| Titel: | Von der Allgemeinen Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin 1889. | 
| Autor: | Mg. | 
| Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 385 | 
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                        Von der Allgemeinen Ausstellung für
                           								Unfallverhütung in Berlin 1889.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 275 * S.
                           								342.)
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 21.
                        Allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin.
                        
                     
                        
                           
                              Die Kraftmaschinen.
                              
                           In den Rahmen des Ausstellungsprogrammes fielen nur die wenigen Dampfmaschinen, über
                              									welche wir bei Gelegenheit der Besprechung der Abstellvorrichtungen berichteten. Die
                              									übrigen Dampfmaschinen, sowie sämmtliche Gas- und Luftmaschinen waren nur ihrer
                              									selbst willen ausgestellt, ohne irgend einen Punkt der thatsächlichen
                              									Unfallverhütung betonen zu wollen.
                           Abgesehen hiervon bot die Ausstellung der Kraftmaschinen auch kein zutreffendes Bild,
                              									welches dem heutigen Stande der Industrie hätte entsprechen können, da einerseits
                              									sowohl hinsichtlich der hauptsächlichen Maschinentypen, als auch bezüglich der
                              									Fabrikanten groſse Lücken vorhanden waren, während andererseits nur Maschinen
                              									mittlerer und geringer Pferdezahl vertreten waren. In der Natur der Sache und gemäſs
                              									dem ganzen Charakter der Ausstellung lag die zerstreute Aufstellung der
                              									Kraftmaschinen an allen möglichen Punkten der Ausstellung, wo sie gerade hingepaſst
                              									haben oder einen Platz fanden. Ein Ueberblick über die vorgeführten Leistungen war
                              									somit sehr schwierig.
                           
                        
                           
                              Dampfmaschinen.
                              
