| Titel: | Von der Nordwestdeutschen Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Bremen 1890. | 
| Autor: | Mg. | 
| Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 397 | 
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                        Von der Nordwestdeutschen Gewerbe- und
                           								Industrie-Ausstellung in Bremen 1890.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 241 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in
                           								Bremen.
                        
                     
                        
                           
                              Dampfheizung.
                              
                           In dem Pavillon der Firma Gebrüder Körting in Hannover
                              									ist eine neue Dampfniederdruckheizung mit Siphonregulirung im Betriebe ausgestellt,
                              									welche von den bekannten Niederdruckdampfheizungen in manchen wesentlichen Punkten
                              									vortheilhaft sich unterscheidet. Dasselbe sei in Bezug auf Fig. 14 u. f. näher beschrieben.
                           Fig. 14., Bd. 278, S. 397 In dem Kellergeschoſs des betreffenden Gebäudes wird ein schmiedeeiserner,
                              									wagerechter Dampfniederdruckkessel K aufgestellt. Diese
                              									Kessel haben ovalen Querschnitt derart, daſs die Höhe eine gröſsere ist als die
                              									Breite. In dem unteren Theile des Kessels sind, je nach der Gröſse der
                              									erforderlichen Heizfläche, mehr oder weniger Siederohre untergebracht, durch welche
                              									die Feuergase zuerst passiren. Der obere Theil bildet den Dampfraum, von welchem das
                              									Dampfvertheilungsrohr seinen Ausgang nimmt. Die langgestreckte Form des Kessels ist
                              									aus dem Grunde gewählt, um eine möglichst groſse Wasseroberfläche zu erzielen, denn
                              									bei jeder Dampfniederdruckheizung ist ein Theil des Dampf- und Wasserinhaltes in der
                              									Rohrleitung und id den Oefen unterwegs. Wird ein gröſserer oder geringerer Theil der
                              									Heizfläche einer gesammten Anlage abgestellt oder wieder angestellt, so ändert sich
                              									jedesmal die Menge des zurückflieſsenden Wassers und es treten Schwankungen des
                              									Wasserstandes im Kessel auf. Damit nun diese für die Dampfentwickelung weniger
                              									fühlbar werden, ist eine groſse Wassermenge im Inneren des Kessels zu empfehlen, und
                              									dies läſst sich durch die langgestreckte Form des Kessels besser erreichen, als
                              									durch senkrechte cylindrische Kessel. Diese Kessel werden in drei Klassen von 4 bis
                              										24qm Heizfläche angefertigt, so daſs selbst
                              									groſse Anlagen nur einer geringen Kesselzahl benöthigen, wodurch die Bedienung
                              									vereinfacht und der Kostenpreis erniedrigt wird.
                           Der Rücklauf des condensirten Wassers erfolgt von unten, und zwar mündet das
                              									Rücklaufrohr in die Verbindung bei L ein; ein Theil des
                              									Wassers geht nach dem Kessel, ein anderer Theil nach dem Röhrenrost R, welcher zur Füllschachtfeuerung F benutzt wird.
                           Nachdem die Feuergase die Siederohre passirt haben, theilen sie sich an der
                              									Kesselstirnwand in zwei Ströme und ziehen links und rechts um die Seitenwände des
                              									Kessels herum nach unten, um im vorderen Theile wieder nach oben zu steigen und dann
                              									unter Bestreichen der ganzen oberen Kesselfläche nach dem Fuchs hin zu entweichen.
                              									Je nach den lokalen Umständen kann man den Fuchs in der Höhe, unter der Kellerdecke
                              									aufgehängt hinführen, oder denselben auf oder unter dem Fuſsboden an den Kamin
                              									anschlieſsen.
                           Reinigungsthüren in der vorderen Hälfte des Kesselmauerwerkes erleichtern das
                              									Ausblasen der Siederohre, um dieselben von Flugasche und Ruſs zu befreien. Auſserdem
                              									sind an den Seiten, wo erforderlich, Reinigungsöffnungen angebracht, um die Züge
                              									bequem reinigen zu können.
