thonindustrie. | 
| Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 367 | 
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                        Fortschritte in der Thonindustrie.
                        Mit Abbildungen.
                        Fortschritte in der Thonindustrie.
                        
                     
                        
                           Technologische Eintheilung der Erzeugnisse aus gebranntem
                                 										Thon von Prof. E. Hartig. Die groſsen
                              									Schwierigkeiten mit denen die Bemühung, in die bunte Mannigfaltigkeit der
                              									keramischen Producte durch Aufhellung eines rationellen Eintheilungssystems eine
                              									befriedigende Ordnung zu
                              									bringen, zu kämpfen hat, Schwierigkeiten, welche trotz der Einführung chemischer
                              									Erkenntniſs in die Klassificirung der Thonwaaren durchaus nicht als überwunden
                              									betrachtet werden können, haben Hartig veranlaſst, von
                              									neuen Gesichtspunkten ausgehend, drei absolute Kriterien für die Eintheilung der
                              									Erzeugnisse aus gebranntem Thon aufzustellen: Glasur,
                                 										Dichtheit des Scherbens, Farbe des Scherbens. Da diesen Kriterien die
                              									Eigenschaft logisch bestimmter oder absoluter Merkmale für den ganzen Umfang des
                              									Allgemeinbegriffes „Erzeugniſs aus gebranntem Thon“ zukommt, so ist die
                              									Durchführung einer Codivision dieses Allgemeinbegriffes möglich, deren
                              									Veranschaulichung durch nebenstehendes Diagramm gegeben werden kann, in welchem die
                              									substantivischen Begriffe durch Kreise, die adjectivischen durch gerade Linien zur
                              									Darstellung kommen. Der groſse mittlere Kreis I umfaſst
                              									dann sämmtliche Erzeugnisse aus gebranntem Thon, der Kreis II alle Glasgebilde, und somit das Bogenzweieck D
                                 										E G J sämmtliche glasirten Thonwaaren.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 276, S. 368
                              
                           Als Thon im technologischen Sinne ist jedes Material mineralischer Herkunft
                              									aufzufassen, welches mit Wasser befeuchtet einen zur Gestaltung zureichenden
                              									Bildsamkeitsgrad erreicht; hierher gehört also nicht nur der Thon der Mineralogen,
                              									welcher sich vom Kaolin ableitet, sondern auch Mischungen von Quarzsand und
                              									Kalkmilch (für Dinasbricks), Chromeisenerz und Kalk u.s.w. – Das Brennen desselben
                              									kann so geleitet werden, daſs die Masse zusammenfrittet und alle Saugkraft für
                              									Wasser verliert (Porzellan, Steinzeug, Klinker) oder so, daſs sie die Saugkraft für
                              									Wasser noch behält. Der Unterschied ist logisch bestimmt und technisch genügend
                              									sicher wahrzunehmen. Wird ein Wassertropfen auf die Bruchfläche gebracht, nicht
                              									aufgesogen, so ist der Scherben als wasserdicht zu bezeichnen und daraus ergibt sich
                              									als erstes adjectivisches Merkmal für die Eintheilung der Thonwaaren:
                           a) Dichte Beschaffenheit der Grundmasse oder des
                                 										Scherbens, welches in unserem Diagramme durch die wagerechte Gerade (a)
                              									dargestellt werden soll. Die Stellung des Zeichens + ergibt die Lage desjenigen
                              									Begriffsfeldes, welches alle Thonwaaren mit wasserdichter Grundmasse umschlieſst,
                              									das Zeichen – entspricht dem Begriffsfelde der Thonwaaren mit porösem Scherben. In
                              									zweifelhaften Fällen wird man zur Entscheidung gleich groſse Wassertropfen auf die
                              									Bruchfläche und auf einen völlig dichten Körper bringen, und die relative Zeitdauer
                              									des Verschwindens der Tropfen zum Maſsstabe für die Porosität wählen. Mettlacher
                              									Platten sind in physikalischem Sinne porös, da sie beim Kochen mit Wasser 0,3 bis
                              									0,7 Proc. Wasser aufnehmen, im Sinne der keramischen Praxis sind sie dicht. Das
                              									Aufsaugen des Wassers auf der Bruchfläche beginnt erst bei einem Porositätsgrade von
                              									2,2 Proc., während das „begierige Aufsaugen“ sich erst bei 8 Proc. Porosität
                              									einstellt.
                           Als zweites Kriterium für die Eintheilung der Thonwaaren wird der Umstand verwendet,
                              									ob
                           b) die Grundmasse (der Scherben) weiſs oder nicht weiſs
                                 										gebrannt ist. Im Diagramme ist dieses Merkmal durch die senkrechte Gerade
                              										(b) versinnlicht, welche den Begriffskreis
                              										„Thonwaare“ in die beiden Felder „weiſs“ gebrannte Thonwaare (+)
                              									und Thonwaare mit „farbig gebranntem Scherben (–)“ zerlegt.
                           Der Kreis III umfaſst die lackirten Thonwaaren
                              									(Siderolith, Terralith).
                           Wir erhalten somit innerhalb des Kreises I neun
                              									Begriffsfelder A bis J,
                              									welche auch den sprachlich bereits gut festgestellten neun Hauptsorten der
                              									Thonwaaren entsprechen.
                           A. Unglasirte, undichte und farbig gebrannte Thonwaaren
                              									(z.B. Drainröhren, unglasirte Blumentöpfe, Mauerziegel, Terracotten).
                           B. Unglasirte, aber lackirte Thonwaaren von undichter
                              									und farbig gebrannter Grundmasse (Siderolith, mit Lackfarben bemalte
                              									Terrakotten).
                           C. Unglasirte, undichte, weiſs gebrannte Thonwaaren
                              									(z.B. Thonzellen für galvanische Elemente, Kölner Thonpfeifen).
                           D. Glasirte Thonwaaren von undichtem, farbig gebranntem
                              									Scherben (glasirte Thonwaare, Delfterwaare, Fayence, Majolika).
                           E. Glasirte Thonwaaren von undichtem, weiſs gebranntem
                              									Scherben (Steingut).
                           F. Unglasirte, dichte, farbig gebrannte Thonwaaren
                              									(Klinker, Wedgewood, Chromolith).
                           G. Glasirte Thonwaaren von dichtem, farbig gebranntem
                              									Scherben (Steinzeug).
                           H. Unglasirte, dichte, weiſs gebrannte Thonwaaren
                              									(Biscuit-Porzellan).
                           J. Glasirte Thonwaaren von dichtem, weiſs gebranntem
                              									Scherben (z.B. Glasur-Porzellan).
                           Hartig schlägt für die hier charakterisirten Klassen von
                              									Thonwaaren die folgenden kurzen Bezeichnungen vor:
                           
