| Titel: | Fortschritte in der Thonindustrie. | 
| Fundstelle: | Band 276, Jahrgang 1890, S. 578 | 
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                        Fortschritte in der Thonindustrie.
                        (Fortsetzung des Berichtes * S. 367 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									30.
                        Fortschritte in der Thonindustrie.
                        
                     
                        
                           Wetterfeste Verblendsteine und Form zur Herstellung
                                 										derselben von F. J. Stiel in Cöln (D. R. P. Kl. 80
                                 										Nr. 50621 vom 29. November 1888). Auſser den auſsen emaillirten
                              									Verblendsteinen von ¼ und ½ Ziegelsteingröſse sind in der Patentschrift noch
                              									emaillirte Bekleidungsplatten, sowie deren Darstellung angeführt. Die Ziegelsteine
                              									werden in der üblichen Weise geformt und gebrannt; zum Auftragen der Emaille bedient
                              									sich Erfinder einer von ihm construirten Vorrichtung aus feuerfestem Materiale,
                              									bestehend aus einer Platte und vier Leisten, von denen drei um Bolzen beweglich
                              									sind, die insgesammt einen rechteckigen Hohlraum von der Gröſse der zu emaillirenden
                              									Fläche einschlieſsen. Die so gebildete Form wird erhitzt, mit flüssiger Emaille
                              									beschickt und endlich der auf Rothglut erhitzte Ziegel in dieselbe eingetaucht. Nach
                              									erfolgter Abkühlung wird der Stein aus der Form gehoben. Die Emaille bedeckt dann
                              									nicht nur die Vorder-, sondern auch die Seitenfläche auf 1 bis 2cm. Die Bekleidungsplatten sind mit
                              									schwalbenschwanzförmigen Nuthen versehen, bezüglich deren Herstellung wir auf die
                              									Patentschrift verweisen.
                           Mr. Edgar Ryan bringt in The
                                 										Michigan Engineers Annual eine Anzahl Notizen über das Ziegelpflaster, bezieh. über Versuche betreffs dessen Brauchbarkeit
                              									und Herstellung. In Nashville, Tenn., verwendet man bituminirte Pflasterziegel; es
                              									sind dies gewöhnliche Steine von mittlerer Härte, die unter Erhitzung mit flüssigem
                              									Pech von der Steinkohlentheerdestillation gesättigt sind. Diese Steine wurden vor 4
                              									Jahren auf eine gute Unterlage von Macadam gelegt, und zwar hochkantig auf ein Bett
                              									von 1,5 Zoll Sand, und schlieſslich fest gerammt. Sie sind stark befahren worden und
                              									zeigen keine, oder sehr geringe Abnutzung. Die Kosten betrugen für das Steinmaterial
                              									und seine Verlegung auf der fertigen Unterlage 1,80 Doll. für 1 Quadrat-Yard
                              									(annähernd 9,5 M. für 1qm). Das durch ein Patent
                              									geschützte System der Pflasterung ist folgendes: Ueber die geebnete Oberfläche der
                              									Straſse kommt eine Schicht von 3 bis 4 Zoll Sand, dem mit einer Schablone, welche
                              									darüber gezogen wird, eine gleichmäſsige Oberfläche ertheilt wird. Hierauf kommt
                              									eine Lage Bretter, welche mit Gastheer getränkt sind, und auf diese eine Schicht von
                              									1,5 Zoll Sand, die, wie oben, mit der Schablone ausgeglichen wird, darauf endlich
                              									die Ziegel hochkantig im Zickzack oder Fischgräten verband, worauf man die
                              									Oberfläche mit Sand bedeckt, und letzteren in die Fugen einbringt.
                           Es sind 3 Methoden der Ziegelpflasterung gebräuchlich:
                           1) Die oben beschriebene mit Brettunterlage.
                           2) Eine doppelte Ziegellage, wovon die eine flach, die andere hochkantig gelegt wird
                              									mit der erforderlichen Sandfüllung. Diese Methode ist in Bloomington und anderen
                              									Städten von Illinois zur Anwendung gebracht.
                           3) Pflasterung auf Steinschlag oder Concret, wie sie jetzt in vielen Städten
                              									ausgeführt wird.
                           Die Methode mit Brettunterlage ist die billigste und beste. Selbstverständlich
                              									verlangt sie ein gutes Pflaster, auch gute und widerstandsfähige Ziegel. Da die
                              									Anwendung guter Ziegel die Grundlage der neuen Technik bildet, so findet das
                              									Ziegelpflaster beim Publikum Würdigung und Beifall. Die zur
                              									Pflasterziegelfabrikation dienenden Thone müssen in trockenem Zustande zu einem
                              									unfühlbar feinen Pulver zerrieben werden. Hat man Thon von gewünschter
                              									Zusammensetzung, aber naſs und grob, so calcinire man ihn, und mahle ihn dann. Diese
                              									feine Mahlung ist eine nothwendige Bedingung für die gleichförmige Verglasung der
                              									Masse zu einem harten und widerstandsfähigen Steine.
                           Die für Siemens-Martin-Oefen hauptsächlich Verwendung
                              									findenden Lowood Ganister Bricks der Firma Grayson, Lowood und Co. haben nach G. J. Snelus folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 SiO2
                                 95,40
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Al2O3
                                   3,10
                                 „
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 CaO
                                   1,68
                                 „
                                 
                              
                                 MgO
                                 –
                                 „
                                 
                              
                           Der Kalk ist zur Bindung hinzugefügt. Die Steine sollen den Vorzug haben, sich bei
                              									hohen Temperaturen nicht auszudehnen.
                           Prof. Jacobsthal-Charlottenburg hielt im Verein zur Beförderung des Gewerbfleiſses einen
                              									anregenden Vortrag über einige Arten orientalischer
                                 										Mosaikarbeiten. Redner knüpfte an diejenigen Arten an, bei welchen dem
                              									einzelnen Element eine bestimmte, das Muster beeinflussende Gestalt zukommt. Je
                              									gröſser und selbständiger der einzelne Theil wird, wie es bei Bekleidung der Wände
                              									mit quadratischen Fliesen der Fall ist, desto mehr beeinfluſst die Fuge die
                              									Composition, indem sie die Fläche zerschneidet, anstatt die Einzelform zu einem
                              									Ganzen zu verbinden. Der Ornamentik ist in Malerei und Flachrelief die Aufgabe
                              									zugefallen, den störenden Einfluſs der Fuge möglichst zu verwischen und unschädlich
                              									zu machen. Die Uebelstände der rechtwinkelig sich kreuzenden Fugen sind in vielen
                              									Kunstepochen erkannt und vermieden worden durch Herstellung verschieden geformter
                              									Theile, welche das Ganze zusammensetzen. Das Schneiden von Thonmosaiken, die
                              									richtige Zusammenstellung und Verlegung derselben war eine Kunst, die in Spanien
                              									z.B. nur von geübten Meistern ausgeübt werden durfte. Den Höhepunkt dieser Technik
                              									bilden diejenigen Thonmosaiken, welche in Persien, Kleinasien, Indien das Aeuſsere
                              									wie den Innenraum von Moscheen und Mausoleen schmücken, deren mühevoll gearbeitete
                              									Einzeltheile in ihrer Zusammenstellung den Eindruck hervorbringen, als sei die ganze
                              									groſse Fläche ein einziges emaillirtes Werk. Redner schlieſst seinen Vortrag mit dem
                              									Wunsche, man möge in unserer Architectur den figurirten Fliesen an Stelle der
                              									quadratischen mehr Raum geben; die Fabrikanten würden sich den neuen Anforderungen
                              									fügen. Auch wäre etwas mehr Färbung im Mauerwerke erwünscht, die man durch Einlegen
                              									emaillirter Thonplatten erreichen könnte. Als Ersatz der glasirten Thonmosaiken sei
                              									auf farbige, opake Glassorten hinzuweisen, die in neuerer Zeit auch wetterbeständig
                              									hergestellt werden können. Ob sich nach dem Vorbilde der persischen, geschnittenen
                              									Mosaiken in unserem Klima wetterbeständige Gebilde beschaffen lassen, bleibt
                              									zweifelhaft, immerhin könnten sie als bevorzugter ornamentaler Schmuck im Inneren
                              									Verwendung finden (Sprechsaal, 1889 S. 457).
                           Technisches über altindische Fliesen. Untersuchungen von
                              									Dr. Canter. Kleine Notiz (Sprechsaal, 1889 S. 164).
                           Auf Steingutwandfliesen französischer Herkunft sieht man
                              									oft ein dick aufgetragenes, mehr oder weniger rosenrothes, aber meist haarrissiges
                              										Email, dessen Herstellung nach folgender Notiz im
                              										Sprechsaal, 1889 S. 597, gelingen soll:
                           Man mischt und schmilzt zuerst den Fluſs aus
                           
                              
                                 reinstem Quarzsand
                                 100
                                 Gew.-Th.
                                 
