| Titel: | Versuch einer neuen Methode der Butterprüfung; von Georg Firtsch. | 
| Autor: | Georg Firtsch | 
| Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 422 | 
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                        Versuch einer neuen Methode der Butterprüfung;
                           								von Georg Firtsch.
                        (Aus dem chemisch-technologischen Laboratorium der
                           								k. k. technischen Hochschule in Graz.)
                        Versuch einer neuen Methode der Butterprüfung.
                        
                     
                        
                           Wenn man die zahlreichen Angaben über Methoden der Butterprüfung, seien sie
                              									physikalischer oder chemisch qualitativer oder quantitativer Art, durchsieht, so
                              									scheint es fast, daſs der Versuch, eine neue Methode ausfindig zu machen,
                              									überflüssig sei. Bald überzeugt man sich jedoch, daſs dem einen Chemiker eine
                              									Methode als vorzüglich erscheint, welche der andere als nicht ausschlaggebend
                              									verwirft, und fast jeder, der sich mit Prüfung von Buttersorten oder anderen Fetten
                              									zu beschäftigen hatte, bildete sich eine eigene Modification der ihm zusagendsten
                              									Methode aus; der Grund liegt darin, weil keine dieser Methoden in allen Fällen
                              									befriedigende Resultate liefert.
                           Die bis zum Jahre 1886 üblichen physikalischen und sämmtliche uns hier näher
                              									interessirenden chemischen Untersuchungsmethoden hat Prof. SellArbeiten aus dem k. Gesundheitsamte, I S. 481
                                    											und 505. in seiner Arbeit „Ueber
                                    											Kunstbutter“ übersichtlich zusammengestellt und kritisch gesichtet;
                              									ebenso hat B. Benedikt in seiner „Analyse der Fette und Wachsarten“Berlin 1886, siehe S. 67 bis 101.
                              									die üblichen und erprobten Methoden in dankenswerther Ausführlichkeit geschildert.
                              									Ich kann es also unterlassen, hier darauf näher einzugehen; nur von späteren
                              									Arbeiten sollen die wichtigsten kurz angeführt werden. Alle diese schlieſsen sich
                              									mehr oder minder enge an die vielfach geübten und erprobten Methoden von Hehner, Reichert, Koettsdorfer und Hübl an.
                           Auſser Angaben von F. W. A. Woll, O. Schweissinger und
                              										R. Marzahn, Benedikt, E. Dieterich u.a.Referate in Fresenius'
                                       												Zeitschr. f. analyt. Chemie, 1886–89., welche ihre
                              									Analysenresultate publiciren, will ich erwähnen, daſs von Rudolf WollnyBer. d. d. chem. Ges., Bd. 21 S. 318. Vgl. auch
                                    												F. Goldmann daselbst S. 316.
                              									statt der Kalilauge Sodalösung beim Reichert-Meiſsl'schen Verfahren angewendet wird; daſs Bruno RöseRepert. d. analyt. Chemie, Bd. 6 S.
                                    										685. die Hübl'sche Jodzahl für die
                              									freien Fettsäuren bestimmt und durch quantitative Bestimmung der Oelsäure (mittels
                              									Bleioxyd) die relativen Mengen von 2 bis 3 Fettsäuren in einem Gemische derselben
                              									festzustellen versucht. Thomas Bruce WarrenBer. d. d. chem.
                                       												Ges., Bd. 21 S. 316. gibt eine neue qualitative
                              									Prüfungsmethode an. Er löst die Fette in Schwefelkohlenstoff, dampft ab, löst wieder
                              									in Schwefelkohlenstoff, versetzt mit Chlorschwefel und verjagt abermals das
                              									Lösungsmittel, – löst sich die zurückbleibende dicke Masse nicht mehr klar in
                              									Schwefelkohlenstoff, so sind Pflanzenfette anwesend.
                           