                              
                                 
                                    A. Irdenwaare.
                                    
                                 
                              
                                 
                                    B. Lackwaare.
                                    
                                 
                              
                                 
                                    C. Verglühgut.
                                    
                                 
                              
                                 
                                    D. Schmelzwaare.
                                    
                                 
                              
                                 
                                    E. Steingut.
                                    
                                 
                              
                                 
                                    F. Klinkerwaare.
                                    
                                 
                              
                                 
                                    G. Steinzeug.
                                    
                                 
                              
                                 
                                    H. Biscuit-Porzellan.
                                    
                                 
                              
                                 
                                    J. Glasur-Porzellan.
                                    
                                 
                              
                           Wo bei der Formengebung künstlerische Bethätigung gesteigert erscheint, wird man einem Zuge der Sprache
                              									folgend, geneigt sein, Fremdwörter an Stelle der deutschen zu gebrauchenMan vergleiche den technischen Sinn der Worte
                                    												„graben“ und „graviren“, „aufbauen“ und
                                    												„montiren“, „gestalten“ und „bossiren“,
                                    												„meiſseln“ und „ciseliren“, „schleifen“ und
                                    												„poliren“, „zerkleinern“ und „pulverisiren“,
                                    												„Zange“ und „Pincette“, „Pappe“ und
                                    											„Carton“, „Werkzeug“ und „Instrument“,
                                    												„Thonwaarenerzeugung“ und „Keramik“., z.B. Terracotta statt Irdenwaare,
                                 										Siderolith und Terralith statt Lackwaare, Cromolith statt Klinkerwaare.
                           Verfasser gibt zum Schlusse noch einige Bemerkungen über den Gebrauch der Worte
                              										„Steinzeug“ und „Steingut“, und entscheidet entgegen Demmin zu Gunsten der Bezeichnung „Steinzeug“
                              									für glasirte Thonwaaren mit dichtem, farbig gebranntem Scherben und Steingut für
                              									glasirte Waare aus undichtem, weiſsem Scherben (Civilingenieur, Thonindustriezeitung, Bd. 12 S. 120 und 646).
                           Schon öfters wurden Versuche gemacht, die Producte der
                                 										keramischen Kunst zur Verzierung der Bauwerke
                              									zu verwenden, allein erst bei der Pariser Ausstellung 1889 war die Anwendung von
                              									solchem Material besonders ausgedehnt. Wie leicht einzusehen, hängt die Verwendung
                              									desselben innig mit der Einführung der Eisenconstructionen zusammen; die leeren
                              									Räume, welche diese lassen, werden zweckmäſsig mit Platten aus gebranntem Thon
                              									ausgefüllt. Füllungen, die man am „Palais des beaux arts et des arts
                                 										libéraux“ eingesetzt hat, sind häufig bis 2m hoch und aus einem Stück. Die Füllungen, aus der Fabrik von E. Müller in Ivry hervorgegangen, sind in jeder
                              									Hinsicht vollendet. Am Industriepalast sah man nur Eisen, Thon und Glas zu den
                              									schönen, hohen Architecturen verwendet. Alle constructiven Theile sind aus Eisen,
                              									blau gestrichen, Ziegelsteine und modellirte Terracotten füllen die aufstrebenden
                              									Pfeiler und spannen, mit Glasfenstern vereinigt, die Wände aus. Eine von Riesenvasen
                              									umstellte Kuppel von 30m Durchmesser ist ganz mit
                              									blau emaillirten Fayenceplatten eingedeckt. Inmitten der Höhe umgürtet ein Kranz von
                              									fünf weiſsen Schildern mit den goldenen Initialen R. F. die Kuppel. (Ueber weitere
                              									Anwendung der Keramik in Paris vgl. die Ausstellungs-Berichte „Sprechsaal“, 1889.)