                              
                                 eisenfreien Mennigen
                                 200
                                 „
                                 
                              
                                 einem borsauren Kalk
                                 5
                                 „
                                 
                              
                           Diese Schmelze schreckt man mit Wasser ab, reibt dieselbe fein
                              									und mischt 100 Gew.-Th. Fluſs mit 10, 20, 30 oder mehr Rubinglas, mit Gold
                              									bereitet.
                           Dortmunder Mosaik. R. Leistner, Architect in Dortmund,
                              									stellt in einem fabrikmäſsig eingerichteten Betriebe Thonmosaiken her, die im Muster
                              									mit den römischen Glasmosaiken übereinstimmen. Die Thonwürfel sind glashart und in
                              									der Masse gefärbt, weshalb sie sich besonders für Fuſsböden eignen. Die Farbenscala
                              									beträgt mehr als 600 Nummern.
                           
                           Die glasirten Töpferwaaren aus der Provinz Sindh in
                              									Indien werden im Sprechsaal, 1889 S. 183, besprochen.
                              									Die Gefäſse sind gelb, grün, hell braunroth gefärbt, die Glasur ist ein Bleisilicat
                              									mit Eisenocker oder Kupferasche als Farbzusatz.
                           Die Pariser Universalausstellung gab Gelegenheit zur Besichtigung der jetzt
                              									insbesondere in Limoges verwendeten und von P. Faure
                              									construirten Maschinen, mit Hilfe deren die Porzellanmassen
                                 										verarbeitet und geformt werden. Die in Wasser vertheilte und gut
                              									durchgemischte Porzellanmasse wird mit Hilfe von Filterpressen vom überschüssigen Wasser befreit. Die Pumpe ist (wie
                              									gewöhnlich) mit einer elastischen Membran versehen, welche das Eindringen der
                              									Porzellanmasse in den Stiefelraum verhindert. Sie besitzt 2 Kolben, der kleinere in
                              									dem anderen wirkend, wird dann in Thätigkeit versetzt, wenn es sich um Erzielung
                              									eines höheren Druckes handelt. Die Filterpresse selbst unterscheidet sich nicht
                              									wesentlich von anderen Pressen dieser Art. Der Druck kann auf 9 bis 10k/qc gesteigert
                              									werden; innerhalb einer Stunde liefert diese Maschine über 200k Porzellanerde, genügend trocken, um sofort
                              									weiter verarbeitet zu werden. Man bringt sie auf den Tisch einer Kollergang
                              									ähnlichen Maschine, die zum Durcharbeiten der Masse dient. Zwei conische und mit
                              									Rinnen versehene Rollsteine laufen längs der ebenfalls conischen Bodenfläche.
                              									Unterhalb der Achse dieser Läufer ist senkrecht zu dieser ein Querbalken angebracht,
                              									der Führungsrollen trägt, deren Abstand nach Bedarf vergröſsert oder verkleinert
                              									werden kann. Die plastische Masse wird durch eine der Rollen nach auswärts, durch
                              									die andere einwärts gedrückt, während die Klemmstücke die Lage derselben auf dem
                              									Tische bestimmen. Diese Maschine beansprucht 4 oder 5  und liefert täglich
                              									10 bis 15t gut durchgearbeitete Porzellanmasse.
                              									Nach gründlichem Durcharbeiten der Masse wird diese in Stücke geschnitten, deren
                              									Gröſse durch die der zu fertigenden Waare bestimmt wird, und kommt darauf in die
                              									später zu beschreibende Maschine zur Herstellung der scheibenförmigen Pasten. Die so
                              									vorbereiteten Scheiben werden auf die Gypsform der die eigentliche Töpferarbeit
                              									verrichtenden Maschine gebracht. Hier wird dem Teller seine Form gegeben, und zwar
                              									auf einer Drehscheibe, welche die Gypsform trägt und von unten angetrieben wird. Das
                              									Andrücken der Thonscheibe an das Gypsmodell und gleichzeitig die Bildung des
                              									Tellerbodens wird während der Rotation des ersteren durch eine von oben
                              									herabgedrückte Formplatte bewirkt. Sobald der Teller seine Form erhalten, wird er
                              									sammt der Gypsform abgehoben und zu seiner Vollendung auf die Scheibe der Maschine
                              									gesetzt. Der wichtigste Theil dieser Maschine ist eine Schablone, deren Profil der
                              									Form des Tellerbodens angepaſst, die überflüssige Porzellanmasse hinwegnimmt. Die
                              									Schablone ist nach verschiedenen Richtungen hin verschiebbar, so daſs man im Stande
                              									ist, derselben beliebige Stellung zu geben. Diese beiden Maschinen erzeugen 600
                              									Stück Teller in einem Tage.
                           
