| Titel: | Neuerungen an Walzwerken. | 
| Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 433 | 
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                        Neuerungen an Walzwerken.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 277 * S.
                           								543.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									23.
                        Neuerungen an Walzwerken.
                        
                     
                        
                           Wenn auch die so hervorragende Neuerung, wie sie das Mannesmann'sche Walz verfahren bildet, zur Zeit die Aufmerksamkeit der
                              									Walztechniker in vorwiegendem Maſse auf sich zieht, so fehlt es doch nicht an
                              									Fortschritten auf dem bisherigen Wege des Walzwerksbetriebes und der
                              									Walzwerksconstructionen, die unseres Erachtens bemerkenswerth sind. Wenn auch das
                              										Mannesmann'sche Verfahren ganz neue Bahnen eröffnen
                              									wird, so wird doch das alte Verfahren für manche Zweige der Technik seinen Werth
                              									behalten und sich dauernd behaupten.
                           Wir wollen im Nachstehenden über die bemerkenswerthen Neuerungen sowohl in den
                              									Constructionen selbst, als auch über deren Einfluſs auf den Betrieb eingehend
                              									berichten.
                           
                        
                           Walzwerk für Bandeisen und Draht
                              									von E. Stegmann in Kaczagorka bezieh. G. Brisker in Prag.
                           Das Walzwerk besteht aus mehreren hinter einander stehenden Walzgerüsten, von denen
                              									jedes zwei über einander liegende von einander getrennte Walzenpaare enthält, D. R.
                              									P. Nr. 50168 vom 5. Januar 1889 bezieh. Nr. 52512 vom 9. August 1889 (Fig. 1).
                           Die Anordnung von hinter einander stehenden Walzgerüsten ist nicht neu, ebenso die
                              									Anordnung von zwei Paar Walzen über einander in einem Gerüste. Bei den bisherigen
                              									Ausführungen des ersteren Systems haben jedoch die hinter einander stehenden
                              									Walzgerüste nur je zwei Walzen, es wird in jedem Gerüste nur ein Stich gemacht, und
                              									in den auf einander folgenden Walzenpaaren wird mit zunehmender Geschwindigkeit
                              									gearbeitet, um eine Schlingenbildung zu vermeiden; letzteres ist jedoch nur durch
                              									sehr complicirte Räderübersetzungen oder sonstige Transmissionen zu erreichen;
                              									auſserdem ist es äuſserst schwierig, die Streckung in den einzelnen Kalibern unter
                              									allen Umständen stets in dem richtigen Verhältnisse zur Umfangsgeschwindigkeit der
                              									Walzen zu erhalten, und es sind in Folge dessen mit dem betreffenden Walzwerke so
                              									viele Nachtheile verbunden, daſs dasselbe nur in sehr beschränktem Maſse zur
                              									Anwendung gekommen ist.
                           Die Anordnung von zwei Paar Walzen in denselben Ständern über einander wurde bis
                              									jetzt nur bei in einer Linie neben einander liegenden Walzgerüsten zur Anwendung
                              									gebracht; die auf einander folgenden Walzenpaare erhielten durch complicirte
                              									Räderübersetzungen ebenfalls eine zunehmende Geschwindigkeit, um eine
                              									Schlingenbildung zu vermeiden; dabei wurde das Walzgut aus dem unteren Walzenpaare
                              									eines Gerüstes in das darüber liegende und von hier sofort in das untere Walzenpaar
                              									des nächsten nebenan liegenden Gerüstes geführt, so daſs in jedem Gerüst zwei Stiche oder
                              									Durchgänge gemacht wurden. Auch solche Walzwerke bieten aus den gleichen Gründen,
                              									die bei dem ersteren Walzwerkssystem angeführt wurden, Schwierigkeiten.
                           Das nachstehend beschriebene neue Walzwerk ist eine Vereinigung der angeführten zwei
                              									Walzwerkssysteme; es werden durch dasselbe die Nachtheile jener beiden Systeme
                              									vermieden und man erhält ein in Anlage und Betrieb bedeutend einfacheres und
                              									billigeres Walzwerk.
                           Das Walzwerk besteht, wie bereits Anfangs erwähnt, aus mehreren hinter einander
                              									stehenden Walzgerüsten, von denen jedes zwei Paar Walzen in denselben Ständern über
                              									einander enthält (Fig. 1). Die Uebertragung der Bewegung von einem Gerüst zum anderen
                              									geschieht am besten durch Zahnräder. Zur Uebertragung der Bewegung auf die Walzen
                              									eines jeden Gerüstes dienen entweder Kammwalzen in besonderen Ständern, wie in Fig. 2
                              									gezeichnet, oder es werden auf die verlängerten Zapfen der Walzen Zahnräder aus
                              									Stahlguſs aufgeschoben und durch Räder r angetrieben,
                              									wie in Fig. 3
                              									dargestellt. In Folge der beschriebenen Anordnung haben immer die beiden Walzenpaare
                              									eines Gerüstes dieselbe Umfangsgeschwindigkeit.
                           Fig. 4 zeigt
                              									den Antrieb der Walzen im letzten Gerüste beim Walzen von Bandeisen, wenn
                              									Schleppwalzen zur Verwendung kommen.
                           Die Walzarbeit geht in dem beschriebenen Walzwerke in folgender Weise vor sich: Der
                              									Knüppel wird in einem gewöhnlichen Trio-Vorstreckgerüste V (Fig.
                                 										2) bis zu einem bestimmten Querschnitte vorgewalzt. Der vorgewalzte Stab
                              									wird dann aus dem letzten Kaliber sofort in das Gerüst a des Fertigwalzwerkes Fig. 1 und 2, zwischen die Walzen 1–2 geführt, bei seinem
                              									Austritte durch eine mechanische Umführung selbsthätig nach oben gebogen und
                              									zwischen die Walzen 3–4
                              									gebracht, bei seinem Austritte aus diesen Walzen nach unten, wieder zwischen die
                              									Walzen 1–2, jedoch durch eine schräge Umführung in ein
                              									neben dem ersteren liegendes Kaliber und von hier aus durch eine gerade Führung in
                              									das Gerüst b geführt, in welchem, und nötigenfalls auch
                              									in den nachfolgenden Gerüsten, sich die gleiche Umführung des Walzgutes wiederholt.
                              									Es werden daher in jedem Gerüste drei Stiche oder Durchgänge gemacht.
                           Speciell beim Walzen von Bandeisen erhält das letzte Gerüst zwei Paar Schlichtwalzen.
                              									Das Bandeisen geht dann aus dem unteren Walzenpaare des vorletzten Gerüstes in das
                              									obere Walzenpaar des letzten Gerüstes c und zwischen
                              									den Walzen 3–2 hindurch in
                              									das untere Walzenpaar, aus welch letzterem es fertig heraustritt (Fig. 1) – oder das
                              									Bandeisen tritt, wie in Fig. 1a gezeichnet, zuerst in das untere Walzenpaar des
                              									letzten Gerüstes und geht zwischen den Walzen 2–3 hindurch in das obere Walzenpaar. Es findet daher
                              									zwischen den auf einander folgenden Walzenpaaren eines jeden Gerüstes eine
                              									Schlingenbildung statt.
                           Zwischen den auf einander folgenden Gerüsten nimmt die Walzengeschwindigkeit zwar zu, jedoch findet
                              									dies nur in einem solchen Maſse statt, daſs auch hier eine bedeutende
                              									Schlingenbildung eintritt, und es wird daher im Gegensatze zu den angeführten
                              									bekannten Walzwerkssystemen zwischen allen, sowohl den über einander liegenden als
                              									auch zwischen den hinter einander liegenden Walzenpaaren mit Schlingenbildung
                              									gearbeitet.
                           Die zum Umführen des Walzgutes in den über einander liegenden Walzenpaaren dienenden
                              									mechanischen Umführungen besitzen folgende Construction: Zwischen zwei Platten S (Fig. 5 und 6) befindet sich das feste
                              									Bogenstück n, ferner das feste Bogenstück o und der mit letzterem um einen Bolzen i drehbare Bügel b. Diese
                              									Theile sind zwischen den Platten S durch Bolzen
                              									befestigt und können gewechselt werden; dieselben sind für Bandeisen innen glatt,
                              									während sie für Draht zur Hälfte eine Quadratspur, zur Hälfte eine Ovalspur
                              									besitzen, so daſs in der Führung selbsthätig ein Drehen des Walzstabes um 90°
                              									stattfindet, in ähnlicher Weise, wie dies bei wagerechten Umführungen der Fall ist.
                              									Die Verbindung mit den Walzenkalibern ist durch die Führungsbüchsen f und f1 hergestellt.
                           Fig. 5 zeigt
                              									die geschlossene Führung in dem Augenblicke, wo das Walzgut aus einem Walzenpaare in
                              									das andere tritt; der Bügel b, welcher in seiner oberen
                              									Hälfte bedeutend stärker ist als in seinem unteren Theile, wird in Folge dessen
                              									durch das Gewicht der oberen Hälfte in der gezeichneten Stellung gehalten; dieses
                              									Gewicht kann entsprechend dem Querschnitte des Walzgutes regulirt werden.
                           Hat der Walzstab die Führung durchlaufen und ist derselbe in das zweite Walzenpaar
                              									getreten, so wird von der sich nun bildenden Schlinge der Bügel b aufgeklappt und die Schlinge tritt, wie in Fig. 6
                              									angedeutet, aus der Führung heraus, und fällt, sowie sie sich erweitert, senkrecht
                              									nach unten. Es kommt auf beiden Seiten der Walzen die gleiche Construction zur
                              									Anwendung, da es gleichgültig ist, ob das Walzstück von unten nach oben oder von
                              									oben nach unten geführt wird; nur für den Uebergang des Walzstabes aus dem einen
                              									oberen Walzenpaare schräge in das nebenan liegende Kaliber des unteren Walzenpaares
                              									sind die betreffenden Umführungen schräg gestellt, bei Bandeisen auch noch
                              									entsprechend gekrümmt, da hier trotz der schrägen Stellung der Führung die Ein- und
                              									Auslaufstellen parallel bezieh. senkrecht zu den Walzen stehen müssen. Die zwischen
                              									den auf einander folgenden Gerüsten befindlichen geraden Führungen haben ebenfalls
                              									nach unten aufklappbare (durch Hebel und Gegengewicht geschlossene) Bügel (Fig. 1), so
                              									daſs die Schlingen auch hier nach unten austreten können, Sämmtliche Schlingen,
                              									sowohl die zwischen den über einander als auch die zwischen den hinter einander
                              									liegenden Walzenpaaren sich bildenden, fallen senkrecht nach unten in einen
                              									schmalen, im Fundamentmauerwerke ausgesparten und in der Mitte des ganzen
                              									Fertigwalzwerkes sich
                              									hinziehenden Schacht T (Fig. 2, 3 und 4). – RR (Fig. 1) sind breite
                              									eiserne Gerinne, durch welche das von den Walzen herablaufende Kühlwasser abgeführt
                              									wird, ohne den Schacht T naſs zu machen.
                           Damit das bei den einzelnen Umführungen bezieh. geraden Führungen aus dem einen
                              									Walzenpaare zuerst austretende Ende des Walzgutes nicht in den Schacht herabfallen
                              									kann, da hierdurch ein Verwirren der in dem Schachte hängenden Schlinge bewirkt
                              									werden könnte, dient nachstehende Einrichtung: An der Einlaſsseite der Führung, also
                              									der Austrittsstelle des Walzstabes, sind ein oder zwei Paar Rollen rr (Fig. 5 und 6) in die Umführung (bei
                              									den hinter einander stehenden Gerüsten in die gerade Führung) eingeschaltet, von
                              									welchen die unteren durch einen Hebel mit Gegengewicht G mit einer bestimmten Kraft gegen die oberen angedrückt werden. Das in
                              									die Führung eintretende Walzgut muſs zuerst zwischen diesen Rollen
                              									hindurchgehen.
                           Hat nun das Ende des Walzgutes das betreffende eine Walzenpaar verlassen, so kann es
                              									nicht in den Schacht hinabgleiten, sondern es wird durch die Rollen so lange
                              									festgehalten, bis das andere Walzenpaar die Schlinge vollständig aufgearbeitet hat.
                              									Das Gegengewicht, durch welches die unteren Rollen gegen die oberen angedrückt
                              									werden und daher das Ende des Walzgutes nach seinem Austritte aus den Walzen
                              									gehalten wird, kann stets, entsprechend dem Gewichte der in den Schacht
                              									herabhängenden einen Hälfte der Schlinge, eingestellt werden.
                           Je nachdem die Dicke und somit das Gewicht dieses Theiles der Schlinge gröſser oder
                              									kleiner ist, wird die Kraft, mit welcher die unteren Rollen gegen die oberen
                              									angedrückt werden, gröſser oder kleiner sein müssen, um das betreffende
                              									Schlingenende zu halten. Da mit dem Gewichte der herabhängenden Schlinge jedoch auch
                              									die Dicke und daher die Steifigkeit des warmen Walzstabes zunimmt, so wird auch der
                              									in die Rollen rr erst eintretende Theil stets steif
                              									genug sein, um den Eintritt zwischen die betreffenden Rollen zu bewirken, ohne sich
                              									zu stauchen.
                           Es können bei ganz schwachen Eisensorten auch drei Paar Rollen hinter einander
                              									angebracht werden, jedes Paar hat dann nur ⅓ des Gewichtes des herabhängenden
                              									Schlingentheiles zu tragen, die Belastung jeder unteren Rolle ist dementsprechend
                              									dann auch nur ⅓ und in Folge dessen auch der Durchgang des Walzstabes durch die
                              									Rollen um soviel leichter. Das neue Walzwerk ist durch nachstehende Vortheile
                              									charakterisirt:
                           1) Es sind dadurch, daſs in jedem Gerüste drei Stiche oder Durchgänge gemacht werden,
                              									für eine gleiche Anzahl von Stichen weniger Walzgerüste, Walzen u.s.w. nöthig als
                              									bei anderen Walzwerken.
                           2) Da ein unmittelbarer Uebergang des Walzgutes aus einem Walzenpaare in das andere
                              									nicht stattfindet, sondern mit Schlingenbildung gearbeitet wird, so entfallen die
                              									vielen complicirten Räderübersetzungen und es werden alle die Schwierigkeiten
                              									vermieden, welche bei zunehmender Walzengeschwindigkeit und unmittelbarem Uebergange des
                              									Walzgutes unausbleiblich sind.
                           3) Durch das Austreten der Schlingen nach unten und in einen unter der Hüttensohle
                              									befindlichen Schacht werden auch alle die Nachtheile, welche mit der
                              									Schlingenbildung verbunden sind, vermieden; die Schlingen nehmen keinen Raum über
                              									der Hüttensohle ein, es ist jede Gefahr für die Arbeiter beseitigt und die Abkühlung
                              									der Schlingen, welche sich stets in einem erwärmten Raume befinden, ist auf ein
                              									Minimum herabgemindert.
                           