                           William JohnstoneBer. d. d. chem. Ges., Bd. 22 S.
                                    										710. bestimmt zuerst die Gesammtmenge, dann die löslichen und
                              									unlöslichen Fettsäuren in derselben Probe. Hervorheben möchte ich noch die Methode
                              									der Butterprüfung von H. N. Morse und W. M. BurtonBer. d. d. chem. Ges., Bd. 21 S.
                                    										896.. Diese gründet sich auf die Thatsache, daſs das
                              									Mengenverhältniſs des zur Neutralisation der löslichen Fettsäuren nothwendigen
                              									Alkalis zu dem welches für die unlöslichen Fettsäuren nöthig, ein ziemlich
                              									constantes ist für ein und dieselbe Fettart, bei verschiedenen Fettsorten aber
                              									beträchtlich variirt. In vielen Fällen, wo die Hehner'sche und Köttsdorfer'sche Methode im
                              									Stiche lassen, bewährt diese sich.
                           Eines aber wird aus dem allem klar, daſs eine Prüfungsmethode, welche auf der
                              									Bestimmung nur eines Momentes, sei es nun die Menge der unlöslichen Fettsäuren, oder
                              									der löslichen, oder der Jodadditionszahl u.s.w., basirt, nicht genügt.
                           Rose, Johnstone, Morse und Burton suchten deshalb schon weitere Anhaltspunkte durch Bestimmung zweier
                              									oder dreier Momente zu gewinnen. Dadurch wird die Prüfung von Zufälligkeiten
                              									unabhängiger und das Urtheil erhält eine festere Basis, freilich tritt dann ein dem
                              									technischen Chemiker nicht erwünschter Umstand hinzu, es erfordert eine solche
                              									Methode einen gröſseren Aufwand an Zeit.
                           Die nun zu schildernde neue Prüfungsart weicht erheblich von den bis jetzt bekannten
                              									Methoden ab. Das Prinzip derselben ist kurz gesagt folgendes:
                           Die Barytsalze der flüchtigen Fettsäuren der Butter sind
                                 										ausnahmslos in Wasser leicht löslich, während jene der festen Fettsäuren
                                 										unlöslich oder doch kaum löslich (palmitinsaurer Baryt) sind.Diese
                                    											Eigenschaft der Barytsalze wurde auch von West-Knights (Zeitschr. f. analyt.
                                       												Chemie, Bd. 20 S. 466), jedoch in anderer Weise,
                                    										verwerthet.
                              									Durch Bestimmung der relativen Menge beider gelingt es, die
                                 										Anwesenheit fremder Fette in der Butter zu constatiren, eventuell Kunstbutter
                                 										und ähnliche Producte zu erkennen.
                           Es ergeben sich bei dieser Methode aber auſser den zwei Werthen für flüchtige und
                              									feste Fettsäuren bezieh. für das in den Barytsalzen derselben enthaltene Baryum,
                              									welches die bequemsten Vergleichszahlen liefert, noch weitere Werthe, welche die
                              									Beurtheilung erleichtern, die jedoch, weil sie mehr oder minder von der genauen
                              									Einhaltung des Untersuchungsganges abhängig oder weil sie gegenwärtig noch einer
                              									entsprechenden wissenschaftlichen Basis entbehren, d.h. weil wir die unter diesen
                              									Verhältnissen sich bildenden Barytsalze nicht kennen, weniger werthvoll sind als
                              									obige, welche viel unabhängiger davon erscheinen.
                           Nach vielen mehr oder minder gelungenen Versuchen bezüglich der anzuwendenden Menge Fett und
                              									Barytlösung und Concentration der letzteren, Art der Verseifung, entschied ich mich
                              									für folgende Arbeitsweise:
                           Ungefähr 1g gereinigtesVgl. Hehner-Angell
                                    											in Frcs. Zeitschr., 1877. Fett (es
                              									wurden wegen des zeitraubenden Abwägens von genau 1g Fett 0,990 bis 1g,010 verwendet) wird
                              									in ein Druckfläschchen von etwa 150cc Inhalt
                              									gebracht, 50cc Zehntelnormalätzbarytlösung
                              									zugesetzt, rasch verschlossen und durch 6 bis 8 Stunden im Paraffinbade auf 140° C.
                              									erhitzt. Nach dieser Zeit ist unter lebhaftem Aufschäumen vollständige Verseifung
                              									eingetreten, was daran zu erkennen ist, daſs beim Erkalten sich kein Fettring in der
                              									Höhe des Flüssigkeitsspiegels am Glase ansetzt. Von Vortheil ist es, einmal nach 3
                              									Stunden ungefähr, erkalten zu lassen, so daſs das beim Aufschäumen mitgenommene Fett
                              									nochmals auf den Flüssigkeitsspiegel zurücksinkt.
                           Nach dem Erkalten herausgenommen, sieht man die Wand des Druckfläschchens und die
                              									Barytwasseroberfläche mit den unlöslichen Barytsalzen bedeckt, in der Flüssigkeit
                              									selbst sind zarte Nadeln solcher auskrystallisirt.
                           Das Druckfläschchen wird nun von auſsen anhaftendem Paraffin gereinigt, noch
                              									verschlossen in ein Wasserbad gebracht und auf 100° C. erwärmt, dann der Inhalt
                              									rasch durch ein entsprechendes Filter in einen Halbliterkolben gegossen, mit