                           An der der Feuerung entgegengesetzten Stirnwand des Kessels zweigt das Standrohr St ab, und zwar in solcher Höhe, daſs durch ein
                              									etwaiges Ueberkochen des Kessels niemals der ganze Wasserinhalt desselben
                              									ausgetrieben werden kann, so daſs immer noch die Siederohre von Wasser bedeckt
                              									bleiben. Damit in diesem Standrohre sich nur kaltes Wasser befinden kann, wird
                              									zwischen Kessel und den aufsteigenden Zweigen des Standrohres ein Gefäſs
                              									eingeschaltet, welches mindestens den gleichen Wasserinhalt hat, wie die gesammte
                              									Standrohrleitung. Die Standrohre bestehen aus Röhren von 80mm I. D. und erhalten eine Hohe von 5m, so daſs nach dem bestehenden Kesselgesetze eine
                              									solche Kesselanlage von der Concession und der regelmäſsigen polizeilichen
                              									Ueberwachung befreit ist.
                           Die Kessel werden mit einer Spannung von höchstens 0at,4 betrieben, und das Standrohr gibt die Sicherheit, daſs ein höherer
                              									Ueberdruck als 0at,5 niemals eintreten kann, denn
                              									sobald diese Maximalspannung erreicht ist, wird das Wasser, sofern keine Vorrichtung zur
                              									Druckregulirung vorgesehen wäre, aus dem Standrohre herausgetrieben werden, und zwar
                              									so lange, bis der Wasserstand im Kessel den tiefsten Punkt des Standrohres erreicht
                              									hat, worauf der Dampf aus dem Kessel entweicht und damit der Druck im Kessel
                              									verschwindet.
                           Als Füllschacht wird die Donneley-Feuerung verwendet,
                              									welche in Form eines Korbrostes ausgebildet ist. Dieselbe besteht aus einem oberen
                              									und einem unteren guſseisernen geschlossenen Ringe von rechteckigem Querschnitte und
                              									rechteckiger Form. Beide Ringe sind unter sich mit einer Anzahl von besonders
                              									starken Siederohren verbunden. Der untere Ring steht mit dem Rücklaufe und dem
                              									unteren Theile des Kessels, der obere Ring direkt mit dem oberen Wasserraume des
                              									Kessels in Verbindung. Dicht über dem oberen Ringe befindet sich ein gemauerter
                              									Füllschacht, welcher den Vorrath an Brennmaterial aufnimmt. Das letztere fällt durch
                              									die obere Ringöffnung zwischen die Röhren herab, und hier findet auch die
                              									Verbrennung statt. Durch die Oeffnung des unteren Ringes fallen die Asche und die
                              									Schlacken auf die Platte P, von wo dieselben in den
                              									Aschenfall gelangen können. Genau in demselben Maſse, wie das Brennmaterial unten
                              									abbrennt, fällt von oben neues nach. In einfachster und billigster Weise hat man es
                              									in der Hand, dem Vorrathsraume eine Ausdehnung von fast beliebiger Gröſse zu geben,
                              									so daſs groſse Mengen von Brennmaterial darin aufgespeichert werden können, falls
                              									man das Brennmaterial so selten wie möglich aufzugeben wünscht.