                        
                           Duowalzwerk mit senk- und hebbarer
                                 										Unterwalze von E. Stegmann bezieh. G. Brisker (D. R. P. Nr. 50168 vom 5. Januar
                              									1889).
                           Bei den bisherigen Walzwerkssystemen bedingt das Heben des Walzstückes oder das
                              									Reversiren der Walzen auſser einem bedeutenden Zeitverluste einen groſsen Dampf- und
                              									Schmiermaterialverbrauch und einen starken Verschleiſs von Maschinentheilen.
                           Nachstehend ist nun ein Walzwerk beschrieben, welches ein leichteres und schnelleres
                              									Arbeiten ermöglicht, als es bei allen anderen Walzwerkssystemen der Fall ist, und
                              									bei welchem sowohl die Anlagekosten als auch die gesammten Betriebs- und
                              									Unterhaltungskosten bedeutend geringer sind. Die Eigenthümlichkeit des Walzwerkes
                              									besteht darin, daſs das Walzstück nach jedem Durchgange zwischen Ober- und
                              									Unterwalze hindurch auf die Vorderseite zurückgeschoben wird, ohne daſs die
                              									Umdrehungsrichtung der Walzen sich wie bei einem Reversirwalzwerke ändert; es wird
                              									nur, um das Zurückschieben des Walzstückes zu ermöglichen, die Unterwalze gesenkt
                              									und nach erfolgtem Rückgange wieder gehoben.
                           Um ein solches Walzverfahren praktisch durchführbar zu machen, muſs das Senken und
                              									Heben der Walze genügend schnell, leicht und mit gröſster Betriebssicherheit
                              									erfolgen, was Zweck der nachstehend beschriebenen Constructionen ist.
                           Die Oberwalze ist, wie jetzt meist üblich, durch hydraulische Cylinder CC (Fig. 7) und einen
                              									Gewichtsaccumulator ausbalancirt, ebenso erfolgt das Nachstellen der Walze in der
                              									gewöhnlichen Weise. Die Unterwalze jedoch ist nicht wie gewöhnlich fest in den
                              									Ständern gelagert, sondern ruht in den Einbaustücken EE
                              									und kann mit diesen gesenkt und gehoben werden; dieselbe ist ähnlich wie die
                              									Oberwalze durch zwei hydraulische Cylinder D und einen
                              									Gewichtsaccumulator P ausbalancirt. Die
                              									Gewichtsausgleichung erfolgt jedoch nur in dem Maſse, daſs die Walze noch mit einem
                              									geringen Uebergewichte auf den zwischen den Einbaustücken E und den Walzenständern befindlichen Unterlagen U aufliegt. Die betreffenden Unterlagen können durch zwei in einem
                              									gemeinschaftlichen Cylinder G (Fig. 8) befindliche
                              									Dampfkolben verschoben werden. Oberhalb des Accumulators P befindet sich ein zweiter Dampfcylinder F,
                              									dessen Kolbenstange beim Niedergange des Kolbens direkt auf den Plunger des Cylinders P drückt und dadurch die Unterwalze hebt. Die Steuerung
                              									der beiden Cylinder F und G wird durch einen gemeinschaftlichen Hebel bewirkt.
                           Das Senken und Heben der Unterwalze geschieht in folgender Weise: Sobald das
                              									Walzstück auf der Hinterseite aus den Walzen getreten ist, wird die Unter walze
                              									durch ein geringes Niedergehen des Kolbens des Cylinders F etwas angehoben und die Unterlagen U
                              									zurückgezogen. Ist letzteres geschehen, so hört der Druck auf den Dampfkolben auf
                              									und die Unterwalze sinkt. Alles dies erfolgt fast augenblicklich durch Verstellen
                              									des Hebels ab.
                           Nach erfolgtem Rückgange des Walzstückes auf die Vorderseite wird durch Zurückstellen
                              									des Hebels die Unterwalze gehoben, die Unterlagen unter die Einbaustücke
                              									zurückgebracht und hierauf der Dampfkolben des Cylinders F entlastet; die Walze setzt sich vermöge ihres Uebergewichtes wieder fest
                              									auf die Unterlagen und der nächste Durchgang kann erfolgen.
                           Die Steuerung der beiden Cylinder F und G ist in Fig. 7 im Prinzip
                              									veranschaulicht: Die Schieber der beiden Cylinder sind durch die Zugstangen Z und Z1 mit dem Handhebel ab
                              									verbunden. Die Schieberstange des Cylinders F trägt an
                              									ihrem unteren Ende eine kleine Rolle r und wird durch
                              									Dampfdruck oder durch ein Gewicht stets nach unten gedrückt, so daſs sie mit der
                              									Rolle r auf der Zugstange Z aufsitzt; diese Zugstange besitzt eine Vertiefung u. Befindet sich nun
                              									der Steuerhebel in der Stellung ab, so ist der Schieber
                              									des Cylinders F in seiner höchsten Lage, der
                              									Dampfeintrittskanal ist geschlossen, auf dem Cylinderkolben befindet sich kein
                              									Dampfdruck und der Plunger des Accumulators P ist in
                              									Folge des Uebergewichtes der Unterwalze gehoben; die Unterlagen befinden sich unter
                              									den Einbaustücken. Wird der Hebel ab in die punktirte
                              									Stellung cd gebracht, so gleitet zuerst die Rolle r in die Vertiefung u der
                              									Zugstange Z, der Schieber des Cylinders F wird heruntergedrückt, es tritt Dampf über den
                              									Kolben, drückt diesen und mit demselben den Plunger des Accumulators P herunter und die Unterwalze wird etwas angehoben. In
                              									dieser Stellung verbleibt die Walze so lange, als die Rolle r der Schieberstange in dem vertieften Theile der Zugstange Z gleitet. Während dieser Zeit wird durch den
                              									Steuerhebel ab auch der Schieber des Cylinders G verstellt; es tritt Dampf gleichzeitig vor beide
                              									Kolben und die Unterlagen U werden unter den
                              									Einbaustücken weggezogen. Jetzt ist die Zugstange Z so
                              									weit nach rechts gegangen, daſs die Rolle der Schieberstange wieder steigt, der
                              									Schieber wird gehoben, dadurch der Dampfkolben entlastet und die Unterwalze sinkt.
                              									Durch Zurückbringen des Hebels in seine ursprüngliche Stellung wird wieder zuerst
                              									die Unterwalze gehoben, die Unterlagen U unter die
                              									Einbaustücke zurückgebracht und zuletzt durch Entlastung des Dampfkolbens die Walze
                              									wieder fest aufgesetzt. Es ist deicht einzusehen, daſs sich die Wege oo1 und db, welche die betreffenden Theile der Zugstangen beim
                              									Verstellen des Handhebels zurücklegen, ferner die Länge der auf der Zugstange Z befindlichen Vertiefung u, sowie endlich die Schieberwage der beiden Dampfcylinder so bemessen
                              									lassen, daſs das Anheben der Unterwalze, das Verschieben der Unterlagen und das
                              									nachfolgende Senken der Unterwalze bezieh. das Aufsetzen auf die Unterlagen
                              									vollkommen präcise in den richtigen Momenten erfolgt. Der Dampfcylinder zum
                              									Verschieben der Unterlagen kann anstatt unter der Unterwalze auch vor den Walzen
                              									liegen; es ist in diesem Falle nur ein gewöhnlicher Cylinder mit einem Kolben nöthig
                              									und die Unterlagen werden dann, wie in Fig. 9 gezeichnet, durch
                              									über Rollen RR1 gehende
                              									Ketten verschoben. Die Kuppelungsspindeln an der Unterwalze können stets von
                              									genügender Länge sein und werden dieselben in entsprechender Weise ausbalancirt.
                           Durch die hydraulische Gewichtsausgleichung der
                              									Unterwalze, sowie dadurch, daſs der Hub der Walze sehr klein ist und nur ungefähr
                              										60mm beträgt, erfolgt das Senken und Heben
                              									selbst beim schnellsten Walzen ruhig und leicht, und es ist in Folge der geringen
                              									Bewegung der betreffenden Theile und der unbedeutenden Arbeit, welche die zwei
                              									kleinen Dampfcylinder F und G zu verrichten haben, der Dampf- und Schmiermaterialverbrauch, sowie die
                              									Abnützung aller Theile so gering, wie dies bei keinem anderen Walzwerke der Fall
                              									ist.
                           Die Walztische sind unbeweglich; für schwere Bleche erfolgt der Antrieb der
                              									Tischrollen wie bei den Reversir walz werken durch eine besondere kleine Maschine,
                              									oder es erfolgt der Antrieb durch Frictionsrollen mm,
                              									auf welche sich die Unterwalze beim Senken aufsetzt, wie in Fig. 11 und 13
                              									gezeichnet.
                           Das beschriebene Walzwerk ist hauptsächlich für schwere Bleche bestimmt; um mit
                              									demselben jedoch auch leichtere Bleche walzen zu können, dient nachstehende
                              									Einrichtung. Bei festen Walzentischen ist die Lücke, welche bei dem Sinken der
                              									Unterwalze zwischen beiden Tischen entsteht, für kleine Brammen eventuell zu groſs,
                              									und es können bei dem Zurückgeben solcher Brammen Störungen verursacht werden; es
                              									wird für diesen Fall der mittlere Theil der Tische fahrbar gemacht. Sinkt die
                              									Unterwalze, so fahren beide Tische gleichzeitig gegen die Walze vor und nehmen die
                              									in Fig. 12
                              									und 13
                              									gezeichnete Stellung ein. Beim Heben der Walze fahren die Tische wieder in die
                              									ursprüngliche Stellung (Fig. 10 und 11) zurück.
                              									Das Bewegen der Tische erfolgt entweder durch die Frictionsrollen mm (Fig. 11 und 13) oder durch
                              									einen der beiden Dampfcylinder F und G, immer aber selbsthätig, und gleichzeitig mit dem
                              									Senken und Heben der Unterwalze. Das Senken und Heben der Unterwalze kann auch durch
                              									Schrauben erfolgen. Unterhalb der Unterwalze befinden sich in den Walzenständern die
                              									Schrauben S (Fig. 14 und 15). In den
                              									mit den Walzenständern fest verbundenen Halslagern L (Fig. 15) drehen sich die
                              									Zahnräder R. Die letzteren und die Schrauben S sind derart durch Keile mit einander verbunden, daſs
                              									beim Drehen der Räder die Schrauben auf und nieder steigen, die Räder jedoch an
                              									ihrer Stelle verbleiben. Die Räder R werden mittels der
                              									auf der Welle w w sitzenden Kegelräder und eventuell
                              									eines weiteren Zahnradgetriebes durch eine kleine schnelllaufende Reversirmaschine
                              									unabhängig von der Anstellvorrichtung der Oberwalze angetrieben. Die beschriebene
                              									Walzmethode, mit senk- und hebbarer Unterwalze, kann auch bei Blockwalzwerken mit
                              									Vortheil zur Anwendung gelangen.
                           
