| Titel: | Neue Druckluft-Kraftmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 337 | 
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                        Neue Druckluft-Kraftmaschinen.
                        Patentklasse 46. Mit Abbildungen auf Tafel 19.
                        Neue Druckluft-Kraftmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Stellungnahme der Elektrotechniker gegen die Druckluftvertheilung hat die
                              									günstige Entwickelung der Einzelheiten für die Anwendung des Druckluftsystems nicht
                              									zu hemmen vermocht. Es liegen nunmehr namentlich Kraftmaschinen für den Betrieb
                              									durch Druckluft vor, welche gegenüber den in Paris in Anwendung befindlichen
                              									Ausführungen ganz wesentliche Fortschritte aufweisen. Eine Beschreibung einiger
                              									neuer Maschinen dieser Art ist in folgendem beabsichtigt. Als springender Punkt
                              									einzelner Ausführungen ist die Verlegung der Beheizung in das Innere des
                              									Druckluftcylinders zu bezeichnen, bezieh. der Ersatz der äuſseren Heizvorrichtung
                              									durch innen stattfindende Gasexplosionen.
                           Fig. 1 und 2 erläutern
                              									eine rotirende Maschine für Preſsluft von S. Scharfberg
                              									und E.
                                    											Fränkel in Paris (* D. R. P. Nr. 52959 vom 19. September
                                 										1889).
                           Die Maschine zeigt die Ausbildung einer älteren rotirenden Maschine (* D. R. P. Nr.
                              									27474). Führungsstangen u1u2u3 u.s.w. und auf
                              									Leitschienen abcd gleitende Kolben K1K2K3 sind vorhanden. Die
                              									Kolben treten beim Aufsteigen des rotirenden Theiles aus diesem heraus und werden
                              									beim Niedergang in denselben zurückgezogen. Die Maschine ist oben abgeschlossen und
                              									übt in Folge dessen auch die treibende Kraft ihre Wirkung im oberen Theil der
                              									Maschine aus. Der Körper A des Motors ist auf dem
                              									ganzen Umfang seiner hervorstehenden Theile mit Rinnen oder Einschnitten versehen,
                              									in welche Gummiringe von entsprechendem Querschnitt eingelegt sind. Der obere Theil
                              									des Motors ist durch ein endloses, auf der Innenseite mit Kautschuk belegtes
                              									Stahlband abgeschlossen, welches ebenso breit ist wie der bewegliche Körper des
                              									Motors, und welches unterhalb des Motors über eine bewegliche Rolle läuft, welche
                              									vermittels Stellschraube höher oder tiefer gestellt werden kann, um das endlose
                              									Stahlband M mehr oder weniger fest gegen den
                              									Motorkörper bezieh. gegen die Gummiringe anziehen zu können. Das endlose Stahlband
                              										M folgt der Bewegung des drehenden Theiles A und bewirkt einen hermetischen Abschluſs des oberen
                              									Theiles der Kanäle G und H, welche auf den beiden Seiten durch die Platten m und n abgeschlossen sind.
                           Die vom Behälter L kommende Druckluft tritt durch das
                              									Rohr o in den kleineren Kanal G und wirkt mit voller Kraft auf den gerade auflegenden Kolben, welcher an
                              									der Platte m vorbeigegangen ist und durch die
                              									Leitschiene a in den Kanal getrieben worden ist.
                           Wenn der Kolben K seinen Lauf auf der concentrischen
                              									Leitschiene b beendet hat, wird er von der
                              									excentrischen Leitschiene c in den Motorkörper A zurückgezogen, bevor er an der Platte n anlangt; die Druckluft tritt dann durch das Rohr p aus, welches sie auf der entgegengesetzten Seite in
                              									den Kanal H einführt. Hier wirkt dieselbe von Neuem auf
                              									den gerade aufsteigenden Kolben, bis sie auf der entgegengesetzten Seite wieder
                              									austritt. Da sich die Druckluft nicht condensirt, wie der Dampf, so können statt
                              									zweier Kanäle G und H
                              									mehrere Kanäle angeordnet werden, in welche die Luft der Reihe nach von einer Seite
                              									eintritt und auf der anderen wieder austritt, um von Neuem in den nächstfolgenden
                              									Kanal eingeführt zu werden.