                           Dadurch, daſs das Brennmaterial in glühendem Zustande die den Rost bildenden Röhren
                              									umgibt, entsteht innerhalb dieser Röhren ein sehr lebhafter Umlauf des Wassers. Der
                              									letztere verhindert sowohl jedes Festsetzen von Kesselstein in den Röhren, wie er
                              									auch die Röhren selbst vor Verbrennen schützt. Auch die im Brennmaterial enthaltene
                              									Schlacke kann sich an diesen Röhren nicht festsetzen, da dieselben verhältniſsmäſsig
                              									kalt bleiben und die Schlacke abschrecken, so daſs die Bildung von Schlackenkuchen
                              									oder gröſserer zusammenhängender Schlackenansammlungen ebenfalls nicht auftreten
                              									kann. Man findet auf der Aschenplatte P durchweg nur
                              									kleine schmale Schlackenstücke, welche mit Leichtigkeit von der Platte entfernt
                              									werden können, oder von selbst in den Aschenfall hinunterrutschen.
                           Als Brennmaterial wird Koks in etwa Eigröſse benutzt, oder aber eine nicht backende
                              									Anthracitkohle.
                           Um bei Reinigung der Feuerung von Schlacke und Asche das Feuer im Korbroste nicht
                              									stärker anzufachen, ist die Platte P1 angeordnet, durch welche bei geschlossener
                              									Feuerthür der Luftzuführungsraum vor dem Röhrenroste abgeschlossen wird von dem
                              									Raume hinter dem Röhrenroste, während bei geöffneter Feuerthür die kalte Luft durch
                              									den Aschenfall hindurch direkt nach den Feuerzügen streicht.
                           
                           Damit ein beständiger Druck im Kessel aufrecht erhalten wird, gleichviel ob die
                              									Heizkörper in den verschiedenen Zimmern mehr oder weniger an- bezieh. abgestellt
                              									sind, ist ein selbsthätig wirkender Zugregulator bei dieser Kesselfeuerung
                              									angebracht, welcher in Fig. 15 dargestellt ist.
                              									Derselbe hat den Zweck, der Feuerung stets genau so viel Verbrennungsluft
                              									zuzuführen, als zum jeweiligen Erhalten eines bestimmten Dampfdruckes erforderlich
                              									ist, und ein zu hohes Steigen des Druckes zu verhindern.
                           Fig. 15., Bd. 278, S. 400 Die Construction des Zugregulators beruht auf der Einwirkung des
                              									Dampfdruckes auf ein Quecksilbergefäſs, welches aus communicirenden Röhren besteht,
                              									auf dessen einem Schenkel der Dampfdruck wirkt und in dessen anderem Schenkel das
                              									gehobene Quecksilbereinen Seil wimmer bewegt, welcher genau die Bewegungen des
                              									Quecksilberspiegels mitmachen muſs. Die ganze Wirkung beruht also nur auf
                              									Gewichtsverhältnissen, ohne Federwirkung und ohne nennenswerthe Reibung.
                           An dem Schwimmer sind durch eine im Inneren des Apparates von oben nach unten
                              									herunterführende Stange g die Luftventile aufgehängt.
                              									Das gemeinschaftliche Gewicht von Stange und Ventilen wird durch den Auftrieb des
                              									aus zusammengepreſsten Pappscheiben hergestellten Schwimmers ausgeglichen. In der
                              									Zeichnung sind die Glockenventile d in der untersten
                              									Lage gezeichnet. Wird der Schwimmer gehoben, so nähern sich die oberen Ränder dieser
                              									Ventile dd ihren Ventilsitzen h und schlieſsen die kreisförmige Oeffnung, es kann somit keine Luft in
                              									der Richtung der Pfeile in den Raum zwischen den beiden Tellerventilen und nach der
                              									Richtung G hin zur Verbrennungsstelle eintreten. Hebt
                              									sich der Schwimmer e noch weiter, und zwar derart, daſs
                              									die cylindrischen Theile der Glockenventile dd inden Ventilsitz
                              									hineintreten, so gelangt ein unter der Platte c
                              									befindlicher Anschlag i der centralen Aufhängestange in
                              									Berührung mit der Platte c und hebt dieselbe an;
                              									während, wie erwähnt, der Zutritt der Luft zur Verbrennungsstelle also bereits
                              									abgeschnitten war, wird nunmehr durch Heben der Platte c der Luftzutritt nach B hin geöffnet. Die
                              									hier eintretende kalte Luft tritt hinter der Verbrennungsstelle direkt in den
                              									Schornstein und hebt den Zug desselben auf.