                              									kochendem Wasser schnell nachgewaschen, damit der überschüssige Aetzbaryt am
                              									Trichter nicht zu viel Kohlensäure aus der Luft anziehe. (Schwimmen Fettbläschen auf
                              									dem Filter, so war nicht genügend lange verseift.) Das Druckfläschchen wird mit
                              									kochendem destillirtem Wasser über die Hälfte gefüllt, mit einem Kautschukpfropfen
                              									verschlossen und gut geschüttelt; dabei lösen die Barytsalze sich von den Wänden des
                              									Fläschchens ab und ballen sich zusammen, gleichzeitig werden die löslichen von den
                              									unlöslichen getrennt. Es wird nun wieder durch das Filter gegossen und der Vorgang
                              									so oft wiederholt, bis mehr als ¾ des Kolbens voll ist. Dann werden die dabei auf
                              									das Filter gebrachten unlöslichen Barytsalze mit kochendem Wasser ausgewaschen, bis
                              									der Halbliterkolben voll ist. Ich habe auch durch Vorhalten einer kleinen Federfahne
                              									vor die Mündung des Druckfläschchens das Heraustreten der unlöslichen Barytsalze
                              									verhindert, so daſs nur einige wenige Flocken auf das Filter gelangten; durch das
                              									Schütteln mit heiſsem Wasser wurden die löslichen von den unlöslichen Salzen
                              									vollkommen gut getrennt. Ich habe mich überzeugt, daſs 500cc Wasser zum Auswaschen bezieh. Trennen der
                              									unlöslichen von den löslichen Barytsalzen genügen, wenn nur lange genug geschüttelt
                              									wird; nur Cocosnuſsöl macht wegen des Gehaltes an Laurinsäure eine Ausnahme. Bei
                              									Anwendung von mehr Wasser wird dann wieder mehr palmitinsaurer Baryt gelöst. Aus
                              									dem FilterBezüglich einer
                                    											Fehlerquelle, welche Bedenken erregen könnte, nämlich daſs sich beim
                                    											Filtriren der überschüssigen, Aetzbaryt enthaltenden Flüssigkeit auf dem
                                    											Filter kohlensaurer Baryt bildet, welcher dann verloren geht, will ich nur
                                    											bemerken, daſs der Barytverlust so gering ist, daſs er nicht in Betracht
                                    											kommt. Ein direkter Versuch mit aschefreiem Filter ergab 0,03 Proc. des
                                    											angewandten Barytes., in welchem sich die zusammengeballten
                              									Massen der unlöslichen Barytsalze befinden, werden diese leicht und vollständig
                              									mittels einer ganz kleinen Federfahne und Nachspülen mit warmem Wasser zurück in das
                              									Druckfläschchen, an dessen Wänden ebenfalls noch solche haften, gebracht.
                           Im Druckfläschchen haben wir nun die unlöslichen fettsauren Barytsalze (I), im 500cc betragenden Filtrat (II) die löslichen und den
                              									überschüssigen Aetzbaryt.
                           I. In das Druckfläschchen werden jetzt zu den unlöslichen Barytsalzen etwa 25cc Halbnormalsalzsäure gebracht und dann auf dem
                              									Wasserbade erwärmt. Die Salze zersetzen sich nach einiger Zeit, öfteres Drehen und
                              									Schwenken des Fläschchens beschleunigt den Vorgang, und wenn keine weiſslichen
                              									Flocken mehr zu beobachten sind, wird noch heiſs durch ein dichtes Filter filtrirt,
                              									mit kochendem Wasser das Fläschchen und die Fette auf dem Filter gewaschen. Auf
                              									letzterem befinden sich nun die festen Fettsäuren, können, wenn man ein gewogenes
                              									Filter angewandt hat, getrocknet und gewogen werden; aus dem Filtrate erhält man
                              									durch Fällen mit Schwefelsäure die Barytmenge, welche durch die festen Fettsäuren
                              									gebunden war.
                           II. Dem 500cc betragenden erkalteten FiltrateDa beim Erkalten die Flüssigkeit ihr Volumen
                                    											verringert hat, muſs auf 500 ergänzt und gut durchgeschüttelt
                                    										werden. entnimmt man mittels Pipette zweimal je 50cc und titrirt den überschüssigen Baryt mit
                              									Zehntelnormalsalzsäure.
                           In 100 oder besser 200cc des Filtrates bestimmt man
                              									durch Fällen mit Schwefelsäure den Gesammtgehalt an Baryum, d. i. überschüssiger
                              									Baryt, sammt dem in den löslichen fettsauren Barytsalzen enthaltenen. Aus der
                              									Differenz beider, auf die Gesammtmenge des Filtrates berechneten Bestimmungen ergibt
                              									sich der Baryumgehalt der löslichen fettsauren Salze.
                           Oder statt mit Zehntelnormalsalzsäure zu titriren, entfernt man den überschüssigen
                              									Aetzbaryt durch ungefähr 15 Minuten langes Einleiten von Kohlensäure in 200cc der kochenden Lösung (es wird hierbei nur der
                              									überschüssige Aetzbaryt gefallt), filtrirt und bestimmt im Filtrate, welches die
                              									löslichen fettsauren Barytsalze enthält, das Baryum durch Fällen mit
                              									Schwefelsäure.
                           Jede dieser beiden Modificationen gibt für sich gut vergleichbare Zahlen, unter
                              									einander sind aber die Resultate beider nicht vergleichbar.
                           
