| Titel: | Nähmaschine zum Zusammennähen von Wirkwaren mittels einer Kettelstich-, ein- oder zweifädigen überwendlichen Naht von Julius Köhler in Limbach (Sachsen). | 
| Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 464 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Nähmaschine zum Zusammennähen von Wirkwaren
                           								mittels einer Kettelstich-, ein- oder zweifädigen überwendlichen Naht von Julius Köhler
                           								in Limbach (Sachsen).
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									25.
                        Nähmaschine zum Zusammennähen von Wirkwaren.
                        
                     
                        
                           Nähmaschinen, welche speciell für das Zusammenketteln von Maschen zweier
                              									Wirkwarentheile bestimmt sind, bezeichnet man als Kettelmaschinen. Die Ware wird bei
                              									diesen Maschinen auf die in einem wagerecht liegenden Ringe befestigten Nadeln a (Fig. 10 Taf. 25) Masche
                              									für Masche aufgehängt; die Nähnadel sticht sodann immer durch je zwei zu verbindende
                              									Maschen hindurch und bildet mit Hilfe des Greifers aus dem Nähfaden eine einfache
                              									Kettenstichnaht. Der sich schrittweise drehende Ring b
                              									wird bei den bereits bekannten Maschinen von einer Scheibe c (Fig.
                                 										10 Taf. 25) getragen, welche an einem Arme d
                              									des Maschinengestelles hängt, während die Transportvorrichtung e innerhalb der Scheibe c
                              									angeordnet ist und von einer über den Nadelkranz reichenden Schaltklinke f in Thätigkeit gesetzt wird.
                           Die Wirk wäre kommt aber in sehr verschiedener Feinheit, also verschiedener
                              									Entfernung der Maschen von einander vor und man muſs bei obiger Construction auch
                              									verschiedene Maschinen in Anwendung bringen, um Waren verschiedener Feinheit
                              									zusammenketteln zu können, da hier ein Auswechseln der Nadelkränze wegen des
                              									Verbindungsarmes d und der Art der Drehung desselben
                              									nicht thunlich ist. Auſserdem ist die einfache Kettenstichnaht leicht aufziehbar und
                              									trägt auf der einen Warenseite mehr auf als auf der anderen; so daſs noch viele
                              									Wirkwaren besserer Qualität mit der Hand genäht werden.
                           Die Köhler'sche Maschine soll nun ein leichtes
                              									Auswechseln des Nadelkranzes und gleichzeitig auch die beliebige Herstellung einer
                              									ein- und zweifädigen überwendlichen Naht ermöglichen.
                           Die Maschinenplatte A (Fig. 11 Taf. 25) trägt
                              									eine angeschraubte hohle Säule B, innerhalb welcher
                              									sich der Bolzen C leicht drehen kann. Auf letzterem
                              									sitzt oberhalb die guſseiserne Scheibe D fest, während
                              									unterhalb der Bolzen mit dem Zahnrade E verschraubt
                              									ist. Dieses Zahnrad E greift in das Getriebe F, welches sich auf dem feststehenden Bolzen E1 leicht dreht und
                              									durch die mittels Schraube S1 befestigte Unterlagsscheibe S2
                              									gehalten wird. Die lange Nabe dieses Getriebes dient zur Aufnahme des Sperrrades G, in dessen lange Zähne sich die lange Klinke E (Fig. 11 Taf. 25), die
                              									durch ein Doppelgelenk H1 mit dem zweiarmigen Hebel JJ1 in Verbindung steht, einlegt. Durch Vermittelung
                              									der Curvenscheibe K wird der Hebel J und durch diesen mittels der Schaltklinke H das Sperr- oder Schaltrad G in absatzweise Drehung versetzt, was wiederum eine Schaltung des
                              									Nadelcylinders zur Folge hat. Durch Auswechseln des Sperrrades gegen ein anderes von
                              									gröſserem oder kleinerem Durchmesser, aber gleicher Zahntheilung kann dem
                              									Nadelcylinder bei gleichbleibendem Hube der Schaltklinke eine der Nadeltheilung
                              									entsprechende, verschiedene Umfangsgeschwindigkeit gegeben werden.
                           In die guſseiserne Scheibe D (Fig. 11) ist zunächst der
                              									Messingring D1 fest
                              									eingelassen, in welchen Nuthen eingefräst sind, welche die Aufstoſsnadeln D2 aufnehmen, die durch
                              									die Deckplatten D3
                              									gehalten werden. Diese Aufstoſsnadeln sind, wie üblich, mit einer Rinne oder Zasche
                              									versehen, und am vorderen Ende, wie bei den gewöhnlichen Rundkettelmaschinen, etwas
                              									niedergebogen, so daſs die Nähnadel sicher in die Nuth und somit unter die
                              									aufgehängte Masche tritt.
                           Die Nadelstange wird durch ein Kreisexcenter L (Fig. 11 Taf.
