| Titel: | Zur Technologie des Glases. | 
| Autor: | R. Zsigmondy | 
| Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 370 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Zur Technologie des Glases.
                        (Schluſs des Berichtes S. 311 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									20.
                        Zur Technologie des Glases.
                        
                     
                        
                           Ein interessantes Beispiel des Auftretens von Krystallen in
                                 										geschmolzener Glasmasse bespricht F. Fouqué
                              										(Comptes rendus, 1889). In einen Wannenofen, dessen Wanne
                              										24m lang, 6m
                              									breit und 1m,2 tief war, und die etwa 400000k Glas von der Zusammensetzung
                           
                              
                                 SiO2
                                 73,7
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Na2O
                                 11,7
                                 „
                                 
                              
                                 CaO
                                 14,6
                                 „
                                 
                              
                                 MgO und FeO
                                 Spuren
                                 
                              
                           enthielt, ergoſs sich in Folge einer Durchlöcherung der Wanne
                              									deren Inhalt in den Fabrikraum. Man schlug ein zweites Loch in die Wanne und leitete
                              									die daraus ausflieſsende Glasmasse mit Hilfe einer Rinne in den Hof. Ein Schnitt
                              									durch den erstarrten Glasstrang zeigte, daſs das Innere desselben aus glasiger
                              									grünlicher Masse bestand, welche keine Spur Krystallisation besaſs. Nur gegen den
                              									äuſseren Umfang enthielt er milchweiſse Knoten. Der Durchmesser des inneren Kernes
                              									betrug etwa 0m,3. Die äuſsere Schicht von etwa
                              										0m,1 Dicke war milchweiſs, groſsentheils
                              									krystallinisch und nicht blasig. Der entglaste Theil bestand aus schönen
                              									Wollastonit-Sphärolithen, eingebettet in Glasmasse. Das entglaste Glas weicht
                              									wesentlich von der vulkanischen Lava ab, es enthält keine Blasen auf der Oberfläche
                              									und besitzt andere Structur. Im Gegensatze zur Lava ist das Maximum der
                              									Krystallisation nicht im Inneren der Masse, sondern nahe dem Rande gelegen.
                           Der Wollastonit der Glasmasse wird eben unter anderen Bedingungen fest, als die
                              									Feldspathe und Eisenmagnesiumsilicate der Laven. (Vgl. E.
                                 										Hussak
                              									„Ueber sphärolithische Entglasungsproducte“ 1889 273 88.)
                           Verfahren, Hohlglasgegenstände aus massivem Kupferrubinglas
                                 										herzustellen, von der Gräflich
                                 									Schaffgotsch'schen Josephinenhütte in Schreiberhan, Schlesien (D. R. P. Kl. 32
                              									Nr. 46596 vom 28. Juli 1888).
                           
                              
                                 2000
                                 Th.
                                 feiner Kies
                                 
                              
                                 400
                                 „
                                 Minium
                                 
                              
                                 600
                                 „
                                 Potasche
                                 
                              
                                 100
                                 „
                                 Kalk
                                 
                              
                                 20
                                 „
                                 phosphorsaurer Kalk
                                 
                              
                                 20
                                 „
                                 Weinstein
                                 
                              
                                 20
                                 „
                                 Borax
                                 
                              
                                 9
                                 „
                                 Kupferoxydul
                                 
                              
                                 13
                                 „
                                 Zinnasche
                                 
                              
                           werden gemengt und im offenen Hafen niedergeschmolzen. Nach
                              									Angabe der Patentschrift ist das Verhältniſs SiO2 :
                              										Cu2O wesentlich, eine Abweichung von 1 Proc.
                              									macht das Schmelzen von gutem Glase unmöglich. Einfachere Hohlglasgegenstände laufen
                              									wie das Ueberfangglas im Kühlofen an. Zusammengesetzte und aufgetriebene Gläser
                              									läſst man, nachdem sie vollständig erkaltet, in einer Muffel anlaufen. Man erhält so
                              									schöne, durch die Masse rubinroth gefärbte Gläser, die auch an den dicksten Stellen
                              									durchsichtig sind.
                           Er. Guignet und L. Magne
                              									besprechen die Fabrikation rother Gläser vom 12. und
                              									13. Jahrhundert. Sie sind der Ansicht (entgegen Ebell),
                              									daſs Kupferoxydul dem Glase die rothe Färbung ertheilt, ohne jedoch ihre Ansicht genügend zu
                              									stützen. Kupferchlorür zwischen zwei Gläser gebracht, ertheilt denselben auch die
                              									bekannte rothe Farbe. Durch Mischen folgender zwei Sätze von Henrivaux erhält man grüne Gläser mit purpurrothen Streifen und Adern:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Na2CO3
                                 100
                                 100
                                 
                              
                                 CaCO3
                                   50
                                   50
                                 
                              
                                 Sand
                                 260
                                 260
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                     0(?)
                                 –
                                 
                              
                                 Eisenoxyduloxyd
                                 –
                                   15
                                 