                           Aus dem Vorhergesagten ist ersichtlich, daſs bei steigendem Drucke erst der
                              									Luftzutritt zur Verbrennungsstelle verengt und die Verbrennung verlangsamt wird,
                              									daſs dann die Luft ganz abgeschlossen und die Verbrennung gehemmt wird, und daſs
                              									endlich bei trotzdem fortgesetztem Steigen des Dampfdruckes Luft in den Schornstein
                              									eingelassen und dadurch die Zugwirkung des Schornsteines ganz erheblich gemäſsigt
                              									wird.
                           Durch das Zusammenwirken dieser verschiedenen Functionen ist erreicht, daſs der
                              									Dampfdruck über eine bestimmte, vorher festgesetzte Höhe überhaupt nicht
                              									hinausgelangen kann. Die Erzielung des gewünschten Maximaldruckes hängt von dem
                              									Gewichte der Ventile ab, und kann durch Zulegen oder Hinwegnehmen der auf dem
                              									unteren Tellerventile liegenden Belastungsgewichte innerhalb weiter Grenzen
                              									empfindlich regulirt werden.
                           Wenn somit bei ordnungsmäſsiger Wirkungsweise der Anlage das Ueberkochen durch den
                              									Zugregulator mit voller Sicherheit vermieden ist, so wäre es denkbar, daſs dennoch
                              									in Folge irgend welcher Ordnungswidrigkeit in der Bedienung ein Ueberkochen des
                              									Kessels in Folge zu starker Druckentwickelung stattfände, wobei schlieſslich, wie
                              									oben auseinandergesetzt, innerhalb des Kessels der Druck vollständig verschwände; in
                              									einem solchen Falle muſs auch der Druck in dem Gefäſse Q1 aufhören und naturgemäſs würde dann
                              									durch Sinken des Schwimmers der bisher geschlossen gewesene Luftzutritt zur
                              									Verbrennungsstelle eröffnet und ein Ausglühen der Roste und des Kessels ermöglicht
                              									werden. Um dieser Gefahr wirksam vorzubeugen, ist der Zugregulator auſser mit dem
                              									Gefäſse Q1 noch mit dem
                              									Gefäſse Q2 ausgerüstet,
                              									und dieses durch das Rohr b mit dem Standrohre des
                              									Kessels in etwa 5m Höhe in Verbindung gesetzt.
                              									Steigt nun der Druck bis zu dieser schon nicht mehr zulässigen Höhe, so läuft Wasser
                              									in das Rohr b ein und übt in dem Gefäſse Q2 mindestens denselben
                              									Druck auf das Quecksilber aus, welchen bislang der Dampfdruck in dem ganz getrennten
                              									Gefäſse Q1
                              									hervorbrachte. Da auch Q2 von unten mit dem inneren Gefäſse, in welchem der Schwimmer auf und
                              									nieder geht, verbunden ist, so wird bei gefülltem Rohre b der Schwimmer durch den Druck der in d
                              									stehenden Wassersäule hochgehalten und dadurch der Verbrennungsstelle die nöthige
                              									Luft dauernd abgeschnitten; es kann also kein Ausglühen des Kessels vorkommen.