                           Auf der Pariser Universal-Ausstellung haben die Herren Parvillée die Resultate ihrer Versuche zur Gewinnung einer neuen Porzellanmasse für Ziegel und Wandbekleidungsplatten zur Ansicht gebracht. Der
                              									Erfinder sprach sich über die emaillirten Ziegel folgendermaſsen aus: „Im
                                 										Allgemeinen sollte die Glasur der Ziegel diese haltbar machen, sie bewirkt aber
                                 										gerade das Gegentheil. Man stellt solche Verblender gewöhnlich aus eisenreicher
                                 										Thonmasse her, und versieht sie mit einer bleireichen Glasur. Um grüne oder
                                 										gelbe Farben zu erzielen, werden die Steine häufig vorher engobirt, was ihren
                                 										Zerfall noch beschleunigt. Die Erfahrung hat gelehrt, daſs die Steine um so
                                 										haltbarer werden, je dichter sie sind; gewöhnliche Thonwaare absorbirt aber
                                 										durchschnittlich 25 Proc. Wasser. Die einzige Masse, welche neben vielen anderen
                                 										Vortheilen auch den einer absoluten Dauerhaftigkeit bietet, ist das
                                 										Porzellan.“
                           Die Firma Parvillée fabrizirt Porzellangegenstände,
                              									deren Herstellungskosten kaum um ein Viertel die der gewöhnlichen Töpferwaaren
                              									übersteigt. Die neuen Porzellanverblender haben bei verschiedenen Palästen der
                              									Ausstellung Anwendung gefunden.
                           J. Foy bespricht die neuen
                                 										Porzellane von Sèvres bezugnehmend auf die Erzeugnisse dieser Manufactur,
                              									die 1889 in Paris ausgestellt waren. Das Hartporzellan, dessen Fabrikation in den
                              									sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Sèvres aufgenommen wurde, hat das für
                              									Decorationszwecke so vorzüglich geeignete alte Weichporzellan allmählich aus seiner
                              									früheren Stellung verdrängt. Man wollte eben echtes, hartes Porzellan kaufen, nach
                              									Art des chinesischen, und diesem Zuge der Zeit ist auch das Weichporzellan zum Opfer
                              									gefallen. Die Vorgänger Brognard's erstrebten ein
                              									Porzellan von der Härte des chinesischen, Brognard, von
                              									1800 an Direktor in Sèvres, führte eine Masse von noch viel höherem Schmelzpunkte
                              									ein, bestehend aus 62 bis 64 Th. Kaolin und 38 bis 36 Th. Zusatzmaterialien
                              									(Feldspath, Sand und Kreide), beider hatte diese Masse mit den anderen schwer
                              									schmelzbaren Porzellanmassen den Uebelstand gemein, daſs nur drei Farben, eine
                              									blaue, eine grüne und eine braune, die hohe Temperatur des Garbrandes aushielten und
                              									so die decorative Kunst nur auf Email- und Muffelfarben angelesen war, die eben den
                              									Nachtheil haben, mit der Glasur nicht zu einer homogenen Masse zusammenzuschmelzen,
                              									und sich darum auch häufig unschön durch geringeren Glanz von der Unterlage abheben,
                              									diesem von Jahr zu Jahr mehr empfundenen Uebelstande abzuhelfen, wurden schon
                              									mancherlei Versuche angestellt, aber erst Lauth (von
                              									1878 bis 1888 Direktor von Sèvres) war es vorbehalten, die alte, harte Masse durch
                              									eine neue, weichere, der chinesischen gleichkommende Porzellanmasse zu ersetzen. Das
                              									neue Porzellan, wohl geeignet für die Decoration mit einer Reihe von
                              									Scharffeuerfarben, wurde „nouvelle porcellaine de
                                    											Sèvres“ benannt. Auf der Ausstellung vom Jahre 1889 war das neue
                              									Porzellan in 349 Nummern vertreten gegen 16 Nummern aus altem harten Porzellan. Die
                              									Vortheile der weicheren Massen von Niedrigerem Garbrande sind bekannt. Man kann auf
                              									ihnen die schönen, in China durch Kupferverbindungen hervorgebrachten Färbungen und
                              									auſserdem eine Reihe anderer Scharffeuerfarben erzielen, was bei der früheren Masse
                              									unmöglich war, man kann sie mit bleihaltigen Glasuren versehen, was für die
                              									Hervorbringung besonderer Effecte nothwendig ist. In Folgendem ist die
                              									Zusammensetzung der in Rede stehenden Massen neben einander gestellt:
                           