                              
                           Im Sprechsaal, 1889 Nr. 21, sind folgende zwei Sätze von grünem Glase mitgetheilt: 1) Hellgrün:
                              										100k Sand, 36k Potasche, 14k Kalk, 1k Salpeter, 1k,5
                              									Uranoxyd, 0k,12 Arsenik. 2) Pompadourgrün: 100k Sand, 36k
                              									Potasche, 13k Kalk, 0k,75 Uranoxyd, 0k,38 schwarzes
                              									Kupferoxyd, 0k,75 rothes Eisenoxyd, 0k,20 Manganoxyd, 0k,12 Arsenik. Die angeführten Glassorten zeigen, wie alle Kalk-Urangläser,
                              									charakteristische Fluorescenz.
                           Im Hannöverischen Gewerbeblatt, 1889 Nr. 12, wird das Material der Brillengläser besprochen. Verfasser
                              									wendet sich zunächst gegen die schwindelhafte Reklame, welche jetzt häufig von
                              									Optikern getrieben wird, die, um für ihre schlechten Gläser Abnehmer zu finden,
                              									marktschreierische Namen, wie „sympathisches Glas“, „Smaragdglas“
                              									u.s.w., erfinden. Ebenso wird mit den Anpreisungen der Bergkrystallgläser viel
                              									gesündigt. Bergkrystall ist an sich ein gutes Material für Brillengläser und
                              									besonders wegen seiner Härte und Dauerhaftigkeit geschätzt, sollte aber als
                              									doppeltbrechendes Mineral senkrecht zur optischen Achse geschnitten werden. Das wird
                              									nun in neuester Zeit, da die Brillengläser aus Bergkrystall Gegenstand der
                              									Massenproduction geworden sind, durchaus nicht allgemein befolgt, und insbesondere
                              									sollen es englische Firmen sein, welche, um Material zu sparen, den Bergkrystall
                              									nach seiner Längsachse schneiden. Verfasser räth zur Vorsicht beim Ankaufe
                              									derartigen Glases.
                           In früherer Zeit verwendete man zum Schütze des Auges gegen grelles Licht Brillen aus
                              									grünem Glase. Die grünen Gläser haben den Nachtheil, leicht Contrastfarben zu
                              									erwecken, und lassen die Gegenstände in schmutzigen Farben erscheinen. Blaue Gläser
                              									wurden zuerst vom englischen Optiker Adams eingeführt.
                              									– Das durch Braunstein gefärbte rauchgraue oder musfarbene Glas erhielt früher einen
                              									beträchtlichen Bleizusatz und litt in Folge dessen an groſser Weichheit; gegenwärtig
                              									steht es dem weiſsen an Härte gleich. Auch Brillengläser aus intensiv-gelbem Glase
                              									werden angefertigt; das gelbe Glas löscht die meisten Farben aus, ermöglicht also
                              									durch Herbeiführung eines monochromatischen Glases die schärfsten
                              									Gesichtswahrnehmungen. Dementsprechend werden diese Brillen nur als Schieſsgläser
                              									verwendet.
                           Das Einbrennen von Glasfarben wird in der
                              									Fachzeitschrift Diamantbesprochen. Der wichtigste Punkt
                              									beim Einbrennen ist die richtige Leitung des Feuers.
                           Das gewöhnlichste, aber am wenigsten sichere Mittel, den Feuergrad zu beurtheilen,
                              									ist, durch ein Probeloch der Muffel die Gläser zu betrachten und nach der Farbe
                              									derselben den Hitzegrad zu bestimmen. Das zweite Mittel, welches weniger Uebung
                              									erfordert, ist die Benutzung eines Probescherbens (Glasscherben, mit einer Farbe
                              									bestrichen, welche ihren Ton beim Einbrennen ändert). Das sicherste Mittel sind die
                              									Pyrometer; diese sind leider complicirt oder unbequem zu gebrauchen. (Vielleicht
                              									würde sich das optische Pyrometer für diesen Zweck eignen. D. Ref.) Die
                              									Luftthermometer, welche die genauesten Temperaturen angeben, sind unbequem. Die
                              									Temperatur, bei welcher die Glasmalerfarben eingebrannt werden, ist die bekannte
                              									Kirschrothglühhitze.
                           Hansen gibt ein neues Verfahren an zum Ueberziehen von Glas, Porzellan u.s.w. mit Metall auf
                                 										galvanostegischem Wege. Das Glas o. dgl. wird zunächst mit einer Lösung von
                              									Goldchlorid oder Platinchlorid in Aethyläther, die vorher mit einer Lösung von
                              									Schwefel in Oel versetzt wurde, bestrichen und in einer Muffel mäſsig erhitzt.
                           Um den Kupferüberzug zu erhalten, löst man 2 Th. CuSO4 in 8 Th. destillirtem Wasser. Zur Versilberung nimmt man 17 Th.
                              									salpetersaures Silberoxyd und 13 Th. Blutlaugensalz auf 300 Th. Wasser. Zur
                              									Vergoldung verwendet man 7 Th. gefälltes Gold. Den noch feuchten Niederschlag bringt
                              									man in eine Lösung von 9 Th. Blutlaugensalz in 90 Th. Wasser. Wir glauben, daſs die
                              									anderen gebräuchlichen Bäder für Galvanoplastik und Galvanostegie sich für diesen
                              									Zweck auch eignen dürften.
                           Dr. A. Miethe bespricht die Formgebung optischer Gläser
                              										(Prometheus, 1890 Bd. 1 S. 401).
                           Neues Verfahren, um Glastafeln mit lithographischen Schriften