                        
                           Die Lauth'schen Triowalzen (Fig. 16 bis 21).
                           Das Wesen der Triowalze für Blech nach Lauth's
                              									Construction besteht bekanntlich darin, daſs die mittlere Walze geringeren
                              									Durchmesser hat als die äuſsere. Diese Anordnung soll ein beschleunigtes Strecken
                              									bewirken und wird bei dem Arbeitsvorgange das Packet abwechselnd über oder unter die
                              									Mittelwalze gegeben (vgl. 1881 242 322, 1887 266 491). Ueber den Betrieb und die Construction des Lauth'schen Trios und dessen Einführung in den
                              									Feinblechbetrieb bringt die Oesterreichische Zeitschrift für
                                 										Berg- und Hüttenwesen vom 8. Februar 1890 nachstehende bemerkenswerthe
                              									Mittheilungen, die das Interesse des Praktikers dadurch besonders beanspruchen kann,
                              									daſs sie eine Kritik über die praktische Verwendbarkeit des Lauth'schen Trios an der Hand von Zahlenangaben durchführen:
                           Von einigen der bedeutendsten Werke des In- und Auslandes ist bei der Neuanlage von
                              									Feinblechwalzwerken zum Vorstrecken der Plattinen das Lauth'sche Trio gewählt worden. Zu dieser Wahl gab in erster Linie
                              									Veranlassung die bedeutende Leistungsfähigkeit dieses Systems, welche sich auf sein
                              									groſses Streckvermögen gründet. Lauth hat nämlich nach
                              									dem Grundsatze, daſs Walzen um so stärker strecken, je schwächer an Durchmesser sie
                              									sind, die Mittelwalze seines Trios schwächer gehalten als Ober- und Unterwalze,
                              									erzielt also beim Vor- und Rückgange des Walzgutes eine stärkere Streckung als mit
                              									drei gleichstarken Walzen. Da nun auſserdem die Hubhöhe beim Rückgange gegenüber der
                              									gewöhnlichen Anwendung von zwei gleich starken Walzen vermindert wird und die
                              									Oberwalze gleichzeitig mit der Arbeit des Streckens die Rückführung des Bleches
                              									übernimmt, erhöht sich durch diese drei Vortheile die Leistungsfähigkeit des Systems
                              									ganz bedeutend. Wir werden später vergleichende Angaben der Leistungen geben, wollen
                              									aber vorher eine kurze Beschreibung und zugleich Begründung der zweckmäſsigsten
                              									Construction und Abmessungen für die Feinblecherzeugung einschalten.
                           Was zuvörderst die Walzenabmessungen betrifft, so wähle man die Bundlänge derart,
                              									daſs man auch die sogen. Mittelbleche, für deren Erzeugung sich das Lauth'sche Trio, wie wir später sehen werden, so wie
                              										so am besten eignet,
                              									vorstrecken bezieh. auswalzen kann, und bestimmt danach den Durchmesser des Bundes
                              									und die Zapfenmaſse, z.B.:
                           
                              
                                 1)
                                 Für
                                 Ober-, Mittel- und Unterwalze, Bundlänge
                                 =
                                 1500mm
                                 
                              
                                 2)
                                 „
                                 Ober- und Unterwalze, Walzendurchmesser
                                 =
                                 600mm
                                 
                              
                                 3)
                                 „
                                 Ober- und Unterwalze, Zapfendurchmesser
                                 =
                                 400mm
                                 
                              
                                 4)
                                 „
                                 Mittelwalze, Walzendurchmesser
                                 =
                                 400mm
                                 
                              
                                 5)
                                 „
                                 Mittelwalze, Zapfendurchmesser
                                 =
                                 280mm
                                 
                              
                                 6)
                                 „
                                 Ober-, Mittel- und Unterwalze, Zapfenlänge
                                 =
                                 340mm
                                 
                              
                           Den Radius der Hohlkehle der Laufzapfen wählt man für Ober- und Unterwalze mindestens
                              									= 40mm, den für die Mittelwalze = 20mm.
                           Unter der Annahme, daſs Mittel- und Oberwalze von der Unterwalze geschleppt werden,
                              									ist der gröſste Abstand der Achsen der Unter- und Oberwalze = 300 + 400 + 300 + 25 =
                              										1025mm. Die Erfahrung hat nämlich bewiesen,
                              									daſs Plattinen über 25mm Stärke von Schleppwalzen
                              									nicht mehr gefaſst werden. Da durch die Stärke, Länge und Breite der Plattinen ihr
                              									Gewicht und damit das des daraus gewonnenen Feinbleches bedingt ist, wird eben
                              									dadurch die Grenze gezogen, bis zu welchem gröſsten Gewichte und dann bis zu welchen
                              									gröſsten Dimensionen Feinbleche mittels des Schleppwalzentrios erzeugt werden
                              									können.
                           Um mit Ziffern zu rechnen, seien Feinbleche von 1200mm Breite und 1mm,0 Stärke zu walzen.
                              									Die hierzu vorbereiteten Plattinen sind bei der gröſsten zulässigen Stärke von 25mm und der üblichen Breite von 152mm 1230mm lang,
                              									haben demnach ein Gewicht von 2,5 × 15,2 × 123 × 7,8 = 36k,4. Rechnet man auf das fertige Blech 20 Proc.
                              									Verlust ab, so bleibt ein Blechgewicht von 29k,1,
                              									dem bei der angenommenen Breite von 1200mm und
                              									Stärke von 1mm,0 eine Länge
                           