                           
                              
                                 
                                 Hartporzellanvon Sèvres
                                 ChinesischesPorzellan
                                 Neues Porzellan
                                 
                              
                                 SiO2
                                 58,0
                                 70
                                 64,3
                                 oder
                                 71
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 34,5
                                 25
                                 28,92
                                 „
                                 23
                                 
                              
                                 CaO
                                   4,5
                                 –
                                 –
                                 „
                                 –
                                 
                              
                                 K2O (Na2O)
                                   3,0
                                   5
                                   7,05
                                 „
                                   6
                                 
                              
                           Man erkennt auf den ersten Blick, daſs das neue Porzellan in seiner Zusammensetzung
                              									dem chinesischen sehr nahe kommt, und sich von dem alten Porzellan von Sèvres durch
                              									das Zurücktreten von Thonerde gegen einen Mehrgehalt an SiO2 und Alkalien und durch das gänzliche Fehlen von
                              									Kalk unterscheidet. Der Vollständigkeit wegen sei hier auch die Zusammensetzung der
                              									Glasuren angeführt:
                           
                              
                                 
                                 Hartporzellanvon Sèvres
                                 Porzellanvon China
                                 NeuesPorzellan
                                 
                              
                                 SiO2
                                 70,64
                                 68
                                 66,56
                                 
                              
                                 Al2O3CaO
                                 17,60
                                 12
                                 14,23
                                 
                              
                                 K2O(Na2O)
                                   9,39
                                   6
                                   3,59
                                 
                              
                                 H2O
                                   0,34
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 ––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,28
                                 100
                                 99,89
                                 
