| Titel: | Mittheilungen über die Benutzung des Kollerganges in Papierfabriken; von Dr. E. Muth. | 
| Autor: | E. Muth | 
| Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 506 | 
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                        Mittheilungen über die Benutzung des Kollerganges
                           								in Papierfabriken; von Dr. E. Muth.
                        Benutzung des Kollerganges in Papierfabriken.
                        
                     
                        
                           Von den vielen Neuerungen an Maschinen und Vorrichtungen, welche die
                              									Papierfabrikation in letzter Zeit aufzuweisen hat, ist der Kollergang eine
                              									derjenigen, welche nicht nur zur leichteren Verarbeitung des Stoffes beiträgt,
                              									sondern auch zur Verbesserung des Fabrikats.
                           Neben dem Zerfasern des Zellstoffes, des Holzschliffes, ist dessen Hauptaufgabe die
                              									Zerfaserung der Papierabfälle. Schon in den dreiſsiger Jahren wurde, nach
                              									Mittheilungen eines alten Papiermachers, der Versuch gemacht, Papierabfälle zwischen
                              									Mühlsteinen zu zerfasern, und gelang dieses auch, wenn das Papier ungeleimt war;
                              									unvollständig und todtgemahlen aber wurde die Faser, wenn geleimtes Papier
                              									aufgekollert werden sollte. Je älter das Papier war, um so schwieriger war die
                              									Zerfaserung, was den Grund in der animalischen Leimung haben dürfte, welche unter
                              									dem Einflüsse des Alauns immer fester wurde. Ein weiterer Miſsstand, welchen das auf
                              									beschriebene Art behandelte Papier hatte, war, daſs der Stoff' sehr sandhaltig
                              									wurde, indem beide Steine aus dem gleichen Materiale bestanden.
                           
                           In seiner jetzigen Construction, die als bekannt vorausgesetzt wird, ist der
                              									Kollergang ungefähr seit den siebziger Jahren in der Papierfabrikation im Gebrauche.
                              									Hauptzweck dieser Zeilen ist die Bedienung des Kollerganges zu beschreiben, die Art
                              									der Arbeit desselben, auf Grund eigener in der Praxis der Papierfabrikation
                              									gemachten Beobachtungen.
                           Die beim Kollergange verwendeten Steine unterscheiden sich in Bodensteine und
                              									Läufersteine. Für erstere wird meistens harter Granit, für die Läufersteine der
                              									weichere Sandstein verwendet. Von den Granitbodensteinen sind diejenigen mit feinem
                              									Korn deshalb die geeignetsten, weil die im Granit enthaltenen Bestandtheile auch
                              									verschiedene Härte haben. Sind von diesen nun gröſsere Stücke im Granit enthalten,
                              									so ist die Abnutzung eine ungleiche, das härtere Gestein tritt mehr hervor und trägt
                              									auch zur ungleichen Abnutzung der weicheren Läufersteine bei. An Stelle der
                              									Granitbodensteine verwendete man auch gerauhte Eisenplatten, jedoch ohne irgend
                              									welchen Vortheil damit zu erzielen, dagegen wurde der gekollerte Stoff sandhaltiger,
                              									weil stärkere Abnutzung der Läufersteine stattfand. Auch gerauhte Bodensteine aus
                              									Granit wurden verwendet, um besseres Zerfasern zu erzielen, aber gleichfalls ohne
                              									gehofften Erfolg.
                           Bei den aus Sandstein gefertigten Läufersteinen ist hauptsächlich erforderlich, daſs
                              									diese gleiches Korn und gleiche Härte haben, damit die Abnutzung beider Steine auch
                              									eine gleichmäſsige werde. Nicht immer läſst sich jedoch von gleichem Korn der Steine
                              									auch auf gleiche Härte schlieſsen, im Bruche feucht gelagerte Steine werden niemals
                              									die gleiche Härte haben, wie trocken gelagerte Steine, auch wenn erstere
                              									nachträglich an der Luft ausgetrocknet sind. Frisch gebrochene Steine zeigen
                              									überhaupt raschere Abnutzung, weshalb es zu empfehlen ist, auf trocken gelagerte
                              									Reservesteine Bedacht zu nehmen. Bei den aus Sandstein gefertigten Läufersteinen
                              									sind die Seitenflächen rauh gehauen, den Grund hierfür konnte ich nicht ermitteln
                              									(Arbeitsersparniſs? D. R.), jedenfalls aber ist das rauhe Behauen der Seitenfläche
                              									mit der Grund, daſs der in erster Zeit gekollerte Stoff so sehr sandhaltig ist.