                              x=\frac{29,1}{120\,\times\,0,1\,\times\,7,8=3110^{mm}}
                              
                           entspricht. Aus diesem Beispiele ist zu ersehen, daſs
                              									Feinbleche über 30k Gewicht die Tafel bei der
                              									üblichen Plattinenbreite von 152mm dem
                              									Schleppwalzentrio nicht zugetheilt werden können.
                           In Fig. 16 bis
                              										18 ist
                              									nun die Oberwalze sammt der dazu gehörigen Vorrichtung zum Ausbalanciren in der
                              									tiefsten Lage gezeichnet. Zur Ausgleichung des Oberwalzengewichtes dürfen aber nur
                              									so viel Gegengewichte angebracht werden, daſs beim Leergange die Oberwalze auf der
                              									Mittelwalze aufläuft, auch ohne daſs sie mit der Druckschraube angepreſst wird. Die
                              									Summe der am Hebel wirkenden Gegengewichte muſs also etwas leichter sein als das
                              									gesammte Oberwalzengewicht, sonst bleibt die Oberwalze auch beim Leergange
                              									stehen.
                           Beim Trio ist es für den guten Gang erforderlich, daſs die Achsen der drei Walzen zu
                              									einander parallel und in einer und derselben senkrechten Ebene gelegen sind. Die
                              									Achse der Unterwalze ist unveränderlich gelagert; sie und jene der Oberwalze
                              									bestimmen die Ebene, in welche die Achse der Mittelwalze durch die seitliche
                              									Keilstellung ihrer Lagerschalen genau eingestellt werden kann. Die Mittelwalze kann sich nun mit
                              									ihren Lagerschalen zwischen den Platten, auf welche die Keile wirken, in der
                              									Höhenrichtung frei verschieben; die Oberwalze wird in gewöhnlicher Weise durch zwei
                              									Druckschrauben, die mittels einer wagerechten Zwischenwelle und Kegelrädern stets
                              									die gleiche Drehung erhalten, parallel zu sich selbst gehoben und gesenkt.
                           Zur Lagerung der Zapfen wird man nicht allein für die Mittelwalze, sondern auch für
                              									die beiden anderen Walzen auſser Unter- bezieh. Oberlagern auch Seitenlager
                              									anbringen, um die theuern Lagerkörper nicht zu massig construiren zu müssen. Zu dem
                              									Lagermetall verwendet man am zuverlässigsten eine Mischung von 90 Th. Kupfer und 10
                              									Th. Zinn; diese besitzt die gröſste Zähigkeit und die entsprechende Härte, bei der
                              									sich selten die Zapfen verreiben, wenn nur das Zapfeneisen nicht gar zu weich ist
                              									und auf sorgfältige Schmierung mit Wasserkühlung der Zapfen geachtet wird. Kommen
                              									aber trotzdem, in Folge von zu groſser Weichheit des Zapfengusses, Verreibungen vor,
                              									so wurden mit groſsem Erfolge die Metallschalen mit einer Composition von 12 Th.
                              									Kupfer, 18 Th. Antimon und 70 Th. Zinn ausgegossen und frisch abgedreht. Mit diesem
                              									Ausgusse liefen sich die Zapfen ganz ausgezeichnet ein, blieben blank und glatt,
                              									ohne starken Lagerverschleiſs zu zeigen.
                           Als Schmiermittel für den Zapfen der mittleren Walze dient Schmieröl, für den der
                              									Ober- und Unterwalze hat sich Rohunschlitt, besonders aber riechender Speck als ganz
                              									praktisch erwiesen. Man braucht hiervon für das Gerüst in 24 Stunden 0,5 bis 2k.
                           Die Stärke der Pressung, welche durch die Druckschraube bei einer Umdrehung des
                              									Spillerrades erzielt wird, richtet sich bekanntlich nach dem Umsetzungsverhältnisse
                              									der Kegelräder und der Ganghöhe der Schraube. Ist letztere gleich 35mm und sind die Zähnezahlen der gleichen Räder =
                              									48, so beträgt der Druck bei der Drehung um einen Zahn
                              										\frac{35}{48}=0^{mm},73. Unter Berücksichtigung der geringen
                              									Erwärmung, die man den Plattinen zur Erzielung zünderfreier Feinbleche angedeihen
                              									lassen darf und die naturgemäſs bei jedem Stiche abnimmt, ist eine Pressung von etwa
                              									18 Proc. der Plattinenstärke bei den zwei ersten Stichen und ebenso viel Procente
                              									der nach jedem weiteren Stiche resultirenden Stärke des Streckers genügend.
                           Auch hier führen wir an einem bestimmten Beispiele diese Angabe unter der
                              									Voraussetzung durch, daſs, wie fast allgemein üblich, mit zwei Plattinen zugleich
                              									gearbeitet wird. Der Endzweck seien Feinbleche von 1000 × 2000 × 0mm,50, die dazu gehörigen Plattinen sind 1040mm lang × 152mm
                              									breit und 7mm,5 stark. Für den ersten Stich unten
                              									(zwischen Unter- und Mittelwalze) gibt man eine Pressung von 7,5 × 0,18 = 1mm,35. Man hat also die Druckschraube so weit zu
                              									öffnen, daſs beim Durchgange der Plattine ein Spielraum von 7,5 – 1,35 = 6mm,15 bleibt, das sind 6,15 : 0,73 = 8,5 Zähne. In
                              									derselben Weise rechnen sich die weiteren Pressungen (in Millimeter) aus, die aus
                              									folgender Zusammenstellung ersichtlich sind:
                           
                              
                                 I. Stich
                                 II. Stich
                                 III. Stich
                                 
                              
                                 unten
                                 oben
                                 unten
                                 oben
                                 unten
                                 oben
                                 
                              
                                 1,35
                                 0,36
                                 1,46
                                 0
                                 1,10
                                 0,36
                                 
                              
                           
                              
                                 IV. Stich
                                 V. Stich
                                 
                              
                                 unten
                                 oben
                                 unten
                                 oben
                                 
                              
                                 1,10
                                 0,36
                                 0,73
                                 0
                                 
                              
                           Bei diesen fünf Stichen ist jede Plattine für sich durchgelassen worden. Rechnen wir
                              									diese Pressungen zusammen, so erhalten wir einen Gesammtdruck von 1,35 + 0,36 + 1,46
                              									+ 1,10 + 0,36 + 1,10 + 0,36 + 0,73 = 6mm,82. Da
                              									die Plattine ursprünglich 6mm,5 stark war, bliebe
                              									eine Stärke von 7,5 – 6,82 = 0,68. In Wirklichkeit beträgt diese Stärke nun 3mm, also das Vierfache der gerechneten. Es erklärt
                              									sich dies daraus, daſs bei jedem Stiche in Folge des Widerstandes, den die Plattine
                              									dem Zusammengepreſstwerden entgegensetzt, die Schraube durchschnittlich um einen
                              									halben Zahn zurückgeht, und zwar bei den ersten Stichen mehr als bei den letzteren,
                              									abnehmend mit der Stärke des Streckers. Die wirkliche Pressung vermindert sich
                              									dadurch gegenüber der theoretischen um nahezu 6 Proc., so daſs 12 Proc. Druck
                              									bleibt. Die beiden Plattinen sind also jetzt auf je 3mm Stärke herabgestreckt, werden nun auf einander gelegt, wodurch sie eine
                              									Gesammtstärke von 6mm erreichen, und mit derselben
                              									Hitze wie folgt weiter gewalzt. Erster Druck, da die Strecker schon ziemlich kalt
                              									sind, nur 15 Proc., also etwa 0,90. Geöffnet werden sieben Kämme von je 0mm,73 Oeffnung = 5mm,11. Demnach die Pressung des ersten Stiches 6,0 – 5,11 = 0,89 und
                              									folgende Tabelle:
                           
                              
                                 I. Stich
                                 II. Stich
                                 III. Stich
                                 
                              
                                 unten
                                 oben
                                 unten
                                 oben
                                 unten
                                 oben
                                 
                              
                                 0,89
                                 0
                                 1 K. = 0,73
                                 ½ K. = 0,37
                                 1 K. = 0,73
                                 0
                                 
                              
                           
                              
                                 IV. Stich
                                 V. Stich
                                 VI. Stich
                                 VII. Stich
                                 
                              
                                 unten
                                 oben
                                 unten
                                 oben
                                 unten
                                 oben
                                 unten
                                 oben
                                 
                              
                                 1 K. = 0,73
                                 0
                                 ½ K. = 0,36
                                 0
                                 ½ K. = 0,36
                                 0
                                 ½ K. = 0,36
                                 0
                                 
                              
                           also Gesammtdruck 0,89 + 0,73 + 0,37 + 0,73 + 0,73 + 0,36 +
                              									0,36 + 0,36 = 4,53, bliebe eine Eisenstärke von 6,0 – 4,53 = 1mm,47 beider Tafeln zusammen, während aus dem
                              									schon erklärten Grunde, in Wirklichkeit eine Tafel allein 1mm,5, also beide zusammen 3mm stark sich zeigen. Bei dieser Stärke haben die
                              									Strecker eine Länge von 600mm erreicht und werden
                              									nun zur Vollendung dem Duobetrieb übergeben. Denn es empfiehlt sich durchaus nicht,
                              									etwa drei Strecker oder mehr über einander gelegt mittels des Trios auf eine
                              									geringere Stärke, also gröſsere Länge ausziehen zu wollen. Die einzelnen Lagen
                              									verschieben sich zu leicht unter einander, wodurch während des Durchganges
                              									Druckveränderungen in der Fläche der Tafeln und in Folge dessen ungleiche
                              									Streckungen entstehen, welche bis zu Faltenbildungen gehen und dadurch Anlaſs zu Ausschuſs schon beim
                              									Vorstrecken, jedenfalls beim Vollenden geben. Auf die Einzelheiten des Betriebes
                              									kommen wir bei der Besprechung über den Werth des Lauth'schen Trios zur Feinblecherzeugung zurück.
                           Durch unsere Ausführungen über die passendsten Druckverhältnisse werden wir auf die
                              									Brechkappen geleitet, welche, wie schon die Bezeichnung andeutet, von Guſseisen,
                              									nicht zu stark im Querschnitte, gemacht werden, damit sie bei zu bedeutender oder
                              									unvorsichtiger Inanspruchnahme der Streckleistung zuerst „brechen“, ehe die
                              									theueren Bestandtheile des Gerüstes oder der Strecke dieser Gefahr des
                              									Gebrochenwerdens ausgesetzt sind. Denn da während der Arbeit durch das Bindeglied
                              									des Streckers die Kraftmaschine mit Schwungrad von der ersten Kuppelung bis zum Ende
                              									des Walzengerüstes ein zusammenhängendes Ganzes, eine feste Verbindung bildet, muſs
                              									eines der Verbindungsglieder „nachgiebig“ construirt sein. Deshalb ist es ein
                              									ebenso groſser als unbegreiflicher Fehler, wenn man diese Brechkappen von
                              									Schmiedeeisen herstellt. Man wählt das Guſseisen auch aus einem weiteren Grunde.
                              									Wenn sich beim Steckenbleiben einer Platte oder eines Streckers die Druckschraube in
                              									der Ständermutter so verbeiſst, daſs sie mit Hebel und Winde nicht aufwärts gedreht
                              									werden kann, wenn also die erwähnte feste Verbindung zu einer starren wird, dann ist
                              									sie am einfachsten zu lösen dadurch, daſs man die Brechkappe mit einem Meiſsel
                              									anhaut. Wäre sie von Schmiedeeisen, müſste man sie durchhauen. Dabei ist wohl darauf
                              									zu achten, daſs nicht Stücke der Brechkappe, die in Folge des gewaltigen Druckes,
                              									der durch die Schraube und die Vermittelung der Walzen auf ihr lastet, mit groſser
                              									Gewalt aus einander geschleudert werden, die dabei beschäftigten Arbeiter verletzen.
                              									Um dieser Gefahr vorzubeugen, bindet man am besten den Körper der Kappe locker mit
                              									einem breiten schmiedeeisernen Ringe, aber nur locker, daſs einerseits die
                              									Widerstandsfestigkeit der Kappe gegen das Brechen nicht erhöht wird, andererseits
                              									aber nicht einzelne Stücke, wie beschrieben, aus einander fliegen können. Man hat
                              									für die geschilderten Brechkappen schon verschiedene Surrogate zu schaffen gesucht.
                              									Wir sagen absichtlich Surrogate, denn bis jetzt hat sich unseres Wissens keines
                              									derselben, weder beim Trio, noch beim Duo, einzubürgern vermocht. Der nächstliegende
                              									Gedanke war, an Stelle der Brechkappen Federn mit einer bis zu einem bestimmten
                              									Grade reichenden Widerstandskraft zu geben, welche pufferartig construirt sind. Die
                              									Versuche damit schienen aber zu keinem annehmbaren Ergebnisse geführt zu haben,
                              									wahrscheinlich weil die Datier der Stahlfedern zu kurz war, also diese Anordnung
                              									sich viel zu kostspielig erwies. Der Ersatz der guſseisernen Brechkappen durch ein
                              									anderes, billiges, die Gefahr eines gröſseren Bruches verhütendes Mittel ist demnach
                              									unseres Wissens vorläufig eine noch ungelöste Aufgabe. (Vgl. in Verfolg dieses
                              									Berichtes: Brechtopf der Duisburger Maschinenfabrik und
                              										Parges' Brechkapsel.)
                           