                           In Fig. 1 Taf.
                              									30 ist eine Maschine zur Herstellung von Schalen dargestellt. Die senkrechte Achse
                              									trägt oben die Gypsform, darunter eine doppelte Riemenscheibe; die Führung des
                              									Riemens wird durch Auftreten auf ein Pedal bewirkt. Das Schablonenmesser ist an
                              									einem mit Gegengewicht versehenen Hebel befestigt. Letzterer trägt eine Handhabe.
                              									Eine Scheibe aus plastischer Porzellanmasse wird in das Innere der Hohlform
                              									gebracht, und an die Wände derselben angedrückt; man senkt den Hebel, bringt dadurch
                              									das Messer in seine richtige Lage und versetzt die Form in Rotation. Die
                              									überschüssige Thonmasse wird weggeschnitten, und so die Formgebung vollendet.
                           Zur Aenderung der Geschwindigkeit hat bei den Töpferscheiben auch die bekannte
                              									Reibungsscheibe mit verstellbarer Gegenscheibe Verwendung gefunden.
                           Um ovale Schüsseln herzustellen, sind gegenwärtig viele Maschinen der in Fig. 2
                              									abgebildeten Art in Gebrauch. Der Träger der Gypsform ist auf Schlitten
                              									verschiebbar, so daſs er nach allen Richtungen der wagerechten Ebene frei beweglich
                              									bleibt, was für die Erzielung ovaler Formen nothwendig ist. Die Bewegung des Trägers
                              									kann der Form der Gypsmodelle angepaſst werden, man erzielt dadurch die
                              									verschiedensten Gestalten von Schüsseln. Um die Dicke der Schüsseln an verschiedenen
                              									Stellen verschieden stark zu machen, ist der zum Tragen der Schablone dienende und
                              									um Angeln drehbare, gebogene Hebelarm mit einer zweckmäſsigen Einrichtung versehen;
                              									er trägt die Rolle b, die längs eines am Träger A befestigten geschweiften Reifes a fortläuft. Durch Abwärtsgleiten der Rolle wird
                              									bewirkt, daſs sich Hebel und Schnittmesser senken; an der betreffenden Stelle wird
                              									natürlich die Wandstärke der Schüssel verringert. Eine solche Maschine fertigt im
                              									Tage 100 Schüsseln von mittlerer Gröſse.
                           Schlieſslich möge noch eine zur Herstellung der Roh-Scheiben aus Porzellanmasse
                              									bestimmte Maschine Erwähnung finden. Ein Stück Porzellanmasse von der erforderlichen
                              									Gröſse wird auf den rotirenden Tisch der Maschine gebracht, und der darüber
                              									befindliche Block niedergedrückt. Die Masse breitet sich aus und nimmt die Form
                              									einer Scheibe von der gewünschten Stärke an; sie ist dann vorbereitet für die
                              									Verarbeitung auf Teller, Becher, Schüsseln u.s.w. (Engineering, 1890 S. 56. 82. 83. 142. 194).
                           Selbsthätiger Abschneideapparat für Thonstränge von H. Polter und E. Assmann in
                              										Thorgau (D. R. P. Kl. 80 Nr. 47656
                                 										vom 12. Oktober 1888). Der neue Apparat unterscheidet sich von den
                              									älteren Constructionen im Wesentlichen dadurch, daſs die Fortbewegung des Wagens,
                              									sowie die Operation des Schneidens und das Abheben des abgeschnittenen Stückes
                              									selbsthätig von der Transmissionswelle aus erfolgt. Die Fortbewegung des Wagens wird
                              									nicht ganz und gar der Schubkraft des Thonstranges überlassen, sondern diese durch
                              									eine zwangläufige Bewegung des Wagens entlastet, wodurch das die Formen stark beeinträchtigende
                              									Stauchen nach Möglichkeit vermieden wird.
                           In Fig. 3 und
                              										4 Taf. 30
                              									geben wir eine Seiten- und Vorderansicht der Maschine bei Hochstellung des
                              									Abschneiders wieder; der Patentschrift ist auch die Seiten- und Vorderansicht bei
                              									Tiefstellung des Abschneiders eingefügt.
                           Der Thonstrangtisch ist in der gewöhnlichen Weise construirt, er besteht also aus dem
                              									die Walzen R R1
                              									tragenden Rahmen 4 und dem beweglichen Wagen B. Die
                              									Bewegung erfolgt durch das um die Punkte A1
                              									A2 und B3 und B4 oscillirende
                              									Parallelogrammsystem C C, auf welchem der Wagen B mit den seitlichen Füſsen B1
                              									B1 aufliegt. Durch
                              									dieses System erhält der Wagen seine wagerechte Bewegung. Die wagerechte Bewegung
                              									unter Ausschluſs jeglicher senkrechten Verschiebung wird durch die Krümmung der
                              									Pfannen C2
                              									C2 bewirkt, welche
                              									Theile eines um A1
                              									A2 und B3
                              									B4 beschriebenen
                              									Kreises bilden. Auch das Gleiten der Pfannen ist durch eine zweckmäſsige Vorrichtung
                              									vermieden.
                           Die Hin- und Herbewegung der Rahmen C C erfolgt durch
                              									die auf der Welle angebrachten zur Aequatorialebene der Welle schräg gestellten
                              									Flügel C6
                              									C7, indem dieselben
                              									abwechselnd gegen die eine oder die andere der vom Rahmen getragenen Rollen streifen
                              									und so in Folge ihrer Versetzung zu einander denselben einmal nach rechts, das
                              									andere Mal nach links schieben. Man hat diese Flügel als Theile eines rechts- und
                              									linksgängigen Schneckengetriebes zu betrachten, und sie werden vom Erfinder
                              									Schneckenflügel genannt.
                           Die gekröpfte Welle W selbst, an welcher die
                              									Schneckenflügel sitzen, wird selbsthätig in Drehung versetzt, wodurch einerseits der
                              									Thonabschneider abwärts bewegt, andererseits der Wagen B in wagerechter Richtung weitergeführt wird. Der continuirlich
                              									austretende Thonstrang wird von den Walzen R und später
                              										R1 getragen, und
                              									stöſst schlieſslich gegen die Platte K. Der Bewegung
                              									des Wagens B gleichgerichtet ist die des Hakens I; dieser greift hinter den Winkelhebel 1, 2, der untere Schenkel hebt sich und mit ihm die
                              									Stange Z. Die letztere endet unterhalb in einem Klotz
                              										Z1, welcher sich
                              									auf der einen Seite gegen die am Rahmen A aufgehängte,
                              									und unten durch die Feder X nach rechts gedrückte
                              									Stange Y stützt, auf der anderen Seite in seiner
                              									Tiefstellung gegen den Knaggen U der Kuppelungsscheibe
                              										H anliegt. Diese ist mit zahnartigen Ansätzen T versehen, welche in die Zähne J der Kuppelungsmuffe eingreifen; diese greift, sobald Z nach oben ausweicht, in die Kuppelungsscheibe ein,
                              									wodurch die Welle W in Drehung versetzt wird.
                           Durch eine Pleuelstange G mit Universalgelenk ist die
                              									Kurbel mit der Abschneide Vorrichtung verbunden. D ist
                              									der Abschneiderahmen, welcher die Spannungsvorrichtung O1 und die Drähte O trägt. Um nach vollendetem Schnitte den Oberrahmen D vom
                              									unteren Rahmen E zu entkuppeln, sind zweckentsprechende
                              									Vorrichtungen angebracht, ebenso um das Auftreten rauher Schnittkanten, sogen.
                              									Mäusezähne, zu verhindern.
                           Die Maschine wirkt in folgender Weise: Der Thonstrang tritt continuirlich aus dem
                              									Mundstücke der Ziegelpresse, gelangt zunächst auf das feststehende, mit den Walzen
                              										R besetzte Rahmenstück A und von hier auf den mit Walzen R R1 versehenen beweglichen Rahmen B. Ist der Thonstrang bis an die aufrecht stehende
                              									Klappe K gelangt, die durch den verschiebbaren
                              									Querbalken D von den Seitenschienen F F1 getragen wird, so
                              									wird der Wagen in wagerechter Richtung weitergeschoben. Durch die Bewegung des
                              									Wagens kommt in der bereits beschriebenen Weise die Kuppelungsmuffe J mit der Kuppelungsscheibe H in Eingriff und überträgt ihre Bewegung auf die Welle W. Diese bewirkt die Abwärtsbewegung der
                              									Abschneidevorrichtung O D E, während der Thonstrang
                              									continuirlich austritt. Nach vollführtem Schnitt wird durch den auf der Welle W sitzenden Schneckenflügel C7 der Pendelrahmen C mit dem darauf ruhenden Wagen B selbständig nach rechts bewegt, die Klappe K niedergelegt, so daſs genügend Raum zum Abheben der Steine geschaffen
                              									ist. Der Oberrahmen D wird nach erfolgtem Schnitt vom
                              									Unterrahmen E entkuppelt, beim Aufgang tritt die
                              									Kuppelung an der betreffenden Stelle ein. Endlich drückt der Flügel C6 gegen die Rolle S und schiebt damit das ganze Parallelsystem wieder
                              									nach links. Die gekuppelten Scheiben J und H haben eine Umdrehung vollführt, der auf H sitzende Ausrückknaggen U ist mit seiner schiefen Ebene gegen den Klotz Z1 gelaufen und schiebt damit die axial
                              									bewegliche Kuppelungsmuffe J nach links, wodurch
                              									dieselbe ausgerückt wird.
                           Eigenthümlich ist das Bestreben, die alten, einfachen und durch den Gebrauch
                              									tausendfach erprobten Theekannen noch verbessern zu wollen. In England kommen
                              									gegenwärtig nach Sprechsaal, 1889 S. 301, Theekannen
                              									mit innen angebrachtem Metallseiher in den Handel. Ein länglich viereckig
                              									angebrachtes Loch im Steingutsiebe dient zur Befestigung eines entsprechend
                              									geformten Zapfens, der, an einem Stifte mit Spiralfeder und Knopf sitzend, das
                              									Drahtsieb festzuhalten hat. Man erspart dadurch das Vorhalten des Seihers beim
                              									Ausgieſsen. Einen ähnlichen Zweck soll auch die Kaffee- und
                                 										Theekanne mit umlegbarem Auslaugesieb von H.
                                 										Schomburg und Söhne erfüllen (D. R. P. Nr. 43843 vom 12. Januar 1888). In
                              									dem oberen Theile der Kanne ist ein um eine Achse drehbares Siebgefäſs angeordnet,
                              									das mit einem siebartigen Deckel versehen ist und mittels Handhabe gewendet werden
                              									kann.
                           Henkelbefestigung an irdenen Gefäſsen von Bernhard
                                    											Gruhl in Dresden (D. R. P. Kl. 80 Nr. 48081 vom 13.
                                 										September 1888). Um die Henkel an irdenen Gefäſsen vor dem Brennen
                              									derselben haltbar und in vorgeschriebener Stellung zu befestigen, werden an den Henkelenden
                              									angeformte Zapfen in Bohrungen eingeschoben und durch Stauchen vernietet. Zur
                              									Ausführung der Lochung werden zwei hohle Ausstecheisen so in Hülsen einer an das
                              									Gefäſs zu legenden winkelförmig gebogenen Platte geführt, daſs die Stellung der
                              									ausgestoſsenen Löcher gegenüber der Gefäſsachse und dem Gefäſsrande stets die
                              									gleiche bleibt.
                           Das Prinzip dieses Patentes, das „Eingarnieren“, ist nicht mehr neu und an
                              									Senfmenagen u.s.w. schon lange gebräuchlich.
                           Presse zur Herstellung von Thontrögen von Otto
                                    											Nordmann in Altenburg (D. R. P. Kl. 80 Nr. 41467 vom 15.
                                 										Februar 1887) (Fig. 5). Der Stempel A dieser Presse wird mit ungleichmäſsiger
                              									Geschwindigkeit hin und her bewegt. Um dies zu bewerkstelligen, ist ein Winkelhebel
                              										B angebracht, dessen einer Arm durch die Spindel
                              										D bewegt wird, während der andere den Riemenführer
                              									derartig bewegt, daſs das Umsetzungsverhältniſs zwischen den beiden conischen
                              									Antriebswellen G sich ändert. Zur Herstellung von
                              									Trögen mit nach innen einspringendem Rande sind an dem Stempel A die Seitenstücke E (Fig. 6)
                              									angebracht, die bei e drehbar und mit Hebeln F verbunden sind. Letztere werden durch die Spindel D derartig beeinfluſst, daſs sie erst bei tiefster
                              									Stellung des Stempels A, sobald die Anschläge K auf der Form wand L
                              									aufsitzen, ein Aufeinandertreiben der Seitenstücke E
                              									und damit eine Erweiterung des Thongefäſses bewirken.
                           
                        
                           
                              Glasuren, Verzierung von
                                 										Thonwaaren.
                              