                           Die vergleichbaren Zahlenwerthe, welche auf diese Weise erhalten werden, sind:
                           1) Baryumgehalt der unlöslichen fettsauren Salze.
                           2) Baryumgehalt der löslichen fettsauren Salze.
                           3) Gesammtverbrauch an Baryum zur Verseifung.
                           4) (Ueberschüssiger Aetzbaryt; dient zur Controle des etwaigen Fehlers.)
                           Auſser diesen würden dann noch:
                           5) die Wägung der festen Fettsäuren (siehe I.) und
                           6) wenn man das Filtrat, welches bei Bestimmung des Gesammtbaryumgehaltes in 200cc erhalten wird, sammt dem ersten Antheile des
                              										WaschwassersIn diesem Falle habe
                                    											ich mit 20cc n-Schwefelsäure gefällt, und
                                    											das Waschwasser, welches noch zugefügt wurde, betrug 30cc. in einen langhalsigen
                              									Kolben bringt und 200cc davon vorsichtig
                              									abdestillirt, im filtrirten Destillate mit Zehntelnormalnatronlauge die flüchtigen
                              									Fettsäuren titrirt, – zwei weitere Zahlenwerthe gefunden, von welchen der letztere
                              									jedoch nur dann gut ausnützbar ist, wenn man gröſsere Fettmengen (2,5 bis 5g) anzuwenden sich entschlieſst.
                           Ein Beispiel möge zur weiteren Verdeutlichung des Gesagten dienen: 0g,9970 reines Fett aus käuflicher sogen.
                              									Theebutter wurden mit 50^{cc}\ \frac{n}{10} Aetzbaryt (= 0,3425
                              									Ba) durch 3 Stunden auf 140° C. erhitzt, erkalten gelassen, durchgeschüttelt, dann
                              									nochmals durch 4 Stunden auf 140° C. erhitzt. – Von dem (500cc) Filtrate brauchten 50^{cc}\ 2^{cc},9\
                                 										\frac{n}{10} HCl für 500 also 29cc;
                              									diesem entsprechen 0g,19865 Ba. – 200cc des Filtrates mit 20cc n-H2SO4 gefällt ergaben 0,1670 BaSO4.
                           Das Filtrat (II) enthält demnach 0g,24555 Ba. Die
                              									Differenz 0,24555 – 0,19865 = 0g,04690 Ba gibt den
                              									Baryumgehalt der löslichen fettsauren Salze. Die Flüssigkeit, welche die freien
                              									löslichen Fettsäuren enthält (sammt 30cc
                              									Waschwasser), wurde in einen Kolben gebracht und 200cc davon abdestillirt; das Destillat brauchte 4^{cc},75\
                                 										\frac{n}{10} NaOH zur Neutralisation. Als Indicator wurde
                              									Phenolphtaleïn angewendet.
                           Die unlöslichen fettsauren Salze im Druckfläschchen mit 25^{cc}\
                                 										\frac{n}{2} HCl zersetzt, durch ein gewogenes Filter gegossen,
                              									lieferten 0g,8890 feste Fettsäuren, und das
                              									Filtrat enthielt 0g,09615 Ba als Chlorbaryum. Die
                              									wichtigsten Vergleichswerthe sind:
                           