                           Da die Reibung der Kolben auf den Leitschienen eine rollende und auf dem Stahlband
                              										M eine elastische ist, so kann der Motor stets
                              									vollständig dicht gehalten werden, da die eventuelle Abnutzung bezieh. die
                              									Entstellungen in der natürlichen Form des Stahlbandes durch Anziehen der Stellrolle
                              										O geregelt werden können.
                           Bei der in Fig.
                                 										3 dargestellten Maschine von E. Josse und J.
                                    											Rosing in Aachen (* D. R. P. Nr. 53899 vom 30. Januar
                                 										1890) soll die Eisbildung verhindert und die Verminderung des
                              									Luftverbrauchs herbeigeführt werden durch eine mit Hilfe der arbeitenden Druckluft
                              									bewirkte Verbrennung von Gas.
                           Diese Wärmezuführung wird dadurch bewirkt, daſs bei jedem Hub die Expansionsperiode
                              									der bereits zur Kühlung des Verbrennungsraumes benutzten Druckluft durch eine
                              									Periode der Druck- und Temperatursteigerung unterbrochen wird, welche die Druckluft
                              									zu einer zweiten Expansion ohne Eisbildung befähigt. Diese Druck- und
                              									Temperatur-Steigerung geschieht durch Verbrennung eines luftarmen Gasgemisches,
                              									welche durch die im Cylinder befindliche Druckluftmenge bewirkt wird, so daſs eine
                              									Vermischung der Verbrennungsproducte mit der nicht durch die Verbrennung verzehrten
                              									Druckluft eintritt.
                           Der Vorgang wird durch das Diagramm Fig. 4 dargestellt, ab bedeutet die Zuströmungsperiode der Druckluft, die
                              									aus einer Leitung von der Verdichtungsstelle entnommen wird, bc die erste Expansionsperiode, cd eine
                              									Periode, in der die Druck- und Temperatursteigerung erfolgt, de die zweite Expansionsperiode.
                           Die Ausführung dieses Vorganges wird bewirkt durch die dargestellte Einrichtung des
                              									Steuerungsmechanismus. Derselbe besteht aus zwei Schiebern, welche auſser der
                              									Vertheilung der Druckluft und der Zuführung des Gases auch die Entzündung desselben
                              									bewirken und die Druck- und Temperatursteigerung dadurch einleiten, daſs sie das
                              									expandirende Druckluftquantum mit der entzündeten Gasmenge in Verbindung bringen,
                              									wodurch dieselbe zur vollständigen Verbrennung gelangt.
                           Die zwei Schieber I und II
                              									werden durch die Deckplatte A mittels des Druckes der
                              									comprimirten Luft auf einander gepreſst und abgedichtet.
                           Die Druckluft gelangt direkt aus der Leitung durch den Stutzen B in die hohle Deckplatte A und von da durch die Kanäle C und D an den Wänden des Verbrennungsraumes vorbei in den Cylinder.
                              									Der Abschluſs der Admission erfolgt durch den Steg a
                              									des Schiebers I, welcher den Kanal so lange geschlossen
                              									hält, bis die gewünschte Expansion erreicht ist. In diesem Augenblick kommt der Raum
                              										D und damit der Cylinderinhalt in Verbindung mit
                              									der Verbrennungskammer E, In derselben befindet sich
                              									ein entzündetes luftarmes Gasgemisch, das durch Hinzuströmen von Luft aus dem
                              									Cylinder vollständig verbrennt. Die Füllung der Kammer E mit diesem Gasgemisch geschieht dadurch, daſs die Oeffnung g der Kammer E mit dem
                              									Schlitz f in der Schieberdeckplatte A in Verbindung steht, wodurch Gas (Leuchtgas), mit
                              									etwas Luft gemischt, unter Druck mittels einer Pumpe oder eines Strahlgebläses
                              									zugebracht wird. Zu derselben Zeit steht der Zündraum Z
                              									mittels des Kanals h und der Schlitze i und k mit der
                              									Verbrennungskammer E in Verbindung und füllt sich
                              									dadurch ebenfalls mit dem zugeführten Gasgemisch. Beim Weiterbewegen der Schieber
                              									wird die Verbindung von Z und E unterbrochen und der Inhalt des Zündraumes Z an der Zündflamme entzündet, indem die Mündung m den Schlitz l passirt. Nachdem die obere
                              									Oeffnung m des Zündraumes Z wieder geschlossen ist, kommt der glühende Inhalt desselben durch die
                              									Mulde h mit dem Raum E in
                              									Verbindung. Hierdurch wird das in demselben befindliche Gasgemisch entzündet, so
                              									daſs es, wie vorhin erklärt, bei Hinzutreten der Luft aus dem Cylinder vollständig
                              									verbrennt.