                              									Neben dem Sande, welcher in den gehauenen Löchern sitzt, werden auch die scharfen
                              									Ecken und Kanten abgestoſsen und kommen auf diese Art in den Papierzeug. Abreiben
                              									der Seitenfläche mit stumpfen Besen und Abspritzen mit Druckwasser führten
                              									theilweise zum Ziele, ganz erreicht wurde die Beseitigung des Sandes nur durch
                              									Abreiben mit Stahlbürsten. Weit leichter würde die Reinigung der Seitenflächen sein,
                              									wenn diese glatt gehauen geliefert würden, diese Forderung dürfte auch deshalb im
                              									Interesse der Fabrikanten liegen, weil auf glatter Fläche etwaige Fehler im Steine,
                              									wie Sprünge u.s.w., sich leichter finden lassen als bei rauh gehauenen.
                           Betreffs der Befestigung der Läufersteine hat sich die Construction am besten
                              									erwiesen, bei welcher auf der Königswelle zwei gekröpfte, von einander unabhängige Wellen
                              									so angebracht sind, daſs jeder der Läufersteine für sich allein gehoben wird und
                              									fällt. Da jeder Zapfen dieser Wellen, um welchen sich die Läufersteine, drehen,
                              									geschmiert werden muſs, ist hauptsächlich darauf zu achten, daſs ablaufende Schmiere
                              									nicht an dem Läufersteine herabläuft und den zu kollernden Stoff verunreinigt. Um
                              									dieses zu verhindern, wird das Schmieren mit consistentem Fett empfohlen, doch
                              									dieses behält auch nur bis zu einer bestimmten Temperatur seine Consistenz, so daſs
                              									beim geringsten Warmlaufen der Miſsstand da ist. Vorrichtungen, welche die
                              									ablaufende Schmiere aufnehmen, erfüllen den Zweck nur mangelhaft, da das Ausleeren
                              									der Behälter häufig übersehen wird. Am besten hat sich eine mit Talg getränkte
                              									Hanfflechte bewährt, welche in Art der Stopfbüchsenpackung angebracht war, jeden Tag
                              									etwas nachgezogen wird und nach 10 bis 14 Tagen erneuert werden muſste, eine Arbeit,
                              									welche freilich kurzen Stillstand nöthig macht, dafür aber auch Verunreinigung des
                              									Stoffes verhindert.
                           Der Antrieb der Läufersteine geschieht bei dem Kollergange entweder von unten oder
                              									von oben; der ersten Art ist entschieden der Vorzug zu geben, da hierdurch der
                              									Inhalt des Kollerganges weniger Gefahr läuft verunreinigt zu werden, abgesehen
                              									davon, daſs durch Antrieb von oben alle Manipulationen an demselben erschwert
                              									werden.
                           Auch betreffs Aufstellung des Kollerganges wird vielfach gefehlt, indem derselbe
                              									häufig unter den Holländern seine Aufstellung findet, an einem finsteren niederen
                              									Orte, der für andere Zwecke kaum zu verwenden ist. Wie bei allen Manipulationen der
                              									Papierfabrikation Reinlichkeit Haupterforderniſs ist, ebenso auch bei dem
                              									Kollergange. Am geeignetsten ist die Aufstellung in Nähe der Ganzzeugholländer, so
                              									daſs der gekollerte Stoff sofort mittels Fässer in den Holländer gebracht werden
                              									kann. Wenn auch das Fertigmachen des Stoffes im Kollergange nicht geschehen kann und
                              									hierfür Bearbeiten des Stoffes im Holländer nöthig ist, so erfordert doch die
                              									richtige Bearbeitung Sorgfalt, was nur an hellem Platze möglich ist. Auch werden in
                              									den Kollergang kommende Unreinigkeiten nicht zerstört, sondern nur zerkleinert,
                              									wodurch das Uebel gröſser wird.
                           Seine Hauptverwendung findet der Kollergang zum Aufarbeiten der Papierabfälle, und
                              									erfordern solche, welche sehr stark geleimt und geglättet sind, besonders
                              									sorgfältige Behandlung. Die Aufarbeitung von Zellstoffen von ungeleimtem Papier
                              									geschieht leicht, und genügt es hier, den Stoff mit wenig Wasser zu befeuchten.