                              
                           Das neue Porzellan brennt bei etwa 1350° C. gar, während die alte Masse bei 1500
                              									sintert.
                           Grosse porcelaine. Um groſse, plastisch verzierte Vasen
                              									für Vestibüle, Gärten u.s.w. zu schaffen, welche der schnellen, freien
                              									Modellirarbeit Gelegenheit zur Bethätigung bieten und dadurch die Herstellung
                              									kostspieliger Formen zu sparen, hat Th. Deck innerhalb
                              									15 Monaten eine neue Porzellanmasse geschaffen. Der Körper der bis 1m,5 hohen Vasen wird geformt und nicht gegossen,
                              									wie die Vasen des Hart- und des neuen Porzellans. Die alten Massen waren für diesen
                              									Zweck nicht geeignet, so daſs Deck genöthigt war, eine
                              									neue Masse herzustellen. Dieselbe besteht aus einer echten Feldspathporzellanmasse
                              									mit einem beträchtlichen Zusätze feinkörnigen Sandes. Die Reliefs werden auf der
                              									geformten Vase selbst hergestellt. Die Vertiefungen veranlassen die Ansammlung
                              									gröſserer Mengen von Glasur, wodurch feine Schattirungen hervorgerufen, werden. Das
                              									Auftragen der Glasur geschieht durch Aufspritzen (vgl. 1889 272 415).
                           Pâte tendre nouvelle. Auſser den Erzeugnissen aus echtem
                              									Feldspathporzellan hat die Sèvres-Manufactur noch eine Reihe von Gegenständen zur
                              									Ausstellung gebracht, die aus weicher Masse geformt waren. Auf Grundlage früherer
                              									Arbeiten (insbesondere von Lauth vgl. 1889 272 328) ist es Deck
                              									gelungen, das längst verlassene Weichporzellan wieder in den Fabriksbetrieb
                              									einzuführen. Die neue Masse besitzt dieselben Vorzüge, wie die frühere; sie ist
                              									ebenso durchscheinend, nimmt die gleiche Glasur und dieselben Farben an; ein
                              									wesentlicher Vorzug der ersteren besteht aber darin, daſs sie sich viel leichter
                              									formen, und ohne groſse Schwierigkeit brennen läſst. Die in der Universalausstellung
                              									ausgelegten Stücke zeigten, bis zu welch hoher Vollendung es die keramische Kunst an
                              									der Hand rationeller, durch chemische Erkenntniſs geleiteter Versuche gebracht
                              									hat.
                           