                           Das Bedürfniſs nach guten, haltbaren bleifreien Glasuren
                              									ist schon seit Jahren vorhanden. Das Blei aus seiner Stellung in der Keramik ganz zu
                              									verdrängen, wird wohl wegen der Leichtflüssigkeit der mit Bleioxyd hergestellten
                              									Glasuren und der damit verbundenen Brennmaterialer sparniſs kaum, möglich sein, auch
                              									wird ein Bleizusatz dort nöthig, wo es sich um künstlerische Ausstattung der Waaren
                              									handelt; immerhin ist das Bestreben, den Gebrauch dieses gefährlichen Materials
                              									möglichst einzuschränken, mit Freude zu begrüſsen.
                           G. BäckerJahresbericht der k. k. Fachschule für Thonindustrie in
                                       											Znaim. legt die Bedingungen dar, unter welchen die
                              									Darstellung bleifreier Glasuren erfolgen kann. Die Herstellung bleifreier Glasuren
                              									ist theurer, als die der Bleiglasuren, weil die ersteren in kostspieligen Brennöfen
                              									bei hoher Temperatur eingebrannt werden. Man benutzt guten feuerfesten Thon, der
                              									fett genug ist, um noch ⅓ Kiessand aufzunehmen. Auch kieshaltige Thone können
                              									verwendet werden, nicht dagegen kalkreiche. Die geformten Thonwaaren werden
                              									getrocknet, bis sie lederhart geworden; das Glasiren erfolgt auf der ungebrannten
                              									Waare von auſsen durch Einsenken in den Glasurbrei bis zum Rande des Gefäſses, von
                              									innen durch Ausschwenken. Der Rand wird gewöhnlich mit einem feuchten Schwämme von
                              									der Glasur befreit, der Boden ist ganz glasurfrei.
                           Die einfachste und billigste Glasur ist die braune. Man verwendet
                              									dazu einen eisenreichen Lehm, der gut geschlämmt wird, fein gemahlene gelbe
                              									Ockererde und Potasche. 100 Gewichtstheile trockener Lehm werden gut gemischt mit 20
                              									Gewichtstheilen Ockererde; 8 Gewichtstheile Potasche werden in heiſsem Wasser gelöst
                              									und Lehm und Ockererde in dieser Lösung gut vertheilt.
                           Der Ofen, ein liegender, langer Flammenofen von ovaler Form, bis
                              										4m lang und 3m breit, verengt sich gegen den Kamin auf 1m, auch das Gewölbe fällt gegen den Kamin in einer Eilinie ab. Die höchste
                              									Stelle in der Mitte beträgt 1¾m; die
                              									Einsatzöffnung befindet sich nächst dem Kamin. Geheizt wird der Ofen mit Holz,
                              									angeheizt kann mit Kohle werden, in welch letzterem Falle ein Rost vorhanden sein
                              									muſs. Die Geschirre, die dem Heizraume zunächst stehen, sind in Kapseln zu stellen,
                              									weil sie sonst durch zu starkes Feuer leiden würden. Die zu erreichende Hitze ist
                              									beginnende Weiſsglut. An Probescherben beobachtet man die Stärke des Feuers; der
                              									Probescherben muſs glänzen, zeigt aber noch nicht die kupferbraune Farbe, die sich
                              									erst beim Abkühlen des Geschirres in dem vollständig geschlossenen Ofen entwickelt.
                              									Das Heizloch wird zu diesem Zwecke nach beendigtem Brande verlegt und die Fugen
                              									werden verschmiert.
                           Eine bessere Qualität solchen Geschirres erhält man nach folgendem Verfahren:
                           Die Thonmasse für das Geschirr und die Glasur der Auſsenseite
                              									bleiben unverändert. Für die Innenseite der Gefäſse benutzt man eine weiſse
                              									Anguſsmasse, die aus 40 Th. weiſsem Thon, 15 Th. feinem Kies, 15 Th. feingemahlenen
                              									Porzellanscherben und 20 Th. Feldspathpulver hergestellt wird.
                           Die lederhart getrockneten Geschirre werden zuerst in die braune
                              									Glasurmasse bis zum Rande getaucht, wieder getrocknet und dann weiſs ausgegossen.
                              									Man bringt dann die Gefäſse in die Kuppel des Ofens zum Verglühen. Die Glasur für
                              									die Innenseite wird in folgender Weise zusammengesetzt: 11 Gewichtstheile Feldspath,
                              									15 Th. gebrannter Kies, 9 Th. Porzellanscherben, 9 Th. kohlensaurer Kalk und 3½ Th.
                              									gebrannter Kaolin. Die gepulverten Materialien werden sodann auch feingemahlen. Die
                              									Geschirre werden hierauf innen glasirt, etwa auf die Auſsenseite gelangte Glasur
                              									durch Abbürsten entfernt und dann in Kapseln gebrannt. Der obere Rand ist ebenfalls
                              									glasirt. Als Brennmaterial kann Steinkohle verwendet werden; das Abkühlen erfolgt
                              									wie früher im hermetisch geschlossenen Ofen.
                           Eine billige, porzellanähnliche Masse kann folgender Weise hergestellt werden: Man
                              									bereitet eine Masse aus 48 Th. weiſsen Thon, 6 Th. Porzellanmehl, 20 Th. gebrannten,
                              									weiſsen Kies und 6 Th. Feldspath. Das Glasiren von auſsen mit der braunen Glasur
                              									erfolgt vor dem Brennen. Nach dem Verglühen wird die oben angegebene weiſse Glasur
                              									auf die Innenseite der Gefäſse gebracht. Bei einiger Uebung wird man im Stande sein,
                              									den äuſseren Theil der Gefäſse von der Innenglasur frei zu halten. Das Ausbrennen
                              									erfolgt in Kapseln bei starkem Steingutfeuer.
                           Eine werthvolle Arbeit über den gleichen Gegenstand hat Seger publicirt (Thonindustrie-Zeitung, 1889
                              									S. 524, 538, 553, 566). Dieselbe schlieſst sich an frühere Arbeiten des Verfassers
                              										(Thonindustrie-Zeitung, 1884 Nr. 46 u. ff.) an;
                              									daselbst wurde vorgeschlagen, statt Bleioxyd Baryt zu verwenden. In der vorliegenden
                              									Arbeit werden Glasflüsse aus Kali, Natron, Kalk, Kieselsäure, Borsäure und Thonerde
                              									der Glasurmasse zu
                              									Grunde gelegt. Es wurde nur auf solche Glasuren Rücksicht gekommen, welche eine
                              									unter der Schmelztemperatur des Goldes liegende Temperatur beanspruchen.
                           Zunächst wurden Gläser mit dem höchsten zulässigen Alkaligehalt verschmolzen, dann
                              									solche mit geringerem Alkali- und gröſserem Kalkgehalt; bei allen wurden die
                              									Veränderungen beobachtet, welche durch Abänderung der starr bleibenden
                              									Bestandtheile, Thonerde und Kieselsäure, erzielt werden.
                           
                              I. Glasuren. Fritten von der
                                    											Zusammensetzung
                              
                                 
                                    0,6 K2O (Na2O)0,4 CaO
                                    2,5 SiO2, 0,5 B2O3.
                                    
                                 
                              Dazu wurden drei Fritten verwendet:
                              1) Kalihaltige Fritte.
                              
                                 
                                    0,6
                                    Aeq.
                                    Kalisalpeter
                                    = 60,60
                                    
                                 
                                    0,4
                                    „
                                    Marmor
                                    = 20,00
                                    
                                 
                                    2,5
                                    „
                                    gemahlener Quarzsand
                                    = 75,00
                                    
                                 
                                    0,5
                                    „
                                    Borsäurehydrat
                                    = 31,00.
                                    
                                 
                              Nach Verlust von Wasser und Kohlensäure verblieben hiervon 131,9 Th.
                              2) Kalinatronhaltige Fritte.
                              
                                 
                                    0,2
                                    Aeq.
                                    Kalisalpeter
                                    = 30,30
                                    
                                 
                                    0,25
                                    „
                                    Borax
                                    = 47,75
                                    
                                 
                                    0,05
                                    „
                                    Emaillirsoda
                                    =   2,65
                                    
                                 
                                    0,4
                                    „
                                    Marmor
                                    = 20,00
                                    
                                 
                                    2,5
                                    „
                                    gemahlener Quarzsand
                                    = 75,00
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    –––––––
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    
                                      175,7.
                                    
                                 
                              Nach Verlust von Wasser und Kohlensäure 127,10 Th.
                              3) Natronhaltige Fritte.
                              
                                 
                                    0,6
                                    Aeq.
                                    Emaillirsoda
                                    = 31,80
                                    
                                 
                                    0,4
                                    „
                                    Marmor
                                    = 20,00
                                    
                                 
                                    2,5
                                    „
                                    gemahlener Quarzsand
                                    = 75,00
                                    
                                 
                                    0,5
                                    „
                                    Borsäurehydrat
                                    = 31,00
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    –––––––
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    
                                      157,80.
                                    