                           Von den ausgestellten 40 Dampfmaschinen, welche zumeist im Betriebe vorgeführt
                              									wurden, konnten mehrere nicht als Ausstellungsstücke angesehen werden, da sie nur
                              									als Nothbehelf zum Betriebe irgend einer Anlage herbeigeschafft waren. Andererseits
                              									war eine richtige Beurtheilung vieler Dampfmaschinen nicht möglich, weil die
                              									Dampflieferung nach Druck und Trockenheit nicht immer den Anforderungen der
                              									Dampfmaschinenausführungen entsprach.
                           Als kennzeichnend konnte beobachtet werden, daſs die Verwendung der Compound- und
                              									Mehrfach-Expansionsmaschinen immer mehr um sich greift, daſs vielleicht sogar schon
                              									stellenweise über das Ziel hinausgeschossen wurde, indem die mehrfache Expansion für
                              									geringe Maschinen-Leistungen und geringen Dampfdruck benutzt wurde, also auf
                              									Verhältnisse Anwendung fand, in denen die mehrfache Expansion sicher keinen Nutzen
                              									schaffen kann. – Es ist mir oft in den Kreisen der Dampfkraftbenutzer ein gewisses
                              									ehrgeiziges Streben aufgefallen, die neuesten Maschinensysteme zu besitzen,
                              									gleichgültig ob dieses auch in den Rahmen der vorliegenden Verhältnisse paſst oder
                              									nicht. Leider wird aber dieses Streben nicht immer seitens der Fabrikanten mit
                              									Vernunftgründen bekämpft. So ist mir ein Fall bekannt geworden, daſs ein Dampfmaschinenfabrikant die
                              									Lieferung einer 20pferdigen Betriebsdampfmaschine für eine Chocoladenfabrik – nach
                              									dem Dreifach-Expansions-System übernehmen wollte.
                           Einige Dampfmaschinen zeigten das besondere Streben der Constructeure, für den
                              									elektrischen Lichtbetrieb geeignete schnell gehende Betriebsmaschinen zu schaffen.
                              									Ganz besonders hat sich für diesen Zweck das Compoundsystem eingeführt, welches auf
                              									der Ausstellung durch zweckmäſsige Ausbildung der Einzeltheile und der
                              									Gesammteinrichtungen recht beachtenswerth vertreten war.
                           Eine der interessantesten Dampfmaschinen der Ausstellung ist von der Berliner Actiengesellschaft für Eisengieſserei und
                                 										Maschinenfabrikation, früher J. C. Freund und Co. in Charlottenburg
                              									geliefert. Die in einfachen, aber gefälligen Formen gehaltene stehende,
                              									eincylindrige Auspuffmaschine von 250mm
                              									Cylinderdurchmesser und 350mm Hub bei 180
                              									Umdrehungen veranschaulicht das ernste und mit Glück verfolgte Streben, unter
                              									Beibehaltung der einfachen Grundconstruction diese Maschinenart nach Möglichkeit zu
                              									vervollkommnen und in den Einzelheiten besonders zweckmäſsig auszubilden.
                           Der gegabelte Ständer nimmt oben den Dampfcylinder auf, während er zwischen sich das
                              									gesammte Triebwerk enthält. Die Grundplatte, welche mit dem Ständer aus einem Stück
                              									gegossen ist, enthält auch die drei Lager für die Kurbelwelle, auf welche das
                              									Schwungrad seitlich und fliegend aufgesetzt ist, während die Krummzapfen innerhalb
                              									der Gestellgabel liegen.
                           Die Maschine wird mit unveränderlicher Expansion betrieben. Die Steuerung erfolgt
                              									durch den Regulator, welcher den zuströmenden Dampf zu drosseln hat. Die
                              									Dampfvertheilung bewirkt ein hin und her schwingender Rundschieber, welcher durch
                              									das einzige auſserhalb des Maschinenrahmens auf der Kurbelwelle sitzende Excenter
                              									bethätigt wird. Dieser nach Art der Trick'schen
                              									Schieber eingerichtete Rundschieber gibt Oeffnung und Abschluſs möglichst rasch,
                              									soll aber in diesem Falle auch noch regulirend auf die Verdichtungsspannung
                              									einwirken, diese jedenfalls nicht für alle Dampfspannungen gleich hoch halten. Um
                              									letztere Wirkung zu erzielen, ist der Kanal im Schieber so gelegt, daſs er während
                              									eines Theils des Verdichtungsspiels mit der anderen Cylinderseite eine Verbindung
                              									schafft. Hierdurch wird herbeigeführt, daſs die Verdichtungsspannung durch die
                              									Expansionsspannung auf der anderen Cylinderseite während der kurzen Verbindungsdauer
                              									beeinfluſst und entsprechend herabgesetzt, wenn auch nicht völlig ausgeglichen wird,
                              									wenn der zutretende Dampf stark gedrosselt, also seine Spannung gering ist;
                              									andernfalls wird bei höherem Dampfdrucke die Verdichtungsspannung um die
                              									überwiegende Expansionsspannung erhöht werden. Im ersteren Falle wird demnach der
                              										Expansionsdruck
                              									verstärkt, die Expansionslinie höheren Verlauf nehmen, während die Verdichtungslinie
                              									unter ihre übliche Grenze fallen wird; jedenfalls dürfte dem Sinken der
                              									Expansionslinie unter die atmosphärische Linie vorgebeugt sein.
                           Die Steuerung der Maschine wird so geleitet, daſs unter den Kolben mehr Füllung
                              									gegeben wird als über denselben, um auf diese Weise einen Ausgleich des Gewichts für
                              									die auf und nieder zu bewegenden Massen herbeizuführen und dadurch eine gröſsere
                              									Gleichmäſsigkeit des Betriebes zu sichern. Dieses einfache Verfahren verdient die
                              									gröſste Beachtung für alle stehenden Maschinen, weil thatsächlich durch die
                              									geschilderte ungleichartige Dampfvertheilung ein guter Ausgleich der bewegten Massen
                              									geschaffen wird.
                           Diese ungleichartige Füllung wird bei der ausgestellten Maschine durch Einschaltung
                              									eines einarmigen, sehr kurzen, in diesem Falle mit der Excenterstange aus einem
                              									Stück gebildeten Hebels zwischen Excenterstange und Rundschieber herbeigeführt,
                              									welcher Hebel in seinem Endpunkte die Bewegungsstange für den Rundschieber faſst.
                              									Der Drehpunkt dieses Hebels hat eine solche Lage erhalten, daſs seine
                              									Verbindungslinie mit dem Punkte, in welchem die Excenterstange am Hebel angreift,
                              									einerseits kurz ausfällt, andererseits auf der Mittellage der Excenterstange nicht
                              									etwa senkrecht steht, sondern einen spitzen Winkel mit ihr bildet. Diese
                              									Schiefstellung des Hebels gegen die Mittellage der Excenterstange bewirkt die
                              									Verschiedenartigkeit der Füllungen über und unter dem Kolben.
                           Der gröſste Einfluſs auf die Erhaltung derselben Umlaufszahl der Maschine wird durch
                              									die Anordnung des Knüttel'schen Regulators ausgeübt,
                              									welchen wir bereits in D. p. J., 1889 272 * 337, besprochen und abgebildet haben, so daſs ein
                              									näheres Eingehen auf dessen eigenartige Wirkungsweise erübrigt wird.
                           Der Regulator ist dicht über der Grundplatte seitlich der zwischen Maschinengestell
                              									und Schwungrad aufrecht stehenden Regulatorstange angeordnet. Die Maschine beweist,
                              									daſs der Gleichförmigkeitsgrad erhalten bleibt, wenn sich mit der Stellung der
                              									Schwungkugeln auch das Urnengewicht ändert, d.h. beim Steigen der Kugeln vermindert,
                              									beim Sinken derselben aber vergröſsert, nur darf diese Aenderung des Urnengewichts
                              									nicht gleichzeitig mit der Lagenänderung der Schwungkugeln statthaben, sondern muſs