                           Beim Rückgange der Schieber wird der Raum D1 mit der Verbrennungskammer E1 in Verbindung gebracht, und
                              									functioniren in derselben Weise die Zündkammer Z1 mit den Oeffnungen mund k1 des
                              									Schiebers I, der Kanal h1 mit dem Schlitz i1 des Schiebers II und der Schlitz g1 mit dem Schlitz f1, der seinerseits in
                              									Verbindung steht mit der Zuleitung R1 des Gasgemisches in der Deckplatte A.
                           Besonders hervorragende Ausführungen stammen von Dr. R.
                                 										Pröll in Dresden her. Die in Fig. 5 dargestellte
                              									Maschine bezweckt die Möglichkeit einer Arbeit der Luft durch Volldruck und durch
                              									Expansion (* D. R. P. Nr. 53581 vom 1. Januar 1890). Die Wärmezufuhr erfolgt durch
                              									äuſsere Beheizung der Maschine mittels einer Gasflamme.
                           Der Motor hat an tiefster Stelle, und zwar unter dem Boden B des gröſseren Cylinders, in welchem die Kältebildung hauptsächlich vor
                              									sich geht, eine Heizquelle H, bestehend in einer
                              									Gasflamme oder der Flamme eines flüssigen Brennmaterials, in welche eventuell zur
                              									Erzeugung gröſster Heizkraft Luft von atmosphärischem oder höherem Drucke eingeführt
                              									wird.
                           Der Boden des Cylinders ist nach Fig. 5 eingestülpt oder
                              									mit geraden oder kreisförmigen Rippen versehen, welche in entsprechende Aussparungen
                              									im Kolbenkörper treten, um der im groſsen Cylinder hauptsächlich durch Expansion
                              									wirkenden Luft während derselben in möglichst intensiver Weise Wärme zuzuführen.
                           
                           Um den Heizherd läuft ein Kanal a, den die Druckluft
                              									durchströmt, bevor sie in den oberen kleineren Cylinder tritt. Sie nimmt dabei ein
                              									gewisses Quantum Wärme auf, welches gestattet, sie bereits im kleinen Cylinder durch
                              									frühzeitigen Abschluſs expandiren zu lassen, worauf sie dann durch den Kanal b in den groſsen Cylinder tritt, um hier weiter zu
                              									expandiren.
                           Ein Regulator H verstellt ein Regulirorgan v, welches die Druckluft passiren muſs, ehe sie in den
                              									kleinen Cylinder A gelangt, und beherrscht dadurch den
                              									Gang des Motors.
                           Auſserdem verstellt der Regulator gebotenen Falls noch ein Regulirungsorgan r im Gaszuleitungsrohre oder dem Zuführungsrohre für
                              									flüssiges Brennmaterial.
                           Bei Einführung von Druckluft in die Flamme erfolgt dieselbe aus dem Schieberkasten.
                              									Sie strömt dabei durch ein Ventil oder Hahn u, wodurch
                              									sie entsprechend abgedrosselt werden kann. Die Regulirung der Admissionsluft durch
                              									das Regulirorgan v bestimmt auch die Spannung der
                              									Heizluft, so daſs durch die beschriebene Construction der Heizeffect abnimmt, wenn
                              									der Motor weniger Kraft entwickelt, und umgekehrt.
                           Fig. 6 zeigt
                              									eine Ausführung des genannten Constructeurs, welche nach Art der Kleinkraftmaschinen
                              									die Maschine C und Ofen O,
                              									überhaupt sämmtliche für den Betrieb erforderlichen Stücke auf einer Grundplatte
                              									vereinigt enthält.