                                 										oder Zeichnungen herzustellen, von Felix
                                 										Forstner in Wien (Oesterreichisches Privilegium vom 7. April 1890).
                              									Ungeleimtes Papier wird der Reihe nach mit Kleister, Gummi arabicum und zweimal mit
                              									Oelfarbe bestrichen. Dieses so präparirte Papier wird nach dem gewöhnlichen
                              									lithographischen Verfahren bedruckt. Nach dem Trocknen des Druckes wird das Papier
                              									auf die mit Kutschenlack oder Leinölfirniſs bestrichene Glastafel aufgelegt, auf der
                              									Rückseite mit einem Schwämme befeuchtet und abgezogen. Eine Tafel, welche auf diese
                              									Weise bedruckt wurde, hat das Aussehen einer mit Oel bemalten Glastafel, nur kommt
                              									das neue Verfahren bei Massenproduction viel billiger zu stehen, als die alte
                              									Handarbeit,
                           Ein Verfahren, Glas, Porzellan u.s.w. zu decoriren, ist
                              										Jean G. Bonnaud in England patentirt worden. Eine
                              									Glasplatte wird gereinigt, mit einer Lösung von 20g Syrup o. dgl., 5 bis 20g chlorsaurem
                              									Kali und 10g Borax in 100cc Wasser überzogen. Auf diese Platte wird eine
                              										positive
                              									Photographie gelegt. Nach genügender Lichteinwirkung wird die Platte mit einem
                              									Farbpulver bestreut, welches an den dunklen Stellen des Bildes hängen bleibt. Man
                              									fixirt die Farben mit einer „fettigen Composition“ (100cc Lavendelessenz, 10g fettiger Essenz von venet. Terpentin, 5g pulverisirtem Terpentinharz). Zur Uebertragung des auf der Glasplatte
                              									hergestellten Ueberzuges auf das zu decorirende Objekt wird das Bild mit einem
                              									Gemische von 100cc 2procentigem Collodium, 10g fettiger Essenz von venet. Terpentinöl und 5g pulverisirtem Terpentinharz begossen, hierauf in
                              									lauwarmes Wasser, dann in 10procentige Potaschelösung und hierauf in eine wässerige
                              									Lösung von Borax (10 Proc.) und Zucker (5 Proc.) gebracht, wodurch das Häutchen
                              									sammt Bild von der Tafel gelöst wird. (Vgl. übrigens Frank 1889 273 137.)
                           Verfahren zur Herstellung von Lichtbildern auf
                                 										Glasgegenständen für Beleuchtungszwecke von Friedr.
                                 										Günther in Ullersdorf bei Teplitz (Oesterreichisches Privilegium vom 7.
                              									September 1889). Derartige Glasgegenstände erhalten gewöhnlich ihre Verzierung durch
                              									Glasmalerei, Aetzen oder Schleifen. Schöne, im durchfallenden Lichte harmonisch
                              									wirkende Lichtbilder werden nach dem Erfinder durch Blasen der Gegenstände in
                              									entsprechend präparirten Formen aus Milchglas hergestellt. Die Formen sind einseitig
                              									mit positiv ausgearbeiteten Reliefs versehen, welche im Glase ein entsprechendes
                              									Negativbild erzeugen. Bei Tage, im auffallenden Lichte gesehen, erscheint der Decor
                              									ziemlich matt und nichtssagend, bei durchfallendem Lichte erscheint dagegen das Bild
                              									in der Farbe des Glases (grau in grau, grün in grün u.s.w.) in den zartesten
                              									Schattirungen und ertheilt demselben ein ungemein schönes Aussehen. Zur weiteren
                              									Verschönerung kann derselbe ganz oder theilweise bemalt werden.
                           Maschine zum Glaspressen von Holzapfel und
                                    											Hilgers in Berlin (D. R. P. Kl. 32 Nr. 46464 vom 16. Juni
                                 										1888). Bisher verwendete man Glaspressen, deren Deckel entweder jedesmal
                              									mit der Form verbunden werden muſste, oder Formen mit losen Deckeln, die durch an
                              									dem Preſsstempel befestigte Federn festgehalten wurden. Um die diesen Constructionen
                              									anhaftenden Nachtheile zu beseitigen, werden bei der neuen Maschine die Formen mit
                              									losen Deckeln versehen. Eine eiserne Traverse a (Fig. 1 Taf. 20)
                              									ist mit der Preſsplatte d verbunden. Letztere hält die
                              									Form fest in der zum Pressen erforderlichen Stellung. Das Ein- und Ausrücken der
                              									Preſsplatte d geschieht durch vier mit Gewinden
                              									versehene Bolzen e (Fig. 2). Diese bewirken
                              									durch kleine Zahnräder f, welche durch ein gemeinsames
                              									Zahnrad g mit Handgriff h
                              									gedreht werden, Hebung und Senkung der Preſsplatte d.
                           Verbessertes Verfahren zur Herstellung von Rohglas nach
                                 										System Leuffgen durch combinirte Anwendung von Wasser-, Kohlen-, Holz-, Oel-
                                 										oder Naturgas und Generatorgas von Julius
                                 										Quaglio. Gewöhnlich werden Glaswaren in der Weise hergestellt, daſs man Gemenge von Alkalien,
                              									Kalk und Kieselsäure in Häfen niederschmilzt und das geschmolzene und geläuterte