                              									Während früher Papierabfälle von stark geleimtem und geglättetem Papier nur
                              									zerfasert werden konnten, wenn die Abfälle zuvor gekocht waren, lassen sich
                              									dieselben jetzt nach dem Aufkollern wieder zu der gleichen Sorte Papier verwenden,
                              									von welcher sie abfielen. Früher konnten sie dagegen nur zu einer geringeren Sorte
                              									genommen werden, da sie durch den Kochprozeſs grauer wurden. Wie die Papierabfälle läſst sich auch der
                              									auf dem Papiersaal ergebende Ausschuſs aufarbeiten, d.h. solche Bogen, welche
                              									Wasserschlamm-, Schmier- und Farbflecken u.s.w. haben, doch dürfte es rathsam sein,
                              									diese erst nach Entfernen der Fehler aufzuarbeiten, da durch den Kollerprozeſs diese
                              									Unreinigkeiten nur zerkleinert werden, wodurch das Ergebniſs an Ausschuſs etwas
                              									geringer wird, dafür aber wird das Ergebniſs an erster Wahl um so gröſser. Sehr
                              									häufig wird hiergegen noch gefehlt und ist hier die Sparsamkeit am falschen Platze
                              									angebracht; vielleicht tragen diese Zeilen zur Abänderung bei.
                           Betreffs der zu kollernden Papierabfälle ist zu bemerken, daſs sich solche aus
                              									ungeleimten Stoffen ohne jede Schwierigkeit zerfasern lassen. Mit Wasser befeuchtet
                              									oder trocken kommt der Abfall auf den Kollergang. Für letzteren Fall ist es nöthig,
                              									daſs nach der Mitte des Kollerganges eine Wasserleitung geführt wird, deren Ende mit
                              									einem Hahnen von 8 bis 10mm Durchlaſs geschlossen
                              									werden kann. Während des Betragens des Kollerganges läſst man den schwachen
                              									Wasserstrahl auf den Ausschuſs laufen. Bei dieser Vorrichtung hat man den groſsen
                              									Vortheil, daſs der Wassergehalt der zu kollernden Abfälle genau regulirt werden
                              									kann, was, wie später hervorgehoben wird, für das Aufkollern des Stoffes von
                              									gröſstem Werthe ist. Abfälle aus halbgeleimtem Papier werden vor dem Aufkollern mit
                              									Wasser befeuchtet, solche aus stark geleimtem und geglättetem Papier aber müssen in
                              									Wasser von 40 bis 50° einige Zeit eingeweicht werden. Hierzu sind in der Nähe des
                              									Kollerganges Bottiche aus Holz oder Cement angebracht, in welchen das Papier
                              									eingeweicht wird. Um die Wärme länger zusammen zu halten und den Dampf, welcher
                              									durch das heiſse Wasser entsteht, zurückzuhalten, werden diese Bottiche mit aus
                              									leichten Brettern gefertigten Deckeln versehen. Beim Einweichen der Maschinen- und
                              									Kalanderabfälle genügt es, diese mit einem Rührscheit in die Bottiche
                              									unterzudrücken. Flach liegende gröſsere Bogen aber müssen durchgerissen und so viel
                              									als möglich einzeln in die Bottiche geworfen werden. Durchreiſsen der Bogen hat vor
                              									dem Durchschneiden den Vortheil, daſs diese sich leichter von einander abnehmen
                              									lassen, und letzteres ist deshalb dringend geboten, weil im Bottiche die einzelnen
                              									Bogen an einander kleben und sich nur schwer von einander trennen lassen. Kommen
                              									aber mehrere solcher Lagen unter die Läufersteine des Kollerganges, so werden diese
                              									fest auf einander gepreſst und die Zerfaserung der Abfalle wird nur eine
                              									unvollständige. Durch das feste Aufeinanderpressen einzelner Lagen werden diese
                              									verhindert, Wasser aufzunehmen, der Stoff schiebt sich vor den Läufersteinen
                              									zusammen, so daſs diese den gebotenen Widerstand nicht überwinden können, und der
                              									Kollergang festfahren muſs, wodurch sehr leicht Bruch der Räder oder Zerreiſsen der
                              									Riemen entstehen kann.
