| Titel: | Zur Reduction der Silberrückstände; von Alex. Lainer. | 
| Autor: | Alex. Lainer | 
| Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 565 | 
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                        Zur Reduction der Silberrückstände; von Alex.
                              								Lainer.
                        Lainer, zur Reduction der Silberrückstände.
                        
                     
                        
                           In den letzten MittheilungenPhotographische Correspondenz, 1890, April- und
                                       											Mai-Heft (vgl. auch dieses Journal 1890 276
                                    											521). über die Fällung des Silbers aus Fixirbädern mittels
                              									Reducirsalz und Laugenstein wurde hervorgehoben, daſs es sich häufig empfiehlt, auch
                              									Chlor-, Brom- oder Jodsilberrückstände in den alten Fixirbädern aufzulösen und
                              									sodann erst die Reduction aus der Lösung vorzunehmen.
                           Dazu ist noch zu bemerken, daſs es meist nöthig ist, diese aufzulösenden
                              									Silberverbindungen mit einer heiſsen Laugensteinlösung zu durchtränken. Durch
                              									Umrühren mit einem dicken Glasstab sucht man einen feinen Brei zu erreichen, welchen
                              									man nun partienweise in die Lösung von unterschwefligsaurem Natron einträgt, wobei
                              									ein Ueberschuſs zu vermeiden ist, damit nicht ungelöste Haloidsilbersalze am Boden
                              									des Gefäſses verbleiben. Diese Behandlung der festen Silberrückstände mit
                              									Laugensteinlösung ist besonders dann unerläſslich, wenn dieselben sauer
                              									reagiren.
                           Will man die Auflösung der Silberhaloide umgehen und sie direkt nach des Verfassers Methode reduciren, so geht man wie folgt
                              									vor:
                           Man gibt das Chlor-, Brom- oder Jodsilber in ein entsprechend groſses Gefäſs und
                              									strebt eine möglichst gute Verbreiung der Masse mit heiſser Laugensteinlösung an.
                              									Nun gieſst man allmählich eine klare, sehr verdünnte
                                 										Reducirsalzlösung unter fortwährendem Umrühren der Masse zu. Diese
                              									Reducirsalzlösung kann unmittelbar vor der Verwendung mit kalter Laugensteinlösung neutralisirt werden.
                           
                           Die Masse wird aufschäumen, daher der Prozeſs überwacht werden muſs.
                           Zur Orientirung über den Verbrauch an Reducirsalz kann die Angabe dienen, daſs ich
                              									bei einem Versuche mit 1k Reducirsalz etwa 400g Chlorsilber reducirte.
                           Nach dem Zusätze der Reducirsalzlösung wird die Masse in Folge des ausgeschiedenen
                              									Silbers sofort schwarz. Wenn das erste starke Aufschäumen vorüber ist, beginnt man
                              									die Masse unter fortwährendem Umrühren zu erwärmen. Der Zusatz der verdünnten und
                              									neutralisirten Reducirsalzlösung zu dem stark alkalisch reagirenden Brei wird so oft
                              									wiederholt, bis derselbe durch und durch schwarz erscheint. Es ist darauf zu achten,
                              									daſs Klümpchen von Chlorsilber u.s.w. zertheilt werden, weil der Kern derselben der
                              									Reduction widersteht.
                           Ist die Reduction so weit fortgeschritten, daſs für das Auge keine unzersetzten
                              									Theile mehr wahrnehmbar sind, so nimmt man eine kleine Probe des Breies heraus und
                              									wäscht dieselbe in einem Becherglase durch Decantation mit heiſsem Wasser so lange
                              									aus, bis eine Probe des Waschwassers mit Silbernitratlösung keine Trübung erzeugt.
                              									Diesen ausgewaschenen Rückstand übergieſst man mit chemisch reiner Salpetersäure.
                              									Löst sich der Rückstand vollständig auf und bleibt die Lösung beim Verdünnen mit dem
                              									zehnfachen Volumen destillirtem Wasser klar, so war die
                                 										Reduction eine vollständige. – Wird die Lösung in Folge des Wasserzusatzes
                              									trübe, so war die Reduction keine absolute und wurden Spuren unreducirten
                              									Haloidsilbers von der Silbernitratlösung gelöst. Bleibt ein bedeutender, in
                              									Salpetersäure unlöslicher Rückstand, so muſs die Hauptmasse abermals mit Laugenstein
                              									und Reducirsalz behandelt werden.Ich bemerke
                                    											hier, daſs man bei diesen Proben ein hellviolettes bis rothes Subchlorid bemerken wird, welches der
                                    											Salpetersäure widersteht; es dürfte höchst wahrscheinlich mit dem von Carey Lea näher beschriebenen Photochlorid (Photographische Correspondenz 1887) identisch
                                    											sein.D. Verf.
                           Ich nehme die Reduction als beendigt an, wenn die Hauptmasse reducirt erscheint, und
                              									verzichte auf die Reduction der letzten Spuren der Haloidsilbersalze.
                           Der schwarze Silberschlamm wird durch Decantation mit Brunnenwasser und schlieſslich
                              									mit destillirtem Wasser ausgewaschen, bis das letzte Waschwasser mit Silbernitrat
                              									klar bleibt. Das Silber wird nun in einem Glaskolben oder in einer Porzellanschale
                              									in Salpetersäure aufgelöst.Lainer's Photographische Chemie und Photochemie
                                    											S. 146 und 144. Die Lösung wird behufs Abscheidung von gelösten
                              									Silberhaloidsalzen mit Wasser verdünnt. Die Lösung wird sich in einigen Tagen
                              									vollständig klären; sodann wird sie von dem Bodensatze abgehebert und bis zur
                              									Krystallisation eingedampft. Durch wiederholtes Umkrystallisiren erhält man sehr
                              									reines Silbernitrat.
                           
                           Der Bodensatz kann gelegentlich mit anderen Silberrückständen der Reduction
                              									unterzogen werden.
                           Diese Art der Reduction auf nassem Wege dürfte nicht nur für den Photographen,
                              									sondern allgemein für jene chemischen Laboratorien von Interesse sein, denen kein
                              									Schmelzofen zur Verfügung steht.
                           Laboratorium der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie
                                 									und Reproductions-Verfahren in Wien.