                              									Glas aus dem Schmelzgefäſse selbst verarbeitet. Quaglio
                              									schmilzt das Rohglas in eigens von ihm für diesen Zweck construirten Oefen und läſst
                              									das so gewonnene Rohglas „Calcin“ in Schlackenwagen und Wasserbassins
                              									ausflieſsen. Erst nach dem Erkalten wird das „Calcin“ in den Arbeitshäfen
                              									oder Wannen von Neuem geschmolzen und verarbeitet oder als ungeformtes Rohmaterial
                              									in den Handel gebracht.
                           Der bei diesem Verfahren verwendete Ofen ist in Fig. 3 bis 5 Taf. 20 dargestellt.
                           aa1 und bb1 sind die Gas- und
                              									Luftzuführungsschächte, durch welche die Gase abwechselnd nach dem üblichen
                              									Regenerativsystem streichen und in dem mit Kuppe überspannten Raume, welcher in der
                              									Mitte ein Sammelbassin d, seitlich erhöht liegende
                              									Schmelzplateaux ee1 und
                              									zwischen Sammelbassin und Schmelzplateaux wellförmige Erhöhungen ff1 hat, zur
                              									Verbrennung kommen.
                           Ueber der Kuppe des Schmelzofens ist eine Bühne zum Lagern des Schmelzgutes
                              									angeordnet. Die Kuppe selbst ist über den Schmelzplateaux ee1 mit einer nach Bedarf sich ergebenden
                              									Anzahl Oeffnungen versehen, welche durch Schächte h
                              									besetzt sind, die in den Boden der Bühne ausmünden und zur Aufnahme je eines, mit
                              									Deckel, Schieber oder in sonst praktischer Form abschlieſsbaren Schmelztopfes
                              									dienen. In diesen Schmelztöpfen (aus feuerfestem Material) wird Glasgemenge
                              									eingelegt und mittels einer am Boden angeordneten Düse durch Preſswind mit Wasser-,
                              									Leucht- oder Naturgas erzeugte Stichflamme continuirlich niedergeschmolzen.
                           Am Ausflusse des Schmelzofens ist ein sogen. Wassersack angebracht, welcher, mit
                              									geschmolzener Glasmasse gefüllt, das Austreten der Verbrennungsgase der Stichflamme
                              									in den Schmelzraum efd verhindert. Das durch die
                              									Stichflamme vorgeschmolzene Glasgemenge tritt durch die Schächte h auf die Plateaux ee1 und nach der Ueberschreitung der Wälle ff1 in dünner Schicht
                              									in das Sammelbassin d der Schmelzwanne.
                           Der Schmelzwannenraum dff1ee1 wird
                              									durch Generatorgase in gleichmäſsig hoher Temperatur erhalten, was um so leichter
                              									möglich, als der Ofen nicht durch Einbringen kalten Glassatzes abgekühlt wird. Beim
                              									Ueberlaufen der Glasmasse über ff1 vollzieht sich beinahe vollständig der
                              									Läuterungsprozeſs. Die in der Wanne d angesammelte
                              									Glasmasse kann durch eine regulirbare Oeffnung am Boden derselben continuirlich
                              									abgelassen werden.
                           Das auf diese Weise gewonnene Rohglas soll den Vortheil bieten, beim Schmelzen die
                              									Arbeitshäfen nicht anzugreifen, wodurch einerseits die Häfen geschont werden,
                              									andererseits ein reineres, womöglich schlierenfreies Product erzielt wird. – Es ist
                              									möglich, daſs die neue Einrichtung dem Bedürfnisse gewisser Zweige der Technik entspricht,
                              									allgemeine Anwendung dürfte das „Calcin“ kaum finden, da nach bisherigen
                              									Methoden ganz gute Gläser geschmolzen wurden und das 2 malige Einschmelzen der
                              									Glasmasse und der damit verbundene Mehrverbrauch von Brennmaterial jedenfalls vom
                              									Standpunkte der Oekonomik als Rückschritt zu bezeichnen ist. (Vgl. die
                              									entgegengesetzte Ansicht Guhrauer's 1875 215 358.) Calcin wird übrigens in Holland, Frankreich,
                              									Belgien mehr verwendet als in Deutschland und Oesterreich.
                           Ueber die Herstellung von Wasserstandsröhren für
                                 										Dampfkessel von E. Meyer und Co. (Moniteur industriel, 1890 S. 171).
                           Dem aus dem Hafen entnommenen Glase wird durch zweckmäſsiges Blasen die Gestalt einer
                              									Birne gegeben, dieses gut durchgearbeitet, bis die einzelnen Schichten sich
                              									vollständig vereinigt und in ihrer Temperatur ausgeglichen haben. Man erhitzt
                              									dasselbe hierauf nochmals bis zur Erweichung der Glasmasse und zieht unter
                              									gleichzeitiger innerer Luftzuführung zur erforderlichen Länge aus. Die Röhren
                              									werden, noch heiſs (300 bis 400° C.), in Stücke von der gewünschten Länge
                              									zerschnitten, hierauf in ein Bad von annähernd der gleichen Temperatur gebracht,
                              									worin sie 24 Stunden bis zum vollständigen Erkalten belassen werden. Hierauf werden
                              									sie innerhalb 10 Stunden auf eine Temperatur von 600° C. gebracht und durch weitere
                              									10 Stunden erkalten gelassen. Gegen Temperaturänderungen sollen die Röhren