                           
                           Der richtige Wassergehalt des zu kollernden Abfalles ist von groſsem Einflüsse auf
                              									die vollständige Zerfaserung. Bezweckt wird mit dem Aufkollern, das Papier in seine
                              									ursprüngliche Form, in einzelne Fasern zu zertheilen. Dieses wird auch annähernd
                              									erreicht, allein da die Fasern durch den Leimprozeſs im Inneren ausgefüllt sind, so
                              									zeigen diese gegen früher ein anderes Verhalten, worauf für bestimmte Papiersovten
                              									Rücksicht genommen werden muſs. Beim Aufkollern von ganz geleimtem Papier genügt das
                              									Wasser, welches beim Einweichen aufgenommen wurde, nicht, die vollständige
                              									Zerfaserung wird aber durch richtig geregelten Wasserzulauf erreicht. Die durch den
                              									Läuferstein zerdrückten feuchten Papierabfälle saugen beim Nachlassen des Druckes
                              									das zuflieſsende Wasser auf und werden durch den zwischen Welle und Läuferstein
                              									mitlaufenden Streicher unter die Läufersteine geschoben, wobei sich der beschriebene
                              									Vorgang wiederholt. Hierdurch hat der unter dem Läufersteine befindliche Stoff von
                              									Anfang an gleich solche Beschaffenheit, daſs die frisch eingetragenen Abfälle nicht
                              									an den Steinen hängen bleiben, von diesen hoch genommen werden und, wenn sie nun
                              									abfallen, auſserhalb des Kollerganges auf den Boden gelangen. Um dieses zu
                              									verhindern, haben die Läufersteine Schaber, welche den hängen bleibenden Stoff so
                              									abstreichen, daſs dieser in die Schale des Kollerganges fallen muſs. Durch Anbringen
                              									der beschriebenen Wasserleitung wurde es möglich, diese Schaber entbehrlich zu
                              									machen, der Stoff hat gleich von Anfang den richtigen Wassergehalt, so daſs
                              									Hochnehmen einzelner Stücke sehr selten vorkommt. Jedenfalls aber sollten die auf
                              									den Fuſsboden gefallenen Stücke nicht wieder in den Kollergang geworfen werden,
                              									sondern in eine hierzu bereit stehende kleine Kiste, denn bei aller Vorsicht läſst
                              									es sich nicht umgehen, daſs scheinbar un-beschmutzte Stücke in den Kollergang
                              									geworfen werden, und die Verunreinigungen zeigen sich erst später im Papier.
                              									Strenges Befolgen dieser Vorschriften kann nicht genug empfohlen werden.
                           Zur leichteren Verarbeitung der Abfälle ist es nöthig, daſs die eingeweichten Abfälle
                              									im Kollergange vor die Läufersteine geworfen werden, hierdurch werden jene sofort
                              									zerdrückt, ohne an den Streichern hängen zu bleiben und unzerdrückt herumgezogen zu
                              									werden. Auch muſs, so lange noch wenig angefeuchteter Stoff im Kollergange ist, das
                              									Eintragen von neuem Stoff etwas langsamer geschehen, damit die Läufersteine Zeit
                              									haben, den neuen Stoff zu zerdrücken, indem beim Anhäufen von zu viel Stoff vor den
                              									Läufersteinen, welcher nicht genug naſs ist, um weiter geschoben zu werden, ein
                              									Festfahren des Kollerganges stattfinden kann. Ist dieser Fall eingetreten, so kommt
                              									man am raschesten zum Ziele, wenn sofort sämmtlicher Stoff aus dem Kollergange
                              									genommen wird, und alle die fest zusammengepreſsten Stücke so viel als möglich
                              									zerkleinert, zerbrochen werden. Alle Bemühungen, die Läufersteine mit Hebebäumen
                              									u.s.w. zu heben ohne vorheriges Entfernen des Stoffes, führten in den wenigsten Fällen zum Ziele,
                              									und es läſst sich auſserdern nicht vermeiden, daſs der im Kollergange befindliche
                              									Stoff verunreinigt wird. Der aufs Neue wieder eingetragene Stoff muſs vorsichtig
                              									zerkleinert werden, besonders die festgepreſsten Klumpen, und durch langsames
                              									Eintragen kann jener Uebelstand leicht und sicher umgangen werden.
                           Um den im Kollergange zerdrückten Stoff auf den richtigen Wassergehalt zu prüfen,
                              									muſs sich, wenn eine Handvoll Stoff zusammengedrückt wird, nur wenig Wasser
                              									herauspressen lassen, zu viel Wasser ist für die Zerfaserung ebenso nachtheilig als
                              									zu wenig.