                              
                                 0g,09615
                                 Ba aus den unlöslichen Salzen = 67,21 Proc. und
                                 
                              
                                 0g,04690
                                 Ba aus den löslichen Salzen = 32,70 Proc. des
                                    											gesammten    Baryumverbrauches.
                                 
                              
                                 0g,09615
                                 Ba in den unlöslichen Salzen
                                 
                              
                                 0g,24555
                                 Ba durch Fällen mit H2SO4 im Filtrate II bestimmt, gibt
                                 
                              
                                 0g,34170
                                 Ba; angewandt wurden
                                 
                              
                                 0g,3425
                                 Ba, der Verlust (Fehler) beträgt demnach 0g,0008 Ba.
                                 
                              
                                 0g,14305
                                 Ba waren zur Verseifung nothwendig.
                                 
                              
                           
                           Es wurden eine Reihe von Fetten, welche meist vorher des Vergleiches halber auch nach
                              									der Hehner'schen Methode geprüft wurden, auf die
                              									angegebene Weise einer Probe unterzogen, und gebe ich einige Resultate in
                              									tabellarischer Uebersicht:
                           
                              
                                 
                                 In Procent des
                                    											Gesammtbaryumverbrauches
                                 
                              
                                 
                                 Ba in den unlös-lichen Salzen
                                 Ba in den lös-lichen Salzen
                                 
                              
                                 Butter   I
                                 68,47
                                 31,53
                                 
                              
                                     „      II
                                 66,48
                                 33,52
                                 
                              
                                     „     III
                                 65,84
                                 34,16
                                 
                              
                                     „     IV
                                 68,99
                                 31,01
                                 
                              
                                     „      V
                                 67,11
                                 32,89
                                 
                              
                                     „     VI
                                 67,21
                                 32,79
                                 
                              
                                     „    VII
                                 66,75
                                 33,25
                                 
                              
                                     „   VIII*
                                 69,80
                                 30,20
                                 
                              
                                 Schweineschmalz I
                                 81,04
                                 18,96
                                 
                              
                                              „              II
                                 80,60
                                 19,40
                                 
                              
                                 Talg
                                 87,07
                                 12,93
                                 
                              
                                 Kunstbutter I
                                 76,62
                                 23,38
                                 
                              
                                         „        II
                                 75,16
                                 24,84
                                 
                              
                           * Ein seit mehr als 3 Jahren im Laboratorium aufbewahrtes Butterfett.
                           
                              
                                 Mischungen von Butterfett und
                                    											Schweineschmalz.**
                                 
                              
                                 I.
                                 70
                                 Proc.
                                 Butter
                                 30
                                 Proc.
                                 Schmalz
                                 70,86
                                 29,14
                                 
                              
                                 II.
                                 50
                                 „
                                 „
                                 50
                                 „
                                 „
                                 74,02
                                 25,98
                                 
                              
                                 III.
                                 30
                                 „
                                 „
                                 70
                                 „
                                 „
                                 78,37
                                 21,61
                                 
                              
                           ** Butterfett war von Nr. III, Schweinefett von Nr. II angewendet worden.
                           
                              
                                 Cocosnuſsöl
                                 66,98
                                 33,02
                                 
                              
                                 Palmöl (roh)
                                 73,24
                                 26,76
                                 
                              
                           Im Mittel (mit Ausschluſs von Nr. VIII) ergibt sich für Butterfett:
                           