                              									unempfindlich sein, sie ertragen einen Druck von 150 bis 200k für 1qcm.
                           Bleioxyd wird dem Glassatze in keiner Form zugesetzt, wodurch die Röhren nach Ansicht
                              									des Verfassers gegen corrodirende Einflüsse geschützt sind.
                           Verfahren und Apparat zur Herstellung von Flaschen und
                                 										Glashohlwaren von Howard M. Aschley in
                              										Ferrybridge (D. R. P. Kl. 32 Nr.
                                 										47570 vom 16. September 1887). Dieses Verfahren wurde schon früher einer
                              									Besprechung unterzogen (vgl. 1889 273 133). In Fig. 6 ist
                              									Schnitt und Ansicht des Apparates, in welchem fertige Glashohlkörper hergestellt
                              									werden, aufgezeichnet, in Fig. 7 ein Schnitt durch
                              									den Apparat, in welchem halbfertige Glashohlkörper hergestellt werden, die man indem
                              									Apparate Fig.
                                 										6 fertig blasen kann. Die Flaschenform A aus
                              									Guſseisen oder einem anderen geeigneten Materiale wird zweckmäſsig aus zwei Hälften
                              									gefertigt, die mit den Armen B versehen sind, welche
                              									sich um Gelenkstifte drehen können. Die Form A wird von
                              									einer Glocke C umgeben und schlieſst sich beim
                              									Hochgehen der letzteren dadurch, daſs die Federn D
                              									gegen die Arme B drücken. Oben kann die Glocke durch
                              									eine eventuell getheilte Platte G luftdicht geschlossen
                              									werden. Die Form A ist an beiden Enden offen, der
                              									Halstheil kann jedoch durch einen Stempel E, der
                              									Bodentheil durch den Teller F geschlossen werden. Die
                              									Platte G oder die auf Schlitten angebrachten, eventuell
                              									durch Hebel beweglichen Theile schlieſsen sich eng an den Halstheil der Flaschenform
                              										A an, und das Loch I in
                              									der Mitte gestattet den Durchtritt des Stempels E. Die
                              									Glocke C ist mit einer Luftpumpe oder einem
                              									Evacuirapparate in Verbindung gebracht und kann durch den Hebel K auf dem Verbindungsrohre J auf und ab bewegt werden. Der ganze Apparat ist so eingerichtet, daſs er
                              									um 180° gedreht werden kann; in umgekehrter Lage, d.h. den Hals nach unten gekehrt,
                              									wird, ehe die Glocke geschlossen wird, die geschmolzene Glasmasse in die Form
                              									gebracht, diese alsdann durch den Teller F geschlossen
                              									und der ganze Apparat umgedreht. Das Schöpfen der Masse geschieht mit einer
                              									thongefütterten Kelle, und das Volumen der Glasmasse, welche sehr heiſs verarbeitet
                              									werden muſs, wird durch einen vorher angesetzten Trichter bestimmt. Während die
                              									Glasmasse noch in zähflüssigem Zustande sich befindet, wird der Stempel E in die Form gestoſsen und wieder zurückgezogen, so
                              									daſs ein Eindruck in der Glasmasse verbleibt, welcher dem inneren Durchmesser des
                              									Flaschenhalses entspricht. Wird nun die Glocke nach vorhergegangener Drehung
                              									gehoben, bis sie dicht an der Platte G anliegt, und die
                              									Luftpumpe in Gang gesetzt, so wird aus der Glocke C und
                              									auch aus der mit dieser communicirenden Form A die Luft
                              									entfernt, so daſs von dem durch den Stempel E gemachten
                              									Eindruck her der Druck der atmosphärischen Luft die zähe Glasmasse dicht an die Form
                              										A anpreſst. Wird die Glocke C gesenkt, so öffnet sich die Form A
                              									selbsthätig, und die fertige Flasche kann in den Kühlofen überführt werden.
                           Fig. 7 ist ein
                              									Apparat zur theilweisen Formgebung der Flasche, welche dann in dem Fig. 6 dargestellten
                              									Apparate fertig geformt wird. Ersterer besteht aus der getheilten Form L1 in welche der mit
                              									einer Druckleitung verbundene hohle Stempel N
                              									eingeführt werden kann. Die Oeffnung O desselben kann
                              									durch eine Stange P mit Stift, welche nur eine durch
                              									den Schlitz Q begrenzte Bewegung ausführt, zu dem
                              									Zwecke freigelegt werden um die Glasmasse durch die aus dem Hohlstempel N austretende Luft an die Form L zu pressen. Sämmtliche Formapparate können auf einer Drehscheibe an
                              									einem Gestelle und Rahmenwerk in der Weise angebracht werden, daſs eine
                              									continuirliche Arbeit der Apparate möglich wird. – Die Production mit diesem
                              									Apparat, der in Castleford in Thätigkeit ist, beträgt gegenwärtig etwa 500 Flaschen
                              									in 9 Stunden.
                           Verfahren zur Herstellung von Flaschen und anderen
                                 										Hohlgegenständen aus Glas von den Cristalleries du