                           Der Ofen enthält ein doppelspiralförmig gewundenes Heizrohr K, welches von der Druckluft in der durch Pfeile angedeuteten Richtung
                              									durchströmt wird. Die Heizgase steigen in dem durch die Heizschlange gebildeten
                              									Cylinder in die Höhe und ziehen dann auſsen auf spiralförmig gewundenem Wege G um denselben herum nach der Esse; hierbei gerathen
                              									sie durch eingesetzte Rippen r in Wirbelungen, wodurch
                              									sie genöthigt werden, in kräftigerer Weise, als es ohne diese der Fall wäre, ihre
                              									Wärme an die Heizfläche abzugeben.
                           F ist der Feuerraum, in welchem das Brennmaterial
                              									brennt, und D1D2 sind
                              									Regulirvorrichtungen zur Zulassung von Luft. W ist die
                              									Welle des Motors. Das Luftrohr L führt die kalte
                              									Druckluft in die Heizschlange des Ofens, während die erwärmte Luft durch das Ventil
                              										v und Rohr R dem Motor
                              									zuströmt. Die Abluft vom Motor geht durch das Rohr R1 in die Esse und facht hier wie das Blasrohr der
                              									Locomotive den Zug an. Die Anfachung ist desto stärker, je mehr Luft verbraucht
                              									wird, also auch abbläst. In Folge dessen wird auch mehr Wärme im Ofen gebildet und
                              									umgekehrt. Es entsteht also auf diese Weise eine selbsthätige Regulirung.
                           Als Motor ist eine Maschine mit Schwungradregulator und Hahnsteuerung nach dem
                              									patentirten System Doerfel-Proell in Aussicht genommen.
                              									Dieselbe arbeitet bereits in zahlreichen Exemplaren höchst ökonomisch mit gröſserer
                              									Geschwindigkeit (200 bis 300 Umgänge in der Minute) und zeichnet sich durch groſse
                              									Einfachheit in allen ihren Theilen aus. Die dem System eigenthümliche groſse
                              									Oekonomie, Ruhe des Ganges und genaue Regulirung ist eine Folge der unmittelbaren
                              									Verstellung der Expansion durch den Regulator und Bildung sehr starker Compression,
                              									wodurch der Einfluſs des schädlichen Raumes fast vollständig ausgeglichen wird.
                              									Dieselbe würde bei Verwendung des Systems für Luftmaschinen insofern noch sehr
                              									nützlich sein, als die dadurch erzeugte Wärme nicht verloren gehen, sondern bei der
                              									darauf folgenden Luftfüllung und Expansion entsprechende Verwerthung finden würde.
                              									Aus diesen Gründen darf bei angemessener Vorwärmung und Wassereinspritzung der
                              									Luftverbrauch bei Maschinen dieses Systems zu etwa 10 bis 12cbm für die indicirte Pferdekraft und Stunde
                              									angenommen werden.
                           Nach der Idee des Betriebsingenieurs Fischinger der
                              									Firma Kummer und Co. in Dresden hat Pröll die in Fig. 7 und 8 abgebildete vereinigte
                              									Gas- und Druckluftmaschine entworfen.
                           Während bei der Gasmaschine in Folge der im Cylinder stattfindenden Gasexplosion eine
                              									groſse Verbrennungswärme frei wird, welche durch kräftige Kühlung des Cylinders
                              									beseitigt werden muſs, macht die Kältebildung bei der Expansion der Druckluft eine
                              									Vorwärmung derselben nöthig. Durch die Vereinigung beider Maschinenarten und eine
                              									entsprechende Leitung der Druckluft bezieh. Verwendung der Verbrennungsproducte der
                              									Gasmaschine kann der gröſste Theil der jetzt bei der Gasmaschine verloren gehenden
                              									Wärmemenge für den Arbeitsprozeſs der Druckluftmaschine nutzbar gemacht werden.
                              									Durch die Construction wird die Vorwärmung der Luft in die Maschine verlegt. Es
                              									bedarf also keiner Heizanlage, und die damit verbundenen Uebelstände kommen
                              									vollständig in Wegfall.
                           Es ist A der Cylinder einer Gasmaschine, G der Cylinder einer Luftmaschine, welcher in irgend
                              									einer Weise wie der Cylinder einer Dampfmaschine gesteuert wird, z.B. durch
                              									zwangläufig gesteuerte Ventile. Die Vortheile dieses Steuerungssystems sind
                              									unmittelbar auf Luftmaschinen übertragbar. Sie bestehen bekanntlich in einer
                              									selbsthätigen Verstellung der Expansion durch den Regulator und der zwangläufigen
                              									Bewegung der Ventile auch während der Schluſsperiode.