                                 
                              Nach Verlust von Wasser und Kohlensäure 122,3 Th.
                              Diese Fritten schmolzen bei Silberschmelzhitze, und wurden etwas über
                                 										Goldschmelzhitze zu lauteren, ungefärbten Gläsern. Dieselben wurden im
                                 										Verhältniſs ihrer Aequivalentzahlen 131,9, 127,1 und 122,3 mit 1/10
                                 										Aequivalent = 12,95 Th. reiner Thonsubstanz verrieben (Zettlitzer Kaolin), so
                                 										daſs eine Glasur daraus entstand von der Zusammensetzung
                              
                                 \left{{0,6\,\mbox{K}_2\mbox{O}(\mbox{Na}_2\mbox{O})}\atop{0,4\,\mbox{CaO}\
                                    											\ \ \ \ \ \ \ \ \ }}\right\}0,1\,\mbox{Al}_2\mbox{O}_3,\ 2,5\,\mbox{SiO}_2,\
                                    											0,5\,\mbox{B}\mbox{O}_3
                                 
                              Dieselbe schmolz bei Silberschmelzhitze bis zur Temperatur des Schmelzpunktes 80
                                 										Silber, 20 Gold zu einer klaren und glatten Glasurschicht auf, die darunter
                                 										gelegten Farben weniger zerstörend, als dies die meisten Bleiglasuren thun. Die
                                 										Glasur erwies sich aber nur haltbar auf einem sehr quarzreichen, hartgebrannten
                                 										Scherben (35 Thonsubstanz, 5 Feldspath, 60 Quarz, gebrannt bei Kegel 9 bis 10).
                                 										Bei thonreicherem oder schwächer gebranntem Scherben wurde die Glasur sogleich oder nach einigen
                                 										Tagen haarrissig. Wurde der Kaolinzusatz vergröſsert (statt 1/10
                                 										2/10 Aeq.), so
                                 										erhielt man bei rascher Abkühlung blanke, bei langsamer Abkühlung manchmal
                                 										blinde Glasuren, das Haarrissigwerden nimmt dagegen durch erhöhten Thonzusatz
                                 										ab. – Man kann ohne der Glasur Schaden zu thun, bis zu einem Kieselsäuregehalt
                                 										von 3,5 Aeq. gehen. – Erhöht man unter gleichzeitiger Erhöhung des
                                 										Borsäuregehaltes den Gehalt an Thonerde und Kieselsäure, so muſs man ein höheres
                                 										Fritten eintreten lassen und erhält milchartig getrübte Gläser, während bei
                                 										geringerem Alkali- und Kalk-Gehalt, gerade durch Einführung von viel Thonerde,
                                 										klare und schöne Glasflüsse erhalten werden.
                              Ein Glasfluſs von der Zusammensetzung
                              
                                 \left{{0,6\,\mbox{K}_2\mbox{O}(\mbox{Na}_2\mbox{O})}\atop{0,4\,\mbox{CaO}\
                                    											\ \ \ \ \ \ \ \ \ }}\right\}0,6\,\mbox{Al}_2\mbox{O}_3,\ 5\,\mbox{SiO}_2,\
                                    											1\,\mbox{B}_2\mbox{O}_3
                                 
                              gebildet aus:
                              
                                 
                                    0,3
                                    Aeq.
                                    Kalisalpeter
                                    =   30,30
                                    
                                 
                                    0,25
                                    „
                                    Borax
                                    =   47,75
                                    
                                 
                                    0,5
                                    „
                                    Emaillirsoda
                                    =     2,65
                                    
                                 
                                    0,4
                                    „
                                    Marmor
                                    =   20,00
                                    
                                 
                                    0,6
                                    „
                                    Zettlitzer Kaolin
                                    =   77,70
                                    
                                 
                                    3,8
                                    „
                                    Quarzsand
                                    = 114,00
                                    
                                 
                              zusammengeschmolzen zu 245,35 Th., wird bei langsamem
                                 										Erkalten völlig weiſs und undurchsichtig. Durch weiteren Thonzusatz verschwindet
                                 										die Undurchsichtigkeit. Die Glasur
                              
                                 
                                 
                              ist durchsichtig und entspricht allen Anforderungen.
                              
                           
                              II. Glasur aus Fritten mit dem
                                    											Alkali-Kalk-Verhältniſs 0,5 K2O, 0,5
                                 										CaO und demselben Kieselsäure- und Borgehalte wie
                                    											vorher.
                              Diese Fritten wurden in ähnlicher Weise, wie oben angegeben, aus Salpeter,
                                 										Marmor, Quarzsand u.s.w. zusammengesetzt. Die Glasur
                              
                                 \left{{0,5\,\mbox{K}_2\mbox{O}}\atop{0,5\,\mbox{CaO}}}\right\}0,1\,\mbox{Al}_2\mbox{O}_3,\
                                    											2,7\,\mbox{SiO}_2,\ 0,5\,\mbox{B}_2\mbox{O}_3
                                 
                              gibt eine klare und gute Schicht bei einer Temperatur von
                                 										20 Gold und 80 Silber bis 50 Gold und 50 Silber, hält aber, wie die vorigen, nur
                                 										auf sehr quarzreichen Scherben. Nimmt man statt 0,1 Aeq. Al2O3 0,2, so wird
                                 										die Glasur bei langsamer Kühlung milchig. Bei 0,3 Aeq. Al2O3 und noch
                                 										höherem Thongehalte wird die Glasur völlig trübe.Vgl. die Versuche von Knapp 1889 273
                                       												89. Durch vermehrten Thongehalt nähert sich die Zusammensetzung der
                                       												Glasur der eines Gemenges von Feldspath und Kalk.
                              Die Glasur von der Zusammensetzung
                              
                                 
                                 
                              flieſst beim Einschmelzen klar ein, wurde aber trübe beim
                                 										langsamen Erkalten.
                                 										Sie war für sich gleichfalls milchig auf den Scherben aufgeschmolzen. Die
                                 										Fritte
                              
                                 
                                 
                              lieferte auch bei langsamem Erkalten eine klare
                                 										Glasurschicht, die auf einem thonerdereichen Scherben gut hielt.
                              Gläser mit einem Alkali-Kalk-Verhähniſs 0,4 K2O (NaO) : 0,6 CaO. Mit geringem Thon und
                                 										Quarzgehalt waren die Glasuren wegen leicht eintretender Trübung
                                 										unbrauchbar.
                              
                                 
                                 
                              Der Schmelzpunkt dieser Glasur liegt etwas unter Goldschmelzhitze. Diese, sowie
                                 										noch thonerdereichere Glasuren verhalten sich gut und sind für Zwecke der
                                 										Technik brauchbar.
                              Gläser mit einem Alkali-Kalk-Verhältniſs 0,3 K2O : 0,7 CaO lieferten bei geringem Thongehalte
                                 										unbrauchbare Glasuren. Die thonerdefreien Gläser von der Zusammensetzung
                              
                                 \left{{0,3\,\mbox{K}_2\mbox{O}}\atop{0,7\,\mbox{CaO}}}\right\}2,5\,\mbox{SiO}_2,\
                                    											0,5\,\mbox{B}\mbox{O}_3
                                 
                              waren völlig trüb, und wurden erst klar bei bedeutendem
                                 										Thonzusatze.
                              Ein Glas
                              
                                 \left{{0,3\,\mbox{K}_2\mbox{O}}\atop{0,7\,\mbox{CaO}}}\right\}0,5\,\mbox{Al}_2\mbox{O}_3,\
                                    											2,5\,\mbox{SiO}_2,\ 0,5\,\mbox{B}\mbox{O}_3
                                 
                              blieb beim Erkalten farblos, eignete sich aber nicht für
                                 										Glasuren wegen der Bildung einer faltigen Haut.
                              Der Einfluſs des Borgehaltes im Glase zeigte sich bei folgenden drei Fritten:
                              
                                 
                                    I.
                                    
                                       \left{{0,3\,\mbox{K}_2\mbox{O}}\atop{0,7\,\mbox{CaO}}}\right\}0,5\,\mbox{Al}_2\mbox{O}_3,\
                                          													4\,\mbox{SiO}_2,\ 0,5\,\mbox{B}\mbox{O}_3
                                       
                                    
                                 
                                    II.
                                    
                                       \left{{0,3\,\mbox{K}_2\mbox{O}}\atop{0,7\,\mbox{CaO}}}\right\}0,5\,\mbox{Al}_2\mbox{O}_3,\
                                          													4\,\mbox{SiO}_2,\ \mbox{B}\mbox{O}_3
                                       
                                    
                                 
                                    III.
                                    