                              									kurz hiernach erfolgen, um den Regulator nicht astatisch zu machen.
                           Die Schmierung der bewegten Theile sei kurz geschildert. Für den Zapfen des
                              									Kreuzkopfes wird das Oel aus einem am Gestelle befestigten Gefäſse entnommen und
                              									tropfenweise durch ein Röhrchen in einen mit dem Kreuzkopfe auf und nieder gehenden
                              									Trichter geleitet, aus welchem es an den Zapfen gelangt; der Trichter ist derart
                              									unter em Abfluſsröhrchen angeordnet, daſs die aus letzterem herausquillenden Tropfen auch sicher von
                              									ihm aufgefangen werden müssen, ob der Kreuzkopf seine höchste oder seine niedrigste
                              									Lage annimmt.
                           Für den Kurbelzapfen sind Schmierlöcher bezieh. Oelkanäle in Kurbelarm und Welle
                              									angebracht, in welche das Oel durch ein Röhrchen geleitet wird.
                           Ebenso wird das Excenter durch angegossene Schmierränder geölt, in welche das Oel
                              									wieder durch ein Röhrchen geführt wird.
                           Kennzeichnend für alle diese Schmiervorrichtungen ist die Vermeidung jedes
                              									mitbewegten Schmiergefäſses; alle Oelgefäſse sitzen an unbeweglichen Theilen der
                              									Maschine, können also ohne gröſsere Gefährdung des Arbeiters nachgefüllt werden.
                           Zur Cylinderschmierung dient ein Differentialkolben, aus dessen Cylinder das Oel mit
                              									Hilfe des in diesem sich bildenden Condensationswassers aus der Dampfleitung
                              									fortgeschafft wird.
                           Die von der Maschinenfabrik von Gebrüder Arndt, Berlin,
                              									aufgestellte liegende eincylindrige Ventildampfmaschine ist mit zwangläufiger
                              									Präcisionssteuerung versehen. Der Dampfcylinder hat 350mm Durchmesser bei 500mm Hub. Die
                              									Maschine entwickelt bei 92 Umdrehungen 30 . Fig. 1 Taf. 21 stellt
                              									einen Schnitt durch den Cylinder und zwar durch ein Dampfeinlaſsventil und ein
                              									Dampfauslaſsventil dar.
                           Die Excenter welle A wird durch Kegelräder von der
                              									Hauptwelle aus angetrieben. In der Ebene von je einem Dampfeinlaſs- und
                              									Auslaſsventil ist auf dieser Welle je ein Excenter angebracht, welches den
                              									Ventilhebelmechanismus für je eine Cylinderseite bewegt. Die feste Nebenwelle B trägt auf jeder Seite einen zweiarmigen Hebel C, sowie die Coulissenstange D. Der zweiarmige Hebel C wird unmittelbar
                              									von dem Excenter in Bewegung gesetzt, und diese Bewegung wird auf der anderen Seite
                              									auf eine feste Dreiecksverbindung o (unter dem Namen
                              									Elementendreieck der Firma Gebr. Arndt patentirt)
                              									übertragen, während die Coulissenstange D durch die
                              									Stange F bewegt wird und ihre Bewegung gleichfalls
                              									mittels Coulisse auf das Elementendreieck überträgt. Der Regulator greift mittels
                              									Hebel und Zugstange an die Coulisse an und verschiebt letztere auf ihrer Stange D, so daſs je nach dem Stande des Regulators die
                              									Coulisse einen gröſseren bezieh. kleineren Bogen durchlaufen muſs. Dieser gröſsere
                              									oder kleinere Weg, welchen die Coulisse zurücklegt, wird auf die feste
                              									Dreiecksverbindung übertragen und gibt, vereinigt mit der Bewegung des zweiarmigen
                              									Hebels durch die Stange K und den Ventilhebel L dem Ventil seinen Hub und seinen früheren oder
                              									späteren Schluſs. Das Auslaſsventil wird wie üblich von dem Excenter unmittelbar
                              									durch Stange und Hebel gesteuert.
                           Zum Betriebe der Füllner'schen groſsen Papiermaschine
                              									hatte die Firma Starke und Hoffmann in Hirschberg eine
                              									eincylindrige, liegende Dampfmaschine geliefert, welche bei 90 Umdrehungen in der
                              									Minute 30  leistete. Die Maschine, welche eine peinlich sorgfältige
                              									Ausbildung der
                              									constructiven Einzelheiten zeigt, ohne daſs irgend eine wesentliche Neuerung zu
                              									bemerken war, besaſs keine Condensation. Der Cylinder hatte 300mm Durchmesser und 600mm Länge.
                           Der Mangel einer Condensationsvorrichtung darf hier nicht auffallen, weil die
                              									Maschine ausschlieſslich für den Betrieb der Papiermaschine erdacht war und deshalb
                              									die Verwendung des Auspuffdampfes zur Beheizung der Papiertrockencylinder
                              									zweckmäſsiger erscheint. Aus letzterem Gesichtspunkte war sogar die Heizung des
                              									Dampfmantels am Cylinder mit frischem Kesseldampfe vorgesehen, um auf diese Weise
                              									den Abdampf auf möglichst hoher Temperatur zu halten und noch möglichst warm in die
                              									Papiertrockencylinder zu schaffen.
                           Bei dem Entwürfe der Maschine war auf thunlichste Einfachheit Bedacht genommen, um
                              									rücksichtlich des ununterbrochenen Betriebes der Papiermaschine vor Beschädigungen
                              									im Gangwerke gesichert zu sein.
                           Die Maschine war auf Corliſs-Bett montirt,
                              									Dampfcylinder, Schieberkasten und Dampfmantel aus einem Stücke gegossen. Bei der
                              									vorhandenen Rider-Steuerung war als Grundschieber ein
                              									Flachschieber, als Expansionsschieber ein Kolbenschieber benutzt.
                           Zur Schmierung des Dampfcylinders dient eine Rost'sche
                              									Schmierpumpe, während die Lagerstellen u.s.w. von Starrschmierbüchsen bedient
                              									wurden.
                           Die Maschinenfabrik Cyklop (Mehlis und Behrens), Berlin
                              									N., hat eine Eincylindermaschine ausgestellt, welche mit zwangläufiger
                              									Ventilsteuerung ausgerüstet ist und 40  abgeben soll. Aus der schematischen
                              									Skizze (Fig.
                                 									2) ist die Wirkungsweise der Steuerung zu ersehen. Die Steuerwelle macht die
                              									gleiche Anzahl Umdrehungen wie die Dampfmaschine. Auf der ersteren sitzen zwei
                              									Excenter S, von denen jedes ein Einlaſs- und ein
                              									Auslaſsventil steuert. Das Auslaſsventil wird durch Stange und Hebel bewegt, das
                              									Einlaſsventil auf folgende Weise. Der Excenterring b
                              									des Excenters s schwingt um den festen Punkt d der Stange c d, während
                              									die das Einlaſsventil bewegende Stange e mit ihrem
                              									einen Ende durch einen Winkelhebel mit dem Ventil verbunden ist, wogegen ihr anderes
                              									Ende mit der am Excenter festsitzenden Stange f mittels
                              									eines Drehbolzens in der Art verbunden ist, daſs der Drehpunkt der Stange durch den
                              									Regulator verschiebbar ist. Je nachdem nun die Stange e
                              									am Fuſs oder an der Spitze der Stange f angreift, ist
                              									die durch das Ventil gegebene Füllung gröſser oder kleiner und zwar können alle
                              									Füllungen zwischen 0 und ⅝ erreicht werden.
                           Eine besondere höchst einfache Vorrichtung ermöglicht es, Kurbel und Kreuzkopfzapfen
                              									während des Betriebes ohne Gefahr schmieren zu können. Das Oelgefäſs ist auf einem
                              									Ständer oberhalb des Balkenbettes angebracht; von hier aus wird dem Kreuzkopfzapfen
                              									durch eine mit ihm hin und her schwingende, in einer Hülse auf und ab bewegliche
                              									durchbohrte Stange tropfenweise das Oel zugeführt.
                           