                           Ueber die Walzentische, Abstreifmeiſsel und Ueberhebvorrichtungen wollen wir nur
                              									folgendes bemerken: Die Lage der Abstreifmeiſsel muſs der Austrittstelle des
                              									Walzgutes gut angepaſst sein, da sie sonst, besonders wenn sie zu hoch liegen,
                              									leicht vom Strecker gefaſst und weggeschleudert werden, der sich selbst dann
                              									zwischen den Walzentischen, den Stangen und den Walzen verwickelt. Für kleinere
                              									Blechwalzwerke ist empfehlenswerth, für das Ueberheben auf der Rückseite bis zum
                              									Durchgange durch die Mittel- und Oberwalze die Umdrehung der Walzen selbst zu
                              									benutzen. Die betreffende Anordnung ist bekannt.
                           Ehe wir die Einzelstücke des Gerüstes verlassen, möchten wir auf einen für das
                              									bequeme Herausnehmen und Einbauen der Walzen wichtigen Punkt aufmerksam machen. Der
                              									Ständer muſs so weit construirt sein, daſs der Walzenkörper auch in seinen oberen
                              									Partien luftig Platz hat. Bei einem Durchmesser von 600mm macht man die lichte Weite zwischen den beiden Ständerhälften
                              									mindestens = 650mm.
                           Die Leistungsfähigkeit eines derartigen Trios ist nun in Folge seines bedeutenden
                              									Streckvermögens und der anderen schon erwähnten Vortheile eine sehr bedeutende.
                           Auch hier greifen wir, um zu vergleichenden Ergebnissen zu kommen, zu bestimmten, die
                              									Leistung des Trios oder Duos bedingenden Annahmen. Da das Trio bis zu 1mm,5 Stärke herab strecken kann, setzen wir
                              									voraus, daſs Feinbleche in dieser Stärke zu erzeugen sind. Das Trio bedarf in diesem
                              									Falle zu seiner vollständigen Ausnutzung bezieh. Ergänzung zweier
                              									Vollendwalzengerüste, da, wie wir sofort sehen werden, bei Erzeugung dünner
                              									Feinbleche ein Fertiggerüst die vom Trio geleisteten Strecker absolut nicht in
                              									derselben Zeit fertig auswalzen kann. Drei Gerüste erfordern eine Betriebskraft von
                              									mindestens 100 bis 120 , während das Vorstreckduo mit dem dazu gehörigen
                              									einen Fertiggerüste mit 80  auskommt. Die Umdrehungszahl der Walze ist für
                              									beide Fälle etwa 50 in der Minute, der Arbeiterstand ebenfalls für beide Fälle 1
                              									Vorwalzer, 1 Hintermann, 1 Schraubensteller, 1 Schmierjunge,
                           1 Ofenarbeiter, unter Umständen 1 Doppier. Diese Mannschaft ist nun im Stande, in der
                              									Schicht von 12 Stunden mittels Trioarbeit und zwei Wärmöfen gewöhnlicher Art etwa
                              									6000 bis 7000k Plattinen von dem mittleren
                              									Durchschnittsgewichte von 10k, also 600 bis 700
                              									Stück zu strecken. Rechnet man auf die zur Ruhe und zum Plattinenwärmen nöthigen
                              									Pausen reichlich 2 Stunden ab, so kommt auf die Stunde eine Arbeitsleistung von 60
                              									bis 70 Stück.
                           Das Strecken von zwei Plattinen (da mit zwei Plattinen zugleich gearbeitet wird) auf
                              									die angegebenen Stärken erfordert also annähernd 2 Minuten, während welcher 12
                              									Doppelstiche (je einer unten und oben) gemacht werden.
                           Wir haben gesehen, daſs die Trioarbeit in der Stunde etwa 60 Plattinen zu 10k zu strecken vermag, und gehen gewiſs nicht irre,
                              									wenn wir behaupten, daſs
                              									das Duo in derselben Zeit nicht mehr als 40 Stück bewältigt, also ⅔ der
                              									Trioleistung. Aber auch diese Bruchtheilleistung ist nur für ganz bestimmte
                              									Blechsorten möglich, in welche die Vorstrecker umzuwandeln sind. Denn sobald die
                              									Vorstreckarbeit verrichtet ist, tritt der bedeutende Unterschied zwischen den beiden
                              									Arbeitsweisen auf, der eine ganz verschiedene Organisation der weiteren
                              									Vollendarbeit bedingt. Beim Duobetrieb übernimmt dieselbe Arbeiterpartie, welche
                              									vorgestreckt hat, auch die Fertigarbeit, während der Triobetrieb wegen seiner
                              									enormen Streckleistung mindestens eine besondere Fertigpartie erfordert, welche aus
                              									1 Vorwalzer, 1 Hinterwalzer, 1 Schraubensteller, 1 Schmierjungen und 1 Ofenarbeiter
                              									besteht und zur raschen Förderung der Arbeit zwei Flammöfen zur Verfügung hat. Ist
                              									nun bei längeren und zugleich dünneren Blechen, z.B. bei der Sorte 650 × 1300 × 0mm,65, welcher eine zweitaflige Plattine im
                              									Gewichte von etwa 10k zukommt, die Arbeit des
                              									Vollendens durch die nothwendig gewordene Doppelung und sorgfältige Wärmung des
                              									Doppiers eine schwierigere und damit zeitraubendere geworden, so vermag eine und
                              									dieselbe Partie beim Duobetriebe die erzeugten 40 Strecker, jetzt Doppier, nicht in
                              									der Zeit aufzuarbeiten, in der die neue Plattinencharge nachrückt. Dadurch wird die
                              									Raschheit der Vorstreckarbeit von selbst gedämmt. Es kann in unserem Falle der
                              									Einsatz bis auf 30 Plattinen herabgedrückt werden, das wäre die Hälfte der
                              									Trioleistung. Dieses Verhältniſs zwischen Vorstreck- und Vollendarbeit wird beim
                              									Duobetriebe mit einer Arbeiterpartie um so ungünstiger, je dünnere Blechsorten
                              									vorliegen, während der Triobetrieb insofern dadurch nicht gestört wird, als die
                              									zweite Küre sofort alle erzeugten Doppier auf sich nimmt, die Triomannschaft also in
                              									keinerlei Weise gehemmt ist. Allerdings ist es eine andere Frage, ob die
                              									Fertigpartie alle die Doppier in derselben Zeit aufzuarbeiten vermag, in der das
                              									Trio sie abwirft. Häufen sich dieselben an, so muſs man in der Lage sein können,
                              									Sorten zuzutheilen, bei denen die Vollendarbeit rascher geht als die Streckarbeit.
                              									Nun wird man wohl selten in dieser vorgeschriebenen Weise die Arbeit vertheilen
                              									können. Wir haben deshalb auch früher angenommen, daſs auf ein Trio zwei
                              									Fertiggerüste kommen, denen dann auch zwei Fertigpartien und vier Flammöfen
                              									zugetheilt werden müssen. Da läge demnach der Vortheil des Triosystems nicht allein
                              									im Systeme selbst, sondern auch in der dadurch hervorgerufenen Arbeitsvertheilung.
                              									Diese erheischt also beim Triobetriebe für dünnere Bleche drei Arbeiterpartien mit
                              									einem Vorstreck- und zwei Fertiggerüsten. Nun unterliegt es aber nicht dem
                              									geringsten Zweifel, daſs dieselben drei Arbeiterpartien beim Duobetriebe in
                              									derselben Zeit von solchen dünneren Blechen mindestens ebenso viel fertig bringen.
                              									Uebersehen wir aber nicht, daſs sie dazu sechs Gerüste, also das Doppelte von der
                              									Trioarbeit benöthigen, also auch eine erhöhte Betriebskraft durch den Plusaufwand in
                              									Reibungen, erhöhten Schmiermaterialverbrauch und vermehrter Maschinenwartung beanspruchen.
                              									So kommen wir bei der Betrachtung der Erzeugung dünnerer Bleche auf ein
                              									eigenthümliches Resultat. Die Fertigarbeit tritt hier so stark in den Vordergrund,
                              									daſs der Werth der mehr oder weniger raschen Streckarbeit beinahe verschwindet. Der
                              									Duobetrieb verlangsamt sie durch sich selbst, der Triobetrieb erfordert so viel
                              									Hilfsmannschaft, daſs, was die Vorstreckarbeit in jeder Beziehung an Vorsprung
                              									gewinnt, die Vollendarbeit wieder einbüſst. Bei der Fabrikation dünner Bleche
                              									besteht der Vortheil der Trios nicht in der Erhöhung der Erzeugung, sondern in
                              									Ersparungen an Betriebskraft, an Betriebsmaterial, an Betriebskraftbedienung und an
                              									den geringeren Anlagekosten mit geringerer Amortisation. Ob diese Vortheile immer im
                              									einzelnen Falle die Vortheile aufwiegen, werden wir später sehen.
                           Im besten Lichte zeigt sich das Triosystem bei der Erzeugung von mittleren Blechen
                              									mit einem Gewichte von 20 bis 30k, zu denen
                              									Plattinen von 23 bis 35k gehören. Mit zwei der
                              									genannten Arbeiterpartien können in der Schicht von solchen Sorten 600 bis 700
                              									Stück, also 12000 bis 21000k, fertig hergestellt
                              									werden, eine Leistung, welche der Duobetrieb mit denselben Arbeitern in derselben
                              									Zeit nicht einmal zur Hälfte erreicht. Hier kommt das hervorragende Streckvermögen
                              									des Trios, die der Vollendarbeit wenig zu thun übrig läſst, zur eigentlichen
                              									Geltung, und da Feinbleche in den angegebenen Gewichtsgrenzen auch von bedeutenderer
                              									Stärke sind, machen sich die Schattenseiten des Triobetriebes, auf den wir sofort
                              									übergehen, weniger bemerklich.
                           Eine volle Ausnützung der Form des Triobetriebes, welche durch das
                              									Schleppwalzensystem in zu engen Grenzen gehalten wird, erscheint uns auch nur durch
                              									Antrieb der Oberwalze mittels Krausein erreichbar.. Nimmt man eine längere Form der
                              									Zähne, so kann man mit der Plattinenstärke bis zu 60mm gehen, wobei die Krauselzähne immer noch vollständig genügend in
                              									einander greifen. Bei einer Bundlänge der Walzen von 1500mm kann man Bleche bis 1400mm Breite sammt Abschnitten bequem durch die Walze
                              									gehen lassen. Die dazu gehörigen Plattinen erhalten eine Länge von 1450mm und wägen dann bei der Breite von 152mm und Stärke von 60mm 145 × 15,2 × 6 × 7,8 = 103k das
                              									Stück. Das daraus gewalzte und beschnittene Blech ist an 88k schwer und bei einer Länge von z.B. 4000mm noch immer 2mm,0 stark. Für die Kräuseln wendet man in neuerer Zeit ausschlieſslich
                              									Stahlguſs an.
                           Aber auch noch eine andere Betrachtung läſst die Anwendung von Krausein zum Antrieb
                              									der Oberwalze, wobei die Mittelwalze aber immer Schleppwalze nach unten und oben
                              									bleibt, gegenüber dem Schleppwalzensystem räthlich erscheinen. Bei letzterem werden
                              									Mittel- und Oberwalze nur durch Reibung mitgenommen, welche beim Betriebe durch das
                              									Walzgut vermittelt wird. Dieser Vorgang soll sich theoretisch auf der ganzen Länge
                              									der Berührungslinien entwickeln. Bei Leergang wird man diesem Ziele um so näher
                              									kommen, je genauer die Walzen abgedreht sind. Nun tritt ja beim Trio auch während des
                              									Walzens stets der Leergang, und zwar zwischen Mittel- und Unterwalze auf, sobald die
                              									Plattine oben durchgesteckt wird, und da stets die Unterwalze es ist, die den
                              									direkten Antrieb durch Reibung überträgt, so ist hauptsächlich hier die Entwickelung
                              									der Reibung auf der ganzen Länge von Wichtigkeit. Sind nun aber auch Unter- und
                              									Mittelwalzen auf das sorgfältigste abgedreht, so werden sie sich doch, besonders
                              									beim häufigen Strecken von kurzen Plattinen, sehr bald in der Mitte auslaufen und
                              									klaffen. Je kürzer der Walzenbund ist, desto störender wirkt dieser Uebelstand, weil
                              									die Wahrscheinlichkeit groſs ist, daſs auf der kurzen Linie zu wenig
                              									Annäherungsstellen sich vorfinden, wodurch die Reibung wesentlich verringert,
                              									dagegen die Neigung der Mittelwalze zum Stehenbleiben aufs höchste gesteigert wird.
                              									Man ist deshalb beim Schleppwalzensystem von den kurzen Trios zu den längeren
                              									übergegangen, auch wenn die Breite der zu walzenden Bleche es nicht erfordert. Man
                              									hätte wohl durch Vergröſserung des Durchmessers der Mittelwalze und damit ihres
                              									Umfanges die Zahl der Berührungsstellen vermehren können, hätte aber damit zugleich
                              									einen Hauptvortheil des Systems, das groſse Streckvermögen, theilweise aufgegeben.
                              									So hat man von zwei Uebeln das kleinere gewählt und auch zur Erzeugung von kürzeren
                              									Blechen den Walzenbund der Triowalzen nicht unter 1200mm Länge genommen. Ein Nachtheil ist und bleibt es immer, kurze Plattinen
                              									auf langen Walzen zu strecken, weil, wie schon erwähnt, die Walzen in der Mitte sehr
                              									bald auslaufen. Auch ist es wenig wirthschaftlich, für schmale Bleche lange schwere
                              									und deshalb unverhältniſsmäſsig theure Walzen anzuschaffen; beim Schleppwalzensystem
                              									würde also geradezu für den Triobetrieb eine Beschränkung der passenden Walzenwahl
                              									eintreten. Man hat nun wohl versucht, diesem raschen Angriffe und Verschleiſs der
                              									Walzenmitte dadurch entgegenzutreten, daſs man auch während der Arbeit Wasser auf
                              									die Walzen flieſsen läſst und dadurch zugleich das Abzündern der Plattinen bezweckt
                              									und erzielt. Die Walzen erhalten sich dadurch kühl und sind in der That in Folge
                              									dessen widerstandsfähiger. Man übersehe aber ja nicht die Schattenseite dieser
                              									Walzmethode, welche durch ihr unaufhörliches Wassergeriesel nicht allein die Walzen,
                              									sondern auch die zu streckenden Plattinen abkühlt. Das Streckvermögen der Walzen
                              									wächst mit ihrer Erwärmung, wird also durch die Abkühlung stets auf der ersten
                              									Leistungsstufe erhalten. Die Plattinen müssen wegen dieser Abkühlung höher erwärmt
                              									werden, was nicht nur einen erhöhten Kohlenaufwand, sondern eine stärkere
                              									Cylinderbildung im Gefolge hat. Es ist nicht zu verkennen, jede scheinbar gewonnene
                              									Ausnützung der Triovortheile für dünnere Bleche, die meistens schmal und kurz sind,
                              									hat sofort ihre Kehrseite. Versieht man das Trio auch zum Vorstrecken dünner Bleche
                              									mit Krauselantrieb, wozu uns die vorstehende Betrachtung zu drängen scheint, so
                              									entgeht man den geschilderten Nachtheilen. Dagegen bezweifeln wir sehr, ob es mit diesem
                              									Antriebe möglich ist, die Strecker unter 3mm
                              									Stärke herunterzubringen, weil ja bei dieser Stärke die Kämme schon ganz am Grunde
                              									greifen müſsten. Vorstrecker von 3mm Stärke für
                              									dünne Bleche sind nun aber von sehr fraglichem Werthe, weil sie noch nicht gedoppelt
                              									werden können, sie müſsten also beim Duo erst dazu präparirt werden. Wo bleibt aber
                              									da die Ausnützung des Triostreckwerkes? Je mehr wir uns in die einzelnen Fälle
                              									vertiefen, desto deutlicher erkennen wir die Grenzen, welche den Trios in der
                              									Feinblechwalzerei gestellt sind.
                           Bei unseren bisherigen Erörterungen haben wir den wichtigsten Punkt in der
                              									Feinblechfabrikation, die Forderung der gleichmäſsigen Stärke für jede einzelne
                              									Tafel noch nicht ins Auge gefaſst. Geschirrfabrikanten räumen beim Bezüge der
                              									Geschirrbleche keinen gröſseren Spielraum ein als 5 Proc. der Stärke auf- und
                              									abwärts, 0mm,50 starke Bleche können also zwischen
                              									den Grenzen von 0,525 bis 0mm,475 sich bewegen.
                              									Dasselbe gilt für sämmtliche Feinbleche, welche zu Druckarbeiten verwendet werden.
                              									Sehen wir zu, wie sich die Trioarbeit hierzu eignet. Die Plattinen zur Erzeugung
                              									dieser Feinbleche werden in der ersten Hitze mittels der Vorstreckwalzen – in
                              									unserem Falle des Schleppwalzentrios – möglichst lang und dünn, bis zu 0mm,5 herab, ausgestreckt und je nach der Stärke
                              									der Bleche einmal, zweimal, auch dreimal gedoppelt (nach jedem Doppeln werden sie in
                              									Blechflammöfen mit stark kohlender Flamme aufgewärmt und gestreckt bezieh. zur Länge
                              									im fertigen Zustande sammt Abschnitten ausgewalzt). Soll nun die Forderung der
                              									gleichmäſsigen Stärke jeder Tafel erzielt werden, so ist es unbedingt nöthig, daſs
                              									schon das Product der Vorstreckwalzen, Sturz oder Strecker genannt, an allen Punkten
                              									seiner Fläche eine gleichmäſsige Stärke besitzt. Bei einer bedeutend wechselnden
                              									Stärke des Streckers an verschiedenen Flächenstellen ist es auch für die best
                              									zusammen passenden Vollendwalzen ganz unmöglich, die geforderte Gleichmäſsigkeit der
                              									Tafelstärke zu gewinnen. Ja es liegt die Gefahr sehr nahe, daſs der an und für sich
                              									gleiche Druck der Vollendwalzen, ausgeübt auf die ungleich starke Strecker- oder
                              									Dopplerfläche, Walzenkanten und Falten auf denselben hervorruft, die sich bis zu
                              									Rissen in den Tafeln steigern und sogar mit ihren erhabenen Rändern die
                              									Vollendwalzen durch Eindrücke in dieselben betriebsunfähig machen, so daſs man sie
                              									zeitweise im Wasser leer laufen, oder in den Ständern abschmirgeln, oder im
                              									schlimmsten Falle zum Abdrehen herausnehmen muſs. Zu diesem Uebelstande, daſs ein
                              									ungleich starker Strecker oder Doppier entsteht, gibt nun leider das Trio sehr
                              									häufig Veranlassung, sei es, daſs die Stellung der Walzen beim Einbau und Betrieb
                              									nicht auf das sorgfältigste geregelt, sei es, daſs sich die Walzen, wenn auch aufs
                              									beste abgedreht und eingebaut, in kurzer Zeit aus den schon genannten Gründen
                              									ungleich auslaufen. Die Erfahrung bestätigt es, daſs die Trios zu sehr ungleich starken Tafeln,
                              									unter Umständen zu einem ganz bedeutenden Ausschuſsfalle führen.
                           Der Duobetrieb kann, wenn zweckmäſsig geleitet, auch bei dünnen Blechen bis zu etwa 4
                              									Proc. durchschnittlichem Ausschuſs heruntergebracht werden. Die Trioarbeit ist für
                              									Bleche unter 0mm,50 Stärke kaum mehr zulässig, hat
                              									aber jedenfalls das Doppelte, wenn nicht Dreifache des Ausschuſsfalles zur Folge.
                              									Dabei kommen bei ihren Erzeugnissen Ungleichmäſsigkeiten in der Blechstärke der
                              									einzelnen Tafeln bis zu 0mm,05, ja 0mm,10 vor. Früher haben wir gesehen, daſs bei
                              									solchen dünnen Blechen auch die Menge der Leistung des Trios nicht über die der
                              									Duoarbeit gesteigert werden kann. Bei der Betrachtung des wichtigsten Punktes, für
                              									die Erzeugung dünner Bleche, der Gleichmäſsigkeit ihrer Tafelstärke, muſsten wir
                              									geradezu einen Uebelstand des Triobetriebes feststellen. So glauben wir unsere
                              									nachstehende Schluſsfolgerung genügend vorbereitet zu haben. Sie gipfelt darin, daſs
                              									wir die Verwendung des Lauth'schen Trios für
                              									Fabrikation der eigentlichen Feinbleche jedenfalls unter 0mm,60 für nicht rathsam erklären. Das eigentliche
                              									Arbeitsfeld dieses Systems in Verbindung mit dem Antriebe der Oberwalze durch
                              									Krausein liegt in dem Feinblechgebiete, wo die einzelne Tafel über 20k schwer und über 1mm stark ist und etwa 90k nicht
                              									übersteigt. Bei solchen Blechgattungen, z.B. bei sogen. Meterblechen stärkerer
                              									Sorte, treten die hervorragenden Eigenschaften dieses Systems, das in gröſster
                              									Leistungsfähigkeit gipfelt, in glänzender Weise hervor, ohne daſs die
                              									gekennzeichneten Schattenseiten – ungleiches Ausarbeiten der Walzen, häufiges
                              									Steckenbleiben des Walzengutes oder erhöhter Kohlenverbrauch und starker Verlust,
                              									bedeutender Ausschuſsfall beim Fertigmachen in Folge ungleicher Strecker – sich zu
                              									bedeutend bemerkbar machen.
                           Zum Schlusse machen wir kurz noch auf eine weitere Eigenthümlichkeit mehrerer der
                              									erwähnten Neuanlagen aufmerksam. Man hat nämlich, wahrscheinlich um an Dampf und
                              									Bedienungsmannschaft der Arbeitsmaschinen zu sparen, an eine einzige sehr kräftige
                              									Maschine (bis 300 ) eine Reihe von Gerüsten, 5 bis 6 an der Zahl, darunter 2
                              									Schleppwalzentrios, gehängt. Es würde uns auf ein ganz anderes Gebiet als das
                              									diesmal behandelte führen, wollten wir Vor- und Nachtheile dieser Anordnung
                              									erwähnen. Nur das eine möchten wir den Constructeuren dieser langen Straſse zu
                              									erwägen geben, daſs jeder Unfall, der bei dem ersten Gerüste eintritt, nicht nur
                              									dieses, sondern auch alle folgenden zeitweise zum Stillstande bringt. Unfälle sind
                              									bei bester Construction der Streckerbestandtheile und bester Betriebsführung einmal
                              									nicht zu vermeiden und ziehen bei der genannten Anordnung jedenfalls groſse
                              									Zeitopfer und deren Folgen nach sich. Wir würden schon aus diesem Grunde auch das
                              										Lauth'sche Trio nie mit mehr als zwei Fertigduos
                              									kuppeln.
                           