                           Der Autor schlieſst seinen Artikel mit einer scharfen, geistreichen Kritik der
                              									Decoration der groſsen Vasen der Sèvres-Manufactur. Er spricht lebhaft für die
                              									Verwendung von mehr Farbe und hält den Eindruck, den die groſsen weiſsen Flächen
                              									dieser Vasen machen, für kalt und abstoſsend (Annales
                                 										industrielles, 1889 S. 146).
                           Beitrag zur Kenntniſs des Feldspathporzellans von Dr.
                              										E. Hussak. Im Anschlusse an die Arbeiten A. Bünzli's (Sprechsaal, 1876 Nr. 39 bis 45) bespricht
                              									Verfasser zunächst die in der Porzellanindustrie verwendeten Rohmaterialien, um
                              									hierauf seine mikroskopischen Untersuchungen über die Porzellanbildung darzulegen.
                              									Krystallisirter reiner Kaolin wurde vor etwa 2 Jahren in Denver, Colorado, auf der
                              									Nationale Belle Mine in Klüften und Höhlungen eines Trachyts gefunden. Derselbe
                              									bildet ein perlmutterglänzendes Pulver, aus mikroskopischen wohl ausgebildeten,
                              									sechsseitigen, dünntafeligen Kryställchen bestehend, die dem triklinen oder
                              									wahrscheinlicher dem monoklinen System angehören, sich aber in ihren Winkeln dem
                              									hexagonalen System nähern. Zweckmäſsig wurde für dieses Mineral der Name „Kaolinit“ vorgeschlagen, während man unter Kaolin ein Gemenge desselben mit Trümmern des
                              									Muttergesteins versteht. Englischer, geschlämmter Chinaclay ist eine fast reine
                              									Kaolinitmasse; die Blättchen sind aber unregelmäſsig begrenzt, meist rundlich.
                              									Beimengungen fremder Bestandtheile fehlen fast vollständig. Noch deutlicher sind die
                              									Kaolinitkörperchen im feinsten englischen Chinaclay zu beobachten. Im sächsischen
                              									Thon zeigen sich bei starker Vergröſserung (800- bis 900fach) feine, in blaugrauen
                              									Tönen polarisirende Schüppchen, Welche reichlich von Eisenoxydhydratkörnchen
                              									durchsetzt sind. Der Thon ist sehr reich an accessorischen mineralischen
                              									Bestandtheilen, besonders an kleinen Quarzkörnern, Zirkon- oder Rutilnädelchen und
                              									vereinzelten Glimmerblättchen. Die Anwesenheit von Opal wurde in keiner der sieben
                              									untersuchten Thonproben (auſser den bereits angeführten wurde noch der Kaolin von
                              									Limoges, der der Türkismühle an der Nahe und der Kaolin von Cornwall einer
                              									Untersuchung unterzogen) constatirt.
                           Den französischen Gelehrten Fouqué und Lévy ist es gelungen, Orthoklas, Albit, Anarthit und
                              									viele andere natürliche Silicate synthetisch und zwar sowohl aus Mischungen als auch
                              									durch Umschmelzen der Mineralien selbst krystallisirt aus trockenem Schmelzflusse
                              									darzustellen. Es gelang mit Leichtigkeit, diese Versuche zu wiederholen. Verfasser
                              									erzielte oft gute Krystallisationen durch Schmelzen der Feldspathmischung zum klaren
                              									Glase, Erstarrenlassen und durch 12- bis 24stündiges Erhitzen dieses Glases auf
                              									einen der Schmelztemperatur naheliegenden Temperaturgrad. Aus Kalifeldspath wurde
                              									trikliner Mikroklin erhalten, aus Hornblende Augit. Dagegen kann sich Orthoklas bei
                              									der Porzellanbildung nicht in Krystallen ausscheiden, weil die Schmelztemperatur
                              									eine zu hohe und die Erkaltung eine zu schnelle ist.
                           Eine Zerfällung des Feldspaths durch Schmelzen wurde nie beobachtet. Die Ansicht, daſs beim Schmelzen
                              									Alkali entweicht, ist sehr unwahrscheinlich. Betrachtet man die Gläser als
                              									übersättigte Salzlösungen, was ja durch die Erfahrung vielfach bestätigt wird, so
                              									ist leicht einzusehen, daſs die zu Glas zerschmolzene Feldspathmasse sich bis zu
                              									einem gewissen Grade mit Kieselsäure oder Silicaten anreichern kann. Die sechs von
                              									dem Verfasser untersuchten Porzellanproben, welche in
                              									verschiedenen Stadien des Brandes zur Untersuchung kamen, bestätigen diese
                              									Voraussetzung.
                           Im ersten Stadium des Brandes ist in der Porzellanmasse noch kein Glas gebildet;
                              									Kaolinit, Feldspath, Quarz lagen neben einander. Im zweiten Stadium (Versuch 2 und
                              									3) zeigt sich Anfang und Zunahme der Glasbildung, allmähliches Verschwinden des
                              									Feldspathes, viel Quarz und Zunahme der Gasporen. Das dritte Stadium (4., 5. und 6.
                              									Probe) zeigt viel amorphe, entglaste und wenig reine Glasmasse, wenig Quarz und
                              									wenig, aber gröſsere Gasporen. In der sechsten fertig gebrannten Porzellanprobe sind
                              									nur relativ wenige groſse Quarzsplitter noch vorhanden, die amorphe Masse ist
                              									herrschend geworden und zeigt nicht mehr so scharf wie die vorhergehenden Proben die
                              									Conturen der Feldspathsplitterchen. Die Glasmasse ist durch einen dichten Filz
                              									langer, äuſserst dünner, doppelt brechender Nadeln durchsetzt, die dem Sillimannit
                              										(Al2SiO5)
                              									ähnlich sind. Es ist möglich, daſs dieselben einem reinen Thonerdesilicat angehören.
                              									Auffallend bleibt das Erhaltenbleiben der Conturen der Feldspathsplitter (Sprechsaal, Jahrg. 22 S. 154. 136).
                           Die moderne Majolika bespricht H. Henhart in der Deutschen Bauzeitung, 1889
                              									Nr. 39. Je nach der Fluſsfähigkeit der farbigen Glasuren unterscheidet man drei
                              									verschiedene Arten von Majoliken. Die englischen sogen. Reliefglasuren, sowie die
                              									Glasuren von Dr. Linke der Chemisch-technischen Versuchsanstalt der k. k. österreichischen Museen für
                                 										Kunst und Industrie können bei einer Temperatur, welche nur wenig über dem
                              									Einbrennfeuer für Glanzgold liegt, gar gebrannt werden. Der Vorwurf von Prof. Krell, die farbigen Glasuren der Majolika seien nicht
                              									haltbar, ist nur Mängeln, die bei dieser Klasse beobachtet wurden, zuzuschreiben,
                              									und ist auch hier nicht berechtigt, wenn die Glasur genügend Feuer erhalten hat und
                              									Masse und Glasur die genügende Uebereinstimmung zeigen.
                           Die zweite Abtheilung der farbigen Glasuren wird bei Anfang der Weiſsglut eingebrannt
                              									und ist sehr haltbar. Die dritte Abtheilung sind Majolikaglasuren für
                              									Hartsteinguttemperaturen, werden von Deck in Paris und
                              									anderen französischen Fabrikanten erzeugt, und zeichnen sich durch besonders groſse
                              									Dauerhaftigkeit aus. Das Auftragen der Farben geschieht entweder auf den
                              									Bisquit-Scherben oder auf die Glasur; durch letztere Technik, besonders von Deck in Gebrauch, werden wundervolle Effecte erzielt,
                              									eine Technik, die den altpersischen Fayencen entnommen ist.
                           