                                 										val St. Lambert (Oesterreichisches Privilegium vom 25. Mai 1889). Das
                              									Verfahren unterscheidet sich von anderen dadurch, daſs die Glasgegenstände aus zwei
                              									getrennten Theilen hergestellt werden, d.h. daſs der Hals gepreſst und dann mit dem
                              									Körper während des Ausblasens verschmolzen wird. Fig. 8 Taf. 20 stellt den
                              									Längsschnitt des dabei gebrauchten Apparates dar. ADHJ
                              									ist die länglich zweitheilige, bei aa drehbar
                              									gelagerte, oben offene Flaschenform, in welcher der frei eingesetzte Kolben P, welcher dem Flaschenbodenprofil angepaſst ist,
                              									beliebig auf und ab bewegt werden kann. Die Aussparung ADBC entspricht der äuſseren Flaschenwandung, während der untere Theil GEKF den Raum für die Form freiläſst, in welcher der
                              									Hals gepreſst wurde. Diese Form wird nun unmittelbar nach dem Pressen des Halses in
                              									den für sie bestimmten Hohlraum eingeschoben, und zwar so, daſs der äuſsere Rand des
                              									Flaschenhalses genau mit der Linie BC der Flaschenform
                              									zusammentrifft. Durch einen Tritt wird der Rohrstutzen T in den Flaschenhals eingeschoben, wobei derselbe die Oeffnung oo des Apparates hermetisch verschlieſst. Dieser
                              									Rohrstutzen erweitert sich nach der inneren Seite und ist am Ende mit einem Pfropf
                              									verschlossen. In die so weit fertige Form wird die zu einer Flasche nöthige
                              									Quantität Glas eingegossen, welche sofort mit dem unteren, noch roth glühenden Rande
                              									des Flaschenhalses verschmilzt. Die Form wird hierauf umgedreht, so daſs sie die
                              									Lage Fig. 9
                              									bekommt, wobei gleichzeitig ein Hahn, der die Zuleitung comprimirter Luft
                              									abgeschlossen hat, geöffnet wird. Diese strömt durch T
                              									ein, schiebt den Pfropfen bei BC auf die Seite, bläst
                              									die Flasche auf und drückt gleichzeitig den durch ein Gegengewicht belasteten
                              									Stempel P nach abwärts. – Um eine gleichmäſsige,
                              									conisch nach abwärts sich erweiternde Flaschenmündung zu erzielen, wird der Dorn der
                              									Presse ebenfalls conisch gewählt. Das neue Verfahren soll gesteigerte Production
                              									ermöglichen und gleichmäſsigere Ware liefern.
                           Vorrichtung zum Glätten von Stirnflächen an
                                 										Flaschenmündungen von G. Tempel in Friedrichsthal
                                 										bei Lauchhammer (D. R. P. Kl. 32 Nr. 45968 vom
                                 										20. Mai 1888).
                           An der Platte d des Stieles A sind die conischen, im Kreise liegenden Glättrollen angebracht (Fig. 10). Die
                              									Achsen derselben liegen schräg, so daſs sämmtliche Rollen sich in gleicher Ebene auf
                              									der gegen die Rollen gedrückten Flaschenmündung abwälzen, wodurch eine Glättung der
                              									letzteren hervorgebracht wird. An A sind auſserdem die
                              									federnden Schenkel B angebracht, deren Enden die
                              									Halterollen G tragen.
                           Neuerung an Glaskühlöfen von Anthony Dixon Brogan in Firhill, Glasgow, Joseph
                                 										French in St. Paulus, Nordamerika, und James Craig in
                              										Firhill (D. R. P. Kl. 32 Nr. 46481
                                 										vom 20. Juli 1888). Die Oefen enthalten eine Anzahl etagenförmig
                              									angeordneter Auflageflächen für die zu kühlenden Glastafeln. Dieselben werden
                              									gebildet aus je einem feststehenden Stangenrost, einem zugehörigen Schieberrost,
                              									welch letzterer durch geeignete Mechanismen (Hebel, Rollen) unter oder über die
                              									Stangen des festen Rostes gebracht werden kann. Von einem Elevator, welcher für
                              									sämmtliche Etagenroste einstellbar ist, werden die Glasplatten abgenommen und durch
                              									Zurückziehen, Heben und Senken des untergeschobenen Schieberrostes auf den festen
                              									Rost niedergelegt.
                           Ein neuer Glasschneidediamant wurde Johann
                                    											Urbanek in Wien
                              									patentirt (D. R. P. Kl. 32 Nr. 45831 vom 10. Mai 1888). Derselbe
                              									besteht aus dem Kopfe a (Fig. 11), in welchen der
                              									Diamant b gefaſst ist, und dem Hefte c, um welches der Kopf auf einer zur Längsachse des
                              									Heftes senkrechten Achse d etwas drehbar ist. Zu diesem
                              									Zwecke ist der Kopf mit einer Höhlung f versehen, in
                              									welche das Ende des Heftes c hineingreift. Gegen das
                              									hintere Ende des Kopfes zu kann ein zweiter stumpfer Diamant g eingesetzt werden, der durch eine kleine Stellschraube parallel zur
                              									Längsachse des Heftes verstellt werden kann, und durch welchen der scharfe Diamant
                              										b seine Führung erhält.