                                       \left{{0,3\,\mbox{K}_2\mbox{O}}\atop{0,7\,\mbox{CaO}}}\right\}0,5\,\mbox{Al}_2\mbox{O}_3,\
                                          													4\,\mbox{SiO}_2,\ 2\,\mbox{B}\mbox{O}_3
                                       
                                    
                                 
                              Der Punkt der Läuterung liegt bei Kegel 9. Die Fritte I zeigte sich als klares
                                 										Glas, II zeigte eine deutliche Opalisirung, III war nach dem Abkühlen
                                 										milchglasartig getrübt.
                              Gläser mit einem Alkali-Kalkverhältniſs 0,2 K2O : 0,8 CaO verhielten sich im Wesentlichen
                                 										ähnlich wie die Gläser der vorhergehenden Gruppe. Auch diese ergaben bei der
                                 										Zusammensetzung
                              
                                 \left{{0,2\,\mbox{K}_2\mbox{O}}\atop{0,8\,\mbox{CaO}}}\right\}0,1\,\mbox{Al}_2\mbox{O}_3,\
                                    											4\,\mbox{SiO}_2,\ \mbox{B}\mbox{O}_3
                                 
                              ein völlig weiſses Milchglas. Auch bei gröſserem Thonerde-
                                 										und Kieselsäuregehalt war die Neigung der Gläser, milchig zu werden,
                                 										unverkennbar. Ein weiteres Herabgehen im Alkaligehalte der Gläser erschien nicht
                                 										möglich; wurde der Alkaligehalt auf 0,1 K2O :
                                 										0,9 CaO herabgesetzt, so resultirten unter allen Umständen milchglasartige Massen, die sich als
                                 										Glasurschicht nicht mehr verwenden lieſsen.
                              Wie man sieht, schwankt die Zulässigkeit von Glasuren bei ausschlieſslich
                                 										kalkigem Materiale zwischen viel engeren Grenzen als bei bleihaltigem. Immerhin
                                 										wird es möglich sein, eine groſse Zahl der bisherigen bleihaltigen Glasuren
                                 										durch kalkhaltige, bleifreie zu ersetzen. Die alkalireichen Glasuren eignen sich
                                 										besser für einen quarzreichen, die alkaliarmen besser für einen thonerdereichen
                                 										Scherben. Die zulässigen Schwankungen der Zusammensetzung liegen zwischen den
                                 										Verhältnissen:
                              0,2 K2O : 0,8 CaO und 0,6
                                 											K2O : 0,4 CaO
                              1 Aeq. (CaO K2O) : 4 Aeq.
                                 											SiO2 und 1 Aeq. (CaO K2O) : 5 Aeq. SiO2.
                              Ein Minimum von 4 Aeq. SiO2 ist nöthig, um der
                                 										Glasur den erforderlichen Glanz zu ertheilen; dies veranlaſst aber ohne
                                 										beträchtlichen Thonerdegehalt unfehlbar eine Trübung der Fritte. Der
                                 										Thonerdegehalt von 14 Proc. ist das zulässige Minimum. Der Borsäuregehalt
                                 										schwankt auch zwischen engen Grenzen; verwendet man weniger als 0,5 Aeq. BO3, so wird die Schmelze schwerflüssig, über 1
                                 										Aeq., so wird sie trüb.
                              Man wird also bei kalkthonerdehaltigen Glasuren zwischen den Grenzen
                              
                                 \left{{0,6\,\mbox{K}_2\mbox{O}}\atop{0,4\,\mbox{CaO}}}\right\}0,5\,\mbox{Al}_2\mbox{O}_3,\
                                    											4\,\mbox{SiO}_2,\ 0,5\,\mbox{B}\mbox{O}_3
                                 
                              und
                              
                                 \left{{0,2\,\mbox{K}_2\mbox{O}}\atop{0,8\,\mbox{CaO}}}\right\}0,6\,\mbox{Al}_2\mbox{O}_3,\
                                    											5\,\mbox{SiO}_2,\ \mbox{B}\mbox{O}_3
                                 
                              bleiben müssen. (Thonindustrie-Zeitung, 1889 Nr. 30, 37, 38, 40, 41.)
                              Zur Verhütung von Bleivergiftungen bei Töpfern,
                                 										welche weiſse, schwarze, gelbe und grüne Waare verfertigen, empfiehlt N. A. Russkitt die Einführung folgender
                                 										Vorsichtsmaſsregeln:
                              1) Die Umwandlung des metallischen Bleies in Bleioxyd darf nur nach vorherigem
                                 										Zusatz von Quarz, Sand oder Krystallglas vorgenommen werden. Auch die Mennige
                                 										müssen vor dem Schmelzen mit Quarz gemischt werden.
                              2) Die Schmelzöfen müssen mit luftdicht schlieſsenden Vorrichtungen versehen
                                 										sein, so daſs kein Staub in den Arbeitsraum gelangen kann.
                              3) Der Kamin muſs so construirt sein, daſs keine schädlichen Dämpfe entweichen
                                 										können.
                              4) Das Zermahlen, sowie Umrühren der Glasurmischung sollte durch Motoren
                                 										geschehen und nicht durch Menschenhand.
                              5) Kinder unter 16 Jahren dürfen nicht in Töpfereien verwendet werden.
                              6) Es ist den Arbeitern strenge zu untersagen, Mahlzeiten oder Getränke in der
                                 										Werkstätte einzunehmen.
                              7) Ebensowenig ist das Schlafen daselbst zu gestatten.
                              
                              8) Die Werkstätten sind mit reichlichem und gutem Trinkwasser, reinlichen
                                 										Gefäſsen und Aborten zu versehen.
                              9) Alle Arbeitsräume müssen geräumig, hell, sauber und gut gelüftet sein und eine
                                 										Temperatur von 16° C. haben.
                              10) Dem Trunke ergebene und kränkliche Personen dürfen in Töpfereien nicht
                                 										beschäftigt werden.
                              11) Alle Arbeiten mit dem noch nicht in Silicat umgewandelten Blei müssen in
                                 										einem besonderen Arbeitsraume vorgenommen werden, in dem jede andere Arbeit
                                 										untersagt wird.
                              Eine sehr ausführliche Arbeit über kupferrothe und
                                    											geflammte GlasurenVgl. Seger 1884 251 143. Stein 1889 272 418. haben Lauth und Dutailly im
                                 											Moniteur de la Céramique, Jahrg. 19 S. 237,
                                 										niedergelegt. Die Chinesen vererbten die Kenntniſs der rothen und blau
                                 										geflammten Glasur von Geschlecht zu Geschlecht als Geheimniſs, so daſs sie
                                 										häufig verloren ging. Besonders geschätzt war die „Tsi-houng“- oder
                                 											„Ochsenblut“-Glasur. Das schöne Scharffeuer-Roth ist nur bei
                                 										verhältniſsmäſsig niedriger Gartemperatur zu erzielen, daher nur auf der neuen
                                 										Masse herstellbar.
                              Die Zusammensetzung der Glasur lassen die Verfasser bei 6 von ihnen erprobten
                                 										Sorten zwischen den Grenzen
                              
                                 
                                    16,56
                                    bis
                                      5,4
                                    Proc.
                                    Al2O3
                                    
                                 
                                    66
                                    „
                                    46,5
                                    „
                                    SiO2
                                    
                                 
                                      6,20
                                    „
                                    28,0
                                    „
                                    Alkalien
                                    
                                 
                              schwanken.
                              Verfasser geben folgende Vorschriften:
                              1) Die Glasur muſs wenig thonhaltig sein.
                              2) Sie muſs wenig kalkhaltig und sehr alkalireich sein.
                              3) Die Gegenwart von Borax ist nützlich. Sie verhindert das Haarrissig werden,
                                 										welches die Alkalien in Verbindung mit Thonerde hervorrufen würden, sie
                                 										begünstigt die Entwickelung des Roth.
                              4) Um während des Brandes und Kaltwerdens eine Oxydation des Kupfers zu verhüten,
                                 										muſs etwas Zinnoxyd zugefügt werden.
                              5) Die Anwendung von Blei ist unvortheilhaft.
                              Das Brennen geschieht am besten in reducirender Atmosphäre in einem kleinen Ofen
                                 										von etwa 1½cbm Inhalt und in undichten
                                 										Kapseln. Die Zusammensetzung der beiden Glasuren, welche die besten Resultate
                                 										lieferten, entspricht folgenden Verhältnissen:
                              
                                 
                                    I
                                    II
                                    
                                    
                                 
                                    67,0
                                    Proc.
                                    68,9
                                    Proc.
                                    SiO2
                                    
                                 
                                      7,0
                                    „
                                      6,8
                                    „
                                    Al2O3
                                    
                                 
                                      7,8
                                    „
                                    17,8
                                    „
                                    K(Na)O
                                    
                                 
                                      9,8
                                    „
                                      6,4
                                    „
                                    CaO
                                    
                                 
                                      8,2
                                    „
                                    –
                                    „
                                    B2O3
                                    
                                 
                              entsprechend den Mischungen:
                              
                              
                                 
                                    I
                                    II
                                    
                                    
                                 
                                    40
                                    Th.
                                    40
                                    Th.
                                    Pegmatit
                                    
                                 
                                    40
                                    „
                                    44
                                    „
                                    Sand
                                    
                                 
                                    18
                                    „
                                    12
                                    „
                                    Kreide
                                    
                                 
                                    12
                                    „
                                    –
                                    „
                                    calc. Borax
                                    
                                 
                                    –
                                    „
                                    24
                                    „
                                    Soda
                                    
                                 
                                      6
                                    „
                                      6
                                    „
                                    Kupferoxyd
                                    
                                 
                                      6
                                    „
                                      3
                                    „
                                    Zinnoxyd.
                                    