                              
                                 67,26 Proc. Ba in den unlöslichen Salzen
                                 
                              
                                 32,74 Proc. Ba in den löslichen Salzen
                                 
                              
                           von der Gesammtmenge des verbrauchten Baryums.
                           Diese letztere wurde in allen Fällen bestimmt und auf 1g Fett berechnet. Es ergab sich, daſs bei möglichster Einhaltung der
                              									Temperatur (140° C.) bezieh. des Druckes im Fläschchen sich völlig constante, sehr
                              									werthvolle Vergleichszahlen erzielen lassen. Auffallend ist, daſs dieselben von den
                              										Köttsdorfer'schen Verseifungszahlen wesentlich
                              										abweichen.1g Butterfett bedarf nach Köttsdorfer im Mittel 227mg KOH zur vollständigen Verseifung, d. i.
                                    												156mg,3 Kalium. Diesen würden 275mg Baryum entsprechen; es wurde jedoch nur
                                    											durchschnittlich die Hälfte dieser gerechneten Menge
                                    									verbraucht.
                           1g Butterfett bedurfte nach meinen Beobachtungen
                              									(die Temperatur schwankte zwischen 138 bis 142° C., die Zeit von 6 bis 8 Stunden)
                              										0g,12228 Ba (Nr. IV) bis 0g,14348 Ba (Nr. V) zur vollständigen Verseifung;
                              									Schweineschmalz 0g,163 Ba im Mittel; Cocosnuſsöl
                              										0g,193 Ba; Palmöl 0g,250 Ba, je für 18 Fett.
                           Die zur Neutralisation des die flüchtigen Fettsäuren enthaltenden Destillates nöthige
                              									Menge von Zehntelnormalnatronlauge, auf 1g Fett
                              									berechnet, gibt folgende
                              									Vergleichswerthe; doch, wie schon erwähnt, sind gute Zahlen nur bei Anwendung
                              									gröſserer Fettmengen möglich.
                           
                              
                                 
                                 Cubikcentimeter \frac{n}{10}
                                    											NaOHauf 1g Fett
                                 
                              
                                 Butter
                                 4,00 bis 4,75
                                 
                              
                                 Schweineschmalz
                                 1,0
                                 
                              
                                 Talg
                                   0,75
                                 
                              
                                 Kunstbutter
                                 1,5
                                 
                              
                                 Mischung I
                                 3,2
                                 
                              
                                        „      II
                                 2,5
                                 
                              
                                        „     III
                                   1,95
                                 
                              
                                 Cocosnuſsöl
                                        5,00 (?)
                                 
                              
                                 Palmöl
                                   2,00
                                 
                              
                           Diese Zahlen differiren auffällig von den Reichert-Meiſsl'schen, obwohl auch hier der Unterschied zwischen
                              									Butterfett und den übrigen Fetten auffällig hervortritt.
                           Die Menge der festen Fettsäuren, erhalten aus den unlöslichen Barytsalzen, wurde
                              									ebenfalls bestimmt. Dies Verfahren ist eigentlich nur eine Modification der von J. West-KnightsZeitschr. f. analyt. Chemie, Bd. 20 S.
                                    										466. angegebenen Methode der Butterprüfung, es differiren aber die
                              									von mir erhaltenen Procentzahlen ein wenig von jenen West-Knights'; im Allgemeinen zeigen sie aber schöne Uebereinstimmung mit
                              									den von Hehner erhaltenen Werthen für die unlöslichen
                              									Fettsäuren.
                           
                              
                                 Butter I
                                 enthielt
                                 88,99
                                 Proc.
                                 feste
                                 Fettsäuren
                                 