                           Für den Gasmotor ist das System Benz gewählt, weil
                              									dasselbe im Zweitakt arbeitet und auſserdem die hierzu erforderliche Druckluft
                              									unmittelbar zur Verfügung gestellt werden kann. Die Arbeit im Zweitakte verleiht der
                              									Maschine auch eine gröſsere Gleichförmigkeit im Gange.
                           Die Druckluft tritt aus der Rohrleitung am hintersten Ende bei a in den Mantel r des
                              									Gascylinders, nimmt unter gleichzeitiger Kühlung des Cylinders die Wärme des
                              									letzteren auf und gelangt, durch die Steuerung vertheilt, vorgewärmt in den Cylinder G der Luftmaschine, in demselben durch Expansion
                              									wirkend.
                           Die parallel der Achse beider Cylinder befindliche und von der Schwungradwelle der
                              									Maschine mit gleicher Geschwindigkeit angetriebene Steuerwelle w1 betreibt sowohl die
                              									Steuerung des Luftcylinders als Gascylinders.
                           Für ersteren geht die Bewegung durch die conischen Räder r3r4 auf die kleine Hilfswelle w über, welche in einem Gehäuse, das den Ständer des Federregulators R (Patent Proell) trägt,
                              									wagerecht und senkrecht zur Maschinenachse gelagert ist. Auf dieser Welle befindet
                              									sich ein Excentermechanismus E mit prismatischer
                              									Führung c, auf welcher eine Hülse verschoben werden
                              									kann, von der die Ventilbewegung abgeleitet ist. Letztere und die Verstellung der
                              									Coulisse durch den Regulator erfolgt durch das aus Fig. 7 ersichtliche
                              									Hebelwerk. Die Ventile r1r2 werden
                              									durch dasselbe unter Aufwand der geringsten Zahl von Gelenken gehoben und gesenkt,
                              									und zwar gelangen sie, abhängig von dem Stande des Regulators, früher oder später
                              									zum Schlusse, während ihre Voreröffnung constant ist. Es ist dies eine wichtige
                              									Eigenschaft dieser patentirten Steuerung. Der Auslaſs wird durch Corliſshähne von
                              									der Hilfswelle w aus gesteuert.
                           Bei der gezeichneten Stellung des Kolbens, der sich nach links bewegt, erfolgt durch
                              									elektrische Zündung bei z eine Explosion des im
                              									Cylinder enthaltenen Gasgemisches. In Verbindung mit dem Drucke der Druckluft auf
                              									die ringförmige Fläche des Kolbens im Luftcylinder (zwischen diesem und dem
                              									Gascylinder) erfolgt eine Arbeitsübertragung auf die Kurbel der Maschine. Gegen Ende
                              									des Kolbenhubes öffnen sich die Ventile c1c2. Durch ersteres tritt Druckluft von geringerer
                              									Spannung, zu deren Ansammlung der Behälter B im Fuſse
                              									des Gascylinders dient (die Luft wird der Ummantelung r
                              									entnommen und strömt auf ihrem Wege nach B durch das
                              									Reductionsventil m), in den Cylinder und treibt die
                              									hier angesammelten Verbrennungsproducte durch das Ventil c2, Kanal k,
                              									Verbindungsrohr f in den Behälter C. Bei etwa halbem Kolbenhube schlieſst sich das Ventil
                              										c1, dann das Ventil
                              										c2, es tritt eine
                              									Verdichtung der Luft ein, worauf schlieſslich, aber noch vor Beendigung des
                              									Kolbenhubes, durch das Ventil e0 etwas Gas (soviel als zur Bildung eines
                              									explosibeln Gemenges erforderlich ist) in den Cylinder hineingelassen wird. Im
                              									Todtpunkte erfolgt die Zündung mittels eines elektrischen Funkens, der durch einen
                              										Ruhmkorf-Apparat und Dynamomaschine im gegebenen
                              									Moment erzeugt wird. Diese Zündung hat sich bei den Benz'schen Motoren als eine zuverlässige bewährt.