                                 
                              Die Verfasser sind der Ansicht, daſs die rothe Farbe nicht einem Silicat des
                                 										Kupfers zukommt, sondern dem in der Glasur gelösten Kupfermetall, mit welcher
                                 										Ansicht sie ja auch mit den Beobachtungen Ebell's
                                 										über Kupfergläser übereinstimmen. Auch hier erstarrt die Glasschicht bei
                                 										schnellem Erkalten farblos, und kann die Farbe durch langsames Erkalten, sowie
                                 										durch nochmaliges Anwärmen der schnell erkalteten Masse hervorgebracht
                                 										werden.
                              Der Autor eines mit C. B. gezeichneten Artikels im
                                 											Sprechsaal, 1889 S. 706, verwirft die bisher
                                 										veröffentlichten Vorschriften für Pinkfarben auf
                                    											Steingut und Majolika. Gute Farben erzielt man folgender Weise:
                              Pinkpräparat: 1 Th. K2Cr2O7
                                 										wird mit Wasser und Alkohol feinst gerieben, indem man nach und nach 8 Th.
                                 										Marmormehl und 16cbm,5 reines Zinnoxyd
                                 										zusetzt, und die fast trocken gewordene Mischung aufs Innigste zusammenreibt.
                                 										Die Mischung wird dem Steingutglattbrand ausgesetzt und nachher mit
                                 										salzsäurehaltigem Wasser so lange gewaschen, bis das Waschwasser farblos wird.
                                 										Man glüht nach dem Trocknen ein zweites Mal und wäscht abermals.
                              Zum Verdünnen dient folgender Satz:
                              
                                 
                                    2
                                    Th.
                                    SnO2
                                    
                                 
                                    2
                                    „
                                    SiO2
                                    
                                 
                                    1
                                    „
                                    Marmormehl.
                                    
                                 
                              Man erhält folgende Farben durch Mischen der danebengestellten Sätze:
                              
                                 
                                    Dunkelroth
                                      5  7
                                    Th.„
                                    d. trockenen Pinkpräparatesgeglühten Versatzes
                                    
                                 
                                    Purpur
                                      8  1
                                    „„
                                    DunkelrothCa2O3 (feinst gemahlen)
                                    
                                 
                                    Kardinalroth
                                    12  1
                                    „„
                                    DunkelrothCaCO3.
                                    
                                 
                              Die Farbpräparate werden mit etwa 8 Th. Majolikafluſs oder Steingutfritte von
                                 										folgender Zusammensetzung gemischt:
                              
                                 Majolikafluß.
                                 
                              
                                 
                                    22,5
                                    Gew.-Th.
                                    Quarzmehl,
                                    
                                 
                                    18,5
                                    „
                                    krystallisirten Borax,
                                    
                                 
                                    30,5
                                    „
                                    Mennige,
                                    
                                 
                                    16,5
                                    „
                                    Feldspathmehl,
                                    
                                 
                                      5,0
                                    „
                                    trockenen und gesiebten Kaolin,
                                    
                                 
                                      7,0
                                    „
                                    Schlämmkreide.
                                    
                                 
                              
                              
                                 Steingutglasurfritte.
                                 
                              
                                 
                                    25
                                    Gew.-Th.
                                    Mennige,
                                    
                                 
                                    35
                                    „
                                    Quarzmehl,
                                    
                                 
                                    10
                                    „
                                    krystallisirten Borax,
                                    
                                 
                                    12
                                    „
                                    trockenen und gesiebten Kaolin,
                                    
                                 
                                    18
                                    „
                                    Schlämmkreide.
                                    
                                 
                              Eine Muffel- oder Schmelzfarbe für Porzellan oder Steingut ist das nach einem
                                 										Recept der Deutschen Töpfer- oder Ziegler-Zeitung,
                                 										Bd. 26 S. 796, bereitete Korallenroth. Es
                                 										werden
                              
                                 
                                    20,40
                                    Th.
                                    Bleichromat
                                    
                                 
                                    67,33
                                    „
                                    Mennige
                                    
                                 
                                    12,27
                                    „
                                    Quarz
                                    
                                 
                              gemengt und das Gemisch bis zum klaren Fluſs
                                 										eingeschmolzen. Dieser dunkelrothe Farbkörper wird gepulvert und entweder mit
                                 										dem härteren farblosen Fluſs I oder dem weicheren Fluſs II gemischt, je nachdem
                                 										man die Schmelzfarben bei höherer oder niederer Temperatur einbrennt.
                              
                                 
                                    Fluſs I:
                                    80
                                    Th.
                                    Mennige
                                    Fluſs II:
                                    80
                                    Th.
                                    Mennige
                                    
                                 
                                    
                                    100
                                    „
                                    Quarz
                                    
                                    20
                                    „
                                    Quarz
                                    
                                 
                                    
                                    20
                                    „
                                    Borsäurehydrat
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                              Ein schönes Korallenroth erhält man aus 75 Th. Farbkörper und 25 Th. Fluſs.
                              Ueber Aventuringlasuren schreibt Prof. Wartha.Chemiker-Zeitung, 1890 14 346. Die Firma Davis Callamore und Co. brachte Fayencen in den
                                 										Handel, die durch eine eigenthümliche Decoration Aufsehen erregten. Vasen,
                                 										Krüge, Becher u.s.w. waren mit einer dunkelgoldgelben bis honigbraunen, stark
                                 										glänzenden Glasur bedeckt, die bei näherer Betrachtung einen eigenthümlich
                                 										goldig flimmernden Lüster zeigte. Unter der Lupe sah man hexagonale
                                 										Krystallblättchen. Versuche, ähnliche Effecte durch Eisenoxyd hervorzurufen,
                                 										hatten Erfolg. Durch Eintragen von Colcothar in geschmolzenen Borax erhält man
                                 										gelbe Glasur, aus denen nach dem Erkalten prächtig hexagonale Blättchen von
                                 										Hämatit auskrystallisiren. Zu einer farblosen Glasur, erschmolzen aus 101 Th.
                                 											KNO3, 50,0 CaCO3, 98,5 BaCO3, 191 kryst. Borax, 24,8
                                 										kryst, Borsäure, 288 Th. Quarzsand wurden wechselnde Mengen Fe2O3 zugefügt.
                                 										Die Schmelztemperatur erhöht sich bis zum 60. Grade des optischen Pyrometers von
                                 											Mesuré. Man erhält Glasuren mit schönem
                                 										Goldflimmer, die den amerikanischen gleichen (vgl. Pätsch, Aventuringlasuren auf Steingut, 1886 261 37).
                              Ueber orientalische Emails auf Ziegeln und deren Nachbildung gibt J. Boeck Anhaltspunkte (Journal für praktische Chemie, Bd. 40 S. 158). Das Email, welches
                                 										gegenwärtig in unseren Gegenden zur Decoration von Wohnhäusern, Denkmälern
                                 										u.s.w. verwendet wird, widersteht nicht dem Witterungswechsel, wie das von
                                 										arabischen und persischen Bauten, welche durch Jahrhunderte dem Einfluſs der
                                 										Atmosphärilien getrotzt haben. Verfasser analysirte emaillirte Ziegel von alten Moscheen aus
                                 										der Umgegend von Samarkand. Das türkisblaue Email und der dazu gehörige Thon von
                                 										Moschee und Denkmal Schach Zende haben folgende Zusammensetzung:
                              
                                 
                                    
                                    Email
                                    Thon
                                    
                                 
                                    SiO2
                                    53,53
                                    Proc.
                                    60,35
                                    Proc.
                                    
                                 
                                    CuO
                                      3,51
                                    „
                                    –
                                    „
                                    
                                 
                                    PbO
                                    17,90
                                    „
                                    –
                                    „
                                    
                                 
                                    CaO
                                      3,00
                                    „
                                    14,52
                                    „
                                    
                                 
                                    MgO
                                      0,33
                                    „
                                      3,72
                                    „
                                    
                                 
                                    SnO2
                                      6,86
                                    „
                                    –
                                    „
                                    
                                 
                                    K2O
                                      3,51
                                    „
                                    –
                                    „
                                    
                                 
                                    Na2O
                                      7,27
                                    „
                                    –
                                    „
                                    
                                 
                                    Fe2O3, Al2O3
                                      3,11
                                    „
                                    18,10
                                    „
                                    
                                 
                                    CO2
                                    –
                                    „
                                      2,68
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––
                                    –––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    99,02
                                    Proc.
                                    99,37
                                    Proc.
                                    
                                 
                              Das Email erhielt auſserdem Spuren Arsen und Mangan.
                              Verfasser versuchte, das Email durch Schmelzversuche nachzuahmen, wobei sich die
                                 										reducirende Wirkung des Feuers sehr hinderlich zeigte. Ein obiger Analyse
                                 										entsprechendes Gemenge von
                              
                                 
                                    Sand
                                    53,53
                                    Gew.-Th.
                                    