                           Der unter Zuhilfenahme der beschriebenen Einrichtungen erzeugte Dampf von niedriger Spannung
                              									wird zur Beheizung der Räumlichkeiten verwendet. Vom Kessel aus steigt die
                              									Dampfleitung direkt nach der Kellerdecke oder dem Dachboden oder in eine beliebig
                              									über dem Kesselraume befindliche Etage, verzweigt sich daselbst nach den
                              									verschiedensten Steige- bezieh. Fallsträngen hin, um nun wiederum den Dampf nach den
                              									verschiedenen Oefen hinzuführen. Von jedem Heizkörper aus zweigt möglichst senkrecht
                              									nach unten eine Condensleitung ab, und zwar so, daſs die Oefen einer Etage durch
                              									eine gemeinschaftliche wagerechte Condensleitung mit einander verbunden werden,
                              									welche an einem passenden Punkte nach oben steigt und in ein Wassergefäſs ausmündet;
                              									an der höchsten Stelle dieses Gefäſses befindet sich ein Ueberlaufrohr, welches das
                              									Wasser direkt in die Rücklaufleitung des Kessels führt.
                           Fig. 16., Bd. 278, S. 402 In der schematischen Darstellung (vgl. Fig.
                                 										16) sind E die Heizkörper, D die Dampfrohre, r die
                              									Condensationswasserrohre, W das Gefäſs und C das Ueberlaufrohr. Sind die Dampfventile V geöffnet, so sind die Heizkörper H von Wasser entleert, da der Dampfdruck das Wasser
                              									mittels des Rohres r aus den Heizkörpern in das Gefäſs
                              										W verdrängt. Alles Condenswasser, welches dann in
                              									den Heizkörpern entsteht, flieſst ebenfalls continuirlich durch diese Rohrleitung
                              									nach dem Gefäſs ab, um von dort ebenso regelmäſsig in den Kessel überzulaufen. In
                              									den Dampfleitungen der verschiedenen Heizkörper sind Regulirventile eingeschaltet,
                              									mittels welcher man den Zutritt des Dampfes zu den Heizkörpern derartig reguliren
                              									kann, daſs der Druck des Dampfes innerhalb der Heizkörper in beliebigen Grenzen so
                              									geschwächt wird, daſs derselbe nicht mehr sämmtliches Wasser, sondern nur einen mehr
                              										oder weniger groſsen
                              									Theil desselben zurückzudrängen vermag, der untere Theil der Heizkörper E bleibt also mehr oder weniger mit Wasser angefüllt,
                              									und nur der entsprechende obere Theil wird von dem heizenden Dampfe eingenommen; mit
                              									anderen Worten: Die wirksame Heizfläche ist durch die Drosselung des eintretenden
                              									Dampfes verkleinert und dementsprechend die Wärmewirkung des Ofens verringert
                              									worden. Werden die Regulirventile an den Heizkörpern H
                              									ganz geschlossen, so flieſst das Wasser aus den Gefäſsen W vermöge seines hydrostatischen Ueberdrucks in die Heizkörper ganz zurück
                              									und füllt dieselben vollständig bis zum Ventile an. Hierbei kann also niemals in den
                              									Heizkörpern H ein Druck entstehen, welcher niedriger
                              									ist als der der Atmosphäre, also kann auch niemals Luft in dieselben eintreten,
                              									somit ist das bei Dampföfen sonst lästige Entlüften vollständig vermieden.
                           Fig. 17., Bd. 278, S. 403 Die Regelung ist stets mit voller Sicherheit herbeizuführen, da man nur
                              									nöthig hat, das Ventil entsprechend anzustellen, was sehr leicht zu bewerkstelligen
                              									ist, weil die Ventile (vgl. Fig. 17) so eingerichtet
                              									sind, daſs sie bei einer halben Kreisbewegung der Kurbel ganz geöffnet bezieh.
                              									geschlossen werden können, so daſs man an der Stellung der Kurbel direkt erkennen
                              									kann, wie weit das Ventil geöffnet ist. An der Kurbel kann auch ein Zeiger
                              									angebracht werden, welcher auf einer Scala den Grad der Ventilöffnung direkt angibt.
                              									Diese Scala liegt entweder im Inneren der Ofenverkleidung und das Ventil ist dann
                              									durch eine kleine Thür, welche oben oder vorn im Gitterbleche der Verkleidung
                              									angebracht ist, erreichbar, oder sie wird, wie aus der Zeichnung Fig. 18 ersichtlich, auch auſserhalb des Rahmens
                              									angebracht.