                           Aus der Zeichnung ist unmittelbar ersichtlich, wie die Steuerung der Ventile am
                              									Gascylinder erfolgt. Auf der Steuerwelle w1 (Fig. 8) sitzt ein Excenter
                              										e1 mit kuglig
                              									abgedrehter Fläche zwischen Scheibe und Excenterring. so daſs dasselbe mittels eines
                              									Kugelzapfens die Welle bin oscillirende Drehung
                              									versetzen kann. Ein auf derselben befindlicher Daumen öffnet und schlieſst mittels
                              									des Hebels d die Ventile c1 und c2. Die Eröffnung des Gasventils erfolgt durch ein
                              									besonderes Excenter e2.
                              									Eine am Ende der Welle w1 von der Kurbel g betriebene Gaspumpe preſst
                              									continuirlich Gas in einen Behälter C, aus dem dann
                              									dasselbe in den Arbeitscylinder A strömt. Der Druck
                              									wird so regulirt, daſs derselbe im Behälter C etwas
                              									gröſser ist als der zuletzt durch Verdichtung der eingeschlossenen Luft im
                              									Arbeitscylinder entstandene. Um auch bei variabler Arbeitsleistung der Maschine
                              									stets diejenige Luft- und Gasmenge zur Speisung des Cylinders zu erhalten, welche
                              									der erforderlichen Explosionsarbeit entspricht, sind sowohl in die Luft- als
                              									Gasleitung nach den Ventilen c1 und c2 Drosselventile bezieh. Hähne eingesetzt, welche
                              									durch Gestänge mit dem Regulator verbunden sind und von diesem entsprechend
                              									verstellt werden.
                           In den Raum, der von Druckluft erfüllt ist, kann Wasser eingespritzt werden, um die
                              									in den Auspuffgasen enthaltene Wärme zu binden. Der durch die Hitze der Auspuffgase
                              									erzeugte Wasserdampf mischt sich mit der Arbeitsluft und kommt der Wirkung der Luft
                              									bei ihrer Expansion im Luftcylinder zu Gute. Erstere treten durch das Rohr m in die Ummantelung des Luftcylinders und geben hier
                              									noch den Rest ihrer Wärme an die Cylinderwände, welche von innen durch die
                              									expandirende Luft stets abgekühlt werden, ab. Auf diese Weise ist ein fast
                              									vollkommener Wärmeaustausch erreicht. Nebenbei wird aber noch, was sehr wichtig ist,
                              									die im Gase steckende Explosionsarbeit im Prozesse gewonnen. –
                           Gröſsere Druckluftanlagen sind beabsichtigt in Rixdorf-Berlin, Dresden und Görlitz,
                              									in Süddeutschland ferner in Würzburg, Bamberg, Fürth und Offenbach. Die Stadt
                              									Würzburg, welche etwa 500000 M. zur Subvention eines Floſshafens bewilligt hatte,
                              									aber den Antrag im bayerischen Abgeordnetenhause abgelehnt sah, wünscht den einmal
                              									bewilligten Kredit als Beitrag zu einer Druckluftanlage und zwar in Selbstbetrieb zu
                              									verwenden. In Folge dessen würde, falls, wie wahrscheinlich ist, ein Vertrag zu
                              									Stande käme, die Gesellschaft Riedinger die Ausführung
                              									erhalten und, da natürlich 500000 M. für eine solche Anlage nicht ausreichen, auch
                              									einen groſsen Theil der Kosten mit übernehmen und dann an dem Gewinn theilnehmen.
                              									Bereits hat sich in Würzburg ein Privatcomité gebildet, das eine rührige Thätigkeit
                              									entfaltet und sogar gröſsere Geldmittel aufbringen will. Der Bedarf hat bis jetzt
                              									schon auf 400  festgestellt werden können. – Auch in Bamberg finden
                              									Unterhandlungen statt. Die Nachfrage hat bis jetzt ein Bedürfniſs für 600 
                              									Druckluft ergeben. – In Fürth ist der Vertrag bereits unterzeichnet, und zwar am 6.
                              									Mai vom Magistrat und am 13. vom Gemeindecollegium. Nach diesem Vertrag hat die
                              									Firma Riedinger die Concession für den Betrieb einer
                              									von ihr zu erbauenden Druckluftanlage auf 40 Jahre und zwar als Monopol erhalten.
