| Titel: | Ueber die Jodadditionszahl und die Verfälschung von Schmalz mit Baumwollensamenöl; von L. de Koninck. | 
| Autor: | L. de Koninck , C. H. | 
| Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 377 | 
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                        Ueber die Jodadditionszahl und die Verfälschung
                           								von Schmalz mit Baumwollensamenöl; von L. de Koninck.
                        Ned. Tijdschr. v.
                              									Pharm. 1890. 22.
                        Ueber die Jodadditionszahl.
                        
                     
                        
                           Von Dwars (Haaxmans Tijdschr. 1877) rühren die ersten
                              									Untersuchungen her über die Einwirkung von Jod auf Oele.
                           Rapsöl absorbirte 0,4 Proc. Jod beim Erwärmen, während ein Ueberschuſs sich beim
                              									Abkühlen ausschied, so daſs 0,4 die eigentliche Jodadditionszahl für Rapsöl ist.
                              									Wird Trioleïn (Oelsäure) in Chloroform gelöst und mit einer Lösung von Jod und
                              									Quecksilberchlorid in absolutem Alkohol gemischt, so tritt die Reaction ein
                           C18H34O2 + Cl + J = C18H34(ClJ)O2
                           es entsteht eine Chlorojodostearinsäure. In der Praxis wird
                              									nur von der Jodadditionszahl gesprochen, als wenn das Chlor nicht an der Reaction
                              									mit theilnähme. In Jod allein ausgedrückt würde obige Gleichung nur 90,2 Proc.
                              									ergeben. Die Jodadditionszahl von einem Fette kann daher nur selten zur Berechnung
                              									der darin enthaltenen Menge Oelsäure dienen. Viele Fette enthalten eine Säure, die
                              									mehr oder weniger mit Leinölsäure übereinkommt und mehr Jod zu binden im Stande
                              									ist.
                           
                              
                                 C18H32O2 +
                                    											4J
                                 =
                                 C18H32(J4)O2
                                 
                              
                                 Leinölsäure
                                 
                                 Tetrajodstearinsäure.
                                 
                              
                           Auſserdem sind noch andere auf das Jod wirkende fettartige Körper darin enthalten.
                              									Ein vollkommen aus Kohlenwasserstoffen bestehendes raffinirtes Maschinenöl gab, z.B.
                              									bei einer Verseifungszahl = 0, eine Jodzahl 14. Diese Zahl auf Olivenöl berechnet –
                              									welches das untersuchte Muster sein sollte – würden 16 Proc. ergeben.
                           Die Jodadditionszahl der im Handel vorkommenden Fette kann nicht constant sein, da
                              									diese Fette, als Gemisch der Glyceride von Oelsäure, Stearinsäure und Palmitinsäure,
                              									die Oelsäure in verschiedener Menge enthalten können, welche letztere allein das Jod
                              									addirt.
                           (Reines Glycerin absorbirte nach den Proben von de
                                 										Koninck selbst nach 24 Stunden kein Jod.)
                           