                           Fig. 18., Bd. 278, S. 403 Da die gewöhnlichen Metallventile selten wirklich dampfdicht zu erhalten
                              									sind, und da es ferner erwünscht ist, eine sehr genaue Einstellung des Ventils
                              									behufs guter Wärmeregulirung bewirken zu können, werden eigenthümlich construirte
                              										Nadelventile
                              									benutzt, bei deren schlankem conischem Verschlusse etwaige Undichtigkeiten nur in
                              									höchst geringem Maſse auftreten können. Uebrigens wird eine derartige Undichtigkeit
                              									durch den Gegendruck des im Gefäſse W stehenden Wassers
                              									im Verein mit den im undichten Verschlusse auftretenden Reibungswiderständen
                              									erfahrungsmäſsig ganz unwirksam gemacht. Auch ist ein Lecken der Stopfbüchse oder
                              									wiederholtes Nachdichten derselben bei den hier in Frage kommenden
                              									Verwendungszwecken nicht zu befürchten, da der Dampfdruck durchschnittlich im
                              									Maximum nur 0at,4 beträgt, also etwa schädlich
                              									wirkende gröſsere Spannungen nicht auftreten.
                           Vergiſst man Abends, wenn Ventilation unnöthig geworden ist, das Schlieſsen der
                              									Frischluftzuführungsöffnungen, so kann ein weiterer Schaden nicht entstehen, als
                              									der, daſs die Nacht hindurch unnötigerweise ventilirt und unnöthigerweise
                              									Brennmaterial verbraucht wird. In solchen Fällen dagegen, wenn ganze Theile einer
                              									Wohnung oder eines Gebäudes unbeheizt bleiben sollen und aus diesem Grunde eine
                              									Einfriergefahr des zurückgebliebenen Wassers in Betracht kommen könnte, so bietet
                              									das Siphon-Wasserregulirungssystem den Vortheil, daſs man alles Wasser aus den
                              									Etagen ablaufen lassen kann, indem die auf der schematischen Darstellung mit A bezeichneten Hähne geöffnet werden und man dadurch
                              									das ganze System von Wasser entleert.
                           Wünscht man das in den Systemen enthaltene, sozusagen destillirte Wasser zur späteren
                              									Verwendung aufzubewahren, so kann man dies dadurch, daſs man die Hähne A mit dem Wasserraume des Kessels in Verbindung bringt
                              									und im Kessel selbst das zurückgelaufene Wasser aufnimmt.
                           Ist z.B. das System irgend einer Etage von Wasser entleert und sind die betreffenden
                              									Regulirventile geschlossen, dagegen der Hahn A
                              									geöffnet, und soll nun das System wieder in Wirksamkeit gesetzt werden, so hat man
                              									nur die Ventile der einzelnen Oefen aufzumachen. Durch diese einfache
                              									selbstverständliche Manipulation kommt das ganze, vorher entleert gewesene System
                              									nach und nach von selbst in regelrechte Function. Der Dampf tritt durch die ganz
                              									geöffneten Ventile von oben in die Heizkörper ein; die darin enthaltene Luft, welche
                              									unter allen Umständen schwerer als der Dampf ist, sinkt unter der Einwirkung des
                              									nach und nach von oben sich ausbreitenden Dampfes nach unten und entweicht beim
                              									geöffneten Hahne A. Allmählich wird der zuströmende
                              									Dampf die Heizkörper füllen und dort condensiren, und schlieſslich flieſst dieses
                              									Condenswasser beim Hahne A aus, worauf dieser
                              									geschlossen wird; es muſs dann das Condenswasser nach oben in das Gefäſs W hinaufsteigen, und gelangt von dort wieder nach dem
                              									Kessel zurück.
                           
                              
                                 Mg.