                              									Als Maximalpreis ist ein
                              									Satz von 1,20 Pf. für 1cbm Luft vorgesehen. Nach
                              									Abzug einer Jahresabgabe von 1 M. für 100m
                              									Rohrlänge ist die Stadt am Gewinne des Unternehmens betheiligt, sobald die
                              									Verzinsung des herangezogenen Kapitals 6 Proc. übersteigt. Vom elften Jahre an kann
                              									die Stadt die Anlage für den 16fachen Betrag der reinen Durchschnittsrente käuflich
                              									erwerben, wobei dieser Preis jedoch niemals unter 15 Proc. über die Anlagekosten
                              									betragen darf. Angemeldet sind dort schon 2300  Druckluft. Fürth, ¼ Stunde
                              									Bahnfahrt von Nürnberg entfernt, gehört zu den wichtigsten und bevölkertsten
                              									Industrieorten Deutschlands. Ganze Branchen, wie z.B. Goldschlägerei, Bronzefarben-
                              									und Spiegelfabrikation, werden fast nur in Fürth gepflegt. Die dort vorhandene
                              									Pferdekraft, auf den Kopf berechnet, ist neben Mülhausen die höchste in
                              									Süddeutschland. Die Anlage muſs spätestens in zwei Jahren beendet sein, und so wird
                              									diejenige Stadt, welche einst die erste Eisenbahn in Deutschland hatte, auch in den
                              									Besitz der ersten Druckluftanlage kommen. – In Offenbach steht mit geringen
                              									Unterschieden derselbe Vertrag vor der Unterzeichnung. Es wird dort mehr Werth auf
                              									die elektrische Beleuchtung gelegt als in Fürth; auſserdem hat die Stadt im
                              									Gegensatz zu anderen Städten bei einer Verzinsung über 10 Proc. ihren ganzen
                              									Luftdruckbedarf frei haben wollen, allein die Gesellschaft ist nur auf 1½ Millionen
                              									K.-M. jährlich eingegangen. Angemeldet an Druckluft sind dort schon 1000 .
                              									Die Ausführung der Anlage ist ebenfalls auf höchstens zwei Jahre bemessen, allein
                              									man wünscht damit bereits bis zum nächsten Sommer fertig zu werden, um so den
                              									Besuchern der elektrischen Ausstellung in Frankfurt Gelegenheit zur Besichtigung zu
                              									geben. Inzwischen hat die Gesellschaft Riedinger auch
                              									wegen Sachsenhausen Schritte gethan, zunächst bei der Berliner
                              									Druckluftgesellschaft, zu deren Rayon (ehemaliger Norddeutscher Bund) Sachsenhausen
                              									gehört, und als ihr sodann der Ort wirklich überlassen wurde, auch beim Frankfurter
                              									Magistrat. An diesen hat die Augsburger Gesellschaft das Ersuchen gestellt, in ihr
                              									Offenbacher Rohrnetz auch Sachsenhausen einbeziehen zu dürfen, da die dortige
                              									Industrie dem Anlagesystem geneigt sei und weder technische Bedenken
                              									entgegenständen, noch voraussichtlich, soweit die Erkundigungen bis jetzt ergeben
                              									hätten, irgend ein staatlicher Einspruch. Die Entschlieſsung steht also nunmehr bei
                              									Frankfurt, dessen Trennung von Sachsenhausen in diesem Falle, angesichts der höheren
                              									Lage Sachsenhausens, nicht ungünstig wirken würde. Für letzteren Ort aber, wo,
                              									abgesehen von anderen bedeutenden Industrien, allein 7 groſse Brauereien betrieben
                              									werden, braucht die Wichtigkeit einer Druckluftanlage nicht weiter erörtert zu
                              									werden. – Aus Paris wird gleichzeitig gemeldet, daſs die angestellten officiellen
                              									Versuche der neuen groſsen Compressorenanlage (2000 ) sehr gute Resultate
                              									ergeben haben. Erstens ist der Kohlenverbrauch geringer gewesen, als in dem
                              										„Lastenheft“ vorgeschrieben, und zweitens ergaben die Maschinen einen groſsen
                              									mechanischen Nutzeffect (0,856), wie er bisher noch nicht erreicht wurde. Es sind
                              									dies die Compressoren, welche die Société Cockerill,
                              									Seraing, geliefert hat, von denen einer auf der vorjährigen Ausstellung in Betrieb
                              									war und von der internationalen Jury mit dem Grand Prix ausgezeichnet wurde.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