                           Eine andere Vorrichtung, um das sichere Schneiden von Glas zu vermitteln, wurde H.
                                    											Fincke in Hannover patentirt (D. R. P. Kl. 32 Nr. 45271
                                 										vom 2. März 1888). Ein hölzernes Lineal (Fig. 12) ist mit
                              									Maſstheilung versehen. Mit diesem in Verbindung steht die Schiene c, in welcher schwalbenschwanzförmig geführt der
                              									Schlitten d läuft. Mit diesem ist der Diamanthalter e durch die Blattfeder f
                              									in Verbindung gesetzt. An letzterer sind die Klemmbacken gg1 angebracht, die kugelförmig an der
                              									Innenseite ausgespart den Diamanthalter e tragen,
                              									welcher mit Hilfe dieser Vorrichtung ganz sicher eingestellt werden kann. Durch
                              									Feststellung der Schraube mittels der Blattfeder i ist
                              									der Diamant gegen eine Verletzung, welche durch seitliche Verschiebung nach
                              									vollendetem Schnitte veranlagst werden könnte, gesichert.
                           Verfahren und Maschine zum Schneiden optischer Linsen
                              									von Heinrich Schneider in Oberstein (D. R. P. Kl. 67 Nr. 44185 vom 13.
                                 										December 1887). Die Spindel b (Fig. 13) ist
                              									mit einer Zange verbunden, in welche der Stein c
                              									eingespannt ist; d ist eine halbkugelförmige Schale,
                              									welche durch das Winkelgetriebe e und die Schnurscheibe
                              										f in Rotation versetzt wird. Die senkrechte Welle
                              										d ist in den Spitzen h
                              									drehbar, und das Handrädchen i dient dazu, um den bei
                              									dem Schneiden nothwendigen Druck ausüben zu können. Mit Hilfe des Supports K läſst sich die halbkugelförmige Scheibe in beliebige
                              									Entfernung von dem zu schneidenden Steine einstellen.
                           Maschine zum gleichzeitigen Anschleifen und Poliren von zwei
                                 										ebenen Begrenzungsflächen an einem Werkstücke von E.
                                    										Offenbacher in Markt-Redwitz (D. R. P. Kl. 67 Nr. 49564 vom 17. December 1887).
                           Schleifmaschine für Scheiben von ovaler Form von V. Avril (D. R. P. Kl. 67 Nr. 45491 vom 2. März 1888).
                              									Gegen einen rotirenden, hin und her gehenden Schleifstein wird ein rotirendes, in
                              									einem Rahmen befestigtes, aus mehreren ovalen Scheiben bestehendes Gläserbündel
                              									durch das eigene Gewicht angepreſst und dadurch gleichmäſsig abgeschliffen.
                           Ausbalancirter Spannrahmen für
                                 										Tafelglas-Facettirmaschinen von der Aachener Spiegelmanufactur, E.
                                    											Hellenthal und Co. in Aachen (D. R. P. Kl. 64 Nr. 44911 vom 7. April
                                 										1888). Der Rahmen a (Fig. 14) ist um e drehbar auf den stellbaren Schraubenspindeln ff gelagert und durch Gewichte p so ausbalancirt, daſs die zu facettirende Platte b immer mit constantem Druck gegen die Oberfläche der wagerechten Schleifscheibe gedrückt
                              									wird. Der Rahmen ist auf einem kleinen Wagen montirt.
                           Luftdichte Glasverschlüsse wurden in den letzten Jahren
                              									vielfach construirt. Jedermann kennt den jetzt so häutig an Bierflaschen und
                              									Flaschen moussirender Getränke angebrachten Verschluſs, bestehend aus einem
                              									Porzellan- oder Holzknopfe mit Gummiring, der durch ein doppeltes Drahtgelenk mit
                              									der Flasche verbunden ist. Ein kräftiger Druck auf dieses Gelenk genügt, um die
                              									Flasche zu öffnen.
                           Ein anderer Verschluſs wird jetzt häufig auch im Handel angetroffen und eignet sich
                              									besonders für Weinflaschen, die einmal geöffnet einige Zeit aufbewahrt werden
                              									sollen. Ein dicker Gummistopfen wird mit Hilfe einer Schraubenspindel und Mutter
                              									zwischen zwei Holz- oder Elfenbeinstücke eingeklemmt; er weicht zur Seite und wird
                              									dadurch so stark an die Flaschenwandung gepreſst, daſs der Verschluſs nur nach dem
                              									Aufschrauben der Mutter von jener wieder entfernt werden kann. Die Flasche wird
                              									durch Abziehen des Schlüssels dem Unberufenen unzugänglich.
                           An Stelle der vielfach gebrauchten Metalldeckel, welche mit Korkfütterung und
                              									Schraubenwindung versehen zum Verschlieſsen von Pulvergläsern vielfach in Gebrauch
                              									waren, construirten C. Stölzle und Söhne ähnliche Verschlüsse aus Glas. Dieselben erhalten auſser der
                              									Korkeinlage noch einen Gummiring. Derselbe wird befeuchtet auf den Flaschenrand
                              									gelegt, und der Glasdeckel, in dessen gerippte innere Vertiefung der Korkring vorher
                              									ebenfalls befeuchtet eingelegt wurde, in die Gewinde der Flasche eingedreht und
                              									kräftig angezogen. Diese Construction hat sich bewährt.
                           Einen anderen einfachen luftdichten Verschluſs construirt B.