                           Die Zerfaserung des in dem Kollergange befindlichen Stoffes beruht hauptsächlich in
                              									der ständigen Bewegung, in welcher sich derselbe befindet. Durch die Reibung, welche
                              									die einzelnen Theile durch das Vorbeischieben an einander erfahren, werden diese von
                              									einander getrennt, zerfasert. Das in den Papierstücken befindliche Wasser wird durch
                              									die Läufersteine ausgedrückt, hierdurch wird der betreffende Theil aufgelockert, und
                              									wenn der Druck nachläſst, saugt die aufgelockerte Masse Wasser auf, so daſs bei der
                              									stattfindenden Reibung die aufgelockerte Masse zerfasert wird. Die Hauptzerfaserung
                              									findet durch die Masse selbst statt, die Zerfaserung, welche durch die Läufersteine
                              									direkt erfolgt, ist unbedeutend gegen die, welche durch Reibung der Masse bewirkt
                              									wird. Aus diesem Grunde sind auch gerauhte Böden und Läufersteine ohne Werth, die
                              									geschaffenen Vertiefungen werden in kurzer Zeit durch zerfaserten Stoff
                              									ausgefüllt.
                           Daſs die nöthige Bewegung des im Kollergange befindlichen Stoffes nur stattfinden
                              									kann, wenn dieser durch Wasserzusatz die richtige Consistenz hat, dürfte nach dem
                              									Mitgetheilten verständlich sein. Bei zu wenig Wasser findet die Reibung nicht statt,
                              									bei zu viel Wasser wird dieses umhergespritzt, die Stücke schwimmen ohne Reibung an
                              									einander vorbei und Auflockern des Stoffes durch Auspressen ist unmöglich.
                           Neben dem bereits angegebenen Grunde, daſs der gekollerte Stoff sandhaltig ist,
                              									tragen hierzu auch die Stöſse und Schläge bei, welche die Läufersteine besonders
                              									beim Betragen mit frischern Stoffe erleiden, wenn diese auf den Bodenstein auffallen
                              									und nicht auf dazwischen liegenden Stoff. Von den Läufersteinen springen die Kanten
                              									der Seitenflächen ab, was dadurch beseitigt wird, daſs die Seitenkanten der
                              									Läufersteine abgefast und mehr gerundet werden, wenn auch hierbei etwas an
                              									Läuferfläche verloren geht. Hauptsache ist, daſs der Stoff in gehöriger Bewegung
                              									gehalten wird. Ferner wird das Abspringen von Steinstückchen dadurch vermindert,
                              									daſs die Läufersteine nicht mehr direkt auf dem Bodenstein fallen oder laufen.
                              									Erreicht wird dieses dadurch, daſs nach Fertigmahlen des Stoffes dieser nicht
                              									vollständig aus dem Kollergange kommt; nachdem durch den Bodenstreicher fast aller Stoff aus der
                              									Schale des Kollerganges gestrichen ist, wird der Streicher hoch genommen, so daſs
                              									der im Kollergange befindliche Stoff auf der Bodenfläche vertheilt wird und beim
                              									Betragen mit neuem Stoffe etwaige Stöſse durch den zurückgebliebenen Stoff gemindert
                              									werden. Der Nachtheil, daſs dieser Stoff todt gemahlen wird, ist weit weniger von
                              									Belang als der im Stoffe befindliche Sand.
                           Ein Erkennungsmittel, ob der im Kollergange befindliche Stoff fertig gemahlen ist,
                              									gibt es nicht, die Erfahrung muſs hier die beste Probe sein, da die Zerfaserung
                              									abhängig ist von der Leimung. Die gewöhnliche Probe, daſs etwas Stoff zwischen
                              									Daumen und Zeigefinger plattgedrückt beim Durchreiſsen nur Fasern zeigen darf und
                              									keine Papierstückchen, ist zu unsicher, als daſs auf diese hin die Zerfaserung im
                              									Holländer umgangen werden könnte. Sind die einzelnen Papierstückchen im Kollergange
                              									zerrieben, dann kann das Schlagen im Holländer, gemischt mit dem anderen Zeuge, die
                              									vollständige Zerfaserung herbeiführen. Bei der nun stattfindenden Becherprobe dürfen
                              									sich auf dem Boden keine Stückchen finden. Dieses ist sicher der Fall, wenn das
                              									Kollern der Abfälle nach Vorschrift und besonders das Betragen des Kollerganges
                              									langsam geschah, so daſs nicht mehrere Papierlagen auf einander gepreſst werden.