                              
                                     „    II
                                 „
                                 86,73
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                     „    V
                                 „
                                 88,65
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                     „   VI
                                 „
                                 89,17
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                     „  VII
                                 „
                                 87,76
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Schweineschmalz I
                                 „
                                 93,45
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                               „           II
                                 „
                                 93,24
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Talg
                                 „
                                 94,76
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Cocosnuſsöl
                                 „
                                 83,65
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           West-Knights gibt für Butter 88,00 bis 88,08 Proc., für
                              									Schweineschmalz 96,15 Proc. unlösliche Fettsäuren an.
                           Vorhin wurde schon eine Modification der Methode angedeutet, die darauf hinausgeht,
                              									den Baryumgehalt der löslichen fettsauren Salze direkt zu bestimmen. In 200cc des nicht zu vollem Kochen erhitzten Filtrates
                              									(II) wird durch langsames, etwa 15 Minuten andauerndes Einleiten von Kohlensäure der
                              									überschüssige AetzbarytDie Barytsalze der
                                    											kohlenstoffärmeren Fettsäuren werden, wie ich durch direkte Versuche an
                                    											buttersaurem und propionsaurem Baryum mich überzeugt habe, hierbei nicht
                                    											zersetzt. ausgefällt. Man erhitzt vorsichtshalber nach Beendigung
                              									des Einleitens von Kohlensäure noch einige Minuten, um etwaige überschüssige
                              									Kohlensäure auszutreiben, läſst durch 12 Stunden absitzen und filtrirt das
                              									Baryumcarbonat ab, welches der Controle halber als solches gewogen werden kann. Im
                              									Filtrate wird der Baryt der löslichen fettsauren Salze durch Fällen mit Schwefelsäure bestimmt. Auf
                              									den GesammtbarytverbrauchDer Controle halber
                                    											in der Weise bestimmt, daſs man den durch Kohlensäure gefällten Baryt von
                                    											der Menge des ursprünglich angewandten abzieht. berechnet
                              									entfallen bei dieser Modification für Butterfett:
                           
                              
                                 63,61 bis 65,05
                                 Proc.
                                 Ba
                                 für
                                 die
                                 unlöslichen
                                 Salze
                                 
                              
                                 34,95 bis 36,39
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 löslichen
                                 „
                                 
                              
                           Für Kunstbutter stellt sich das Verhältniſs:
                           
                              
                                 67,57 bis 67,74
                                 Proc.
                                 Ba
                                 für
                                 die
                                 unlöslichen
                                 Salze
                                 
                              
                                 32,26 bis 32,43
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 löslichen
                                 „
                                 
                              
                           Für Schweinefett:
                           
                              
                                 76,85
                                 Proc.
                                 Ba
                                 für
                                 die
                                 unlöslichen
                                 Salze
                                 
                              
                                 23,15
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 löslichen
                                 „
                                 
                              
                           Man ist nun leicht geneigt, TabellenVgl. Sell, l. c. S. 518 und 520. zu
                              									berechnen, welche auf Grund einer mittleren Barytzahl für Naturbutter die mögliche
                              									Menge des Zusatzes an fremden Fetten für verfälschte Butter angeben, doch ist dies,
                              									wie die Erfahrung lehrt, bei der variablen Zusammensetzung der Butter selbst,
                              									heutzutage noch von sehr fraglichem Werthe.
                           Es tritt auch bei dieser Methode wie bei den anderen die Schwierigkeit ein,
                              									Fettmischungen, welche reichlich Cocosnuſsöl enthalten, von reiner Butter zu
                              									unterscheiden. Cocosnuſsöl enthält eben auſser Capron-, Capryl- und Caprinsäure noch
                              									reichlich Laurinsäure, deren Baryumsalz in kochendem Wasser verhältniſsmäſsig leicht
                              									löslich ist.1 Th. in 1972 Th.
                                    											kochendem Wasser oder 10860 Th. Wasser von 17,50 C. Zu erkennen
                              									ist der Gehalt an Cocosnuſsöl bei einiger Aufmerksamkeit an der intensiven Trübung,
                              									welche beim Abkühlen des Filtrates (II) durch Ausscheidung des laurinsauren Baryums
                              									eintritt. Aber auch ein anderes Moment tritt noch hinzu, welches zur Aufklärung in
                              									zweifelhaften Fällen dienen kann, es ist das der Gesammtverbrauch an Baryt, welcher
                              									bei Cocosnuſsöl bedeutend höher ist als bei Butterfett. Um jedoch diese letzteren
                              									Werthe mit entsprechender Sicherheit benutzen zu können, bedarf es noch der
                              									Feststellung der Formel der unter diesen Verhältnissen (Druck und Temperatur) sich
                              									bildenden fettsauren Barytsalze, insbesondere jener der Palmitin-, Stearin- und
                              									Oelsäure. Nach Erkenntniſs dieser erhält erst die Methode eine festere
                              									wissenschaftliche Basis; die dazu nöthigen ziemlich zeitraubenden Untersuchungen
                              									überschreiten jedoch die mir hier gezogenen Grenzen, und werden diese Salze die
                              									Objekte weiteren Studiums sein.
                           Graz, September 1890.