                              									25) und eine Gabel M vor und zurück geschoben. Um die
                              									Nadelhöhe leicht den jeweiligen verwendeten Aufstoſsnadeln D2 anzupassen, hat der Nadelstangenkopf
                              									eine Einrichtung erhalten, welche eine senkrechte Verstellung des die Nadel
                              									tragenden Schiebers zuläſst. Der Faden geht durch eine im Nadelstangenkopfe
                              									vorgesehene Bremsscheibe l, die im Allgemeinen den
                              									Faden frei durchläſst, bei Bildung der Nadelfadenschleife jedoch durch einen
                              									federnden Hebel l1
                              										(Fig. 12
                              									Taf. 25) angedrückt wird.
                           Der Greifer N (Fig. 11 und 12 Taf. 25)
                              									empfängt eine dreifache Bewegung. Erstens wird derselbe gehoben und gesenkt,
                              									zweitens senkrecht zur Bildebene (Fig. 11) bewegt und
                              									drittens in Richtung der Nadelstange verschoben. Die ersten beiden Bewegungen
                              									erfolgen einestheils durch den Umfang der Scheibe K
                              										(Fig. 12
                              									Taf. 25), anderentheils durch eine Curvennuth derselben Scheibe, während die dritte
                              									Bewegung durch die Curvennuth der Scheibe P bewirkt
                              									wird. Soll der Greifer nun eine einfache Kettenstichnaht erzeugen, so muſs die
                              									zuletzt erwähnte Bewegung wegbleiben. Zu diesem Zwecke steht die Nabe der Scheibe
                              										P mit der kleinen concentrischen Scheibe Q in Verbindung (Fig. 12 Taf. 25).
                              									Verschiebt man nun die Scheibe P, so daſs der Arm N2 auf die Scheibe Q zu liegen kommt, so wird der Greifer N nicht mehr in der Richtung der Nadelstange
                              									verschoben, sondern führt nur die für die Bildung einer Kettelstichnaht
                              									erforderlichen Bewegungen aus, wie sich aus folgendem ergibt.
                           Ist in den Greiferarm der Greifer von der Form Fig. 13 Taf. 25
                              									eingesetzt worden und schleift, wie oben angegeben, Arm N2 auf Scheibe Qund hat sich
                              									ferner die Nadel so weit zurückbewegt, daſs sich eine Fadenschleife bildet, so fängt
                              									der Greifer dieselbe, und während sich die Nadel (Fig. 14) zurückzieht,
                              									geht der Greifer etwas vor und gleichzeitig der Stoff um eine Stichlänge nach
                              									rechts. Die nun von Neuem einstechende Nadel (Fig. 15) geht durch die
                              									Fadenschleife und darauf hebt sich der Greifer (Fig. 16), um aus der
                              									Nadelschleife (Fig.
                                 										17) zu treten; die weiter vorgehende Nadel zieht den Stich an, so daſs die
                              									einfache Kettenstichnaht entsteht.
                           Die einfädige überwendliche Naht wird erzeugt, wenn die Curvenscheibe P (Fig. 12) den Arm N2 bewegt und somit dem
                              									Greifer eine dritte Bewegung in Richtung der Nadelstange ertheilt. Der Greifer fängt
                              									wieder die Fadenschleife (Fig. 18), und während die
                              									Nadel zurückgeht und der Stoff sich um eine Stichlänge verschoben hat, wird die
                              									Fadenschleife über die Stoffkante gehoben (Fig. 19). Darauf drückt
                              									der Greifer (Fig.
                                 										20) diese auf der anderen Warenseite so tief, daſs die Nadel durch die
                              									Schleife sticht. Der Greifer (Fig. 21) hebt sich und
                              									tritt aus der Fadenschleife, um sich wieder auf die Warenvorderseite zu bewegen,
                              									worauf die vorgehende Nadel den Stich anzieht (Fig. 22).
                           Die zweifädige überwendliche Naht wird bei gleicher Bewegung des Greifers wie bei
                              									voriger Naht erhalten, nur ist hier ein anderer Greifer (Fig. 23) einzusetzen,
                              									durch welchen der zweite Faden gezogen wird. Hat der Greifer wieder die
                              									Nadelfadenschleife gefangen, so bewegt sich derselbe über die Stoff kante (Fig. 24),
                              									während die Nadelfadenschleife über den Greifer gleitet. Die Nadel (Fig. 25) sticht über den
                              									Greiferfaden und sobald sich der Greifer (Fig. 26) zurückzieht,
                              									entsteht durch den Greiferfaden eine Schleife um die Nadel. Die Nadelfadenschleife
                              									fällt ab, so daſs durch die vorgehende Nadel (Fig. 27) die beiden Fäden
                              									angezogen und verbunden werden. Die letzte Naht hat gegenüber den vorstehend
                              									beschriebenen den groſsen Vortheil, daſs sie sich wie jede zweifädige Naht schwer
                              									aufziehen läſst.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