                           Ein Dampfmotor mit spontaner Dampferzeugung für Klein- und Groſsbetrieb (D. R. P. Nr.
                              									41817) war von Paul Brennicke und Co., Berlin W.,
                              									ausgestellt.
                           In dem Feuerraume über dem Roste befindet sich ein spiralförmig gewundenes, wagerecht
                              									liegendes Schlangenrohr (Dampferzeuger), in welches durch Düsen mittels einer Pumpe
                              									so viel Wasser eingespritzt wird, als zur Verdampfung für je eine beliebige
                              									Cylinderfüllung erforderlich ist. Ein in dem angebrachten Windkessel der Pumpe
                              									befindliches Rückschlagventil hat den Zweck, bei gedrosselter Düse das jeweilig
                              									nicht erforderliche Wasser abflieſsen zu lassen. Die Düse ist auf ihrem conischen,
                              									über Kreuz aufgeschnittenen Ende mit einer conischen Hülse versehen, welche durch
                              									Drehen der Düse mit dem Handrade auf die Austrittsöffnung derselben derartig
                              									einwirkt, daſs die Austrittsöffnung der Düse beliebig erweitert oder verengert
                              									werden kann, nach Maſsgabe des zur Verdampfung kommenden Wasserquantums. An dem
                              									vorderen Theile der Düse, in Verbindung mit dem Handrade ist ein Zeiger angebracht,
                              									welcher, über eine Scala laufend, das eingespritzte Wasserquantum anzeigt bezieh.
                              									dazu dient, den Füllungsgrad reguliren und controliren zu können. Für die
                              									Inbetriebsetzung des Motors ist noch eine Handspeisepumpe angeordnet.
                           Wird der Motor in Bewegung gesetzt, so ist nach erfolgter Anfeuerung desselben und
                              									genügender Erwärmung des Cylinders durch die abziehenden Feuergase mit der Handpumpe
                              									so viel Wasser durch die Düsen in das Schlangenrohr zu pumpen, bis das Manometer die
                              									genügende Druckhöhe zum Anlassen des Motors angibt, wonach das Pumpen einzustellen
                              									ist.
                           Das nunmehr mit der Handpumpe in das Schlangenrohr durch die Düse eingespritzte
                              									Wasser ist inzwischen in Dampf verwandelt worden, welcher durch das Passiren der
                              									Schlangenrohre schnell an Spannung zunimmt, und somit hoch erhitzt in den
                              									Schieberkasten und weiter durch den Kanal in den von den abziehenden Feuergasen
                              									umspülten Cylinder einströmt, wodurch ein Condensiren des Dampfes im Cylinder
                              									verhütet wird.
                           Von dem Augenblicke an, wo der Motor in Thätigkeit tritt, wirkt auch selbsthätig die
                              									Maschinenpumpe, indem dieselbe bei jeder Umdrehung des Motors die beliebig
                              									einzustellende Wassermenge (durch die angebrachte Scala erkenntlich) durch die Düse
                              									einspritzt, welche Wassermenge beim Verlassen der Düse sofort in Dampf verwandelt
                              									wird, somit die das Prinzip bildende Momentverdampfung stattfindet, ohne daſs also
                              									in den Schlangenröhren (Dampferzeuger) Wasser zurückbleibt.
                           Seitens der Maschinenfabrik Oerlikon in Oerlikon bei
                              									Zürich war eine Compounddampfmaschine ohne Condensation ausgestellt, welche 50
                              									 leisten soll und 220 Umläufe in der Minute macht. Sie betrieb eine Dynamomaschine der Allgemeinen Elektricitätsgesellschaft in Berlin, welche
                              									unmittelbar auf der Kurbelwelle der Dampfmaschine angebracht war. Diese gekuppelten
                              									Maschinen eignen sich besonders für elektrischen Lichtbetrieb, weil alle
                              									Ungleichheiten des Betriebs und alle Störungen, welche aus der sonst erforderlichen
                              									Uebertragungsvorrichtung zwischen Dampfmaschine und Dynamo herstammen, fortfallen;
                              									jedoch bedarf naturgemäſs die Dampfmaschine selbst einer besonders genauen
                              									Regulirung und die Dynamomaschine einer sorgfältigen Montirung und Bauart für
                              									langsamen Betrieb.
                           Die Abmessungen des groſsen Cylinders sind 380mm
                              									Durchmesser, des kleinen Cylinders 250mm; der Hub
                              									beträgt 300mm. Die Dynamomaschine soll bei der
                              									gewöhnlichen Umlaufszahl von 220 und bei 10at
                              									Kesseldruck einen Strom von etwa 400 Ampère und 100 Volt liefern.
                           Beide Dampfcylinder, welche Dampfmäntel besitzen, sind mit zwei besonderen
                              									Steuercylindern aus einem Stücke gegossen und auf dem gabelförmigen Guſsträger
                              									befestigt, welcher in seiner Gabel die Betriebs- und Steuertheile aufnimmt. Die
                              									doppelt gekröpfte Kurbelwelle liegt auf vier mit derselben Grundplatte vergossenen
                              									Lagern des Maschinenbettes und trägt auf einer Seite ein verhältniſsmäſsig kleines
                              									Schwungrad, auf der anderen, vorderen Seite den sogen. Schwungrad- oder
                              									Achsenregulator.
                           Die Steuerung erfolgt durch Kolbenschieber, deren zwei
                              									für den Hochdruckcylinder angeordnet sind, während der Niederdruckcylinder durch einen Kolbenschieber gesteuert wird. Von den zwei
                              									Steuerkolben des Hochdruckcylinders beeinfluſst der eine die Expansion, während der
                              									zweite als Vertheilungsschieber dient.
                           Der Expansions-Steuerkolben wird durch ein vom Regulator beeinfluſstes Excenter
                              									bewegt, dessen Excentricität und Voreilung veränderbar wird.
                           Die Kurbeln sind um 180° gegen einander versetzt, so daſs die auf und nieder gehenden
                              									Massen beider Cylinder sich gegenseitig aufheben und so eine nicht zu
                              									unterschätzende Gewähr für einen ruhigen, stoſsfreien Gang gegeben wird. Unter
                              									letzterer Rücksicht ist auch zu beachten, daſs die Massen an sich bei dieser
                              									Ausführung möglichst leicht gehalten sind. So wurden die Kolben aus dünnen
                              									Stahlplatten hergestellt, die Zapfen der Kreuzköpfe und Schieberstangengelenke
                              									wurden hohl gehalten, überhaupt alle Wandstärken auf das thunlichst zulässige Maſs
                              									herabgedrückt.
                           Der Regulator entspricht im Wesentlichen der Construction von Armington-Sims, da auch hier die Veränderung von Excentricität und
                              									Voreilung des den Expansions-Steuerkolben bethätigenden Excenters durch Umdrehung
                              									eines zweiten, in diesem verschiebbaren, aber mit der Excenterwelle verbundenen
                              									Excenters um die Welle stattfindet. Letzteres Excenter wird unmittelbar von den
                              									Schwungkugeln verstellt und in seiner bezüglichen Lage erhalten. Beachtenswerth ist die
                              									Anwendung nur einer Feder für die Schwungkugeln, wie
                              									sie auch bereits von Pröll-Dörfel vorgeschlagen und
                              									angewendet wird.
                           Die Schmierung erfolgt auch hier von feststehenden Schmiergefäſsen aus, von welchen
                              									das Oel durch kleine Röhrchen bezieh. in die Gleitführungen eingeschnittene Kanäle
                              									zu den Schmierstellen geführt wird. Für die Cylinder ist eine Schmierpumpe
                              									vorgesehen.
                           Eine andere Verbunddampfmaschine mit Einspritzcondensation ist von G. Hambruch in Berlin ausgestellt. Die Maschine soll
                              									bei 120 Umgängen in der Minute 30  leisten. Der kleine Cylinder hat einen
                              									Durchmesser von 240mm, der groſse einen solchen
                              									von 360mm; der Hub beträgt 350mm.
                           Im Gegensatz zu den bisher besprochenen Ausführungen wird hier jeder Cylinder von
                              									einem besonderen Gestell getragen, welches auf der vorderen Seite durch je eine
                              									Säule ergänzt wird. Die Schieberkästen beider Cylinder liegen an den
                              									entgegengesetzten Enden; zwischen beiden Cylindern ist der Receiver untergebracht,
                              									während Cylinder und Schieberkästen ummantelt sind.
                           Die Kurbeln sind um 90° versetzt. Die Steuerexcenter auf die Kurbelwelle auſserhalb
                              									der entsprechenden Lager aufgekeilt. Der Regulator erhält seinen Antrieb von einem
                              									Kegelgetriebe auf der Mitte der Kurbelwelle.
                           Für die Steuerung des Hochdruckcylinders ist eine etwas abgeänderte Rider-Steuerung gewählt. Der Expansionsschieber wird
                              									unmittelbar vom Regulator beeinfluſst. Für den Niederdruckcylinder ist nur ein
                              									Schieber vorgesehen, welcher als Gitterschieber ausgeführt ist, um eine möglichst
                              									groſse und schnelle Eröffnung zu bieten.
                           Zur Schmierung der Lager und Gleitflächen wurde hier abweichend von den meisten
                              									übrigen Maschinen Starrschmiere gewählt, während für den Cylinder ein Hambruch'scher Patentschmierapparat angebracht war.
                           Als besondere Eigenthümlichkeit dieser Maschine sei erwähnt, daſs behufs leichteren
                              									Anlassens der Maschine der Niederdruckcylinder durch eine besondere Rohrverbindung
                              									mit frischem Kesseldampf angefüllt werden konnte und zwar sowohl über wie unter dem
                              									Kolben. Diese Anlaſsvorrichtung kann mit Erfolg dann angewendet werden, wenn der
                              									Hochdruckkolben im todten Punkt steht und das Andrehen des Schwungrades vermieden
                              									werden soll.
                           Die Maschinenfabrik Augsburg hatte für den Antrieb eines
                              									Theils der Transmission in der groſsen Maschinenhalle eine liegende
                              									Condensationsverbundmaschine geliefert, welche bei 140 Umdrehungen in der Minute und
                              										7at Dampfdruck 50  leistete. Der
                              									Hochdruckcylinder hatte 225mm, der
                              									Niederdruckcylinder 350mm Durchmesser; der
                              									gemeinschaftliche Hub betrug 500mm.
                           Die Maschine sitzt auf Corliss-Rahmen, welcher auch die
                              									mehrrillige Seilscheibe
                              									zum Betriebe der Transmission trägt. Das verhältniſsmäſsig groſse Guſsstück des
                              									Maschinengestells ist seiner zweckmäſsigen Linienführung halber keineswegs störend
                              									auffällig.
                           Für den Hochdruckcylinder ist eine Rider-Steuerung, für
                              									den Niederdruckcylinder eine Meyer-Steuerung
                              									vorgesehen.
                           Die Dampfcylinderschmierpumpe wird von einer Schieberstange aus getrieben. Die
                              									Regulirung dieser Schmierpumpe erfolgt durch Einstellung der Zufluſsmenge zur Pumpe,
                              									welche immer die ihr zugeführte Oelmenge in den Schieberkasten drückt.
                           Kurbel und Schubstange sind behufs Schutzes gegen Beschädigung der Arbeiter durch
                              									jene Theile durch einen wagerechten getheilten Schild aus Guſseisen getheilt,
                              									welcher gleichzeitig als Oelfang für die Kurbelzapfenschmiervorrichtung dient.
                              									Letztere besteht in bekannter Art aus einer ausziehbaren Röhre, welche das Oel aus
                              									einem schwingenden Gefäſse an die Schmierstelle führt.
                           Eine von der Maschinenfabrik von C. Hoppe in Berlin
                              									vorgeführte liegende Verbundmaschine diente zum Betriebe einer mit ihr gekuppelten
                              									Dynamomaschine für Beleuchtungszwecke. Der Hochdruckcylinder hatte 300, der
                              									Niederdruckcylinder 450mm Durchmesser, während der
                              									gemeinschaftliche Hub nur 300mm betrug.
                           Die neben einander liegenden Cylinder sind aus einem Stück gegossen. Zwischen der
                              									doppelt gekröpften Triebwelle liegen die Excenter für die beiden Steuerungen,
                              									während das eine Wellenende die Dynamomaschine, das andere Wellenende den Regulator
                              									trägt. Die Welle enthält auſserdem noch zwischen den Lagern drei kleine, aber
                              									schwere Schwungräder, welche auf die als Scheiben ausgebildeten Kurbelarme
                              									aufgezogen sind.
                           Für die Lagerkörper legen sich die Stellkeile nicht mit ebenen, sondern mit
                              									cylindrischen Flächen an, um eine Nachgiebigkeit in der Richtung der durch die
                              									Triebkraft erzeugten Durchbiegung zu ermöglichen.
                           Der Hochdruckcylinder hatte eine Rider-Steuerung, während für den Niederdruckcylinder ein Trick'scher Kanalschieber vorgesehen war. Die
                              									Schieberkästen waren schief zur Cylinderachse und etwas unterhalb derselben
                              									angeordnet, um die Entwässerung der Cylinder zu begünstigen.
                           Der quer vor den Cylindern gelagerte Receiver war durch frischen Kesseldampf geheizt,
                              									und zwar war zur Heizung auſser dem üblichen Dampfmantel auch noch eine den Receiver
                              									durchziehende Dampfschlange angeordnet.
                           Zur Schmierung der Cylinder dient ein Mollerup'scher
                              									Dampfc}linderschmierapparat. Für die Schieberkästen waren besondere
                              									Schmiervorrichtungen vorgesehen. Eine liegende 160pferdige Verbunddampfmaschine der
                              										Aktiengesellschaft Görlitzer Maschinenbauanstalt alt und
                                 										Eisengieſserei zu Görlitz dient zum Betriebe von Dynamos der Gebrüder Naglo in Berlin.
                           