                           Von Fehlern sind die Haarrisse besonders bei englischen Erzeugnissen zu tadeln, da in
                              									England feinere Thonmassen verarbeitet werden als in Deutschland und Oesterreich und
                              									die Mängel daher leichter vermieden werden könnten.
                           Die österreichisch-ungarischen und deutschen Erzeugnisse stehen, was Vollendung der
                              									Formgebung anbelangt, obenan; dagegen übertrifft die Feinheit und Harmonie der
                              									französischen Farben die aller anderen Länder. Die englischen Prachtarbeiten der
                              									modernen Steinkünste sind fest ausnahmslos von Franzosen, Oesterreichern, Deutschen
                              									und Schweizern ausgeführt, die in den dortigen Fabriken arbeiten.
                           Die Einwirkung eines Gehaltes an Schwefel in den Kohlen auf
                                 										die Thonwaaren wird in der Thonindustrie-Zeitung, Jahrg. 14 S. 59 und 74, besprochen. Es wird häufig
                              									beklagt, daſs die Bauten unserer Zeit den Unbilden der nordischen Witterung weit
                              									weniger Widerstand leisten, als die alten, norddeutschen Rohbauten, und der Grund
                              									dieser Erscheinung in einer weniger energischen Behandlung der Rohmaterialien, in
                              									einer weniger sorgfältigen Auswahl derselben u.s.w. gesucht.
                           Verfasser erblickt die Ursache der geringeren Haltbarkeit unserer Ziegelsteine in der
                              									Verwendung von fossilen Brennmaterialien. Der in denselben als Schwefeleisen u.s.w.
                              									enthaltene Schwefel verwandelt sich beim Verbrennen in Schwefeldioxyd, und dieses
                              									geht unter dem Einflüsse mancher basischer Bestandtheile des Thones (Kali, Natron,
                              									Kalk, Magnesia) als Schwefelsäure in den Stein über.Vgl. Seger, 1885
                                    												252 377.
                           Die Aufnahme von Schwefelsäure in den Steinmaterialien tritt besonders bei den an
                              										CaCO3, MgCO3
                              									reichen auffallend zu Tage und kann auf der Oberfläche bis zu 10 Proc. gesteigert
                              									werden. Durch Einfluſs reducirender Gase wird dieselbe zwar theilweise wieder
                              									ausgeschieden doch ist die Gelegenheit dazu kaum geboten bei den Oefen neuerer
                              									Construction, in denen meist oxydirend gebrannt wird.
                           Die auf diese Weise in die Ziegelsteine gelangenden schwefelsauren Salze wirken mit
                              									der Zeit zerstörend auf dieselben. Eine chemische Einwirkung der Salze auf die
                              									Steine ist kaum anzunehmen, wohl aber sine mechanische. Die Salze wirken wie das
                              									Wasser bei Frost, durch Krystallbildung. Beim Verdunsten ihrer bei feuchtem Wetter
                              									eingetretenen Lösung setzen sich dieselben nicht in Form eines feinen Pulvers ab,
                              									sondern sie gruppiren sich zu Krystallen, die einen Druck auf die benachbarten
                              									Theilchen ausüben. Ist der Gehalt daran besonders groſs, so kommt es zu
                              									Auswitterungen.
                           Derartige Auswitterungen, insbesondere von MgSO4,
                              									sind häufig und werden oft irrthümlich für Mauersalpeter gehalten.
                           Thone, bei denen das Verhältniſs von CaO.Fe2O3 groſs ist, brennen sich nicht rothbraun oder
                              									gelbbraun, sondern hellroth oder gelbgrau.
                           