                           Triouniversalwalzwerk mit Umführung von Ernst Stegmann in Kaczagorka, Vertreter Gust.
                                    											Brisker in Prag (D. R. P. Nr. 50397 vom 16. Juli
                                 										1889).
                           Das Walzwerk besitzt drei Walzen von gleichem Durchmesser, deren mittlere fest
                              									gelagert ist, während die Ober- und Unterwalze verstellbar sind.
                           Auf der Vorderseite des Walzwerkes (Fig. 22 und 23) befinden
                              									sich zwei Paar senkrechte Walzen V und V1, welche unabhängig
                              									von einander verstellbar sind und entweder von den Kamm walzen aus angetrieben
                              									werden, und zwar das eine Paar von oben, das andere Paar von unten, oder es kann der
                              									Antrieb des einen senkrechten Walzenpaares durch ein auf die festgelagerte
                              									Mittelwalze aufgekeiltes Zahnrad erfolgen. – Vor und hinter den wagerechten Walzen
                              									befinden sich die durch einen – nicht gezeichneten – Hebecylinder und die Rollen RR1 gleichzeitig
                              									hebbaren Walzentische.
                           Ueber dem Walzentische W1 der Hinterseite befindet sich ein Bügel B,
                              									welcher durch den Cylinder C oder mittels einfachen
                              									Hebels um den Bolzen O gedreht werden kann.
                           Das Walzen geht in folgender Weise vor sich: Die Bramme wird zuerst in mehreren
                              									Durchgängen in gewöhnlicher Weise vorgestreckt, indem das auf der Hinterseite
                              									austretende Walzstück stets mit dem Walzentische W1 gehoben und dann zwischen Mittel- und Oberwalze
                              									gestoſsen wird.
                           In Fig. 22
                              									sind die gehobenen Walzentische durch punktirte Linien angedeutet; der Bügel B ist hochgehoben.
                           Ist das Walzstück nach einigen Durchgängen bis auf eine bestimmte Länge und Dicke
                              									ausgewalzt, so wird vor dem nächsten Durchgange zwischen Unter- und Mittel walze der
                              									Bügel B herabgelassen, wie aus Fig. 23 zu ersehen, und
                              									der Walzentisch W1 ein
                              									wenig angehoben, so daſs die Rolle r desselben etwas
                              									über die Abstreicher vorsteht. Der austretende Walzstab wird in Folge dessen
                              									umgebogen und sofort zwischen Mittel- und Oberwalze geführt. Ist das Walzstück
                              									zwischen die letzteren Walzen getreten, so wird der Bügel B wieder hochgehoben und die umgebogene Schleife des Walzstabes kann sich
                              									ungehindert nach hinten erweitern.
                           Das Charakteristische des Walzwerkes ist die Anwendung von zwei Paar senkrechten
                              									Walzen auf eine Seite des Walzgerüstes und die Anwendung einer
                              									Umführungsvorrichtung, durch welch letztere man das Walzstück bei jedem einzelnen
                              									Durchgange ganz nach Bedarf und Belieben entweder umbiegen und zurückführen oder auf
                              									der Hinterseite gerade austreten lassen kann, welche Umführungsvorrichtung ein
                              									Erweitern der Schleife des umgebogenen Walzstabes gestattet, sobald derselbe
                              									zwischen Mittel- und Oberwalze getreten ist.
                           Die senkrechten Walzen werden, wie bereits erwähnt, unabhängig von einander
                              									angetrieben und unabhängig von einander verstellt.
                           