                           Bemerkenswerth ist an dieser Maschine die Genauigkeit der Dampfregulirung durch eine
                              										Collmann'sche Ventilsteuerung, welche
                              									Geschwindigkeitsänderungen zwischen 30 und 180 Umdrehungen in der Minute zuläſst.
                              										Fig. 3
                              									verdeutlicht die Wirkungsweise der Steuerung. Die Steuerung ist im Augenblick der
                              									Eröffnung des Einströmventils gezeichnet. Die Steuerwelle bewegt sich oben gegen den
                              									Cylinder mit gleicher Umdrehungszahl wie die Maschine. Durch das Knie k n i wird die beständige Bewegung von k, sowie die vom Regulator aus veränderliche, das Knie
                              									durchbiegende Bewegung des Gleitstückes l im Gelenk i zur Ventilbewegung vereinigt. Durch die Verschiebung
                              									des Gleitstückes l wird die Cylinderfüllung zwischen
                              										0 und 0,9 des Hubes
                              									verändert. Die Ventilbewegung wird nicht unmittelbar vom Gelenk i auf das Ventil übertragen, sondern es sind Gegenhebel
                              										i t g h eingeschaltet. Bei Beginn der Ventilöffnung
                              									legt sich Schiene i t in Folge der Aufwärtsbewegung von
                              										i bei h gegen die
                              									Schiene g h, wodurch das oben am Cylinder angeordnete
                              									Ventil langsam angehoben wird. Sodann rückt in Folge der abwälzenden Bewegung der
                              									zwei Schienen der Berührungspunkt derselben gegen i vor
                              									und erfolgt eine rasche, im Verhältniſs zur Bewegung von i vergröſserte Ventilbewegung.
                           In ähnlicher Weise erfolgt der Ventilschluſs sehr rasch, etwa ¼ bis ½mm vor Schluſs des Ventils; in Folge der
                              									entgegengesetzten Abwälzung der zwei Schienen und der Verlegung des
                              									Berührungspunktes derselben nach h wird das Ventil
                              									langsam auf seinen Sitz aufgesetzt. Die gleiche Wirkungsweise ist für die unten
                              									angebrachten Ausströmungsventile auch durch Anordnung der Gegenhebel, ähnlich wie
                              									für die Einströmungsventile erzielt. Die freie Beweglichkeit der Steuerung nach
                              									Ventilschluſs ist durch das Abheben der zwei Gegenhebel von einander gesichert.
                              									Durch die Einstellung des ersten Berührungspunktes der zwei Schienen kann man den
                              									Ventilschlag genau festsetzen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 276, S. 394
                              