                           Aehnlich wie die im Stoffe enthaltenen Papierstückchen verhält sich auch der
                              									gekollerte und getrocknete Ausschuſs, wenn dieser bis zur Weiterverarbeitung liegen
                              									muſste und an den Rändern austrocknete. Diese trockenen Stücke werden im Holländer
                              									zerschnitten, aber nicht zerfasert. Kommen diese Stückchen mit in das Papier, so
                              									zeigen dieselben, wenn das Papier auf die Durchsicht geprüft wird, helle
                              									transparente Punkte, ähnlich wie Harz- oder Stärkeflecken.
                           Das Entleeren des gekollerten Ausschusses geschieht am besten in einen vor dem
                              									Kollergange stehenden Holzkasten, welcher, um das Faulen des Bodens zu verhindern,
                              									auf Leisten steht und so, daſs der fertige Stoff direkt in denselben gestrichen
                              									wird. Die Gröſse des Kastens ist derart bemessen, daſs er den Inhalt von zwei
                              									Mahlprozessen aufnimmt. Ueber dem Kasten wird ein ausgebrauchter Naſsfilz zum
                              									Bedecken ausgespannt, welcher das Austrocknen des gekollerten Stoffes verhindert,
                              									sowie auch, daſs Unreinigkeit, Papierstücke denselben verunreinigen. Die
                              									Einrichtung, den Stoff in geölte Säcke streichen zu lassen, welche an der Schale des
                              									Kollerganges befestigt werden, dürfte sich schwerlich für bessere Papiere zur
                              									Nachahmung empfehlen, da die Gefahr, ausgetrockneten Stoff in den Holländer zu
                              									bringen, sehr groſs ist, auſserdem an dem rauhen Sacke die Unreinigkeiten leicht
                              									sitzen bleiben, welche auf diese Art in das Papier kommen. Es empfiehlt sich
                              									überhaupt am meisten, den gekollerten Stoff sofort weiter zu verarbeiten, da das
                              									Aufbewahren desselben immer mit Nachtheilen verbunden ist.
                           
                           Wie bereits am Eingange hervorgehoben ist, findet bei längerem Gebrauche ungleiche
                              									Abnutzung des Bodensteines statt, so daſs Abrichten desselben nöthig wird. In diesem
                              									Falle ist es von Vortheil, wenn die den Bodenstein umgebende Schale leicht
                              									abgenommen werden kann, weshalb diese am besten aus zwei Theilen angefertigt wird.
                              									Das Ausgieſsen des zwischen Schale und Bodenstein vorhandenen freien Raumes sollte
                              									nicht mit Cement geschehen; gleich beim Beginne des Zerfaserungsprozesses setzt sich
                              									der Raum mit kurzem Stoffe voll, so daſs hierdurch vollständige Abdichtung erreicht
                              									ist.
                           Wenn auch der Kollergang seine hauptsächliche Verwendung zum Aufarbeiten von
                              									Papierabfällen findet, so werden doch auch Zellstoffe aus Holz sowohl wie aus Stroh
                              									vielfach auf demselben zerfasert. Da der Zerfaserung der letztgenannten Stoffe ein
                              									Kochprozeſs vorhergeht, welcher die Incrustation löst, so daſs die einzelnen Fasern
                              									ihren Zusammenhalt unter einander verloren haben, so ist die Arbeit, welche der
                              									Kollergang hier zu erfüllen hat, viel leichter als beim Papier, bei welchem die
                              									einzelnen Fasern durch Harz, in Wasser unlöslichen Leim u.s.w. an einander gekittet
                              									sind, wodurch Trennung von einander weit schwieriger ist. Während der Kollergang für
                              									Zerfaserung der Zellstoffe entbehrlich ist, indem hierfür ein Holländer mit stumpfem
                              									Grundwerk und Walzenmesser die gleichen, 'wo nicht bessere Dienste leistet, wenn der
                              									Holländer möglichst dick betragen wird, steht der Kollergang zum Aufarbeiten der
                              									Papierabfälle bis jetzt unerreicht da und ist deshalb auch in allen Betrieben von
                              									nur einigem Belang zu finden.