                                 										Ritter v. Poschinger. An einem deckelartigen Stöpsel befinden sich Ansätze,
                              									die nach Einsetzung desselben in das Glas in sich verengende Fugen des inneren
                              									Flaschenhalses eingreifen und bei kurzer Drehung ein Anpassen des Stöpsels bewirken.
                              									Zur Dichtung dient auch hier ein Gummiring. Da die Manipulation beim Oeffnen und
                              									Schlieſsen eine einfache und der Gummiring nur von wenigen Chemikalien angegriffen
                              									wird, empfiehlt sich diese Construction für mancherlei industrielle Zwecke, für
                              									Speisekammergläser u.s.w.
                           Ein anderer Verschluſs für Conservengläser rührt von A. Widmer in Zwiesel, Bayern, her. Fig. 17 stellt die
                              									Flasche in der äuſseren Ansicht, Fig. 18 dagegen im
                              									Querschnitte dar. Die Flasche besitzt in ihrem Halse zwei sich zapfenartig
                              									gegenüberstehende Erhöhungen. Die Hülse c, welche
                              									ebenfalls aus Glas über einen Kern gepreſst wird, hat zwei rechtwinkelige
                              									Einschnitte, welche auf der unteren Seite ihrer Länge nach 1mm Steigung haben. Wird die Hülse über den Hals
                              									der Flasche gesteckt und in ⅕ Umgang gedreht, so schlieſst dieselbe mittels des
                              									zwischen beiden liegenden Gummiringes luftdicht ab. Der Vortheil des Verschlusses von auſsen ist,
                              									daſs Differenzen in der Wandstärke hier bei Verwechslungen der Deckel keinen
                              									Einfluſs haben, daſs man also eine Flasche mit dem Deckel einer jeden anderen
                              									Flasche derselben Qualität verschlieſsen kann. (Sprechsaal.)
                           Um das Auge vor Verletzungen zu schützen, welche bei einer Zertrümmerung des
                              									Schutzbrillenglases durch Bruchstücke desselben erfolgen könnten, construirt K. W. Müller in Eberswalde eine Schutzbrille mit doppelten elastisch befestigten Gläsern (D. R. P. Kl. 42
                              									Nr. 47124 vom 11. Oktober 1888). Die Gläser sind doppelt angeordnet und durch eine
                              									Feder derart in ihrer Fassung gehalten, daſs sie nachgeben, wenn sie einem Stoſse
                              									ausgesetzt sind. Zerbricht das äuſsere Glas trotz der Feder, so bietet das innere
                              									für viele Fälle noch hinreichend Schutz.
                           Es ist bekannt, daſs Glasdachziegel bei hellem
                              									Sonnenscheine dadurch Veranlassung zu Bränden geben können, daſs sie gleich
                              									Sammellinsen wirken und in der Nähe des Brennpunktes liegende Gegenstände aus Holz
                              									zu entzünden befähigt sind. In diesem Sinne sollen besonders die im Glase
                              									enthaltenen Hohlräume (Blasen) wirken (?). Ein Mittel gegen die Gefahr besteht im
                              									Bestreichen der Ziegel mit weiſser Farbe. Weit zweckentsprechender ist der
                              									Vorschlag, welcher sich im Sprechsaal, 1890 Nr. 15,
                              									findet, die Glasziegel mit Hilfe eines Sandstrahlgebläses zu mattiren, oder an der
                              									Oberfläche des Glases feine Längsriefung anzubringen.
                           Die Patent Transparent Wire Wave Roofing Co. in London
                              									will einen Ersatz für Glasfenster in einem mit
                              									Leinölfirniſs gefüllten Drahtgewebe gefunden haben. Der neue Fensterstoff ist
                              									grünlichgelb durchscheinend und durch Eintauchen eines Eisendrahtgewebes in
                              									gekochtes Leinöl hergestellt. Das Gewebe besteht aus einem 0mm,4 dicken Draht, dessen Fäden 2mm,2 von einander abstehen. Die Dicke der Tafeln
                              									beträgt 1 bis 1mm,5. Sie werden in Längen von
                              										10m und Breiten von 0,6 bis 1m,2 geliefert. Die Befestigung geschieht durch
                              									Zerschneiden der Gewebe mit der Schere und Annageln der Stücke. Gegen Regen und
                              									Sonnenschein soll der Stoff beständig sein. (Jedenfalls nicht auf die Dauer.)
                           Glasröhren mit Asphaltmantel. Die Firma Wilhelm Seume in Dresden und Prag bringt neuerdings
                              									derartige Röhren in den Handel, welche 5mm dick
                              									mit einer 1cm dicken Asphaltschicht umgeben sind,
                              									welche sie nach Möglichkeit vor dem Zerbrechen schützen soll. Die Röhren werden als
                              									Ersatz für Holz-, Thon-, Eisen-, Cement-, Bleiröhren empfohlen und sollen der
                              									Einwirkung von Säuren u.s.w. gut widerstehen und auch dem Ansetzen von Abscheidungen
                              									wenig Gelegenheit bieten. (Sprechsaal, 1889.)
                           Um Signaturen auf Standflaschen matt zu ätzen empfiehlt
                              									der Sprechsaal, 1889 S. 164, ein Gemenge von 36g Fluornatrium und 7g schwefelsaurem Kali in 0l,5 Wasser zu
                              									lösen, sodann 14g Zinkchlorid und 65gstarke Salzsäure in 0l,5
                              									Wasser gelöst zuzusetzen. Die Mischung mit Feder oder Pinsel aufgetragen ätzt in 15
                              									bis 30 Minuten mattweiſs.
                           Dr. R. Zsigmondy.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