                           Eine Compound-Kesseldampfmaschine von Scharrer und Groſs
                              									in Nürnberg (Schaubild), Kessel nach dem System Lachapelle, zeigt eine für Kleinbetriebe sehr zweckmäſsig gewählte
                              									Anordnung der Steuerungs- und Anlaſstheile. Die Dampfcylinder sind mit dem Receiver
                              									und den Dampfmänteln aus einem Stück gegossen und ruhen auf zwei Guſsständern, deren
                              									jeder die erforderliche Rundführung enthält. Der Hochdruckcylinder hat Rider-Steuerung mit Expansions-Regulator, während der
                              									Schieber des Niederdruckcylinders ein von Hand verstellbares Excenter hat. Der
                              									Receiver besteht aus drei dünnen eingewalzten schmiedeeisernen Röhren, welche mit
                              									frischem Kesseldampf geheizt werden.
                           
                           Der vor der Maschine stehende Wärter kann von diesem Standpunkte aus in recht
                              									zweckmäſsiger Weise die Maschine in allen ihren Theilen bedienen. Mittels eines
                              									Gelenkhebels kann er das hinter der Maschine liegende Schwungrad, welches zu diesem
                              									Behufe mit innerer Verzahnung versehen ist, andrehen. Gleichzeitig kann er das
                              									Dampfventil öffnen und schlieſsen, sowie mittels Fuſstrittes eine Schwungradbremse
                              									anziehen. Regulirung, Probirhähne und Schmiervorrichtungen sind in gleicher Weise
                              									bequem zur Hand, wie Wasserstand, Manometer und Sicherheitsventil leicht zu
                              									übersehen sind.
                           Eine Dreifach-Expansionsmaschine war von der Maschinenbauanstalt und Eisengieſserei
                              										A. Borsig, Berlin, aber nicht im Betrieb,
                              									ausgestellt. Dieselbe war für 60 bis 90  bei 10at Ueberdruck construirt und mit Receiver und Condensator versehen. Die
                              									Maschine ist symmetrisch zu beiden Seiten des Schwungrades angeordnet. Auf der einen
                              									Seite liegen durch eine gemeinsame Kolbenstange mit einander gekuppelte Hoch- und
                              									Mitteldruckcylinder, auf der andern hinter einander angeordnet Niederdruckcylinder
                              									und Condensator. Der Hochdruckcylinder ist mit einer unmittelbar vom Regulator
                              									beeinfluſsten zusammengesetzten Rund- und Flachschiebersteuerung versehen. Der
                              									Mitteldruckcylinder wird durch einen an seiner Unterseite arbeitenden, durch ein auf
                              									die Schwungradwelle aufgekeiltes Excenter und entsprechende Winkelhebelverbindung
                              									bewegten entlasteten Kolbenschieber gesteuert. Die Steuerung des
                              									Niederdruckcylinders erfolgt ebenfalls durch einen von der Schwungradwelle durch
                              									Excenter und Winkelhebel angetriebenen Kolbenschieber. Unter dem vom Maschinisten
                              									beim An- und Abstellen der Maschine zu benutzenden Dampfventil ist ein Kolbenventil
                              									angebracht, welches von entfernten Stellen aus durch Einschaltung mechanischer oder
                              									elektrischer Uebertragung geschlossen werden kann, um die Maschine schnell auſser
                              									Betrieb zu setzen. Dasselbe Kolbenventil kann aushilfsweise mit dem Regulator in
                              									Verbindung gebracht werden, wenn in Folge eines Schadens auf der Hochdruckseite der
                              									Maschine die Niederdruckseite allein arbeiten soll. Dasselbe dient dann dazu, den
                              									mit Dampf von geringerer Spannung arbeitenden Niederdruckcylinder vom Regulator aus
                              									beeinflussen zu können.
                           Die Schieberkästen des Mittel- und Niederdruckcylinders sind behufs leichter
                              									Entwässerung der Cylinder unterhalb der letzteren angebracht, während der Kasten für
                              									den Hochdruckcylinder an dessen Seite sitzt. Für jeden Cylinder ist nur ein Schieber
                              									angebracht.
                           Eine schnell laufende Zwillingsmaschine war von der Schiffs-
                                 										und Maschinenbauaktiengesellschaft Germania in Berlin und Kiel ausgestellt.
                              									Die Cylinder haben 90mm Durchmesser und 70mm Hub. Die Maschine lief mit 700 Umgängen, konnte
                              									aber bis zu 1600 Umläufe in der Minute machen. Die Maschine sollte zum Aschehissen
                              									auf Schiffen nutzbar werden.
                           