                           Durch die beschriebene Walzmethode wird das Auslaufenlassen des langen Walzstabes bei
                              									jedem Walzstiche auf der Hinterseite erspart, das Walzen geht bedeutend schneller
                              									vor sich, es wird wärmer gewalzt und kann daher Universaleisen in bedeutend
                              									gröſseren Längen hergestellt und eine wesentlich gröſsere Production erzielt werden.
                              									– Endlich soll nach Meinung des Erfinders diese Walzmethode noch den Vortheil
                              									gewähren, daſs durch das öftere Umbiegen und wieder Geraderichten des Walzstabes die
                              									etwa eingewalzte Schlacke, Glühspäne u. dgl. eher abspringen und man ein reineres,
                              									fehlerfreieres Product erhält. – Wir können diese Meinung bezüglich der Schlacken
                              									nicht theilen.
                           Wir schlieſsen an Vorstehendes einige Universalwalzen an und erwähnen zunächst das
                              									Universalwalzwerk von Levi D. York in Portsmouth und
                              										James Edwin York in Ashland.
                           Das in Fig. 24
                              									gezeichnete Walzwerk ist zum Auswalzen von H-Eisen bestimmt. Das Kaliber wird
                              									gebildet von zwei wagerechten a und zwei senkrechten
                              									Walzen b, deren Achsen in einer und derselben Ebene
                              									liegen. Vor und hinter den Walzen sind Führungen i
                              									angeordnet. Diese und alle Walzen können von einem Handrade o aus verstellt werden. Zu diesem Zwecke sind die Führungen i durch Bolzen mit den auf starken, in den
                              									Walzenständern befestigten Bolzen gleitenden Schlitten e verbunden, die auch die Lager für Gegendruckwalzen s tragen. Je zwei der letzteren, welche um einen Winkel
                              									von etwa 90° aus einander liegen, nehmen den Druck der senkrechten Walzen b auf. Dadurch können diese sehr leicht gelagert
                              									werden. Die schwachen Lager derselben bestehen aus auf den Zapfen der wagerechten
                              									Walzen a ruhenden Pfannen, die mittels je zwei Bolzen
                              									mit den Schlitten e verbunden sind. Auf diesen stehen
                              									je zwei Bolzen, auf welchen Lager für die Wellen r
                              									gleiten. Diese stehen durch Kegelräder unter einander und mit den Stellschrauben für
                              									die Oberwalze a, sowie für die Schlitten e in Verbindung, so daſs durch Drehen des Handrades o alle Walzen gleichmäſsig eingestellt werden können.
                              									Dabei gleiten die Lager für die Kegelgetriebe auf den betreffenden Wellen, nehmen
                              									dieselben aber bei ihrer Drehung mit.
                           Nach The Iron Age, Nr. 30, soll diese Neuerung den
                              									gewöhnlichen Kaliberwalzen gegenüber wesentliche Vortheile dadurch bieten, daſs
                              									Träger von 100 bis 600 Höhe mit 50 Proc. Ersparniſs an Betriebskosten angefertigt
                              									werden können.
                           Die zulässige Trägerhöhe kann so sehr erweitert werden, daſs dieselbe keine
                              									Schwierigkeit bis 1500 hat, während jetzt Träger von 500 eine vorzügliche
                              									Arbeitsleistung erfordern. Ebenso leicht können die Maſse des Steges und der
                              									Flanschen in der Stärke geändert werden. Da der Druck in zwei Richtungen erfolgt, so
                              									wird eine gleichmäſsige Streckung in Steg und Flanschen und somit eine Verstärkung
                              									der Träger erzielt.
                           Das Gewicht der Walzen beträgt nur 8 Proc. derjenigen des alten Systems, und soll die
                              									Verminderung der Zahl der Walzen und der Lagerungen eine Ersparniſs an Kraft von
                              									etwa 40 Proc. bedingen, trotz einer gröſseren Leistungsfähigkeit von wenigstens 50
                              									Proc.
                           Die erheblichen, hier ja nur schätzungsweise angegebenen Vortheile, die der
                              									Wirklichkeit sich allerdings nähern werden, haben schon mehrfach die Lösung der
                              									Aufgabe nach dieser Richtung angeregt. Die Kalibrirung (Fig. 25 und 26) bietet
                              									aber nach Daelen's Ansicht nicht wenig
                              									Schwierigkeiten.
                           Da anzunehmen ist, daſs von den Erfindern als gefügigstes Material nur Fluſseisen
                              									vorgesehen ist, so kann, da die Herstellung von Blöcken mit I-förmigem Querschnitte
                              									in Coquillen bis jetzt durchschlagende Erfolge nicht aufzuweisen hat, nur der
                              									rechteckige Querschnitt in Frage kommen.
                           Ein Blick auf die Figur ergibt indessen, daſs hier ein wesentliches Glied in der
                              									Kette fehlt, indem die Theile o beim Beginne des
                              									Walzens keinen Druck erhalten und deren Oberfläche daher zerreiſsen muſs, bevor das
                              									Kaliber soweit geschlossen ist, daſs ein Druck durch die Walzen a erfolgt. Da ferner das Material, welches durch diese
                              									gestreckt wird, das unter o liegende mitreiſst, so
                              									erscheint es fraglich, ob das Kaliber sich füllen wird.
                           Nach Art der Universalwalzen ist auch das Walzwerk zur Herstellung von glattkantigem
                              									Flacheisen von Gebrüder Schmidt in Hagen (D. R. P. Nr.
                                 										44721 vom 20. November 1887) angeordnet. Die Erfinder wollen die
                              									Schwierigkeiten beseitigen, welche sich bei der Herstellung von Nägeln durch
                              									Zerschneiden von Bandeisen dann ergeben, wenn die die Nägelköpfe bildenden
                              									Schmalseiten des Bandeisens Grate oder unsaubere Kanten haben. Man walzt deshalb das
                              									Bandeisen vor dem Zerschneiden durch ein Vierwalzwerk (Fig. 27), dessen
                              									Walzenachsen in einer Ebene liegen und von denen die obere und untere Walze die
                              									Schmalseiten des Bandeisens mittels eines eingedrehten Kalibers umfassen und
                              									glätten. Bei der Herstellung von Nägeln mit profilirtem Schafte werden demselben
                              									entsprechende Kaliber in die senkrechten Walzen eingedreht.
                           Wir sind der Meinung, daſs in den meisten praktisch vorkommenden Fällen mit der
                              									vorstehend beschriebenen Erfindung eine Schweiſsung nicht mehr zu erreichen ist. Die
                              									Grate werden wohl herunter gedrückt und die Kante glatt, der Uebelstand wird aber
                              									beim nachfolgenden Zerschneiden ungeschwächt wieder zum Vorscheine kommen.
                           Umführungen in verschiedenen Abänderungen zum Gebrauche
                              									beim Walzen von Blech, Universaleisen, Bandeisen und anderen Walzeisensorten gibt
                              										E. Stegmann bezieh. G. Brisker
                              									in Prag an (D. R.
                                 										P. Nr. 50637 vom 13. April 1889).
                           Die Neuerung besteht darin, daſs bei Duo- oder Triowalzwerken das aus den
                              									Arbeitswalzen tretende Walzstück durch eine oder mehrere heb- und senkbare Walzen
                              									(Umführungswalzen) derart umgebogen wird, daſs es, bei Duowalzwerken über die Oberwalze hinweg, bei
                              									Triowalzwerken zwischen Mittel- und Oberwalze hindurch, auf die Vorderseite
                              									zurückgeht und daſs, sobald es hier vollständig ausgetreten ist, sofort wieder der
                              									nächste Durchgang zwischen Ober- und Unterwalze bezieh. zwischen Unter- und
                              									Mittelwalze erfolgt.
                           Die heb- und senkbaren Umführungswalzen können in verschiedener Weise angeordnet
                              									werden, immer ist die Anordnung jedoch eine solche, daſs das Walzstück bei jedem
                              									einzelnen Durchgange entweder umgebogen und nach der Vorderseite zurückgeführt
                              									werden, oder daſs es auf der Hinterseite gerade austreten kann.
                           Ist auf der Hinterseite ein hebbarer Walzentisch vorhanden, wie bei Blech- und
                              									Universalwalzwerken, so kann derselbe bei jeder der nachstehend beschriebenen
                              									verschiedenen Anordnungen der Umführungswalzen, nach jedem einzelnen Durchgange
                              									beliebig, ohne Weiteres auch zum Heben und Zurückführen des gerade ausgetretenen
                              									Walzstückes benützt werden, so daſs auch beim schnellsten Walzen nach jedem
                              									einzelnen Durchgange ganz nach Bedarf oder Belieben mit Umführung oder ohne
                              									Umführung des Walzgutes gewalzt werden kann.
                           Bei Triowalzen kann in Folge der eigenthümlichen Anordnung und Verwendung der heb-
                              									und senkbaren Umführungswalzen die Schleife des umgebogenen Walzstückes sich
                              									ungehindert nach hinten erweitern.
                           Die Umführungswalzen können in nachstehender verschiedener Weise angeordnet
                              									werden:
                           1) Eine heb- und senkbare Walze w (Fig.
                                 										28).
                           Die Walze kann durch einen Cylinder c gehoben und
                              									gesenkt werden.
                           Vor dem Austritte des Walzstückes auf der Hinterseite wird die Umführungswalze w etwas angehoben, das aus den Walzen tretende
                              									Walzstück erhält dadurch sofort eine Krümmung nach oben; in dem Maſse, wie der
                              									Austritt weiter erfolgt, wird auch die Walze w weiter
                              									gehoben und das Walzstück dadurch so umgebogen, daſs es zwischen die obere
                              									Arbeitswalze und eine Schleppwalze x1 bezieh. beim Trio zwischen Mittelwalze und
                              									Oberwalze tritt. Eine Platte verhindert ein zu hohes Steigen des Walzstückes. Durch
                              									Abstreifer und die Richtwalzen xx1 wird das auf der Vorderseite austretende Walzstück
                              									wieder gerade gerichtet. Nach erfolgter Umführung wird die Walze w sofort wieder in das Niveau des Walztisches
                              									gesenkt.
                           2) Die Umführungswalze w kann auch, wie in Fig. 32
                              									gezeichnet, mit dem Walztische verbunden und mit diesem gehoben und gesenkt
                              									werden.
                           3) Statt einer Walze können, wie Fig. 29 zeigt, auch zwei oder mehrere heb- und
                              									senkbare Umführungswalzen ww1 zur Anwendung kommen; dieselben können entweder gleichzeitig oder
                              									unabhängig von einander gehoben und gesenkt werden.
                           