                           Daher variirt die Jodzahl für Schweineschmalz zwischen 49 bis 62, während Oele im
                              									Allgemeinen nicht so groſse Abweichungen zeigen. Ein Muster Schmalz mit hohem
                              									Stearingehalt kann deshalb ziemlich viel Baumwollensamenöl enthalten, bevor die
                              									Jodadditionszahl auf 62 steigt. Daher wird in den amerikanischen Kunstschmalzfabriken, nachdem erst das Lard-Oil ausgepreſst
                              									ist, die zurückbleibende harte Masse wieder mit Baumwollensamenöl geschmolzen, so
                              									daſs das Gemenge noch stets eine beträchtliche niedrige Jodziffer ergibt. Die beiden
                              									anderen Untersuchungsmethoden ergeben nach de Koninck
                              									gleichfalls keine sicheren Anhaltspunkte.
                           Nach der einen Methode wird das Schmalz geschmolzen, wenn nöthig noch filtrirt und
                              									auf dem Wasserbade nach Zusatz einer alkoholisch-ätherischen Silbernitratlösung,
                              									welche eine Spur Salpetersäure enthält, erwärmt. Hierbei bleibt reines Schmalz ungefärbt, während bei Anwesenheit von
                              									Baumwollensamenöl eine mehr oder weniger braune Färbung auftreten soll. Diese
                              									Färbung ist aber nicht von der Menge Samenöl selbst abhängig, sondern von dessen
                              									gröſserer oder geringerer Unreinheit, so daſs Wilson
                              									vor Kurzem fand, daſs viele Sorten dieses Oeles nicht die Eigenschaft besaſsen,
                              									Silberlösung mehr oder weniger stark zu reduciren.
                           Die Schwefelsäureprobe von Maumené ist, obschon
                              									theoretisch richtig, praktisch schlecht zu verwerthen. Nach dieser gibt ein Gemisch
                              									von Samenöl mit Schwefelsäure eine gröſsere Temperaturerhöhung als ein Gemisch von
                              									Säure mit Schmalz. Bezugnehmend auf die von de Koninck
                              									und Mutea (Analyst (2) April 1889) früher gemachte
                              									Mittheilung einer verbesserten Methode zur Untersuchung von Oelen (vgl. Zeitschrift für analytische Chemie, Juni 1889) theilt
                              									ersterer hier, nach den vorliegenden Bestimmungen weiterer Versuche mit, daſs die
                              									Jodzahl für Schmalzölsäure zu 93 und die von Baumwollensamenöl zu 135 (also eine
                              									Differenz von 42) festgestellt wurde.
                           Alex, van Asbóth zu Preſsburg fand die Zahlen 92 bezieh.
                              									134 (Differenz also auch 42; Berichte der ungarischen
                                 										wissenschaftl. Akademie, Juli 1889). Man kann daher die Menge
                              									Baumwollensamenöl derart bestimmen, daſs man die Jodzahl aus der aus dem Gemisch
                              									abgeschiedenen Oelsäure bestimmt. Ist diese z.B. zu 120 gefunden, so enthält das
                              									Gemisch 134 – 92 = 42 : 120 – 92 = 28, also beinahe 60 Proc. Beträgt nun die
                              									Gesammtmenge Oelsäure im Muster 65 Proc., so enthält dasselbe 100 : 60 = 65 = 39
                              									Proc. an Baumwollensamenöl. Da nun das Samenöl des Handels nahezu 70 Proc. Oelsäure
                              									enthält, so ist die Menge im Muster 70 : 100 = 39 = 55,5 Proc.
                           Auf diese Weise berechnet, fand Asbóth statt 48,6 Proc.
                              									50 Proc., statt 25 Proc. 20,5 Proc. Bei einer Menge Samenöl, die geringer als 15
                              									Proc. ist, kann die Methode zur quantitativen Bestimmung nicht benutzt werden.
                           
                           Nach Asbóth wäre daher die Aufstellung einer empirischen
                              									Tabelle erwünscht, die für jede Jodzahl den Samenölgehalt angibt.
                           Was die Operationen bei Ausführung dieser Methode angeht, so wird von de Koninck folgende Vorschrift angegeben:
                           Ungefähr 3g werden mit frisch bereiteter
                              									alkoholischer Kalilösung verseift und die Luft dabei möglichst abgeschlossen. Nach
                              									Zusatz von etwas Phenolphtaleïn wird mit Essigsäure neutralisirt und die Flüssigkeit
                              									jetzt in eine kochende Lösung von 3g Bleiacetat
                              									auf 200cc Wasser gegossen. Nach dem Umrühren wird
                              									die Flüssigkeit schnell heller und der Niederschlag kann mit kochendem Wasser
                              									abgewaschen werden. Die Bleiseife wird mit Aether verschiedene Male ausgewaschen und
                              									die Lösung mit verdünnter Salzsäure im Scheidetrichter geschüttelt und mehrmals mit
                              									Wasser gewaschen. Nachdem jetzt die Flüssigkeit auf ein bestimmtes Volumen (200cc) gebracht ist, werden 50cc davon abdestillirt (nicht vollkommen), der
                              									Rückstand sofort in 50cc reinen Alkohol gelöst und
                              									mit 1/10
                              									Natriumcarbonat unter Zusatz von Phenolphtaleïn titrirt. 1cc Sodalösung = 0,0282 Oelsäure. Von der
                              									ätherischen Lösung wird jetzt so viel genommen, daſs man genau 0,5 Oelsäure hat, der
                              									Aether wird jetzt im trockenen Kohlensäurestrom entfernt und der bleibende Rückstand
                              									sofort in 50cc
                              									Hübl's Reagens (25g
                              									J., 30g HgCl2,
                              										1l absol. Alkohol) gelöst. Nachdem man 12
                              									Stunden im Dunkeln hat stehen lassen, wird mit 1/10 Natriumhyposulfit titrirt und dabei
                              									die Vorsicht gebraucht 15cc Chloroform zuvor
                              									zuzusetzen, um eine Abscheidung von Fett zu verhindern. Werden nun noch 50cc
                              									Hübl's Reagens mit 15cc Chloroform für sich allein mit Hyposulfit titrirt, so sind alle Werthe
                              									zur Berechnung der wirklichen Jodzahl vorhanden.
                           
                              
                                 C. H.