                           Die Cylinder waren auf einen geschlossenen Rahmen aufgestellt, der auf der
                              									Vorderseite Aussparungen zur Erreichung der Kurbeln und Gleitführungen besaſs. Die
                              									Steuerung war auf der Vorderseite angebracht.
                           Die mit versetzten Kröpfungen versehene Kurbelwelle trieb durch ein Schneckenpaar die
                              									Welle der Windetrommel, welch letztere seitwärts am Maschinengestell angeordnet
                              									war.
                           Die Joy'sche Umsteuerung arbeitet an Stelle eines
                              									Excenters mittels Hebel. Die Umsteuerung wirkte gleichzeitig auf beide Cylinder.
                           Die bekannte Gräbner-Maschine, welche von K. und Th. Möller in
                              									Kupferhammer bei Brakwede ausgestellt war, hatte bei einer der drei vorgeführten
                              									Anordnungen eine beachtenswerthe Neuerung erfahren (Fig. 4).
                           Die liegend angeordnete Eincylinderdampfmaschine hatte 100mm Cylinderdurchmesser bei 150mm Hub. Sie konnte bis zu 600 Umdrehungen machen,
                              									lief aber gewöhnlich nur mit 400 unter 6at
                              									Dampfdruck und leistete bei 0,3 Füllung 4 .
                           Die Steuerung der Gräbner-Maschinen geschieht durch den
                              									Arbeitskolben selbst, und bei der bisher ausgeführten Einrichtung wird durch
                              									Ueberschleifen einer und derselben Kante am Cylinder durch den Kolben beim Hingange
                              									der eintretende Dampf abgesperrt, beim Rückgange der Eintritt wieder eröffnet, sowie
                              									entsprechend für den Dampfaustritt. Das hat zur Folge, daſs die Punkte der
                              									Voreinströmung und Expansion und andererseits die Punkte der Vorausströmung und
                              									Compression im Diagramm senkrecht unter einander liegen. In der vorliegenden
                              									Construction sind Voreinströmung und Expansion von einander unabhängig gemacht,
                              									indem der Kolben diese beiden Spiele der Dampfvertheilung durch Ueberschleifen
                              									zweier verschiedener Kanten am Cylinder einleitet. Der Kolben bewirkt bei seiner
                              									Bewegung nach links dadurch die Vorausströmung, daſs er mit seiner Kante 1 über die
                              									Cylinderkante 2 hinausgelangt. Jetzt kann der durch den Kanal g ununterbrochen in das Innere des Kolbens strömende
                              									frische Dampf von hier aus auf die linke Seite des Kolbens gelangen. Bei der darauf
                              									folgenden Rechtsbewegung würde der Kolben den Dampfzufluſs zu seiner linken
                              									Druckfläche wieder, wie bei der ersten Construction, beim Ueberschleifen von 1 über
                              									2 abschneiden, wenn nicht inzwischen ein anderer Weg für diese Dampfbewegung, der
                              									Kanal i, eröffnet wäre. Sobald nämlich unter dem Kolben
                              										k die Admissionsspannung herrscht, bewegt sich
                              									dieser nach oben und bringt den Kanal i mit dem Raume
                              									links vom Kolben in Verbindung. Jetzt wird also die Expansion erst eingeleitet,
                              									sobald die Kolbenkante 1 bis zur Cylinderkante 3 gelangt ist. Sobald die Expansion einen gewissen Grad
                              									erreicht hat, geht der Kolben k wieder nach unten, so
                              									daſs i abgeschlossen und für die nächste Voreinströmung
                              									wieder Kante 2 maſsgebend ist. Ueber dem Kolben
                              									herrscht nämlich in Folge der durch den Kanal h mit dem
                              									Einströmungsraum g hergestellten Verbindung voller Dampfdruck, der zwar,
                              									weil nur auf eine Ringfläche wirkend, die Aufwärtsbewegung des Kolbens während der
                              									Voreinströmung nicht hindern kann, bei stark expandirtem Dampf unter dem Kolben aber
                              									das Uebergewicht erhält. Die Bewegung des Steuerkolbens, die also durchaus
                              									selbsthätig ist, nicht etwa die Ausführung eines Gestänges nöthig macht, wird durch
                              									einen Luftpuffer mit regulirbaren Oeffnungen gemäſsigt. – Der Austritt des Dampfes
                              									wird ganz in derselben Weise wie bei der älteren Construction eingeleitet oder
                              									unterbrochen, sobald die auſserste Kante des Kolbens beim Hin- oder Rückgange bis
                              									zur Kante der Ausströmungsöffnung f bezieh. f' gelangt. Vorausströmung und Compression sind also
                              									noch in der Weise von einander abhängig, daſs beide Punkte im Diagramme senkrecht
                              									unter einander liegen müssen.
                           Die seit dem Jahre 1880 bereits in Amerika gebaute Westinghouse-Maschine, welche in D. p. J.
                              									1882 246 * 349 und 1886 259
                              									245 beschrieben wurde, war in einer neueren Ausführung ausgestellt, welche in Fig. 5 und 6 gezeigt sein
                              									soll.
                           Die Westinghouse-Maschine besteht in der Hauptsache aus
                              									zwei einfach wirkenden Senkrecht-Cylindern, zwischen welchen sich ein
                              									gemeinschaftlicher Steuerungscylinder befindet, dessen Kolbenschieber direkt vom
                              									Regulator beeinfluſst wird. Die Kurbelwelle läuft in einem Oelgemisch und geschieht
                              									die Schmierung der ganzen Maschine selbsthätig. Es wird also in der Art der
                              									Verwendung des Dampfes resp. in der Art der Steuerung kein neues Prinzip verfolgt,
                              									sondern die Vortheile sind nur in der praktischen Zusammensetzung der ganzen
                              									Maschine begründet.
                           Die beiden Dampfcylinder A A sind mit dem
                              									Schiebercylinder B in einem Stück gegossen und oben auf
                              									dem Kurbelwellenkasten C befestigt. (Bei gröſseren
                              									Maschinen sind Cylinder und Kurbelwellenkasten in einem Stück gegossen.) Die
                              									Cylinder werden nur oben durch die Cylinderdeckel a a
                              									geschlossen, unten sind sie nach dem Kurbelwellenkasten C hin offen. Die Kolben D D haben oben
                              									doppelte Wandungen, um Condensation zu verhindern, sind unten offen, mit den
                              									Kolbenstiften b b von gehärtetem Stahl und vier
                              									Dichtungsringen versehen. Die Pleuelstangen F F sind
                              									von Stahl.
                           Die Kurbeln G G, der Kurbelzapfen P und die Kurbelwelle H H,
                              									sind ebenfalls sämmtlich von Stahl und können herausgenommen werden, wenn der
                              									seitliche Kurbelkastendeckel c losgeschraubt ist. Die
                              									Hauptlager d d haben die Form von beweglichen Schalen
                              									und sind mit Weiſsmetall ausgegossen. Im Flansch des Deckels d, zwischen d und d, befindet sich ein leerer Raum, in welchem der Ring W sich mit der Kurbelwelle dreht, und das Oel, wie es
                              									durch die Lager kommt, durch das Rohr e nach dem
                              									Kurbelwellenkasten C zurückleitet. Diese Vorrichtung
                              									macht alle andere Schmierung unnöthig und hält die Maschine rein.
                           Das Ueberlaufrohr n dient dazu, das Wasser im
                              									Kurbelwellenkasten nicht
                              									zu hoch steigen zu lassen und sorgt gleichzeitig dafür, daſs das Oel nicht
                              									wegflieſst. Rothguſsscheiben t t dienen als
                              									Seitenführung der Kurbelwelle, und Bleischeiben v
                              									verhindern, daſs die conischen Lagerschalen zu fest angezogen werden. Ein
                              									Mittellager K liegt zwischen den Kurbeln und nimmt die
                              									nach unten wirkende Kraft der Kolben auf, so daſs trotz der hohen Geschwindigkeit
                              									ein Vibriren der Welle nicht stattfinden kann. Der Deckel h ist abnehmbar, um zu den Kurbeln gelangen zu können. In Folge der
                              									schnellen Touren füllt der Schaum des Oel- und Wassergemisches den ganzen Raum des
                              									Kastens und ölt so alle bewegenden Theile. Bei einem Versuch wurde gefunden, daſs
                              									das Gemisch – nachdem Kolben und Deckel herausgenommen war – etwa 2m hoch herausspritzte.
                           Auſser den Dampf-Ein- und -Ausgangsröhren sind noch zwei Controlröhren an der
                              									Maschine vorhanden. Dieselben dienen zum Abführen des Wasserdampfes, wenn bei
                              									eintretender Undichtigkeit der Dampf- oder des Schieberkolbens solcher in den
                              									Kurbelwellenkasten oder über den Schieberkolben tritt, und dadurch gleichzeitig zur
                              									Balancirung des Schiebers. In Folge dieser Einrichtung kann selbst der Laie jeden
                              									Augenblick sehen, ob Kolben und Schieber dicht sind; wenn nicht, müssen neue Ringe
                              									eingesetzt werden.
                           Der Schiebercylinder selbst ist ausgebuchst und in die Buchse sind die Dampf-Ein- und
                              									-Ausgangskanäle geschnitten; wenn nöthig, kann derselbe billig erneuert werden. Der
                              									Schieber ist ein Kolbenschieber verbesserter Construction und vollkommen
                              									ausbalancirt. Die Schieberführung J dient als
                              									Stopfbuchse, und ist dieselbe, wie auch der Schieber selbst, mit einfachen
                              									guſseisernen Ringen gedichtet. Zwischen den beiden Kurbeln auf der Hauptwelle
                              									befindet sich der Regulator, welcher direkt auf den Kolbenschieber einwirkt, ohne
                              									irgend welche Zwischenhebel oder Uebersetzungen. Derselbe läuft stets in dem Oel-
                              									und Wassergemisch, so daſs die Schmierung eine vollkommene ist. Da nun auch der
                              									Kolben gänzlich entlastet, so ist die Regulirung eine vorzügliche und Abnutzung
                              									nicht vorhanden. Zwischen den Cylindern befindet sich ein Oelbehälter O, von welchem aus das Oel durch die Schmierhähne 1, 1 nach den Hauptlagern fortwährend tropft und von da
                              									nach dem Kurbelwellenkasten. Dieser Behälter, einmal gefüllt, hält lange aus. In
                              									Folge dieser Einrichtung ist weiter keine Ergänzung des Oels im Kurbelwellenkasten
                              									erforderlich. Ueberhaupt ist auſserdem nur noch ein sichtbarer Tropfschmierapparat
                              									angebracht, um den Dampf vor dem Eintritt zu dem Schieber- und den Dampfcylindern zu
                              									schmieren. Y Z ist ein mit Riemscheibe combinirtes
                              									Schwungrad; beide sind als ein Stück gegossen und werden so angebracht, daſs die
                              									Riemscheibe dem Hauptlager überhängt, damit die ganze Schwere auf dem letzteren ruht
                              									und die Hauptwelle entlastet wird.
                           Ueber den Dampf verbrauch dieser schnelllaufenden Dampfmaschine wurden in Amerika in jüngster
                              									Zeit Versuche gemacht, aus denen hervorgeht, daſs eine raschlaufende
                              									Compoundmaschine mit Cylindern von 305 und 308mm
                              									Durchmesser, 305mm Hub bei einer indicirten
                              									Leistung von 107  und 300 Umgängen in der Minute 10k,7 Speisewasser für ind.  und Stunde
                              									brauchte.
                           Das Expansionsverhältniſs war dabei 4,71 und eine Steigerung auf 5,38 verminderte den
                              									Speisewasserverbrauch nicht, obgleich gleicherweise die Geschwindigkeit auf 303
                              									Umgänge in der Minute vergröſsert wurde. Dabei war der Wasserverbrauch 10k,75 für ind.  oder 11k,92 für die effect.  und der Kesseldruck
                              									betrug in allen Fällen 7at.
                           Diese Zahlen sind sehr gut, aber sie werden ziemlich weit von jenen übertroffen,
                              									welche in England mit einer Willans-Compoundmaschine
                              									erzielt wurden, deren Verbrauch bei einem Dampfdruck von 7at,6 9k,69 für
                              									die ind.  betrug; es muſs dabei erwähnt werden, daſs diese Zahl durch einen
                              									weit längeren Versuch gewonnen wurde, als jene in Amerika mit der Westinghouse-Maschine,
                              									welche nur 10 Minuten unter der Bremse lief, eine Zeit, welche zu kurz ist, um ganz
                              									verlässliche Resultate zu geben.
                           