                                 
                                    Kreide
                                    5,40
                                    „
                                    
                                 
                                    Soda
                                    12,50
                                    „
                                    
                                 
                                    Potasche
                                    5,20
                                    „
                                    
                                 
                                    Zinnoxyd
                                    6,90
                                    „
                                    
                                 
                                    Kupferoxyd
                                    3,51
                                    „
                                    
                                 
                                    Mennige
                                    18,30
                                    „
                                    
                                 
                              wurde heftig geglüht. Die Schmelze war kein Email, sondern
                                 										durchsichtiges Glas. Bei einem zweiten Versuche wurde nur bis Frittung des
                                 										Satzes erhitzt, so daſs das Zinnoxyd nicht in Lösung gehen konnte; man erhielt
                                 										ein Email, das mit Wasser abgeschreckt, gepulvert, mit Wasser auf Thon gebracht
                                 										und in richtiger Weise unter Ausschluſs reducirender Gase aufgebrannt, einen
                                 										Ueberzug ergab, der dem Samarkander Product täuschend ähnlich sah. Man kann
                                 										daraus schlieſsen, daſs letzteres in ähnlicher Weise hergestellt wird.
                              Der zu den Ziegeln verwendete Thon ist mergelig, ziemlich fest gebrannt, aber
                                 										sehr porös. Bei uns wäre derselbe für emaillirte Ziegel nicht verwendbar, weil
                                 										er der Feuchtigkeit zu viel Zutritt gestattet und durch Frost gesprengt würde.
                                 										Wird auch die Schwerflüssigkeit des Emails dessen Dauerhaftigkeit erhöhen, so
                                 										sind unter denselben Verhältnissen in unserem Klima lange nicht so günstige
                                 										Verhältnisse zu erzielen. Man müſste wetterbeständige Ziegel durch Verkleinerung
                                 										der Poren oder durch deren Verstopfung (etwa durch Imprägniren) zu gewinnen
                                 										trachten. – Die Türkisfarbe ist nur bei Anwendung von Kali und Natron im obigen
                                 										Verhältniſs zu erzielen, Natron allein ergab eine zu grüne, Kali allein eine zu
                                 										blaue Färbung.
                              Chailan de Moriès stellt Glanz- oder Brillant-Gold nach seinem patentirten Verfahren
                                 										folgendermaſsen her: Reines Gold wird in gewöhnlicher Weise in Königswasser
                                 										gelöst, und der Lösung Uranoxyd zugefügt, um den Goldton mehr oder weniger
                                 										bräunlich zu stimmen. Das Doppelchlorid von Uran und Gold wird auf dem Sandbade
                                 										langsam Angedampft; nach dem Erkalten werden gemischt:
                              
                                 
                                    1g
                                    Golduranpräparat
                                    
                                 
                                    0g,5
                                    freier Schwefel
                                    
                                 
                                    1g
                                    Damarharz
                                    
                                 
                                    3g
                                    Terpentinöl, rectif.
                                    
                                 
                              Die Mischung wird in einer Porzellanschale bei lebhaftem Feuer geschmolzen,
                                 										fleiſsig und gut gerührt, bis die Masse eine schöne rothbraune Färbung
                                 										angenommen hat. Sodann wird Rosmarinöl und hierauf der gewöhnliche Wismuthfluſs
                                 										(0,3 bis 0,4 auf lg Au) zugefügt und nicht
                                 										eher zum Erkalten gestellt, bis das Ganze die Consistenz eines dicken Syrups
                                 										hat. – Von den gewöhnlichen Verfahren unterscheidet sich dieses neue durch
                                 										Verwendung von Uranoxyd und Damarharz. (Moniteur de la
                                    											céramique et verrerie 1889.)
                              Neuerung im Verfahren zum Bedrucken von Porzellan,
                                    											Steinzeug, Fayence u.s.w. von Louis Martini in
                                 											Eisenach (D. R. P. Nr. 49197 vom 12. Juli 1888). Bekanntlich wird die Mischung
                                 										von Metalloxyd und Fluſs, welche die wesentlichen Bestandtheile der
                                 										Porzellanfarbe bilden, mit einem klebrigen Bindemittel auf das Geschirr mit
                                 										Hilfe des Pinsels oder durch Druck aufgetragen. Bei gutem Gelingen erscheint
                                 										nach dem Brennen die Farbe mit glasartigem Glanz, beim Miſslingen dagegen
                                 										verblaſst, matt und ohne Glanz. Man nennt diese Erscheinung „Verdunsten“.
                                 										– Da die Schmelzfarbe gröſstentheils aus ungefärbtem Fluſs besteht, muſs
                                 										dieselbe bei intensiveren Farbtönen verhältniſsmäſsig dick aufgetragen werden.
                                 										Das Uebertragen der Schmelzfarbe auf den glasirten Gegenstand war bisher mit
                                 										allerlei Schwierigkeiten verknüpft. Wurden die Farben dick aufgetragen, so
                                 										entstand leicht durch Austreten der Farben ein unsauberes, in den Umrissen
                                 										verdrucktes Bild; wurden sie dünn aufgetragen, so ermangelte dem eingebrannten
                                 										Farbendruck die nöthige Intensität, und es entstand ein zu schwaches Bild. Um
                                 										ein deutliches, mit scharfen Umrissen versehenes Bild zu erhalten, hat man sich
                                 										bisher durch Einstäuben der dünnen Farblage mit Pulver von derselben
                                 										Schmelzfarbe geholfen, indem man den noch feuchten Druck mit Pulver von
                                 										derselben Schmelzfarbe sättigte. Es ist dabei nicht zu vermeiden, daſs das
                                 										Farbpulver auch auf die unbedruckten Flächen fällt, und kann von dort nur durch
                                 										ein umständliches Reinigungsverfahren entfernt werden. Alle die genannten
                                 										Miſsstände werden nach Angabe in der Patentschrift durch Anwendung des folgenden
                                 										Verfahrens vermieden.
                              Der färbende Bestandtheil der eingangs näher beschriebenen Schmelzfarbe, nämlich
                                 										das fluſsfreie Metalloxyd, wird allein für sich mit Hilfe eines klebrigen
                                 										Bindemittels verrieben und auf den glasirten Scherben aufgetragen, aufgemalt oder
                                 										aufgedruckt. Damit die Glasur des bedruckten Gegenstandes beim nachherigen
                                 										Brennen eine Vereinigung mit den aufgedruckten Zeichen eingeht und damit
                                 										letztere glasähnlich erscheinen, wird die noch frische, feuchte, aus Metalloxyd
                                 										bestehende Farbe mit dem pulverisirten Fluſs, einem fein pulverisirten farblosen
                                 										Glase, ausreichend gesättigt. Man läſst den pulverisirten Fluſs auf der feuchten
                                 										Metalloxydfarbe und letztere auf der Glasur des zu bedruckenden Gegenstandes
                                 										fest antrocknen. Da der Fluſs, welcher über die Druckumriſslinien beim
                                 										Aufbringen des pulverisirten Fluſspulvers gelangt, farblos ist, so kann man ohne
                                 										jede weitere Reinigung zum Einbrennen schreiten.
                              M. Leopold Ehlich in Frankfurt a. M. gibt ein neues
                                 										Verfahren zur Herstellung matter Goldverzierungen auf
                                    											Porzellan und anderen keramischen Producten (D. R. P. Kl. 80 Nr. 46708
                                 										vom 30. Juni 1887), Die bisher gebräuchlichen Verfahren zur Herstellung
                                 										derartiger Goldverzierungen suchten den matten Untergrund durch Auftragen von
                                 										mechanisch zerkleinerter Porzellanerde oder durch Aetzung des Porzellans u.s.w.
                                 										zu gewinnen. Die Neuerung besteht darin, daſs statt der mechanisch zerkleinerten
                                 										Porzellanerde auf chemischem Wege bereitete Thonerde zur Verwendung kommt.
                                 										Dieselbe, durch Glühen von Thonerdeverbindungen mit flüchtigen Säuren erhalten,
                                 										wird mit einem Schmelzfluſs von folgender Zusammensetzung in wechselndem
                                 										Verhältniſs (am besten 1 : 3) gemischt:
                              
                                 
                                      11,7
                                    SiO2
                                    
                                 
                                      20,0
                                    B2O3
                                    
                                 
                                      68,3
                                    PbO
                                    
                                 
                                    –––––––––
                                    
                                 
                                    100
                                    
                                    
                                 
                              Das erschmolzene Glas muſs vor der Mischung mit der reinen Thonerde trocken oder
                                 										naſs gemahlen werden. Das Gemenge wird mit Terpentinöl auf das Geschirr
                                 										aufgetragen und nach dem Trocknen eingebrannt. In bekannter Weise wird der
                                 										Gegenstand nun mit Glanzgold bemalt. Die präparirten Flächen ergeben ein feines,
                                 										gleichmäſsiges Mattgold, während die nicht präparirten, mit Glanzgold bemalten
                                 										Stellen den richtigen Goldglanz erhalten.
                              Man kann auch das Gemisch von Terpentinöl, Thonerde und Schmelzfluſs auf
                                 										Umdruckpapier aufdrucken, und so auf das Porzellan übertragen, oder die Thonerde
                                 										und den Schmelzfluſs durch Aufstäuben auf bedrucktes Porzellan bringen.
                              
                                 
                                    (Schluſs folgt.)
                                    
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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