                           Diese Färbung ist zurückzuführen auf das Vorhandensein eines aus Eisenoxyd, Thonerde,
                              									Kalk und Kieselsäure gebildeten Silicates.
                           Ist nun der Kalk an eine Säure gebunden, welche bei der Temperatur des Garbrandes
                              									durch die Kieselsäure nicht zersetzt wird, so kann die Bildung eines solchen
                              									Silicates nicht eintreten, es bildet sich bloſs eine Verbindung von Eisenoxyd,
                              									Thonerde und Kieselsäure. Dementsprechend sehen wir an solchen Steinen die
                              									Oberfläche häufig rothbraun gefärbt, während sie im Inneren ihre normale, helle
                              									Färbung behalten; durch Reduction kann zwar viel erreicht werden, indem die dabei
                              									gebildete schweflige Säure leicht ausgetrieben wird, die Färbung nimmt aber, wenn
                              									sie auch gelb wird, an solchen Stellen in Folge anderer Sinterung eine andere Nuance
                              									an. Bei Holzfeuerung ist eine derartige Verfärbung wegen des hier fehlenden
                              									Schwefels nicht zu befürchten.
                           Auch bei glasirten Verblendsteinen ist die Gefahr der Zerstörung durch
                              									eingeschlossene Sulfate bedeutend. Solche Steine werden jetzt meist in der Weise
                              									hergestellt, daſs man dieselben bei Steinkohlenbrand garbrennt, hinterher mit Glasur
                              									versieht und diese bei oxydirender Holzfeuerung einbrennt. Wie man sieht, ist auch
                              									hier die Gelegenheit zur Bildung von schwefelsauren Salzen gegeben.
                           Nach Liedtke (Notizblatt des Ziegler- und
                                 										Kalkbrennervereins, 1888 S. 102) ist die Ursache des Blähens der Thone,
                              									welche hauptsächlich bei Thonen mit niedrigerem Schmelzpunkte angetroffen wird, in
                              									dem Ablagern von Kohlenstoff und dem darauf folgenden Verbrennen desselben zu suchen
                              									(vgl. 1889 272 424). Auch wirkt ein hoher Eisengehalt
                              									nachtheilig, da er zur Entwickelung von Sauerstoff Veranlassung gibt.
                           Ueber das Dämpfen der Ziegel hat F. Kreisler Versuche angestellt und in der Deutschen Töpfer- und Zieglerzeitung, 1887 Nr. 1 und 2, besprochen. Die
                              									Thone, welche am meisten Eisenoxyd enthalten, dämpfen am schönsten. Brennt man einen
                              									gedämpften Ziegel nochmals bei Rothglut, so verändert er seine ursprüngliche
                              									Beschaffenheit. Ein roth gebrannter Thon wurde nach abermaligem Brennen hellgelb
                              									oder weiſsgelb; die Waare hatte ihren Klang verloren, war klapprig geworden, ohne
                              									jedoch bedeutende Risse zu zeigen. Die Steine wurden durch Frost schnell zerstört.
                              									Bei zu niedrigerer Temperatur kann das Dämpfen nicht durchgeführt werden, bei zu
                              									hoher (wenn Sinterung eingetreten) dämpfen die Ziegel silberglänzend, beim Erkalten
                              									fällt die äuſsere Schicht aber in Blättchen ab.
                           W. H. Gehrke macht in der Thonindustrie-Zeitung, Bd. 13 S. 346, darauf aufmerksam, daſs das Versetzen der Wandfliesen häufig schlecht ausgeführt
                              									werde, wie man sich durch Klopfen überzeugen kann. Nach seinem Vorschlage werden die
                              									Mauer und die Fliesen gut angenäſst, dann wird jede Platte mit nur zwei
                              									Mörtelleisten bestrichen und zwar an den beiden senkrechten Fugen; in die Mitte der
                              									Platte und in die wagerechten Fugen wird kein Mörtel gestrichen. Man setzt nun die Platte an, was
                              									ohne Zuhilfenahme von Klopfzeug geschehen kann, da der Mörtel, durch den Druck auf
                              									einander getrieben, leicht ausweichen wird. Man kann so mit den Fingern die Platte
                              									viel genauer und leichter in die richtige Lage und Stellung bringen, als nach den
                              									üblichen Methoden. Hat man so eine Reihe von Platten aufgestellt, so vergieſst man
                              									solche mit entsprechend dünn gemachtem Mörtel, welchen man nach Erforderniſs mit der
                              									Kelle nachstreicht. Zwei Mann können die Arbeit derart theilen, daſs der eine die
                              									Platten näſst und den Mörtel daraufstreicht, der andere die Mauer näſst und die
                              									Platten ansetzt.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)