                        
                           
                              Gasmaschinen
                              
                           waren der Construction nach nicht vollzählig vertreten,
                              									trotzdem sie in groſser Zahl vorgeführt waren. Interessant war nur die Beobachtung,
                              									daſs jetzt mehr Werth darauf gelegt wird, die Gasmaschinen für den Betrieb durch
                              									Benzin und schwerere Kohlenwasserstoffe, sogar Handelserdöl fähig zu machen. Wohl
                              									jede Gasmaschinenfabrik hat jetzt besondere Vergaser, um ihre Gasmaschinen mit
                              									Kohlenwasserstoffen betreiben zu können.
                           Neuheiten, welche in diesen Blättern noch nicht beschrieben gewesen wären, waren
                              									nicht ausgestellt.
                           
                        
                           
                              Heiſsluftmaschinen.
                              
                           Auſser dem bereits in diesen Blättern beschriebenen Benier'schen Feuerluftmotore waren seitens der Firma Alexander Monski in Eilenburg zwei kleine, etwa
                              									½pferdige geschlossene Luftmaschinen nach Rider'schem
                              									System zum Betriebe eines kleinen Wasserfalls ausgestellt.
                           Die Maschinen, welche in Fig. 7 dargestellt sind,
                              									besitzen zwei Cylinder, einen Kraftcylinder K und einen
                              									Pumpencylinder L, welche senkrecht stehend zwischen
                              									sich das Lager der Schwungradwelle tragen und in Verbindung mit anderen Theilen
                              									zugleich das feste Gestell für die ganze Maschine bilden. In den Cylindern bewegen
                              									sich die Arbeitskolben A und B, deren Kurbeln auf der Schwungrad welle sitzen und Um etwa 90° gegen
                              									einander verstellt sind. In dem unteren Theil des Kraftcylinders K wird durch ein kleines Feuer die Luft im Heiztopf H Erhitzt. Der Pumpencylinder, welcher in seinem
                              									unteren Theile von einem Mantel C umgeben ist, wird
                              									durch Wasser kühl gehalten. Charakteristisch für diese Maschinen ist der im Verbindungskanal zwischen
                              									beiden Cylindern eingeschaltete Regenerator R.
                           Beim Uebertritt der erhitzten Luft aus dem Kraftcylinder in den Pumpencylinder läſst
                              									dieselbe einen Theil ihrer Wärme in dem Regenerator zurück, welchen sie auf dem
                              									Rückwege dann wieder an sich nimmt. Die Kolben sind sehr lang, der guten Führung
                              									wegen, und mit einer Scheidewand versehen, um Wärmeverluste zu vermeiden. Um die
                              									Reibung zu vermindern, gehen die Kolben auch in den oberen Cylindertheilen nicht
                              									ganz dicht, sondern lassen etwa ½mm Spielraum; die
                              									Abdichtung wird an dem oberen Rand des Cylinders durch Ledermanschetten M M1 bewirkt. Um die
                              									Manschette M1 des
                              									heiſsen Cylinders vor dem Verbrennen zu schützen, ist unterhalb der
                              									Manschettendichtung ein ringförmiger Kanal für Wasserkühlung angeordnet, welcher von
                              									dem erwähnten Kühlmantel C aus sein Wasser erhält; das
                              									Kühlwasser flieſst sodann durch ein Röhrchen seitlich ab. Um Luftverluste zu
                              									ersetzen, führt aus dem Kaltluftcylinder ein Kanal zu einem Ventil an der
                              									Bodenplatte. Dieses Ventil öffnet sich selbsthätig, sobald die Spannung in der
                              									Maschine unter den äuſseren Luftdruck sinkt, und schlieſst ab, sobald sie wieder
                              									steigt. Beim Stillsetzen der Maschine muſs der auf dem Regeneratordeckel sitzende
                              									Hahn geöffnet werden, damit die Spannung, welche in der Maschine herrscht,
                              									entweichen kann und der Heiztopf nicht etwa verbrennt, was sonst eintreten könnte,
                              									weil mit dem Stillsetzen der Maschine auch der Kühlwasserumlauf aufhört. Die
                              									Schmierung der Kolben geschieht sehr sparsam mit steifem Fett, das mit einem Pinsel
                              									aufgestrichen wird. Bei den Kraftmaschinen ist zum Zwecke der Kühlung eine kleine
                              									Pumpe an dem Kaltluftcylinder befestigt, deren Taucherkolben an den oberen Rand des
                              									Cylinders L angehängt wird. Der Regulator ist bei den
                              									Motoren ebenfalls am Pumpencylinder montirt. Er öffnet bei zu schnellem Gange ein
                              									Ventil, durch welches ein Theil der gespannten Luft entweicht, so daſs die Leistung
                              									vermindert wird. Andauernde Einwirkung des Regulators ist ein Zeichen für den
                              									Wärter, das Feuer etwas zu mäſsigen. Die Maschine arbeitet ganz geräuschlos und
                              									gleichmäſsig. Explosionsgefahr ist gar nicht vorhanden, und die Folge einer
                              									nachlässigen Wartung ist im ungünstigsten Falle das Aufhören der Thätigkeit der
                              									Maschine. Der Verbrauch an Gaskoks beziffert sich auf 5k für das Stundenpferd; dieser würde bei zehnstündiger Arbeit einem
                              									Aufwände von etwa 1 M. 20 Pf. entsprechen. Da der Aufwand für Schmiermaterial,
                              									Wasserkühlung und Wartung nicht sehr bedeutend ist, so werden die Betriebskosten
                              									wohl nennenswerth unter den Betriebskosten eines Gasmotors zurückbleiben. Die
                              									Bedienung wird verglichen mit derjenigen eines gewöhnlichen eisernen Ofens. Vielfach
                              									werden anstatt Koks auch nur gewöhnliche Stückkohlen und auch Braunkohlen verwendet,
                              									für das Stundenpferd ungefähr 75 Pf. bis 1 M. erfordernd. Dabei leistet die Maschine
                              									im Winter in dem
                              									Arbeitsraume dieselben Dienste wie ein Heizofen. Im Sommer werden diese letzteren
                              									Dienste allerdings als lästig befunden werden, wenn sie nicht gleichzeitig einem
                              									Trockenprozesse dienlich gemacht werden können. Den Braunkohlen wird von mancher
                              									Seite der Vorzug gegeben, weil sie das Eisen weniger angreifen. Die
                              									Heiſsluftmaschinen werden in Stärke von ⅓, ½, ⅔, 1 und 2  zu 700, 900, 1175,
                              									1450 und 1850 M. verkauft.
                           Bei den Heiſsluftpumpmaschinen fehlt die Kühlwasserpumpe
                              									als solche, da man bei diesen zweckmäſsiger Weise das geförderte Wasser durch den
                              									Kühlmantel schickt. Die Heiſsluftpumpmaschinen eignen sich für das Heben von Wasser,
                              									wenn die Saugtiefe höchstens 6 bis 7m beträgt
                              									(Entfernung des niedrigsten Wasserspiegels 5 bis 6m von der Standfläche der Maschine abwärts). An diesen Maschinen ist eine
                              									doppeltwirkende Pumpe an der Maschine, und zwar am Pumpencylinder, angeordnet. Diese
                              									Maschinen saugen das Wasser aus Brunnen, Teich oder Quelle und drücken dasselbe
                              									entweder in einen hochstehenden Behälter oder in eine Druckleitung. Bei Druckleitung
                              									kann man unter Einschaltung eines Sicherheitsventils in dieselbe an beliebigen
                              									Stellen das Wasser zu verschiedenen Zwecken entnehmen, z.B. mit einem Schlauche bis
                              										12m weit spritzen. Diese Pumpmaschinen finden
                              									Verwendung zur Wasserversorgung von einzelnen Wohngebäuden, von Gärtnereien und
                              									Parkanlagen, von Anstalten verschiedener Art und Fabriken, zum Speisen von
                              									Wasserkünsten, zum Be- und Entwässern, zum Auspumpen von Kellern, von Kanälen, von
                              									Baugruben u.s.w. Bei Saugtiefen von über 6 bis 7m
                              									ist es nöthig, die Pumpe getrennt von der Maschine im Brunnen anzubringen, und zwar
                              									so tief, daſs sie möglichst wenig hoch zu saugen hat. Die Pumpe wird dann entweder
                              									mit Gestänge oder durch Vorgelege mittels Riemen betrieben. Für die Bedienung der
                              									Heiſsluftpumpmaschinen gilt das Gleiche, was oben für die Heiſsluftmotoren bemerkt
                              									worden ist. Die Bedienung ist eine höchst einfache; sie beschränkt sich auf das
                              									zeitweilige Schüren des Feuers und das Oelen der bewegten Theile. Das Feuer wird
                              									durch Gaskoks, Stein- oder Braunkohlen oder durch sonstige Brennstoffe wie beim
                              									eisernen Zimmerofen unterhalten. Wird einmal das Schüren vergessen, so bleibt eben
                              									mit dem ausgehenden Feuer auch die Maschine stehen, ohne daſs sonst eine
                              									Unannehmlichkeit entstehen würde. Die Heiſsluftpumpmaschinen werden in normaler
                              									Ausführung mit doppeltwirkender Pumpe, Saug- und Druckwindkessel für
                              									Wasserleistungen von 500 bis 15000l in der Stunde
                              									in 12 Stärken zum Preise von 430 bis 1825 M. geliefert.
                           
                              
                                 Mg.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