                           4) Die Walzen ww1
                              									können, wie in Fig.
                                 										30 dargestellt, durch einen Bügel verbunden werden. Die Walze w dreht sich lose auf einer Welle, welche excentrisch
                              									gedrehte, fest gelagerte Zapfen z (Fig. 30a) besitzt. Der
                              									Bügel wird vor dem Austritte des Walzstückes durch einen Cylinder c um die Zapfen z
                              									bogenförmig aufgerichtet, wobei in Folge der Excentricität der betreffenden Zapfen
                              									die Walze w ebenfalls etwas angehoben wird. Das
                              									austretende Walzstück wird dann in einfacher Weise nach oben umgebogen und in die
                              									Arbeitswalzen zurückgeführt; sobald es von diesen Walzen gefaſst worden ist, läſst
                              									man den Bügel wieder sinken, so daſs die Umführungswalzen in das Niveau des
                              									Walzentisches zu liegen kommen; für einen etwaigen geraden Austritt des Walzstückes
                              									bilden dieselben dann einen Theil des Walzentisches.
                           5) Die durch einen Bügel verbundenen Umführungswalzen ww1 können auch, wie in Fig. 33 dargestellt, mit
                              									dem Walzentische verbunden und mit diesem gehoben und gesenkt werden. Der
                              									Walzentisch wird vor dem Austritte des Walzstückes in die mit vollen Linien
                              									gezeichnete Stellung gehoben und bleibt in dieser Stellung, solange man mit
                              									Umführung weiter walzen will.
                           Soll das Walzstück nach der Fertigstellung oder eventuell auch während des Walzens
                              									gerade aus den Arbeitswalzen austreten, so läſst man vor diesem Austritte den
                              									Walzentisch sinken, wie durch die punktirten Linien angedeutet. Diese Anordnung der
                              									Umführungswalzen eignet sich nur für Duowalzwerke, da bei derselben ein Erweitern
                              									der Schleife nach hinten nicht möglich ist.
                           6) Die eine Umführungswalze w liegt hinter den
                              									Abstreifern der unteren Arbeitswalze (Fig. 31) und dreht sich
                              									lose auf einer Welle, deren Zapfen, ähnlich wie in Fig. 30a dargestellt, excentrisch
                              									gedreht und fest gelagert sind. An der oberen Platte ist scharnierartig ein Bügel
                              									mit einer zweiten Umführungswalze w1 befestigt, welcher Bügel durch einen Cylinder c gesenkt und gehoben werden kann. Vor dem Austritte
                              									des Walzstückes wird die Walze w durch Drehung mittels
                              									eines Hebels um 180°, also Benutzung der Excentricität der Walzenwelle, etwas höher
                              									gestellt und zugleich der Bügel mit der Walze w1 herabgelassen. Die Umführung des Walzstückes
                              									findet dann wieder leicht und sicher statt. Ist die Vorrichtung bei einem
                              									Triowalzwerke angebracht, so wird nach erfolgter Umführung die Walze w in die ursprüngliche Lage zurückgedreht und die Walze
                              										w1 mit dem Bügel
                              									gehoben, so daſs die Schleife des umgeführten Walzgutes sich ungehindert nach hinten
                              									erweitern kann.
                           Durch die vorstehend in verschiedenen Abarten angegebene Vorrichtung zum Umführen von
                              									Blech, Universaleisen, Bandeisen und anderen Walzeisensorten werden nachstehende
                              									Vortheile erreicht:
                           a) Während die bis jetzt bekannten Umführungen nur zum Walzen von Draht und feinem Bandeisen
                              									bestimmt und nur hierzu geeignet sind, auch nur zum einmaligen Durchgange eines und
                              									desselben Walzstückes dienen, kann die vorliegende Umführungsvorrichtung zum
                              									Umführen aller, auch der breitesten und stärksten Bandeisen-, Flacheisen- und
                              									sonstiger Walzeisensorten, sowie beim Walzen von Blech und Universaleisen benutzt
                              									werden, und zwar in der Weise, daſs man das Walzstück während seines Auswalzens bei
                              									jedem Durchgange durch dieselbe Umführungsvorrichtung gehen läſst (bei Kaliberwalzen
                              									wird die Umführungsvorrichtung erforderlichen Falles von einem Kaliber zum anderen
                              									weitergeschoben) und daſs man ferner bei jedem einzelnen Durchgange ganz nach
                              									Belieben die Umführung benutzen oder das Walzstück gerade austreten kann.
                           b) Beim Walzen von Universaleisen und Blech mittels Umführung fällt durch das
                              									abwechselnde Umbiegen und Geraderichten des Walzgutes sämmtliche eingewalzte
                              									Schlacke (?), Glühspan u. dgl. ab; auſserdem kommt bei jedem Durchgange immer eine
                              									andere Seite des Bleches nach oben zu liegen und können daher beide Blechseiten
                              									abwechselnd abgefegt und in jeder Weise gereinigt werden.
                           Man erhält in Folge dessen reinere Bleche und weniger Ausschuſs.
                           c) Beim Walzen von Flach- und Bandeisen in Kaliberwalzen erspart man das zur
                              									Vermeidung einer Gratbildung nothwendige Wenden des Walzstabes um 180° nach jedem
                              									Durchgange.
                           d) Bei Benutzung der Umführung kommt auch bei Duowalzwerken nach jedem Durchgange
                              									immer ein anderes Ende des Walzstabes zuerst in die Walzen, so daſs derselbe ebenso
                              									wie beim Trio nach beiden Richtungen hin und her gewalzt wird.
                           e) Endlich erzielt man durch das Walzen mit Umführung in der beschriebenen Weise eine
                              									gröſsere Production und eine bedeutende Ersparniſs an Arbeitslöhnen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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